Tagebuch 25
von Hans-Joachim Heyer

18.01. - 13.2.2004

Kryptästhesie: Die Zeit schreibt (15.1.2004, S.34 (http://www.zeit.de/2004/04/Elite)): "Es begann mit einem journalistischen Missverständnis. Franz Müntefering hatte ja keineswegs innovative „Elitenförderung“ eingeklagt, sondern – Wortprotokolle beweisen es – er hatte lediglich gesagt: „Das Land benötigt mehr Leistungsträger auf dem Feld der Kryptästhesie.“ Daraufhin wälzten 300 Leitartikler den Duden, um festzustellen, dass offenkundig ein bildungspolitisch heikles Defizit existiert: Wir seien, so schien der Politiker zu beklagen, nicht mehr zur außersinnlichen Wahrnehmung verborgener Realitäten begabt. So kam die Forderung nach deutschen Eliteuniversitäten in die Welt. (...) Der längst nicht mehr lebende Soziologe Arnold Gehlen, der neuerdings im Zuge der geistigen Restauration gern zitiert wird, glaubte noch ganz unbefangen, man rücke in die Elite auf durch „Selbstzucht, Selbstkontrolle, Distanz zu sich und irgendeine Vorstellung, wie man über sich hinauswächst“. Und so war es ja auch bis 1945."

Bis auf obige beiden Zitate ist der Artikel aus Michael Naumanns Feder sehr schwach geraten. Er hat zwar als einer der 300 Leitartikler im Duden nachgeschaut, aber was von seiner Lektüre durch die Filter eines Geistes bin zu ihm hin durchdrang, war nicht genug, um frisch belehrt Elitäres aufs Papier bringen zu können.

Was Müntefering einklagte, war auch nichts, mit dem man zum Beispiel in einem politikwissenschaftlichen oder soziologischen Seminar an einer Uni etwas hätte anfangen können. Ich hatte seinerzeit ein paar Tests an einer Uni veranstaltet mit dem Ergebnis, daß die Professorenschaft dort nichts von politischer Bühneninszenierung und der wahren Politik dahinter wußte (siehe PolKulturHaus.html). Für sie existierte ausschließlich die Bühne, die jedoch nicht so hieß, da eine Bühne eine reale Welt hinter den Kulissen voraussetzt. Für sie war und ist Politik das, was in Büchern und Zeitungen, Verträgen und anderen im Prinzip jedermann zugänglichen Dokumenten steht. Meine "Definition" des Unterschiedes zwischen Politikern und Politikwissenschaftlern wurde nicht akzeptiert. Ich hatte in einem Seminar erzählt, daß meines Erachtens beide nichts miteinander zu tun haben: die wissenschaftliche Erforschung der Politik scheitere daran, daß der Wille der Politik empirisch und methodisch grundsätzlich nicht erforschbar sei. Das mit wissenschaftlicher Methodik erstellte Politikmodell hat nichts mit der realen politischen Landschaft, die ein System widerstreitender "Mächtigkeitsballungen" ist, zu tun. Wer aus dem "ich will" ein "er muß" im Verbund mit Zufällen macht, hat nichts vom Willen verstanden. Ich erklärte den freien Willen eines Machtmenschen als im Politikprofessor (uns Studenten) gespalten in Zufall + Notwendigkeit. Wenn ein Machtmensch etwas will, erklärt der Politologie, er sei gezwungen (oder: es war rationale "Wahl") , dies und das zu tun, und dann sei noch der Zufall ins Spiel gekommen. Ich schrieb die Formeln an die Tafel: "Wille = Notwendigkeit + Zufall; Politik = Wille; Wissenschaft = Notwendigkeit + Zufall")

Ich redete also davon, daß es hinter der Inszenierung auf der öffentlichen "demokratischen" Bühne eine wahre Politik gebe, die mit Demokratie nichts zu tun habe, im Gegenteil: es ginge dort um Machtspiele, bei denen jeder seine eigenen Interessen durchzusetzen versuche - meist gegen den diffusen Willen des Volkes. Der Lobbyismus sei keine demokratische Institution, sondern eine Institution zwecks Ausschaltung von Demokratie. Ich erntete bei Dozenten und Studenten gleichermaßen ungläubiges Kopfschütteln. Ich sah mich als den einzigen, der zur "außersinnlichen Wahrnehmung verborgener Realitäten" in der Lage war. Auch meine Erklärungen zur politischen Elite gingen im Gelächter der Anwesenden unter, aber ich ließ mich natürlich nicht beirren und band ihr Lachen in meine Rede ein. Ich erzählte, die politische Elite seien Menschen der Macht. Keine verliehene Macht, die man über "demokratische Wahlen" verliehen bekomme - das sei keine Macht. Sondern Macht durch Bewußtheit. Bewußtheit sei ein Leben in einer höheren Sinnwelt, Leben in einer Welt des Willens, wo es Notwendigkeit und Zufall nicht gebe, sondern bloß den Willen anderer Mächtiger. Wahre Machtmenschen leben in der ewigen Gegenwart, und ihre geistigen Utopien und Pläne seien die determinierte Zukunft derer, die im ohnmächtigen Raum von Notwendigkeit + Zufall leben. Wahre Machtmenschen seien Menschen, die wüßten, wie man geistig wächst - und sie wüchsen über das gewöhnliche Menschsein hinaus in für die Zurückgebliebenen unvorstellbare Sphären. Ich sagte: "Ihr habe es noch nie in eurem Leben mit wahrer Politik zu tun gehabt, sondern immer nur mit deren Erscheinungen: mit Notwendigkeit und Zufall. Euer Leben ist zerfallen in Mechanisches und Zufälliges. ...

Und so redete ich und redete in meiner Abschiedsvorstellung; ich hätte das alles auch meinem Hund erzählen können. Sehr irritierend für mich war, daß in einem soziologischen Seminar das Buch "Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (BergerLuckmann2.html" von Berger und Luckmann besprochen wurde. Hier konnte ich durchaus offene Ohren für alles, was ich oben sagte, finden. Alle stimmten zu! Warum? - Weil meine Thema hier auch offizielles Thema war. Aber dann kam das nächste Seminar - und Berger-Luckmanns Einsichten war nicht mehr vorhanden. Die Schotten waren wieder unten. Es wurde weitergemacht, als hätte es dieses Buch nie gegeben und als hätte es niemand gelesen. Dieses Erlebnisse eröffnete mir und nur mir Einsichten in die hohe Kunst der Gehirnwäsche (und wie man sich dagegen schützt).

Aus diesem Grund weiß ich, was mit den in TB 24 geschilderten "Reality-TV-Shows (tb24.html#0126)" beabsichtigt ist.

29.1.2004: Sinn des Lebens: Hat das Leben einen Sinn oder müssen wir ihm erst einen geben? Viele Menschen leiden darunter, zu "wissen", daß das Leben keinen Sinn hat. Es ist zufällig entstanden, wird sich entwickeln und wird spätestens in hundertmillionen Jahren wieder von der Erde verschwinden, wenn die Sonne sich weiter aufgeheizt hat und die Erde zur Wüste macht. Die Wissenschaft bietet weitere Untergangsszenarien an, zB daß das Magnetfeld verschwindet und die harte Sonnenstrahlung die Pflanzen - unsere Nahrung - verbrennt, oder daß aufgrund fehlender Meteoriteneinschläge der Boden unfruchtbar wird oder aufgrund eines großen Meteoriteneinschlags alle höheren Lebewesen vernichtet werden. Dann war alles menschliche Streben umsonst.

Aber man muß nicht so weit in die Zukunft denken, um Sinnlosigkeit zu erfahren. Viele Menschen sind der Überzeugung, daß die Welt ohne sie genausogut - wenn nicht besser - auskäme. Viele sehen sich selbst als Zufallsprodukt: "Mama und Papa hatten einmal nicht aufgepaßt!" sagte mir mal jemand, um zu beweisen, daß er nicht gebraucht werde und daß es niemanden auf der Welt gebe, der sich seine Existenz gewünscht habe. Er sei bestenfalls auf diesem Planeten geduldet.

Ich hatte einmal eine Diskussion mit einem Philosophen, der meinte, die objektive Sinnlosigkeit des Lebens gehe allein schon daraus hervor, daß das Universum sich in einem Selbstorganisationsprozeß entwickelt habe. Egal, ob Geist oder Materie das primäre "Element" des Universums sei, gewiß sei, daß zuerst das Unbewußte und dann erst das Bewußte existiert habe (wie bei einem Säugling, der ja nicht zuerst bewußt und dann unbewußt werde, sondern umgekehrt). Dieses Unbewußte habe "sich selbst" organisiert und Bewußtsein hervorgebracht. Da alles, was sich selbst organisiert, nach mechanischen (physikalischen) Regeln abläuft, die kein Ziel, keinen Sinn "kennen", ist auch das, was darauf aufbaut, sinnlos.

Der Philosoph bezeichnete diesen Zustand als Skandal, und deshalb wäre es ihm lieber, wenn nichts existieren würde, als daß es etwas gebe. Der Skandal sei, daß überhaupt etwas existiert. Schon König Salomo sagte, alles sei eitel. Auch er habe die völlige Sinnlosigkeit allen Strebens erkannt und sei daran verzweifelt. Was uns bleibe, sei die Verdrängung dieser verfluchten Tatsache: die Ablenkung in Arbeit und Vergnügen, Ablenkung vom Leiden an der Existenz. Er verfluche sich, je Wahrheit gesucht zu haben und warne jeden, den er trifft, davor, zu philosophieren. Aus diesem Grund verweise er seine Studenten auch stets auf die Naturwissenschaften und versuche sie vom "Tod der Philosophie" zu überzeugen, obwohl es seine wahre Überzeugung sei, daß nicht die Philosophie tot sei, sondern daß "bloß" die Philosophen einen "Tod des Geistes" stürben. Mir warf er vor, daß ich mich selber betrüge, falls ich anders denken würde als er. Aber andererseits sei er auch neidisch auf meinen Selbstbetrug, denn ihm gelänge dieser leider nicht. Sein einziges Heilmittel sei die Betäubung: Betäubung durch chemische und kulturelle Drogen: Tabletten, Alkohol, Musik und Arbeit bis zur Erschöpfung ...

Ich erzählte ihm, daß ich aus der "Erkenntnis" der Sinnlosigkeit des Lebens andere Schlüsse gezogen habe. Ich habe erkannt, daß dieses Denken eine Falle sei, in die wir geraten seien, und der ich entkommen sei. Ich sagte, er stecke in der Falle, indem er annimmt, das Bewußte gehe aus Unbewußtem hervor. Das sei dieselbe Falle, in die die Naturwissenschaftler getappt seien, indem sie glauben, das Belebte gehe aus dem Unbelebten, das Denken aus der Physik, hervor. Solche Theorien stammen aus einem verfehlten Zeitkonzept. Die Erkenntnis der Sinnlosigkeit entstamme einem mechanischen ("rationalen") Denken, und Mechanik enthalte keinen Wertbegriff, also kein Konzept für Ziele oder Zwecke oder Sinn. Ich erklärte dem Philosophen, er sei nicht Täter einer Philosophie, sondern Opfer! Er lehne die Philosophie ab, weil er nie ein Philosoph war! Er sei nur ein unbewußter Nachbeter. Das sei ja auch der Grund, weshalb er Professor geworden sei. Die Herren der Welt wollen aus Machterhaltungsgründen möglichen Nachwuchs knapp halten. Deshalb müßten jedes Jahr aufs Neue mit riesigem finanziellen Aufwand tausende intelligenter junger Menschen aufs Glatteis (in die Fänge der Naturwissenschaft) geführt werden. Daß er Philosophieprofessor sei, sei deshalb nicht ohne Sinn! Er erfülle seine Vorbildfunktion vorbildlich. Daß er seine gesellschaftliche Funktion völlig verkannt habe, sei Bestandteil seiner gesellschaftlichen Funktion, auf die er in seinem eigenen Studium glänzend vorbereitet worden sei.

Ich entwickelte ihm dann meine Philosophie von der Herrschaft des sinnstiftenden freien Willens über das sinnlose, aber sinnerfüllende mechanische "Prinzip" - selbstverständlich gegen 10 % seines Nettoeinkommens. Ich erklärte ihm die geheime Philosophie der Herren der Welt. Man denke nicht, daß ich das Geheimnis unter gleichlautendem Titel in "HerrenderWelt.html" gelüftet hätte. Um hinter das wahre Geheimnis zu kommen, muß man hinter den eigenen Spiegel des Bewußtseins blicken lernen. Ein jeder Mensch sieht in der Welt - und meine HP gehört dazu - ausschließlich den Istzustand seines Bewußtseins gespiegelt. Ein jeder sieht, was der Grad seiner Wachheit erlaubt. Wer hinter die Mauer seines Sehvermögens schauen will, muß persönlich von einem Weiter-Sehenden auf gewisse Dinge hingewiesen werden, und zwar so oft, bis er endlich sieht. Wenn es anders wäre, gäbe es Grund für mich, meine HP einzustellen und es wie andere Lehrer zu machen, die von ihrem Hirnschmalz finanziell leben wollen: daß sie die Ware, die sie verkaufen wollen, nicht vorher verschenken. Auch ich verschenke nichts. Das begreifen leider nur die Wenigsten. Aber auf die kommt es an.

„Das Land benötigt mehr Leistungsträger auf dem Feld der Kryptästhesie.“ (s.o.) Die Herren der Welt waren allzu erfolgreich. Nun brauchen sie wieder Nachwuchs...

Beinahe hätte ich vergessen, zu schreiben, was ich auf die Frage nach dem Sinn des Lebens antwortete: Ich begann mit dem Statement, daß die Welt ärmer wäre, wenn es nur einen einzigen "objektiven" Sinn gebe. Ich finde es sehr gut, daß es einen solchen Sinn nicht gibt. Das eröffnet einem jeden bewußten Wesen, selbst Sinn zu stiften. Da es eine Hierarchie der Bewußtseine gibt, gibt es auch eine Hierarchie der Sinnstifter. Die Sinnstiftung der höchsten Wesen sei für die niederbewußteren etwas "objektiv" Gegebenes. Es gebe Wesen, die bestimmt hätten, was Fortschritt sei. Niedere Wesen erleben diesen Willen mechanisch als Evolution. Der Sinn, den ich meinem Leben gegeben habe, ist, in die Spitze der Bewußtseinshierarchie zu gelangen. Mein Sinn ist, Sinnstifter zu sein. Das mechanische Universum muß intelligent gesteuert werden. Die vermeintliche Folge herrscht über die vermeintliche Ursache. Die Gegenwart herrscht über die Vergangenheit. Die Vergangenheit erweist sich als gegenwärtige Erscheinung. Sie ist der unsichtbare Teil der Gegenwart.

30.1.2004: Leben zum Tode? Der Unterschied zwischen einem Kind und einem Erwachsenen ist unter Anderm der, daß der Erwachsene Erfahrungen angesammelt hat, geistige Werkzeuge, die ihm helfen, sich in der Welt zurechtzufinden. Fast der gesamte Alltag eines Erwachsenen besteht aus einer Aneinanderkettung eingeübter Handlungen. Von 1000 Möglichkeiten, Morgens aus dem Bett zu steigen, nutzen wir nur zwei oder drei. Von 1000 möglichen Varianten, zu frühstücken, nutzen wir nur zwei oder drei. Wir setzen uns immer an denselben Platz, wir trinken immer nur Milchkaffee. Auch unsere Arbeit bewältigen wir nur, weil wir tausenderlei Handlungsroutinen abgespeichert haben. Ausbildung ist nichts anderes, als der Erwerb routinierter Bewegungsabläufe. Jede "erfahrene" Bewegung, die wir machen, eröffnet uns Möglichkeiten, raubt uns aber im Gegenzug Freiheit. Daß wir heute eine hochentwickelte Zivilisation haben, verdanken wir der Tatsache einer intelligenten Einschränkung von unendlich vielen möglicher auf eine begrenzte Anzahl tatsächlicher Handlungen. Dem unendlichdimensionalen Chaos wird eine begrenzte Ordnung eingeprägt: unsere Welt. Was wir erleben, ist das Übriggebliebene. Das unendlich viele andere, auf das wir verzichteten, als wir uns zum Kulturerwerb entschlossen, sehen wir nicht mehr - außer vielleicht auf einem LSD-Trip.

Ein Kind lernt, indem es seine Möglichkeiten reduziert. Diese Reduktion ist ein Leben auf den Tod hin, denn das Sterben ist der letztmögliche Lernschritt, die letzte Erfahrung. Was geschähe, wenn wir wir aufhören würden, uns zu reduzieren, aufhören würden, Erfahrungen zu machen? Eine erste Überlegung sagt uns, daß es nicht möglich ist. Ich möchte dieses Urteil genauer untersuchen.

Es gibt zweierlei Erfahrung: Die erste, bekanntere Art ist die Erfahrung, die wir unter dem Aspekt machen, einer Welt, in der wir uns zu orientieren lernen müssen, gegenüberzustehen. Hier bin ich; dort ist die Welt. Die meisten Erfahrungen werden gemacht unter der Voraussetzung einer Subjekt-Objekt-Spaltung. Was geschieht, wenn wir Erfahrungen unter einer völlig anderen Voraussetzung machen würden? Wäre auch diese Erfahrung eine "auf den Tod hin"?

Was geschieht, wenn wir diese Subjekt-Objekt-Spaltung aufgeben, zum Beispiel, indem wir die Außenwelt als Innenwelt interpretieren? Dem routinierten Leser meiner HP wird diese Idee vertraut erscheinen. Erkennen wir die Außenwelt als Spiegelung er Innenwelt, so brauchen wir uns nichts mehr so zu merken, wie wir es gewohnt waren. Was wir in der Außenwelt sehen, ist dann bereits unser Wissen, unsere Erinnerung, unsere Erfahrung. Wir machen nicht mehr ein Modell vom Modell. Uns reicht das Primärmodell. Damit gewinnen wir die Möglichkeit, den Kreislauf dieser ständigen Reduktionsschritte unserer Seele hin zum Tod zu verlassen. Wir leben in unserer externalisierten Innenwelt. Innen und Außen fallen zusammen. Schelling nannte diesen Bewußtseinszustand "Subjektobjekt" (prüfen!).

Was wir nach der Transzendierung der Subjekt-Objekt-Spaltung finden, ist eine schwindelerregende Freiheit, das Leben in Ewigkeit: reine Magie. Ich habe meine Errungenschaft in diversen Internetz-Philosophie-Foren vorgestellt und mir viel Kritik eingehandelt. Die meisten Diskutanten waren der Ansicht, mit mir über meine "Thesen" streiten zu können. Ja, über Thesen, die man nicht lebt, die also abstrakt - unverbindliche Gedankenspiele - sind, kann man trefflich streiten. Aber nicht streiten kann man über seine lebendige verbindliche Lebenspraxis. Die Leute verstehen nicht, daß ich unmöglich streiten kann über das, was ich erlebe. Mir schrieb doch tatsächlich mal einer, meine Philosophie müsse falsch sein, weil ich einmal erlebte (Paranormal.html), wie der Vollmond vom Himmel verschwand, ohne daß sein Lichtschein auf der Erdoberfläche fehlte, d.h. es blieb eine helle Nacht, und mein Körper warf weiterhin einen Schatten vom Mondlicht. Der Kritikaster konnte nicht begreifen, daß man Erlebnisse nicht diskutiert, sondern bloß deren Interpretationen. Erlebnisse sind Darstellungen unserer Primärphilosophien; Interpretationen sind sekundäre oder nachgeordnetere Systeme. Meine Philosophie ist meine Primärphilosophie. Sie steht nicht zur Diskussion. Ich schreibe, was ich erlebe, nicht, was ich spekuliere. Ich untersuche ausschließlich mein Erleben.

Ich werde als arrogant hingestellt, weil ich es ablehne, meine erlebte Welt zu diskutieren. Aus diesem Grund beantworte ich in meinem Pasimonyforum.html Fragen, aber ich stelle mich nicht der Diskussion. In PhilTalk - beispielsweise - diskutiere ich mitunter fleißig. Manches, wessen ich mir inzwischen sicher bin, weil ich es erlebe, stellte ich gelegentlich so hin, als wäre es noch diskutable Theorie, weil ich Brücken bauen will zum Gegenüber. Aber will jemand gelebte Wahrheit, will er leben, statt tote Theorien zu wälzen, verlange ich, daß das Diskutieren aufhört, und das bedeutet in der Regel: Gehorsamkeit, und zwar aus dem Grund, daß ich es bin, der den Diskutanten über den Spiegel seiner Welt hinausführen kann und nicht umgekehrt. Ich kann ihn dahin führen, wo das Leben verbindlich gelebt und folglich nicht mehr diskutiert wird. Daß ich trotzdem nie blinden Gehorsam verlange, wird jeder, der mit mir verkehrt, schnell merken. Ich bin ein Augenöffner, kein Sandmann!*

Allerdings wird die Sache für mich immer prekärer, da es auf meine Schüler verwirrend wirkt, wenn ich Dinge diskutiere, die schon lange nicht mehr zur Diskussion stehen. Ich möchte diesen unwürdigen Zustand beenden, aber das ist nicht einfach. Gerade gestern hatte ich wieder einen Versuchsballon steigen lassen, und ich erhielt die empörte Entgegnung des Angesprochenen, daß er sich das Selberdenken nicht nehmen lassen würde, und das Verlangen nach Gehorsam sei eine unerträgliche Anmaßung meinerseits. Ich kann das alles sehr gut verstehen; auch ich hatte mir fast nie etwas sagen lassen; auch ich hatte jegliche Bevormundung stets empört abgelehnt. Also gut, ich beende meine Bevormundung und beobachte die "Freidenker", wie sie diskutieren und diskutieren - ohne Ende. Einige dieser Diskutanten haben bereits mehrere tausend Beiträge in diversen Philosophieforen verfaßt. Und ich mache mir zuweilen das Vergnügen, zur Kenntnis zu nehmen, WAS derjenige alles diskutiert, in Frage stellt - und folglich noch nicht erlebt hat. Ich versuche herauszufinden, welche wirklich gelebten Gewißheiten diesen tausendfältigen Spekulationen zugrundeliegen.

Tja, was ich da sehe - und nur ich sehe das ((ich bin halt "Kryptästhetiker" (s.o.)) aufgrund meiner Philosophie, Bedingung meines Sehens) - ist eine riesige Diskrepanz zwischen wirklich gelebter Lebensphilosophie und den diskutierten Theorien. Diese Leute denken viel zu viel über fremde Theorien nach und viel zu wenig über ihre Primärphilosophie. Und irgendwann merken sie, daß sie sich mit ihrem Theoretisieren unendlich im Kreise gedreht haben und gescheitert sind - ich verweise auf meine "Diskussionen (Kritik.html)" mit Reschke. Dann machen sie den überzogenen Umkehrschluß und wollen ganz auf das Denken verzichten ("loslassen") und schließen von ihrem Scheitern auf meines. Dann denke ich: Hätte ich doch bloß dieses Spielchen nicht mitgespielt, dann hätte ich sie zu diesem Fehlschluß nicht verführt. Gut, aber dann wäre Kommunikation mit diesen Menschen nicht zustandegekommen. Sie identifizieren sich nun einmal mit ihren rationalen Theoriespielen und nicht mit dem, was sie wirklich denken.

* Ein Leser bat mich, die Sache mit der Gehorsamkeit näher zu erläutern. Er äußerte in seinem E-Brief ganz richtig die Vermutung, daß die Gehorsamsforderung etwas mit meiner Philosophie zu tun hat. Es geht um meine Kommunikations- "Theorie", die besagt, daß Informationsübermittlung zwischen Menschen anders verläuft, als zwischen zwei Komputern. Weisen zwei Komputer dasselbe, bzw. kompatible Textsystem(e) auf, können Informationen 1 : 1 von einem auf den anderen Komputer übertragen werden. Zwischen Menschen ist es anders, denn keine zwei Menschen besitzen identische Textsysteme. Der zu Informierende, der Informand, erhält nicht die Information des Informanten, sondern seine eigene Interpretation der Information. Im Prozeß der Interpretation wird Systemfremdes in Systemeigenes umgewandelt. Dabei geht das spezifisch Neue allerdings verloren.

Beispiel: Wenn ich einem Blinden einen Erlebnisbericht meiner letzten Urlaubsreise gebe, kann er nicht wirklich verstehen, was ich ihm über Gesehenes erzähle. Ebenso verhält es sich, wenn ich einer anderen Person meine Philosophie mitteile. Sie wird sie anhand ihrer eigenen Philosophie, sei sie bewußt oder unbewußt - interpretieren. Sie wird mehr von ihrer eigenen Philosophie zu hören oder zu lesen glauben, als tatsächlich von mir stammt. Gestern schrieb mir jemand: "Deine "Philosophie" ist nichts als Geisterspuk!" hierbei meint er selbstverständlich nicht, was ich unter Geisterspuk verstehe, sondern was er darunter versteht. Selbiges gilt für den Begriff "Philosophie". Er verwendet nicht das Wort, wie ich es verstehe, sondern wie er es versteht. Auf diese Weise ist erklärlich, daß wir uns mißverstehen. Wenn ich seinen Satz lese, verstehe ich nicht das, was er meint. Nein, nicht ganz: Er versteht mich miß; ich verstehe ihn nicht miß! Das liegt daran, daß ich von diesen Kommunikationsproblemen weiß, er nicht, sonst hätte den Schmarrn nicht geschrieben.

Es geht nun um die Frage: Wie schaffe ich es, Informationen, wie ich sie verstehe, dem Informanden möglichst unverfälscht zu übermitteln? Das ist das Problem, zu dem ich eine Lösung suchte. Und um es kurz zu machen: Die Lösung, die ich fand, war die, daß ich den Informanden entweder überreden (manipulieren) muß, oder, wenn ich ihm wohlgesonnen bin, von ihm Gehorsamkeit fordere. Das hört sich böse an, geht aber leider nicht anders. Aber ich bin offen für bessere Vorschläge. Wenn ich dem Informanden wohlgesonnen bin, mache ich ihn darauf aufmerksam, daß er das, was ich zu sagen habe, nicht verstehen kann, denn seine Interpretation meines Gesagten ist nicht das, was ich meinte. Ich werde von ihm also Vertrauen fordern müssen: Er muß mir glauben, daß das, was ich mit ihm veranstalte, das Richtige ist.

Ich halte das für ehrlicher, als zB das Verhalten eines Politikers, wie ich es letztens im Fernsehen (es ging um das Thema: "Dürfen Politiker lügen?") beobachten durfte: Er lobte den Wähler über den grünen Klee ob dessen Intelligenz, jede Lüge schnell durchschauen zu können, sodaß sich jeder lügende Politiker selber in Abseits stellen würde. Nun für mich stellte sich dieser Politiker mit diesem frechen Satz ins Abseits. Er hat sich dem Wähler kumpelhaft angebiedert, nur um ihn dann umso rücksichtsloser zu betrügen. Aber was hätte er sagen müssen, wenn er die Wahrheit gesagt hätte? Nun, er hätte genau das sagen müssen, was ich hier geschrieben habe: "Leute, ihr habt keine Ahnung von Politik. Also haltet euch da aus, wählt mich und glaubt mir blind - oder, 2. Möglichkeit: Ihr nehmt die schwere Arbeit auf euch und informiert euch umfassend!"

Die beste Kommunikationsmethode ist die, daß der Informand den Inhalt des Gesagten, also die Information, mit eigenen Worten wiederholt, und der Informant muß bestätigen oder korrigieren. Trotzdem "kauft" der zu Informierende stets die Katze im Sack. Wenn er erst einmal die Sache begriffen hat, steckt sie unlöschbar in ihm drin. Dann gibt es keine Möglichkeit der Abwehr mehr. Aus diesem Grund forderte ich Gehorsam. Das schreckt diejenigen ab, die von meiner Philosophie nichts wissen wollen und klärt die anderen auf, daß es nicht harmlos ist, echte Bekanntschaft mit einer starken Philosophie zu machen. Jemand, der Hegel wirklich versteht, ist unwiderruflich Hegelianer. Jemand, der Kant wirklich versteht, ist unwiderruflich Kantianer. Warum? Hegel und Kant waren überlegene Geister, die man nicht "ungestraft" oder "unbelohnt" anruft. Man wird verändert.

Das ist der Unterschied zwischen unverbindlichen (aber leider auch sinn- und folgenlosen) Gedankenspielchen und echter Information, die ich ihres unwiderruflichen Charakters wegen "Einweihung" nenne. Echte Information ist magisch: eine Initiation, eine Einweihung. Danach ist man ein anderer Mensch, als man es vorher war. Ja, echte Sprache ist auch heute noch magisch. Wo die Sprache ihre Magie verloren hat, hat sie ihren informativen Charakter verloren. Man achte auf das, was man sagt und auf das, was man sich anhört.

In meiner Seite "Bewußtsein" schrieb ich: "Sigmund Freud schrieb ( in einer VL über über Fehlleistungen im Jahre 1915): "Worte waren ursprünglich Zauber, und das Wort hat noch heute viel von seiner ursprünglichen Zauberkraft bewahrt." Wer meine hier veröffentlichten Texte liest, bedenke, daß ich keine Herdenmitgliedschaftsvergewisserungssprache spreche, sondern Zaubersprache."

6.2.2004: Weiteres zum Thema Gehorsamkeit: Es gilt eine bestimmte Struktur zu begreifen: daß Wissen PERSONENGEBUNDEN ist und bleibt. Die sog. "Objektivität", von der Wissenschaftler immer faseln, ist keine echte Personenungebundenheit, sondern ein Schwindel. Es gibt keine objektiven Beobachtungen! (intersubjektiv ist nicht objektiv!) Dieses Wissen ist die philosophische Begründung für die Notwendigkeit einer PERSÖNLICHEN autoritären Lehrer-Schüler-Beziehung - nicht Egozentrik, die dem Gehorsamfordernden oft vorgeworfen wird. Ich hatte an anderer Stelle (Tagbuch11.html#methode) schon geschrieben, daß mich meine Texte und Gedanken (die in der Summe meine Philosophie bilden) nie verlassen, sondern Teil von mir bleiben. Das wird sofort einsichtig, wenn man die Welt als raum- und zeitloses Informationssystem, als Konstrukt, in welchem Wissen die Substanz ist, begreift. Jede Information, die ich gebe, ist ein Mem. Man kann sich meine Meme als kleine "Geisterchen" vorstellen, kleine Hilfsgeister, die mir dienen, die mich formen. Jeder Informant schafft Meme, die ihm gehören und von denen andere "besessen" werden können, wenn sie "lernen". Daß es in der Magie nur persönliche Meister-Schüler-Verhältnisse gibt, liegt daran, daß der Schüler nur dann Schüler ist, wenn er seine Meme vom Meister erhält.

In der Naturwissenschaft scheint das anders zu sein. Hier kann ich an meine Information kommen, indem ich in einem Lehrbuch nachschaue oder ich kann einen beliebigen Experten fragen. Sie werden alle dasselbe sagen. Der Grund liegt angeblich darin, daß die Wissenschaft über objektives Wissen verfügt. Der Magier aber sieht, daß der wahre Grund darin liegt, daß die Autorität verschleiert wurde: Ein Sklave fragt einen andern Sklaven. Es sieht nur so aus, als spiele Autorität keine Rolle und als sei das System die Autorität. Es sieht nur so aus, als seien die Sklaven systemhörig. Aber hinter dem System steckt eine Autorität, der sie dienen: ein Mensch. Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, daß der Schwindel der Wissenschaft dadurch zustandekommt, daß man Intersubjektivität mit Objektivität gleichsetzt. Dadurch wird man blind für das Subjekt. (8.2.:) Die Wissenschaft ist nicht frei. Sie ist durchaus interessegeleitet, besonders was die Humanwissenschaften Medizin und Psychologie, sowie Energietechnologien betrifft. Hier wird aus wirtschaftlichen Interessen nicht erforscht, was gesund macht, sondern was krank und arbeitsfähig erhält. Die Medizinbranche und Pharmaindustrie verdienen nichts an Toten und Gesunden. Darum versuchen sie den Menschen in der "Schwebe" dazwischen zu halten. Die Soziologie erforscht nicht das optimale (gesunde) Zusammenleben der Menschen, sondern die optimalen Ausbeutetechniken, der sich die Machthaber bedienen können. Dezentrale Energiegewinnung wird von den Großkonzernen solange bekämpft, wie sie die Kontrolle darüber nicht haben. Ebenso werden alle Patente auf verschleißarme Produkte, zB nicht durchbrennende Glühbirnen, nichtrostende Autos, unter Verschluß gehalten. -

In Wahrheit funktioniert auch das normale Schulsystem autoritativ magisch, indem Dämonen oder Meme erschaffen werden, die dann andere Seelen besessen machen. Sigmund Freud war Weltmeister darin, die antike magische Sprache, in der alles klar aufs Tapet kam, zu verschleiern und zu entmystifizieren. Aus Dämonen wurden Komplexe; aus Besessenheit wurde Lernen. Aber man mache sich nichts vor: Echtes Lernen ist wie ein Bezwungenwerden. Das ist keine harmlose Sache, eher eine Infektion. Man achte auf das in Tagebuch 5 zitierte Wörtchen "Parasiten (Tagebuch5.html#wetter)". Ich habe schon viele Menschen im Dreck sitzen gesehen, und das einzige, was sie hinderte, aufzustehen, war etwas, was sie gelernt hatten, zB "Ich bin objektiv ein Penner!" Ein Jemand hatte es geschafft, den Penner zu bezwingen. Da gibt es Kultusministerkonferenzen, in welchen die Minister die Vorgaben ihrer Herren durchsetzen. Hier wird festgelegt, welche Schlüsselfunktionen der Hauptschüler, der Gymnasiast oder der Philosophiestudent nach Abschluß seiner Ausbildung ausführen können soll und welche nicht. Das ist Magie. Ob Hauptschul- oder Philosophiestudium-Absolvent: Er soll nicht denken können, sondern berufsspezifisch funktionieren! Und solange der Penner funktioniert, darf er sich als anerkannter Mitbürger fühlen. Wird seine Qualifikation nicht mehr gebraucht und läßt er sich nicht mehr umschulen: Weg auf den Müll! Und er wird auch dann nicht wissen, was ihm fehlt, um aufzustehen. Der Kultusminister hat es so gewollt.

Der große Salvador Dali, der in seiner bescheidenen Art und Weise jedem, der es wissen wollte, erzählte, daß er das größte Genie sei, wurde einmal gefragt, wie er zum Genie geworden sei. Er antwortete, man müsse bloß so tun, als ob. (s. "Psychiater.html", zweitletzter Absatz) Nun, es gehört noch etwas mehr dazu (zB Konsistenz). Aber warum sollte Dali sein Wissen jedermann preisgeben? Aber Dali hat das Wesentliche genannt. Hätte unser Penner dieses Sätzchen gewußt, wäre er kein Penner. Was wäre passiert, wenn Dali dem Penner den ominösen Satz ins Ohr geflüstert hätte? Nun, dann hätte der Penner sich entschieden, was ihn mehr "überzeugt". Dann hätten zwei Magier in seiner Seele gekämpft, und es hätte wahrscheinlich derjenige gesiegt, der dem Penner schon früher davon überzeugt hatte, ein Penner zu sein. Ich kämpfe auch sehr häufig gegen die Kultusminister - eigentlich nur (s. "Weltverschworung.html", drittletzter Absatz)!

Was hat den Penner in den Straßengraben gebracht? Er hatte einmal Frau und Kind, ein Haus und einen tollen Job. All das hatte sein Weltbild geprägt. Er hatte feste Vorstellungen von Besitz und Arbeit und was man in jeder beliebigen Situation zu tun hatte. Dann ging die Frau fremd, er wurde arbeitslos und sollte Alimente zahlen. Es gab Streit, er griff zum Alkohol usw. Wir kennen solche Geschichten. Wichtig dabei ist, zu begreifen, daß sich das alles in einem ministergenehmigten bürgerlichen Rahmen abspielt: in dem Weltmodell, das der Penner als Realität ansieht. Sein Weltmodell, das er mit Objektivität verwechselt, hält ihn niedergedrückt im Graben. Er dient einem unbekannten Meister, dem Kreator dieses Modells. Und nun befielt dieser Meister dem Penner nicht, aufzustehen, weil das persönliche Band zerrissen ist. Der Penner kennt seinen Meister (oder seinen Minister) nicht. Also bleibt er liegen.

Einem Dali wäre das nicht passiert. Er wußte um das Geheimnis der Zeit. Für ihn verbogen sich nicht nur die Uhren, sondern die Zeit selbst, die er zu beherrschen lernte. Er war ein Zauberer in dem Maße, wie er das Wesen der Zeit verstand. Er wußte, was Leute wie den Penner an die Gosse fesselt. Dali kannte seinen Meister persönlich. Dann war er selber einer. Er wäre einfach wieder aufgestanden und hätte gewußt, er kann alles sein.

Echte Magie hat seinen Preis. Ich kann mir gut vorstellen, daß Viele gern in den Genuß echten Zaubernkönnens kommen würde, aber dann doch lieber verzichten, weil sie den Preis nicht zahlen wollen. Der Preis ist, daß es nur mit Hilfe von Vitamin "B" funktioniert: über persönliche Beziehungen, über sogenannte "Seilschaften". Der Zauberer kämpft stets Mann gegen Mann, und innerhalb seines Kreises hilft auch einer dem andern persönlich. Man lese in meiner "Edelmann.html"-Seite nach. Übrigens: In diesem letzten Absatz liegt die Antwort auf die Frage, warum Esser 30 Millionen Euro von Vodafone erhielt, und warum der Chef der Deutschen Bank 4000 Euro die Stunde verdient. (Diskussion zum Thema auch im Parsimonyforum.html)

8.2.2004: Ungehorsam: Ich merke, daß ich mit obigem Artikel sowie meinen neueren Forumsbeiträgen, in denen es sich um Autorität handelt, Ablehnung bei der Leserschaft erwecke. Ich werde darauf nur insofern Rücksicht nehmen, als ich bereit bin, mich näher zu erklären. Rangordnung, bzw. Autorität "waren" über Jahrhunderttausende die bestimmende Gesellschaftsform des Menschen - und ist es noch heute. "Demokratie" ist nichts als eine Verschleierung dessen, was früher unverschleiert war. Daß wir uns heute so über das Machtgeprotze Schorsch Dabbelju Bushs aufregen, liegt daran, daß er sich nicht besonders an das Verschleierungsgebot hält. Ihm ist das Volk und was es denkt, schlichtweg egal.

Anders ist es zum Beispiel mit dem ehemaligen Arbeitsminister Florian Gerster. Er ließ sich die angeblich unsauberen Beraterverträge als Rücktrittsgrund anhängen und verzichtete auf jede wirksame Verteidigung seiner beruflichen Entscheidungen, damit nicht an die Öffentlichkeit kommt, daß er ausschließlich ein Opfer politischer Ränkespielen geworden ist: Sein Vize Jürgen Weise ist als CDU-Mann den CDU-Mitgliedern der mächtigen Arbeitgeberverbände lieber als der weniger kontrollierbare SPD-Mann Gerster. Gerster wollte die inzwischen milliardenschwere Arbeitslosenindustrie, die allein von der Abzocke der Arbeitslosenversicherungen lebt, aushungern, weil er die Arbeitslosen echter, volkswirtschaftlich nützlicher, Arbeit zuführen, und die auf Dauer unfinanzierbare Scheinarbeit (ABM, "Weiterbildung") abschaffen wollte, was die Lobbyisten der Arbeitslosenindustrie, die gut an den vom Arbeitsamt bezahlen Mitarbeitern verdiente, zur Strafaktion gegen Gerster aufbrachte. Der SPD-Mann mußte weg, und sein CDU-Vize Weise mußte her. Er wird nun im Interesse der Industrie dafür sorgen, daß auf dem Arbeitsmarkt nichts passiert, außer daß in Zeiten des Arbeitsmangels bei fallenden Löhnen die 42-Stunden-Woche wiedereingeführt und bei sinkenden Renten die Lebensarbeitszeit verlängert wird, damit die Industrie noch mehr verdient und das soziale Netz den endgültigen Todesstoß verpaßt bekommt.

Tja, und Presse und Fernsehen spielen das traurige Spiel mit: Sie sind verantwortlich für das Stimmungstief der SPD, des Interessenssachwalters der Arbeiter, die von denen, denen sie helfen will, nun die Rückendeckung verliert. Was mich wundert, ist, daß Gerster und Schröder schweigen. Warum halten sie das Herrschaftswissen geheim? Warum scheitern sie lieber, als öffentlich zu machen, wie perfide die CDU-Politik inzwischen geworden ist? Mich ärgert natürlich das dumme Volk, das immer auf Seiten seiner Schlächter steht. Warum haßt das Volk immer die, die ihm helfen wollen?

Was hat dieser Ausflug in die aktuelle Politik nun mit meinem Thema zu tun? Nun, mein Thema ist Autorität. Autorität überzeugt nicht (geht nicht), sondern befielt. Da meine Philosophie immer hinter die Kulissen schaut, konnte es nicht ausbleiben, daß ich unter dem Deckmantel der Demokratie die wahren autoritativen Strukturen entdecken mußte. Und da ich die reine Lehre suche, kann es nicht anders sein, daß ich, der meine Lehre lehre, autoritär sein muß. So einfach ist das. Ich könnte natürlich - ganz populistisch - sagen, ich biete meine Lehre bloß an und überlasse dem Schüler die Wahl. Das hat zwar den Vorteil, daß ich als bescheiden gelte und nicht als größenwahnsinniger Egozentriker, aber das wäre gelogen! Es wäre gelogen, da die wahren Verhältnisse nun mal eben anders sind. Es gibt definitiv keine demokratische Ausbildung. Man lese in TB18.html#0409 den Text um folgendes Zitat herum: " In Punkto Weisheit gibt es keine Demokratie. Es gibt keinen herrschaftsfreien Diskurs (wie Habermas fälschlich behauptet): Der Wissende und Weise ist den Unwissenden gegenüber im Vorteil. .."

Wer das nicht begreift, hat in dieser HP nichts zu suchen. Ich bin hier nicht angetreten, um Quote zu machen, sondern genau das Gegenteil! Ich höre nicht wie BILD oder das Privatfernsehen auf das Volk und führe es nicht (dadurch) in den Abgrund, sondern ich erforsche die Realität und versuche mit meinem besseren Wissen unsere Kultur zu retten und zu erhöhen. Ich muß mich deshalb um die Spitze der Hierarchie kümmern, nicht um das Verständnis der breiten Masse, die BILD bevorzugt. Ich weihe die Elite ein, also die, die wenigstens begreifen, daß das, was ich schreibe, wertvoll ist. Entsprechend wenige Schüler werde ich also finden, und entsprechend hoch muß mein Stundenlohn sein. Freilich verstehe ich unter Elite nicht Geldelite, sondern Bildungs- und Bewußtseinselite. Deshalb muß mein Stundenlohn weit geringer ausfallen, als zB der vom Chef der Deutschen Bank.

10.2.2004: Zweifel: Jemand fragte mich, ob ich denn keinerlei Selbstzweifel hätte, weil ich so skrupellos meine Ansichten über die anderer Menschen stellen würde.

Antwort: Ich glaube, daß ich meine Philosophie nur deshalb so weit habe entwickeln können, weil ich Vieles in Zweifel gezogen habe, darunter auch mein "Selbst". Ich glaube sogar, daß ich besonders intensiv Selbstzweifel hatte und daß diese Zweifel Motiv für meine Philosophiererei waren. Ich kenne kaum jemanden, der so viele tausend Seiten Selbstanalyse inklusive Selbstzweifel getrieben und geschrieben hat. Trotz alledem glaube ich, daß man sich niemals je ganz kennen kann. Ich glaube sogar, mir über die Existenz dieses prinzipiellen Geheimnisses unseres Seins ganz besonders bewußt zu sein, ja mehr noch: Ich beziehe dieses Geheimnis in meine stetig wachsende Philosophie und Seelenbildung ein. Meine Zweifel an mir und der Welt waren sogar so groß, daß ich selbst die Dinge, die für 99,9% aller Menschen evidente "absolute Gewißheiten" sind, in Zweifel zog.

Meine Philosophie beginnt mit dem Zweifel, ob die Tasse vor mir auf dem Tisch wirklich existiert. Diese Zweifel waren allerdings nie Selbstzweck. Ich zweifelte, um zu neuen Fragen und neuen Antworten zu kommen. Ich zweifelte um der Gewinnung von Erkenntnis, Weisheit und Freiheit wegen. Es ist kaum ein Wunder, daß ich aufgrund meiner Zweifel und der durch sie erlangten Antworten zu gewissen Erkenntnissen gekommen bin, zu denen die Mehrheit der Menschen, die weniger an ihren Zweifeln arbeiten und mehr von ihren "absoluten Gewißheiten" gefangen sind, noch nicht kamen. Auf diese Weise ist es erklärlich, daß da, wo sie noch zweifeln, ich schon entschieden bin und Antworten habe. So entsteht das Zerrbild in der Köpfen der Mehrheit, daß ich es sei, der zuwenig zweifele. Und da meine Erkenntnisse von den "absoluten Gewißheiten" der Mehrheit abweichen, entsteht das Zerrbild, meine Erkenntnisse müssen allesamt falsch - undurchdacht - sein. Ja, so ist es immer bei den Vielen: Ihre Welt steht Kopf! Immer das Gegenteil von dem, was sie glauben, ist richtig. Diese Tatsache erklärt ja auch, daß das Volk immer seinen eigenen Schlächtern zujubelt.

Ich fordere also nicht Gehorsam, weil ich alles weiß, sondern nur, weil ich alles mehr oder weniger besser weiß. Weil ich alles besser weiß, weiß ich natürlich auch, daß die Weniger-Wissenden das unmöglich verstehen können. Verstünden sie es, wüßten sie ja mindestens so viel wie ich. Tun sie, die 99,9%, aber nicht. Also muß ich mit dem Wissen leben, daß ich mit meinem Wissen allein stehe und nicht mit Verständnis und Interesse rechnen darf. Wer den Wert meiner Philosophie erkennt, muß sie zumindest ansatzweise verstanden haben. Ich weiß, daß jede meiner Antworten bei den Unwissenden auf Ablehnung stoßen muß, denn würden sie zustimmen, müßten sie zumindest ungefähr ahnen, was ich meine.

Da ich weiß, wie Lernen funktioniert, weiß ich, daß es beim Menschen nicht so funktioniert, wie sie denken. Die meisten Menschen denken, Kontrolle über ihren "Input" zu haben. Haben sie aber nicht. Lernen ist wie wenn ein Dämon über ihre wehrlose Seele herfällt und sie besessen macht. Lernen bedeutet stets, die Katze im Sack zu kaufen, denn man weiß ja vorher nie, was man nachher wissen wird. Und wenn man es dann weiß, kann man nichts mehr rückgängig machen; man kann bestenfalls darauf spekulieren, daß man im Laufe der Zeit das Unerwünschte vergißt.

Wenn ein Lehrer einem Schüler etwas beibringt, weiß der Schüler vorher nie, was genau das Neue sein wird und wie es ihn verändern wird. Aus diesem Grund ist es unmöglich, daß der Schüler Kontrolle über das zu Lernende hat. Er hat auch noch nicht das Verständnis für den neuen Lerninhalt; dieses soll er ja erst bekommen. Also bleibt ihm real nur eine Möglichkeit: Der Schüler muß dem Lehrer vertrauen. Und Vertrauen heißt genaugenommen: ihm dienen. Und wer dient, ist gehorsam. Punkt.

Ein Philosoph, der auf hohem Niveau sich und die Welt versteht, der also auf hohem Niveau philosophiert, weiß, daß Lernen auf Überreden und nicht auf Überzeugen beruht. Der Schüler, der dasselbe Niveau anstrebt, wird diese "unangenehme" Tatsache, auf der auch die Fähigkeit, Magie auszuüben beruht, akzeptieren müssen. Meme oder Dämonen breiten sich ungefragt von Seele zu Seele aus. Kontrolle hat nur, wer es lernt, das zu erkennen und zu nutzen. Mit Hilfe meiner Philosophie habe ich mir selber einen Dämon zugelegt, der so stark ist, daß andere Geisterchen keinen dauerhaften Einfluß mehr auf meine Seele ausüben können. Ich stricke immer nur an meiner Philosophie weiter, und jede andere "fixe Idee", die mich besessen machen will, wird früher oder später von meiner Hauptidee aufgefressen. Das ist mein Schutz(engel); das ist meinetwegen auch mein Fluch. Aber da ich die Nachteile meiner Philosophie genau kenne, weiß ich auch dem "Fluch" das Beste abzugewinnen.

Ein anderer Leser: "Das "bessere Wissen", das einen der Überzeugung sein läßt, Zusammenhänge besser erkennen und verstehen zu können, als der durchschnittliche Zeitgenosse, ist natürlich etwas Selbstbezügliches. Denn die Erkenntnis, etwas besser zu wissen, ist ja schon Teil des besseren Wissens.

Der Lehrer, der Gehorsam von seinen Schülern fordert, muss zunächst das Vertrauen seiner Schüler gewinnen. Ebenso sollte er Lehren ohne zu Be-Lehren.

Antwort: Das ist richtig. Deine Bemerkung brachte mich dazu, noch einmal darüber nachzudenken, ob das Unverständnis, das die meisten Menschen mir gegenüber an den Tag legen, auch in entgegengesetzter Richtung gilt: daß auch ich nicht die Möglichkeit habe, andere Menschen - ja sogar die Mehrheit - zu verstehen. Ja, ich muß wohl zugeben: Dieses Unverständnis gilt wohl grundsätzlich auch in der Gegenrichtung. Was mich dazu verführt, zu glauben, in einer besseren Position zu sein, ist fast nur meine Erinnerung, selber einmal so wie die Mehrheit gewesen zu sein. Was sie sagt, hatte ich vor 30 Jahren auch gesagt. Ich glaube, daß ich vor 30 Jahren in ihrer Welt lebte und heute fast nur aufgrund meiner Erinnerung über einen Vergleich zwischen früher und heute verfüge. Zwischen mir früher und mir heute besteht ein Unterschied wie zwischen einem Kind, dessen Welt der Sandkasten ist und dem Erwachsenen, der die Erde bereist.

Vielleicht ist es ein Vorurteil: Ich kann es nicht beweisen, daß zB die Meldungen in BILD lächerlicher Unsinn, dummes Zeugs, sind und nicht etwa etwas Geniales, das mich überfordert und mir nur aus diesem Grunde lächerlich erscheint. BILD reduziert Komplexität, die ich wahrnehme. Also ist BILD blöd und nicht ich.

Dann verfüge ich noch über einen weiteren Grund für meine Theorie, daß ich besser dran bin: Ich bin davon überzeugt, glücklicher als die meisten anderen Menschen zu sein. Auf mich trifft Nietzsches Satz vom "Weideglück der Kühe" nicht zu. Falsches Wissen macht unglücklich, aber Weisheit ist eine Vorstufe der Glückseligkeit.

Deinem 2. Punkt kann ich nur zustimmen. Allerdings möchte ich nicht bei jedermann Vertrauen gewinnen. Dazu ist meine Philosophie zu gefährlich. Ich erachte es für richtig, in dem Maße, wie meine Philosophie zunehmend gefährlich für ein bürgerliches Leben wird, zunehmend ängstliche Naturen mit Hilfe der Klarheit meiner Worte abzuschrecken.

Was ist "Lehren" ohne zu "be-lehren"? - Belehren heißt: Wissen aufoktroyieren, nicht erklären. Ich erkläre alles, was ich schreibe. Ich lehre also durchaus. Umso erschreckender ist dann die "gefährliche" Einsicht, daß Lehren letztendlich doch ein Belehren (Überreden) ist.

13.2.2004: Russels Paradoxon: Ich las gerade den Anfang von "Grenzen der Berechenbarkeit" in Spektrum der Wissenschaft vom Februar 2004. Hier geht es um Russels Paradoxon, das - eingekleidet in eine kleine Geschichte - folgendermaßen aussieht: Es geht um die Frage, was es mit dem Dorfbarbier auf sich habe. Er sei - so die Definition - derjenige, der alle Männer rasiert, die sich nicht selbst rasieren. Falls der Dorfbarbier nun sich selbst rasiert, dürfte er sich nicht selbst rasieren, weil er dann nicht in die Gruppe derjenigen fällt, die zum Kundenkreis des Barbiers gehören. Rasiert er sich nicht, muß er sich in die Kundenkartei aufnehmen, müßte zum Barbier gehen und sich rasieren lassen.

Russel erklärte aufgrund dieses Paradoxons, daß die Mathematik niemals vollständig formalisierbar sei.

Ich schließe aus dem Gesagten: Da die Mathematik dieselbe Logik "enthält" wie die Physik, welche die Welt beschreibt, enthält die Physik denselben logischen Fehler wie die Mathematik. Der Fehler der Logik besteht darin, daß das Subjekt - als der Barbier, als Mathematiker, als Physiker - nicht in seiner eigenen Logik enthalten ist. Die Logik als solche funktioniert fehlerfrei ausschließlich NACH der Subjekt - Objekt - Trennung und nicht, wenn man den Betrachter in die betrachtete Welt einbezieht. Dann entstehen Tautologien, die die Logik zerstören. Da ich mich selbst in meine Philosophie einbezogen habe, kann meine Philosophie nicht der mathematischen Logik entsprechen. Auch wenn die Physik den Physiker in ihr Modell einbezieht - wie sie es in der Quantentheorie tut - kommt es zwangsläufig zu logischen Fehlern. Die Logik paßt nur auf die Erscheinungswelt, nicht auf den, dem die Welt erscheint.

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