Tagebuch 12
von Hans-Joachim Heyer
11.10. - 5.11.2002

 


Stichwörter: BDI-Chef Henkel zu "Freiheit" - Verantwortung für die Welt - Heinz von Foerster - Radikaler Konstruktivismus - alles bekommt Sinn - Materialismus ist Krieg - Reschke versus Heyer - meine Anmaßungen - Rollenspiele - Sinn und Moral - Advaita

11.10.2002: Freiheit: BDI-Chef Hans Olaf Henkel als Gast im "Glashaus" im philosophischen Gespräch mit Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski, sinngemäß: "Wir sollten mehr Mut zur Freiheit aufbringen. Unter "Freiheit" verstehe ich "Mut zur Ungleichheit" und "Mut zu weniger Sicherheit". Sloterdijk und Safranski fehlte leider der Mut, Stellung zu diesem Statement zu nehmen. Also will ich es nun versuchen:

Ich verstehe Henkels Aussage möglicherweise völlig falsch, aber ich verstehe sie so, daß er, der zu großem finanziellen Vermögen gekommen ist, unter "Mut zur Ungleichheit" den Mut versteht, den Armen noch mehr wegzunehmen, und unter "Mut zu weniger Sicherheit" den Mut der Reichen, das soziale Netz noch weiter abzubauen, damit die Reichen noch reicher werden und die Armen noch ärmer. Das hat die beiden gewünschten Vorteile: mehr Ungleichheit und mehr Unsicherheit = mehr Freiheit!

Falls Henkel Anderes darunter versteht, muß ich ihm zum Vorwurf machen, daß er seine Freiheit leider nicht lebt, denn er selber möchte ganz sicher nicht auf seine Sicherheit durch monetären Reichtum verzichten, und als Befürworter der Ungleichheit müßte er sich gegen den Gleichmacher 1. Ranges "Kapitalismus" stellen, der allen Menschen ihre Einzigartigkeit raubt und nur noch Unterschiede in der Dicke der Geldbeutel anerkennen kann.

Im Falle, daß er die Ungleichheit moralisch rechtfertigen möchte, indem er die gerechte "Chancengleichheit" wolle, aus der dann durch Fleiß oder Klugheit ungleich dicke Portemonnaies resultieren, dann müßte er sich für die Erhöhung der Erbschaftssteuer einsetzen - was er sich ablehnt, da er seinen Reichtum natürlich an seine Kinder weitergeben will.

Henkel will Freihandel. Es sollte erklären, was der Unterschied zwischen Freihandel und Freibeuterei und Mafia ist. Ich wette, es gelingt ihm nicht. In "Kapitalismus.html" zitierte ich schon Dagobert Lindlau, der festgestellt hatte, daß es Kriminologen nicht gelungen sei, freie Wirtschaft und Wirtschaftskriminalität voneinander abzugrenzen.

Ich schrieb damals: "Der Kapitalismus ist die moderne Form des Raubes und der Sklaverei. Kein Wunder, daß die Hong Kong - Finanzexperten den Kapitalismus nicht definieren ›konnten‹! Das erinnert mich an eine Textstelle in Dagobert Lindlaus Buch "Der Mob", wo Lindlau beschreibt, daß es den Kriminalexperten nicht gelingen wollte, das 'organisierte Verbrechen' zu definieren. Und warum gelang es ihnen nicht? Weil die Regierungen mit der Mafia strukturell beinahe identisch sind!"

Henkel fordert aus der Position eines materiell Gesicherten, daß die Armen sich mit ihrer Unsicherheit, die aus der Abschaffung des sozialen Netzes ergibt, abfinden sollen, und daß sie den Reichtum der Reichen hinnehmen sollen. Sehr schön! Mehr zum Thema in "Politik 5".

14.10.2002: Gespräche über Bewußtheit und Selbsterkenntnis: Augenblicklich findet ein wohl abschließendes Gespräch zwischen L. Reschke und mir statt. Es zog sich über die Stationen "Kritik.html" "Kritik2.html" "Briefkasten7.html" "Werkstatt6.html#0629" "Kritik3.html" "Tagebuch6.html#0719" "Tagebuch10.html#0824" "Tagebuch11.html#1008" hin und endet nun mit "Spiritueller Berater" in (www.wirkgilde.de/a_f.htm).

15.10.2002: Verantwortung für die Welt: Vor ein paar Tagen fand ich beim Schmökern im Intenetz einen Text, der veranschaulicht, was ich unter "Wiederverzauberung der Welt" verstehe. Der Text stammt vom "Radikalen Konstruktivisten" Heinz von Förster. Zitat: Siehe "Verbindungen", "Konstruktivismus", http://www.heise.de/tp/deutsch/special/robo/6240/1.html Heinz von Förster

Heinz von Foerster: Der Irrtum dieser glänzenden und hochbegabten Männer war es zu glauben, man bekomme immer bessere Modelle, um das Gehirn zu verstehen. Aber was hier übersehen wurde war, daß man ein Gehirn braucht, um ein Gehirn zu verstehen und Modelle von ihm zu entwickeln. Eigentlich muß man sich selbst erklären und verstehen, um das Gehirn zu begreifen. Die Struktur der Theorie, die ich meine, muß den Anspruch erfüllen, sich selbst zu beschreiben: Das ist, symbolisch gesprochen, der Ouroboros, die Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Auch hier kommt wieder das Phänomen der Zirkularität ins Spiel. Und ich habe versucht, als ich mit meinem Koffer europäischer Überlieferung in Amerika ankam und mit den frühen Kybernetikern zusammenarbeitete, darauf aufmerksam zu machen, daß das Konzept der Zirkularität auch in erkenntnistheoretischer Hinsicht fundamental ist und sehr weitgehende Konsequenzen hat.

Wie sehen diese aus?

Heinz von Foerster: Was entsteht, ist eine vollkommene andere Haltung gegenüber dem, was man erklären will. Man gerät in eine Schleife hinein, die einen mit dem jeweiligen Gegenstand und Objekt der Betrachtung verbindet. Man muß nicht nur das Gehirn eines anderen erklären, sondern auch noch das eigene, mit dem man diese Erklärung ausarbeitet. Auf einmal sprechen die Kybernetiker über sich selbst, auf einmal entsteht eine Kybernetik der Kybernetik oder eine Kybernetik zweiter Ordnung: Die Kybernetik erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf eine vermeintlich unabhängige Welt `da draußen´. Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär: Man lernt sich als einen Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will. Die gesamte Situation der Beschreibung rutscht in einen anderen Bereich, in dem man plötzlich für seine eigenen Beobachtungen die Verantwortung übernehmen muß.

Mein Kommentar: Die praktischen Konsequenzen, die wir aus Einsichten wie den oben geschilderten gewinnen können, sind die, daß wir den Dualismus - hier ich, dort die Objekte der Welt - in ein zirküläres Denksystem überführen. Zirkuläres Denksystem heißt, zu begreifen, daß die Welt (was sie auch sei) mich verändert, und daß ich (wer ich auch bin) die Welt verändere. Das ist das Zirkuläre an dem neuen Denken. Nun, selbiges behaupten die Dualisten auch: Auch sie sagen, daß die Welt den Leib verändere, zB durch Nahrungsaufnahme, und der Leib die Welt, zB indem wir einen Stein aufheben und woanders hinlegen. Was also ist der wirkliche Unterschied zwischen dem naturwissenschaftlichen Weltmodell und dem Radikalen Konstruktivismus?

Der eigentliche Unterschied zwischen diesen beiden Denkhaltungen liegt im Erleben der Welt. Die wissenschaftsgeprägten Menschen ignorieren im Grunde sich selbst, weil sie ausschließlich Erscheinungen (Wahrnehmungen) als Realität definieren, indem sie glauben, Wahrnehmung und Wahrgenommenes seien identisch. Sie sagen: "Ich sehe dort einen Stuhl, also ist dort ein Stuhl." Aufgrund dieses Denkfehlers wird der Mensch zum Materialisten, und wenn er dieses Denken zur letzten Konsequenz treibt (das machen nur sehr Wenige), dann macht er sich zum seelenlosen Zombie. Die letzte Konsequenz ist: "Ich bin ausschließlich das, was ich von mir wahrnehme! (bzw. was die empirische Naturwissenschaft über mich herausfinden kann)!" - Und das ist eine Maschine.

Der Radikale Konstruktivist weiß, daß es ein Fehler ist, sich auf das physikalische Modell, welches aus der Gleichsetzung von Wahrnehmung und Wahrgenommenem begründet ist, reduzieren zu lassen. Er weiß, daß die Wahrnehmung ein reduziertes Bild des wahrgenommenen Originals ist. Er weiß, daß dieses Bild nicht "da draußen" ist, sondern in seinem "Gehirn", besser in seiner "Seele". Er weiß, daß er mit seinen Augen noch nie aus seiner Innenwelt hinausgeschaut hat. Er hat die Außenwelt noch nie gesehen. Was der Mensch sieht, ist die materielle Manifestation der besten Theorie von Selbst und Welt, über die das jeweilige Gehirn oder Seele verfügt. Dem Konstruktivisten ist die Außenwelt Innenwelt. Es mag eine Außenwelt geben, aber wir kennen sie nicht. Was wir kennen, ist das Ergebnis unserer unbewußten lebenslangen Raterei und Kombiniererei (und was lebenslang heißt, steht unten, wo ich über den Tod schreibe). Die Welt, wie wir sie erleben, ist eine Konstruktion unserer Seele. Beweis: Wenn wir verrückt werden, erleben wir dies als ein Auseinanderbrechen der Welt. Wir erleben nicht uns selber zerfallen, sondern die Welt zerfällt.

Andersherum: Wenn wir seelisch heil werden, erleben wir dies als ein Zusammenfinden der Teile der Welt. Oder anders gesagt: Alles bekommt seinen Platz, seinen Sinn! Wenn ich diesen Sinn kundtue, zB indem ich ihn hier niederschreibe, melden sich immer die Zerbrochenen zu Wort und werfen mir vor, ich sei ein "Verschwörungstheoretiker". Es gibt keine Selbstorganisation in der Welt; es gibt nur Seelen, die Welten in sich tragen. Wenn ich also in der Welt Sinn erkenne, erkenne ich immer auch zugleich die sinntragenden Akteure: die sogenannten "Verschwörer". Es gibt keine Welt und hie und da in ihr hausende bewußte Seelen: Nein! Alles ist Geist; alles ist beseelt. Alles ist von irgendeiner Seele gewollt in dem Sinne, daß sie im Rahmen einer mehr oder weniger intelligenten Welttheorie das Richtige zu tun glaubt. Alles Gute und alle Schandtaten, selbst die eines Hitler, Stalin oder ... (ich will hier keine lebenden Kriegstreiber verunglimpfen) wollen ganz sicher das Beste tun, das sie zu tun imstande sind - am Maßstab ihrer subjektiven Welt, wie sie sie erleben und für real oder objektiv halten.

Wenn Typen wie Hitler, Stalin oder ... Krieg machen wollen, wäre es völlig falsch, an deren Weltbilder zu glauben, wenn ich gegen diesen Krieg bin. Leider KÖNNEN Materialisten nicht an eine andere Welt glauben, als die Kriegstreiber, denn diese bedienen sich des Mythos der physikalischen, wissenschaftlichen Welt. Die Kriegstreiber haben das Geld, und wer das Geld hat, besitzt die Massenmedien und mit ihnen das Meinungsmonopol. Wer im Krieg verheizt werden will, glaube an die Tagesschau! An die glaubt nun mal jeder wie gebannt. Nein, nicht "wie gebannt", sondern tatsächlich "gebannt" im reinen magischen Sinn. Wer ... glaubt, ist in der Tat verflucht, mit einem Bannfluch belegt und muß mit ... die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt hat. Mit freilich kann ein solcher Fehler nicht passieren, denn ich bin ja Konstruktivist. Ich weiß ja, daß ich für meine Welt selber verantwortlich bin und lasse mir von Kriegstreibern nix erzählen! Darf ich verraten, warum bald wieder Abertausende sterben werden? Weil sie (mir) nicht glauben. Sie sagen:
"Paß mal auf, lieber Hans-Joachim, du hast mir immer noch nicht beweisen können, daß jeder Mensch nur in seiner subjektiven Welt lebt, und daß es die objektive Welt da draußen nicht gibt. Wenn dort ein Stuhl steht, und ich sehe ihn und du siehst ihn, dann beweist mir das, daß dieser Stuhl wirklich dort steht. Du wirst mich nicht davon überzeugen können, daß ich irre."
Ich kann nur antworten: Wir sehen dort gemeinsam einen Stuhl, weil wir so viele identische Muster gelernt haben und an sie glauben und deshalb weiterhin in unsern Seelen tragen. Irgendwie können identische Muster widerstandslos von Seele zu Seele wandern; ich weiß nicht wie! Wir lassen es zu, bzw. tun es, weil wir sonst nicht kommunizieren können. Wir kommunizieren nicht nur via Sprache, sondern sehr viel intensiver über die Dinge der Welt. Bedenke: die Dinge sind wie Traumbilder, wie Bilderschriften. Dinge sind Worte in einer komplexeren Sprache. Selbst der Tod des Leibes ist nur ein Wort, das von der ewigen Seele gesprochen wird. Die Welt eines Kindes ist deshalb so komplex, weil sie schon seit ewigen Zeiten von ihm konstruiert wird.

Wie begegne ich den Kriegstreibern? Indem ich ihre Weltbilder mit meinem Weltbild überlagere. Mein Mythos gegen ihren Mythos! Neulich schrieb ich über die Energiesteuer! Gestern hörte ich in einem Nachrichten-Interview, daß langfristig eine Energiesteuer eingeführt werden solle. Den Krieg kann ich leider nicht verhindern, da allzuviele Menschen den Krieg wollen (als notwendig erachten, was dasselbe ist). Sie wollen den Krieg, weil sie den Weltmodellen der Kriegstreiber glauben. Einem Studenten, der im höheren Semester Jura und Volkswirtschaft studiert und dafür das Opfer bringt, an der Kasse eines Supermarktes Geld zu verdienen, um seine teure Wohnung und sein Auto zu finanzieren, sagte ich, daß er im Begriff sei, sich eine Welt anzueignen, und ich fragte ihn, ob er die Welt, die er zu konstruieren helfe, liebe. Er: "Nein, ich hasse sie! Aber ich habe keine Alternative!" Er hat tatsächlich keine Alternative, denn er war nicht zu bewegen, meine HP zu lesen und sich auf eine andere Weltdeutung (= Welt) einzulassen.

16.10.2002 Leserkommentar: ""Er hat tatsächlich keine Alternative, denn er war nicht zu bewegen, meine HP zu lesen und sich auf eine andere Weltdeutung (= Welt) einzulassen.." - Finden Sie das nicht ein bißchen arrogant? ... Mit jeder Formulierung dieser Art beweisen Sie, wes Geistes Kind Sie wirklich sind: ein machtbesessener Verrückter auf dem Ego-Trip! Zum Glück werden Sie mit diesen maßlosen Formulierungen genau die Leser verlieren, die Sie eigentlich gewinnen wollen."

Antwort: Arroganz, Machtbesessenheit, Verrücktheit, Egotrip, Maßlosigkeit, Leserverlust oder -gewinn: Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen, da es um meine Philosophie geht. Die muß stimmen! Wenn ich der Schweinehund wäre, als den Sie mich sehen, würde ich natürlich geschickter vorgehen, das ist klar! Dann würde ich solange herumprobieren, bis ich den Dreh heraus hätte, Leuten wie Ihnen zu gefallen, und dann würde ich Sie um den Finger wickeln, und Sie würden nicht einmal etwas davon merken. Denn Sie wären voll des Lobes über mich!
Seien Sie vorsichtig mit Ihren Urteilen über Texte (Leute), die Sie nicht mögen. Die Wahrscheinlichkeit, daß genau diese Texte Ihre geheimen Wünsche offenbaren, ist groß.
Danke dafür, daß Sie mich nicht auch noch einen kriecherischen Opportunisten genannt haben. Warum eigentlich nicht?

Wenn Sie auch nur ein kleines bißchen nachgedacht hätten - aber Sie haben natürlich nicht nachgedacht! - hätten Ihnen einfallen müssen, daß ein Mensch wie ich (der sagt, was er glaubt) sagt, der Alternativlose wolle gar keine Alternative, denn er lehnt die Lektüre meiner alternativebietenden Heimseite ab, folgerichtig denkt.

Was soll ich denn tun? Ich habe eine Alternative. Und dann treffe ich jemanden, der sagt, er habe sie nicht! Ich sage ihm: Lies meine HP. Dort wirst du eine Alternative finden! Er lehnt die Lektüre ab. Ergo denke ich: Er will keine Alternative. Er ist einer von denen, die lieber schlecht im Bekannten vegetieren, als das Risiko einzugehen, ein neues, möglicherweise rettendes, glück- und heilbringendes, aber unbekanntes Land aufzusuchen.

Lieber M.! Sie haben eine mögliche Alternative nicht ergriffen, und nun schmerzt es Sie, daß ich Sie daran erinnert habe. Sie sind wütend darüber, daß es eine Alternative gibt. Denn dadurch sind Sie der Dumme. Gäbe es keine, wären Sie fein heraus, denn dann hätten Sie ja recht und ich wäre der Spinner.

Sie werfen mir vor, ich wolle Leser gewinnen und mit demselben Atemzug machen Sie mir zum Vorwurf, ich wende dazu die falschen Methoden an. Aus diesem Widerspruch leiten Sie ab, ich müsse verrückt sein. Sie haben natürlich nicht an die Möglichkeit gedacht, daß mir die Kundengewinnung zwar wichtig ist, die Philosophieentwicklung jedoch noch wichtiger! Sie haben Ihre ärmlichen Egospiele, die Sie täglich spielen, auf mich übertragen. Das ist das Geheimnis Ihres verärgerten Briefes. Ich spiele diese Spielchen schon lange nicht mehr. Das ist auch der Grund, warum ich mit meiner Philosophie erfolgreich bin! Würde ich meine Texte schreiben, um egoistische Ziele zu verfolgen, würde ich das viel raffinierter tun. Dann wäre ich bei Ihnen zwar beliebt, aber meine Philosophie wäre falsch. Haben Sie Verständnis dafür, daß ich mich gegen Sie und für meine Philosophie entschieden habe. Diese Entscheidung soll dazu beitragen, daß ich auch Ihnen wirksam helfen kann, falls Sie einmal Hilfe brauchen.

24.10.2002: Die Essenz: L.R. meint, die mentalen Prozesse (meine Philosophie) seien getrennt von meinem Sein. Wenn ich philosophiere, würde ich mich hinter mentalen Konstrukten verbergen. "Ich" - das sei mein unveränderliches Wesen. Sterblich sind ausschließlich die veränderlichen illusionären Prozesse; das Unveränderliche ist zwar unsterblich, aber es ist nicht "ich". Das Unveränderliche ist keine persönliche Seele, - sonst wäre ich ja unsterblich (das lehnt L. als langweilig ab). Also gibt es keine Seelen, sondern jenseits der Illusionen kommt direkt Gott. L lehnt solche Spekulationen ab, obwohl er sie macht (ich beschreibe hier ja seine Philosophie). Er behauptet, er philosophiere nicht, sondern beschreibe sein unmittelbares Erleben.
Unter der Überwindung von Illusionen versteht L. ihre Abschaffung.

Ich sehe es anders: Meine mentalen Prozesse sind Ausdruck meiner Seele. Sie zeigen mich in einer bestimmten Erscheinungsform. Der Leib zeigt meine Seele materiell; die sprachlichen Produkte zeigen meine Seele in Gestalt mentaler Prozesse. Da die mentalen Prozesse nicht von der Seele getrennt sind, zeigen Veränderungen in meiner Philosophie Veränderungen meiner Seele an. Ich erlebe meine Philosophie (was L. bestreitet). Da ich an die Existenz meiner ewigen Seele glaube, bin ich, falls ich mich mit der Seele identifiziere, unsterblich. Diese Identifikation gelingt, wenn man nur noch die subjektive Sicht gelten läßt und alles "Objektive" als Illusion erkennt. Die Sterblichkeit des Menschen ist demnach eine Folge seiner Verherdung: "Ich bin wie die Andern".
Ich glaube an eine Hierarchie der Seelen. L. lehnt "Seele" als mentales Modell ab; für ihn steht hinter der Illusion "Person" direkt Gott. Ich glaube an die Hierarchie, weil ich davon überzeugt bin, daß die Seele einer Fliege zwar unendlich wie meine ist, aber sie ist trotzdem nicht so reich wie die meine. Die Leinwand, auf die eine Fliegenseele ihre Welt projiziert, ist so groß wie die meine, aber im Fliegenfilm ist weniger zu sehen, als auf dem meinen. Da nach meiner Philosophie Seelen veränderlich sind, kann sich eine Fliegenseele in einem langen Lernprozeß in eine Menschenseele verwandeln - und eine Menschenseele in Übermenschen, Engel, Götter und schließlich dem Höchsten Gott. Gäbe es diese Hierarchie nicht, wäre alles Leben sinnlos. Es wäre kein Leben. Sinn und Sein sind einunddasselbe. Ohne Sinn kein Sein.

Lothars Philosophie der Unveränderlichkeit des wahren Seins stammt aus einem Trugschluß. Er hat ganz richtig die physikalische Zeit als Illusion erkannt. Und nun folgert er - leider falsch - daß ein System, in welchem es keine physikalische Zeit gibt, keine Veränderung möglich sei. Ich erkannte jedoch, daß die Überwindung der Zeit (= Glückseligkeit) nicht Stillstand bedeutet. Die Zeit ist dann bloß an Prozesse gekoppelt, und diese Prozesse sind theoriegesteuert und zyklisch! Da die Zeit in Kreisen fließt, verbleiben sämtliche Prozesse in der Allgegenwart. Vergangenheit und Zukunft verschwinden: sind dann nur noch Projektionen. Ich habe all dies realisiert. Ich lebe bereits in der Allgegenwart. Ich bin glückselig.

Und nun kommt Lothar, der glaubt, ich schwelge hier bloß in abstrakten mentalen Vorgängen, die nichts mit mir zu tun hätten und wirft mir Irrtümer vor! Das ist Quatsch! Er kann mir keinen Irrtum vorwerfen, wo ich meine Philosophie bereits lebe. Ich existiere - und er ruft mir entgegen, ich würde nicht existieren. Und als Beweis fügt er hinzu: "Ich existiere schließlich auch nicht!" Da L. nach Selbstauskunft nicht existiert, erlaube ich es mir, diese Art von "Selbstgesprächen" zu führen.

Nun zu meinen "Anmaßungen": Ein Weiser kann von Unweisen nicht erkannt werden. Nachdem ich nun L. einigermaßen kennengelernt habe, neige ich zu einer Erweiterung dieses Satzes: Selbst Weise können Probleme damit haben, andere Weise zu erkennen. Wenn L. meint, daß ich mich allein schon deshalb als Scharlatan oute, weil ich mich Meister nenne, irrt er. Ich habe Selbsterkenntnis gesucht und gefunden. Warum sollte ich nie erfahren (und dann notieren und verkünden), daß ich Meister bin und warum sollen die Leute, die sich nie Gedanken machen (weil Denken Täuschungen fabriziert) dies erkennen können?

Daß ein Weiser kein Geld für Wahrheit, wohl aber für jeden Schwindel, zB Komputerprogramme, nehmen darf, ist ein dermaßen ausgemachter Quatsch, daß mir kaum noch was dazu einfällt! Na ja- ich habe bereits genug über dieses Thema geschrieben und werde mich hier nicht ein weiteres mal wiederholen.

Wenn ich mich mit einem Menschen und dessen Äußerungen intensiv beschäftige - hier mit Lothars Veröffentlichungen - dann ist das nicht gleich eine Besessenheit, sondern eine Gründlichkeit, die ich denjenigen angedeihen lasse, deren Urteil ich respektiere. Es ist ausgemachter Quatsch, aus meiner intensiven Beschäftigung mit L.s Texten einen seelischen Defekt meinerseits zu diagnostizieren.

Unter der Überwindung von Illusionen verstehe ich ihre Integration: Ich erkenne sie als Illusion, schaffe sie jedoch nicht ab, sondern nutze sie zu schöpferischen Akten. Deshalb verliere ich im Lernprozeß nicht die Welt; die Welt wird für mich bloß transzendent: durchscheinend. Da ich die Welt nicht abschaffe, schneide ich aus meiner Seele nicht ihre Fähigkeit, Welten zu erschaffen, heraus, sondern im Gegenteil: ich übe das Kreieren.

Da alle Menschen Produkte ihrer ureigensten Theorien sind, glaube ich, daß es entsprechend Joh.3.21f Beseelte und Unbeseelte gibt. Wenn meine Philosophie stimmt, haben beide recht: Lothar und ich.

31.10.2002: Essenz der Essenz: Lothars Position ist die der negativen Freiheit, der Freiheit von... (Zwängen und Illusionen jeder Art). Auf dieser Basis gewinnt man eine reine Anschauung der Wirklichkeit: umfassene Welt- und Selbsterkenntnis, Vollkommenheit. Auf dieser Basis läßt sich bauen. Wer es tut, nimmt sich die sogenannte positive Freiheit, die Freiheit zu ... (Werken). Aus dem reinen Beobachter wird ein Schöpfer. Da der Entschluß, von negativer Freiheit zu positiver Freiheit zu schreiten, in vollständiger Freiheit gefällt wird, (beide sind autark!) gibt es keine Rangordnung zwischen diesen Positionen: eines ist so gut wie das andere. Ich stritt mit Lothar nicht ums Rechthaben, sondern ausschließlich um Erkenntnis meiner Position und Anerkenntnis der seinen. (Siehe auch Tagebuch9.html#autonom)

3.11.2002: Rollenspiele: Ich hatte in den letzten Tagen mehrfach die Gelegenheit, über das Thema "Rollenspiele" zu diskutieren. Beginnen möchte ich mit zwei Beispielen: Hans Langsdorf und Stefan Raab als Rollenspieler. Beide sah ich im Fernsehen in unmittelbarer Nachbarschaft (Raab als TV-Konserve); beide haben auf ihre Weise in ihrer Zeit "Karriere" gemacht: Langsdorf als Kapitän eines deutschen Kriegsschiffes im 2. Weltkrieg, Raab als Fernsehblödel. Beide sind Menschen. Welch unterschiedliche Möglichkeiten, sein Leben zu organisieren! Welch breites Spektrum! Haben die Menschen die Wahl, sich ihre Rolle auszusuchen? Meine - noch vorläufige - Antwort: nur dann, wenn sie selbst-bewußt sind, wenn sie um Rollen und Rollenspiele wissen und wenn sie nicht an Zwang glauben, sondern an den freien Willen. Wie frei bin ich denn nun, meine Rolle (nicht!?) zu spielen? Kann/sollte man das Rollenspiel völlig aufgeben, um zur Wahrheit des reinen Seins vorzudringen?

Gestern traf ich einen ziemlich angepaßten Typen, der offensichtlich der Ansicht ist, daß Rollenspiele nur innerhalb eines eng begrenzten Kanons möglich seien: etwa dem Arbeitsangebots des Arbeitsamtes entsprechend: Man könne die Rolle des Fliesenlegers, Schornsteinfegers, Steuerbeamten, Fußballprofis oder Hochschullehrers spielen, nicht aber die eines Zauberers, eines Schamanen, Häuptlings oder Kommandeurs eines legendären Panzerkreuzers. Unsere spielbaren Rollen seien stark eingeschränkt und hingen ab von Ausbildung und der Zeit, in der wir leben. Die Möglichkeiten würden sich im Verlaufe eines Menschenlebens immer weiter einschränken, bis man endlich festgelegt sei und kaum noch über eine Möglichkeit verfüge, der Rolle, die man innehat, zu entfliehen. "Bewußtsein" nütze hier gar nicht! Ihn sei die Enge seiner Möglichkeiten voll bewußt, aber aus der Rolle herausschlüpfen, das könne er trotzdem nicht. Möglicherweise sei der Tod nichts anderes, als der Schlußpunkt einer langen Entwicklung des Verlustes von Möglichkeiten. Am Ende des persönlichen Leben gebe es nur noch die eine "Wahl" - die Wahl zu sterben. Die Flexibilität des Gehirnes nehme ab der Geburt ständig ab. dies manifestiere sich im Alterungsprozeß und der beschriebenen zunehmenden Einschränkungen, was unsere Rollenspiele anlangt.

Ich wandte ein, daß jene Reduktion nur dann entstehe, wenn man seiner Rolle verfallen sei, wenn man also glaubt, was man sieht. Das sei die biblische Erbsünde: "Du sollst dir kein Bildnis machen!" Die Rolle eines Berufsausübenden sei doch bloß die Fortsetzung der Rolle, die man vorher schon zu spielen glaubt. Ich kann mich noch deutlich erinnern, mich in Zeiten, als meine Berufswahl anstand, gegen diese Reduzierung gesperrt zu haben - ich hatte mich mit der Rolle des Ingenieurs nie identifiziert. Zeitweise sah ich mich als Radrennfahrer oder Philosoph, aber ich überwand diese Selbstbestimmungen. Heute begreife ich mich als Magier, weil diese Bezeichnung nicht definiert ist. Kein heute Lebender ist in der Lage, zu verstehen, was ein Magier ist. Ein Magier paßt in keine Schublade. Diese Bezeichnung ist für mich keine Einschränkung. Ein Magier ist ein Wesen, das weiß, daß es in völlig unbekannter Welt lebt, in einer Welt, in der jederzeit alles Mögliche geschehen kann, weil es keine Naturgesetze gibt, sondern bloß den freien Willen von Magiern. Die nach Naturgesetzen geordnete Welt ist bloßer Schein - Illusion für die bereits in feste Rollen Festgelegten.

Diese Erkenntnis hatte zur Folge, daß die Grenzlinie zwischen sogenannter "Realität" und meinen "Träumen" durchlässig wurde. Ich kann die Wirkungen von Träumen auf die Welt unmittelbar sehen. Das ist auch der Grund, weshalb ich Träume so gut deuten kann (siehe "Traumdeutung.html" und "wetellyou.html"). "Deuten" ist nichts anderes, als die Transformation von Traumbildern hinein in den Rahmen der sog. physikalischen Lebenswirklichkeit - in der Vermessung als Koordinatenumformung oder -transformation bekannt: Schier unendlich viele Rollen sind innerhalb meiner Seele miteinander vernetzt. Und alle zusammen stehen unter der umfassenden Kontrolle meiner Lebensphilosophie, einer Metatheorie, die nun meine eigentliche Rolle erzeugt. Diese Rolle ist Ausdruck meiner besten Theorie, die ich von mir und der Welt habe. Entsprechend dieser Rolle bin ich eine zeitlose, ewige Seele, die in Traum-Bildern denkt und weise ist und in der sog. "realen Außenwelt" Wissen angesammelt hat. Die sog. "reale Außenwelt" ist für mich bloß sichtbares verfestigtes "Wissen". Darauf will ich nicht verzichten, weil ich die Theorie habe, daß ich dieses Wissen brauche, so wie ein Baum totes Holz braucht, um stark und groß zu werden. Allerdings ist mein Holz nicht ganz so tot, wie bei jenen, die an eine gegebene Welt glauben. Ich weiß ja, daß es nicht wirklich objektiv und meiner Kontrolle entkommen ist, sondern meinen Geist nie verlassen hat und immer noch verändert werden kann.

Beispiele für Traumbilder, die Einzug in die sog. "Realität" hielten: Ich sehe die Welt am Maßstab eines selbsterschaffenen Mythos. Der Mythos ist allerdings nicht willkürlich, sondern ein komplexes Denksystem, daß wesentlich mehr Fragen beantworten kann, als der Mythos der Alltagsmenschen oder der Wissenschaftler. Mein Mythos sollte besser sein, als der moderne Zeitgeist, sonst hätte es sich nicht gelohnt, ihn zu entwickeln. Um Mißverständnissen vorzugreifen: Ich weiß nicht quantitativ mehr, als die Wissenschaft in ihrem Ameisenfleiß; ich weiß in einem größeren Rahmen! Ich besitze die besseren Wissensvoraussetzungen. Der Ameisenfleiß allerdings, der geht mir ab! Aus diesem Grund weiß ich quantitativ wenig, nur qualitätiv viel - wie es sich für einen Philosophen gehört! Zu dieser höheren Qualität gehört, daß ich ewig lebe (ich identifiziere mich nicht mit dem Schattenleib, sondern mit der ewigen Seele), daß ich eine Hierarchie der Macht sehe: Ich sehe die Herren der Welt, die Engel und Götter, aber auch die Dämonen, Teufel und Sklaven. Ich sehe die Welten der Andern, und ich sehe meine Macht in meiner Welt und ich sehe die Verbindungslinien zwischen den Welten, die Reiserouten des Geistes von Welt zu Welt. Ich sehe, wie die Menschen in ihren Himmeln frohlocken und ihren Höllen schmoren. Und ich sehe die Suchenden, die schon gerettet sind aus ihrer Hölle, bloß weil sie Suchende sind (und selber noch der Überzeugung sind, noch nichts gefunden zu haben. Sie irren; sie haben das Wichtigste schon gefunden: ihre Suche).

Nachdem ich dies geschrieben habe, habe ich in L.s Seite (www.wirkgilde.de/a_f.htm) vom "Menschentier" gelesen: "Wirklich frei wird nur, wer das Menschentier, also seine grundlegende biologische Natur, voll zuläßt. Zugleich wird aber genau so klar, daß er das nicht ist — sondern daß das nur ein Vehikel ist. Aber es geht eben nicht darum, dieses Vehikel nun nach Ich-Wünschen (oder irgendwelchen sonstigen Wünschen oder Zielen) zu steuern. Sondern durch Akzeptieren der Rolle dieses Tieres, die im Endeffekt ziemlich simpel ist — geboren werden, essen, scheißen, ficken, ein paar Erfahrungen machen, sterben —, geschieht Ablösung vom Glauben, nur das zu sein, und Ablösung von den falschen Vortäuschungen des Verstandes, mehr und besser zu sein als das, nämlich kultiviert oder gar weise."

Das widerspricht natürlich diametral dem, was ich oben schrieb. Hier wurde die sog. "biologische Natur" unhinterfragt hingenommen, was das Sklavendasein, die niedrigste Bewußtseinsstufe, die ein Mensch einnehmen kann, zementiert. Hier wird ein "Dahinvegetieren" als Erleuchtung erklärt und die wahre Erleuchtung negiert. Warum glaubt L. den Biologen? Warum zählt er das abstrakte Denken nicht zu den biologischen Eigenschaften des Menschen? Warum nicht: fressen, saufen, ficken, denken und fressen? Ich bin gespannt, wie es mit Webliteratur, Ideenjournal usw. weitergeht.

5.11.2002: Sinn und Moral: Es gibt eine rein deskriptive Methode, die Welt, das Leben und sich selbst zu beschreiben. Das ist die naturwissenschaftliche, aber auch die der Advaitaphilosophie, wie Lothar sie versteht. Im Advaita-Text fand ich jedoch folgende Zitate:

Glaube allein genügt nicht, auch intellektueller Glaube muß vorhanden sein.

Shankara aber brachte deren intellektuelle Seite in den Vordergrund, arbeitete sie aus, stellte sie auf eine rationale Basis und beschenkte die Menschheit mit dem hervorragenden, zusammenhängenden System des Advaita.

„Störe niemand in seinem Glauben, auch nicht jene, die aus Unwissenheit primitiven Anbetungsformen huldigen.“ Störe niemand, sondern hilf jedem höher und höher zu klimmen.

Dies bedeutet, daß es im Advaita sehrwohl die Idee einer Höherentwicklung des Geistes gibt. Die Mitarbeit des rationalen Intellektes an diesem "Projekt" wird befürwortet. (Gut auch der Text (X) ). Daraus läßt sich meines Erachtens ableiten, daß zwischen dem materiellen Leib und der Erkenntnis seiner Gottheit eine Hierarchie der Seelen steht. Diese Höherentwicklung des Menschen geht so vonstatten, daß man sich eine Dimension nach der anderen erarbeitet. Die nächste Dimension des materialistischen Menschen, (der nur die deskriptive Welt kennt,) ist die Erkenntnis des Sinns und der Moral. Bedeutungen in der materiellen Welt zu erkennen, bereitet die Seele darauf vor, die materielle Welt als Metapher für ein höheres Sein zu erkennen. Alles Materielle hat Sinn - so erkennt die Seele aus Höherer Sicht. Und Maßstab für den Sinn ist die geistige Höherentwicklung, die durch ein moralisches Leben bewirkt wird.

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