Tagebuch 6
von Hans-Joachim Heyer

16.7. - 23.7.2002


Stichwörter: Unseriöse Wissenschaft - Ist Ideologienstreit schlecht? - empirische "Beweise" gegen Willensfreiheit? - Leiden ist passiv, Glückseligkeit ist kreativ - Wissenschaft = Ideologie - Echte von falschen Meistern empirisch nicht unterscheidbar - Elend der Herde wg. Korruption der Hirten - passive und aktive Freiheit - Haus der Freiheit ohne Tür nach draußen - Nichts = Alles? - Überzeugungskraft = Energie des Bewußtseins - Meine Philosophie & Utopie: das Beste, das ich kann

16.7.2002 Echte und falsche Meister: Gestern hatte ich mit einem Kommilitonen ein interessantes Gespräch. Er wollte wissen, warum ich mich nur noch so selten in der Uni blicken lasse. Jeden Tag würde aufgrund meines Fehlens ein Essen in der Mensa übrigbleiben. Ob ich das verantworten könne.
Ich entgegnete, daß ich davon ausgegangen sei, daß mein Nichterscheinen in der Mensa stets folgenlos gewesen sei, denn 1. könne das Mensaessen nicht abkühlen und 2. nicht verderben und 3. könne man aus dem übrig gebliebenen Gericht frische Frikadellen für den nächsten Tag herstellen.
Mein seltenes Erscheinen habe nichts mit dem Essen, das wirklich klasse schmecke, wenn man Hunger hat, zu tun, sondern habe einen anderen Grund: die Verwissenschaftlichung der Philosophie. Es gehe mir gewaltig auf die Nerven, wenn Geist, Seele, Bewußtsein, Freiheit, Moral usw. wissenschaftlich angegangen werde und man dieses Tun "exaktes Arbeiten" nenne. Da aufgrund der naturwissenschaftlichen Methode apriori (von vorn herein) feststehe, daß es zu keinen Ergebnissen kommen kann, sei es Betrug am Studenten, so zu tun, als betreibe man seriöse Forschung. Und wenn man die Studenten dann auch noch nicht vor dem Fehlschluß warnt, daß jene Ergebnislosigkeit keinesfalls bedeute, daß es die o.g. Qualitäten nicht gebe, ist das in meinen Augen Betrug. Es ging im Vorlesungsbetrieb ein wenig unter, aber der Professor sagte nicht, die wissenschaftliche Methode sei ungeeignet, Aussagen über den freien Willen zu machen; er sagte, es gebe ihn nicht. Das ist nicht seriös.

Der Kommilitone, nennen wir ihn Albert, entgegnete:
"Aber was soll man denn machen? Es gibt zwei Möglichkeiten: Jeder Dozent hat seine eigene Philosophie, die er lehrt und von der er behauptet, daß sie dich richtige sei. Folglich müssen alle anderen Dozenten irren. Folge: Es würde ein riesiger Ideologienstreit ausbrechen. Da lobe ich mir doch die wissenschaftliche Methode! Sie ist es, die uns zwingt, präzise zu denken und zu arbeiten, denn sie ermöglicht es, daß Andere unsere Behauptungen prüfen können! Statt Streit gibt es objektive gegenseitige Kontrolle! Das nenne ich seriös. Ideologenstreit ist unseriös! Nach welchem Kriterium kann entschieden werden, welcher Ideologe Recht hat???

Was deine Behauptung mit dem freien Willen angeht, hast du teilweise recht. Aber nur teilweise! Man hat empirisch herausgefunden, daß ein paar Dutzend Millisekunden vor einer jeden Willensäußerung bestimmte Nervenaktivitäten im Gehirn beweisen, daß dort die Würfel bereits gefallen sind. Mit anderen Worten: Zuerst gelangen die völlig unbewußten Nervenaktivitäten im Gehirn zu Entscheidungen, und dann erst werden uns die Entscheidungen bewußt und wir denken: Ich will dies oder das tun. Bevor wir wollen, haben die Nervenaktivitäten schon lange "errechnet", was wir wollen. Daraus folgt, daß wir nicht wollen, sondern "gewollt werden". Wir haben keinen freien Willen."

"Du führst als Argument an, die wissenschaftliche Methode sei das Ende des Ideologienstreits?" fragte ich. "Das ist ein Fehlschluß!" antwortete ich selbst auf die Frage und argumentierte weiter: "Ich behaupte, die Methode selbst ist eine Ideologie. Und die kämpft gegen alle anderen Ideologien. Du schließt aus der Tatsache, daß die wissenschaftliche Ideologie scheinbar einen Sieg über alle anderen errungen hat, und daß du Ideologien nur als Subsysteme von Außenseitern, Spinnern, Sektierern und von Kommunisten, also von Verlierern, kennst, daß es sich um keine Ideologie handele. Das ist alles falsch: Die wissenschaftliche Methode gaukelt nur vor, sie sei unpersönlich, aber sie ist es nicht! Sie ist nicht objektiv, sondern bleibt subjektiv. Sie deckt das Subjekt bloß zu mit einem Berg aus Nichtigkeiten. Das Subjekt vergißt ihr Subjektsein und wird zum Schein zum Objekt und betreibt Scheinwissenschaft - und alle Studenten, die auf den Trick reinfallen, bekommen einen Schein.
Die intersubjektive Prüfbarkeit mit wissenschaftlicher Methode erworbener Informationen ist ein Ideal - eine Ideologie. Alle, die dieser Ideologie verfallen sind - die also nicht wissen, daß es sich um eine Ideologie neben anderen handelt - können nun in ihrem subjektiven Denken und Handeln diszipliniert werden. Das können aber alle anderen Ideologien ebenfalls leisten. Auch die Zeugen Jehovas können ihre stets aus der Bibel bezogenen Informationen gegenseitig prüfen und haben dasselbe Recht wie die empirische Wissenschaft, ihre Informationen dann "objektiv" und prüfbar zu nennen!!!
Deine Argumentation bezüglich des angeblich nichtvorhandenen freien Willens taugt nichts! Aus der Vorgängigkeit von Nervenaktivtäten vor der Willensäußerung kann man nicht schließen, daß die Nerven jene Äußerungen determinieren. BEIDES sind Erscheinungen! Nie ist eine Erscheinung Ursache einer anderen! Ursache BEIDER Erscheinungen ist das "kognitive Gehirn" (Gerhard Roth) oder die "Seele" wie ich die wahre Ursache nenne.

Albert verteidigte die Universität: "Der Steuerzahler hat ein Recht darauf, daß die Studenten eine formale Ausbildung erhalten, die sie befähigt, einmal einen Beruf ausüben und ihrerseits Steuern zahlen zu können. Steuern sind etwas Gutes, denn sie sind unser sozialer Dienst an der Gesellschaft. Es geht in der Universität schlechthin nicht um Herzensbildung und/oder Wahrheit, sondern knallhart um das Antrainieren von Fertigkeiten zwecks Berufsausübung und dem Dienst an der Gesellschaft!"

"Du meinst, Herzensbildung und Wahrheit seien nicht gesellschaftsdienlich?"

"Doch, aber die lassen sich nicht institutionalisieren. Das muß jeder für sich selber besorgen. Die Uni ist eine Institution - und als solche kann sie nur leisten, was Institutionen generell zu leisten imstande sind: Formales!"

"Okay, dann sollen die Professoren das auch klar sagen: "Hey, Leute, paß mal auf: Wissenschaft und Institutionen lassen nur formales Arbeiten zu. Individuelle Wege, Selbsterkenntnis, freier Wille sind nicht Gegenstand institutionalisierter Ausbildung. Ihr lernt hier Physik und Astronomie, aber nicht die Wahrheit über das Universum. Ihr lernt Medizin, aber nichts über gesundes Leben, ihr lernt Politikwissenschaft, aber nichts über wahre Macht, ihr lernt Philosophie, aber nicht philosophieren, ihr lernt zu funktionieren, aber nicht Mensch zu sein!"

Albert: "Ach, jetzt kommt wieder deine Litanei von der Sklavengesellschaft: daß an der Uni Edelsklaven gezüchtet werden!"

Ich: "Genau! Aber jetzt denke nicht, ich sei gegen Sklaven und Edelsklaven. Ich bin bloß dafür, daß Freiheitsfähige frei werden. Aber zur Freiheit Unfähige müssen unter strenger Zucht langsam zur Freiheit geführt werden. Solange sie nicht frei sind, müssen sie geführt, also als Sklaven gehalten, werden. Schau dir die Leidenden an. Die Leidenden sind die Erleidenden, die Passiven, die Empiriker, die glauben, was sie sehen. Erst wenn sie freigeworden, sind sie aktiv. Sie glauben, was sie erschaffen! Und sind glückselig. Sie dienen allein dem selbstgegebenen Gesetz, sind autonom, wahrhaft mächtig, ohne Leid und fähig, Leiden zu beenden. Solange das Leid die Menschen antreibt, sind sie Sklaven. Allein der Freie hat die Wahrheit erkannt und kann die Sklaven befreien. Der Sklave kann die Freiheit allein nicht finden."

"Aber das öffnet Tür und Tor den Scharlatanen! Du versprichst den Menschen, sie zu befreien. 1000 Scharlatane versprechen dasselbe! Wodurch unterscheidest du dich von den Scharlatanen? Oder anders gefragt: Woran soll der normale Mensch erkennen, daß du ein echter Meister bist und (fast) alle andern sogenannten "Lebensberater" Scharlatane?"

Antwort: "Ich kann kein Scharlatan sein, weil ich ALLES frei zugänglich und zudem kostenlos in meine Heimseite geschrieben habe, was ich den Kunden und Schülern erzähle. Bezahlen lasse ich mich ausschließlich für das individuelle Auffinden und Auffüllen der "blinden Flecken" im Bewußtsein der Menschen, jene Flecken, die sie an der Freiheit hindern. Wo sie blind sind, können sie ja meine HP nicht verstehen. Aber sie reden ja immer um den heißen Brei, den blinden Fleck, herum. Ich erkenne diese Gedankenkreise und sehe das Vakuum im Zentrum des Zyklons. Dieses Vakuum fülle ich auf, mit unglaublichen Folgen für die Kunden/Schüler. Und da ich der einzige mir Bekannte bin, der das kann, lebe ich von diesem Talent, d.h. ich lasse mich dafür bezahlen.

Wenn ich den blinden Fleck aufgefüllt habe und die Kunden/Schüler bewußt geworden sind, können sie alles, was ich ihnen bewußt gemacht habe, in meiner HP nachlesen.
Okay, ich gebe zu, meine Behauptung, kein Scharlatan zu sein, kann ich nicht plausibel untermauern und erst recht nicht beweisen. Ich kenne Scharlatane und deren Klientel, und ich sehe für diese Klientel keine Chance, zu bemerken, daß sie betrogen wird. Die falschen Meister sind bewußter, als ihre Kunden/Schüler. Also sind sie ECHTE Meister - leider mit schlechten Absichten. Sie führen ihre Leute nicht in die Freiheit, sondern halten sie sich als nützliche Melkkühe, von deren Milch es sich trefflich bequem leben läßt.

Aha, jetzt habe ich, glaube ich, ein Echtheitskriterium gefunden: Die Scharlatane wollen mindestens ihren so leicht erworbenen Reichtum genießen! Sie sind ja "Meister", um reich zu werden und um zu genießen. Ihre Meisterschaft ist ihnen Mittel zum Zweck des materiellen Konsums! Ein nichtscharlatanesker, echter Meister, der seine Schüler wirklich zur Freiheit führen will, benutzt dieselben Mittel - Meisterschaft - , aber er hat einen andern Zweck: Er will nicht materiellen Reichtum, keinen Konsum von Genußgütern, sondern er will Freiheit seiner selbst und seiner Schüler! Und das ist äußerlich sichtbar: Ein falscher Meister wird es sich unmöglich verkneifen können, in Saus und Braus zu leben. All sein Mühen wäre sinnlos, wenn er genießen wollte und dies nur heimlich tun könnte. Das hält kein falscher Fuffziger lange aus!

Man schaue also auf die äußeren Lebensumstände des Meisters. Hat er mehr als ein Haus und ein Auto, also mehr als jeder normale arbeitende Mensch, ist er wahrscheinlich ein Scharlatan. Hat er so wenig, daß er vom normalen Arbeiter eher bemitleidet wird, ist die Wahrscheinlichkeit, daß er echt ist, größer. In Wahrheit hat echte ehrliche Meisterschaft nichts mit materiellem Wohlstand zu tun. Ein Freier ist auch frei, wenn er 100 Rolls Royce besitzt. Er kann trotzdem Unfreie befreien. Das ist wahr. Aber er kann dauerhaft auf Besitz, Sinnenrausch und Konsum verzichten. Ein Scharlatan kann es nicht.

Da fallen mir allerdings noch die Fanatiker ein! Es gibt noch eine Sorte "Meister", die wie die echten, guten Meister, auf Reichtum verzichten können: die Fanatiker! Es gibt Sektenführer, die asketisch fast ausschließlich für ihre "Wahrheit" leben - und trotzdem nur scharlatanesken Mist erzählen. Sie lügen nicht, aber sie irren! Wie kann man diese Fanatiker von echten, guten Meistern unterscheiden? Das ist im Prinzip ganz einfach: Fanatiker tragen Scheuklappen!!!

Fanatiker bekämpfen alle andern und kämpfen fast ausschließlich um ihre eigene Sache. Sie gehen auf die Argumente ihrer Diskussionspartner nicht ein. Sie diskutieren nicht, sondern monologisieren. Sie integrieren nicht das Fremde, sondern stoßen es ab, weisen es zurück! Fanatiker sind reduzierte Seelen, unfrei, humorlos, ungebildet! Sie sind mit der Welt unzufrieden und sind vom Menschen enttäuscht! Auf meinen politischen Seiten kommt bei mir was Fanatisches durch, weil ich hier die Herren der Welt und ihr verbrecherisches Tun ablehnend kommentiere. Das ist meine Unvollkommenheit, die ich noch nicht völlig abgeschafft habe. Aber auf (fast) allen anderen Seiten integriere ich das Andersartige. Ich akzeptiere die Welt, die Menschen, die Zustände, auch Wissenschaft und Institutionen. Ich wiederbefreunde mich mit der Welt. Das tut kein Fanatiker. Ein Fanatiker ist immer extrem. Er ist ein Schwarz-Weiß-Maler. Ein Ablehner. (Meine politischen Seiten sind nicht sehr fanatisch, weil ich bereit bin, die Gegenposition zu diskutieren.)

Resultat: Falsche Meister sind entweder reich oder extrem. Ich bin weder reich noch extrem. Echte Meister sind entweder reich oder arm (da es bei ihnen keine Rolle spielt), aber nicht extrem.

17.7.2002 Leid: Ich möchte das oben schon angesprochene Thema "Leid" noch einmal aufgreifen und meine Lösung für das Problem unschuldiger, leidender, hungernder Kinder zB in Afrika, anbieten. Früher erklärte ich wie die Buddhisten dieses Leiden mangels besserer Erklärung mit dem Karma aus früheren Leben der Kinder; heute erkenne ich diese "Lösung" als völlig verfehlt. Nein, dieses Leiden hat andere Ursachen: nämlich den Willen der Hirten über ihre Schafe. Jeder Unbewußte hat einen Herren, der über ihn verfügt. Man beachte, daß das Universum nicht mechanisch organisiert, sondern willensgesteuert ist. Das habe ich an anderen Stellen schon ausgiebig erörtert. In dem Maße, wie ich selber die Kräfte der Magie lerne, erkenne ich, wie Andere Magie ausüben. Und in diesem Zusammenhang erkenne ich heute deutlich das Elend in der Welt als Folge des Willens von Herrschern. Die hungernden Kinder in Afrika sind Erscheinungen der Korruption ihrer Herrscher - Zauberer. Eine Herde, um die sich kein Hirte liebend sorgt, verelendet. Das ist die schlichte Antwort auf eine schwierige Frage.

18.7.2002: Echte und falsche Meister, Teil 2: Gestern schrieb ich zuerst bloß "Falsche Meister sind entweder reich oder extrem." Dies führte zu Mißverständnissen, denn einer schrieb, echte Meister könne man nicht daran erkennen, daß sie arm seien. Nun, daß das stimmt, hatte ich im ausführlichen Text bereits geschrieben, aber nicht im sog. "Resultat". Also ergänzte ich das "Resultat" an demselben Tag noch entsprechend. Trotzdem bin ich noch immer nicht zufrieden mit meinen Unterscheidungskriterien. Es gibt nämlich auch jede Menge nichtextremer falscher Meister. Das sind die "Wischiwaschi-Meister" oder die "Soft-Meister", "Gutmenschen" mit ihrem ewig lächelnden Gesichtern, von denen ich via "Frankfurter Ring" oder Zeitschrift "Esotera", die ich beide vor Jahren öfter mal in die Hände bekam, im Dutzend billiger fand. Ich glaube, ich muß es aufgeben, dem Laien sichere Kriterien zur Unterscheidung von Originalen und Fälschungen an die Hand geben zu wollen. Die Welt ist halt doch nicht so einfach, daß man ohne viel geistige Arbeit sicher ans Ziel kommt. Mir fällt auch gerade ein, daß das Finden solcher Unterscheidungskriterien meinem eigenen magischen Satz, daß nur Eingeweihte Eingeweihte erkennen können, widersprochen hätte. Meine Philosophie hätte nicht mehr gestimmt. Man sieht, auch ich muß ständig aufpassen, daß ich kein dummes Zeug erzähle! Und das ist gut so.

19.7.2002: Freiheit und Glückseligkeit: Am 14.7. (TB 5) schrieb ich "Bedenke, daß Leiden für ein Erleiden steht, für ein passives Erleben. Fremdes löst nur Leid aus, wenn ich passiv bin! Bin ich aktiv, erleide ich nix! Glückseligkeit ist totale Aktivität. Ich würde mal sagen, du hast dich in eine Opferrolle verrannt, die deiner nicht würdig ist, Herr Dr. Wetter!" - Diese Einsicht läßt sich auch auf das Thema "Freiheit" anwenden. Nach Kant gibt es Freiheit von .... und Freiheit zu ... , also passive Freiheit und aktive Freiheit. Der Sklave will Freiheit von Knechtschaft erlangen. Hat er diese Freiheit erlangt, kommen völlig neue Qualitäten ins Spiel: Niemand ist mehr da, der ihm Aufgaben gibt und seinem Leben Sinn verleiht. Er braucht niemandem mehr zu Diensten sein. Alles, was sein Leben bisher ausfüllte, gibt es nicht mehr, weder Befehl noch Gehorsam, weder Arbeit noch Erholung, keine Termine, kein Druck, keine Selbstbestätigung, kein Lob, kein Tadel, oft auch keine Bezahlung mehr. Der befreite Sklave erlebt dies - wie am Beispiel Lothar - als NICHTS. Er ist am Ende aller Wege angelangt. Das Sklaven-Ich kann sich auflösen. Und sind alle Wege aufgelöst, kommt es zur Erkenntnis: Ich war immer schon hier, ich war nie einen Weg gegangen, ich war nie Sklave! Das ist im Nachhinein sogar richtig. Der Angekommene hat rückwirkend alle Wege aufgelöst. In das Haus der Freiheit führen Wege hinein, aber wenn man darinnen ist, gibt es keine Wege mehr heraus! Das alles erlebt Lothar momentan, diese fortgeschrittene Seele, die nun aber in Gefahr ist, den Weg aus dem Nichts nicht zu finden. Es gibt diesen Weg nämlich nicht! Es gibt nichts zu tun. Und trotzdem irrt er, wenn er nichts tut. Die Widersprüche in Lothars Texten weisen darauf hin. Beispiel (http://www.reschke.de/motive/m_020715.htm aus "Japanfest (Nachklang)" und der letzte Absatz des Zitats aus "Helmut Salzinger 2"):

"Der entscheidende Punkt, der mir hierzu aufgefallen ist, betrifft den Wachstumsgedanken, der hier immer wieder zugrundeliegt. Gerade der Aikido-Meister wies darauf hin. Das wird dann z.B. als Stärkung der gesundheitlichen Konstitution etikettiert oder als Sammeln einer besonderen inneren Kraft — aber man muß sehen, wie ideologisch dieses unentwegte Sammeln- und Speichern-Wollen von Kräften und Fähigkeiten ist! Wie subtil hier das Ich an der Hintertür hereinkommt! Wie stolz, wie gefestigt es sich fühlt.

Sie würden alle das Gegenteil behaupten: Ichlosigkeit sei ihr letztendliches Ziel. Da findet eine ganz raffinierte Selbsttäuschung statt und es ist der Kern jeglicher esoterischer Selbstentwicklungslehre. Das hatte mich immer beeinflußt — jeder, auch im Westen, hat diese Art zu denken tief in den Knochen, diese Zenmeister und Karatekünstler, die Bogenschützen eines Herrigel usw. Und den Respekt davor! Dieser Respekt benebelt die Gehirnwindungen.

Denn worum geht es da überhaupt? Um den Weg zur Erleuchtung? Was für ein Irrweg, was für ein Phantom!

Von hier kommen all diese Vorstellungen von Meistern und Schülern, vom Lehren und Lernen innerer Weisheit, vom Weg zu sich selbst. ...

Es gibt keine Kraft, die zu sammeln ist. Genau an diesem Punkt läßt sich das Konzept aus den Angeln heben — judo- oder aikidomäßig sozusagen. Eine Kraft, die vom Ganzen unterschieden in Erscheinung träte: das kann nur das Ich sein, die Ich-Illusion. Und dann stimmt gar nichts mehr.

... Der eigentliche Clou besteht darin, zu verstehen, wo hier keine Lehre ist, sondern Wahrheit jenseits von Lehren und Ideen. Aber das muß einen erst einmal erwischt haben.

Demgegenüber erweisen sich dann die Lehren, die Ideen, und erst recht alle Theorien und Konzepte, als jämmerliche Stümperei, als irreführende Phantomkonstrukte, als verzerrende Gehirn-Drogen. Und je wichtiger sich ein Mensch vorkommt, desto stärker berauscht er sich an solchen Stimulanzien: Erst sein Denken, dann seinen Macht- und Größenwahn, dann sein ganzes Wesen bis in die Körperzellen hinein. Es laufen allseits genug Vergiftete herum."

Und in "Salzinger" steht dann: "... Entscheidend ist nur diese Übertragung, dieses Sich-Wiederfinden, dieses Sich-Decken von Orientierungen. Eine rätselhafte Kraft! Sie kommt sicher nicht aus der Biologie, und auch nicht aus der Kultur. Ich möchte sie auch nicht spirituell nennen. Mit Zeit und Raum hat sie nichts zu tun — sie ist immer da und einige, wenige, fühlen sich ihr gegenüber verantwortlich. Es ist das, was einige Menschen ausmacht. Vielleicht sind die schon so geboren worden, denn von außen einpflanzen läßt sich so etwas nicht."

Ich nannte diese Kraft "Überzeugungskraft".

Ist man den vorgegebenen Wegen, also der Sklaverei, entronnen, muß man den die nächste Dimension des Lebens realisieren. Der Freiheit von ... folgt die Freiheit zu ...! Erst wenn man die positive Freiheit ergriffen hat, ergreift sie uns uns und erst dann sind wir wirklich freie, autonome Menschen! Autonom sind wir, so sagt Kant richtig, wenn wir uns selber Gesetze geben (Wege schaffen) und uns an sie halten (die Wege gehen). Das ist ein konstruktiver Akt: Kreativität, wahre Intuition. Was Lothar unter Intuition versteht ("Natürlich und spontan gehe ich einkaufen, putze die Wohnung, erfülle meine Arbeitspflichten und erziehe Kinder. Es gibt überhaupt keinen Grund, mehr zu tun als das, was sich natürlich und spontan ergibt."), sind nichts als leere Routinen. Für Lothar gibt es zum Nichts nur eine Alternative: das Alles, das Sein, und das Sein existiert ausschließlich als Autonomie, als Selbsterschaffung. Er muß begreifen, daß das Nichts die letzte Illusion ist. Das wahre Universum ist das ALLES, das vollkommene Sein. Aber das hat man erst in positiver Freiheit, in der Freiheit als Schöpfer, als Kreator, als Künstler, als Künstler des Lebens. Es gibt keine höhere Kunst, als die LEBENSKUNST.

22.7.2002 Bemerkungen zu "Kritik 3": Wie inzwischen aufgefallen sein dürfte, habe ich letzte Nacht die neue Seite "Kritik 3" verfaßt. Sie geht auf einen neuen Text von Lothar ein, den ich teilweise auf mich beziehe - siehe Zitat - , der jedoch von ihm möglicherweise nicht auf mich bezogen gedacht ist, da Lothar ausschließlich seine subjektiven Erlebnisse beim Lesen von Fremdtexten abhandelt und nicht etwa auf ein Gegenüber eingeht. Bei "G." ist er zwar von dieser Regel abgewichen, nicht jedoch in den von mir zitierten Teilen.

Nun, im Grunde ist meine Handlungsweise kaum anders: Auch ich beziehe mich auf das, was ich verstehe und nicht auf das, was Lothar sonst noch gemeint haben könnte.
Trotz Kritik und ausführlicher Entgegnung ist mir immer noch nicht ganz klar, worin eigentlich unsere Differenzen liegen. Er erlebt genau wie ich eine mystische Kraft, die nicht aus dem Ich stammt. Diese Kraft wirkt; sie verändert also. Ich weiß nicht, ob Lothar von der Existenz von Seelen ausgeht. Ich glaube eher nicht; sie sind ihm wohl (abzulehnende) "Konzepte"; er glaubt eher an ein allumfassendes Weben der Ganzheit, die er allerdings oft "Nichts" nennt.
Auch ich glaube an die allumfassende Ganzheit, nur denke ich im Unterschied zu ihm, daß es innerhalb ihres Webens sich selbsterschaffende Teileinheiten gibt, die ich "Seele" nenne. Diese Teileinheiten sind autonom und können Kausalketten initiieren, also jene mystischen Kräfte entwickeln. Lothar glaubt wohl nicht an Seelen, da er ihre Autonomie wohl abstreitet, da Autonomie bestenfalls der Ganzheit bzw. dem "Weltgeist" - wie ich diese zuweilen nenne - zukommt. Das wäre dann wohl eine solipsistische Position, d.h. er wäre allein im Universum, aber nicht als "er", sondern als Ganzheit, Nichts oder Gott.
Er nennt "Ganzheit" und "Nichts" synonym. Für mich gibt es kein Nichts; es gibt keine machtfreien Räume. Die Aufhebung aller Unterschiede und Relationen ist kein Nichts, sondern die Ganzheit: das Alles. Vielleicht rührt es daher, daß er zB nie eine Seite wie "Sponsoren & Mäzene" schreiben würde, weil er Ansinnen wie die dort vertretenen als Ergüsse hypertrophierter, wahnsinnig gewordener Egos ansieht. Daß hier nicht weniger und nicht mehr als dieselbe mystische Kraft wirkt, von der er selber schreibt, kann er sich wohl nicht vorstellen. Meine Seele tut halt andere Dinge als die seine, und die illusorischen Egos können nichts anderes tun, als sich diese Handlungen zuzuschreiben. Meine Seele konstruiert anderes als seine. Ich verstehe nicht, warum er mein Tun als egoistisch ansieht und seins nicht. Unser beider Tun stammt aus derselben Quelle: der mystischen Kraft, die illusionäre Welten, Egos, Illusionen und Konzepte herstellen und auflösen kann.

23.7.2002: Bemerkungen zu "Sponsoren & Mäzene": Das neueste Kapitel meiner Heimseite hat bei einigen Lesern Befremden ausgelöst. Wäre es nicht geschehen, wäre Schlimmeres passiert: mein Menschenbild wäre zusammengebrochen! Zum Glück brauche ich nicht umzudenken. Aber erklären möchte ich meine Entscheidung, dieses Kapitel zu schreiben, trotzdem.
Eigentlich liegt die Erklärung auf der Hand, denn ich kann ALLES, was ich mache, mit demselben Argument erklären: Ich schrieb den Text, weil er eine konsequente widerspruchsfreie Erweiterung meiner Lebensphilosophie darstellt. Ich sehe das Weltganze als bewußtes vernetztes System, in welchem willensgesteuerte Energien fließen. Meine Seele ist ein ebensolches System. Da ich seit über 20 Jahren Wahrheit suche (in der Zeit davor suchte ich auch schon Wahrheit, aber alles war doch sehr naturwissenschaftlich geprägt, sodaß man im Prinzip alles locker in Schulbüchern nachlesen könnte: Das war nicht mein Denken!) und da diese Heimseite die Essenz meines Gefundenen darstellt, glaube ich, daß meine Heimseite das Beste ist, was ich bisher zu leisten vermochte. Da ich alles Fremdphilosophische, was mir unter die Augen kam, an meiner eigenen Philosophie prüfte und mir stets das Beste klaute oder ausdachte und das Unplausiblere aussonderte, bin ich nun davon überzeugt, daß meine Philosophie die Beste und Stimmigste ist, die es unter dem Himmel gibt. Auch im praktischen Leben hat sie sich bestens bewährt, denn sie entwickelte eine beinahe eigenständige Kraft, die mir nun zur Verfügung steht. Meine Philosophie überzeugt kluge Köpfe, und viele andere Menschen fühlen diese Überzeugungskraft intuitiv. Widerstände gibt es natürlich auch. Also brodelt hier das ganz normale Spiel der Kräfte. Meine Philosophie will sich durchsetzen. Sie sucht Verbündete und wirbt mit ihren Erfolgsaussichten.

Ich habe gesehen, wie von scheinbar kleinen, unbeachteten Männern, die einsam in ihren "Studentenbuden" in Sils Maria, Turin, Königsberg oder Athen gehockt haben und ihre beinahe unbeachteten Gedanken ausheckten, plötzlich eine ungeheure Energie ausströmte, die die alte Welt zum Einsturz brachte und eine neue Welt aufbaute. Was waren das für Energien? Wo kamen sie her? Ich will's verraten: Es waren Bewußtseinsenergien und sie kamen aus den Seelen dieser Männer! Sie haben diese Energien geschaffen, unbemerkt von der Masse - wie immer. Diese Energien waren nur aus einem einzigen Grund so gewaltig: Sie gründeten auf überzeugenden Philosophien! Ich gehe davon aus, daß meine Philosophie die gleiche Kraft hat, wie die der andern großen Philosophen. Würde ich nicht davon ausgehen, würde das bedeuten, ich selber hielte meine Philosophie für schwach, also falsch! Dann müßte ich Fehler suchen! Aber ich finde keine Fehler. Warum also soll ich mein Kind lähmen, indem ich ihm meinen Glauben entziehe (ähnlich wie mein Vater mich lange Zeit lähmte, da er mir seinen Glauben entzog oder wie fast alle anderen Väter ihren Söhnen die Lebenskraft rauben, indem sie ihnen keinen Glauben schenken!)? Ich bin von der Richtigkeit meiner Lebensphilosophie überzeugt, also glaube ich an ihre weltverändernde Kraft. Und ich glaube nicht nur daran: ich erlebe diese Kraft bereits, denn sie bahnt sich ihren Weg, indem sie mich zu Artikeln wie den besprochenen inspiriert. Ja, nur ich kann solche Artikel schreiben, denn meine Philosophie ist stark! Das hat nichts mit Größenwahn zu tun. Denn dann würde ich mich überschätzen. Überschätzung ist ein Zeichen der Schwäche! Solche Fehler mache ich nicht. Ich habe andere Philosophien studiert, auch schwache Systeme. Ihre Protagonisten würden nie so frech und frei wie ich nach Sponsoren verlangen! Im Gegenteil: Sie verbauen sich ihre Zukunft, indem sie sie (skeptisch wie sie sind) leugnen.

Ich kann mir meinen Ruf nach Sponsoren & Mäzenen leisten, weil ich weiß, daß diese nie uneigennützig sind. Sie wissen, daß es sich nur in einer guten Welt gut leben läßt. Daher ihr Mühen um eine bessere Welt. Sie wollen nur Sinnvolles fördern, und sinnvoll ist, was auch sie selber weiterbringt. Sie werden mich ausschließlich aus egoistischen Gründen fördern: Weil sie eine Zukunft haben wollen in einer Welt mit Zukunft. Geld hat nur dann eine Zukunft, wenn es einem sinnvollen Zweck zugeführt wird. Gibt es einen sinnvolleren Zweck, als in die beste aller bestehenden Philosophien - Utopien - zu investieren? Nein, gibt es nicht! Daß meine Philosophie die beste ist, wird hier behauptet. Andere Menschen können anderer Ansicht sein. Sie müssen dann aber die Mühe auf sich nehmen, nach einer besseren Philosophie zu suchen. Und falls sie sie gefunden haben, werde ich der Zweite sein, der sie mit aller Kraft unterstützt.

23.7.2002: Entdeckung:

In http://www.reschke.de/nichts/n_andere.htm steht: ""Die andere Seite" bedeutet: Die herkömmliche Sicht des Ich und der Welt wird hier umgestülpt. Bei der herkömmlichen Sicht, die uns von Kindesbeinen an seitens der Kultur anerzogen und eingeprägt wird, verlernen wir, uns im Mittelpunkt des Seins zu sehen, und beginnen, uns mit den Augen der anderen, also von außen, zu betrachten. Unsere Betrachtungsweise wird objektiviert, also vergegenständlicht. Auf diesen Seiten wird die herkömmliche Sichtweise wieder vom Kopf zurück auf die Füße gestellt. Es wird vom Ursprung des Seins ausgegangen: Der Aufmerksamkeit bzw. Gewahrsamkeit. Ausgehend von der Gewahrsamkeit erforschen wir neu, was wir sind. Wir verlassen uns nicht mehr auf Hörensagen, also auf Dinge, die uns erzählt wurden und die wir übernommen haben, sondern wir beginnen wieder bei dem, was wir wissen und verifizieren können. Was wissen wir wirklich? Daß es uns gibt. Aber was sind wir? Menschen? Personen? Ein Ich? Erinnerungen? Einstellungen? Gedanken? Eine individuelle Geschichte?"

Das könnte von mir sein, so gut ist das!

Und in http://www.reschke.de/nichts/n_ichundwelt.htm steht: "Das Ich im Zentrum der Welt — Selbstwahrnehmung und Bezugnahmen"
mit dem Text, den ich in "Kritik" zitierte und kommentierte.

DAS ist mal ein dickes Kompliment an mich! Vielen Dank dem Autor!

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