Tagebuch
10
von Hans-Joachim Heyer
23.8. - 10.9.2002
Stichwörter: menschengemachte Katastrophen - Protest gegen Gebrauch des wortes "Sklave" - das "erleuchtete Ich": Fluch oder Segen? - Umwelt-und Klimaschutz-Gipfel in Südafrika - Zufall zerstört die Evolutionstheorie - Angst vor grenzenloser Ewigkeit - Verschwörungstheorien - Schröders "Nen!" zum Irakkrieg - Peter Hankes Wiederverzauberung der Welt
23.8.2002: Elbehochwasser: Im Fernsehen wird häufig die Frage diskutiert, ob das Elbehochwasser "natürlich" oder "menschengemacht" sei. Meiner Ansicht nach wurde die Frage bereits falsch gestellt. Wie will man da zu vernünftigen Ergebnissen kommen? Die Leute scheren sich einen Dreck um das Hochwasser. Das interessiert gar nicht. Was von Interesse ist, ist die Katastrophe materieller Verluste. Die Frage sollte lauten, ob die Katastrophe natürlich oder menschengemacht ist. Diese beiden Fragen - die falsche und die richtige - unterscheiden sich elementar. Wenn es zB keine Siedlungen im Überschwemmungsgebiet gegeben hätte, hätte es zwar immer noch Hochwasser gegeben, aber es wäre keine Katastrophe, im Gegenteil: Große landwirtschaftliche Flächen wären wunderbar gedüngt worden!
Weil Menschen im Hochwasserflußbett
gebaut haben, ist die Katastrophe menschengemacht. So einfach ist die schlichte
Antwort.
Wer ist schuld? Diese Frage läßt sich leicht beantworten: Die Häuslebesitzer
sind nicht schuldig, denn sie vertrauen dem Staat. Mit Recht geht die Bevölkerung
davon aus, daß das Grundstück sicher ist, wenn es als Bauland ausgewiesen
ist.
Schuld sind nicht die Vorbesitzer des Baulandes, also diejenigen, die eine enorme
Wertsteigerung dieser Grundstücke erwarten konnten, wenn diese als Bauland
ausgewiesen werden. Selbst wenn sie Entscheidungsträger zu bestechen versuchen,
sind sie nicht schuldig.
Schuldig sind die, die sich von diesen Vorbesitzern bestechen ließen und dann ihre Geschäftemacherei auch noch zu verbergen suchten, indem sie in den Bauvorschriften zu niedrige Dämme vorsahen und keinen Vermerk anbrachten, daß wegen Hochwassergefahr ohne Keller und auf Stelzen gebaut werden müsse: die Gemeinderäte, die Bürgermeister, die jetzt beide Hände aufhalten und um Spenden betteln.
Protest:
Trotz meiner in "TB 9" veröffentlichten Definition meiner Verwendung
des Begriffs "Sklave" gab es Protest gegen meinen "zynischen
Gebrauch dieses Wortes".
Antwort: Ich meine, was ich sage. Also bin ich nicht zynisch. Außerdem:
Wer sich dermaßen gegen das Wort aufregt, ist mit Gewißheit ein
Sklave, denn er ärgert sich, an diese ihm unangenehme Tatsache erinnert
zu werden. Er ist noch lange nicht zur Freiheit bereit. Ein Sklave, der zur
Freiheit bereit ist, ist froh über die Anregung, sich einmal selbst auf
den Freiheitsaspekt hin zu prüfen und gegebenenfalls herauszufinden, daß
er ein Sklave ist. Dann kann er sich entscheiden, ob er es bleiben oder das
Abenteuer der Freiheit suchen will. Ein Mensch, der schon frei ist, wird sich
bei der Lektüre meiner Texte bestenfalls fragen, ob meine Methode, Sklaven
wachzurütteln, funktioniert.
24.8.2002: Das Dunkel der Erleuchteten, der Fehler der Wahrheit und das Tun des Nichttun.
In "Powerzen" schreibt Lothar Reschke folgende Sätze, die ich auf mich beziehe (Fettgedrucktes sind Hervorhebungen von mir):
"Kann dieses erleuchtete Ich sich auflösen, kann es sich selbst opfern, kann ein solcher Mensch (oder die sich als körperlose, überzeitliche Seele verstehende Entität) das, was er meint zu sein, loslassen und erfahren, daß es keine vom Ganzen getrennte Einheit ist (und nie geben kann)? Nein. Wie sollte er das, wo er doch den Geschmack der Wahrheit gekostet hat und wo dieser Geschmack ihm sagt, daß alles gut und richtig ist, was er tut?
Das erleuchtete Ich ist der Extrempunkt der menschlichen Hilflosigkeit. Es erliegt seinem eigenen Erfolgswahn, seiner eigenen Selbstverliebtheit, seiner Faszination in die eigenen Kräfte und Einsichten.
Power-Zen ist wie unzerstörbarer Edelstahl, in keiner nuklaren Kettenreaktion, in keinem Fegefeuer jemals mehr aufzulösen. Es ist der Selbstbetrug, der nur durch die äußerste Kraft entlarvt werden kann, die es gibt: Hingabe, die sich einer von außen gespendeten Gnade beugt."
Mein Kommentar: L.
betreibt Sprach- und Sinnverwirrung.
Normalerweise versteht man unter "Erleuchtung" das Ende des Selbstbetrugs.
Für Lothar ist dieses Ende des Selbstbetrugs "Selbstbetrug"!
Normalerweise nennt man einen Erleuchteten jemanden, der verstanden und erlebt
hat, daß es keine vom Ganzen getrennte Einheit gebe. Lothar schreibt,
daß der Erleuchtete gerade das nicht erfahren könne.
Normalerweise versteht man unter einem Erleuchteten, daß er keiner Hilfe
mehr bedürfe und darum umfassend zu helfen imstande sei. Lothar schreibt,
er sei extrem hilflos.
Hier meine Antwort auf den Inhalt seiner Kritik am Erleuchteten:
Kann Lothar sich nicht vorstellen,
daß ein Erleuchteter, der alle Illusionen gemeistert hat und erfahren
hat, daß es keine vom Ganzen getrennte Einheit gibt, die Schöpferkraft,
die ein intelligentes Spiel mit Illusionen ist, entdeckt? Am 4.8.2002
schreibt er selbst: "Natürlich gibt es hier keine Macht; wer da noch
von Macht reden will, zeigt nur, daß er nichts begriffen hat. Es ist alles
Ohnmacht, nicht Macht. Macht ist da, wo Ablehnung schwindet das ist die
eigentliche Macht."
Kann er sich nicht vorstellen, daß ein Erleuchteter, der alle Illusionen
nicht losgelassen, sondern gemeistert, hat, eine Klarheit findet, die ihm den
Wert von Illusionen aufzeigt, weil er versteht, warum eine illusionslose Seele,
die ganz und wahr ist, es liebt, (mit illusionären Bildern) Welten zu träumen?
Warum wohl hat Gott die Welt erschaffen? Weil er unvollkommen, dumm, war und
einen Fehler machte, den Lothar nicht begeht? Warum lehnt Lothar alles ab? Alles
entpuppt sich ihm als Illusion, und alles lehnt er ab, und dann wundert er sich,
daß er ohnmächtig ist und ich nicht. Es geht nicht ums Loslassen
(Ablehnen) von Illusionen, sondern um deren Beherrschung, Meisterung!
Aber er hält sich ja
gar nicht an das, was er über sich schreibt. Er betreibt bloß Sprach-
und Sinnverwirrung. Er selber macht es nicht anders als Gott oder ich: In "Nichts"
(letzter Eintrag) schreibt er: "Es ist ein eigenartiges Gefühl, hier
weiterzuschreiben, während mir klar ist, daß nichts mitzuteilen ist.
Es gibt keine Mitteilungen mehr in Form irgendeiner Botschaft, irgendeines Inhalts."
Im Zettelkasten (und im letzten Eintrag in "Motive") heißt es:
"Ich werde weiterschreiben, und ich werde auch weiter so tun, als stünde
der unten angegebene Name für den Autor (Urheber) dieser Texte." Das nenne
ich Kreation von Illusionen aus dem Nichts.
Es gibt für Lothar nichts zu tun, und doch tut er!!! Aus derselben Haltung heraus tue ich mein Werk. Ich erklärte so passive Freiheit, die dann Grundlage aktiver Freiheit sei. Lothar selbst schreibt am 2.8.2002: "Jeder tut, was er tun muß, und jeder geht, so weit er gehen muß. Mein Irrtum war immer gewesen, von Wollen zu sprechen, aber es kann gar kein Wollen geben, sondern dieses Wollen ist immer nur ein Müssen." Warum kritisiert er dann noch Leute wie mich, wenn entsprechend seines Konzeptes jeder tut, was er tun muß - auch der Power-Zen-ausübende Ich-Erleuchtete?
Seltsam, daß er bei Andern so sehr kritisiert, was er selber nicht lassen kann - und hoffentlich auch nie lassen wird. Warum versteht er nicht, daß es nicht gilt, zu sterben, sondern den Tod zu meistern? Es gilt nicht, das Ich zu töten, sondern das Ich zu meistern! Es gilt nicht, keine Literatur mehr zu machen, sondern Literatur zu meistern. Erleuchtung ist Meisterschaft. Lothar will immer wieder mit allem Möglichen nichts mehr zu schaffen haben, mit allem fertig sein, weil alles Irrtum war usw. Falsch: Es geht darum, alles zu meistern! Meistern heißt nicht auflösen, sondern beherrschen, damit es uns nicht beherrscht. Das gilt auch für seine Konzepte - "Kritik". Es geht nicht darum, keine Konzepte mehr zu entwickeln, sondern darum, nicht von Konzepten beherrscht zu werden. Es geht um aktive Freiheit.
Lothar lehnt das, was ich
hier schreibe, ab. Er lehnte es bereits in DAS
ICH IM ZENTRUM DER WELT ab. Aber er tut, was er ablehnt! Ständig entwickelt
er neue Konzepte und zerstört sie dann wieder, sobald er sie erkennt. Aber
sein fundamentales Konzept kennt er nicht. Gott sei Dank. Sein Tun ist der ständig
versuchte und mißglückte geistige Selbstmord. Aus diesem Grund schrieb
ich in "Tagebuch8.html#augneun",
Gadamer zitierend:
"Ein Geisteswissenschaftler kann - sofern er es kann - alle Traditionen
als Konstruktionen und Erfindungen nachweisen, außer der einen, jener
nämlich, die ihn selber konstruiert hat. Und die sollte er, Gadamer
zufolge, nicht als Inhalt eines schlechten erkenntnistheoretischen oder moralischen
Gewissens mit sich führen, sondern pflegen."
Das sollte Lothar beherzigen, statt verächtlich über die Praxis des Zitierens zu lamentieren. Ich zitierte Gadamer, um ihn darauf hinzuweisen, daß auch er nach einem ihm noch unerkannten Konzept lebt - und daß er dazu stehen sollte.
26.8.2002: Erleuchtetes Ich: Möglicherweise macht L. einen Unterschied zwischen "erleuchtetem Ich" und "Erleuchtung". Ich mache diesen Unterschied nicht, wie aus obigem Text ersichtlich ist. Ein (erleuchtetes) Ich beschreibe ich so: Es ist das (weltliche, niederdimensionale, physikalisch fundierte, empirische) Selbstmodell der Seele für die (niederdimensionale, physikalische, empirische ...) Welt. Das Ich ist ein empirisches Ich (Ego), welches um seine nichtempirische (absolute, ewige) Grundlage, die Seele, nur indirekt wissen (schließen) kann. Dieses Schließen ist kein unmittelbares Seelenwissen, sondern mittelbares Ego-Wissen, also Erscheinung, relatives Wissen, nicht Ganzheit. Dem Ego erscheint alles stets determiniert oder zufällig, obwohl aus der höheren Wahrheit der Seele nichts determiniert, sondern gewollt, ist. Diese Determination erlebt L. und er macht nun den Fehler, auch das Seelische als determiniert zu erklären. Die Seele ist nun vom Ego nicht mehr abgegrenzt, und so kann L. dann auf den Seelenbegriff ganz verzichten. Ohne zu wissen, ist er in das Lager der materialistischen Monisten übergetreten, die den Menschen ebenso als unbeseelt definieren und ausschließlich Physik und die Notwendigkeit (Determinatiion) von Naturgesetzen gelten lassen. Den Erzmaterialisten gleich (siehe "Werkstatt 5") behauptet er, der Mensch sei ein bewußtloser Zombie, ein Sklave seiner Neuronen...
Ich jedoch erkenne die Determination als Erscheinungsweise: Alles, was determiniert ist, ist Erscheinung. Die Physik ist nicht Grundlage des Denkens, sondern selber ein Produkt menschlichen Denkens. Alles, was indeterminiert, also frei ist, ist Seele. L. hat keinen bewußten Zugang zur Seele. Deshalb ist ihm alles determiniert (Physik). Ich gebe nicht viel auf mein Ego, da ich dessen verzerrte sichtweise erkenne, aber ich leugne es nicht. Ich weiß, daß sich meine freie Seele in ihm ausdrückt, und daß dieser Ausdruck "mir" unfrei erscheint. Ein erleuchtetes Ich ist für mich also ein Ich, das um seine Illusionen weiß, ohne sie abschaffen zu wollen. Die Illusion der Determination wird nur beherrscht, indem sich das Ich von der Illusion nicht mehr bestimmen läßt, sondern dem freien Willen der Seele keinen Widerstand leistet. Das erleuchtete Ich läßt Freiheit zu, weil es die Determination durchschaut hat. Dabei bleibt das Ich erhalten. Die freie Seele projiziert weiterhin ein Ego, welches weiterhin die Welt als naturgesetzlich determiniert sieht, aber es glaubt nicht daran. Das erleuchtete Ich ist Erleuchtung schlechthin. Das erleuchtete, unfreie Ich bekämpft sich nicht selber, weil es akzeptiert, daß es ein Traum der übergeordneten freien Seele ist.
28.8.2002: Gipfel in Südafrika: In Johannisburg findet momentan die größte Veranstaltung der UNO statt. Grund: Rettung der Erde (Spiegel online). Die meisten Staatenlenker haben erkannt, daß es nun sehr, sehr eng wird. Große Umweltkatastrophen stehen vor der Tür. Alle außer der US-Regierung haben die Zeichen der Zeit erkannt. Falls ich mit meiner Behauptung richtig liege, wünsche ich mir eine Umweltkatastrophe in den USA, die sich gewaschen hat, und zwar jetzt, noch während die Konferenz in Johannisburg tagt. Wenn "die Natur" auch nur einen Funken Intelligenz besitzt (und davon gehe ich aus), wird sie die Gelegenheit ergreifen und JETZT mit Hilfe großer Katastrophen den Umweltgipfel beeinflussen. Warum sollte es in den USA jetzt keine riesigen Überschwemmungen und Wirbelstürme eines bisher für unmöglich gehaltenen Ausmaßes geben? Die US-Regierung scheint erblindet aufgrund ihrer Machtbesessenheit. Ich bin auf Seiten der Natur und hoffe, daß diese Leute ihren Denkzettel bekommen.
29.8.2002: Weltgipfel von Johannisburg: "Die Abgeordneten appellierten an die Staaten der Welt, bei dem Gipfel zu drängenden globalen Problemen klare Ziele und Zeitvorgaben zu vereinbaren. Die US-Regierung lehnt dies ab. Miller äußerte sich "zutiefst besorgt" über die offizielle US-Position in diesen Fragen. Übereinstimmend betonten die Kongressvertreter, die Haltung der US- Regierung zu Umwelt- und Klimaschutz entspreche nicht der Einstellung der Mehrheit der Menschen in den Vereinigten Staaten." (Quelle: Spiegel online)
31.8.2002:
Evolution: Seit vorgestern bin ich dabei, eine lange Diskussion mit einem
Experten (P.D., Physiker, Informatiker, der die Evolutionstheorie in selbstgeschriebenen
Komputerprogrammen simuliert und die Ergebnisse mit der sog. "echten Evolution"
vergleicht, um die Evolutionstheorie evtl. weiterzubringen) über die Evolutionstheorie
zu veröffentlichen. Einer der Höhepunkte ist wohl der Schluß
von "Evolution2e", wo zur Sprache kommt,
daß die Evolution, da sie den sog. "Zufall" in ihre Theorie
eingebaut hat, nichts, aber auch rein gar nichts erklärt! Diese
Theorie ist der beste Beweis für meine Behauptung, daß die Vergangenheit
eine Rückrechnung aus der ewigen Allgegenwart ist!
Heute werde ich den Rest unserer Diskussion, weitere paarhundert Kilobite, hochladen.
Dann kommen weitere zwei Diskussionen mit einem Biologen und einem weiteren
Physiker an die Reihe. Sie sollen ebenfalls veröffentlicht werden, da diese
Diskussionen in z.T. völlig andere Richtungen verliefen.
1.9.2002: Das letzte Motiv: "Angst": So heißt L.s letzter Eintrag in seine Motive-Seite. L. schrieb diesen Text zeitgleich mit einer anderen Aktion: dem Löschen der Verbindungsadresse zu mir. Beides: "Motive" und "Schule für Lebenskunst" verschwanden gleichzeitig von L.s "Webliteratur-Seite". Während L. also schrieb, daß es ihm unmöglich sei, die Motiveseite fortzusetzen, unterschlug er die Erwähnung, daß es ihm ebenso unmöglich war, seine Leseempfehlung zu meiner HP fortzusetzen (was mich täglich 10 Leser "kostet" ?;-(.) Den Grund für seine Entscheidung nannte er - versteckt - im Besagten Schlußstück "Angst". Warum überfiel diese namenlose Angst seine Seele? Warum schmiß er mich aus seiner Netz-Seite raus? Ich will es verraten: Weil L. enttäuscht von mir ist. Er hatte sich in entwaffnender Ehrlichkeit öffentlich bloßgestellt in der Hoffnung, jemand möge in ihm das sehen, was er selber nicht sehen kann. Jemand möge das in Worte fassen, was ihm selber unmöglich ist. Jemand möge ihm erklären, was er nicht erklären kann. Jemand möge ihm sagen, wer er ist! Zweimal hatte seine Seele geglaubt, ich sei derjenige, der ihm diese Fragen beantworten könnte. Zweimal war er begeistert, doch dann wurde er enttäuscht. Er wurde von mir enttäuscht wie er von jedem Andern bisher enttäuscht wurde. Er merkte, daß auch ich immer nur um den heißen Brei herumscharwenzelte, aber nie den Kern seines Fragens ansprach, nie den Kern seines Wesens traf. Er ging bis an die äußerste ihm mögliche Grenze. Er schrieb vom Sterben seines Ichs und von seiner namenlosen Angst. Auch diese Begriffe gehören zusammen.
Was also ist das erlösende Wort, das er sich erhofft? Ich traf letzte Nacht im Traum ein Wesen (eine Schöpfung von mir), das mir sagte, ich solle meine Antwort hier niederschreiben. Und hier ist sie, die Antwort: L. hat das Grauen vor der Unsterblichkeit gepackt! Die Menschen sind sterblich, weil sie eine grauenvolle Angst vor der Ewigkeit haben, denn die Ewigkeit ist grenzenlos, haltlos, ungewiß. Der Mensch will in Grenzen sein und fürchtet sich vor der Unendlichkeit des Nicht-Seins (weil er irrtümlich Unbegrenztsein mit Nichtsein gleichsetzt). Er ahnt, er fühlt (leider irrig), daß Ewigkeit nur zum Preis der Auflösung des individuellen (körperlichen, ich-haften) Seins zu haben sei. Der Leib müsse sterben, damit Unsterblichkeit erreicht werden könne. Doch: Wer ist dann unsterblich? Da ist doch dann niemand mehr, der ewig lebt? - Ähnliches formulierte Lothar bis zum Überdruß. - Seine Angst ist eine Illusion: die Illusion, daß er nicht mehr existiert, wenn er die Unsterblichkeit gewonnen hat. Er sagt (sinngemäß): Wenn ich als ewiges, also reines Wesen ohne den Schmutz der Illusionen bin, dann bin ich nicht, denn mein Ich ist Illusion. Die Angst sei das letzte Gefecht, das letzte Aufbäumen, des Ichs vor seinem Tod - so glaubt er. L schreckt vor diesem letzten Schritt zurück. Er glaubt zu wissen, er müsse handeln. Deshalb lehnt er jedes theoretische Philosophieren (samt Philosophen) ab. Es gehe nicht mehr um Gehirnakrobatik, sondern um diesen einen letzten Schritt, den er tun und nicht denken müsse. Natürlich weiß er, daß die Bezeichnung "Schritt" nur eine Metapher ist. Vielmehr ist ein "Nicht-Schritt" vonnöten: das Loslassen des letzten Schrittes! Das Loslassen aller Philosophie.
Ich selbst habe diesen (Nicht)-Schritt getan. Ich tat ihn als Einheit von Tun und Denken: ich erkannte diesen letzten Schritt, der zugleich das Loslassen dieses letzten Schrittes war. Der letzte Schritt war ein "Es geschieht"! (Man lese meine Magieseiten). Er ist ein "Amen", denn soeben fällt mir ein, daß das biblische "Amen" dasselbe bedeutet. Der letzte Schritt ist das Schlußwort eines jeden Gebetes. Danach kommt nur noch Ewigkeit. Ich selbst habe diesen Schritt getan. Und ich will nun verraten, was tatsächlich geschieht, wenn man die Ewigkeit gefunden hat und geworden ist: Es gibt keine Zeit mehr. Aber die andern Menschen leben noch in der Zeit und sie werden auch mich sterben sehen. Ihre Welt bleibt stimmig, ihre Illusiionen bleiben aufeinander passend. Meine Zeit ist eine andere Zeit, keine lineare, fortlaufende, sondern ein kunstvolles Gewebe, gewebt nach den Willen intelligenter lebendiger Wesen: wie eine Bibliothek voller Romane, in welcher man frei herumwandeln kann! In jedem dieser Romane bin ich in anderer Gestalt. Als ich von meinem letzten Schritt losließ und ihn also tat, erlebte ich, daß mein Ich sich gar nicht auflöste! Die Angst vor Auflösung - Tod - war völlig unnötig gewesen. Das Ich verlor nur seine Herrschaft. Oder besser gesagt: Es wurde frei von Zwangsvorstellungen und kam erst zur echten Herrschaft, wurde zum Ich eines Zauberers.
In der Welt der Magie gibt es keine Sachzwänge, keine Notwendigkeiten, sondern nur den freien Willen bewußter Wesen und Zwänge durch andere bewußte Wesen. Jeder seelisch Verletzte kann nur von dem geheilt werden, den er am meisten haßt oder verachtet! In Ls Brust schlagen zwei Herzen: Mit einem will er schaffen, sei es Literatur, sei es Architektur, mit dem andern will er abschaffen: alles, einschließlich sich selbst. Das ist ein für ihn unlösbares Problem, in dessen Verwicklungen er sich verheddert hat. Er will ohne Ego sein, aber er, das Ego, ist zu stolz, sich helfen zu lassen, obwohl man bestimmte Mängel - ich nenne sie "blinde Flecken", nicht allein heilen kann. Er will nicht, daß ich ihm helfe, weil er glaubt, daß eh kein Mensch vom andern lernen könne, und weil er glaubt, einer (ich), der sich selber erleuchtet (s. Wahrheit.html)nennt, ein Scharlatan sein müsse. (Ein Scharlatan würde einen solchen schülerabschreckenden Fehler nicht machen.) Glaubt er, er würde einem noch Weiseren begegnen? Möglich wäre es, aber die Ewigen zeigen sich selten, und ganz besonders selten im Internetz. Sie sind so selten, daß selbst ich, der ein Auge für Unsterbliche hat, erst einen gesehen habe - nämlich an dem Tage, an dem ich berührt wurde. (An irgendeiner unscheinbaren Stelle meine HP schrieb ich darüber). Warum wurde ausgerechnet ich erwählt? Das ist eine typische Frage eines Uneingeweihten. Es gibt keinen Grund! Es war die Gnade eines Erwachten. Ich stand vielleicht zufällig gerade vor ihm, als er mal eben Lust verspürte, jemanden X-Beliebigen im Herzen zu berühren. So könnte es gewesen sein. Vielleicht hat der Meister aber auch jahrelang nach einem Würdigen gesucht und eines Tages mich gefunden. Egal! Es ist passiert! Seit diesem Tag lebe ich seit Äonen und erschaffe Universen aus "Illusionen", weil ich ein Universum bin: eine Singularität, ein Gott, ein Engel, ein Stern, in welchem die Zeit in Kreisen fließt, ein Schwarzes oder Weißes Loch, ein ultimates Raumschiff, ein freier Mensch und ein Sklave. Ich bin das alles. Weil ich es will.
Ich wage dies alles über L nur deshalb zu schreiben, weil er selber Andere ebenso "rücksichtslos" behandelt und weil er selber schrieb, alles, was geschehe, also auch dieser Text, sei ein deterministisches Geschehen, auf das niemand Einfluß nehmen könne. Wer also hat den Text geschrieben und wer könnte sich durch diesen Text beleidigt fühlen? Zudem hoffe ich, daß L meinen guten Willen sieht, aber ich fürchte, ich habe L. nun zum dritten mal enttäuscht. Lies (zz025.html)
7.9.2002: Verschwörungstheorien: In der FAZ vom 19.5.2002 finden wir auf S. 23 den Titel: "Es geschah am hellichten Tag - Der 11. September im Licht der neuesten Verschwörungstheorien: Wer wußte was?" Hier wird gegen die seit dem 11. September aufblühende Kultur der Verschwörungstheoretiker polemisiert. Der FAZ-Redakteur schreibt, "... sind solche Verschwörungstheorien die zuverlässige Begleiterscheinung republikanischer Staatsformen, in denen es eine Medienöffentlichkeit gibt. In autoritären und geschlossenen Gesellschaften dagegen sind Verschwörungstheorien völlig uninteressant; denn da ist das verborgene Handeln der Machthaber in finsterer Absicht ja Programm und alltägliche politische Praxis. Wen würde es aufregen, wenn man behauptete, die irakischen Medien seien von der Regierung beeinflußt, die Wissenschaftler arbeiteten an geheimen Waffen und dieser oder jener Dissident sei gar nicht durch einem Autounfall verunglückt? Auch die höfischen Schriftsteller aller Kulturen verfolgen und beschreiben die Entstehung der Adelsfamilien mit der mäßigen Begeisterung eines Sportreporters, der halt den Ligaalltag aufzuschreiben hat."
In dieser verschwörerischen Desinformationsschrift gegen die "Verschwörungstheoretiker" wird stillschweigend vorausgesetzt, die modernen Demokratien seien offene Gesellschaften - und nur aus diesem Grund gebe es Verschwörungstheorien, denn in autoritären und geschlossene Gesellschaften sei die Verschwörung ja allgemein akzeptierter Alltag und deshalb keiner Aufregung wert. Es brauche dort keiner besonderen Theoretiker in Sachen "Verschwörung". Daß sich in den USA und Europa die Verschwörungstheoretiker aufregen und daß der Bekanntheitsgrad der Verschwörungen in der Bevölkerung dieser Regionen niedriger ist, als in asiatischen, südamerikanischen oder afrikanischen Diktaturen, wertet der FAZ-Redakteur offensichtlich schon als Beweis dafür, daß es in den westlichen Demokratien keine Verschwörungen gebe.
Nun, ich jedenfalls rege mich nicht auf. Für mich sind die Westlichen Verschwörungen auch bloß stinknormaler Alltag. Ich weiß, daß mit dem Aufkommen sogenannter Demokratien im 18. Jahrhundert die 10000-jährige alltägliche Verschwörungspraxis nicht aufgehoben wurde. Demokratie ist für mich bloß ein Mythos für die machtlose und machtlos zu haltende Unter- und Mittelschicht. Das Unwissen der Bevölkerung interpretiere ich als Erfolg der ausschließlich in Demokratien machtorientierten Massenpresse. Die Massenpresse tritt nur in westlichen Demokratien als 4. Macht auf und arbeitet aufgrund ihrer Möglichkeit, Erfahrungen machen zu können, wesentlich raffinierter und erfolgreicher, als die allzuplump unterdrückte Presse der Diktaturen, wo die Redakteure im Grunde machtlos sind und Erfahrung nur im Überleben, aber nicht im Manipulieren sammeln können. Ich behaupte, die westlichen Verschwöungstheoretiker regen sich bloß deshalb so auf, weil ihre Politiker Verschwörungen strikt leugnen, wohingegen die Diktatoren Verschwörungen mit zynisch lächelndem Gesicht zuzugeben bereit sind und damit eine Aura ängstlichen Schweigens verbreiten.
Die Führer der Westlichen Demokratien hingegen haben erkannt, daß die Wahrheit echter Verschwörungen sehr schnell unter einem Berg aus Nichtigkeiten - verrückten "Verschwörungstheorien" verfolgungswahnbefallender Geisteskranker - verschwindet, wenn man die Pöbelpresse einfach drucken läßt, was der Pöbel gerne lesen will. Die Orientierung der Inhalte von Presseerzeugnissen und Fernsehsendungen an Absatzzahlen und Einschaltquoten ist der beste Garant für eine alle Wahrheit unterdrückende Qualität auf unterstem Niveau. Wie von ganz allein sprießen 100000 haarsträubende Verschwörungstheorien aus dem Boden, die jede echte Verschwörung mit Leichtigkeit verdeckt. Unsere Mächtigen wissen, daß eine Einschaltquoten-Demokratie auch ohne Verbreitung einer Aura ängstlichen Schweigens auskommt. Im Gegenteil: Sie verbreiten eine Aura des leeren Geschwätzes.
Am 11.5.2002 schrieb die FAZ (s. 48) in "Zu verkaufen - Murdoch machts's möglich: Labour lockert Medienmarkt": "Murdochs Kritiker behaupten immer wieder, daß er die Regierung mit der Drohung unter Druck setze, ihr die Gunst seiner Zeitungen zu entziehen." Und da dieser Druck verbal geäußert wird, gibt es keine Beweise. Und wo es keine Beweise gibt, spinnen alle Verschwörungstheoretiker. Politik kann so einfach sein.
(Die Aussage der Murdoch-Kritiker impliziert, daß Murdoch mit seinem Zeitungs- und TV-Imperium sich in der Lage sieht, die Wahlen wesentlich zu beeinflussen oder gar zu bestimmen. Entzieht Murdoch einer Partei seine Gunst, bekommt diese eine schlechte Presse (Skandale fliegen "plötzlich" auf) und verliert jede Chance auf Wahlerfolg. Wer Regierungen dermaßen unter Druck setzen kann, hat die Idee der Demokratie ausgehebelt und regiert diktatorisch - und dann tritt die obige FAZ-Analyse wieder zu, daß in in solchen Regierungsformen Verschwörungen allgemein akzeptierter Alltag sind.)
9.9.2002: Bundestagswahlen: Ich habe seit mindestens zwei Legislaturperioden nicht mehr gewählt, doch diesmal werde ich (am 22.9.) meinen Stimmzettel in die Wahlurne werfen. Grund: Das feste Versprechen Schröders, sich am geplanten Krieg der USA und ihres Vasallen Englands gegen Irak nicht zu beteiligen! Stoiber wollte sich gestern Abend im "Duell" der Beiden (Kanzler gegen Kandidat) nicht festlegen, was als deutliches "Ja!" zum Krieg (oder, genauer: zur blinden Unterordnung unter die USA (wie England unter dem Speichellecker Blair)) zu werten ist. Diesmal gehört meine Stimme der SPD! Schröder ließ durchblicken, warum er gegen den Krieg ist: Krieg gegen Staaten diene nicht dem Kampf gegen Terrorismus, sondern anderen Zielen* , und sei gefährlich, weil sich dann selbst die gemäßigten islamischen Staaten gegen die Kriegstreiber stellen und der Westen wichtige Allianzpartner verlieren würde.
* Diese anderen Ziele sind, so steht es in der FAZ, das "feindliche ÖL" des Irak, auf welches die USA aufgrund ihrer grenzenlosen Verschwendungssucht kein Recht haben. Wären die USA vorbildlich, was ihren Umgang mit Energie angeht, würde ich ihre globale Hegemonie in Sachen Ölbesorgung billigen. Ich vermute, die USA verschwenden die Energieressourcen bewußt, damit potentielle zukünftige Großmachten wie Rußland und China nur unter massiv erschwerten Bedingungen wirtschaftlich und militärisch mit den USA gleichziehen können. Die Ölvorräte sollen nur zum Aufbau und Erhalt einer Weltmacht reichen, aber nicht zum Heranwachsen von Konkurrenz.
10.9.2002: Bundestagswahlen,
Fortsetzung: Stoiber will im Einvernehmen mit der Generalität und der
Mehrheit der anderen europäischen Regierungen, aber auch der von Kanada,
Neuseeland uvam., die Drohungkulisse der UNO gegen Saddam Hussein nicht aufgeben.
Schröder habe, so Stoiber, den Westen und die UNO geschwächt, indem
er die Drohkulisse schwäche und das gemeinsame Boot der UNO verlasse. Mit
Hilfe der Gewaltandrohung solle erreicht werden, daß der Irak Inspektoren
ins Land lasse, die prüfen sollen, ob der Irak Atom- und andere gefährliche
Waffen entwickele, einkaufe und/oder lagere. Dem Irak solle eine dreiwöchige
Frist zur Entscheidung eingeräumt werden. Krieg würde es erst nach
Verweigerung des Einlasses der Inspektoren nach Ablauf der Frist geben.
Gegen diese Haltung der UNO und Stoibers ist im Prinzip nichts einzuwenden,
außer daß sich die USA nicht an diese UNO-Strategie halten wollen.
Sie wollen keine Inspektoren und kein friedliches Irak; sie wollen offensichtlich
das irakische Öl. Aus diesem Grund ist Schröders Verhalten zuzustimmen
(abgesehen von dem Vorteil, daß Deutschland aufgrund der generellen Absage
an Waffengängen den Moslem-Terrorismus aus dem eigenen Lande fernhält.
Stichwort: "Existenzielle Frage...").
Ich muß also beobachten, wie die US-Strategie weitergeht: Schwenkt die
USA auf UNO-Strategie um oder suchen die USA weiterhin Verbündete für
einen bedingungslosen Krieg ums Öl?
Indes: Mir ist völlig klar, daß wir immer so informiert werden, daß ein Krieg uns gerechtfertigt erscheinen wird. Woher soll ich wissen, daß Saddam Hussein die Inspektoren wirklich herausgeschmissen hat und sich weigert, neue ins Land zu lassen? Womöglich wird Saddams Weigerung von den USA oder der UNO provoziert, um einen Grund für einem "gerechten Krieg" zu erhalten! Wir können unseren Informationsmedien nicht trauen. Zu oft wurden wir belogen. Aus diesem Grund wähle ich den, der einen Krieg gegen den Irak kategorisch ausschloß. Und sollte Schröder nach der Wahl umkippen, habe ich Grund, nie mehr zur Wahl zu gehen.
Wahlhilfe: http://www.wahlomat.de Ob's hilft? Aufgrund der Wahlomat-Empfehlung müßte ich PDS wählen (Anzahl der grünen Balken minus Anzahl der roten Balken = +9), dann Grüne: +2, FDP -4, SPD -9, CDU/CSU -10).
10.9.2002 Peter Handke: Mit Sätzen wie "Seid ihr der Zeitgeist - ich möchte der Raumgeist sein" und "Mit der Vermeidung von Worten wie 'auf einmal', 'plötzlich' usw. erst war ich Schriftsteller geworden", machte Handke mich darauf aufmerksam, worum es in seiner Literatur geht: um Selbsterschaffung und Welterschaffung. Ein FAZ-Rezensent* schrieb:
"Es ist ein verschlungener Weg durch Raum und Zeit, auf den Handke seinen Apotheker schickt: von Taxham, dem Salzburger Vorort, nach Spanien und wieder zurück, von der Gegenwart in eine unbestimmbare Zeitsphäre, in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft in eins zu fallen scheinen. Aber nicht nur die Zeitstruktur, auch die Topographie des Romans ist verrätselt und wirr." Und:
"Und doch ist auf seinen Landkarten jede Erhebung, jeder Hohlweg und jeder Bachlauf exakt verzeichnet. Dieses Kartenwerk, das mehr als zwanzig Romane und Erzählungen umfaßt, ist zuverlässig allein in der Handke-Welt. Wo unsere Wirklichkeit beginnt, verzeichnet der Schriftsteller wie auf den alten Landkarten eine kahle Fläche, mehr grau als weiß. An ihren Rändern hausen die blassen Ungeheuer der Wirklichkeit."
"Das Ich dieser Aufzeichnungen will zum Stifter einer neuen epischen Tradition werden, indem es die in der Literatur der Goethezeit, in der alten Epik und im Formenrepertoire des Mythos und der Religion vorgezeichneten Wege noch einmal geht. Sein Anspruch ist durchaus unbescheiden: "An meiner Sprache soll eine Nation erscheinen, eine nicht verwirklichte, außer eben durch meine Sprache.""
Auch aus anderen Zitaten geht hervor, daß Handkes Plan nichts anderes als eine Wiederverzauberung der Welt ist. Seine Literatur soll die Wahrnehmung seiner selbst und seiner Leser verändern: Zum Raum soll die Zeit werden: Aus Ursache und Wirkung sollen Sinnstrukturen werden: das Netz der Magie.
Mein Projekt ist ein ähnliches. Die Literatur, die ich übe, dient demselben Zweck: der Wiederverzauberung der Welt. Ich bediene mich allerdings anderer Zaubersprüche, als Handke. Einig sind wir uns darin, daß der Nichtzauberer sich und die Welt ausschließlich an Unterschieden, an Differenzen, den Vorstufen von Katastrophen und Zerstörung, erkennt. Nur der Zauberer sieht das Allgegenwärtige, das Gewohnte, das den Andern aus Gewöhnung unsichtbar geworden ist. Handke beschreibt in seinen Werken das Übersehene: langweilige Details materieller Gegenstände. Er geht soweit ins Detail, bis das Gewohnte ungewohnt und dann auch für den Leser wieder sichtbar wird.
Ich zeige das, was den gewöhnlichen Menschen, also den in Gewohnheit Lebenden, aufgrund des Zeitgeistes unsichtbar geworden ist, nicht durch immer detailliertere Beschreibungen, sondern durch Beschreibung von einem anderen Standpunkt aus: vom Subjekt her. Die Menschen haben ihr Subjektsein, ihren eigenen Standpunkt, verloren; sie haben sich zum Objekt gemacht, indem sie sich selber so sehen, wie andere sie sehen: als Objekt, als materieller Leib. Meine Literatur dient der Wiedergewinnung von Augen, die die Sicht auf das eigene Sein, den eigenen Standpunkt, wieder freigeben. Die Welt, wie ich sie subjektiv erlebe, ist Anschauung meiner Seele. Dazu gehört nicht allein der eigene Leib, sondern alles, was ich erlebe. Alles, was ich erlebe, bin ich als Seele. Meine Seele und mein Kosmos sind eins.
Um die Seele wieder sichtbar zu machen, muß man zu unterscheiden lernen zwischen der Welt, die man von anderen Autoritäten gelernt hat, und der Welt, die man tatsächlich selbst wahrnimmt. Sieht man einen Unterschied, kann man die fremden Welterklärer langsam zurückdrängen und lernen, die Welt wieder so zu sehen, wie sie uns ist und nicht, wie sie uns erklärt wurde. Erst nachdem die fremderklärte Welt verschwamm, sah ich, daß meine Seele und deren Selbstbild, die subjektiv erlebte Welt, sich massiv änderten, während meine Seele ihre Selbst- und Welttheorie verfeinerte. Diese Wechselbeziehung zwischen Welt und Seele wahrzunehmen, machte mich zum Zauberer, gleichwie Handke zum Zauberer und echten Schriftsteller wurde, nachdem er die zeitlichen Begriffe durch räumliche zu ersetzen lernte. Dadurch entkam er der gewohnten Welt und wurde Schöpfer seiner selbst. - (siehe auch "Handke.html")
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