Notiz 10
von Hans-Joachim Heyer

22.12.2004- Zaubersprache: Die meisten Menschen benutzen Wörter für Dinge, die sie sehen. Das Gesehene ist primär; die Wörter und daraus abgeleitete Sprache, sekundär. Solche Wörter, solche Sprachen, sind entzaubert. Sie haben keine Kraft, keine Macht.

Anders verhält es sich, wenn von unseren geistigen Strukturen Wörter hervorgebracht werden und diese auf jene Strukturen zurückwirken. Es entsteht ein Wechselwirkungssystem, und dieses gibt den Wörtern seinsgestaltende - magische - Macht. Geistige Substanz steht hinter einem jeden Wort, das die Substanz begrenzt und ihr Eigenschaften verleiht.

Wenn ein Nichtzauberer sagt: "Ich bin Seele!", so bewirkt das gar nichts, denn die Realität erweist, daß er von seinem Glauben, Körper zu sein, nicht einen Millimeter abgerückt ist. "Seele" ist ihm nichts als ein Etikett, daß er auf irgendeinen beliebigen Gegenstand draufgeklebt hat. Wenn man aber intensiv nach den Urgründen seines Seins forscht und etwas findet, was man dann "Seele" nennt, interagieren Realität und Beschreibung der Realität und bilden ein Substrat, das magisch ist. Das Wort wird dann zur Tat, und die Tat wird zum Wort.

Es kommt also darauf an, unsere Sprache mit jenen Bereichen zu verbinden, wo unser wahrer Glaube zu finden ist. Viele Menschen finden ihren wahren Glauben erst in großer Not und Lebensgefahr. Dann fällt der zivilisatorische Überbau weg und der wahre Charakter kommt zum Vorschein. Andere Menschen werden durch großen materiellem/finanziellem Reichtum zu ihren Wurzeln geführt, indem ihnen ermöglicht wird, jeder materiellen Verführung nachzugeben - oder zu widerstehen, je nach Charakter. Eine dritte "Spezies" benötigt keinen äußeren Antrieb. Sie hat ihre Verbindung zu ihren Tiefenschichten nie so sehr verloren, daß äußere Katastrophen nötig sind, um den zivilisatorischen oder kulturellen Überbau abzusprengen.

24.12. "Wort wird zur Tat" - Das soll in diesem Abschnitt erläutert werden. Ich kann nicht sagen, wie gut meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet entwickelt sind. Mit fehlt jede Vergleichsmöglichkeit mit anderen Zauberern. Ich erlebe dieses Tatwerden des Wortes nicht so, daß irgend etwas Konkretes aufgrund - kausal - eines magischen Wunsches geschieht. Solange ich meine Krampfader am rechten Bein habe, werde ich Entsprechendes nie behaupten. Was aber tatsächlich geschieht, ist wunderbar genug.

Bis etwa zu meinem 27 Lebensjahr war ich Gefangener naturwissenschaftlichen Denkens. Dann erweiterte sich der Kreis zu meiner Lebensphilosophie. Das Wissenschaftsmodell war nur noch ein Subsystem meines um mindestens eine Dimension größeren philosophischen Denkmodells. Im Verlaufe der letzten Jahre (ich werde demnächst meine Tagebücher noch einmal durchlesen, um den ungefähren Zeitpunkt herauszufinden) gelang mir die Erschließung des nächsten Kreises dessen, was meine Realität ausmachte. Ich verließ die Philosophie, die immer noch - wie die Wissenschaft - systematisch ist und fand einen weiteren Freiheitsgrad, dem ich nun mit Hilfe meines Romans, den ich zu schreiben begonnen habe, Sprache zu geben versuche. Die Philosophie ist nicht widerlegt, wohlgemerkt, sie wurde "bloß" transzendiert und zum Fundament eines Größeren, für das ich erst noch die rechten Worte finden muß. Was ich sagen kann, ist, es handelt sich um eine stärkere Bewußtseinsmacht, als die der Philosophie. Meine Philosophie ist ein System, das aus einem einzigen geistigen Samenkorn erwuchs. Die neue Macht wächst aus vielen solcher Körner. Soviel läßt sich auf jeden Fall schon sagen. Das Neue ist scheinbar widersprüchlicher. Man braucht mehr Bewußtheit, um es unter einen Hut zu bringen. Das Neue ist willkürlicher, dogmatischer, spielerischer. Es läßt sich kaum philosophisch formulieren, sondern wohl nur in Gestalt von Romanen.

29.12.2004- Raum fürs Christentum: In einer Besprechung des neuen Films von Oliver Stones über Alexander den Großen heißt es:

"Alexanders Eroberungen haben erst den Raum geschaffen, in dem sich später das Römische Reich, vor allem aber das Christentum ausbreiten konnte. Die griechische Sprache war das Medium der christlichen Mission ..."

Ich erachte diesen Gedanken als Symptom unserer Zeit. Man bedenke doch nur einmal eine Sekunde, was mit dem Christentum geschehen wäre, wenn nicht die Griechen unter Alexander, sondern beispielsweise die Perser die alte Welt erobert hätten. Was wäre dann die Konsequenz gewesen?

a) Da das Griechische als Medium der christlichen Mission weggefallen wäre, hätte sich das Christentum nicht so erfolgreich ausbreiten können.

b) Das Persische wäre zum Medium der christlichen Mission geworden.

Kommentar: a) folgt einem tumben Determinismus. Griechentum = Ursache der Ausbreitung des Christentums. Ohne Ursache keine Wirkung. Ohne Alexander kein Aufblühen des Christentums. Das Neue Testament hätte kaum ein Mensch verstehen können, da es bekanntlich in griechischer Schrift verfaßt wurde, und diese wäre ohne Alexanders Siege nicht derart verbreitet. Wir wären heute Anbeter Zarathustras.

b) folgt der indeterministischen magischen Lehre der unverursachten freien Idee. Die neue Idee sucht sich ihr Medium. Wäre das Persische Weltsprache, hätten die Autoren das NT nicht in griechischer Schrift, sondern auf Persisch geschrieben.

GEIST nutzt das Bestehende, ist aber nicht dessen Wirkung!!!!

Vor ein paar Tagen gab es in SPIEGELonline wieder einmal eins dieser unsäglichen Interviews des Neurobiologen, Philosophen und Bewußtseinsforschers Gerhard Roth, der zum x-ten mal behauptete, Geist sei eine Wirkung der Materie.

Würde man Herrn Roth fragen, welcher Variante er zugestimmt hätte, hätte er vermutlich der 1. den Vorzug gegeben. Er hätte wohl behauptet, das Christentum hätte sich nach dem Sieg der Perser anders entwickelt, als wir es heute haben. Es wäre auch möglich gewesen, daß sich der Zarathustrakult statt des Christentums ausgebreitet hätte. Folgen wir dieser "Logik" weiter, hätte Roth behaupten müssen, das Gehirn sei Wirkung ebensolcher Geschichtsprozesse - eine Folge zehntausender Kriege und anderer Überlebensbemühungen. Das Gehirn als Folge von Geschichte könne diesen es bedingenden Rahmen nie verlassen. Es könne nie einen Standpunkt außerhalb der Geschichte einnehmen und könne sich nie der Geschichte frei bedienen.

Er hätte zwar in anderer Situation behauptet, man müsse stets die Fakten sprechen lassen: ob Christ oder Zarathustrianer: alle lesen vom Meßgerät dieselbe Zahl ab. Wie das? Gibt es also doch Geschichtsunabhängiges? Nein! Denn es gäbe eine Geschichte der (Genauigkeit der) Meßtechnik und des Irrglaubens (der Fehlinterpretationen). Deren Evolution bewirke, daß sich das Gemessene immer weiter von Irrtümern entferne und der Wahrheit annähere. Fortschritt messe sich an Wahrheitsnähe. Die Wahrheit selbst sei allerdings ein virtueller Punkt, der nie erreicht werden könne - ganz wie der Urknall unseres Universums.

Aus all dem ist zu schließen: Es gibt nur eine Geschichte der Irrtümer, keine Geschichte der Wahrheit. Ist das Christentum wahr, bedient es sich bloß der Geschichte mit ihren Griechen oder Persern. Ist es ein Irrtum, ist es eine kausale Wirkung des Griechen- oder Persertums.

Leider darf Herr Roth der These, es gebe Wahrheit, nicht zustimmen, denn Wahrheit kann nicht Hirnprodukt sein. Hirnprodukte sind immer geschichts- und evolutions- abhängig, da das Gehirn selbst geschichts- und evolutionsabhängig ist. Also muß Roth anerkennen, daß es doch nicht egal ist, ob ein Christ oder ein Zarathustrianer ein Meßgerät abliest, aber das kann doch nicht wahr sein oder?

Also: Wenn es eine Wahrheit gibt, an die sich die Hirnforscher annähern, ist die Wahrheit geschichtsunabhängig. Dann bedient sie sich der Geschichte und Variante 2 stimmt. Wenn es keine Wahrheit gibt, fragt sich, was die Hirnforschung eigentlich macht. Was will sie herausfinden? Einen virtuellen Punkt??? Die Realität soll ein virtueller Punkt sein? Nichts? Was machen eigentlich die Hirnforscher, falls sie die Wahrheit NICHT suchen?

Ich sehe, wie sich der Geist der Moderne verwirrt. Allein meine Philosophie ist noch imstande, Wahrheit zu sagen. Ich bin (fast) allein in einer Welt der Verrückten. Ich bin der einsame Rufer in der Wüste. Wenn Ideen sich ihre Medien in der Welt suchen - These 2 - so ist es wahr, daß sich ein Geist - ich - meines materiellen, geschichtsbehafteten und damit sterblichen Leibes bedient. Ich, reines Subjekt, bin ungeschaffener ewiger Geist, unsichtbarer Lenker der Geschichte und derer, die der Geschichte der Irrtümer folgen.

30.12.2004- Zeitgeist: Im ZEIT-Artikel "Vermasseln wir’s, aber in Würde!" beschreibt Peter Kümmel eindringlich die sinnleere Welt, in der jene Zeitgenossen gelandet sind, die den Pionieren G. Roth & Co. (s oben) unbewußt gefolgt sind. Der Leser störe sich nicht daran, daß Kümmels Analyse das Theater meint. Es geht um die Bühne "Welt", die von den meisten Menschen für real gehalten wird. Es geht um die Welt des "Präsidenten Schorsch Dabbelju", die Welt von "Hartz IV", von "Eliteuniversität", von "Nobelpreisträger(in)", von "Geiz ist geil!" und von "Laßt euch nicht verarschen!". In (http://www.zeit.de/2004/52/Theater) lesen wir über das "moderne Welt-Theater" unter Anderm:

... Auch der Tod auf der Bühne und der Nachruhm haben ihre Bedeutung verloren. Wenn auf der Bühne gestorben wird, tut es nicht weh oder hat keine Folgen: Die Toten machen einfach weiter. Denn eigentlich sind »wir«, von denen da die Rede ist, schon erledigt. Die menschliche Gattung hat, so schreiben Adorno und Karl Jaspers, ihre Vernichtung hinter sich, indem sie Auschwitz zuließ und indem sie die Atombombe einsetzte. Was wir jetzt absolvieren, ist ein Nach-Leben. Man ist in einem Jenseits ohne Gott und voller mittelmäßiger Teufel. Dieser Befund zittert bis heute nach in unseren Bühnenschauspielern.

Kein Glaube, kein Sinn, kein Halt – als Kollektiv erlebt sich die Menschheit nur noch im Versagen, nie im Gelingen. Das bildet der Theaterschauspieler ab. Und so sind aus wirkungsberechnenden Wahnwitzfiguren des Empfindungstheaters lauter Vermasselungsschauspieler geworden, die das Witzhafte der eigenen Person mitspielen. Es ist heute der Stolz und das oberste Gebot des Schauspielers, öffentlich zu scheitern. Sich also, um im Vokabular des erzählten Witzes zu bleiben, mutwillig selbst zu »schaden«. ...

... gibt es eine Menge von Bühnenkünstlern, die das thematisieren, was sie am meisten fürchten: das Nichtgelingen, letzten Endes: das vergebliche Ringen um Wahrhaftigkeit. Im Idealfall entsteht zwischen Bühne und Zuschauerraum eine Solidargemeinschaft, die den verlorenen Abend feiert. Wir können nix (respektive: wir haben nix zu sagen), aber wir müssen da durch, suggerieren die Spieler. Wir erwarten nix, aber wir haben bezahlt, also bleiben wir sitzen, signalisieren die Zuschauer.

Der Komiker Helge Schneider ist der unscheinbare Gott dieser Kunst. Es ist konsequent, daß Christoph Schlingensief bei den Nobelpreisfeierlichkeiten für die abwesende Elfriede Jelinek im Wiener Burgtheater Helge Schneider zitierte, um zu definieren, was seine und Jelineks Kunst eigentlich bedeute: »Picken, Packen, Pocken, Kacken« – mehr müsse man nicht können, mehr stecke nicht dahinter. ...

... Elfriede Jelinek. Der Nobelpreisträgerin »gehörte« das abgelaufene Theaterjahr. Jelinek hat in ihren Theaterstücken, so genannten Textflächen, die fürchterlichsten Sprachspiele veranstaltet, ... . Sie wittert den Tod in allen Begriffen. Die Gesellschaft ist ein Kadaver, in dem die Sprache ihr Zersetzungswerk vollendet; was am Kadaver zu leben scheint, sind bloß seine Verwesungslaute. Jelinek sucht zwanghaft nach Doppelsinn; zwischen zwei Bedeutungsebenen wittert sie weggeschaffte Leichen, das Verdrängte. Sie peitscht mit blinden Suchschlägen ins Vokabular und feiert die totale Abwesenheit von Sinn und Trost. Mit Kalauern umzingelt und steinigt sie jeden Gedanken. Wo Friedrich Schiller, dem das Theaterjahr 2005 »gehört« (sein 200. Todestag wird gefeiert), den Menschen als einen von der Maschinerie der Geschichte Bedrängten sah, da ist bei Jelinek der Mensch selbst die fürchterlichste Maschine: eine plappernde Blutpumpe. Der Weg von Schiller zu Jelinek beschreibt den Niedergang einer Utopie: vom frei gewählten Tod bei Schiller zur Welt der Zombies bei Jelinek. Schillers Figuren verlassen eine Welt, die noch nicht so weit ist, ihnen Schutz und Freiheit zu gewähren; Jelineks Figuren leben in einer Welt, die dem Tod längst ganz gehört. ...

... »Werktreue«? Es geht um mehr. Es geht um Treue zu sich selbst

Der Maler Giorgio de Chirico schrieb: »Vielleicht ist die Vorahnung die außergewöhnlichste Art der Wahrnehmung, die wir vom prähistorischen Menschen geerbt haben. Die Vorahnung* wird es immer geben. Sie ist der ewige Beweis für die Irrationalität des Universums. Der Urmensch muß durch eine Welt voll unheimlicher Zeichen gewandert sein. Er muß bei jedem Schritt gezittert haben.«

Und wir? Wir werden bei jedem Schritt begleitet von Vorgängern, Vorbildern, denen wir das Gehen abgeschaut haben. Der Urmensch mag bei jedem Schritt gezittert haben. Der Mensch von heute zitiert bei jedem Schritt. Wir sind nicht umstellt von Vorahnungen und unheimlichen Zeichen, sondern von Nachbildern und Ikonen. Das spielen die komischen unter den jungen Bühnenschauspielern mit, und die Regisseure versuchen es zu inszenieren: die Selbstbeobachtung des Nachahmers, die wabernde Gelatine des Vor-Lebens, in dem wir schwimmen.

»Werktreue« ist nicht das Thema der jüngeren Theaterleute. Ihnen geht es um die Darstellung einer Gesellschaft, die nicht einmal ihren moralischen Gesetzen treu blieb. Anstelle der genauen Untersuchung und Inszenierung eines Einzelwerkes, so scheint es, geht ihre Arbeit dahin, all die Geistererscheinungen und Vorahnungen und unheimlichen Zeichen zu zähmen und vor ihren eigenen geisterhaften Karren zu spannen und dabei einen Stil, eine unverwechselbare Technik zu entwickeln. ...

... Daß bei vielen jüngeren Bühnenkünstlern das »Wort« einen vergleichsweise geringen Stellenwert hat, ist bekannt. Aber woher kommt das? Hugo von Hofmannsthal schrieb: »Die unendlich komplexen Lügen der Zeit, die dumpfen Lügen der Tradition, die Lügen der Ämter, die Lügen der einzelnen, die Lügen der Wissenschaften, alles das sitzt wie Myriaden tödlicher Fliegen auf unserem armen Leben. Wir sind im Besitz eines entsetzlichen Verfahrens, das Denken völlig unter den Begriffen zu ersticken… ...

... Entzauberung der Sprache** also. Das Theater, die Fracht der toten Fliegen schleppend, hat nun drei Möglichkeiten. Entweder es arbeitet daran, die innere Erlebnisfähigkeit der Menschen durch die Pflege »großer Texte« zu trainieren ... . Oder es wirft das Totefliegenkostüm ab bis auf ein paar Fetzen, betreibt also »radikale Kürzung« ... . Oder es trägt das eklige, kotstarre Gewand als Hohnrüstung weiter, als lebendes Fliegenpapier. Das ist die Jelinek-Methode. Alles Befreiende des Denkens, des Schreibens ist bei Jelinek eine Befreiung zur Asche. Sie treibt die Sprache in die Sackgasse, ins Kalauerkrematorium. Das »Wort« als Werkzeug von Freiheit und Belichtung ist zunichte gemacht. ...

... Der Schriftsteller Michael Scharang schreibt im Vorwort zu Elfriede Jelineks Roman Lust: »Die Menschen sind heute in einem viel höheren Maß austauschbar als der Krempel, den sie produzieren. Eine Literatur, die das nicht festzuhalten vermag, stellt statt Menschen Denkmäler dar.« Hier haben wir ganz knapp das Programm des Jelinekschen Theaters: der Mensch als austauschbarer Krempel. Leider ergeben sich viele Inszenierungen der deutschsprachigen Theater so demütig in den Befund, daß sie ihn am Ende selbst erfüllen. ...

... Von Schiller, dem das kommende Theater-Jahr gehört, ist eins zu hoffen: daß er uns Auflehnung lehrt wenigstens gegen diesen Tod.

Im sprachanalytischen "Zeit"-Artikel "Geile Weihnachten" von Michael Naumann, in dem der Mißbrauch der Sprache gegeißelt wird, heißt es:

"Denn beide Wörter (Geil und Scheiße) sind inzwischen sinnentleerte Reizwörter in einer ungezogenen, halb tauben Gesellschaft, die sich nur noch animieren läßt durch einen Gestus falscher Aufsässigkeit - als wäre sie zurückgefallen in ihre eigene Pubertät. Und das ist sie ja auch."

vergleiche mit Notiz6.html#1027

Ich denke, wir müssen die Skandalberichterstattung der Presse zB über die CDU- Spendenaffäre und Politikerrücktritte wie den kürzlichen von CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer in dem von mir dargebotenen größeren Zusammenhang sehen: Es geht um die Etablierung falscher Vorbilder, um die oben beschriebene Hölle zu zementieren. Der Mensch soll glauben: Die da oben sind genauso klein und korrupt und schlecht wie der (gewünschte!) kleine Mann, der Normalbürger, der ausschließlich seine kleinen egoistischen Ziele verfolgt (und wenn nicht, verfolgen soll). Vorbildlich wird gezeigt: Es gibt keine Vorbilder. Es gibt keine Ehre, keine Moral, kein anständiges Leben. Jenseits des geistigen Horizontes der Otto-Normalverbraucher ist - NICHTS! Der Kleine Mann ist der Größte. Nichts weist über seine "Wahrheit" hinaus. Es gibt nichts Größeres, nichts Ehrfurchtgebietendes, nichts Geheimnisvolles. Es gibt keinen Himmel; es gibt nur die Hölle. Das Volk wird manipuliert, um es zu Millionen in selbstgebaute Höllen zu treiben. Die Gescheiterten und Kaputten ehrt man mit dem Nobelpreis oder mit der Vermarktung als "Superstar", damit das Volk diesen falschen Vorbildern in die Hölle folgt, oder wie Kümmel oben schreibt: "Man ist in einem Jenseits ohne Gott und voller mittelmäßiger Teufel."

* SPIEGELonline von heute: "Wildtiere entkamen Flutwelle: Die in der Katastrophenregion heimischen Tiere haben die mörderischen Flutwellen offenbar vorhergeahnt: Bisher wurden in den verwüsteten Gebieten keine Tierkadaver gefunden." - Welcher VERLUST war den Tsunamiopfern vorausgegangen, sodaß sie zu Opfern wurden?

Weiterer Link: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,335261,00.html:

Sie haben keinen Begriff von der Zeit, geschweige denn von Tsunamis: die Morgan, ein Urvolk, das auf einer Insel vor Thailand lebt. Als die Flutwelle kam, rettete der Dorfälteste Salaman instinktiv seine Leute. Jetzt sitzt er mit seinem Völkchen in einem Notlager auf dem Festland inmitten der zerstörten Zivilisation und fürchtet die Moderne.

** vgl. diese Seite ganz oben

31.12.2004: Jeder erntet, was er sät: Das ist ein wundervolles ehernes Gesetz, dem zum Glück niemand entkommt. Würde es eine größere Zahl der Großkopferten GLAUBEN, wäre die Welt gerettet. Die es nicht glauben, werden untergehen. Und das erklärt sich so: Wer nicht an dieses Gesetz glaubt, hält sich seltener daran, als jene, die an es glauben. Wer sich weniger oder gar nicht daran hält, tut Dinge, die seine Seele schrumpfen lassen, bis hin zur Auflösung. Wer also glaubt, davonzukommen, wenn er unmoralische Handlungen begeht, wird viele unmoralische (im wahrsten Sinne des Wortes WERT-lose) Handlungen begehen und wird seine ewige seelische Existenz los. Man ist entweder moralisch oder man ist NICHT! Man existiert nur da, wo man Kausalketten in Gang setzt, wo man wertet, entscheidet, urteilt, will. Wo man bloß rational (in Kausalketten folgerichtig denkend) ist, ist man ausführende Maschine, Diener eines Wollenden, Prozeß ohne eigenes Sein. Ist der, dem man auf kausaler Weise dient, selber ein Verstandesgesteuerter, ist auch er bloß Teil der Kausalkette, bis zurück zu jemandem, der die Kausalkette angefangen hat: der Wollende, den Kreative. Ausschließlich der Kreator existiert seelisch. Alle anderen sind Umwelt, Schatten. Der bewußte Mensch ist ein schöpferischer Mensch, dem mechanischer Verstand und Leib dienen.

Dies zu wissen ist ein großer Trost. Der Kapitalismus ist ein unmoralisches System. Kapitalismus und Moral passen nicht zusammen. Trotzdem ist der Mensch gezwungen, beides zu versöhnen. Jeder muß diese Pole in seiner Lebenspraxis unter einen Hut bringen. Wer ausschließlich moralisch ist, flieht vor den Prüfungen der Welt; wer ausschließlich kapitalistisch ist, macht sich zum Sklaven und löst seine ewige Seele - seine wahre Existenz - auf; er stirbt den Zweiten Tod, wie es in der Bibel heißt. Der Mensch, der wachsen will, bemüht sich um eine Versöhnung der Widersprüche: er macht Geschäfte UND ist moralisch; er ist Seele und hat einen Leib! Er macht Kasse, um der Menschheit zu helfen. Einige Großkopferte sind offenbar zu dieser Einsicht gekommen. George Soros (http://www.artfond.de/soros.htm), Bill Gates - um nur einige zu nennen, geben einen wesentlichen Teil ihrer Vermögen für soziale Projekte aus. Möglich, daß sie wissen, warum sie es tun.

Weitere Ausführungen dieses Gedankens scheinen nötig zu sein. Ich beziehe mich in meiner Argumentation nicht auf diese simple Kindergartenreligion, gute Menschen kämen in den Himmel, die Bösen in die Hölle. Ich begründe, was ich behaupte. Bevor die o.g. Behauptung einen Inhalt aufweist, muß die Frage beantwortet werden, was denn überhaupt der Unterschied zwischen Gut und Böse sei. Die Politiker und Wirtschaftsfunktionäre, die ich kritisiere, folgen bekanntlich jener liberalistischen* Philosophie, daß Gemeinwohl ein Wert sei, der sich zwanglos aus den Egoismen der Einzelnen ergebe. Mit anderen Worten: Die Bosse glauben, man könne einen Wald aufforsten, indem man es jedem Bürger gestatte, in ihm Bäume zum Eigennutz zu fällen. Infolgedessen ist es nicht mehr illegitim, wenn sich ein paar Superegoisten die ganze Welt unter den Nagel reißen. **

Die Bosse glauben nicht an die Existenz einer Seele. Sie glauben nicht, daß es Motive und Handlungen gibt, die der eigenen Seele nützlich sind und solche, die ihr schaden. Sie glauben nicht, daß eine Seele wachsen und schrumpfen kann. Sie sind Materialisten und glauben, daß mit dem Tod des Körpers alles aus mit ihnen sei. Daraus schlußfolgern sie: "Je älter ich werde, desto rücksichtsloser kann ich meinen Egoismus leben."

Einige werden sich gegen diese Unterstellung verwahren. Sie werden sagen, daß sie durchaus ans Gemeinwohl denken würden, ABER der Sachzwang hindere sie, gemeindienlich zu handeln. Nun, in deren Bewußtsein sind die Sachzwänge stärker als die moralischen Bedenken. Der Moral zerstörende "Wert" ist in ihren Köpfen höher angesiedelt, als der moralische Wert. Deshalb mögen sie ein schlechtes Gewissen haben, aber sie handeln stets entsprechend der amoralischen Philosophie.

Versuchen wir folgenden Gedanken: "Moralisch wird ein Mensch nur dann sein, wenn er versteht, daß Moral ihm persönlichen Nutzen bringt." Sein Egoismus soll mit Intelligenz gepaart dein, sodaß er versteht, daß er sein persönliches Glück nur finden und dauerhaft erhalten kann, wenn er es über den Umweg des Gemeinwohls anstrebt: wenn er utilitaristisch denkt und handelt.

Gilt diese Einsicht auch für die Reichen? Die Reichen glauben, daß sie ihre Mitmenschen nicht mehr brauchen: "Ich bin so reich, ich brauche nicht fürs Gemeinwohl zu sorgen, denn ich werde nie auf die Gemeinschaft angewiesen sein." Denken sie! Dieser Gedanke verhindert, daß Megakonzerne wie BAYER oder Millionäre wie Michael Schumacher einsehen, Steuern zu zahlen. Sie glauben, sie brauchen weder Deutschland noch die Deutschen.

Also verhält es sich so?: BAYER-Vorstand und Schumi sollten sich die Frage beantworten, wie die Spielregeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens lauten sollten, damit die Gesellschaft funktioniert. Und dann sollten sie sich an die Ergebnisse ihres Denkens halten. Fühlen sie sich unfähig, solche Regeln eines globalen Gesellschaftssystems aufzustellen, müssen sie sich dafür entscheiden, dem bestehenden System zu dienen, und zwar, indem sie versuchen, den Geist des bestehenden Regelwerks zu erfüllen, nicht den Buchstaben, der den Geist nie ganz treffen kann.

Das erscheint ihnen allerdings naiv. Sie glauben, das Intelligenteste sei, ein strenges Regelwerk für möglichst viele Mitmenschen durchzusetzen, selbst sich jedoch nicht daran zu halten: "Sollen die Leute doch Bäume pflanzen! Ich fälle sie und werde (bleibe) dadurch reich!" Diese Strategie wird für noch intelligenter gehalten, als die eines "offiziellen Liberalismusses".

Ich schrieb oben: "Moralisch wird ein Mensch nur dann sein, wenn er versteht, daß Moral ihm persönlichen Nutzen bringt." Das ist keine echte Moral. Die "Moral", die dem Nützlichkeitsdenken untergeordnet ist, ist Nützlichkeitsdenken, das sich bloß moralisch verkleidet. Wo das hinführt, ist nun klar: Daß man mittels einer Lüge möglichst viele Menschen zum "moralischen" Handeln überredet, um sich zum eigenen Nutzen selbst nicht daran zu halten. (Aus dieser Praxis ergab sich mein allgemeiner politischer Lehrsatz "Alle Politiker lügen (öffentlich) immer!" (s. "Politik1.html").

Das ist das erfolgreichste Konzept. Und genau dieses möchte ich falsifizieren. Moral ist nicht nützlich; sie entscheidet überhaupt erst, was nützlich ist. Moral ist kein Wert; sie schafft erst jeden Wert! Moral hat keine Ursache, sie ist Ursache! Moral hat keinen Grund; sie ist Grund. Jeder Versuch, in einem materialistischen System Moral rechtfertigen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt.

Moral ist nicht physisch, sondern metaphysisch. Sie bezieht sich nicht auf den menschlichen Körper, sondern allein auf dessen Seele. Es gibt Werte, die die Seele wachsen lassen, und Werte, die sie schrumpfen lassen. Erste sind gut, zweite sind böse. Mein Versuch, die Entscheidung der sog. "Elite", also Großkopferten, Bosse, zur Amoral zu falsifizieren, muß scheitern, da Moral kein Teil der empirischen Welt ist. Solange die Bosse davon überzeugt sind, daß es weder Bewußtsein, noch Willensfreiheit, noch Moral (alle 3 gehören untrennbar zusammen) gibt, sondern ausschließlich die physikalische Welt, gibt es keine andere als rationale Methode, um sie zu überzeugen, und dazu müßte ich die Moral in die Kausalkette eingliedern, was leider nur Sekundärtugenden (aufgesetzte "Moral", "moralisches" Verhalten statt moralische Motive) ergibt, die für ein gelingendes Leben nicht tragfähig sind. Sekundärtugenden können keinen Eichmann verhindern. Das lehrt die Geschichte.

Was allein hilft, ist die philosophische Erkenntnis, daß wir nicht die gegebene Welt wahrnehmen können, sondern ausschließlich unsere eigenen Interpretationen. Die Interpretationen sind materiell; die Interpreten sind immateriell. Der Interpret ist bewußt und steuert; die Welt ist unbewußt und wird gesteuert. Steuerung ist nicht möglich ohne vorausgehende Wertsetzungen. Werte sind moralisch und können ausschließlich von bewußten Wesen gesetzt werden. Wer Moral leugnet, leugnet sich selbst. Da wir (er-)leben, was wir glauben, erlebt der Ungläubige seinen Weg in seine Nichtexistenz. Aus einem inneren Menschen (Mensch als Seele) wird ein äußerer Mensch (Mensch als Außenwelt, als Hülle, als Zombie).

Der entäußerte Mensch ist die Hölle, er "lebt" in der Hölle. Der innere Mensch kommt in den Himmel. Der Kreis schließt sich: Es ist so wie wir im Kindergarten lernten.

Wir bewußte Menschen müssen den Schaden, den die Materieverfallenen pausenlos anrichten, beheben. Kapitalismus und Wissenschaft - egal was sie tun - können ohne moralischen Gegenpol nichts anderes, als den Untergang bereiten. Ein Problem, rein wissenschaftlich "gelöst", verschleiert *** und verstärkt das Problem. So ist das nun mal in der antagonistischen Welt. Wir können Kapitalismus und Wissenschaft nicht abschaffen. Sie sind dienende Organe bewußter Wesen. Bedienen wir (die wenigen bewußten Menschen) uns also der Wissenschaft und des Kapitalismusses. Lassen wir sie nach unserer moralischen Pfeife tanzen!

4.1.05: Die der Hölle Verfallenen haben ohne Hilfe keine Chance, der Hölle zu entkommen. Wer sich in einem irrationalen Glaubensakt frei entschieden hat (ja, meine Herren, so fing es auch bei euch an!), die Materie (Physik) als Grundlage des Geistes zu betrachten, ist fortan zu keinen weiteren Glaubensakten mehr fähig. Er wird die toten, mechanischen, physikalischen "Naturgesetze" auf alles andere extrapolieren und so alles andere zur Physik degradieren. Geist wird ihm nichts anderes als Physik sein können. Er wird nicht mehr den qualitativen Sprung von der Mechanik zum Bewußtsein schaffen; Bewußtsein wird ihm stets als Mechanik erscheinen. Die freie Wert-Entscheidung, Werte grundsätzlich zu verleugnen und stattdessen einer funktionalen, mechanischen "Denkdisziplin" zu folgen, schneidet ihn von seiner ursprünglichen Freiheit ab. Dem rational Denkenden sind Werte Illusionen. Seiner Seele wird immer mehr ehemals Seeleneigenes "böse (amoralische) Außenwelt": Hölle. Entsprechend des Höllenwachstums schrumpft das ehemals weltumspannende Ich zum kleinlichen, gequälten Ego, dem letzten Willensrest, der sich nicht mehr zu helfen weiß. Die Seele wird externalisiert: Außenwelt. Die Außenwelt ist übermächtig. Immer schmerzvoller zwingt sie sich dem schrumpfenden, wehrlosen Ich auf. Und am Ende wird dieses kleine Ich zum Punkt implodieren und einmünden ins große, gefürchtete und gleichzeitig ersehnte Nichts.

Welche Wirtschaftstheorie fällt einem Wirtschaftswissenschaftler, dessen Ich zum Punkt geschrumpft ist, ein? - Richtig! Eine Theorie, die das Schrumpfen der Wirtschaft zu einem Punkt bewirkt. Er kann nicht anders, als so zu denken, denn zuvor hat er seinen Glauben bewiesen, indem er sich selbst zum Punkt degradiert hat. ****

Welche Bewußtseinstheorie fällt einem Biologen oder "Philosophen" ein, der seine eigene Seele zum Punkt hat schrumpfen lassen? - Richtig! eine Bewußtseinstheorie, nach welcher es Bewußtsein nicht gibt!

In SPIEGELonline fand ich heute unter http://www.juli-zeh.de/indexbuecher.htm einen Klappentext zu einem Roman, der die moderne Hölle ganz gut beschreibt. Daß die Protagonisten in der Hölle gelandet sind, weil sie irgendwann einmal die Entscheidung getroffen haben, die Materie über den Geist zu stellen, kann ihnen als Höllenopfer natürlich nicht bewußt sein, denn Bewußtsein haben nur jene, die Geist über die Materie stellen.

* Gegensatz: "Utilitarismus", wonach der Einzelne sein Glück indirekt befördert, indem er das Gemeinwohl fördert. Diese Philosophie wird derzeit abgeschafft.

** In dieselbe Kategorie "Irrsinn" gehört die Behauptung der Evolutionstheoretiker, Soziologen und Psychologen, daß auch Altruismus, also unegoistisches Handeln, egoistisch sei. Das sind sog. "Allestheorien", die alles und ihr Gegenteil "erklären". In Wahrheit erklären sie nichts, sondern berauben den Menschen ihrer Sprache und ihres Denkvermögens.

*** Versucht man ein Problem auf derselben Ebene zu lösen, auf der das Problem auftrat, wird das Problem grundsätzlich nicht gelöst, sondern verändert, bis es nicht mehr erkannt wird. Dann gilt das Problem als gelöst. In Wahrheit hat es sich bloß ins Unbewußte verschoben und wächst dort unkontrolliert zur "Natur"-Katastrophe heran. Ein Problem aus der physischen Welt, zB Massenarbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Ressourcenmangel, Überbevölkerung, Terrorismus, Krieg, Krankheiten, Sterblichkeit, usw. kann nur aus der höheren metaphysischen Ebene gelöst werden. Der Markt regelt nichts, aber auch gar nichts, von selbst. Probleme, die aufgrund rationalen Denkens entstehen, können rational nicht gelöst werden. Leider werden immer noch täglich Millionen dafür ausgegeben, dies zu versuchen. Das Scheitern ist gewiß. Materialisten sind zu Anderm nicht fähig.

**** Quantitativ wächst die Wirtschaft natürlich noch. Was ich meine: Die Wirtschaft "schrumpft", indem sie immer "schlanker", "rationalisierter", "wirtschaftlicher" wird und ihre Schöpfer, die Menschen, zunehmend aussperrt (Arbeitslosigkeit) und beherrscht. Das Irrationale des herkömmlichen Wirtschaftens waren Reste willentlicher Menscheneingriffe, mit denen es nun zu Ende geht. Die Wirtschaft verliert ihre Verbindung zur Menschenwelt. Die Menschen werden weiter verarmen und ohne materielle Ressourcen und technische Hilfe in Megaslums dahinvegetieren, weil sie - einkommenslos - sich keine technischen Güter mehr leisten können. Die Technik hingegen wird sinnlos weiterwachsen, aber kaum einer kann sie sich mehr leisten.

5.1.2005: Volker Gadenne: Qualia

Artikel verschoben nach "Qualia.html"

10.1.2005: Plutokratie: Der Wirtschaftsprofessor Giacomo Corneo (Universität Berlin) sagt in einem Interview in der "Zeit" v. 22.12.04 in "Ran an die Reichen - Giacomo Corneo stellt die steuerpolitische Debatte auf den Kopf" unter anderm folgendes:

"Denn die Lasten werden werden aufgrund der Steuerreform einseitig zugunsten der Spitzenverdiener umverteilt. ... Die einzige Gruppe, die im Vergleich zu den fünfziger Jahren wirklich entlastet wurde, und zwar in einem unglaublichen Ausmaß, ist die Gruppe der Millionäre. Diese Entwicklung könnte zu einer neuen Plutokratie führen. Hierzulande (werden nur) 30 % der Einkommen der Spitzenverdiener tatsächlich besteuert."

Kommentar: Er stellt natürlich gar nichts auf den Kopf. Er ist bloß einer der Wenigen, die sich noch trauen, die Wahrheit zu sagen. Die anderen nennen die Steuergeschenke an die Reichen "Angebotsorientierung". Sie tun so, als ob da eine Wissenschaft von Wirtschaftswissenschaftlern, die sich der rationalen Vernunft verschrieben haben, dahinterstehe. Die sog. "Angebotsorientierung" (s. Notiz9.html#1213) ist in Wahrheit jedoch kein ausgeklügeltes Wirtschaftssystem, wie der Laie glauben mag, sondern die Ausbeutung der Armen von den Reichen und anschließende Ersetzung durch einen "Wirtschaftsfaschismus", der den Namen "Wirtschaft" nicht verdient. Geldsammeln ist ja kein Wirtschaften; es bedeutet für die Wirtschaft einen Aderlaß. Der Reichtum der Reichen läßt sich leicht beziffern: Die Reichen besitzen mit umgekehrten Vorzeichen fast genau (> 80 %) das, was der Staat mit negativem Vorzeichen als Schulden aufweist. Kapitalismus ist bekanntlich ein Nullsummenspiel. Die Tatsache, daß es die Reichen geschafft haben, am Fiskus und am Gesetz vorbei (indem sie die gesetzgeberische Gewalt, die Legislative, unterwandert haben) agieren zu können, beweist, daß wir die Plutokratie schon längst haben.

Besonders perfide ist die Argumentation der Bosse, sie würden das "Soziale" an der "sozialen Marktwirtschaft" stützen, indem sie keine Steuern mehr zahlen, Löhne kürzen und Leute entlassen. "Wenn die Reichen immer reicher werden - wenn es also den konzernen immer besser ginge) - würden auch die Armen davon profitieren! Es ist sagenhaft: Sie versprechen dem Armen, dem sie das Geld aus der Tasche ziehen, er möge es tolerieren, weil das am Ende auch gut für ihn sei!

Man will dem Kleinen Mann weißmachen, man müsse das soziale Netz abbauen, um es zu retten!

Tsunami: Ein Beamter und Städteplaner erzählte mir vor Jahren, was der wahre Grund der riesigen Hochwasserschäden zB in Bad Sobernheim sei. Dem Flüßchen "Nahe" waren dort seit Altersher große von Bebauung freigehaltene Flächen zugestanden gewesen, die bei den Frühjahrshochwassern alle paar Jahre überschwemmt würden, ohne großen Schaden anzurichten. Anfang der 80er Jahre jedoch erreichte eine Interessensgemeinschaft aus gewissenlosen geldgierigen Grundbesitzern und von möglichen Naturgefahren unbeleckter reicher Bauherren eine Änderung des Bebauungsplanes (mit der Folge einer enormen Wertsteigerung der ehemaligen Überflutungs-Grundstücke) dahingehend, daß die Reichen ihre Bungalows fast am idyllischen Naheufer errichten durften.

Es kam, was kommen mußte: Bei den Hochwassern Anfang der 90er Jahre liefen vielen Bungalows, Kurkliniken und Geschäften die Keller voll - und der Staat zahlte fleißig Beihilfen. Der Ingenieur erzählte damals schon, daß diese Unsitte nicht nur in Deutschland um sich greife, sondern weltweit: In den Urlaubsgebieten - er erwähnte Mallorca und andere Mittelmeerinseln und -küsten, aber auch die vielen Tourismusgebiete im und am Atlantik und Pazifik - würden immer mehr Hotels immer näher ans Meeresufer (wo sich die Touristen vorwiegend aufhalten) gebaut, so nach dem Motto: "Es wird schon irgendwie schiefgehen!". Die Tsunamigefahr sei bekannt. Große Schäden richte ein Tsunami aber erst dann an, wenn leichtsinnig zu nahe am Ufer gebaut werde. Der Ingenieur prophezeihte bereits Mitte der 80er Jahre riesige Katastropgen mit hunderttausenden von Toten.

Bis heute habe ich im Fernsehen noch keinen einzigen Bericht gesehen, in dem diese Problematik angesprochen wurde.

Ein Leserbrief zum Thema:

Man sollte vielleicht hinzufügen, daß die Euro 500 Millionen, die der deutsche Staat Tsunami-Hilfe beisteuert, durch die Erhöhung der Staatsverschuldung finanziert wird, d.h. es fallen jährlich auf diese Summe ca Euro 25 Millionen Zinsen an, die Gewinne für das Bankensystem bedeuten und zusätzlich vom Steuerzahler bezahlt werden müssen, also vom kleinen Mann, dem jeden Tag in den Medien die "Katastrophe" vorgespielt wird. Zudem werden die Euro 500 Millonen ganz sicher für Hilfsprojekte ausgegeben, die der deutschen Großindustrie zugute kommt, also Siemens, Thyssen etc. Wem gehört die deutsche Großindustrie? Den Reichen. Mit anderen Worten: Die Euro 500 Millionen fließen in die Taschen der Reichen und jedes Jahr bis in alle Ewigkeit weitere Euro 25 Millionen an Zinsen, welche vom Steuerzahler kommen [müssen]. Von den Schulden selbst gar nicht zu sprechen. Die bleiben nähmlich bestehen.

Und dann sagst Du noch indirekt, daß Tsunami & ähnliche Katastrophen vorhersehbar und nur möglich sind, weil es skrupelose Leute gibt, die ein Geschäft daraus machen, Hotels und Häuser in diesen Gebieten zu bauen, die von Umweltkatastrophen bedroht sind.

Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist nicht nur faschistisch, es ist satanisch. Es ist durch und durch perfide und macht die Menschen böse oder dumm oder beides. Es stellt alle Werte auf den Kopf.

Tsunami ist eine große Gelegenheit für die Leute zu beweisen, daß sie doch gut sind, daß man etwas bewegen und helfen kann, aber in Wirklichkeit sind sie nur sentimentale Tiere. Sentimentalität ist, wie Guenon vor 80 Jahren schrieb, lediglich die Kehrseite einer Medaille, auf dessen Vorderseite eiskalter und unmenschlicher Wirtschaftsrationalismus eingeprägt steht. Die Dinge bedingen sich nämlich gegenseitig, aber wer versteht das schon?

Antwort: Auch ich fürchte, daß das meiste Geld nicht ("unwirtschaftlich") an arme Menschen verteilt, sondern in große touristische Projekte der geschädigten Hoteleigner, also der Reichen, gesteckt wird; schließlich denkt man langfristig, will langfristig die Tourismusindustrie wiederaufbauen. Ich werde mir in ein, zwei Jahren neue Prospekte der Katastrophenregionen besorgen, nur um mal nachzuschauen, wie dicht am Meer die neuen Hotels gebaut werden.

2. Brief:

Übrigens spendet ein Freund von mir Euro 4,000 für die Tsunami-Hilfe. Der Haken dabei ist, daß er seine Spende selbst an Bedürftige verteilen will und deshalb ist sie steuerlich nicht absetzbar. Als er mir das erzählte, fiel mir wie Schuppen von den Augen, daß die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden nicht dazu führt, daß Menschen mehr Geld spenden, sondern daß Spenden in 99% aller Fälle in einer Form geschehen, die steuerlich absetzbar ist. Mit anderen Worten, Spendengelder werden über die Steuergesetze in institutionalisierte Hilfsorganisationen gelenkt und so kontrollierbar gemacht. [Um übrigen kann man auch Karriere bei der Caritas machen. Man muß nicht unbedingt zur Deutschen Bank gehen.] Dabei findet eine Enfremdung zwischen dem Helfenden und dem Hilfsbedürftigen statt. Die tiefere Bedeutung von Barmherzigkeit besteht nicht darin, materielle Hilfe aus sentimentalen Beweggründen, am Besten noch mit Gewissensbissen verbunden, zu geben, sondern durch einen unbedingten und sich selbstentäußernden Liebesakt ein geistiges Band zwischen Helfenden und Hilfsbedürftigen zu knüpfen. Der Helfende und der Hilfsbedürftige sind gleichsam die zwei komplementären Pole einunddesselben Objektes [mit Namen "Barmherzigkeit"]: Derjenige, der Hilfe empfängt [Geld oder Segen (Dank)], ist gleich demjenigen, der Hilfe spendet [Geld oder Segen (Dank)]. Dieses geistige Band, welches den Helfenden und den Hilfsbedürftigen verbindet, ist hier unterbrochen durch ein drittes Element: den institutionellen [und multinationalen] Hilfsorganisationen. Barmherzigkeit wandelt sich in materielle Hilfe und materielle Hilfe in ein Geschäft.

Antwort: Soweit ich informiert bin, bedeutet Absetzbarkeit von Steuern, daß die Spende vom zu versteuernden Gewinn, bzw. Einkommen, abgezogen werden darf und man entsprechend weniger Steuern zahlen muß. Das heißt, daß die Spender ein gut Teil ihrer Spende gar nicht selbst bezahlen, sondern den Staat belasten, der sich noch mehr verschulden muß. Mit anderen Worten: Wer seine Spenden von der Steuer absetzt, spendet gar nicht wirklich; er tut bloß so, als ob. Na ja, in einer Schatten-Welt des "als-ob" (siehe Universum.html) ist ja vielleicht nichts anderes möglich, als etwas nur zum Schein zu tun.

3. Brief:

>>Soweit ich informiert bin, bedeutet Absetzbarkeit von Steuern, daß die Spende vom zu versteuernden Gewinn, bzw. Einkommen, abgezogen werden darf und man entsprechend weniger Steuern zahlen muß.

Genau so ist es! Also anstatt Euro 1000 Kirchensteuern zu bezahlen, sollte man lieber aus der Kirche austreten und Euro 1000 spenden. Bei einem durchschnittlichen Steuersatz von 40% bekommt man Euro 400 vom Staat zurück, hat also effektiv nur Euro 600 aus eigener Tasche gespendet.

Mit anderen Worten: Bei all den privaten aber steuerlich absetzbaren Spenden, die anfallen, zahlt letzendlich der Staat durch Steuerverluste einen beträchtlichen Teil mit. Wenn als jemand wie Schumacher USD 10 Mio spendet, dann sind ganz eigentlich nur USD 5 Mio. Die anderen USD 5 Mio spendet der Fiskus [es sei denn Schumacher hat seine Finanzen so geregelt, daß er auf sein Einkommen überhaupt keine Steuern mehr zahlt. Das ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Obwohl er seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegt hat, fallen dort zwar weitaus geringere Steuern als in Deutschland an, aber es gibt dort immerhin auch noch Steuern. Bei einem geschätzen Privatvermögen von USD 1 Mrd. betragen alleine die jährlichen Zinseinnahmen Schumachers zwischen USD 20 – 50 Millionen [je nachdem wie er das Geld angelegt hat]. Ich will hier gar nicht seinen Spendenverdienst schmälern, aber man muß die Dinge beim Namen nennen und in ihren rechten Zusammenhang einordnen. Die Bild-Zeitung hat die ganze Aktion ja auch werbewirksam "ins Bild" gesetzt. Der moderne Held Schumacher in vorBILDlicher Pose für die sentimentalen Tiere [die Massen]!!!

Antwort: Schumi gehört zu den Herrenmenschen, die reich genug sind, daß sie ohne Arbeit automatisch immer noch reicher werden. Wenn er dann von dem Geld, das ihm automatisch vom Steuerzahler in den Arsch geschoben wird, eine milde Gabe abgibt, wird er von dem Dummen als der große Held gefeiert. Die 20 - 50 - Millionen Dollar Zinsen, die er jährlich kassiert, (Steuern bezahlt er, so weit ich weiß, 0,5 % seines Einkommens in der Schweiz) bezahlt vielleicht sogar der deutsche Steuerzahler - warum soll Schumi sein Vermögen nicht im Hochzinsland Deutschland anlegen? Einer, der die Masse derart verscheißert, ist natürlich großes Vorbild - wer will die Masse nicht ebenso gern verscheißern? - und wird von BILD entsprechend gefeiert. Trotzdem: Schumi trägt keine Schuld! Er will bloß autofahren, sonst nix. Ich wette, er tut genau das, was seine Steuerberater ihm empfehlen. Er ist einfach bloß ein fremdgesteuertes Teil desssen, was man schlicht "Kapitalismus" nennt. Wer er als Mensch ist, - wer weiß es?

Ein anderer Leser: Warum schreibst du "Herrenmensch"? Antwort: Ich will zum Ausdruck bringen, daß sich eine Mehrklassengesellschaft herausgebildet hat. Großverdiener wie Schumi sind offenbar in eine Art "Adelsstand" erhoben worden, in welchem sie alle möglichen Narrenfreiheiten genießen, so gut wie keine Steuern zahlen brauchen und sich die besten Anwälte leisten können, wenn sie sich Illegales zu Schulden kommen lassen. Gefängnisstrafe braucht ein wirklich Reicher in der Regel nicht mehr zu fürchen. Bitte verwechsele diesen "Adelsstand" nicht mit dem echten "Adel des Herzens", den ich in "Edelmann" beschrieben habe.

Ein weiterer Leser: "Bildleser als "sentimentale Tiere" zu bezeichnen halte ich für eine Frechheit!" - Antwort: Obwohl diese Begrifflichkeit nicht von mir gewählt wurde, möchte ich versuchen, diese "Frechheit" zu kommentieren: Ich denke, hier spricht Enttäuschung über die Diskrepanz zwischen einem Menschenideal des Lesers (und mir) und dem Menschen, den man im Alltagsleben - besonders unter BILD-Lesern - tatsächlich begegnet. Der Ideal-Mensch ist jener, der nach Höherem strebt; der BILD-Leser strebt nach dem Niederen; er will nicht Wahrheit; er will Lug und Trug (aus nichts sonst besteht BILD); er will nicht das Edle, sondern die Fäulnis. Der Mensch hat die Wahl: Er kann wählen zwischen Gut und Böse, edel und unedel. Das Tier hat diese Wal nicht. Aus diesem Grund erachte ich den Vergleich mit Tieren für unangebracht. Außerdem aus dem Grund, weil ich den Menschen nicht wie die Biologen zu den Tieren rechne.

11.1.2004- SPIEGELonline: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,336267,00.html

FLUTHILFE

CDU-Haushaltsexperte will Steuerfreiheit für Südasien-Urlaub

Einen eigenwilligen Vorschlag hat der CDU-Haushalts-Experte Albrecht Feibel in der Debatte um die Fluthilfe für Südasien unterbreitet: Deutsche sollen Urlaubsreisen in Flutstaaten wie Thailand oder Sri Lanka in den nächsten Monaten von der Steuer absetzen können.

Hamburg - Feibel sagte der "Bild": "Urlaubsreisen in das Katastrophengebiet sind die beste Aufbauhilfe. Falsch verstandene Zurückhaltung führt lediglich dazu, dass zusätzlich Tausende von Arbeitsplätzen in der Region zerstört und die Menschen ihrer letzten Lebensgrundlage beraubt werden." Der Finanzpolitiker begründet seinen Vorstoß damit, dass "auch Geldspenden steuerlich geltend gemacht werden" können.

18.1.2005: Iran-Krieg

Im Aufmacher von SPIEGELonline lautet die Schlagzeile:

Bush nimmt Iran ins Visier
US-Präsident Bush hat einen Militärschlag gegen Iran nicht ausgeschlossen.

Nun, das ist nichts Neues. Ich hab vor Jahren schon davon geschrieben,
am 12.10.01 in "Politik.html": "Verantwortung",
am 17.3.02 in "Politik2.html": "Vierter Weltkrieg - Meine Theorie",
am 14.8.03 in "Politik7.html" an mehreren Stellen, zB "Säbelrasselbn in Syrien, "Leviathan - Aktuell" und am 10.9.03: "Destabilisierungspolitik". Außerdem
am 21.11.04 in "notiz8.html": Bushkriege.

In seiner Rede vor ein paar Tagen verkündete Bush erleichtert, daß das amerikanische Volk (Heyer: die Hälfte der Wähler, nicht das Volk), den Irakkrieg legitimiert habe und es somit keinen Grund gebe, sich weiter zu rechtfertigen. Wörtlich heißt es im Spiegel


Mit seiner Wiederwahl zum US-Präsidenten ist für George W. Bush die Diskussion um die Legitimität des Einmarschs der US-Soldaten in den Irak vom Tisch. Er sieht deshalb auch keinen Grund, Regierungsmitglieder für Fehler oder Fehlurteile im Vorfeld des Krieges oder danach zur Verantwortung zu ziehen.

Beste Voraussetzungen für weitere Kriege, zuerst im Iran. Bush wäscht seine Hände in Unschuld. Der Pöbel, der ihn gewählt oder nach dessen (von mir vermuteten) Putsch toleriert hat, wird die Rechnung bezahlen müssen. Er glaubt ja nicht, daß er mit dem Kreuzchen auf dem Stimmzettel sein eigenes Schicksal bestimmt hat. Der Pöbel glaubt ja nie an seine Verantwortung. Er wird wie immer seine Opfer beweinen, aber daß er zuvor Schuld auf sich geladen hat - dafür ist er blind. Ich muß kein Prophet sein, um voraussagen zu können, daß sich eine schlimme Terrorwelle über die USA ergießen wird, sobald die Bombardierung des Iran begonnen hat. Bush Destablisierungspolitik wird auf die USA übergreifen.

Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die UNO oder die USA den Iran zwingen würden, die Anlagen zwecks Herstellung von Atombomen zu zerstören: zuerst mit diplomatischen Mitteln und dann, bei Mißerfolg, mit militärischen Mitteln durch gezielte Bombardierung der Anlagen. Nur leider wollen die Amerikaner mehr: Sie wollen ihre Energieverschwendungssucht nicht unter Kontrolle bringen, wollen die Weltherrschaft erringen und ihre Mc-Donalds-Kultur als einzige Kultur weltweit durchsetzen, sie wollen das iranische Öl stehlen und eine militärische Achse gegen den erwarteten Großfeind der Zukunft - China - schmieden.

21.1.2005: Großfeind?: Über das Fettgedruckte des letzten Satzes meines Eintrages vom 18.1. möchte ich noch ein paar Worte verlieren. Dieses US-Amerikanische Freund- und Feinddenken wird bald osolet sein. Wir müssen uns also um diesen geplanten Krieg nicht den Kopf zerbrechen. Ich will verraten, was statt dieses Konfliktes wirklich geschehen wird:

Der Kapitalismus hat in China die weltweit größte Wachstumsrate. Sobald es den Staatsprotektionismus (Firmen in Staatsbesitz (mit einer Kreditwürdigkeit gegen "Unendlich") oder unter staatlicher Kontrolle über Besitzverhältnisse) in China nicht mehr gibt - sobald also eine US-Firma jede beliebige chinesische Firma kaufen kann - sind Kriege im herkömmlichen Sinne kaum mehr zu erwarten.* Statt teure Kriege zu subventionieren wird die US-Regierung auf Steuerzahlungen der US-Großkonzerne verzichten, damit diese ausländische Firmen kaufen können. Damit die US-Rüstungsindustrie diesen Plänen zustimmte, mußte die Regierung ihr als kleines Abfindungsgeschenk die sogenannte Terrorbekämpfung überlassen. Um den Terror bekämpfen zu können, mußte sie ihn natürlich erst einmal hochpäppeln: Unter dem Namen "Volksbefreiungsbewegung" werden weltweit Terrorbewegungen finanziert, die später, wenn man sie nicht mehr braucht, in "Terrororganisation" umgetauft werden. Jeder weiß, daß die Taliban ein Geschöpf der USA im Krieg gegen die russischen Besatzer in Afghanistan waren.

25.1.: Wollten die USA im Irak wirklich nur eine Demokratie errichten - "Freiheit bringen" wie Bush in seiner Antrittsrede zur Wiederwahl kundtat - hätten sie nur mittels eines gezielten Geheimdienst-Attentats Saddam umlegen lassen und jedem Nachfolger, der an der Diktsatur festhält, selbiges androhen müssen. Sie hätten also mit umgekehrten Vorzeichen das tun müssen, was sie mit Chiles Allende gemacht hatten: Sie ließen den demokratisch gewählten Allende ermorden, um den Nachfolger Pinochet zu zwingen, eine Diktatur zu errichten.

* Es war in den vergangenen Jahrhunderten mit großer Regelmäßigkeit ein Kriegsgrund, wenn ein Staat seine Wirtschaft (die Konkurrenzfähigkeit ihrer Produkte) schützen wollte und zB hohe Schutzzölle gegen zu billige Auslandware erhob oder ihre eigene Ware subventionierte. Früher erklärten England und Frankreich, heute hauptsächlich die USA jenen den schnell zum heißen Krieg eskalierenden Wirtschaftskrieg, die die Nation höher stellten, als den Kapitalismus. Mit anderen Worten: Wer sich gegen kapitalistische Ausbeutung schützt, bekommt mit der jeweiligen Weltmacht Probleme.

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