Tagebuch 27
von Hans-Joachim Heyer

09.03. - 28.3.2004

9.3.2004: Falsche Beweise für die Unfreiheit des Willens: Ich erinnere mich an eine Vorlesung des Prof. Metzinger, in welcher er uns Studenten ein Experiment erklärte, welches die Unfreiheit des menschlichen Willens beweisen sollte. Erst vorgestern fiel mir der Fehler dieses Experimentes auf.

Metzinger erzählte, man habe stromführende Drähte in die Gehirne von Affen eingeführt und habe mittels Stimulation bestimmter Hirnareale gezielt bestimmte Handlungen des Affen auslösen können, zB Speichelfluß, was Hunger anzeige oder Erektion des Penis, welche sexuelles Interesse anzeige. Auf dieselbe Weise könne man auch jenen Bereich im Gehirn stimulieren, der für den sogenannten "freien Willen" verantwortlich sei. Das funktioniere selbstverständlich nicht nur bei Affen, sondern auch beim Menschen, selbst bei Philosophieprofessoren! Selbst wen man ihm, Metzinger, bei vollem Bewußtsein der experimentellen Situation und Absicht diejenige Region in seinem Gehirn reizen würde, die das Gefühl des freien Willens generiert, würde er augenblicklich den dem jeweiligen Hirnareal zugeordneten Willen in sich verspüren und wäre zudem felsenfest davon überzeugt, den jeweiligen Wunsch nicht aufgrund der Elektrodenreizung, sondern aufgrund seines freien Willens zu haben: "Das Gefühl des freien Willens ist opak (undurchsichtig, man kann es nicht durchschauen)"!

Dieses Experiment weist einen gravierenden Fehler auf. Es beweist überhaupt nichts. Es wurde lediglich das System erweitert. Im Experiment ist implizit/ungesagt vorausgesetzt, daß es einen Experimentator gibt, der den "roten Knopf" drückt, um Metzingers Gehirn zu reizen. Nun muß jedoch dieser Experimentator einen echten freien Willen haben, um den Beweis zu erbringen, daß Metzinger keinen freien Willen habe. Sollte der Experimentator ebenfalls keinen freien Willen haben, kann er nicht entscheiden, ob er den roten Knopf drückt oder nicht. Also ist das Ergebnis des Experimentes determiniert: es ist in Wahrheit gar kein Experiment! Es kann einen freien Willens bereits vor dem Experiment nicht geben. Mit anderen Worten: Die Tatsache, daß ein Experiment gemacht wird, beweist bereits den freien Willen - den des Experimentators und indirekt Metzingers.

Sollte es keinen freien Willen geben, wie Metzinger behauptet, kann es besagtes Experiment wie gesagt nicht geben. Die Anlage des Experimentes muß Wahlfreiheit (also Willensfreiheit) voraussetzen, damit es als Experiment gelten kann; schließlich muß in ihm die Möglichkeit vorhanden sein, daß eine mögliche existierende Willensfreiheit gemessen werden kann, zB indem der Proband bei Reizung des Hirns NICHT den vorausgesagten "Willen" äußert. Das kann geschehen; allerdings wird der Experimentator dann weiterstochern, bis er die "richtige" Stelle im Gehirn gefunden hat, bei dessen Reizung der "Wille" regelmäßig geäußert wird. Das "Experiment" wird also solange variiert, bis sich das erwünschte Resultat zeigt. Bei jedem Drücken auf den roten Knopf wird der Proband eine Willensäußerung tätigen; läßt der Experimentator den Knopf los, erlischt der Wille sofort. Der Experimentator ist gezwungen, dieses Ergebnis als Beweis für Unfreiheit zu deuten. Bei anderem Ausgang des Experimentes ist er jedoch ebenfalls gezwungen, diesmal Freiheit anzunehmen, was wiederum Unfreiheit beweist. Selbst der Beweis der Willensfreiheit beweist Unfreiheit! Warum? Weil Beweise notwendig unfrei sind. Das Beweisenwollen an sich ist schon unfrei. Ebenso das Experiment.

Auch die Tatsache, daß man im Gehirn des Probanden bereits vor einer Willensäußerung typische Nervensignale gemessen hat, die man der Willensentscheidung zuordnen kann, beweist nicht, daß die unbewußte, also unfreie, Nervenaktivität das Gefühl des freien Willens erzeugt habe. Vielmehr ist bloß bewiesen, daß dem freien Willen zuerst eine Nervenaktivität und danach die Willensäußerung folgt.

18.4.04: Es gibt ein weiteres Argument, welches obiges Experiment (eine Untermauerung Libets These (Briefe12.html) erschüttert: Falls unser "Ich" von Nervenfunktionen determiniert wird und demnach unfrei ist, wie Metzinger behauptet, kann er jedoch nicht ausschließen, daß unsere Freiheit in den Nervenfunktionen liegt. Dann wäre zwar nicht "ich" (mein Selbstmodell) frei, aber mein Nervensystem, welches mein "Ich" (Selbstmodell) kreiert, könnte frei sein. Mit welchem Experiment will Metzinger nun die Unfreiheit des Nervensystems beweisen?

Mehr in tb28.html0329b. Siehe auch "Metzinger.html".

10.3.2004 Zombies: Nein, es geht Metzinger nicht um die Erforschung des Bewußtseins oder des freien Willens, es geht ihm, bzw. seinen Dienstherren, darum, daß das Volk ihm und seinen Kollegen glaubt! Der Glaube daran, daß die Menschen willenlose Marionetten sind, ist notwendige Voraussetzung für ihre Versklavung. In diesem Sinne ziehen Metzinger und RTL (siehe "Big Brother" in TB 26) an einem Strang. Zuerst muß der freie Wille der Menschen zerstört werden, dann kann man sie versklaven.

Diese bösartigen Mächte werden zur Zeit immer stärker. Bisher hatte ich noch geglaubt, die HerrenderWelt.html hätten langfristig insgesamt unterstützenswerte Pläne, oder besser gesagt: die Herren der Welt seien von noch Mächtigeren, den Schirmherren, kontrolliert, aber die sichtbare Realität zeigt Gegenteiliges: offensichtlich haben die Großverbrecher die Oberhand gewonnen. Es ist mein Anliegen, all meine Macht aufzubieten, das außer Kontrolle geratene Gleichgewicht wiederherzustellen. Ich will kein Paradies; was ich will, ist eine Welt, in welcher der Höhere Mensch etwas häufiger als gegenwärtig möglich ist. Mehr nicht. Ich will, daß Wissenschaft und Technik ethische Kontrolle erfahren. Wissenschaft, Technik und Ökonomie müssen dem Menschen dienen, statt ihn zu beherrschen! Letztens hörte ich mehrfach von Vorstandsvorsitzenden - zuletzt vom Chef eines großen öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders in weinerlichem Ton, - man habe doch alles getan, um den Konzern zu modernisieren; man habe schließlich ein paar tausend Leute auf die Straße gesetzt!

Nein, ich setze keinen Pfifferling mehr auf diese Art von Bonzen! Sie haben die Welt nicht verstanden. Sie sind hilflose Blätter im Wind, aufgrund innerer und äußerer Korruption geistig erblindet. Angesichts der Tatsache, daß selbst hochgeschätzte Philosophen wie Nida-Rümelin, Sloterdijk, Metzinger, Singer, Nagel, Fukujama und Roth versagen und nur ich und ein paar in der Öffentlichkeit unbekannte Mitstreiter offensichtlich die Einzigen sind, die noch sehen können, was los ist, müssen die wenigen verbliebenen Sehenden alles versuchen, was möglich ist. Ich kann nicht hoffen, auf normalem Wege bis in die Regierung vorzudringen, aber ich kann meine von allen Idioten verlachte Magie anwenden. Ich brauche Leute, die an diese Magie glauben, Leute, die den Herren der Welt entkommen wollen und die Schirmherren - so es sie gibt - unterstützen wollen und - so es sie nicht gibt - sie selber zu solchen werden wollen. Ich kenne nur eine einzige Magie, die funktioniert, und das ist die meine. Leider sind augenblicklich nur drei Menschen in der Lage, meine Magie zu verstehen und anzuwenden. Wir brauchen Verstärkung, damit sich das neue Paradigma starker ausbreitet (s. "Meme" in Stichwort.html) und die Menschenverächter ausbremst.

Da das neue Paradigma kein äußeres System ist und die Verantwortung stets bei den Menschen beläßt, nützt es gar nichts, wenn sich Leute bei mir melden, die zwar meine Idee, nicht aber mich persönlich, unterstützen wollen. Leider erhalte ich fast täglich Bitten von Lesern, ich möge ihre geistige Entwicklung fördernd begleiten, aufdaß sie aus dem Schlaf der Unbewußten erwachen mögen, aber wenn es darum geht, daß sie mich persönlich unterstützen müssen, wenn sie meine Philosophie fördern wollen, (da meine Philosophie in meiner Seele wohnt und nicht in irgendwelchen Büchern), dann muß ich von Leuten, die zB fast jährlich sich mehrmonatige Auslandsreisen leisten können, hören, daß sie mich leider aus Geldmangel nicht bezahlen können. Eine Frau, die sich gerade aufgrund der Zerrüttung ihrer Ehe eine eigene Wohnung gemietet hat und sich diese immerhin leisten kann, hat nun leider kein Geld mehr zwecks Bezahlung von Ratschlägen, die künftige Zerrüttungen vermeiden würden.

Sie appellieren an meine Moral, ich möge doch selbstlos der Menschheit dienen, aber sie selbst wollen hier keinen ersten Schritt tun, denn auch ich bin Teil der Menschheit. Ich diene nur einer Welt, die meine Existenz bejaht, d.h. die mich leben läßt und fördert - und hierzu ist vonnöten, daß ich mit meiner freien selbstbestimmten, menschheitsdienenden Tätigkeit genügend Geld verdiene.

Ich sehe sie vor mir, diese zynisch lachenden Gesichter derer, die nach Schröders Aufruf, BILD zu boykottieren, nun erst recht dieses Fäkalienblatt kaufen, um zu demonstrieren, daß sie bereits alle Hoffnung haben fahren lassen, sich ausweglos am Abgrund sehen und nun bereit sind, die Welt mit sich zu reißen. Zum Test schrieb ich einem potentiellen Kunden/Schüler, ich sei nur gegen Bezahlung bereit, ihm mein unbezahlbares Geschenk, ihn aufzuwecken, zu machen. Er schrieb zurück, er sei es doch wohl, der hier um ein Geschenk gebeten werde; ich sei doch der Bittsteller! So kann man es freilich sehen. Ich aber sehe, daß der Kunde glaubt, ich könne meine Gegenleistung nicht erbringen. Nun, nachdem ich seinen Schrieb gelesen habe, ahne ich, er könnte doch recht haben.

Grundsätzlich besagt meine Philosophie, daß ich nur jene Welt zu retten versuchen darf, in der ich existieren kann. Meine Existenz ist die Mindestvoraussetzung für mein Recht und meine Pflicht, wirksam zu werden, denn allein meine Existenz in dieser Welt ist der beweist meine Verantwortung für das Weltganze. Also gilt meine Arbeit denen, die mich unterstützen.

In einer Diskussion, bei der ich erstmals den Gedanken äußerte, daß eigentlich jeder so leben sollte, als gelte es, die Welt zu retten (entsprechend des Kantschen Kategorischen Imperativs), lachte man mich aus mit den Worten: "Du willst also die Welt retten! Du bist ja verrückt!" Ich fragte ihn, wie es denn seiner Meinung nach mit der Welt bestellt sei: Ob sie keiner Rettung bedürfe oder ob die Situation hoffnungslos sei. Er antwortete: "Hoffnungslos!" Darauf ich: "Wenn alle so denken würden wie du, hättest du mit einer Prognose ganz sicher recht. Wer ist der Verrückte? Ich, der ich nur tue, was meiner Meinung nach dem Weltganzen nützt oder du, der die Welt schnell noch ein wenig ausbeuten will, bevor sie den Bach runter geht?"

Ich gebe zu, diesen Text geschrieben zu haben, weil ich erschüttert bin - erschüttert darüber, daß ich mehr Recht habe, als ich befürchtet hatte. Mich erschüttert die Gleichschaltung der Presse, die RTL - Anzeige "Big Brother", aber auch diese Äußerungen der Vorstandsvorsitzenden, die nur noch ein einziges Rezept zur Sanierung ihrer Konzerne zu kennen scheinen: Leute entlassen! Erschüttert bin ich über die Entwicklung an den Universitäten und den Schulen, in denen nun die Dreiklassengesellschaft wiedereingeführt wird, indem die Massenuniversitäten ihr Bildungsangebot in den Keller fahren und Eliteunis für die Söhne der Reichen gegründet werden. Mich erschüttert die Errichtung dieses Terrorregimes in den USA, das mutwillig unsere Ressourcen vernichtet ("Jeder Bürger der USA hat das Recht, seine Garagen mit Klimaanlagen zu klimatisieren und seine Wäsche bei 40 Grad Celsius Außentemperatur trotzdem im Wäschetrockner zu trocken!") und weltweit Krieg sät, und die zerstörerische geistige Manipulation der Völker zwecks Versklavung der Massen. Ja ich bin erschüttert, und ich werde tun, was ich kann, um zu retten, was diese Verbrecher zerstören.

Gewalt ist nicht meine Antwort - um's gleich vorneweg zu sagen. Gewalt ist genau das, was diese Verbrecher sich wünschen, denn auf diesem Feld sind sie die Experten. Aus diesem Grund wird ja jede Organisation, die sich ihnen in den Weg stellt, kriminalisiert. Mein Mittel ist der Geist meiner Philosophie: ihre Überzeugungskraft. Diese Energie kann stärker sein, als alle Raketen der USA zusammen. Ein für jedermann plausibler Gedanke kann sich ausbreiten und die Philosophie der Herren der Welt zunichte machen.

11.3.2004: Grenzkontrollen zur Schweiz: So unpopulär es scheinen mag, die gegenwärtig praktizierte "Strafaktion" gegen die Schweiz, indem verschärfte Grenzkontrollen durchgeführt werden, um Schwarzgeldtransfers zu verhindern, ist nicht nur berechtigt, sondern als erster Schritt in die richtige Richtung unverzichtbar - um den Kapitalismus und selbst die Schweiz als Profiteur am Kapitalismus - zu retten. In "Inflation.html" schrieb ich:

Die Lösung: Es gibt zwei Möglichkeiten: Die Konzerne bleiben weiterhin in ihrem Glauben, sich nicht mehr an Spielregeln halten zu müssen. Dann gehen sie unter, weil sie das Geld - seiner Funktion enthoben - außer Kraft setzen. Geld hat nur solange einen Wert, wie sich alle an die Spielregeln halten. Die andere Möglichkeit ist, daß sie dazu beitragen, daß es keine Steuerparadiese mehr gibt. Schorsch Dabbelju Bush sollte lieber Steuerparadiesen den Krieg erklären, als den sogenannten "Terroristen"! Wer in gesetzlose Räume, in denen die Spielregeln des Staates nicht gelten, flüchtet, (oder wer die mögliche Flucht als Druckmittel nutzt, um in gesetzlich geregelten Räumen das Gesetz abzuschaffen) soll nicht mehr die Vorteile dieser Regeln genießen. Die Industrie muß sich bereit erklären, Wirtschaftsverbrechen zu bekämpfen, sonst ist sie selber Wirtschaftsverbrecher. Wir leben heute unter dem Fluch, daß wir von Wirtschaftsverbrechern regiert werden. Die eigentliche Regierung ist faktisch abgesetzt. Die Konzernbosse zerstören die Ordnung und stellen den Naturzustand - siehe Anfang der Geschichte - wieder her mit der Folge, daß die Überbevölkerung abgebaut werden muß: 90 % aller Menschen müssen dem Tod durch Krieg und Hunger zugeführt werden. Das ist die Alternative, die augenblicklich zugelassen wird, da die Großkonzerne sich weigern, sich an die Spielregeln des Spieles namens Kapitalismus zu halten. Sie überschätzen ihre Macht, denn sie werden sie verlieren, wenn sie die höhere Macht der Spielregeln nicht anerkennen."

18.3.2004: Verantwortung: Im "Zeit" - Artikel "Was tun, Subjekt?" wird das Buch "Kritik der Verantwortung" von Ludger Heidbrink besprochen. In diesem Werk geht es um den Verlust der Verantwortung (zB für den Klimawandel, Massenentlassungen, Konjunkturschwäche usw) aufgrund der Zunahme der Komplexität der Zusammenhänge. "Verantwortung ist immer seltener personalisierbar und wird begrifflich unscharf." Heidkamp versucht "die Unwägbarkeiten der komplexen Gegenwartsgesellschaft zu erfassen, um die Lücken zu finden, in denen Verantwortung möglich ist."

Mir fiel beim Lesen des Artikels sofort die Verbindung zu tb26.html#0229 Auflösung auf. Heidbrink geht von der unendlich komplexen Welt aus - diesem Produkt aus methodisch organisierter Tätigkeit von millionen Wissenschaftlern -, die kein Individuum verstehen könne und folgert aus diesem prinzipiellen Unverständnis der Welt auf eine prinzipielle Unverantwortlichkeit der Individuen für ihre Taten.

Wieder haben wir es mit einem Auflöser zu tun. Mit der Auflösung der Verantwortlichkeit des Individuums für seine Taten löst man genau genommen auch das Individuum selbst auf. Ein Mensch existiert nur da, wo er einen freien, bewußten Willen hat, denn wo er unbewußt ist, erlebt er nichts. Wo er determiniert ist, ist er nicht mehr als ein Stein oder eine Maschine. Etwas, das sich selbst wahrnimmt und darüber reflektiert, ist nicht determiniert. Wo ein Mensch Mensch ist, ist er verantwortlich. Anders gesagt: Wenn du weißt, daß du ein Mensch bist, hast du Bewußtsein. Und wo du dir bewußt bist, bist du voll und ganz verantwortlich für den Inhalt deines Bewußtseins. Wo du kein Bewußtsein hast (nicht Herr über den Inhalt deines Bewußtseins bist), bist du kein Mensch und hast dann auch keine Verantwortung.

Für das, was ich hier geschrieben habe, bin ich verantwortlich, denn ich bin der einzige, der genau weiß, was ich hier geschrieben habe. Für alles, was du beim Lesen dieses Textes verstehst, bist du verantwortlich, denn ich kann nicht wissen, ob und was du verstehst.

Heidbrinks Fehler ist, daß er das mit wissenschaftlicher Methodik erarbeitete Weltmodell mit dem subjektiven Weltmodell, das jedes Individuum für sich selbst besitzt, verwechselt. Kein Mensch ist verantwortlich für dieses intersubjektiv erarbeitete naturwissenschaftliche Weltmodell, weil dieses in keiner individuellen Seele verankert ist. Das heißt: Jene Welt ist nirgends manifestiert; sie steht bloß auf Millionen Blatt Papier geschrieben. Sie existiert nicht, hat kein Sein.

Für alle Menschen gilt, daß jeder Einzelne voll und ganz verantwortlich ist und bleibt für seine subjektive Welt - also für die Welt, wie er sie subjektiv erlebt. Jeder Mensch lebt in seiner eigenen kleinen Welt, die sich aus alledem zusammensetzt, was er glaubt erlebt zu haben, was er glaubt zu wissen. Kein Mensch lebt in der sog. "objektiven Welt", die ein Betrug ist. Jeder Einzelne lebt in seiner von seiner Seele gedeuteten Welt. Die Grenze dieser Welt ist die Grenze seiner Bewußtheit. Jede materielle Welt ist ein Spiegelbild einer Seele. Innerhalb solcher Spiegel-Szenarien lebt der Einzelne - und für sie ist er verantwortlich, denn er hat sie geschaffen.

19.3.2004 Arbeit um jeden Preis: Von wegen Reformstau! Ab 1.1.2005 gilt für Langzeitarbeitslose, daß sie JEDEN Job, der ihnen vom Arbeitsamt vermittelt wird, annehmen müssen - auch wenn er extrem schlecht bezahlt ("Zeit" 4.3.) wird, sonst wird ihnen ihr Arbeitslosengeld, das ohnehin nur noch ein anderes Wort für Sozialhilfe sein wird, gekürzt. Einen gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn oder Tarifverträge gibt es nicht mehr (die Arbeitgeber können aus ihnen aussteigen, was das faktische Ende der Tarifverträge ist). Die Regierung aus SPD und GRÜNE hat das Gesetz erlassen, aber wir brauchen nicht zu fürchten, daß die CDU/CSU diese Schande zum Wahlkampfthema machen wird, denn die Opposition war es, die im Vermittlungsausschuß durchsetze, daß die von der Regierung geplante Passage, daß die Löhne nicht geringer als der ortsübliche Lohn sein dürfe, gestrichen wurde. Erst durch diese Streichung ist die Reform zu dem geworden, was sie ist: Rückschritt zum brutalen Manchester-Kapitalismus (neudeutsch: Neoliberalismus). Da man den Arbeitslosen das letzte Machtmittel entzogen hat - allzuschlecht bezahlte Arbeit zu verweigern - sind sie nun reif zur größtmöglichen Erpressung: zur Arbeit für einen Hungerlohn. Vorbild sind hier wieder einmal die USA. Dort dürfen Löhne gezahlt werden, die das Existenzminimum der Arbeiter bei weitem nicht decken.

Mein Tipp an die Arbeitgeber: Nennt diese Sklavenarbeit "Ehrendienst" oder "Ehrenamt", sonst merken die Ausgebeuteten noch, wer sie sind. Es klingt besser. Außerdem kostet der Ehren-Titel nichts. Und noch ein Tipp: Ihr könnt nun auch die Löhne jener Angestellten, die ihr bisher anständig bezahlt habt, auf "unter Existenzminimum" reduzieren; ihr müßt den Leuten nur vorher Angst machen, indem ihr ihnen erzählt, wie schlecht es den Arbeitslosen geht. Sie werden zu jedem Opfer - jeder Lohneinbuße - bereit sein, hauptsache, sie werden nicht zu "Outlaws" abgestempelt. Ihr könnt eine Lawine der Lohnkostenersparnis lostreten und die gesparten Löhne selber einsacken - als Bezahlung für euer unternehmerisches Risiko, das ihr eingegangen seid. Schließlich müßt ihr vorsorgen, denn aufgrund schwindender Kaufkraft der Bevölkerung werdet ihr natürlich eure Ware nicht mehr los und werdet eure Unternehmen in die Pleite reiten. Bleibt nur zu hoffen, daß wenigstens ihr bis dahin eure Schäfchen im Trocknen habt. Und keine Angst: Alles ist wissenschaftlich! Ihr könnt also nichts falsch machen! Die Wirtschaftstheorie von John Maynard Keynes, nach welcher die Nachfrage hochgehalten werden muß, indem man hohe Löhne zahlt, ist "out". Der letzte Schrei der Wirtschaftswissenschaft ist der Neoliberalismus, nach welchem die Staatsmacht zugunsten der Macht der Konzerne abgebaut wird (nach Milton Friedman): Herstellungskosten der Ware senken, indem man die Arbeitslöhne senkt und möglichst viele Arbeiter entläßt. Plakativ läßt sich das heute praktizierte System beschreiben als: "Freie Wölfe wildern frei unter freien Hühnern". Das ist zwar alles hanebüchener Unsinn, wenn man als Ziel eine funktionierende Menschengesellschaft hat, aber es ist wissenschaftlich!

Ich verstehe nicht, warum man den Kapitalismus mit falschen Theorien derart gegen die Wand fahren läßt. Sind die Experten blind, verblödet oder führen sie Böses im Schilde? Ich war immer davon überzeugt, daß es hinter diesen öffentlich dummschwätzenden Marionetten von Politikinszenierern intelligente Schirmherren und Sachwalter der Menschheit gibt, die aufpassen, daß die Schwätzer keinen Unfug anstellen, aber augenblicklich kann ich keine Intelligenz in der Politik erkennen.

20.3.2004 Dritter Weltkrieg! Lieber Leser, wußtest du schon, daß wir uns seit dem 19.3.2003 im Dritten Weltkrieg befinden? Der Präsident der USA, der sich in einer Rede selbst als "War-President" bezeichnet hatte, sagte gestern in einer Rede zum 1. Jahrestag des Irakkrieges: "Die ganze Welt ist im Krieg!" (s. SPIEGELonline) Er hätte es wohl gern.

Offensichtlich befinden sich die USA derart in einer Zwangslage, daß Krieg die letzte Option darstellt. Der US-Wirtschaft muß es wirklich dreckig gehen (trotz gegenteiliger Statistiken, aber wir wissen ja, daß die USA Weltmeister im Stastistikfälschen sind), sodaß es ihr letzter Ausweg ist, die unglaublich aufgeblähte und teure Armee zum Einsatz zu bringen, damit sich wenigsten die Investitionen in die Rüstung amortisieren. Es ist ja eine alte Weisheit, daß jede Nation, die einen zu hohen Prozentsatz ihrer Ressourcen in die Rüstung steckt (täglich 1 Mrd. $), Krieg machen MUSS, um nicht selbst an diesem Krebsgschwür zu krepieren. Wenn Europa es jetzt schafft, den Krieg zu verhindern, ist es wohl aus mit der Weltherrschaft der USA.

20.3.2004: Netzwerk gegen Neoliberalismus: Der Staat wird privatisiert; alle hoheitlichen Aufgaben und Dienstleistungen des Staates werden an Konzerne verkauft. Da es ohne Staat auch keine Demokratie gibt, ist der Neoliberalismus verfassungswidrig. Der Staat gibt alle Staatsgewalt - Macht - in private Hände, nicht in die Hände der Bürger, das wäre ja Demokratie, sondern in die Hände ganz weniger ganz Reicher. ALLES wird zur Ware; selbstverständlich auch der Mensch, der zum Sklaven wird. Da diese Erniedrigung des Menschen niemals mit dessen Einverständnis geschehen könnte, wurde die Presse zum Schweigen verpflichtet, bzw. zum Komplizen gemacht. Wir erfahren in den Massenmedien so gut wie NICHS über GAT. Alles geschieht heimlich. Nur schwer läßt sich aus Einzelinformationen wie zB der Privatisierung der Bahn, der Post, der Telekommunikation, des Gesundheitswesens, der Versicherungen (Rente) usw., sowie aus dem Schlechtreden aller öffentlichen Dienstleistungen zB in BILD ein Gesamtbild erstellen. (In Wahrheit wurde durch Privatisierung Vieles schlechter!) Die folgenden Links können helfen. Das Internetz ist die (fast) letzte Bastion der Freiheit. Lies:
http://uuhome.de/global/deutsch/gats02.html und http://come.to/netzwerk-gegen-neoliberalismus

21.3.2004 Krieg um Informationsmonopol: Es ist ja sattsam bekannt, daß wir in einem weltweiten Medienkrieg stecken. Es geht um das Informationsmonopol, es geht darum, wer bestimmen kann, was die "breite Masse" zu sehen, zu lesen und zu hören bekommt. Vom Ausverkauf des Staates und dessen Folgen (siehe oben) zB soll diese Masse nichts erfahren. Da stört es natürlich die Regierung und Medienmogule wie Rupert Murdoch, Besitzer von 50 % der Radiosender, 40 % des Fernsehmarktes ("Zeit") und einer Reihe von Zeitungen, daß es in Großbritannien die unabhängige BBC gibt, die - da gebührenfinanziert - nicht über angedrohten Entzug von bezahlten Anzeigen zu politisch willfährigem Verhalten, zB was die Berichterstattung über den Irakkrieg betrifft, gezwungen werden kann. Die BBC ist nur kleinzukriegen, wenn man es schafft, die Gebührenfinanzierung abzuschaffen, und das erreicht man, indem man es schafft, die BBC als unwürdig hinzustellen. Dies glaubte man tun zu können - als Sprachrohr der Regierung und indirekt derer, die die BBC gern aufkaufen möchten, diente Lordrichter Hutton -, als der BBC-Reporter Andrew Gilligan, der sich auf einen sicheren Informanten berief, behauptete, die Regierung Blairs habe gelogen, als sie behauptete, es lägen Beweise für die Existenz von Massenvernichtungswaffen des Irak vor. Gilligans geheimer Informant war David Kelly, und dieser hatte Selbstmord (wirklich?) begangen, nachdem die Regierung seinen Namen der Öffentlichkeit und damit der Hetzjagd der Journalistenmeute der Revolverblätter preisgegeben hatte. Nun konnte man der BBC eine unsaubere Berichterstattung "nachweisen" - Gilligan konnte keine Beweise liefern - und Lordrichter Hutton konnte im Sinne der Regierung und der Medienmogule von miserablem Journalismus * wettern mit dem Erfolg, daß die Selbstkontrolle der BBC nun an ein außenstehendes Kontrollgremium abgetreten werden soll. Murdoch hat also seinen Fuß in der Tür der BBC - dank der "unabhängigen" Justiz. Daß Blair dem "Schlammassel des Irakkrieges einfach nicht zu entrinnen vermag" ("Zeit"), - es hat sich ja herausgestellt, daß Gilligan recht hatte - ist für die BBC kein Trost. Die Demontage des Senders geht weiter.

* Niemals würde er diesen Revolverblättern (wie in Deutschland BILD) diesen Vorwurf machen...

22.3.: Ein Leser fragte, weshalb ein Mensch wie Rupert Murdoch tut, was er tut. Diverse (Kurz-) Biographien die er im Internetz gelesen habe, geben geben als Motiv bloß "Reichtum" an. Reicht für einen Mann, der bereits reich ist, das Motiv, noch reicher zu werden, aus, um jeden Morgen um 5 aufzustehen und bis spät in die Nacht sich abzurackern, statt den Reichtum zu genießen?

Antwort: Nein, selbst Armen reicht das Motiv, reich zu werden, nicht aus. Sie verbinden mit Reichtum den Genuß des Geldausgebens für schöne Dinge wie Luxusvillen am Strand, Luxusautos, Luxusreisen, Jetset, Luxusfrauen usw.. Ihnen geht es um Status und deren Symbole. Die Armen wollen reich sein, um ihr Geld für den Genuß - Verkürzung des Weges vom Trieb zur Triebbefriedigung - wieder auszugeben. Doch jeder einigermaßen intelligente Reiche macht früher oder später die Erfahrung, daß solche Genüsse schnell schal werden. Sie merken, sie waren hinter primitiven Statussymbolen, die nur für Arme im Geiste Gültigkeit besitzen, hinterhergejagt. Sie waren auf dem Wege der Vertierung. Solange sie diese Status- oder Hackordnungssymbole besitzen wollten, waren sie noch Pöbel. Die wirklich Reichen haben andere Statussymbole.

Herausnehmen aus meiner Betrachtung will ich mal jene Reichen, für die das Reichwerden, der tägliche Kampf, zur Droge geworden ist. Für sie ist der größte Genuß der Kampf ums Geld, nicht das Geld selbst. Sie genießen ihre Rolle als gefürchtetes Raubtier im Finanzdschungel. Solche Räuber, die Macht der Macht wegen ergattern wollen, gibt es so viele wie Sand am Meer. Ihre Imperien brechen mit schöner Regelmäßigkeit wieder zusammen - und am Ende wird nichts gewesen sein. Sie sind mir trotz ihres Vermögens keine weiteren Zeilen in meiner HP wert.

Interessant sind Reiche für mich erst, wenn sie weder Pöbel, noch Kampf- oder Macht- Junkies sind, sondern wenn sie eine Gesellschaftsutopie realisieren wollen. Macht ist erst einmal ein neutrales Vermögen. Taucht das Wort "Vermögen" auf, sollte man sich fragen: Vermögen wozu? Was will einer anstellen mit seiner Macht? Sie vermag vieles, aber erst, wenn der Vermögende eine Utopie hat, die er realisieren will, beginnt das Vermögen zu arbeiten, zu leben! Dann erst wird die Sache interessant!

Rupert Murdoch ist interessant, denn er ist ein philosophischer Mensch. Leider kann ich die Quelle nicht mehr finden, aus welcher hervorgeht, daß er ein überaus kenntnisreicher und tiefdenkender Philosoph ist. Wenn Murdoch der Mann ist, für den ich ihn halte, will er nicht Macht, um den Weg zur Triebbefriedigung zu verkürzen. Auch will er nicht Macht um des Kampfes oder ihrerselbst willen - dann wäre er immer noch Opfer eines Triebes. Nein, er will Macht, um das Höchste, was man mit Macht erlangen kann, zu gewinnen.

Murdoch hat begriffen, daß Macht und Bewußtsein Synonyme sind. Er hat eine Theorie über seine eigene Bewußtseinserweiterung. Diese Theorie muß er im praktischen Leben prüfen, damit er sich nicht in Hirngespinsten verfängt. Wenn er es schafft, die Welt unter seine Kontrolle zu bringen, ist das ihm der Beweis für die Richtigkeit seiner Philosophie. Ist sie sie richtig, hat er das Vermögen, eine lebendige Utopie zu entwickeln und zu realisieren. Um möglichst viele Menschen in seine Utopie hineinzuziehen, muß er Kontrolle über die Informationsvervielfältiger bekommen: Fernsehen, Radio, Kino, Komputerspiele, Zeitungen, Bücher. Als Chef der Medienkonzerne kann er bestimmen, was die Menschen denken und was nicht. Er kann bestimmen, in welchen subjektiven Welten, die sich via Intersubjektivität objektivieren (manifestieren), die von ihm beeinflußten Menschen leben. Ja, Murdoch will Gott spielen, weil er weiß, daß die Menschen in Wahrheit potentielle Götter sind, nur daß die Meisten es aufgrund ihrer Sünden vergessen haben. Er will die optimale Bewußtheit - jene Bewußtheit, die lebendig werden läßt, was er bis heute nur theoretisch weiß: die Unsterblichkeit! Mächtige höchster Qualität, höchsten Anspruchs, wollen die Unsterblichkeit der Götter an sich selbst erfahren! Murdoch weiß zumindest theoretisch, wie man Unsterblichkeit erlangt: indem man sich nach seiner Wiedergeburt an seine vergangenen Leben erinnert! (Wer sich erinnert, erlebt subjektiv seine Unsterblichkeit, bleibt aber für die Sterblichen sterblich. Alle Realitäten koexistieren! Ach wie einfach ist das größte Geheimnis! Es ist bloß eine "methodische" Erinnerung!) Er weiß, daß man es lernen muß, seine Erfahrungen und Erinnerungen in einem bestimmten Verstehensprozeß umzuwandeln, damit sie beim Tod des Leibes nicht verlorengehen. "Normale" Erinnerungen sind sterblich. Hat man sie jedoch in Bewußtsein umgewandelt - sind sie zu geistiger Struktur geworden und der Zeitlichkeit enthoben - sind sie ewig. Der Wiedergeborene kann dann diese Strukturen in faktische Erinnerungen rückverwandeln. Ist ihm dieses Kunststück gelungen, ist er unerkennbar für Sterbliche ein Unsterblicher in sterblicher Welt. Er kann über Jahrhunderte, Jahrtausende, Jahrmillionen und mehr unerkannt Erfahrungen ansammeln und umwandeln in ewige geistige Struktur. Er kann wieder das werden, was er einmal war: ein Gott. Ein echter religiöser Mensch weiß, daß Jesus nur dann ein Vorbild ist, wenn man werden kann wie Jesus. Gott anzubeten und zu dienen ist nur dann sinnvoll, wenn man selber ein Gott werden kann. Welch "Mitleid" hegt er (und ich) für jene "Christen", die uns als Teufel hinstellen, weil wir uns anmaßen, Gott sein zu wollen! Gott ist das vollkommenste, höchste Wesen, das Wesen mit der größten Güte, der höchsten Weisheit, der weitestentwickelten Moral. Warum soll der Mensch nicht Gott werden wollen? Ach, diese Christen wollen in der Sünde verwesen. Das ist ihre innere Wahrheit!

So weit, so gut. Ich habe trotz meines Lobes gute Gründe für die Annahme, daß Murdoch einen gravierenden Fehler im System hat. Ich bin mir sicher, daß er sich nicht erinnert - daß er die Unsterblichkeit (noch) nicht hat. Seine Utopie ist falsch und deshalb gefährlich! Er und seine Mitstreiter aus der hohen Politik und Philosophie werden keinen Erfolg haben. Sie haben sich wohl in Äußerlichkeiten verzettelt. Ich schließe das daraus, weil sie so ganz anders als ich sind ....

24.3.2004: Unsterblichkeit, Katholizismus, Protestantismus, Harry Potter: Vorgestern schrieb ich über das größte aller Ziele, das angesteuert werden könne, den Gewinn der Unsterblichkeit (s.o.). Interessant, was dazu HEUTE in SPIEGELonline zu lesen ist. In einem FAZ-Artikel, den SPIEGELonline nachdruckte (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,290687,00.html), schrieb Frank Schirrmacher in "Die Revolution der Hundertjährigen - Warum wir unser Altern neu erfinden müssen" (Zu beachten ist auch die zeitliche Nähe meines Themas zum Thema in FAZ und Spiegel):

... "100-Jährige werden für heute schon Lebende zum Normalfall. Es gibt keinen Beweis, dass es überhaupt eine Grenze gibt. Selbst wenn es sie geben sollte: Wir sind noch nicht einmal in der Nähe des Maximums." ...

... "Die Veränderung unserer Vorstellungen, unserer Bilder davon, wie wir alt werden - von der Frage der Lebensarbeitszeit bis hin zu den Gehirnfunktionen des alternden Menschen -, entscheidet darüber, was aus uns allen wird. Wir Heutigen sind Kundschafter und Übergangsgeneration, eingespannt zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen, und unsere Aufgabe ist es, Lebenszeit und Lebenswirklichkeit zu synchronisieren." ...

... Bewusstsein und Gehirn sind die Angriffsziele des Altersrassismus. Es müssen Abwehrstrategien, psychische und körperliche, gegen die Gehirnwäsche aufgebaut werden. Orwells Vision der Gehirnmanipulation in seinem Roman "1984" ist keine territoriale und keine utopische Vision, sondern eine lebenszeitliche. Wer jenseits der 40 ist, wird dieser Operation unterzogen - nachdem ihn vorher schon Fernsehen, Werbung und biologische Konditionierung mürbe gemacht haben.

Die amerikanische Akademie der Wissenschaften hat in einer ihrer Studien über die Folgen der Alterung für das Gehirn des Menschen bereits 1992 Beweise dafür geliefert, wie die Ideen über das Altern das Altern selbst verändern.

Viele von uns erwarten beim Älterwerden wie selbstverständlich ein Nachlassen der Konzentrations- und Erinnerungsleistung. Diese Erwartung, das haben Studien belegt, "führt selber zu schlechterem Erinnerungsvermögen, und zwar weil sie geringere Anstrengungen und frühere Resignation auslöst, den Gebrauch adaptiver Strategien als unsinnig erscheinen lässt, weil sie dazu führt, dass man Herausforderungen meidet und ärztliche Hilfe nicht in Anspruch nimmt". Denken Sie bei solchen Sätzen nicht an das hohe Alter. Denken Sie an die nächsten Jahrzehnte, die Ihnen bevorstehen. 95 Prozent der Diskriminierungen, die unser Selbstbewusstsein erleidet, hat damit zu tun, dass man dem Menschen Abbau an Leistungsfähigkeit unterstellt. Die Ideologie der "has beens", der Ausgebrannten, vor allem in kreativen Berufen, ist längst in alle anderen gesellschaftlichen Bereiche eingewandert. In Wahrheit ist die Vorstellung des geistigen Abbaus nichts anderes als ein Konstrukt aus Angst und Vorurteil.

Wir ziehen mit einem falschen Weltbild in die Zukunft

Niemand sagt, dass sich Älterwerden ohne Leistungsverlust, ohne Abbau, ohne eine neue Langsamkeit vollzieht, niemand sagt, dass es leicht ist. Etwas ganz anderes aber ist es, wenn eine Gesellschaft sich zum Hüter und Zensor des individuellen Bewusstseins macht. Wir akzeptieren, so schreibt der Psychologe Shinobu Kitayama, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg zu Reife und Erwachsenheit findet; wir akzeptieren wie selbstverständlich, dass die biologische Determination, etwa bei dem Pubertierenden, nur ein Aspekt unter vielen ist, und wir wissen alle, dass der Mensch aus der biologischen Struktur in eine kulturelle Struktur hineinwächst. Wir sollten deshalb auch die Linearität des Verfalls, die wir bei anderen und bei uns selbst unterstellen, als das erkennen, was sie ist: eine Konstruktion, die mit der Wirklichkeit so viel zu tun hat wie die Teletubbies mit der sozialen Beziehung zwischen Menschen." ...

... "Wolf Singer, der Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt, kann zeigen, dass Erfahrungen Strukturen im Gehirn hinterlassen, die die Geschwindigkeit des Jugendlichen dadurch kompensieren, dass der Erfahrene Abkürzungen nimmt, die der Jüngere nicht kennt.

Die naturwissenschaftliche Rehabilitierung von Erfahrung ist in unserer Gesellschaft noch nicht angekommen. Sie wird eine unserer wertvollsten Ressourcen in der Zukunft werden. So wie im Gehirn faktische Schäden schon allein durch schlechte Worte entstehen können, kann es zu Heilungen kommen durch die Anwendung des richtigen Wissens über sich selbst.

Wir hegen, selbst nach heutigem Stand der Erkenntnisse, völlig falsche normative Vorstellungen über das Alter. Uns treiben Rollen- und Spiegelbilder, unterstützt von Fernsehen und Werbung, in eine ganz und gar anachronistische, hässliche, zweidimensionale Karikatur unseres Selbstbewusstseins hinein. Es ist die Vertreibung in ein Exil." ...

Was mir bei den Zitaten wichtig ist, habe ich fett hervorgehoben. Es geht darum, daß Altern ein soziales Kontrukt ist, eine Konditionierung, eine Gehirnwäsche aufgrund schlechter Worte (falscher Theorien). Es geht um den Unterschied zwischen Erfahrenen und Weitgereisten - s. (tb26.html#0301). Und es geht darum, wie Gedanken, die ich schöpfe - Meme - sich verbreiten und zum Thema der Welt werden.

Die folgenden Gedanken entstammen Überlegungen, die ich während tiefen Nachtschlafes anstellte. Es ging um den Unterschied zwischen Katholizismus und Protestantismus. Als ich in (tb25.html#0130) Gehorsam forderte, weil nur so echtes Lernen möglich sei, outete ich mich als Katholizist, denn diese Religion geht davon aus, daß die Verbindung zwischen Mensch zu Gott nur von eingeweihten Priestern, denen gehorcht werden muß, vermittelt werden könne. Martin Luther, selber ein Priester, war der Ansicht, daß jeder Mensch selbst in diesen Kontakt mit Gott treten könne und nicht die Vermittlung eines Priesters brauche. Beide - Papst und Luther - hatten Recht und Unrecht zugleich.

Der Papst hat Recht, daß nur Priester den Kontakt vermitteln können. Luther hat Recht damit, daß er den Papst dazu nicht brauche, denn er selber war ein Priester. Luther irrte, indem er von sich auf alle Menschen schloß - ein Fehler, den auch ich begangen, dann jedoch korrigiert, hatte. Er setzte die grundsätzliche Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme mit Gott mit der tatsächlichen Fähigkeit gleich. In Wahrheit ist es jedoch so, daß zwar alle Menschen grundsätzlich die Möglichkeit des unmittelbaren Kontaktes mit Gott haben; die meisten Menschen jedoch leider tatsächlich die Fähigkeit nicht haben und die Vermittlung des Priesers bedürfen. Der Katholizismus geht demnach vom tatsächlichen Menschen aus, der Protestantismus vom grundsätzlichen. Beide machten den Fehler, ihre Postition allzusehr zu verallgemeinern. Der Katholizismus war blind für Menschen aus dem Volk, die den unmittelbaren Kontakt herstellen konnten, ohne von katholischen Priestern geweiht worden zu sein. Sie waren sozusagen Priester aus eigenem Vermögen. Der Papst war blind für sie. Luther sah sie in allen Menschen; er war blind für die Blindheit der großen Masse.

Die Harry-Potter-Begeisterung der Kinder, Jugendlichen, ja der Erwachsenen, zeigt mir, was den normalen Schulen abgeht. Die Schulen übertreiben die Entzauberung der Welt, sind allzu ungeduldig in ihrem Bestreben, aus fantasievollen, lebendigen jungen Menschen Industrieroboter zu züchten. Ich erlebe an Kindern aus meinem persönlichen Umfeld, was die Schule offensichtlich mit ihnen macht: Bis zum 2. Schuljahr sind sie Frühaufsteher, neugierig, lernbegierig und motiviert. Sie sprühen vor Intelligenz und Lebenslust. Nach dem 3. Schuljahr sind sie Langschläfer, lernunwillig, desinteressiert, lustlos, kurz: vollständig frustriert. Sind sie aller Energie beraubt - sind sie vollkommen am Boden zerstört - dann kommt der Lehrer und bietet ihnen den einzig möglichen Ausweg aus der totalen Niederlage, den kein Kind gehen würde, wenn es noch Mumm in den Knochen hätte. Er bietet die entzauberte Welt. Es bleibt den Kleinen nichts anderes übrig, als in stockdunkler Welt dem einzigen spärlichem Lichtstrahl zu folgen. Die Kultusminister wissen, daß kein Kind freiwillig dieser schwachen Funzel folgen würde, wenn es das ganze Licht der wahren Welt sehen könnte: das Licht der strahlenden verzauberten Welt! Also wurde die Welt verdunkelt, um die Kinder dorthin zu bringen, wohin man sie haben wollte. Schade nur, daß in den Potterbüchern nichts von der wahren Magie steht. (Letzter Satz könnte ein Fehlurteil sein, da ich nur sehr wenig in diesen Büchern gelesen habe.)

26.3.2004 Magie der Worte: Ich möchte heute noch einmal auf einen Teil des Zitats vom 24.3. eingehen und mit meiner Schulkritik im obigen Absatz verknüpfen. Das Zitat, auf das ich mich beziehen möchte, lautet:

"Die naturwissenschaftliche Rehabilitierung von Erfahrung ist in unserer Gesellschaft noch nicht angekommen. Sie wird eine unserer wertvollsten Ressourcen in der Zukunft werden. So wie im Gehirn faktische Schäden schon allein durch schlechte Worte entstehen können, kann es zu Heilungen kommen durch die Anwendung des richtigen Wissens über sich selbst."

Die Verbindung mit meiner Schulkritik ist jene, daß die Schüler systematisch frustriert werden, da man sie keine Erfahrung machen läßt. Sie erleben nichts mehr, denn zum Erleben gehört ein entsprechendes Deutungsvermögen hinzu. Ohne (gute, bedeutende) Philosophie im Hinterkopf erlebt man nichts (Gutes, Bedeutendes). Die Pauker faseln gleichwie die modernen Blümchenesoteriker - vom authentischen Erleben vor jeder (ideologischen - und wer will das schon?) Interpretation. Das ist schlichtweg Unsinn. Die eigene erlebte Erfahrung wird den Kindern geraubt, indem man ihnen alles Lebendige, angeblich völlig unideologisch (so glaubt man), als tot ("funktionales, ökologisches System") erklärt. Man erklärt ihnen den Wald, wie man einen Otto-Motor erklärt. Das Lebendige, das Geistige, vermögen Biologen und Schullehrer nicht zu erklären, denn sie wissen es selber nicht. Kein Biologe, kein Lehrer weiß, daß der Wald primär Geistseele ist, und daß wir Menschen - selber Geistseele - mit diesem Geist im Kontakt stehen und uns diesen Kontakt bewußt machen können, wenn wir die entsprechende Philosophie verinnerlicht haben.

Als mein Neffe acht Jahre alt war, wußte er noch von der Seele des Waldes zu "phantasieren": Beim Anblick einer frisch geschlagenen Waldlichtung fragte er mich, ob es dem Wald wehgetan habe, als man hier wütete. Er vermochte die Lichtung, in der noch sterbende Bäume herumlagen, als Wunde zu erkennen, und alte gesunde Bäume vermochten ihn unmittelbar anzusprechen. Er verstand die Sprache der Bäume. Er hörte in seinem Herzen ihre Worte, die besagten, daß es die alten erfahrenen Bäume seien, die die jungen Bäume lehrten, wie man sich gesund erhalte. Heute - ein paar Schuljahre später - ist der Wald für ihn stumm geworden. Schlechte Worte - siehe oben - haben Schaden angerichtet. Er ist nüchtern geworden, sachlich - wie ihn die Lehrer haben wollten. Es sieht sich und den Wald und den Rest der Welt nun als Sache; er ist domestiziert.

Er lernt in der Schule Genetik. Vielleicht werden fortschrittliche Lehrer ihm in ein paar Jahren, wenn die Forschung weiter als heute ist, erzählen, man habe festgestellt, alte Bäume in einem Wald hätten vor Jahrhunderten bereits gelernt, bestimmte Krankheiten, die vor Jahrhunderten grassierten, abzuwehren und würden darüber junge Bäume, die sich wie Schüler um sie herum scharen, über Genaustausch (via "Schädlingen") und Genaktivierung (via Duftstoffen) informieren, wenn, ja, wenn man sie stehenließe, diese altehrwürdigen Alten (und bei den Menschen verhält es sich nicht anders).

Er wird es abstrakt, in abgetöteter Form, widerwillig, lernen, aber wird er erkennen, daß er es als Achtjähriger, Begeisterter, schon besser wußte und vor allem: selbst erfahren (!) hatte, mühelos, in der Fülle des Lebens? Heute ist er von der Natur getrennt. Sie wurde zum Objekt, wie er selber zum Objekt wurde, und was er als Teil des Ganzen auf magische Weise bereits wußte, muß er nun widerwillig und mühsam zum zweiten mal lernen - diesmal mit falschen Worten, damit unwirksam, entzaubert, bleibt, was er lernt.

28.3.2004: Religion: Im Internetzlexikon Wikipedia steht unter Stichwort "Religion" u.a. folgendes: "... Nach Cicero (De Natura Deorum 2, 28) geht religio zurück auf relegere, was wörtlich "wieder aufwickeln", im übertragenen Sinn "bedenken, achtgeben" bedeutet. Lactantius (Divinae Institutiones 4, 28) führt das Wort zurück auf religare: "an-, zurückbinden". Mögliche urspüngliche Bedeutungen sind also "frommes Bedenken" oder die "Bindung"" an Gott. ..."

Der weiteren Interpretation von "wieder aufwickeln", die im Lexikon zu finden ist, stimme ich nicht zu. Ich sehe dieses "wieder aufwickeln" als Gegenstück zum "Entwickeln" eines Menschen, der sich von Geburt über Kindheit, Erwachsenenalter bis hin zum Tode entwickelt. Das körperliche Leben wickelt sich ab. Man stellte es sich vor, als sei die Seele ein kugelförmiges Knäuel, welches als zeitlichen Prozeß einen Faden - den Lebensverlauf - absondert. Die Kugel, selbst ewig zeitlos, externalisiert Zeit. Der Leib ist die Seele, die um die Zeit beraubt wird, bis sie als Körper entwickelt ist und stirbt.

Religion stellt das erfolgreiche Bemühen um eine Umkehrung dieses Prozesses dar. Der religiöse Mensch wickelt den abgesonderten Zeitfaden wieder auf. Er verabsolutiert das Relativierte. Er macht aus dem Prozeß des Entwickelns einen Akt des Verstehens. Aus Handeln wird Bewußtsein. Er verbindet das Abwickeln mit dem Aufwickeln. Indem der religiöse Mensch - der wahre Priester - sein körperliches Leben abwickelt, macht er Erfahrungen - neue Fäden - , die er dann wieder aufwickelt. Dabei wickelt er nicht dasselbe wieder auf, was er zuvor abgewickelt hatte; der Mensch hat ja im zeitlichen Prozeß des Entwickelns etwas verstanden! Was er "wieder" aufwickelt, ist qualitativ besser, als das zuvor Abgewickelte. Die Seele, reine Qualität, keine Quantität, wächst. Ich bezeichnete dieses gelebte Paradoxon des Ent- und Aufwickelns in "Zeitnetz" das Einsammeln der Zeitfäden. In "Zeitnetz" schrieb ich 1997:

"Dann fand ich die Lösung: Das tägliche Fortspinnen der Alltagsgeschichten ist’s, was mich alt werden läßt: Ich verglich diesen „Fortsetzungsroman“ immer mehr mit der Absonderung von Zeitfäden: Indem ich mich ENTWICKELE, sondere ich „Zeitfäden“ ab, die mich umbringen werden, wenn ich es nicht schaffe, diese Fäden wieder einzusammeln und in mein Netz einzuknüpfen. Wie eine Schnecke auf ihrem Weg eine Schleimspur hinterläßt, bleibt hinter mir eine lineare Fortsetzungsgeschichte, meine Biographie, zurück. 

Was war zu tun? Wie biege ich meinen geradlinigen „Lebenslauf“ um zu einem ewigen, unendlichen  Kreis? Wie mache ich meine Vergangenheit zur ewigen Gegenwart? Nach Jahren fand  ich die Antwort..."

Heute lehre ich meine Schüler genau dies: das Einsammeln der Zeitfäden zwecks Bewußtwerdung und Unsterblichkeit. Ich weiß, wie das geht, denn ich habe es bereits gemacht. Ich lehre es allerdings auf meine "katholische" Art - siehe oben, und ich bin so frei, Geld dafür zu nehmen. Denen, die mir nicht glauben, gebe ich auf ihren Weg die Erklärung: Ihr urteilt über Dinge, die ihr nicht kennt. Ihr wollt die Ewigkeit im zeitlichen Prozeß sehen, damit ihr sie glaubt, aber das geht nicht. Unsterblichkeit ist nicht beweisbar, denn Sterblichen stirbt auch der Unsterbliche. Nur der Unsterbliche selbst erlebt seine Ewigkeit - die wiedereingesammelte Zeit. Bedenkt bei euren Urteilen: Ihr seid ewige Subjekte, nicht (die im zeitlichen Prozeß sich entwickelnde) Objekte. Wenn ihr Anderes glaubt - nun, dann habt ihr die falsche Philosophie, ein sterbliches falsches Ich - s.o.. Lies noch einmal oben (#0424).

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