Briefkasten 11
Briefe an Hans-Joachim Heyer
13.12.2002

12.12.2002: Sehr geehrter Herr Heyer

Ich bin durch Zufall auf Ihrer Homepage gelandet, weil ich eine Arbeit über Wittgensteins Philosophie und deren Einfluss auf philopophische Theorien von heute.

Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass jeder seine eigene Philosophie haben sollte. Gleichzeitig denke ich aber auch, wenn man eine so extreme, absolut subjektive und willkürliche Haltung hat wie Sie, welche kein Fundament hat ausser Ihrem eigenen Geist hat, (Es existiert keine Realität, Das Absolute existiert solipsistisch.. usw) dann sollte man seine eigene Philosophie für sich behalten und nicht ins Internet hängen.

Es ist ein Witz, dass jemand der sich ein bisschen mit Philosophie beschäftigt, andere tiefgründige, interdisziplinäre Theorien kritisiert. Ich würde jetzt mal behaupten, dass Gerhard Roth ein bisschen mehr Tiefgang hat als Sie.

Die Aussage: "Ich bin ein spiritueller Meister, der die Aufgabe hat, Schüler zu suchen und diese ebenfalls zur Erleuchtung zu führen". beweist mir übrigens, dass Sie sich am Rande der Normalität befinden müssen. (vgl- Tollhaus - Solipsismus - Schopenhauer)

Sorry aber das musste ich loswerden

Gruss

Nico M.

Antwort: Sehr geehrter Herr M.,

Sie geben vor, eine philosophische Arbeit zu schreiben, verhalten sich jedoch vollkommen unphilosophisch, will sagen: irrational, voller Haß und Neid.

Was hat Schopenhauer in Ihrer Liste "Tollhaus - Solipsismus - Schopenhauer" zu suchen?

Sie geben vor, zu bejahen, daß jeder seine eigene Philosophie haben solle, widersprechen dieser selbstverfaßten Meinung dann jedoch sofort, indem Sie sie dermaßen einschränken, daß das Gegenteil dabei herauskommt: Die "eigene" Philosophie, die Sie jedem Menschen zubilligen, darf Ihrer Meinung nach nicht extrem, nicht subjektiv und nicht willkürlich sein. Außerdem darf sie ihr Fundament nicht im eigenen Geist besitzen. Die Philosophie, die sich jeder selber machen sollte, darf die Realität (was ist Realität???) nicht leugnen, nicht solipsistisch sein. Und wenn sie es doch ist, darf man sie nicht veröffentlichen.

Mein lieber Herr Philosophiestudent: Würde ich all Ihre Bedingungen erfüllen, wäre ich kein Philosoph, sondern beschränkt von unreflektierten Vorurteilen wie Sie: Sklave.
Außerdem ist meine Philosophie nicht extrem; ich beschreite einen mittleren Weg zwischen den Extremen "materialistischer Monismus" und "idealistischer Monismus". Sie ist auch nicht "absolut subjektiv und willkürlich"; meine Willkür ist von meiner Vernunft beschränkt; meine "Erfindungen" müssen die (vernünftige) Bedingung erfüllen, daß sie all meinen anderen Erfindungen nicht widersprechen. Auf diese Weise erreichte ich eine in sich stimmige lebbare Philosophie. Sie ist auch nicht absolut subjektiv, denn sie erkennt die Existenz anderer Subjekte an. Allerdings habe ich herausgefunden, daß alle Erfahrungen, die ich mache, subjektiv sind. Wie sind Sie diesem "Irrtum" entkommen?? - Ich frage Sie als einen, der vorgibt, diesen "Fehler" des Subjektiven nicht begangen zu haben.

Und nun zum Fundament, das Sie bei meiner Philosophie vermissen. Ja, was ist den bei Ihnen Fundament? Ich fordere Sie auf, mir mitzuteilen, was als Fundament in Frage kommt.

Es ist ein Witz, daß einer, der vorgibt, Wittgenstein zu studieren, nicht andere tiefgründige, interdisziplinäre Theorien kritisiert. Wenn Gerhard Roth (Gehirn.html)tiefgründig ist - um so besser für mich! Aber ich käme nie auf die Idee, mich ihm annähern zu wollen, dann könnte ich ja keine eigene Philosophie entwickeln! Hier bin ich mehr Solipsist, als Ihnen lieb ist. Roths Tiefgang interessiert mich insofern, daß ich mir immer Leute mit möglichst viel Tiefgang heraussuche, an deren Geist ich den meinen ganz unsolipsistisch schärfe, um zu wachsen und noch mehr ich selbst zu werden.

Sie wollen, daß ich nicht mehr kommuniziere, nichts mehr ins Internetz stelle, damit Sie Ihre These, ich sei Solipsist, halten können. Mein Gott, sind Sie irrational! Sie verlangen, daß ich Eigenschaften, die Ihre These über mich widerlegen, ablege, damit Sie Ihre Thesen widerspruchsfrei zu bekommen! Sagenhaft!

Was wissen Sie von Beweisen? Allein die Tatsache, daß ich mich Meister nenne, "beweist" Ihnen, daß ich mich am Rande der Normalität befinde? Ich fürchte, Sie wissen nicht, was "beweisen" überhaupt ist. Erstens: Ich lege keinen Wert darauf, einer Norm zu entsprechen, besonders nicht Ihrer oben dargelegten Sklavennorm. Zweitens: Sie kritisieren mich, weil ich mich Meister nenne. Um dies tun zu können, müßten Sie eine Vorstellung von Meisterschaft haben. Nun, was diese Vorstellung ist, haben Sie ja oben gezeigt: Keine! Sie schwelgen zu 100 % im Schläferbewußtsein. Woher also sollten Sie wissen, was ein Meister ist? Das lernt man in keiner öffentlichen Lehranstalt! Ich frage Sie ausdrücklich: Welche Kriterien muß ein Mensch erfüllen, damit er sich berechtigt "spiritueller Meister, der Schüler zur Erleuchtung führen kann" nennen darf. Was ist Erleuchtung, die Sie als solche anerkennen würden? Ich sage Ihnen, ich bin Meister, weil ich etwas kann und begriffen habe, was 99,99 % aller Menschen nicht können und nicht begriffen haben, und weil ich mich davon überzeugt habe, daß diese Behauptung stimmt. Leider erscheint Erleuchtung den unfreien Menschen als Irrsinn. Das liegt jedoch in der Natur der Sache. Sklaven sind für mich übrigens alle Wissenschaftsgläubigen (nicht unbedingt Wissenschaftler! Freie Menschen bedienen sich und befördern durchaus auch die Wissenschaften.)

Ich wünschte, Sie würden selber versuchen, eine Autorität zu werden. Aber dann müßten Sie beginnen, Autoritäten zu kritisieren. Ihr Kritikverbot, das Sie sich selbst auferlegt haben, führt dazu, daß Sie Ihr Studium unmöglich mit Erfolg abschließen werden können. Daß Sie mit mir einen zaghaften Versuch, Kritik zu üben, gestartet haben, ehrt Sie, aber Sie müssen Ihr kritisches Instrumentarium noch schärfen. Dazu wäre Schopenhauerlektüre viel besser geeignet, als Wittgenstein. Sehr gut auch Kant. Von ihm könnten Sie lernen, was Kritik ist. Ein wahrhaft kritischer Geist ist in der Lage, implizite Widersprüche zu entlarven. Wenn Sie mich wirklich kritisieren wollen, messen Sie mich nicht an irgendwelchen anderen philosophischen Systemen - das ist keine Kritik!!! - sondern an mir selber: Suchen Sie Widersprüche innerhalb meines Systems selbst. Wenn Sie hier welche finden, wäre ich Ihnen dankbar - und dann würden Sie auch meine Anerkennung als Kritiker erhalten.

Daß Sie mich als ersten Gegner im Kampf um geistigen Aufstieg auserkoren haben, zeigt Ihre Naivität. Sie haben sich gleich den größten Brocken als erstes Opfer für Ihr "Schwert der durchschlagenden Argumentationskraft" ausgesucht - in der Meinung, es mit einem kleinen Fisch zu tun zu haben. Mich freut diese Naivität. In ihr schlummert große Kraft, die jedoch geformt werden muß, damit sie nicht chaotisch bleibt. Ihre Aggression zeigt, daß Sie über viel Energie verfügen, jedoch nicht wissen, wie Sie sie lenken sollen. Sie suchen Widerstand, der Sie nicht plattmacht, sondern fördert. Ich könnte dieser Widerstand für Sie sein.

Falls Sie eine Ausbildung zum kritischen Philosophen wollen, der in der Lage ist, eine eigene Philosophie zu entwickeln, melden Sie sich an meiner Schule für Lebenskunst an. Für monatliche 60 Euro würde ich mich bereiterklären, Ihrem Geist auf die Sprünge zu helfen.


15.12.2002: Lieber Herr Heyer,

Sie schreiben außerordentlich viel über ihre Erfahrungen und Erlebnisse. Darunter solche, die ich mal als spirituell-esoterische zusammenfassen möchte.
Außerdem lassen Sie sich zu einigen entsprechend merkwürdigen "wissenschaftlich-philosophischen" Theorien verleiten.
Ich bin ausserordentlich skeptisch, was solche alternativen Weltbeschreibungen angeht, besonders wenn sie von solchen Menschen stammen, die meinen es auf einen Schlag besser zu wissen, als die vielen Generationen von Wissenschaftlern, die sich um die wissenschaftliche Aufklärung bemüht haben.
Trotzdem habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich Sie und ihre Internet-Seite einordnen soll.
Ein Erlebnisbericht von Ihnen hat mich aber endgültig sicher gemacht:
Denn zu weit gegangen sind Sie bei Ihrem Bericht über die Nacht, als der Vollmond (Ufo.html#mond) verschwand. Diese Beschreibung zeigt mir, dass alle ihre Berichte von Erlebnissen keinen realen Hintergrund haben. Diese Realität ist höchstens in ihrem Kopf real - ein Kopf, der irgendwie nicht die Realität der Welt wahrnimmt - oder sie ist Ihre reine bewußte Fiktion.
Denn der Mond dürfte in dieser Nacht NUR FÜR SIE verschwunden sein, die restliche Welt hat jedenfalls nichts davon gemerkt - weder ich, noch irgendjemand sonst, z.B. von keinem Sterngucker, der in dieser Nacht den Himmel beobachtete. Auch in der Bild-Zeitung stand nix. Und Ebbe und Flut, die der Mond mit seiner Gravitation verursacht, dürfte es in dieser Nacht auch gegeben haben.

Trotzdem: Herzliche Grüße
R.K.

PS: Es versteht sich von selbst, dass ich an keinerlei Schulung interessiert bin.

Lieber Herr K.,

ausgerechnet beim Erlebnis mit dem Mond war ein völlig an Esoterik uninteressierter Zeuge zugegen. Sie benutzen irrigerweise mein Monderlebnis, um Ihre Ablehnung meiner Philosophie zu begründen, wobei ich jedoch diesem Erlebnis selber völlig ratlos gegenüberstehe und mit meiner Philosophie keinerlei Antwort versuchte. Aus diesem Grund hat das Erlebnis mit meiner Philosophie nicht das Geringste zu tun.
Ich bezweifle nicht, daß es Ebbe und Flut und dergleichen für alle anderen Menschen gegeben hat.
Daß sie sich auf BILD berufen, zeugt von grenzenloser Naivität.
Daß Sie sich aufgrund einer Sache (mein Monderlebnis) Sicherheit in irgendeiner Form abgewinnen zu können glauben, zeigt, daß Sie offensichtlich schon langjähriger BILD-Leser sind.
Ich habe meine Philosophie nicht "auf einen Schlag" entwickelt, sondern innerhalb von 25 Jahren. Ihre Skepsis ihr gegenüber dürfte Ihnen jedoch "auf einen Schlag" eingefallen - und entsprechend "großzügig" zu beurteilen - sein.
Ich kritisiere nicht das Wissen, das Generationen von Wissenschaftlern abgehäuft haben; ich kritisiere die Wissenschft an sich - ihre Methode, und welche Wissensbeschränkungen diese Methode impliziert. Was Sie kritisieren, liegt auf einer völlig anderen Ebene. Sie begehen einen Kategorienfehler, wenn Sie das Eine mit dem Andern vergleichen.
Meine richtige wissenschaftsinterne Kritik haben Sie offensichtlich noch gar nicht zur Kenntnis genommen. siehe: "Evolution.html" und "Gehirn.html#mythos".
Übrigens ist Kritik immer gut. Skepsis ist immer schlecht. Sie verwechseln hier was!
Daß Sie an einer Schulung nicht interessiert sind, versteht sich von selbst: Woher sollten Sie die Einsicht der Sinnhaftigkeit einer solchen nehmen?

mfg Hans-Joachim Heyer

R.K. am 16.12.2002: Sehr geehrter Herr Heyer

Dass sie sich lange, 25 Jahre, mit ihrer Philosophie beschäftigt haben, ist leider kein Maßstab für ihre Richtigkeit. Sie werden verstehen, dass ich nicht die Absicht habe, 25 Jahre mich mit ihr zu beschäftigen. In meinen Augen ist sie es nicht wert, und es ist auch gar nicht nötig. Ihr Mond-Erlebnis reicht für mein Urteil völlig. Alle anderen ihrer Erlebnisse sind ähnlich gestrickt.

Kennen Sie Gott? - Also den, wie ihn das christliche Dogma beschreibt? Der soll auch VOLLKOMMEN sein, und bei einem solchen ABSOLUTHEITSANSPRUCH reicht ein einziges Beispiel seiner Unvollkommenheit, um die Existenz dieses christlichen Gottes zu widerlegen.

Schönen Gruß
R.K.

Sehr geehrter Herr K.,

Was berechtigt Sie, ein rätselhaftes Erlebnis (Ufo.html#mond), das ich nicht einmal versucht habe, zu erklären, dafür zu mißbrauchen, meine philosophischen Erklärungen für völlig andere Dinge als falsch zu bezeichnen?

Nennen Sie mir bitte ein Beispiel für eine Unvollkommenheit Gottes und zeigen Sie, daß es sich um Gottes und nicht um Ihre Unvollkommenheit handelt.

Warum messen Sie mich am absoluten Maßstab eines vollkommenen Wesens?

Sie machen es sich wirklich sehr einfach: Eine einzige Sache, die Sie nicht kapieren, reicht Ihnen, um alles - selbst das, was nicht einmal damit zusammenhängt - zu verurteilen. Mit dieser Haltung werden Sie nicht weit kommen.

Die einzige Entschuldigung für Ihre Fehlurteile, die ich anerkennen würde, wäre, daß Sie unter 16 Jahre alt sind. Aus diesem Grund frage ich: Wie alt sind Sie? Sind Sie über 16, kann ich Ihnen nur noch sagen: Strengen Sie sich zukünftig beim Denken mehr an! Ihnen sind eklatante Denkfehler unterlaufen, die es Ihnen schwermachen werden, Erfolg im weiteren Leben zu haben.

17.12.2002: Brief von R.K. mit meinen zwischengeschobenen Antworten.

Sehr geehrter Herr Heyer,

ich finde es wirklich super von Ihnen, dass Sie mir so umgehend antworten. Sie fragten mich nach Ihrem sogenannten Gott: Gott ist unvollkommen, denn er hat mich anscheinend mit Dummheit versehen, weil er mich nicht von seiner Existenz überzeugen kann.

- Warum sollte Gott ausschließlich intelligente Wesen schaffen? Warum nicht weniger intelligente Pflanzen, Tiere, Menschen - um den notwendigen Preis, daß sie Gott nicht erkennen können? Wozu auch sollen alle Wesen Gott erkennen können?

Gott ist nicht allwissend, denn warum muss er Menschen ein leidvolles Leben lang prüfen, obwohl er doch alles wissen sollte.

Gott prüft niemanden. Das Leid ist der Preis der Freiheit. Nur in Freiheit kann der Mensch Fehler machen, welche dann Leid zur Folge haben..

Gott ist nicht allmächtig, denn er konnte nur die beste aller möglichen Welten schaffen (nach Leibniz), aber keine unmöglichen.

Das mit dem Erschaffen unmöglicher Welten ist Wortklauberei. Das ist in demselben Stil wie: Gott kann keine Dinge schaffen, die er nicht schaffen kann. Also ist er unvollkommen, denn er müßte auch Dinge schaffen können, die er nicht schaffen kann. - Das ist natürlich Quatsch von Menschen, nicht die Unfähigkeit Gottes.

Außerdem scheint er unfähig zu sein, die Fehler seiner Schöpfung zu korrigieren.

Welche Fehler?

Gott ist nicht allgütig, denn er verhängt ewige Strafen für endliche Sünden, zum Beispiel für Menschen, die er mit der Unfähigkeit ausgestattet hat, an ihn und an ihre "Philosophie" glauben zu können.

Gott verhängt keine Strafen. Das ist dummes Priestergequassel.


20.12.2002: Sehr geehrter Herr Heyer,

anscheinend ist nicht Gott allwissend, sondern Sie, da Sie genau Bescheid wissen, was Ihr allmächtiger Gott will und tut. Jedenfalls scheinen Sie es besser zu wissen als alle anderen, besser zum Beispiel als alle Kirchen, die anscheinend seit 2000 Jahren sich im Hinblick auf Gott gründlich geirrt haben.

Meine Hochachtung vor Ihnen.
Und ich erstarre vor Ehrfurcht, den ersten vollkommenen Menschen kennengelernt zu haben. Anscheinend sind Sie sogar vollkommener als Gott. Ich nehme stark an, Gott, das sind Sie. Ist ja nichts Neues. Vor 2000 Jahren hat es schließlich auch einen hochmütigen Menschen gegeben, der sich für Gott hielt...

Antwort: Lieber R.K., Sie sind der erste Mensch, der mich wirklich vollkommen durchschaut hat! Aus diesem Grund haben auch Sie Hochachtung verdient.

Frohe und gesegnete Weihnachen,
viele Geschenke unter dem Christbaum!

Hochachtungsvoll

Hans-Joachim Heyer


18.1.2002: Frage von M:

Du schreibst im Tagebuch tb15.html#0117: "Sei es wie es wolle: Ich finde Lothars Weg interessant und spreche ihm nicht das Recht ab, sich Schamane zu nennen. Trotz all unserer Unterschiede anerkenne ich, daß er eine hochentwickelte Seele ist, die anderen Seelen helfen kann, zu wachsen - trotz seiner Widersprüche oder gerade wegen dieser!"

Ich habe eine Frage, Hans Joachim. Meinst du nicht, dass du diesem Gerd- Lothar so einfach etwas zu viel zusprichst?? Aus Freundlichkeit und vielleicht der Motivation heraus, ihm nicht wie vielen anderen vor den Kopf zu stoßen und (falschen?) Respekt auszuteilen, da er ähnliches macht wie du??
Ich sehe das so, ...
Entweder dein Gerd Lothar schreibt nicht das, was er wirklich denkt, dann kann es sein, dass auch er ein Meister ist, schreibt er aber die Dinge doch so wie er meint von dem, was ich gelesen habe, dann kann ich ihm das, was du ihm zusprichst, nicht zusprechen. Wie soll jemand eine große Seele sein, der meint, dass er keinen eigenen Willen besitzt???? Entweder meint er das dann nicht wirklich, oder wenn er daran glaubt, ist nur von fremden Willen gesteuert. Bei Fall Nr.2 sehe ich keine Größe, sondern im Gegenteil eine kleine Seele. Gerd Lothar schreibt : Der Schamane ist nicht Zentrum, sondern Kanal und Überbringer....". Das klingt für mich nur wie diese Mediumspinner, die von fremden Intelligenzen gesteuert werden. Du hast mal gesagt, dass Medien nie große Geister sein können, da sich solche Geister den Medien (kleine schwache Geister) bedienen. So klingt das für mich eher.
Deswegen verstehe ich nicht, wie du ihm Größe zuschreiben kannst.

Antwort: Lieber M., ich sehe in ihm Größe, weil ich seinen langen spirituellen Weg anerkenne, siehe seine "Wirkgilde", die vielen Tagebücher, das Ideenmagazin, die Religionsseite usw.. Er hat schon viel sehr Weises geschrieben. In der Tat denke ich, daß er augenblicklich nicht schreibt, was er wirklich denkt. Das heißt aber nicht, daß ich ihm Lüge unterstelle. Er interpretiert sein Denken falsch. Er begeht einen großen Irrtum! - Aber nur, weil er groß denkt. Nur wer groß denkt, kann groß irren.

Trotzdem gilt: Der Unterschied zwischen Lothar und mir ist nicht so groß, wie er scheint: Ich glaube ja auch, daß wir zu 99,9 % in Routinen stecken und von dem, "was ist", geleitet werden. Wir sind sozusagen "Medien" unseres eigenen Unterbewußtseins (der Seele). Ich unterscheide mich von Lothar in diesen 0,1 %, indem ich sage, daß unsere Seele in der Lage ist, dieses routinierte Leben zu transzendieren und hin und wieder eine freie Entscheidung zu treffen. Diese Freiheit schätze ich allerdings sehr hoch, da sie ALLE Routinen in eine neue Richtung lenken kann.

Stell dir unser Sein vor als Seele vor, die im offenen Ozean schwimmt. Es gibt nur Wasser: Das Wasser des Ozeans, das Wasser deiner Seele, von nur hauchdünner Membran umschlossen. Nun baut (träumt) deine Seele ein kleines Boot, das an der Oberfläche schwimmt. Dieses Boot besteht aus den Routinen, aus deinem Wissen, also aus dem, was aus deiner dynamischen Seele manifest - fest - geworden ist. Das Boot ist die physikalische Welt, wie sie von der Naturwissenschaft erforscht wird. Das Wasser ist der Geist. Nun kann die Seele ihr Boot - die dingliche, materielle Welt samt Körper - immer weiter ausbauen. Das Boot wird größer und größer. Innerhalb des Bootes herrschen die Naturgesetze: alles ist determiniert und unfrei. Aber das Boot hat einen Kapitän, der es steuert. Wie sieht diese Steuerung aus?

Der Kapitän läßt das Boot die meiste Zeit geradeausfahren. Nur hin und wieder korrigiert er den Kurs. Diese kurzen Entscheidungen, die dazu führen, daß das Steuerruder kurz herumgerissen wird, das sind die winzigen Momente echter Freiheit. Diese Freiheit, dieses Steuerungsvermögen, leugnen Lothar und auch die Naturwissenschaft. Lothar ist in eine Erkenntnisfalle gestolpert - in dieselbe Falle, in welcher auch die Naturwissenschaftler stecken: Freier Wille ist indeterministisch; und alle Erklärungen, die man irgend abgeben kann, sind grundsätzlich deterministisch. Freiheit kann unmöglich je erklärt werden. Das heißt aber NICHT, daß es sie nicht gibt! - Das ist deDenkfehler Reschkes und der Naturwissenschaftler!

Ich erforschte die Freiheit, und ich fand, daß sie eine Dimension ist: ein Freiheitsgrad! Sie ist keine "absolute" Freiheit (obwohl sie als absolut und autark "erscheinen" muß), sondern bloß der Übergang in eine höherdimensionale Welt, in ein höheres Sein. Menschen, die das können, sind Weltenwanderer. Sie sind bloß frei in Bezug zur überwundenen niedrigeren Welt. Sie sind jedoch nicht frei in Bezug auf die neue Welt, die sie betreten haben, denn auch dort gibt es große mächtige Seelen, die deinem freien Willen entgegentreten und ihn bremsen. Da die Weltseele unendlichdimensional ist, kannst du unendlich viele Dimensionen erobern. Wo der Begriff "unendlich" auftaucht, ist klar, daß die Sprache zu kurz greift. "Unendliche Dimensionen" ist eine Beschreibung, die genauso (un)-zutreffend ist, wie "unendliche Zeit" in Bezug zu "zeitloser Ewigkeit". Freiheit ist, wie gesagt, nicht erklärbar. Aber es gibt sie. Und diese Einsicht fehlt Lothar. Das heißt jedoch nicht, daß er nicht den meisten Menschen meilenweit voraus ist und sich nicht "Schamane" nennen darf.

Ich behauptete oben, daß Lothar augenblicklich nicht schreibt, was er denkt - ohne jedoch zu lügen. Damit meine ich folgendes: Beispielsweise schreibt er, er habe kein Ego. Aber er hat eines. Er schreibt, er bilde keine Konzepte - aber er tut es. Er schreibt, er lebe seine reine, theorielose Intuition, aber er tut es nicht. Seine Intuition ist genau wie bei jedem anderen Menschen theoriegeleitet. Der Unterschied zwischen ihm und mir ist, daß ich das weiß und er nicht. Bei ihm ist der Theoretiker ins Unbewußte abgesackt; ich habe ihn an die Oberfläche meines Wachbewußtseins geholt. Nun ist es so, daß es für das Schamanensein fast egal ist, wo der Theoretiker steckt: Hauptsache, diese Konzepte können HEILEN. Ich glaube, daß Lothar ein Schamane ist, genau wie ich.

Auch ich suchte ja seinerzeit ("Wahrheit.html")eine passende Bezeichnung für mich: Guru, Druide, Schamane, Hexer, Magier, Zauberer, Künstler, Demiurg, Meister, Lehrer, Heiler, Medium usw.. Ich wählte die belangloseste, deutschste Bezeichnung: Meister. Geschmacksache...

18.1.2003: Brief von C.: Lieber Hans-Joachim, ich kenne Sie (wenn man hier vom kennen reden darf) aus den Gesprächsseiten von Gerd-Lothar und ich habe auch ein wenig in Ihren "Themen" gesurft.
Ich (erlaube mir) gebe Ihnen hier einen guten Rat. Lassen sie ab davon, Ihre Philosophie in Lothars Forum ("...mal was zum Lachen") zu verteidigen. Lassen Sie sich mit G-L, M. und D. auf keinen verbalen Austausch mehr ein. Sie werden immer verlieren (so kommt es bei anderen Lesern meistens an) und obendrein noch der Lächerlichkeit preisgegeben; wie es gerade in einem neuen Beitrag von L. auf seinem eigenen Forum geschieht. Vom letzteren einmal abgesehen - worauf man hätte verzichten können - . Sie haben es dort nicht mit Personen zu tun; das jedenfalls schrieb mir M. aus Mitleid, weil ich offensichtlich verblödet nichts verstand. Das war ein bißchen anders, aber es geht hier nicht um mich, es geht um Sie, lieber Hans-Joachim. Natürlich brauchen Sie mich nicht, um Ihre Sache, Ihre Philosophie zu verteidigen. Nur: G.L., M.u. D. reden keinen Unsinn. Sie sind auch nicht verantwortungslos. Sie sprechen von einer Ebene aus (die Seinsebene, ist aber jetzt auch nur ein Wort), die einem nur durch Erleuchtung klar wird, die aber - kaum zu glauben - unsere einfache Alltagsebene ist. Aber hier ist eben der Haken: Wir erkennen das nicht, weil wir unentwegt in die falsche Richtung schauen. Nun, denn: schauen wir also in die richtige Richtung und sehen was Lothar, M. und D. sehen. Es ist aber verbal nicht erklärbar. Nun, ich schreibe genau so unklar diffus etc. wie die Besagten.

Ich gehe mal davon aus, daß Ihnen selbst gar nichts daran liegt, in diese non-dualistische Ebene einzutauchen und deshalb mein Rat. Versuchen Sie nicht mit völlig unzureichenden Mitteln (und das ist jede noch so glänzend formulierte Philosophie) auf eben dieser Ebene zu argumentieren. Wollen Sie sich denn auslachen lassen? Warum nicht, daran geht kein Mensch zu Grunde, aber Lothar, Michael und Dieter werden immer zuletzt lachen.
Freundliche Grüße C.

Antwort: Liebe C.: Es geht mir weder um Sieg, noch um Lächerlichkeit. Es ist mir egal, ob mich jemand lächerlich findet; solche Spielchen sind mir nicht mehr wichtig, da ich meine eigenen Werte habe. Ich messe mich nicht an Wert- oder Unwertvorstellungen Anderer. Wenn du glaubst, ich sei dadurch verletzlich, daß mich jemand auslacht, steckt du noch tiefer im Dualismus, als du von mir glaubst.

Den Verdacht, daß ich es bei euch nicht mit Personen zu tun habe, hege ich übrigens auch. Für mich sind diese Egolosen das, was ich "Sklaven" ** nenne (echte und ein unechter). Aus diesem Grund wundere ich mich über deine Aussage, daß L., M. und D über mich lachen werden, wenn ich weiterhin über sie schreibe. Es lachen doch nur ihre überheblichen Egos.
Mir geht es allein darum, an euch meine Methode zu verfeinern, euer Bewußtsein mit dem meinen zu umfangen, d.h. all eure Winkelzüge voll und ganz nachzuvollziehen und verstehen zu lernen, um die an euch sichtbar gewordenen widerspenstigen Energien in mir lenken zu lernen. (Lothar tut es übrigens auch; aber nur ich schreibe relativ deutlich darüber.)

** Sie wollen sich angeblich ohne eigenes Zutun von bestehenden Kräften lenken lassen, im Glauben, so ein reines, unverfälschtes, unverbogenes Leben zu leben. Daß viele dieser Kräfte manipulativ sind, ignorieren sie.

Weitere Briefwechsel zum Thema in "Diskussion2.html#reschke"


28.2.2003: Lieber Hans-Joachim,

Ich bin ein kath. konvertierter, an Spiritualität und Philosophie interessierter Theologiestudent aus ... , der während seiner Vertiefung in das Problem der Farbenphilosophie "zufällig" auf Deine Website stiess (Suchwort "qualia"). Und ich möchte Dir nun mal vor allem sagen, Du hast einen mir ausgesprochen sympathischen Ton. Darf man da gratulieren? Nein, eher möchte ich meine Freude darüber ausdrücken, jemanden gefunden zu haben, der ähnlich "denkt" wie ich und, soweit ich feststellen kann, auch alles tut, um enorm ehrlich zu sein. Ja da freut sich mein Herz, und auch über das, was Du schreibst über die persönliche/personale gegenseitige Hilfsbereitschaft. Nun, ich bin natürlich bei weitem nicht so weit vorangeschritten auf meinem Weg - ehrlich gesagt befinde ich mich sei über einem Jahr in einem sehr schmerzlichen dunklen Loch - aber Deine Biographie (ich habe einige Seiten gelesen auf deiner Website) gibt mir die Ermutigung zu Glauben, auch mein Weg kann in ähnliche Richtung sich fortentwickeln. ...


7.3.2002 Lieber Hans-Joachim! ... (der Brief wurde auf Bitten des Schreibers wieder gelöscht)

9.3.2002: Hallo Joachim, ... (der Brief wurde auf Bitten des Schreibers wieder gelöscht)

10.3.2003: In (X) http://www.voteonline5.de/forum/user/10969/129.html findet augenblicklich eine interessante Diskussion statt. (In http://www.reschke.de/forum/ findet ihr unter "Das Spiegelexperiment" die Vorgeschichte der Diskussion) (1.4.: Seit Löschung dieses Forums sind Teile der Texte nur noch hier (Reschkeforum.html) zu finden.)


16.3.2003: Sehr geehrter Herr Heyer,

über das Gesprächsforum von Herrn Reschke ** bin ich auf Ihrer HP gelandet.
Noch konnte ich nicht alle Ihre darauf veröffentlichten Artikel lesen, doch das was ich bisher gelesen habe, entspricht in sehr weiten Teilen meinem momentanen "Kenntnisstand" sprich meiner eigenen Erfahrungswelt.
Ich empfinde es gerade als sehr wohltuend, innerhalb der Erkenntnisse eines völlig unbekannten Menschen auf Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zu stoßen. Ich danke Ihnen, daß Sie Ihre Gedanken auf diese Weise den meinigen zur Verfügung gestellt haben und nicht im stillen "Hochgradmagierkämmerlein" unter "okkultes Wissen" verborgen halten.

Es war mir ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen meinen Dank auf diesem Wege zu übermitteln und vielleicht melde ich mich ja erneut, wenn ich alles gelesen habe.

merci
Britta Götz

**(X) (X) und (X) (1.4.: Seit Löschung dieses Forums sind Teile der Texte nur noch hier (Reschkeforum.html) zu finden.)


27.3.2003: Sehr geehrter Herr Heyer


Ich bin Biologe und hätte gerne 'in wenigen Worten' gewusst, was man über die Krankheit Depression auf molekularer Basis aktuell weiss - respektive wie die gängigsten aktuellen Theorien sind. Soviel ich weiss, vermutet man, dass Betroffene zuwenig Serotonin produzieren - ich denke aber man weiss deutlich mehr als nur das (es gibt ja auch verschiedene Serotonin-Rezeptoren etc.)
Können Sie mir in kurzen Worten (oder mit Attachments, die leicht aber doch umfassend (max. 1h lesen) das rüberbringen können) mir dieses Wissen vermitteln?
Da wäre ich Ihnen sehr dankbar -ich bräuchte nach Möglichkeit eine schnelle Antwort, da ich dies am liebsten noch heute wissen würde / wissen sollte.
Mit freundlichen Grüssen und bestem Dank

Antwort: Sehr geehrter Herr ...

es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. "Molekulare" Erklärungen von Depressionen akzeptiere ich nicht. Deshalb bin ich auf diesem Gebiet auch nicht kundig. Depressionen entstehen nicht durch Gehirnchemie, sondern: Gehirnchemie ist abhängig von geistigen Prozessen. Lesen Sie dazu meine Aufsätze www.hanjoheyer.de/Gehirn.html und www.hanjoheyer.de/Werkstatt5.html (Lesezeit < 1 h).

Ich helfe Menschen mit Depressionen, indem ich ihnen plausibel mache, daß ihr Leben einen Sinn und ein Ziel hat. Beides können naturwissenschaftliche Modelle unmöglich leisten. Als Biologie wissen Sie, daß es in der Natur keinen Telos (Sinn, Zweck) gibt! In www.hanjoheyer.de/Evolution.html habe ich gezeigt, daß die Evolutionstheorie falsch ist. Es gibt eben DOCH einen Telos. Wenn es mir gelingt, dies den Depressiven klarzumachen ("Es gibt für dich etwas Lebenswichtiges zu tun!"), verschwinden die Depressionen. Depressionen werden durch sinnlose Welt- und Selbstbilder ausgelöst. Wenn das Gehirn kein Telos kennt, verlieren die Gedanken ihren inneren Zusammenhalt; eine zielorientierte Ausrichtung aller Gedanken wird unmöglich. Es entsteht keine Ordnung der Gedanken mit der Folge einer Überlastungsreaktion: Depression. Dieser Zustand wird dann chemisch manifestiert. Depressionen werden nicht durch Chemie ausgelöst, sondern sie stellen die Produktion und Verteilung chemischer Substanzten im Gehirn her.

Die Naturwissenschaft geht andere Wege als ich. Sie werden deshalb dieses Wissen kaum verwenden können. Die Wissenschaft will nicht Wahrheit; sie stellt ihre Methode über die Wahrheit. Aber da sage ich Ihnen sicher nichts Neues.


17.4.2003: Sehr geehrter Herr Heyer

Ich habe ALLES Ihrer Schule für Lebenskunst gelesen, ja regelrecht studiert, und ich denke Sie auch zum größten Teil begriffen zu haben. Ich betrachte mich als Ihr Schüler, als Neophyt, als Lehrling der Magie! Nirgendwo fand ich Glaubwürdigeres, Wertvolleres, als in Ihren Seiten. Beim Lesen sind mir natürlich auch jene Passagen nicht entgangen, in welchen Sie auf Bezahlung pochen. Diese erzeugen in mir jedoch ein mulmiges, ablehnendes Gefühl: Hier sehe ich einen Trickser am Werk. Bis heute sehe ich absolut nicht ein, wieso ich Sie nur verstehen können soll, wenn ich Sie bezahle. Ich habe so gut wie alles auch ohne einen Cent zu zahlen verstanden! Da beißt die Maus keinen Faden ab! Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen, diese unglaubwürdigen Passagen, in denen Sie auf die Notwendigkeit des Zahlens hinweisen, wenn man Ihre Philosophie verstehen will, zu streichen.

Sie machen sich dadurch unglaubwürdig! Ich selbst bin der Gegenbeweis für Ihre These! Ich lernte ohne zu bezahlen! Ich sehe ein, daß Sie gern Geld für Ihre Arbeit haben möchten. Mir ist klar, daß Sie viel Zeit und auch Geld (Bücher, Reisen, Universitätsstudium etc.) investiert haben, um Ihre grandiosen Erkenntnisse zu erlangen. Aber ich sehe nicht ein, daß ich Ihnen nun freiwillig beispielsweise 1000 Euro überweisen soll, bloß um Ihre falsche Theorie zu beweisen! Außerdem: Wenn Sie wirklich der Magier sind, für den Sie sich (ich denke: zurecht) ausgeben, dürften Sie andere Wege kennen, um ans liebe Geld zu kommen. Dann brauchen Sie nicht ausgerechnet mein Geld. ...

Lieber Herr F.,

vielen Dank für Ihren ehrlichen E-Brief. Es freut mich für Sie, daß Sie meine Texte nicht nur gelesen, sondern auch (fast) verstanden haben. Ihnen und mir geht es nun um dieses Wörtchen "fast", denn die Passagen, in welchen ich Geld fordere, haben Sie ja eigener Auskunft (und meiner Überzeugung nach) NICHT verstanden: Sie erachten sie für falsch. Hier muß ich mich wohl genauer erklären (obgleich ich bisher überzeugt war, zu diesem Thema eher zu viel, als zu wenig erklärt zu haben, zB in "Briefkasten 5" - haben Sie wohl nicht gelesen!).

Meine Geldforderungen sind inzwischen untrennbarer Bestandteil meiner Praktischen Philosophie. Ohne sie verstanden zu haben, ist auch der Rest nicht zu verstehen. Sie können nicht der Theorie zustimmen und den praktischen Teil ablehnen, ohne sich in Widersprüche zu verwickeln. Die philosophische Begründung für meine Behauptung, daß nur derjenige, der mich bezahlt, in den Genuß des echten magischen Lernens kommen kann, und daß kein Nichtzahler sich ums Zahlen herumdrücken kann, wenn er die Magie, bzw. die wahre Kunst des Lebens, wirklich lernen will, ist folgende:

Es gibt nur konkrete Lehrer-Schüler-Beziehungen: Beim Lernen aus unpersönlichen Texten kann man nur seinen bestehenden geistigen Horizont auffüllen; an das wirklich Neue, das erweiterte Bewußtsein, kommt man allein nicht heran. Man kann nicht selbst einen horizonterweiternden Paradigmenwechsel herbeiführen. Man kann sich nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen (außer Baron Münchhausen) . Man kann die blinden Flecken in der eigenen Seele nicht selbst sehen, nicht selbst herausfinden und nicht selbst auffüllen.

Da es zum Wege eines jeden Magiers gehört, neben eigenem vorangegangenen Schülerseins eines Tages auch Lehrer von Schülern sein zu müssen, muß er jenen eine Philosophie vermitteln, mit deren Hilfe sie, wenn auch sie einmal nicht mehr in einem abhängigen Brotberuf arbeiten werden, materiell existieren können. Es gibt eine Hierarchie der Bewußtheit: eine Kette, in welcher Höheres Wissen nach unten weitergereicht wird zum Aufstieg der Geringeren *. Alle Glieder dieser Kette leben geistig, seelisch und materiell zugleich. Jedes Glied muß demnach auch materiell versorgt sein. Da die Schüler noch in der Welt gefangen sind, die Welt jedoch bereits gemeistert und die Schüler folglich satt am Geld sind und nun nach Höherem streben, ist gewiß, daß sie über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, mit denen sie ihren Meister bezahlen können und müssen. Der Meister widmet sich fast ausschließlich seinen Schülern. Er arbeitet nicht als Diener des materiellen Systems. Folglich hat kein Unternehmer Interesse daran, ihn gegen Geld zu kaufen. Er ist innerhalb des Wirtschaftssystems ein Arbeitsloser! Es gibt für einen Meister keinen "ordentlichen" Beruf, es sei denn als Tarnung! Er lebt materiell notwendigerweise von den Zuwendungen einer Schüler.

Sie, Herr F., können nicht mein Schüler sein, wenn Sie nicht lernen, Ihrerseits Ihre Schüler mit jenen Kenntnissen zu versorgen, die jene brauchen, um dererseits eines Tages als Meister materiell auskommen zu können. Wenn Sie mich nicht bezahlen, werden Sie Ihren Schülern nicht begründen können, daß jene Sie bezahlen sollen. Das nämlich werden Ihre Schüler müssen!

Sie werden nun einwenden, daß Sie nicht vorhaben, Lehrer zu werden. Nun, dann haben Sie auch nicht vor, Magier zu werden. Dann belügen Sie bloß sich selbst! Dann wollen Sie der Welt und sich selbst bloß etwas vorschwindeln. Erleuchtung ist ohne Liebe nicht möglich. Sie können nicht erleuchtet werden, ohne diese Menschenliebe in sich zu fühlen, die Sie wünschen läßt, andere Menschen zu finden, die sich nach Wachheit sehnen und würdig sind, erleuchtet zu werden ("erleuchtet werden" ist ein passiver Prozeß, der erst später beim Erleuchteten, so er frei geworden ist, aktiv wird). Und diesen würdigen Menschen werden Sie Lehrer sein wollen, und diesen Menschen werden auch Sie ein materiell sicheres Leben eröffnen wollen für die Zeit, da sie selber einmal soweit sind, nicht mehr als Diener von Unternehmern (gegen Geld) arbeiten zu können.

Sie sehen nun, Herr F., Sie haben noch gar nicht so viel verstanden. Sie haben den Ernst der Sache noch nicht begriffen. Für Sie ist alles unverbindliche Spielerei. Sie haben alles von mir gelesen. Sie geben sich sogar schon als mein Schüler aus (wenn auch nicht als echter, zahlender). Zu Ihrem Pech (besser: Glück!!) kommt hinzu, daß Sie außer mich keinen andern Meister mehr finden werden. Wer einen Meister hat, wird von allen andern abgelehnt. Sie sind in der Tat mein Schüler. Daran können Sie und ich nichts mehr ändern. Und wenn Sie echten spirituellen Fortschritt machen wollen, kann ich Ihnen nur empfehlen, sich meine Worte zu Herzen zu nehmen und das zu tun, wessen Sie sich nicht länger verweigern können. Sie glauben wohl heute schon, frei zu sein. Das ist ein Irrtum. Es steht Ihnen nicht frei, von mir zu lernen, ohne mich zu bezahlen. Niemandem steht dies frei! Ich habe augenblicklich drei zahlende Schüler. Sie lernen wirklich. Für sie sind diese Texte geschrieben. Die andern Leser meiner HP sind bloß Leser. Zum Schülersein bedarf es mehr!

* Hierarchie des Bewußtseins: Raffael schrieb einmal, das Schöne in der Kunst werde durch die Idee der Schönheit in des Malers eigenem Geiste geschaffen. Der Künstler beschreibe nicht die Natur, sondern erhöhe sie. Der große Maler wie der große Schriftsteller verkörpern, was dem Menschen möglich, nicht aber, was allen Menschen gemeinsam sei. Im Leben wie in der Kunst gebe es die Idee des Schönen und Großen (Aristoteles: Alles Schöne ist schwer; alles Große ist gefährlich **), durch die die Menschen das Alltagliche und Gemeine des Lebens erhöhen sollen. Die wenigen großen Menschen veredeln in jedem Zeitalter die Vielen. ... Gleicht alle Verhältnisse aus, und ihr räumt nur der Tyrannei von morgen alle Hindernisse aus dem Wege....

** Wer einfach nur genießen (und genießen kann man nur das Schöne, nie das Häßliche - das ist eine Verwirrung des Geistes!) will, wird bestenfalls einen oberflächlichen Genuß finden, der zudem sehr schnell schal wird. Schau dir die gelangweilten Gesichter der genußsüchtigen, aber -unfähigen Urlaubsparadies- , Diskotheken- und Museumsbesucher an, und du weißt, was ich meine. Große Genießer hatten zuvor viel für ihren Gegenstand des Genusses getan: langwierige Studien betrieben! So kann zB nur einer, der sich sehr viel mit Bildern beschäftigt hat, ein großer Genießer solcher Kunstwerke sein. Nur wer hunderte von Büchern gelesen hat, kann Literatur, und nur, wer viel von der Natur versteht, kann diese wirklich in vollen Zügen genießen.
Entsprechend verhält es sich mit dem Großen: Alles Große ist mit Risiko verbunden. Nur kleines Leben bunkert sich ein. Das größte Risiko gehen Praktische Philosophen - Zauberer - ein, die leben, was sie denken. Sie sind die extremsten Gratwanderer - oder Seiltänzer wie Nietzsche sie bezeichnete. Sie riskieren nicht nur ein bißchen, sondern sich selbst ganz und gar, ohne die Möglichkeit der Rückkehr: Wenn sie kein neues Land finden, gehen sie unweigerlich unter, denn es ist nicht möglich, zu einem einmal überwundenen Bewußtsein zurückzukehren.
Es jammert mich jedesmal, wenn ich Schullehrer oder Zeitungskritiker über Rilke, Nietzsche, Kafka, Goethe, Schiller, Kleist, Mann, Hesse, Hölderlin und andere Große (um ein paar Namen zu nennen) referieren höre (Es gibt allerdings - wie immer - seltene Ausnahmen). Wie können diese kleinen Geister diese Riesen fassen und den Schülern zum Vorbilde zeigen? Sie können doch nicht mehr, als sich selber zeigen. Sie können nur ihr risikoloses Bunker-Leben zeigen, nicht die große Gefahr, in welcher die Großen ständig schwebten.

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