Diskussion 2
zwischen Gerd-Lothar Reschke und Hans-Joachim Heyer

 

Thema: Was ist die "Seele"?

Gerd-Lothar 08/1/2003 15:58:50 Lieber HanJo, ich möchte hier auf einen Kernpunkt unserer Gespräche eingehen und denke, daß wir dann zusammen weiterkommen. Was versteht Du unter Seele? Du bezeichnest Dich als Seele, die Frage ist nur: Was ist das genau? Für mich ist "Seele" nur ein neues Wort für eine Entität. Ich benutze "Seele" nicht auf die Weise, wie Du sie benutzt. Das ist die Schwierigkeit mit solchen Begriffen wie z.B. Verstand, Geist oder Mental, der eine redet von Geist und meint den Verstand, aber es ist nicht dasselbe und ich finde Mental meistens passender. Verstand hat mit Verstehen zu tun, "geistig" bezeichet eine Art höhere Wirklichkeit, unter der jeder etwas anderes versteht. Aber zurück zu unserem Punkt: Seele ist für mich dasselbe wie Psyche, also die Gesamtheit des psychischen Systems (Instinkte, Reaktionsmuster, Prägungen, Gefühle, Ahnungen, Bestrebungen). Ich rechne als die Seele dem Körper zu, genauer: dem Gehirn. Du verstehst Seele anscheinend als Bewußtseins-Entität (synonym für Ich bzw. nichtphysisches Ich, unsterbliches Ich). Magst Du Dich dazu äußern? (Bitte, wenn ich das so fordern darf, möglichst direkt und ohne komplizierte Theorie - ich will also auf die Frage hinaus: Wenn Du die Seele bist, wer bist Du=Seele dann?) Freundlichen Gruß Gerd-Lothar

Hans-Joachim 08/1/2003 16:01:07 Hallo Gerd-Lothar, gern beantworte ich dir diese Frage. Meine Seele ist etwas mir Unbekanntes. Allerdings entdeckte ich, daß mein Leib und meine rationalen Gedanken samt empirischen Wissens eine Art "Projektion" sind. Was aber ist der Projektor? Wann und wo ist er? Ich fand, daß er alokal, atemporal und immateriell sein müsse. Mehr wußte ich nicht. Diesen "Projektor" außerhalb von Raum und Zeit nannte ich "Seele". Dann fragte ich mich, warum die Seele Leib, Verstand und Welt projiziert. Die Antwort lautet: Es kann nur dann einen Grund geben, wenn die Projektion kein reines Epiphänomen ist - wenn also die Projektion zurück auf die Seele wirkt. Ich testete diese Theorie, indem ich (als Erscheinung) einen Mythos erschuf (eine Fiktion meiner selbst und der Welt, ohne bei dieser Kreation meiner Philosophie (meine höchste Vernunft) zu widersprechen), an den ich glaubte. Und dann beobachtete ich, ob die Seele - falls es sie gibt - daraus etwas macht. Und siehe. Es funktionierte! Die Welt, wie ich sie erlebte, änderte sich. Ich erlebte die Macht meiner Seele. Ich bin ein Produkt meiner Seele, aber die Seele ist auch ein Produkt von mir. Ich denke, deine Frage beantwortet zu haben. Viele Grüße Hanjoheyer

Gerd-Lothar 08/1/2003 16:06:25 Lieber HanJo, Wann und wo ist er? >Ich fand, daß er alokal, atemporal und immateriell sein müsse. Mehr wußte ich nicht.< Das kann ich nachvollziehen. >Diesen "Projektor" außerhalb von Raum und Zeit nannte ich "Seele".< Wer nannte sich "Seele"? Die Seele sich selbst? Gruß Gerd-Lothar

Hanjoheyer 08/1/2003 23:01:57 Dieser "Projektor" kam dem am nächsten, was in alten Schriften "Seele" genannt wird. So funktioniert Sprache: Man fühlt etwas im nonverbalen Bereich und sucht in einer vorliegenden Sprache etwas Passendes. "Man" - das ist die Seele, die sich mittels Sprache zeigt. Hanjoheyer

Gerd-Lothar (?) 09/1/2003 21:32:57 Der "Projektor", um bei dem Bild zu bleiben, bin ich selbst; er ist genau das Ich-Selbst. Aus dem Projektor entstehen Projektionen, also Phänomene. Die Frage des Handelns, der Freiheit oder der Benennungen (einschließlich des Selbstverständnisses von Phänomenen) spielt keine Rolle, weil sich dies bereits auf der vom "Projektor", also von mir selbst projizierten Ebene der Erscheinungen abspielt. Auf dieser Ebene der Erscheinungen tauchen Figuren auf, die sich A, B, C nennen und meinen, sie hätten einen freien Willen und seien Herr ihres Schicksals, und Figuren, die sich X, Y, Z nennen und meinen, sie hätten keinen freien Willen und seien nicht Herr ihres Schicksals. Also z.B. Personen wie Hanjo Heyer oder andere.

Das ist ja das Interessante an der Projektion, daß sie alle Variationen enthält, die nur denkbar sind.

Der "Projektor", also ich selbst, hat keine Frage des Selbstverständnisses zu beantworten. Und Worte können nur Bedeutungen im Erscheinungsbereich haben. "Sein eigenes Leben zu gestalten", "Dinge zu beeinflussen" usw., das sagen die projizierten Figuren. Damit trennen sie sich in ihrer Einbildung von der Quelle, aus der sie erzeugt werden.

"Ziele zu setzen und ihre Realisierung anzustreben. (...) Nur wer große Ziele - Utopien, Träume - hat, entwickelt ... (...) zur Realisation des besseren, höheren Lebens hinführen."

Das ist auf der Erscheinungsebene Unsinn per se. (Die vom Projektor auf die Leinwand projizierten Figuren können natürliche gerne so reden, wenn das zu ihrer Rolle — ihrem Selbstverständnis gehört. In jedem guten Schauspiel gibt es die unterschiedlichsten Rollen und Charaktere.) Unsinn auf der Erscheinungsebene kann aber für die ursprüngliche Quelle Sinn haben — vielleicht einen ganz anderen.

"Jeder lebt in seiner eigenen Realität. Manchmal gelingt es einem Menschen, von einer niederen zu einer höheren Realität zu gelangen, zB durch Einweihung. Wenn es dir gelingt, wirst du es daran merken, daß deine Welt reicher, komplexer, spannender und liebevoller wird." Dto. Die Erscheinungswelt weist Aspekt der Selbstironisierung auf, auch eine Form von Sinn. Das Wort "Seele" können die Figuren benutzen (wenn es in ihrer Rolle liegt) oder sie können es sein lassen.

Hanjoheyer 10/1/2003 13:59:19 Lieber Lothar, wenn die Erscheinungswelt reines Epiphänomen wäre (wie du annimmst), wäre es für die Seele sinnlos, zu projizieren. Aus der Tatsache, daß sie projiziert, schließe ich, daß sie Gründe dafür hat. Und die kann es nur geben, wenn die Erscheinungen auf die Seele zurückwirken können. Dadurch gewinnt der Schein einen Realitätscharakter. Und die Seele, die immerzu glaubt, was sie sieht, kann in Verwirrung geraten. Du willst doch gerade den rationalen Ballast loswerden. Also widersprichst du dich, wenn du behauptest, die Seele bliebe von Illusionen unberührt, unverändert. Gruß: Hanjoheyer

Gerd-Lothar 10/1/2003 21:07:24 Lieber HanJo, behalte Deine Ansichten. Es ist nicht mein Job, Dir Deine ganzen Widersprüche aufzuzeigen. Außerdem könnte ich das bis ans Ende aller Tage tun und Du würdest es mir doch nicht abnehmen — wozu also das Ganze? Das, was Du meinst, meinst Du. Na und? Gruß Gerd-Lothar

Hanjoheyer 10/1/2003 23:57:10 Lieber Lothar, daß dich Widersprüche in deinen Äußerungen nicht interessieren, hast du bereits geäußert. Insofern ist es verwunderlich, daß dich Widersprüche in meiner Philosophie überhaupt interessieren, ja, mehr noch: daß sie dir auffallen! Sie sollten dir sehr in den Kram passen, denn sie wären Ausdruck meiner Emotionalität. Mich allerdings würde es brennend interessieren, welche Widersprüche ich aufweise, denn mir ist es wichtig, sie zu bereinigen. Da du schon mit Widersprüchen losgelegt hast, wirst du mir sicher auch gern den Gefallen tun, mir den einen oder anderen Widerspruch aufzuzeigen, allein schon, um deine Behauptung zu begründen. Vielen Dank im voraus für deine Mühe Hanjoheyer

Gerd-Lothar 11/1/2003 07:43:57 Lieber HanJo, Du nimmst mir das Wort aus dem Mund; genau das hatte ich danach auch gedacht.

Ich möchte noch voraussschicken, und das ist der Grund meines letzten Eintrags gewesen: Ich kann Dir nur mein Feedback geben, also z.B. auf Fragen wie die jetzige antworten. Ich kann Dir nichts "beweisen". Dann müßten wir uns tatsächlich im Gebiet der reinen Logik oder Mathematik aufhalten (ich habe übrigens Mathematik und Logik studiert, Logik als Nebenfach im Diplom; ich glaube nicht, daß mir jemand erklären muß, was Rationalität ist — übrigens ist bekanntlich — wie Logiker selbst sehr gut wissen — Logik eine willkürliche Setzung aus Hypothesen; Logik ist ein hermetisches Spiel innerhalb der frei gegebenen Setzungen; Logik ist nicht "Wahrheit" und schon gar nicht "Realität").

Du hast bereits selbst alles genau beschrieben. Was Du konstruierst, ist eine Mythologie, keine Philosophie. Und zwar basiert das alles auf etwas, das ich "Rückschluß-Folgerung" nennen würde. Es gibt unzähliche Beispiele, wo Du das tust, aber am besten ist immer, man fängt vom Ausgangspunkt der Wahrnehmung bzw. Selbstwahrnehmung an:

1. Aus diesem "Projektor", der Erscheinungen projiziert, machst Du durch Selbstbenennung (1. Setzung/Umkehrfolgerung) die "Seele". (Genau so gut könnte ich daraus meine "Banane" machen, oder Micky Maus; dann wäre Micky Maus der fragliche Schöpfer und Akteur) . (Wer benennt hier übrigens? Der "Projektor", der alokal, atemporal und immateriell ist? Das nenne ich einen Schöpfungsmythos, der sich gewaschen hat!

2. Das reicht aber noch nicht, sondern es müssen "Gründe vorliegen" (2. Setzung/Umkehrfolgerung). Das kann jeder behaupten; ich weiß nicht, wer hier nicht schallend lachen muß. Wo etwas ist, müssen natürlich auch Gründe vorliegen — ganz klar. Vielleicht fühlt sich ja Micky Maus einsam und möchte sich deshalb einen runterholen (was tut man nicht alles, wenn man keinen Bezug hat; Gründe finden sich immer, und wenn keine anzugeben sind, werden schon welche existieren — Willensfreiheit z.B., das ist immer ein guter Grund).

3. Warum wird das "Philosophie" genannt? Warum erhebt es den Anspruch, rational nachvollziehbar zu sein? Deine Mythologie ist nichts anderes als eine Erweiterung des Ich-Konzepts, denn Du machst ja an irgendeinem Punkt das Ich daraus (3. Setzung/Umkehrfolgerung). Und das Ich-Konzept (Dein Ich-Konzept) braucht rationale Selbstbegründung. Es muß sich, da im freien Raum durch Umkehrschluß und Selbstrückfolgerung entstanden, ständig begründen und untermauern — hier via Theorien über Alles und Jedes. Diese Theorien dienen nicht zur Veränderung (Verbesserung) der Welt, sondern zur Selbstrechtfertigung.

Beweisen kann ich Dir nichts von dem, was ich geschrieben habe. Allein wenn ich mir vorstelle, was geschehen würde, wenn ich das könnte, schaudert es mich: Du müßtest aufhören, Philosophie zu studieren, Du müßtest Deine ganzen Internet-Traktate löschen und widerrufen, Du müßtest aufhören, Lebenslehrer zu spielen, Du hättest kein Einkommen, Du müßtest Dein ganzes Leben ändern, Du würdest (das wäre auch eine Auswirkung) Dein Privatleben umstellen, vielleicht Familie haben usw.

Ich will auch nichts "beweisen" — nicht mehr. Das gehört zu den Dingen, die ich seit Eröffnung des Forums gecheckt habe (eine alte schlechte Angewohnheit von mir, zu meinen, man könnte Leuten etwas erklären, die das nicht hören wollen; man könnte ihnen "helfen"; man könnte sie auf Dinge, die sie nicht merken, aufmerksam machen — nein, kann man nicht), Nichts und niemand in der Welt kann einen Menschen dazu bringen, etwas einzusehen, und schon gar nicht, was die Fundamente seines eigenen Ichs betrifft.

Davon abgesehen: Ich schildere meine Eindrücke. Das geht noch; das kann man machen.

Mein Eindruck ist: Was Du schreibst, diese ganze Mythologie, die Du konstruierst und "Philosophie" nennst, entspricht (wenn man von den anderen Formulierungen absieht) ziemlich genau meinem Denken bis vor ca. 2 Jahren. Da hätte ich gesagt: "Ja, ich kann ihn verstehen, denn das ist meine eigene Erfahrung. Ich kann das verifizieren. Der Mann hat recht."

Inzwischen, und das habe ich bereits mehrfach gesagt, kann ich es nicht nur nicht verifizieren, sondern ich kann das Gegenteil verifizieren (aber nur für mich, nicht für jemand anderen; der muß selbst verifizieren, was er verifizieren kann): Es gibt, wenn wir vom "Projektor" als Noumenon ausgehen, keine "Gründe", keine "Seele", kein "Ich". Das ist meine Erfahrung. Und aus dieser Erfahrung heraus weiß und sehe ich, worauf Du hereinfällst — hereinfallen mußt. Du mußt es und ich will Dich auch nicht daran hindern. Das Ich muß seinen Weg zu Ende gehen; es daran zu hindern hieße, den unaufhaltsamen Punkt seiner Selbstauflösung nur hinauszuzögern (falls es so etwas überhaupt gäbe wie Eingreifen).

Jens hat genau den Punkt getroffen: Du spielst das erleuchtete Ego. Ich würde es anders sagen: Du spielst das erleuchtete Ich. Spiele es nur weiter. Ich kenne das Spiel. Deine Mythologie ist eine nette Variante des kosmisch-komischen Spiels der phänomenalen Inszenierung. Es muß ja etwas zu lachen geben (noch ein "Grund")! Gruß Gerd-Lothar

Hanjoheyer 11/1/2003 11:15:19 Lieber Lothar, vielen herzlichen Dank für diese ausführliche Antwort. Gespräche auf diesem Niveau sind mir ungemein wertvoll. Sie bewegen sich an meinem geistigen Horizont, dort, wo Wachstum ist. Dieses klärende Gespräch trägt sicher zur Erweiterung meines Bewußtseins bei, und ich denke, auch deines.

Aufs Beweisen gebe auch ich nicht mehr viel. Beweisen kann man nur innerhalb eines Systems. Das System selber kann man NICHT beweisen. Aus diesem Grund erkannte ich die Naturwissenschaft, die Mathematik und sämtliche philosophischen Systeme als Mythen. Mythen als solche können nicht bewiesen werden; sie können nur geglaubt werden und schön und/oder plausibel erscheinen.

Unseren Streit sehe ich darin begründet, daß ich glaube, deinen Mythos zu kennen - und damit auch eine Schwachstelle, nämlich die, daß dein Mythos kein "eingebautes Wachstum" hat. Mehr dazu später.

Richtig ist, daß ich die Seele ebensogut Banane oder Micky Maus nennen könnte. Der Begriff ist egal. Ich wählte "Seele" aus rein sprachlichen und historischen Gründen. "Seele" scheint mir ein passender Begriff zu sein. Willensfreiheit ist ein guter Grund für Folgen daraus; Willensfreiheit selber hat keinen Grund (keine kausale Ursache). Aus diesem Grund ist sie autark, "aus sich selbst", "absolut", wie Kant und Hegel sagen würden.

Ja, es geht um Erweiterung meines Ich-Konzeptes! Es geht um Selbstbegründung im "freien Raum". Das Ich ist die Membran der Seele, welche im grenzenlosen Ozean des Geistes schwimmt. Ohne diese Membran würde sich die Seele auflösen und eins werden mit der Weltseele. Es gibt keinen Grund, diese Membran aufrecht zu erhalten; es ist bloß mein unbegründeter und daher wirklich freier Wille, dies zu tun. Den Leib erachte ich als Ich-Bild. Das mit den Rückbezüglichkeiten hast du richtig gesehen. Nur unsere Ansichten über den Wert dessen ist unterschiedlich.

Deine Einschätzung, daß ich im Falle, daß du mich überzeugst, aufhören müßte, Lehrer zu sein, stimmt nicht ganz. Ich hätte dann ja einen großen Irrtum erkannt - und ich hätte erkannt, daß auch andere Menschen große Irrtümer begehen. Ich ware nach Erkenntnis meines Irrtums erst recht befähigt, meine Erkenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben. Ich könnte sogar meine HP stehenlassen und könnte sagen: Seht her: durch diese Irrtümer müßt auch ihr hindurch. Auch ich bin diesen irrigen Weg gegangen. Meine HP steht da wie deine Wirkgilde - und du bist ein spiritueller Lehrer auch NACH Erkenntnis deines Wirkgilde-Irrweges. Auch ich werde Lehrer bleiben, sollte sich alles, was ich dachte, als Irrtum erweisen.

Wie du sehe ich, wie schwer es ist, einen anderen Menschen von irgendwas zu überzeugen. "Nichts und niemand in der Welt kann einen Menschen dazu bringen, etwas einzusehen, und schon gar nicht, was die Fundamente des eigenen Ichs betrifft." - Genau dasselbe erlebe auch ich fast täglich. Du hast mit dieser Erkenntnis vollkommen recht! Nein, nicht vollkommen. Hin und wieder findet sich ein Mensch, bei dem diese Analyse nicht zutrifft. Er ist selten, aber es geschieht ab und zu, daß ich eine Einsicht vermitteln kann. Und wenn das geschieht, weiß ich, daß aller Aufwand gelohnt hat. Mich haben solche Erlebnisse mit der ganzen ansonsten unbelehrbaren Menschheit versöhnt. Es gibt halt die Schläfer, die Erwachenden und die Erwachten. Ich sehe die Menschheit als Pyramide: Unten die Schläfer, ganz oben an der Spitze die paar wenigen Erwachten.

Daß du das Gegenteil des freien Willens verifizieren kannst, ist für mich sofort einsichtig. Die an der hiesigen Uni (in den Seminaren und Vorlesungen über die wissenschaftliche Erforschung des Bewußtseins - Prof. Thomas Metzinger) vorgeführten Beweise kenne ich alle. Sie scheinen höchst plausibel. Aber ich habe sie als Denkfalle entlarvt. Ich schrieb Werner Spat kurz darüber. In meiner Seite www.hanjoheyer.de/Werkstatt5.html schrieb ich ausführlicher darüber. Richtig: Ich spiele das erleuchtete Ego. Aber dahinter steckt die leuchtende Seele.

Zum Schluß nun noch einmal zurück zum Anfang: Unser Streit ist der, daß ich dich darauf aufmerksam machen möchte, daß deine Lebenshaltung keinen Wachstumskeim enthält. Du lebst dein Leben, erfüllst es, aber du erhöhst es nicht. Deine Seele wächst nicht, weil sie keine Wachstumsidee beinhaltet. Du schmorst sozusagen immer nur im eigenen Saft. Irgendwann erschöpft sich das. Du selber hast in deiner "Wiedererkennen"-Seite irgendwo (sinngemäß) geschrieben, daß es dich inzwischen langweile, immer nur Introspektion zu betreiben, immer nur dasselbe Gefühls-Material umzugraben. Aus diesem Grund begrüße ich deine Nachaußenwendung mit deiner Schamanenseite außerordentlich.

Im Grunde gibt es zwischen uns kaum einen Unterschied, außer dem, daß ich über einen Wachstumswillen und eine Wachstumsidee verfüge, die du ablehnst. Das ist dein Recht! Aber es ist auch mein Recht, dir dies wenigstens mitzuteilen. Du brauchst diese Idee ja nicht aufzugreifen. Aber du sollst wissen, daß ich sie habe und hege. viele Grüße Joachim

Gerd-Lothar 11/1/2003 11:50:55 Lieber HanJo, danke für Deinen ehrlichen und ernstgemeinten Beitrag. Ich mache es diesmal kurz: Was aus dem Ursprung (des Bewußtseins) folgt, interessiert (mich) hier nicht: Da kann "alles" passieren, und passiert auch "alles". Aber Du stimmst mit mir überein, daß es nur einen Ursprung gibt — ist das richtig? Gruß Gerd-Lothar

Hanjoheyer 11/1/2003 12:42:29 Lieber Gerd-Lothar, wie über die Seele habe ich über den Ursprung nur eine Theorie. Und die lautet, daß ich glaube, daß alle Seelen in einer Art "Urseele" - du nennst sie "Ursprung" - schwimmen. Diese Urseele ist multidimensional. Unsere individuellen Seelen können sich nun eine Dimension nach der andern aneignen und so der Urseele ähnlicher werden.
Ich anerkenne die theoretische Möglichkeit des Sich-Entgrenzens: die Seele löst sich direkt in der Urseele auf, ohne den langen Umweg übers Wachstum. Aber das halte ich für praktisch unmöglich. Ich denke, auch du (deine Seele) kann sich nicht wirklich entgrenzen. Ich sehe trotz gegenteiliger Versuche deinerseits bei dir Wachstum. Nur ist deine augenblickliche Philosophie eine, die Wachstum behindert.
Hanjoheyer

Gerd-Lothar 11/1/2003 15:03:01 Du muß Dich jedes Mal verbiegen, um ein neues Argument zu konstruieren. Du krümmst das, was Du bist, jedesmal, um auf Dich selbst Bezug nehmen zu können. Das sehe ich gerade bildhaft vor mir, und ich bin ziemlich sicher, daß jeder außer Dir, der hier mitliest, dieses Bild ebenfalls vor sich hat.

Ein "Ursprung" ist "Ur-sprung" (ich glaube, die Bedeutung des Wortes muß ich nicht erläutern [steht auch im Wörterbuch]).
Daher ist:
"die Seele löst sich direkt in der Urseele auf, ohne den langen Umweg übers Wachstum"
Unsinn; wozu soll die "Seele" den Ursprung suchen, wenn sie der Ursprung ist (wenn ich Dich richtig verstanden habe, denn Du nennst ja den Ursprung "Seele").

Der Ursprung, das ist das, das DU selbst bist, genau so wie ICH es bin und jeder andere auch (wenn er sich selbst erkennt).

Aber jetzt bin ich dabei, wo ich schon mit Norbert war, daß ich jemand seine Gelegenheiten zur Selbsterkenntnis hinterherschleppe, und das geht, wie ich u.a. im Forum zu kapieren begonnen habe, nicht.

"Seele" ist nur ein Wort, eine Bezeichnung, wie Du selbst zugabst. Es geht nicht um die Bezeichnung, sondern um den Ursprung, den Du auch nicht leugnen kannst. Und genau der bist DU selbst.

(Aber Du bist es nur in der Selbsterkenntnis, nicht in der Theorie, nicht in einem Modell, nicht in Gedanken, nicht in Bezügen, nicht in einer Debatte. Da sind wir beide nur jämmerliche kleine Ichs, die auf ihre Körper und ihr merkwürdiges Internetgeschreibsel herabschauen.

Gruß Gerd-Lothar

Hanjoheyer 11/1/2003 18:18:36 Ich erscheine dir verbogen, weil du dich gerade siehst. Aus meiner Sicht bist du verbogen.
Glaubst du tatsächlich, daß alle außer mir deine Sicht teilen? Dann wärst du nicht der einsame Rufer in der Wüste. Deine Worte sind ganz schön suggestiv, weil du dir anmaßt, für Andere zu sprechen.
Wenn ich "Seele" als bloßes Wort bezeichne, das auch anders, zB Banane, lauten könnte, heißt das nicht, daß es das, was dahintersteht, nicht gibt. Ich glaube an individuelle Seelen, die im Ursprung, dem Seelenozean, dem absoluten Weltgeist, schwimmen. Hier biegst du dir was zurecht, indem du Bezeichnung und Bezeichnetes gleichsetzt.
Ich sehe, wie du konstruierst. Du bist für mich ein Beispiel dafür, daß man sich eben nicht so ohne weiteres entgrenzen kann. Deine Versuche der Entgrenzung münden bloß darin, daß deine komplexe Philosophie sich zu einem primitiveren, widersprüchlicheren System zurückentwickelt. Wir müssen eben doch den langen Weg des Wachstums gehen.
Außerdem macht mir dieser Weg viel Freude.
Hanjoheyer

Gerd-Lothar 11/1/2003 18:58:11 "Ich glaube an individuelle Seelen, die im Ursprung, dem Seelenozean, dem absoluten Weltgeist, schwimmen. Hier biegst du dir was zurecht, indem du..."

Übrigens danke für die Offenbarungen — das ist alles sehr aufschlußreich für jeden, der mitliest. Ich brauche gar nichts mehr selbst dazu zu schreiben.

Mir ist übrigens klar geworden, daß Du gar nicht anders kannst als so zu sprechen und zu denken. Seit mir das klar ist, habe ich keinen Konflikt mehr damit. Ich kann das einfach so stehen lassen. Jeder weiß, was er weiß, und entsprechend verhält er sich — muß er sich verhalten.

Sollte Dich doch noch der Blitz treffen ("format c:", sagte einmal mein Freund, der Zen-Meister), sei nicht zu stolz, mir Bescheid zu geben. Der Blitz trifft einen stets gegen den eigenen Willen. Das ist ja der Witz daran.

Gruß Gerd-Lothar

Hanjoheyer 11/1/2003 22:29:02: Mein abschließender Kommentar: Wem wurde was offenbart? Wer könnte was dazu sagen? Wem ist was klargeworden? Wer hat keinen Konflikt? Wer kann das stehenlassen? Wer weiß, was er weiß? Wer verhält sich?

Du redest immer noch "ich", sagst aber, da sei keines. Ich rede vom "Ich", sage jedoch, da sei eines.


Diskussion mit Gerd-Lothar Reschke in seinem Forum

Hier (und in allen anderen Reschke-Diskussionen auch) geht es um meine Praxis des "geistigen Umfangens scheinbar fremder Bewußtseinsstrukturen". Ich fasse Reschkes Kritik als Abspaltungen innerhalb meiner eigenen Seele auf. Nicht daß ich behaupten würde, es gebe da draußen keinen Reschke! Nein, es geht mir um meine Wahrnehmung, die ich von ihm habe. Auf sie kann ich wirken, und habe ich darin Erfolg, wird dieses interne Meistern dieser Abspaltung magisch auf den "realen" Reschke wirken.

R.: 17/1/2003 21:10:46 ...mal was zum Lachen

Selten so gelacht!

Damit es hier nicht nur ernst zugeht, hier ein kleiner Auszug aus HanJo's sogenanntem "Tagebuch":

Zitat aus H.s Tagebuch: "8.1.2003: Diskussionsforum: Das seit vorgestern gestartete Diskussionsforum hat sich prächtig entwickelt. Ich finde das Niveau hervorragend. Besonders meinen heutigen Beitrag über die Seele...
12.1.2003: Aufgegeben: Ich habe..."

H.: 18/1/2003 12:53:09 .Manchmal ist das Lachen eine undurchdringliche Wand....

R.: 18/1/2003 17:06:14 Lieber HanJo, ein Wort für Dich persönlich:

Norbert hat auf einer anderen Seite vom "in Frieden sein" geschrieben. Inzwischen bin ich mit dem, was Du schreibst, genau in diesem Sinne "im Frieden". Es "beißt" mich nicht mehr, und ich brauche von meiner Seite keine Diskussion mehr. (Was nicht heißen soll, daß ich damit irgendeine Äußerungsmöglichkeit von Dir auf diesen Seiten begrenzen will.)

Mein Denken muß sich hier nicht wehren; ich verstehe, was Du meinst, und kann das so stehenlassen. In gewissem Sinne habe ich damit überhaupt nichts mehr zu tun — und ich weiß auch genau, warum.

Mehr kann ich dazu schon gar nicht mehr schreiben.

Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Du Dich nicht "weggeekelt" fühlen würdest; Du bist auf diesen Seiten immer willkommen. (Auch dieser Eintrag soll keine Mauer aufbauen.)

Ich habe Respekt vor Deiner Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit (das habe ich neulich irgendwo schon mal geschrieben).

Gruß Gerd-Lothar

H.: 19/1/2003 11:49:28 Lieber Lothar,
mir geht es ähnlich wie dir: auch ich bin im Frieden mit dem, was du schreibst. Es ging mir ja sowieso nie gegen dich, sondern um das Verständnis eines philosophischen Problems. Ob du das dann zum Lachen findest, interessiert mich nur insofern, als es eine interessante psychische Reaktion darstellt, die interessant genug ist, um in meine Überlegungen einbezogen zu werden.
Nichts ekelt mich. Ich fühle mich auch keiner "Lächerlichkeit" preisgegeben, wie Christamarie mir in einer persönlichen Mail mitteilte. Mich interessiert, inwiefern es euch tatsächlich gelingt, egolos zu leben, also das einzuhalten, was ihr euch versprecht. Mich interessiert, was du aufgrund dessen, was du gesät hast, erntest.
Außerdem interessiert mich die Verfeinerung meiner philosophischen Praxis der Bewußtseinserweiterung. Ich verstehe eure chaotischen Aussagen als Energien, die _ich_ in mir zu lenken lernen muß, um eure Denksysteme zu umfangen. Du als Schamane wirst wissen, was ich meine: Es geht darum, daß auch ich ein Schamane bin; nur nenne ich mich "spiritueller Meister" - was dasselbe ist, nur eben deutscher ("Schamane stammt aus dem Russischen, glaube ich).
viele Grüße Hanjoheyer

R.: 19/1/2003 12:42:22 Lieber HanJo, danke für diesen Eintrag!

Ich denke, alle von Dir angesprochenen Punkte werden sich nicht durch explizites Erklären lösen, sondern nach und nach durch das, was passiert.

Wir bleiben in Kontakt...

Gruß Gerd-Lothar

R.: 19/1/2003 16:46:00 "Reschke"
Mit dem "Reschke" ist das so eine Sache. Das erste Mal, daß mir das begegnet ist, war bei einer Mailbekanntschaft, mit der ich monatelang (insgesamt wohl mehrals ein Jahre lang) fast täglich Mails per Du ausgetauscht hatte.

Merkwürdigerweise erwähnte sie mich in ihren vielen, oft auch sehr persönlichen Internettexten nicht. Auch in den Link-Tips kamen meine Seiten nicht vor. Ich dachte dann (damals): "Na ja, vielleicht sind meine Sachen auch nicht gut genug."

Plötzlich fand ich dann, daß sie mich erwähnte. Da tauchte dann zum ersten Mal dieser "Reschke" auf. "Reschke sagt in seinen Web-Publikationen..." - "Reschke sagt dies, Reschke behauptet das..." - Kurzum: "Reschke irrt."

Das fuhr mir damals wie ein Schlag hinein. Hätte sie mich mit dem Vornamen erwähnt, dann hätte mich überhaupt nicht gestört, daß sie anderer Meinung war. Aber durch dieses "Reschke" bekam es etwas Offizielles. Da waren Verlautbarungen von verschiedener Seite, sozusagen wissenschaftlich (philosophisch). Der Philosoph "Reschke" hatte etwas behauptet, aber das war nicht fundiert. Philosophen schreiben so nicht wie dieser "Reschke" — nicht so unreif, spontan, gefühlselig, kurz: Unklar.

Noch so etwas:
Vor mehr als 10 Jahren zeigte ich einem guten Bekannten, den ich für meinen Freund hielt, die erste Druckausgabe des IDEENMAGAZINs. Er rezensierte das in der Manier, wie Lektoren seine Texte rezensiert hatten. Vieles war durchgestrichen und am Rand standen die zerstörendsten Anmerkungen. Ich kam mir wie ein durchgefallener Pennäler vor.

Also, es ist komisch: Ich bin da empfindlich. Gerd-Lothar können sie gerne auseinandernehmen. Aber "Reschke sagt" — das trifft mich immer noch.

Gruß Gerd-Lothar

R.: 19/1/2003 16:57:11 ....aber immerhin: "Reschke & Co. versuchten dort, mich davon zu überzeugen, daß sie über keinerlei eigene Weltanschauungen verfügen" — so etwas kann wie eine Befreiung wirken.

H.: 20/1/2003 11:41:32 Lieber Gerd-Lothar,
daß "Reschke" etwas Anderes in dir auslöst, als "Gerd-Lothar" - das ist eine jener "Programme", die du in dir trägst. Unbewußt hast du dir eine (schlechte) Theorie über die Bedeutung jener Namensnennungen gamacht und reagierst fortan spontan darauf.
Das zu erkennen, nenne ich, seine Weltanschauung zu erkennen. Du bist nicht frei von Theorien - daß dich Kritik stört, fußt auf einer Theorie über die Wirkungen von Kritik auf dich.
Frei von Weltanschauungen zu sein, ist keine Befreiung. Freiheit erlebt man erst, wenn man in seine Weltanschauungsschmiede in seiner Seele eingreifen kann - wenn man auf seine Programme wirken kann. Ich zB habe in mir solche blöden Programme gelöscht.

Noch was: Du Du bist zu deiner jetzigen Lebenshaltung gelangt, weil du mit Konzepten gescheitert bist und weil du diese Erfahrung generalisierst und glaubst, alle Menschen müssen hier scheitern. Warum generalisierst du? Das ist doch Theorienschmieden!!!
Und warum zählst du es zu meinen Schwächen, daß ich nicht gescheitert bin?
viele Grüße Joachim

R.: 20/1/2003 11:53:32 Danke, aber ich brauche keine Therapie von Dir.

Alexander 20/1/2003 12:17:37 Das ist wirklich zum Lachen!! (Wird nicht weiter erläutert werden)

Frank 21/1/2003 22:56:30 Wo ist da die Stelle zum Lachen ? Worüber? Über die Blindheit, in der ihr alle jahrzenhntelang verhaftet gewesen seid (und ich heute noch)? Wie überheblich muß man sein, um sich (zumindest sprachlich) soweit zu erheben?
Gruß Frank

zurück zur Startseite