Werkstatt 7
von Hans-Joachim Heyer

15.5.2003: Buchbesprechung: Mitterer/Das Jenseits der Philosophie
10.6.2003: Arbeit am Gesellschaftstraum
14.6.2003: Mein Mythos (3)
16.6.2003: Mein Mythos (3) - Fortsetzung

Mitterer/Das Jenseits der Philosophie
Herausgeber: Peter Engelmann, Edition Passagen, Wien 1992, 151 Seiten, DM 32,80

veröffentlicht in der philosophischen Halbjahreszeitschrift "Aufklärung und Kritik" 1/1994

Die von Josef Mitterer vertretenen Thesen zum Wahrheitsbegriff sind genauso ungewöhnlich wie gut begründet. Die Redaktion des Spiegels (DER SPIEGEL 11/1993) hat sie für wichtig genug gehalten, um den in Klagenfurt lehrenden Philosophen und sein Buch vorzustellen. Die Besprechung fand soviel Resonanz, daß schon nach zwei Wochen eine 2. Auflage erforderlich wurde.

Aufhänger für den "Spiegel" war der Vorschlag Mitterers, den Begriff der Wahrheit überhaupt abzuschaffen, obwohl das Anliegen des Buches mehr darin besteht zu zeigen, wie der Begriff der Wahrheit eingesetzt und was mit ihm bezweckt wird. Mitterer zeigt in zahlreichen Beispielen, daß der Urteilende sich unvermeidlich immer im Rahmen des von ihm Gesagten bewegt und daß der Rückgriff auf irgendeine im Jenseits des Sprechens liegende Wahrheit, in der das Ausgesagte nochmals als "objektive" Tatsache existiert, nur eine Illusion ist und/oder ein Mittel, den eigenen Standpunkt unangreifbar zu machen. Wahrheit ist ihm immer nur der letzte Stand der Erkenntnis, der mit der Überzeugung verbunden ist, das jeweilige Wissen adäquat ausgedrückt zu haben. Für Mitterer ist sie ebenso persönlich wie unsere Irrtümer und es ist nicht möglich, die Verantwortung für sie auf andere Instanzen zu überwälzen.

An Wittgensteins "Philosophische Untersuchungen" erinnernd und auf sie Bezug nehmend, auch in der Durchnumerierung der Lektionen, übt Mitterer seine Kritik aufgrund sprachphilosophischer Untersuchungen der dualistischen Redeweise, die von einer Dichotomie - etwa von "Sprache-Welt, Beschreibung-Objekt, Aussage-Gegenstand, Sein-Bewußtsein, Subjekt-Objekt und anderen" - ausgeht. Der Versuch, die Beziehung zwischen den Gliedern dieser Dichotomie zu klären, führt zu philosophischen Problemen, wobei die Dichotomie selbst jedoch nicht problematisiert, sondern als conditio sine qua non des Erkenntnisprozesses vorausgesetzt wird. Dies hat zur Folge, daß der Philosophie die Probleme seit Platon erhalten blieben, selbst im radikalen Konstruktivismus. Mitterer versucht nicht eine weitere "Lösung" der etablierten Erkenntnisprobleme anzubieten, er strebt keinen in Mode gekommenen Paradigmenwechsel oder eine fast schon übliche kopernikanische Wende an, sondern er geht in die Probleme hinein, um sie letztlich als nicht existierend zu zeigen.

Wenn Mitterer schreibt, daß es keine Dichotomie z. B. von Sprache-Welt, Beschreibung-Objekt usw. gibt, so will er damit keinesfalls behaupten, daß es keine Welt oder Objekte gibt, sondern daß es eine Illusion oder Manipulation ist, daß man sich beim Sprechen auf eine Welt oder auf Objekte außerhalb unserer Sprache beziehen könnte. Das Objekt des Sprechens ist immer das bisher Gesprochene und nur auf dieses kann rekurriert werden. Selbst wenn die Diskutierenden beim Diskurs über das Material oder über die Eigenschaften eines Gegenstandes, z. B. "eines Tisches, der in der Ecke steht", sich nicht einigen können und an diesen Tisch herantreten, um ihn näher in Augenschein zu nehmen und ihn ggf. zu betasten, ist es nicht der sog. reale Tisch, der den weiteren Verlauf des Diskurses bestimmt, sondern die bei der Prüfung des Tisches ggf. geänderte Meinung über ihn, die wir anschließend formulieren. Die Behauptung einer jenseits des Diskurses liegenden Wahrheitsinstanz ist nach Mitterer nur ein Mittel des Sprechenden, mit dem er versucht, die Anpassung anderer Meinungen an die eigene herbeizuführen. Das Jenseits des Diskurses ist sein Diesseits noch einmal. Als Diskutierende wären wir überzeugt, daß wer eine von unserem Verständnis eines Sachverhalts abweichende Meinung hat sich im Irrtum befindet. Irrtümer werden für persönliche Fehlleistung gehalten, während geglaubt wird, daß die eigene Meinung "objektiv" und daher unpersönlich sei. Sollten jedoch einmal der Eindruck entstehen, daß der andere im Recht ist, wird dessen Meinung übernommen und die eigene fallengelassen, ohne daß es dazu einer außerhalb des eigenen Verständnisses liegenden Wahrheitsinstanz bedarf. Mitterers akribischen, daher manchmal recht trockenen Untersuchungen, die auch nicht frei von Wiederholungen sind, sind nicht ohne sprachliche Glanzlichter.

Im Anhang untersucht Mitterer noch die Frage, wie radikal der Konstruktivismus ist, insbesondere die Epistemologie von Humberto Maturana, der mit seiner These von der Geschlossenheit des Nervensystems bei allen Objektivisten auf größtes Unverständnis gestoßen ist. Dieses Unverständnis ist um so erstaunlicher, als die Lehre von den sekundären Qualitäten, mit denen wir nervlich umgehen, wie also Gerüche, Geräusche, Geschmäcke usw., bereits von den vorsokratischen Eleaten aufgestellt wurde. Insbesondere seine [Maturanas] Untersuchungen über die Entstehung des Farbeindrucks waren es, die ihn auf den Weg seiner Epistemologie gebracht haben. Hat Maturana nun die Fallen des Objektivismus mit seiner Dichotomie von Sprache-Welt usw. umgehen können? Dazu prüft Mitterer, welchen Wahrheitsanspruch Maturana für seine Thesen erhebt, denn am Wahrheitsanspruch erkennt Mitterer, ob jemand glaubt, seine Aussagen an sprachverschiedenen Objekten gewichten zu können. Maturana hat ein "Kriterium der Validierung wissenschaftlicher Aussagen" entwickelt, welches "das einzige (sein soll), das in der Wissenschaft universell gültig ist." Mit ihm soll jeder Dissens in einen Konsens mit einer einzigen Wahrheit aufgelöst werden. Dazu formuliert Mitterer wieder so treffend: "Sowohl Konstruktivismus als auch Realismus arbeiten mit Universalisierungen, mit dem Versuch, die eigenen Beschreibungen den anderen Diskursteilnehmern zu verschreiben."

Ich denke, daß dem Sprachuntersucher Josef Mitterer in "Das Jenseits der Philosophie - Wider das dualistische Erkenntnisprinzip" mit seinen genau 100 Thesen das gelungen ist, was der andere Österreicher, Ludwig Wittgenstein, in seinen "philosophischen Untersuchungen" mit ihren 693 Gedankensplittern vergebens versuchte, nämlich zu zeigen, wie der Diskurs der Menschen im westlichen Kulturkreis verläuft und welcher Immunisierungsstrategien von Meinungen sie sich dabei bedienen. Das Paradigma des dualistischen Erkenntnisprinzips, das ein Paradogma ist (Mitterer), aufgezeigt und ad absurdum geführt zu haben, ist ein Verdienst Mitterers, das m. E. nicht überschätzt werden kann, das zu seiner Verinnerlichung aber einer großen Aufgeschlossenheit bedarf.

© HILLE 1994

Mein Kommentar:Ich habe Mitterers Bücher noch nicht gelesen. Aus diesem Grund weiß ich nicht, ob meine Kritik an Mitterers Denken berechtigt ist. Genaugenommen beschränkt sich meine Kritik auf diesen kurzen Artikel, eine Buchbesprechung von HILLE. Es geht mir jedoch gar nicht um Mitterer oder um Hille, sondern um meine Philosophie, und da ist dieser Artikel allemal geeignet, mein eigenes Denken über das angesprochene Thema anzuregen.

Soweit ich Obiges verstanden haben, lautet mein Kommentar: Weder die Konstruktivisten noch Mitterer haben recht. Wir bewegen uns NICHT ausschließlich in einem Sprachraum, sondern in einem Sinnesraum: Wir sprechen nicht nur über den Tisch, sondern wir sehen ihn auch! Richtig ist Mitterers oder der Konstruktivisten Aussage, daß wir von einem "realen" Tisch nichts wissen können; wir wissen nur, daß wir (zB als Realisten) eine Theorie über eine originale Welt und den von uns, den Subjekten, gefertigten Abbildern, haben können. Richtig ist, daß wir ausschließlich über Abbilder verfügen und nichts über die Urbilder ("originale Welt") wissen. Die "originale Welt" ist uns ausschließlich als Rekonstruktion, also Abbild, zugänglich. Da wir also kein Urbild oder Original haben, sprechen wir besser nicht von einem "Bild von ...", nicht von "Re..." und "Ab...", sondern einzig von einem Bild! (Mitterer nennt es das "Diesseits noch einmal": Wir machen uns kein Bild von der Realität, sondern von einem Bild!)

Die Realisten irren! Die Konstruktivisten behaupten mit Recht, daß die sog. "Außenwelt" in Wahrheit eine Konstruktion ist. Urheber oder Ursache der Konstruktion ist nicht das Original (wäre es so, dann läge eine Rekonstruktion vor), sondern der Konstruktivist: das "reale Gehirn" (Roth) oder die "Seele" (Heyer). Die Außenwelt ist in Wahrheit Innenwelt. Richtig ist auch, daß wir mittels Sprache konstruieren, aber - und hier greife ich ein: nicht direkt (wie Mitterer oder die Konstruktivisten behaupten), sondern indirekt (mehr in "Gehirn").

Meine Philosophie besagt, daß es einen Zusammenhang zwischen Sprach- und Sinnesraum gibt. Der Sprachraum ist gröber, aber trotzdem konstruktiv wirksam. Wir können mit unserer Sprache auf das "Modul" in uns, mit dem wir Nachts träumen und tagsüber die Erscheinungswelt halluzinieren, Einfluß nehmen. Die sprachliche Einflußnahme auf diesen Realitäts- oder Traumweltprojektor nenne ich Magie.

Die Sprache ist ein Zwitter: Menschen sprechen mit dem Ziel, die Welt so zu sehen, wie alle andern Stammesmitglieder sie sehen. Andere Menschen sprechen, um die Welt anders zu sehen, als die Stammesmitglieder (sie nehmen sprachlich konstruierend Einfluß auf ihre Bildprojektoren). Sigmund Freud schrieb ( in einer VL über über Fehlleistungen im Jahre 1915): "Worte waren ursprünglich Zauber, und das Wort hat noch heute viel von seiner ursprünglichen Zauberkraft bewahrt." Wer meine hier veröffentlichten Texte liest, bedenke, daß ich keine Stammesmitgliedschaftsvergewisserungssprache spreche, sondern Zaubersprache, denn ich formuliere mittels Sprache an dem, was ich wirklich glaube. Und wenn sich das, was ich wirklich glaube, ändert, ändert sich meine Wirklichkeit.


Arbeit am Gesellschaftstraum

In "Die Wirklichkeit ist eine gemeinsame Halluzination" schreibt Howard Bloom: http://www.heise.de/tp/deutsch/html/result.xhtml?url=/tp/deutsch/special/glob/2226/1.html&words=SARA:

"... William Condon vom Western State Psychiatric Institute in Pennsylvania analysierte Filme mit Gesprächen zwischen Erwachsenen und stellte einen seltsamen Prozeß fest. Unbewußt begannen die Gesprächspartner ihre Fingerbewegungen, das Blinzeln ihrer Augen und ihr Nicken zu koordinieren. Auf dem EEG war noch etwas Erstaunlicheres zu sehen, denn auch ihre Gehirnwellen näherten sich einander. Neugeborene zeigen bereits diese zeitliche Übereinstimmung. Ein gerade geborenes amerikanisches Kind wird seine Körperbewegungen genauso glücklich jemandem anpassen, wenn er chinesisch spricht, als wenn er auf Englisch redet. Mit zunehmendem Alter binden diese unbemerkten Synchronizitäten immer größere Gruppen zusammen. Ein Student, der unter der Leitung des Anthropologen Edward T. Hall arbeitete, versteckte sich in einem abgestellten Auto und filmte Kinder, die zur Pause in den Schulhof einfielen. Sie schrien, lachten, rannten und sprangen und schienen alle auf den ersten Blick ihre eigenen Absichten zu verfolgen. Doch eine sorgfältige Analyse ergab, daß sich die Gruppe auf einen vereinigenden Rhythmus zu bewegte. Ein kleines Mädchen, das viel aktiver als die anderen war, bezog den ganzen Schulhof in ihr Spiel ein. Hall und sein Student erkannten, daß sie, ohne es zu wissen, der "Direktor" und "Dirigent" war. Dann entdeckten die Forscher eine Melodie, die zur schweigsamen Kadenz paßte. Als sie diese zusammen mit dem Film abspielten, sah es genau so aus, als würden die Kinder zu dieser Melodie tanzen. Doch im Schulhof hatte es keine Musik gegeben. "Ohne es zu wissen", sagte Hall, "bewegten sich alle nach einem Rhythmus, den sie selbst erzeugten." William Condon kam zu dem Schluß, daß es keinen Sinn mache, Menschen als "isolierte Entitäten" zu betrachten. Und Edward Hall trieb dies noch ein Stück weiter und sagte: "Eine unbewußte Unterströmung einer synchronisierten Bewegung band die Gruppe" zu etwas zusammen, was er eine "gemeinsame Organisationsform" nannte.

Daher ist es kein Wunder, wenn der Input von der Herde so stark unsere Weltsicht färbt. Man gab Studenten am MIT die Biographie eines Gastprofessors. Der Hintergrundtext der einen Gruppe beschrieb den Vortragenden als kalt, während das Papier der anderen ihn wegen seiner Warmherzigkeit anpries. Beide Gruppen waren beim Vortrag des Redners anwesend. Aber diejenigen, die gelesen hatten, daß er kalt sei, fanden ihn distanziert und unnahbar, während die anderen, denen man den Hinweis gegeben hatte, er sei warmherzig, ihn als freundlich und zugänglich beurteilten. Bei der Einschätzung eines Mitmenschen hatten die Studenten einen externen Sachverhalt durch einen sozial übermittelten Input ersetzt.

Die Signale, die die Herdenwahrnehmung ausrichten, kommen in vielen Formen. Die Soziologinnen Janet Lynne Enke und Donna Eder entdeckten, daß beim Tratschen eine Person mit einer negativen Bemerkung über jemanden außerhalb der Gruppe beginnt. Wie der Rest der Gruppe auf das Thema eingeht, hängt völlig von der zweiten geäußerten Meinung ab. Wenn der zweite Mitredner auch findet, daß der Außenseiter verabscheuungswürdig ist, wird fast jeder mit einer ähnlich lautenden Meinung einschalten. Wenn der zweite Kommentator aber entgegnet, daß der Außenseiter positive Qualitäten habe, wird die Gruppe mit einer weit geringeren Wahrscheinlichkeit das Ansehen des Fremden wie eine Herde von Hyänen Stück für Stück in den Dreck zu ziehen.

Massen von leisen Stimmen flüstern in unsere Ohren und verändern das, was wir sehen und hören. Das Seltsamste kommt von den Chören der Toten, von den kulturellen Vorfahren, deren Hinterlassenschaft sich erheblich auf unsere Wirklichkeitssicht auswirkt. Man nehme beispielsweise die Auswirkung von geschlechtlichen Stereotypen, von Vorstellungen, die über viele Hunderte von Generationen entstanden sind, zu denen während des langen Marsches der Menschheit durch die Zeit Milliarden ihren Beitrag geleistet, die sie ausgeschmückt und weiter gegeben haben. In einer Untersuchung wurden Eltern gebeten, ihre Eindrücke von ihren gerade geborenen Kindern zu geben. Neugeborene sind, abgesehen von den Knospen der Geschlechtsorgane zwischen ihren Beinen, völlig ununterscheidbar. Die Größe, die Gestalt und das Verhalten der Neugeborenen beider Geschlechter sind dieselben. Dennoch beschreiben Eltern übereinstimmend Mädchen als weicher, kleiner und weniger aufmerksam als Jungen. Die Massen in uns formen unsere geschlechtlichen Vorurteile immer wieder. Zwei Gruppen von Versuchspersonen wurden aufgefordert, denselben Text einzustufen. Einer Gruppe sagte man, der Autor sei John McKay, und der anderen, es sei Joan McKay. Selbst Studentinnen bewerteten den Text besser, wenn sie dachten, er wäre von einem Mann.

Die stärkste Quelle des Herdeneinflusses ist die Sprache: ein Mittel, das nicht nur den Einfluß derjenigen kondensiert, mit denen wir einen Wortschatz gemeinsam haben, sondern das die Wahrnehmungsformen von vielen aufhäuft, die bereits gestorben sind. Jedes von uns gebrauchte Wort trägt die Erfahrung der aufeinanderfolgenden Generationen von Menschen, Familien, Stämmen und Nationen in sich, die auch ihre Einsichten, ihre Werturteile, ihr Unwissen und ihre religiösen Glaubensvorstellungen enthält. ..."

Mein Kommentar: Ich nannte in meinen Seiten dieses Phänomen die "Erschaffung eines Gruppengeistes" (siehe "Yatima" und "Paranormal"). Mir war auf diversen Parties oder Geburtstagsfeiern aufgefallen, daß es Stimmungsverderber gab: Wenn sie zur feiernden Gruppe hinzukamen, konnte die Stimmung sein, wie sie wollte, die Stimmung schlug sofort um in ein betretenes Schweigen. Dann löste sich die Party auf oder der Miesepeter ging wieder nach Hause. Der Miesmachereffekt verstärkte sich noch, als einer der Anwesenden den anderen verriet, daß diese Stimmungsverschlechterung von dieser bestimmten Person ausging. Von da an haftete der Makel unabänderlich an dieser Person, die demzufolge zum Einzelgänger wurde. Ich selber war in meiner Jugend meist der witzige Possenreißer, stets darum bemüht, eine lustige Stimmung zu erzeugen. Verwundert stellte ich oft fest, daß ich bloß den Anfang machen mußte. Wenn "der Laden erst mal lief", konnte ich mich zurückziehen und beobachten, wie die anderen die Hochstimmung auf die Spitze trieben.

Erst viele Jahre später wurde mir das alles bewußt. An der Universität stellte ich fest, daß es mir, zB in Seminaren, leicht fiel, das Wort samt Meinungsführerschaft an mich zu reißen - manchmal sehr zum Widerwillen des jeweiligen Dozenten. Ich lernte auf dieser Klaviatur zu spielen, sodaß für mich die ersten Zeilen des Johannesevangeliums "Am Anfang war das Wort" immer gewichtiger wurden. Ich konnte immer besser bestimmen, was Andere dachten, fühlten und sagten. Da ich das naturwissenschaftliche Interpretationssystem ablehnte und die magische Sprache bevorzugte, nannte ich dieses Phänomen die Erschaffung eines Gruppengeistes. Da ich über Sprache die Wahrnehmung der Menschen steuern konnte (und beobachten konnte, wie die Dozenten selbiges taten), wurde mir klar, daß ich dem Geheimnis der Wirklichkeit auf der Spur war. Ich suchte ja nach dem Unterschied zwischen Traum und Realität. Jetzt hatte ich ihn gefunden. Ich fand, daß der Herdentrieb der weitaus meisten Menschen stärker ist, als alle anderen Triebe, stärker sogar, als der Selbsterhaltungstrieb. Fast alles Sprechen der Herdenmitglieder dient der Einstimmung, bzw. Gleichstimmung, mit der Herde. Man eicht sich auf eine gemeinsame Wahrnehmung, Gefühlslage und Denkweise. Nachdem ich das alles herausgefunden hatte, wußte ich auch, was Krankheit und Gesundheit im eigentlichen Sinne sind: Resonanzphänomene - gelungene oder mißlungene Gleichstimmungs-Einübungen.

Da es unter den Menschen trotz all ihrer Bemühungen sehr viele Mißtöne gibt, war klar, daß in der großen Herde etwas Grundsätzliches schief lief. Alle Versuche, Einklang herzustellen, mündeten in mehr oder weniger unlebbare persönliche Biographien. Der große Gesellschaftstraum wird zunehmend lebensbedrohlicher: die Welt, die die Menschen sich erschaffen, ist eine tote Welt, denn sie glauben der Naturwissenschaft und dem Kapitalismus.

"Zufällig" las ich vorgestern von Hoimar von Ditfurth - einem der effektivsten Totengräber der Menschheit - folgendes:

"Zwischen dem Tempo unserer historischen und adaptiven Evolution entsteht eine Diskrepanz von wahrhaft astronomischen Ausmaßen. Daher die im Verlaufe der historischen Entwicklung rasch zunehmenden Unstimmigkeiten zwischen den sich uns fortlaufend neu eröffnenden Möglichkeiten technisch rationalen Tuns und dem in diesem Zusammenhang als anachronistisch zu bezeichnenden Repertoire unserer angeborenen Instinktausstattung. Wir sind gezwungen, die Gegenwart (die technische Zivilisation) mit einem Repertoire von Verhaltensweisen zu meistern, das archaischer Herkunft ist. Die stolze Illusion, unser Geist sei frei und der Prozeß unserer Einsicht vollziehe sich außerhalb der Dimension der historischen Zeit, ist gefährlich. Wie in einer Hülle leben wir in der naiven Fixierung einer anthropozentrisch geordneten Umwelt: dem Larvenstadium des Geistes entspricht es, daß er sich in einer perspektivisch auf sich selbst hingeordneten Welt erlebt. Die Ichbezogenheit aller Vorgänge, der >Subjektzentrismus<, entspricht aber einer archaischen Form des Bewußtseins. In diesem Zusammenhang bedeutet die Naturwissenschaft eine gewaltige, jahrhunderte dauernde Anstrengung, den Menschen von jenem anthropozentrischen Weltbild zu befreien, das ihn als Fossil seiner vormenschlichen Vergangenheit bis heute noch umgibt. Erst durch den Abbau starrer Instinktmuster und emptional bedingter Reaktionen, so zB auf dem Gebiet der Aggressivität, wird die Möglichkeit zur Entstehung >freier< (rationaler) Verhaltensweisen geschaffen." (Zitat: Die Zeit,18.6.1965 in einem Aufsatz mit dem Titel: "Wie können wir mit unseren archaischen Verhaltensweisen die Gegenwart meistern?" Ich fand das Zitat in: Pierre Bertaux: Mutation der Menschheit)

An diesem Artikel unseres ehemaligen "Fernsehwissenschaftlers" und damit vielfachen Multiplikator obigen Weltbildes, ist so ziemlich alles falsch, was nur falsch sein kann. Man lese H.v.D.s Definition des Fortschritts vor dem Hintergrund meines Beitrages in Tagebuch 19. H.v.D. - ein Subjekt - will sein Subjektsein überwinden, indem er es als archaisch definiert. Er sieht sich als Baum ohne Wurzeln (Archae), leugnet seine Quellen, die "Archae" und sein Innenleben (obwohl er später das Buch "Innenansichten eines Artgenossen" zustandebrachte). Er merkt nicht, daß sein dezentrales Weltbild trotz aller Verleugnung ein anthopozentrisches ist. Es spricht von archaischem (primitiven) Larvenbewußtsein, das archaisch ist, weil es an der Illusion von Willensfreiheit festhielte und stellt diesem primitiven Weltbild sein modernes Bild entgegen, daß der Mensch keinen freien Willen habe. Dann aber widerspricht er sich selbst sofort, indem er schreibt, nur der wissenschaftlich aufgeklärte Mensch, der sich rational verhält, sei frei (also doch!!??) . Ein krasser Widerspruch! Wer rational ist, ist den Regeln der Logik unterworfen und ist gerade NICHT frei, und wenn er keinen freien Willen hat - wie er behauptet, ist er determiniert und erst recht nicht frei! Ditfurth redet Unsinn - und die Fachwelt merkt es nicht!

Warum nicht? - Der obige Artikel von Howard Bloom zeigt es: Der Herdenmensch achtet nicht auf Rationalität in der Rede eines Herdenführers (Hirten), sondern darauf, mit dem Leittier in Gleichklang zu kommen. Auf diese Weise kann jeder Schwachsinn verbreitet werden. Ditfurths Texte sind noch lange nicht rational, nur weil er sie so nannte. Aber man nimmt diesem Gutverdiener (= Großvorbild) alles ab, sogar daß er keinen freien Willen habe und durch Unterordnung unter die Regeln der Vernunft frei sei. Außerdem unterbewertet D. die Instinkte. Ohne Instinkte ist der Mensch schlichtweg verrückt - auch zur Rationalität nicht im Geringsten fähig! - Das mal nur am Rande. Auch Rationalität ist ein Instinkt!

Ditfurths Satz:

"Die stolze Illusion, unser Geist sei frei und der Prozeß unserer Einsicht vollziehe sich außerhalb der Dimension der historischen Zeit, ist gefährlich."

ist gefährlich! Er suggeriert, das naturwissenschaftliche Weltmodell sei kein Modell, sondern die Wirklichkeit höchstselbst. D. verwechselt die Wirklichkeit mit dem Modell, indem er beides gleichsetzt. Damit widerspricht er der naturwissenschaftlichen Methodik (der Modellbildung). Er zeigt, daß das moderne Weltbild widersprüchlich ist; Fehler des "archaischen Weltbildes" hingegen kann er nicht aufzeigen. Zu mehr als Polemik reichte es hier nicht.
Selbstverständlich vollzieht sich Erkenntnis außerhalb der historischen Zeit! Denn die historische Zeit ist nicht physikalisch, sondern ein anthropozentrisches Konstrukt. Die Wirklichkeit ist zyklisch (ich erinnere an den Kreislauf der Planeten oder des Wassers auf unserm Planeten), das Universum ist ein geschlossenes (also zyklisches) System. Also ist auch die Zeit, die physikalischen Prozessen entspricht, zyklisch! Prozesse laufen in ihre Vergangenheit zurück, heben sie auf zur Allgegenwart. Dieses Ewige ist außerhalb des Physikmodells und konstruiert "außerhalb der Dimension der historischen Zeit" genau dieses Modell. Dithfurts Satz ist gefährlich, weil er die Menschen, die ihm glauben, zu Schatten macht. Wer Resonanz zu Dissonantem aufbaut, nimmt die Zerstörung des Kollektivs in sich auf und zerfällt selber.

Willensfreiheit: Als das stärkste Argument der Naturwissenschaft gegen die Willensfreiheit wird die Tatsache angeführt, daß man ca. 30 Millisekunden vor einer sog. Willensentscheidung im Gehirn entsprechende Nervenaktivitäten feststellen konnte, was beweisen sollte, daß unbewußte, unkontrollierte Nervenaktivitäten unser Ich, dessen Handlungen und Gefühl vom "freien Willen" herstellen und steuern.
Mein Gegenargument lautet, daß sich jede in der ewigen Gegenwart lebende Seele einen glatten Newtonraum mit linearem Zeitpfeil konstruiert, und zwar dergestalt, daß der Zeitpfeil über eine rückwärts konstruierte Vergangenheit kausal über die Gegenwart in die Zukunft reicht. Jede Allgegenwart konstruiert sich ihre eigene kausale Vergangenheit. Die Vergangenheit ist eine Projektion aus der Gegenwart. Beweis: Es gibt sie nicht! Es existiert ausschließlich, was JETZT ist. Was es nicht gibt, kann nur Projektion sein. Kausalität ist eine STRUKTUR, die in der Allgegenwart geschaffen wird (das wahre Sein des Universums ist nicht materiell oder energetisch, sondern Struktur) und eine determinierte Vergangenheit konstruiert. Von diesem Vergangenheitsbild aus gesehen erscheint dann die Gegenwart als kausal determiniert.

14.6.2003: Mein Mythos (3): Die Wissenschaft war angetreten, mit sämtlichen Mythen ( = Märchen = Unsinn!) aufzuräumen: Wahrheit gegen Einbildung! Am Ende mußten die Wissenschaftler zugeben, daß sie selber einem Mythos aufgesessen waren, und die (R)evolution fraß ihre Kinder. Denn sie standen da mit nichts: willenlose, seelenlose Zombies, die warteten, daß es einen Jemand geben würde, der ihnen Befehle erteilen würde, aber niemand gab ihnen Befehle, denn sie gehorchten nur noch "Naturgesetzen". So war ihr Leben vollständig ohne Sinn. Die Menschen hatten mit Riesenaufwand eine unglaubliche Maschinerie in Gang gesetzt, aber sich selber hatten sie dabei dermaßen reduziert, daß es niemanden mehr gab, dem diese Maschinen hätten dienen können. Die gesamte Schöpfung wäre abgeglitten ins Nichts (denn wenn kein bewußtes Wesen mehr da ist, gibt es auch keine Umwelt, nur noch das reine Nichts.) wenn nicht ich und ein paar andere Zauberer uns dieses Monstrums bedient hätten. Dieser Wissenschaftsmythos ist die Religion, die in den heutigen TV-Tempeln gepredigt wird, damals von Ditfurth, heute von Bublath, um einem Schwarzen Loch gleich, Menschen ins Nichts zu saugen, damit die Priester selber Macht über das Weltall gewönnen..

Man hat diese beiden nicht umsonst zu ZDF-Wissenschaftspäpsten gemacht, zu Hohenpriestern einer "modern" genannten Zeit, in welcher der Bedarf an Sklaven ins Unendliche geht. Und Sklaven bekommt man, indem man jungen Menschen zuerst die Seele mittels widersprüchlicher Information raubt und sie dann mit technischem "Knoff Hoff" (Bublath) neu programmiert zu funktionalen (rationalen) Maschinen. Diese haben dann freilich keinen freien Willen und sind ihres anthropischen ichbezogenen Zentrums beraubt - und im Nachhinein hat. D. dann sogar noch recht! - Ja, so kreieren Demiurgen Welten. Und auch ich weiß, daß ich, je bewußter ich werde, immer weniger Konkurrenz haben werde, die meinem Willen entgegensteht. Am Ende, wenn ich das Weltwissen und volle Bewußtheit haben werde, werde ich allen dastehen in meiner Schöpfung. Dann, spätestens dann, ist der Augenblick des Macht- und Bewußtseinsverzichts gekommen.

Was mich von den meisten anderen Demiurgen unterscheidet, ist, daß ich jedem bewußten Wesen die Chance geben will, selber zum Zauberer zu werden, damit es viele Welten gebe. Zwar wird es - wie in der TV-Serie Highlander - am Schluß nur einen geben, aber warum soll der Weg dahin nicht verschlungen und abenteuerlich sein? Ich will auch als Demiurg nicht allein sein, will mit Vielen in vielen zauberhaften Welten leben, will, daß es zwischen den Welten geheimnisvolle Türen gibt, Übergänge, die nur derjenige finden kann, der sie mit seiner Phantasie zu öffnen versteht.

16.6.2003 Eingeschränkte Freiheit (zu Mythos 3): Diese Anderswelten müssen definiert und die Tore an festbestimmten Orten sein. Aus diesem Grund ist es nötig, daß ich meine Schüler nicht nur lehre, selber Welten und Tore kreieren zu können - sie würden nicht mehr als schöne Träume erhalten - sondern die Welten und Tore zu kreieren, die ich vorgegeben habe, damit sie in die Welten, die ich kreierend entdeckt habe, aufsuchen können. Ich muß nämlich gestehen, daß ich noch nicht einen Kreator gefunden habe - selbst die o.g. Demiurgen können nicht, was ich kann. Ich kann also keine anderen Lehrmeister empfehlen; ich kenne nur mich. Ich kenne leider nur die Welten und Welt-Zugänge, die ich erschaffen habe. Und nur ich kann dem Interessenten helfen, diese Tore zu finden, auf daß er die anderen Welten betreten kann. Ich habe viele Dutzend Menschen kennengelernt, die es auf eigene Faust versuchten. Sie sind fast alle gescheitert. Früher war es mein Anliegen, jeden Schüler zu seiner eigenen Freiheit zu verhelfen, auf daß er selber die Fähigkeiten erwerbe, die ich habe. Heute, nach so vielen Mißerfolgen, verfolge ich die Strategie, meine Schüler anzuleiten, meine Welten zu besuchen. Hierin bin ich der viel bessere Lehrer.

Es ist viel schwerer, jemanden zur Freiheit zu erziehen, als zur Befolgung meines Weges. Denn die Freiheit des Anderen bedeutet Einschränkung meines Einflusses! Da, wie gesagt, bisher fast alle Schüler gescheitert sind - ihre Freiheit nicht recht zu gebrauchen wußten und früher oder später in die Bürgerlichkeit zurückfielen, wenn auch im Sinne von Geldverdienen und sozialer Anerkennung erfolgreich - propagiere ich heute ein längerfristiges Folgen meines Weges. Das bringt mir die Kontrolle, die ich benötige, um Meme dieser gewaltigen Komplexität zu verbreiten, die nötig sind, um neue Realitäten zu erschaffen. Diese Erkenntnis - die meine Methode zur Befreiung anderer Seelen (zur Erlangung eines höher(dimensionaler)en Bewußtseins) verbesserte, steht vollkommen im Einklang mit meinen Forderungen, bezahlt zu werden. Nur wer mich bezahlt, will wirklich, was zu wollen er vorgibt. Wer nicht bezahlt, will entweder Schaf bleiben oder will auf eigene Faust versuchen, Magier zu werden, ganz frei zu sein, ohne den Zwischenschritt, erst mal in meine Fußstapfen zu treten und auf die höhere Gefahr hin, zu scheitern.

Die Änderung meiner Strategie wurde nötig, als ich erkannte, daß der Weg in die Freiheit eben doch schwieriger ist, als ich anfangs dachte. Ich hatte mich geirrt, weil ich aus der Tatsache, daß ich die Hürde gemeistert habe, schloß, daß auch andere Normalintelligente es schaffen können. In diesem Urteil hatte ich mich geirrt. Den wichtigsten Schritt, den Viele als den Sprung ins kalte Wasser empfinden, den sie dann doch scheuen, ist doch sehr schwer: Der Übergang von der Theorie in die Praxis: die gelebte neue Philosophie, das Loslassen der alten Vorstellungen und Gewohnheiten: die aktive Förderung jener Systeme, in denen man leben will. Das Hineinleben in die angestrebten Systeme - in die ersehnten Welten - ist ein Hineinopfern vom alten Standpunkt her. Man muß das, was einen an die alte Lebensweise bindet, schrittweise opfern. Und das ist, was DIESE Welt anbelangt, das diesseitige Weltheiligtum "Geld". Der Weg in die Freiheit ist länger, als ich einmal (bis vor 1 Jahr) dachte. Also mußte ich in meine Methode Zwischenschritte einfügen und länger und autoritärer führen (was in Zeiten der "Demokratie" nicht leicht zu vermitteln ist).

Es hat lange gedauert, bis ich begriffen hatte, daß meine Geldforderungen nicht nur die Tatsache reflektierten, daß sie meine zum Lehren notwendige Autorität herstellten, sondern daß sie außerdem meine erste halbbewußte Reaktion auf die Erfahrung war, daß ich meine Schüler nicht allzuschnell in die Freiheit entlassen darf, sondern viel länger auf meinem Weg halten - an kürzerer Leine führen - muß. Die Geldforderung nahm zeitlich die Erkenntnis vorweg, daß meine Führung viel enger sein mußte, als ich eigentlich gewollt hatte. Meine früheren Skrupel, Geld zu nehmen, entstanden aus dem Ideal, daß Freiheit impliziere, daß ich (mich "zurückhaltend") nicht führen dürfe. Doch wie soll ich Sklaven zur Freiheit führen, wenn ich das Freiheitsideal derartig hoch halte, daß ich überhaupt nicht führe? Nein, Freiheit ist nicht Beliebigkeit! Ich selber bin die Tür in die Anderswelt für diejenigen, die noch Gefangene der Kapitalistenwelt sind und von mir Befreiung ersehnen. Ich kann nicht andere Türen öffnen. Das ist mir nun vollkommen klar geworden.

Ein Wort noch zum "Scheitern" der meisten meiner Schüler. Sie sind nicht im Leben gescheitert. Meine Lehren haben durchaus große Erfolge zu verzeichnen - wie sich aus "Fälle" und "Fälle 2" erahnen läßt. Sie wurden im materiellen Leben durchaus ausgeglichener, glücklicher und problemlösekompetenter. Gescheitert sind die Meisten ausschließlich darin, daß es in ihnen diesem "Umklappeffekt" nicht gab, der den Paradigmenwechsel zum "leibhaftigen Erlebnis" machte. Sie hatten zwar alles verstanden, aber es "passierte nichts". Sie schafften das Umklappen des Wissens in echte Weisheit nicht. Die Welt verzauberte sich nicht: sie sahen nicht (bewußt!), wie die sog. "Zufälle" vor ihren Augen andere Vergangenheiten kreierten, denenzufolge sie in der Gegenwart Zauberer waren. Sie wurden anders, aber sie wurden es nicht bewußt! Sie sahen sich nicht als Ursache ihrer Vergangenheit. Sie blieben Schöpfungen, wurden keine Schöpfer, denn nur das bewußte Erschaffen zählt! Das war das subjektive Scheitern. Sie konnten ihre eigene Magie nicht sehen. Also waren sie Verzauberte geblieben, nicht Zauberer geworden. Ich aber will, daß sie Zauberer werden.

5.7.2003: Das Geheimnis der Matrix: "Die Hindus haben eine vielschichtige, multiple Wirklichkeitsstruktur, deren Basis Vishnu, der Träumende, ist. Unsere Wirklichkeit ist Vishnus Traum, er träumt uns. Er träumt auch sich selbst, so wie Sie in Ihren eigenen Träumen erscheinen können. In seinem Traum kann er sich atemporal bewegen und ohne Zeitverlust jede Entfernung überwinden. Aber die Bürger der Welt können auch von Vishnu träumen, ihn anbeten, ihn in ihrem Geist nachbilden. Der TRAUM kann den TRÄUMENDEN träumen. Verwirrend?

Die Beziehung zwischen Cyberspace und unserer Wirklichkeit liefert eine maßgebliche Forderung: Laß ab vom linearen Streben nach letzten und höchsten Dingen! Hör auf, auch nur nach der Mitte der Dinge zu suchen! Vielleicht ist die Wirklichkeit von Natur aus holografisch und jeder einzelne kleine Knotenpunkt in der Matrix des Daseins enthält ein Bild des Ganzen. Mag sein, daß wir das Ende dieses riesigen, dahinfließenden Kosmos nicht zu sehen vermögen, aber vielleicht können wir in uns hineinblicken und dadurch verstehen; vielleicht können
wir den Blick auf die Geometrie innerer und uns naher Beziehungen richten und dadurch zu ein paar Schlüssen über den Lauf der Welt(en) gelangen.

Womöglich werden wir nie genau wissen, ob es einen letzten »Grund« oder eine höchste »Spitze« in der Hierarchie des Daseins gibt. Aber ich halte es nicht für unmöglich, mit solch relativistischen Kontemplationen etwas zu finden, was »Weisheit« gleichkommt; den vielschichtigen Schleier zu durchbrechen und wenn schon nicht den Grund oder die Spitze der Dinge, so doch die Dimension des Staunens zu erkennen und einen Blick ins innerste Wesen der Wirklichkeit zu erhaschen.

Verblüfft stehen wir auf der Schwelle unserer eigenen Wahrnehmungen. Einem leuchtenden Rand, der sich schmelzend vorwärts ins Dunkel faltet und unter unseren Schritten Neuland entstehen läßt. Eine neue Welle des Traum-Raums scheint unsere erwachenden Gehirne zu erwarten." (Quelle: Das Geheimnis der Matrix, Heyne - TB)

Mein Kommentar: Diese Sätze spiegeln genau meine Philosophie wider. "Der Traum kann den Träumenden träumen". Das ist dasselbe wie mein Reden über die wahre Kreativität, über die Erschaffung eines Welt-Mythos, in dem wir selber enthalten sind, über die Selbst(er)findung, also darüber, daß wir das, was uns erschaffen soll, selber kreieren: die Seele erschafft die Erscheinungswelt samt Ego, und dieses wirkt zurück auf die Seele (wodurch die materielle Welt ihren bedeutungslosen Charakter als Epiphänomen verliert und "real" wird), über das Anliegen der "Schule für Lebenskunst", den Schülern die Fähigkeit zu vermitteln, Künstler und Kunstwerk zugleich sein zu können.

11.7.2003: Ewige Gegenwart: "Es kommt in erster Linie darauf an, daß jedes Mandala ein Zentrum hat: den Ort, an dem man geboren wurde, das Auge Gottes, das Herz der Dunkelheit und des Lichtes, den ruhigen Mittelpunkt des Sturms.
Gut: Man muß versuchen, sich diesem Zentrum zu nähern, dem Strudel an der Grenze von Yang und Yin, sich auf den Mittelpunkt des Mandala zu konzentrieren.
Sich auf sich selbst besinnen. Begreifen Sie, was das bedeutet? Man muß sich auf das eigene und ewige Jetzt konzentrieren. Wenn man sich aus dem Mittelpunkt entfernt, so bedeutet das, daß man in Richtung des Todes voranschreitet, in Richtung der Geburt zurückkehrt, immer wieder zwischen diesen beiden Polen hin und her gerissen wird. Wenn man es jedoch schafft, sich immer im Fokus des Mandalas zu halten, genau in der Mitte, so steht einem die Quelle der Erneuerung zur Verfügung. Dann wird man zu einem Organismus, der sich ständig selbst heilt, sich ständig selbst ergänzt und in Bereiche jenseits des eigenen Selbst wächst." (Quelle: Robert Silverberg: Capricorn Games" in "Top Science Fiction, Heyne 4352) - Siehe (zz050.html#f) "Das Auge des Zyklons", (zz095.html#g) AufTauchen, (zz180.html) Ewiges Leben, (zz190.html#0510) Ewigkeit, Weltenwanderer, Dreieinigkeit, (zz197.html#0711) Im Auge des Zyklons.

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