Faust aufs Auge

Philosophische Aphorismen
willst gedichtet du haben,
stolz bist du auch noch,
Größenwahnsinniger!
Ehe du spinnst
von Gott und der Welt,
lieber lern schreiben:
Reales vom Fußball,
Genuß des Kaffeetrinkens,
Liebesgeflüster!

Solche Leute brauchen wir!

+

O knöcherne Faust,
blindschlagende,
weißt du denn nicht,
daß der Mensch,
sich besinnend,
oben beginnt
und vom Blei der Kultur
mehr oder minder tief
gezogen wird
hinab auf die Fundamente
des Wissens?


Heldenfreundschaft

O wie er kämpfte,
der Freund,
tapfer gegen die Vielen,
selbst mich noch kränkte,
aber ich schenkte ihm
den Sieg!


Der Künstler

Ich bin Künstler,
denn ich weiß nichts -
Wissen raubt mir
Phantasie nur.

Ich bin Künstler,
denn ich kann nichts -
Handwerk taugt nur
für das Fließband.

Ich bin Künstler,
ohne Werk, denn,
ich beherrsch die
Kunst des Lebens!


Reifen

Reifen -
Landen auf der Erde.
Der Horizont umschließt mich,
bis er würgt, doch
er schärft den Blick.

Laßt mich wandern
auf der Erde Oberfläche.

Lernen ist Landen.

Der Weg schließt sich zum Reifen;
das Gelernte verwandelt sich im Licht
der Bewußtheit.

Ich verlasse diesen seltsamen Planeten,
um in anderen Welten zu landen.

Ein Reisender bin ich
von Kosmos zu Kosmos
ohne Ende.

Wer will mich verstehen?



Spekulanten

Spekulanten
sind die feigsten
der Schmarotzer,
denn sie laufen
immer über
auf die Seite
aller Sieger
und verraten
stets die Schwachen.

Spekulanten
sind das Herz des
Wirtschaftslebens,
pumpen Blut in
junge Zellen,
saugen aus das
Todgeweihte.

Stehn sie über
Gut und Böse?
Diese Frage
stell ich mir.


Adolf Hitler

Adolf Hitler, du verruchter
Massenmörder und Verfluchter!
Du Verführer junger Seelen:
Dein Gewissen soll dich quälen!
+
Nun hör mal zu, du junger Spund
Und halt gefälligst deinen Mund!
Ich bin vor Gott nicht schuldig;
Trug nur mein Schicksal duldig!

Wer mir die Schuld gibt am Geschehen,
Der hat das Eine übersehen:
Ich gab Befehle zwar zu Taten,
Doch wer gehorcht, hat sich verraten!

Ich führte in den Feuerreigen
Nur Pflaumen und die Feigen!
Ein jeder erntet, was er sät:
Der eine früh, der andre spät!


Nutz Los

Ich fühle jede Tat von Nutzen
Mir meine Flügel kürzer stutzen.
Womit ich auch mein Geld verdiene;
Es macht mir eine Trauermiene!

Doch ich hab einen Trost zur Hand;
Hab ich doch das Gesetz erkannt,
Daß umso nützlicher die Tat,
Je weniger vom Geist man hat.


Auf Tauchen

Tiefste Wahrheiten sind
ewige Wahrheiten,
wie Ozeane
an ihren tiefsten Orten
am ruhigsten sind.

Sich entfernen
von kurzlebiger Gischt,
Wellengekräusel der Oberfläche,
Untertauchen
in die Ruhe der Tiefe,
um Gründe zu finden
und Hintergründe, Magmafeuer
unter den Gründen:
Das ist die Aufgabe des Philosophen!

Nach der Taufe auf dem Wasser gehen...
Gottes Zeichen
sind Ruhe und Bewegung.


Rückstoß

Lesen verwirrt
und Schreiben ordnet den Geist.
Beides zusammen läßt wachsen ihn,
denn eines ist Rückstoß des andern.

Wissenschaft bringt Fortschritt,
Zum Ursprung führt Philosophie.
Beides zusammen läßt wachsen den Geist,
denn eines ist Rückstoß des andern.

Das Eine strebt auseinander
in zwei abstoßende Pole
und bleibt doch das eine dabei:
dies ist das Wesen des Lebens.

Was Körper zeugen,
das tötet Verstand,
dazwischen ist Leben gespannt:
So wirkt im Leben das Wesen.

Und wird Verstand selbst fruchtbar,
löst er sich unsichtbar auf.
Mächtig wirkt dann der Geist
und schafft geheim neues Wesen.


Innen Welt

Tausend Rinnsale
Durchflochten die
Fruchtbare Ebene des Paradieses
Zeitlos-ewig im Wandel
Und doch bleibend.

Dann geschah das Unglück:
Starke Regen vom Meere
Brachten Überfluß
Und ihre Wasser teuften ab
Fünf Rinnsale zu Graben!

Unvergeßliche Steine
Rollten hinab,
Zerstörend Lebendiges,
Tiefer noch schürften diese
Die Gründe.

Die dunklen Wasser
Schwollen an zu Strömen und
Rissen alles
Ins Totenmeer.

Den Rinnsalen
Versiegten die Quellen,
Und mit ihnen
Starb das Paradies.

Heiße Wüstensande
Durchstoben die einstmals
So klare, erfrischende Luft und
Verhüllten die Sonne.

s. "Kurzgeschichten": Tod und Leben


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