Notiz 16
von Hans-Joachim Heyer


21.6.05- Batman: "Ein Mann ist, was er tut." - Unter diesem Titel finden wir in der neuen "ZEIT" eine Kritik zum Film, der diese Tage in den Kinos anläuft. Das komplette Zitat aus Batmans Mund ist im Textteil zu finden: "Ein Mann ist nicht, was er zu sein glaubt, sondern was er tut."

Hört sich gut an, aber stimmt er? Dieser Frage möchte ich hier nachgehen.

Der Satz bedeutet, daß sich ein Mann über sein Sein irren kann, aber er kann sich nicht in seinem Tun irren: Was er tut, ist er. Tut er etwas Falsches, ist der Fehler wahrer, realer Teil dieses Mannes. Es stellt sich sofort die Frage, wie man bei einer bestehenden Glaubensungewißheit Gewißheit über sein Tun erlangen kann. Was Batman zu sein glaubt, ist sein Selbstmodell. Dieses Selbstmodell bestimmt sein Tun, und zwar subjektiv widerspruchsfrei. Würde Batman zur Erkenntnis kommen, etwas zu tun oder getan zu haben oder zu planen, was im Widerspruch zu seinem Selbstmodell stünde, würde er sein aktuelles Selbstmodell beschädigen oder ändern zugunsten eines anderen ihm höherwertigeren Selbstmodells. Letztlich ist alles Tun eines Menschen IMMER Ausdruck seines aktuellen Selbstmodells.

Ich kenne eine Reihe Leute, die immer wieder ihre Überzeugung zum Ausdruck geben, es sei wichtig, ihr eigenes Leben zu leben: selbst hinzuschauen, selbst zu denken, selbst zu urteilen und aus eigenem Willen zu handeln. Aber dann kommt die übermächtige Realität und zwingt sie, all diese Träume über Bord zu werfen und sich an die Gegebenheiten anzupassen. Die Realität zwingt die Menschen zum Verrat an den Idealen. Radikaler: Der Materialismus ist überzeugender als der Idealismus.

Für einen Materialisten ist das Fremdbestimmtwerden Teil des Selbstmodells. Ein Materialist glaubt nicht an Selbstverwirklichung, sondern an Anpassung an äußere Gegebenheiten. Ein Materialist verwirklicht sich, indem er sich nicht verwirklicht.

Friedrich Schiller sagte einmal, der Geist erbaue sich seinen Leib! Tja - und dann wurde der Leib krank und besiegte seinen Geist. So scheint es, ist es aber nicht.

Solange man den Tod des Leibes als real ansieht, ist man Materialist. Sätze wie "Nichts ist sicherer, als der Tod!" oder "Es gibt keine Überlebenden!" zeigen, wie tief der Materialismus im modernen Menschen verankert ist. Wer so denkt, hat sein Subjekt verloren; ist Objekt, genauer: sein Subjekt ist objektiviert.

Ich erachte den Materialismus für falsch und glaube dementsprechend nicht an meinen Tod. Im Gegenteil: Ich bin sicher, unsterblich zu sein, denn ich bin Idealist. Freilich kann ich mit dieser Erkenntnis nur deshalb konfliktfrei leben, weil ich eine schlüssige Erklärung für die Tatsache habe, daß alle Leiber irgendwann ihre Lebensfunktionen einstellen und verfaulen. Ich weiß, warum eingefleischte Materialisten mich für sterblich halten müssen und meine Sterblichkeit eines Tages auch BEWEISEN können, obwohl ich sie subjektiv nicht erleben werde. Außerdem habe ich mein Lebensgefühl zum Gefühl, ewig zu sein, geläutert - an meine Philosophie angepaßt. Mein Wissen, in der ewigen Allgegenwart zu leben, ist Gefühl geworden.

Woran Materialisten nicht denken, ist, daß "ein Mann ist, was er glaubt", wenn er nach seinem Glauben tut, weil er sein Tun nach seinem Glauben (wonach sonst?) interpretiert. Ich bin, was ich zu sein glaube und was ich tue, weil beides - Tun und Glauben - eine Einheit sind.

Menschen, bei denen diese Einheit auseinandergefallen ist - siehe Batman - sind Sklaven, denn nur Sklaven werden gegen ihren Willen zu Handlungen gezwungen! Bei ihnen fallen Tun und Glaube auseinander. Fragt sich nur, womit identifizieren sie sich? Mit dem, was sie glauben oder mit dem, was sie tun? Ein Sklave, der noch Herr über sein eigenes Selbstmodell ist, weiß, daß er Sklave ist und ist deshalb kein echter Sklave; ein echter Sklave ist der, der glaubt, zu sein, was er fremdbestimmt tut. Er hat sich selbst verloren, ist eine seelenlose Marionette. Echte Sklaven wissen nicht, daß sie Sklaven sind. Die meisten von denen halten sich für "mündige Bürger".

Meine Definition von "Sklave" hat sich dementsprechend geändert. Meine Frage war, welcher Mensch ist schlimmer dran: Der Fremdbestimmte, der weiß, daß er fremdbestimmt ist oder der, der es nicht weiß? Erster leidet wahrscheinlich mehr als Zweiter; er fühlt sich mehr als Sklave, als Zweiter sich fühlen mag, aber da er um seine Fremdbestimmung weiß, ist in ihm noch eine frei urteilende Instanz anwesend. Der Zweite leidet vielleicht weniger, weil er sich ein anderes Leben nicht mehr vorstellen kann, aber er ist Sklave durch und durch. Nach dem Urteil moderner Bewußtseinsforscher sind alle Menschen (auch die Bewußtseinsforscher selbst!) Sklaven dieser Art.

Nach meinem Urteil sind (fast) alle Menschen im Prinzip unechte Sklaven: Fast jeder wird als Idealist und Träumer geboren und wird im Laufe des modernen Lebens vom Materialismus zurechtgestutzt. Ein Politiker - leider weiß ich nicht mehr, welcher - soll gesagt haben: "Wer in seiner Jugend kein Kommunist war, hat kein Herz, aber wer als Erwachsener immer noch Kommunist ist, hat keinen Verstand." Wie kommt es zu dieser Entwicklung? Warum ist der Materialismus stärker als der Idealismus?

Antwort: Er ist stärker als ein falscher Idealismus! Ein richtiger Idealismus ist stärker, als der Materialismus! Weil der Idealismus Zukunft kennt und der Materialismus nicht! Daß der Materialismus keine Zukunft hat, erkennt man schon daran, daß die Elitephysiker zunehmend idealistischer werden. Die Quantentheorie ist eine idealistische Theorie, wonach das Bewußtsein (Glaube) das Sein bestimmt. Indem immer besser verstanden wird, daß der Zufall im materiellen Universum von einer höherdimensionalen Warte aus kein Zufall ist, befreit sich die Physik - heute noch für die Meisten fast unsichtbar - von den Fesseln des Materialismusses und wird zunehmend idealistisch. Die Frage, ob die Naturgesetze entdeckt oder erfunden werden, wird immer mehr zugunsten des "Erfunden" beantwortet. Der SPIEGEL-Aufmacher (SPIEGEL Nr. 3/2005) "Die Erfindung von Zeit und Raum" wird immer mehr greifbare Realität. die Welt wird erfunden, nicht entdeckt! Auch der "Hyperraum", durch den die Raumschiffe in vielen Science-Fiction-Romanen bereits eilen, existiert vielleicht noch nicht physikalisch real, aber er wird zur Zeit erfunden.

Intuition: Zwei Artikel im neuen SPIEGEL:

1. S. 78: "Alles Hokuspokus - Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer über widersprüchliche Ernährungsempfehlungen und die Gefahren von Obst und Gemüse": Pollmer antwortet auf die Frage, worauf der Verbraucher beim Essen vertrauen solle. Pollmer: "Auf seinen Körper, seinen Appetit, seinen Hunger, seinen Durst, auf seinen gesunden Menschenverstand."

2. S. 164: "Versinken in der Datenflut - Der Wissenschaftsautor Malcolm Gladwell, 41, über die segensreiche Wirkung der Intuition und die Irrwege beim Treffen von Entscheidungen."

Beide Artikel passen gut zueinander. Im ersten Artikel geht es darum, daß sich der Mensch nicht seine "Stimme des Körpers" zugunsten diverser rationaler, (pseudo)wissenschaftlicher Ernährungsratschläge verstummen lassen solle. Pollmer erteilt sämtlichen Ernährungsratgebern eine Abfuhr. Bis vor kurzem hieß es noch, "Ernährungsbewußte" sollten sich fettarm und kohlehydratreich ernähren. Jetzt kommt angesichts des Versagens dieser Methode eine neue "Diät" aus den USA: "Low-carb" - kohlehydratarme (und folglich fettreiche) Kost. Alles Schwachsinn! Pollmer erklärt, der Mensch besitze ein unbewußtes Darmhirn, das den Bedarf an Substanzen ermitteln könne und wisse, in welcher Nahrung sie enthalten seien. Über Gefühle wie Hunger, Durst, Appetit auf Besonderes etc. melde sich beim Menschen, dessen Intuition richtig arbeite, dieses unbewußte Gehirn über diese Gefühle an den Verstand. Es komme also darauf an, diese "Stimme des Körpers" wieder hörbar zu machen, - indem man ihr zuzuhören übt.

Im zweiten Artikel schreibt der Autor, die Menschen sollten mehr ihrer Intuition folgen. "In vielen Situationen arbeitet das Unterbewußtsein einfach viel schneller und nutzt einen riesigen Wissensschatz, auf den der Verstand gar keinen Einfluß hat." Der Verstand habe nicht die Kapazität, komplexe Zusammenhänge zu überblicken, wohl aber das zu einem sehr hohen Prozentsatz unbewußt arbeitende Gehirn, welches sich dem Verstand über die Intuition mitteilen würde.

Ich ergänze beide Artikel mit folgendem: Wie ich in Notiz 13 schrieb, kann auch die Intuition irren. Auch der Verstand ist wichtig, denn er kann eine irrende Intuition zuweilen korrigieren. Meine Lebensmaxime ist: Intuitiv, spontan den Alltag leben, zwischendurch in ruhigen Mußestunden philosophierend die Intuition schulen. Beispiel Ernährung. Ich habe mich noch nie an Ernährungspläne gehalten, habe mich immer so ernährt, wie Pollmer (s.o.) empfiehlt, habe mich von Hunger, Durst und Appetit leiten lassen und habe auf Nahrungsmittel verzichtet, die Sodbrennen, Hautausschläge und sonstige Körperbeschwerden verursacht haben. ABER: Ich habe mich trotzdem vom Verstand dazu leiten lassen, dem Magen lange Pausen, in denen er die Mahlzeiten verarbeiten konnte, zu lassen. Meine rational ausgedachte Theorie war (und ist es immer noch), daß man einem Magen, der von einer HAUPTMAHLZEIT bereits mit Halbverarbeitetem gefüllt ist, zwischendurch nichts Frisches hinzufügen sollte, damit die Verarbeitungsschritte und -zeiten nicht durcheinandergebracht werden. Säure und Enzyme brauchen etwa fünf Stunden für die Verarbeitung eines Mageninhaltes. Wenn ich bereits nach zwei Stunden wieder etwas esse, kommt dieses Essen zu früh in den Verdauungstrakt, was sicher nicht gut ist. Also verzichte ich auf Zwischenmahlzeiten. Was vor Jahren eine Entscheidung meines Verstandes war, ist heute Teil meiner intuitiven Ernährungsgewohnheit.

23.6.2005- Politik und Wirtschaft: In der ZEIT v. 16.6. fand ich heute ein schönes Zitat von Robert Louis Stevenson: "Erst müssen wir hoffen, daß die Reichen redlich, bevor wir hoffen können, daß die Armen nachdenklich werden."

24.6.2005- Internetzfunde:

http://www.hostmaster.org/Economy/Links.html mit "Wirtschaft.html"
http://www.allmystery.de/themen/uf9984-6 mit "Ufo-vallee.html"

25.6.2005- Woody Allan: In einem ZEIT-Interview "Ich pfeife auf mein Vermächtnis" (Zeit v. 23.6.05: http://www.zeit.de/2005/26/Interviw-Allen?term=Vermächtnis). Es folgen ein paar Allen-Zitate:

Die einzige absolute Wahrheit, die dem Menschen zugänglich ist, ist die absolute Bedeutungslosigkeit des Lebens.« Diese Erfahrung der Bedeutungslosigkeit verbindet uns alle. Wir sind zufällig da. Auch das Universum ist zufällig da.

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Welt hart und gnadenlos ist. Und ich habe nur die schlechteste, übelste, grimmigste Vorstellung von ihr. Der große Trick besteht darin, sich einigermaßen unversehrt durch diesen Albtraum zu mogeln. Und sich dabei ein bisschen Spaß und Würde zu bewahren. Das Gesamtphänomen ist allerdings unglaublich grausam: Wir werden geboren, um ausgelöscht zu werden. Manche versuchen, diese Erkenntnis durch die Religion unter den Teppich zu kehren. Sie glauben, es gibt einen Gott, einen Papst, einen Pfarrer, der die Sache schon regeln wird. Wissen Sie, dass 80 Prozent der Amerikaner an Engel glauben? Das gibt uns eine Vorstellung davon, wie groß die Angst sein muss. Ich finde, wir sollten lieber sehenden Auges durchs Leben gehen. Und uns darüber im Klaren sein, dass es ein mörderischer, darwinistischer Albtraum ist, gegen den wir völlig allein ankämpfen müssen.

»Altern ist die Hölle. Du betrachtest dein Gesicht im Alter und stellst fest, dass etwas fehlt. Dann wird dir klar, dass es deine Zukunft ist.«

»Ich frage mich, ob die Erinnerung etwas ist, was man hat, oder etwas, das man verloren hat.« Diese Formulierung habe ich von Lou Andreas-Salomé geklaut. Ich würde sagen, dass die Erinnerung etwas ist, was man hat. Man könnte sie als etwas Verlorenes ansehen, aber der Prozess des Sicherinnerns ist auch eine Art Inbesitznahme. Für mich sind meine Erinnerungen etwas sehr Kostbares, das ich besitze.

Neulich sagte jemand zu mir, dass ich in den Herzen und im Geist meiner Landsleute weiterleben werde. Ich will aber in meinem Apartment weiterleben! Es bedeutet überhaupt nichts, ein Vermächtnis zu haben. Die amerikanischen Präsidenten sind immer um ihr Vermächtnis besorgt. Was für ein Witz! Nur solange wir hier sind, haben die Dinge Bedeutung. Weg ist weg.

Worin Woody Allen irrt: Wenn das Universum bedeutungslos ist, weil in ihm alles zufällig ist, dann kann es nicht hart und gnadenlos sein. Gnadenlosigkeit gibt es nur da, wo es keinen Zufall gibt, und die Empfindung von Härte gibt es nur da, wo etwas Sensibles, Weiches, etwas Anderem diese Bedeutung geben kann.

Allen meint, 80 % der Amerikaner glauben an Engel (die es seiner Meinung nach nicht gibt), und er meint, sein Glaube an die Absolutheit der Bedeutungslosigkeit und die Evolution (was seiner Meinung nach real ist) sei ein Wissen, das höherwertiger, als der Engelglaube sei, obwohl er ja von der Bedeutungslosigkeit SEINES Glaubens überzeugt ist.

Was also macht Allan? Folgen wir seiner Argumentationsstrategie: Er als Materialist klaut sich aus dem Christentum die Werte. Sein Materialismus kennt ja keine, denn in ihm ist ja alles zufällig und ohne Bedeutung. Mit diesen geklauten Werten bewertet er nun Christentum (samt Engelglaube) und seinen wertfreien Materialismus - er vergleicht beide. Er kommt zu dem Ergebnis, daß der Materialismus wertvoller sei als der Idealismus des Christentums, denn der Materialismus sei real und das Christentum sei Selbstbetrug (um sich vor der brutalen Wahrheit des Materialismusses, die Angst macht, zu schützen). Und nachdem er den christlichen Idealismus mit Hilfe ebendieses Idealismusses abgekanzelt hat, zerstört er das, was ihm den Sieg beschert hat: die Werte, und behauptet dann, so etwas gebe es nicht.

Woody Allen ist verrückt! Und noch verrückter ist: Mindestens 80 % aller Menschen des Westlichen Kulturkrieses denken wie Allan.

28.6.2005- Woran Woody Allan erkrankt ist, beschreibt Camille de Toledo in einem anderen ZEIT-Artikel ("Die Toleranz der Goldfische, ZEIT v. 23.6.05). Toledo beobachtete den Berufsverkehr - nicht nur den mit Autos in verstopften Straßen, sondern das Verkehren der Kapitalisten miteinander:

"Wir spüren voller Bitterkeit, daß in jeder dieser Handlungen die ganze Nichtigkeit, die ganze Dummheit, die ganze Leere der heutigen Zeit konzentriert ist. ... Jedes Mal, wenn sie auftauchen ... erinnern sie uns daran, daß die Menschheit besiegt ist, oder zeitgemäß ausgedrückt, daß die Maschine im Menschen triumphiert. Auf den Gesichtern dieser Automaten erkennen wir die Leidenschaft der Besessenen, die großspurige Freude einer ohnmächtig gewordenen demokratischen Macht, das von Eitelkeit, Neid, den >Kräften des Marktes< gebändigte, abgerichtete, erzogene Verlangen, und, allgemeiner, ein ganzes Netz von Akteuren, die von der ökonomischen Dramaturgie überrollt wurden, zu derem Aufbau sie einst selbst beigetragen hatten. ...

... Manche machen Yoga, andere schalten den Fernseher ein, schlucken Pillen, sehen sich Familienalben an, aber alle fliehen die Leere, die Einsamkeit, alle wollen der Qual einer an der Produktion und den Konsum von Waren vergeudeten Existenz entrinnen ... bis es am nächsten Morgen weitergeht.

... Diese Schizophrenie - zwischen einem Maschinenwesen, das an der Börse spielt ... und einem Menschenwesen auf der Suche nach Sinn ... ist die Hauptkomplizin des Kapitalismusses.

Die Menschen haben keine Wahrnehmung mehr für das Geistige; sie suchen den Sinn am falschen Ort, fliehen die Leere in ihrem Wahn in die falsche Richtung und entleeren ihre Seelen noch weiter und werden schließlich in ihrer Verzweiflung verrückt, weil sie den nötigen Ausgleich zum Leben als Maschine nicht mehr zu finden imstande sind.

Es wird ihnen heute auch besonders schwer gemacht: die Gehirnforscher leugnen die Seele, den freien Willen, das Bewußtsein, das Leben schlechthin - sie haben alles auf tote Atome (genau: Physik) reduziert - und können ihre Thesen dem unreifen Verstand auch noch "beweisen"! Die Kunst ist dekadent - verweltlicht bis zum letzten Zipfel. Falsche Vorbilder - zB Woody Allen - werden aufgebaut und berühmt gemacht; die Religionen sind allesamt mausetot, da ihre Priester vom Geist nichts mehr wissen.

Entweder überwindet die Menschheit den Materialismus oder er überwindet sie. Die (notwendig anwachsenden) Probleme eines Systems können innerhalb dieses Systems nicht gelöst werden. Jeder Rettungsversuch, bei dem die Ebene, in der das Problem auftaucht, nicht verlassen wird, um sie von einer höherdimensionaleren Ebene aus zu verstehen, ist nicht nur zum Scheitern verurteilt; schlimmer noch: er vergrößert das Problem. Leider scheint Joschka Fischer, wie sein Buch "Rückkehr der Geschichte" zeigt, diesen Ebenenwechsel nicht vollziehen zu können. Ergo wachsen ihm die politischen Probleme über den Kopf.

Es gibt eine Rettung, aber die verirrten Menschen wollen sie nicht! Nicht nur im Privatleben mache ich immer wieder die Erfahrung, daß Kranke und Verzweifelte mir vorschreiben wollen, daß ich ihnen ausschließlich innerhalb der sie krankmachenden, aber bekannten, Ebene helfen möge. Das Neue fürchten sie mehr als die Krankheit. Auch im öffentlichen Leben schrickt man vor mir zurück. Der Geist ist aus Ökonomie, Wissenschaft und Philosophie geflohen: Tote Seelen machen sich überall breit und werden von den Reichen gesponsert. Sämtliche Schulen werden augenblicklich privatisiert und dem ökonomischen Interesse, das weder Wahrheit, noch Bildung, noch Kultur, kennt, ausgeliefert. Der Tod hat Angst vor mir - weil ich lebe.

Die Regierung aus SPD und Grünen hat resigniert und wird im Herbst abgewählt. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Jetzt - da die Regierung nichts mehr zu verlieren hat - könnte sie doch alle unpopulären, aber notwendigen, Reformen durchziehen! Mit aller Macht die Herrschaft des Kapitalismusses brechen, indem eine andere Philosophie - eine Philosophie des Lebens - gelehrt wird. Eine Philosophie, die zeigt, daß der Mensch entweder moralisch ist oder nicht ist! Eine Philosophie, die lehrt, daß Seelenerbauung - über Aneignung der Primärtugenden - das Allerwichtigste ist und daß der Materialismus nichts als ein Prüfstein ebendieser Tugenden ist und sonst nichts. Wir müssen uns die Kompetenz aneigenen, eine bessere Welt zu erbauen, sonst werden wir zu Sklaven der sterbenden Welt.

Wir müssen die Bosse - diese Edelsklaven des Kapitalismusses, diese Maschinen - zum Leben erwecken, indem wir Überlebenden ihnen ein Gewissen einprogrammieren, das stärker ist als ihr kapitalistischer Trieb. Wir müssen aus ihnen wieder Menschen machen. Also fangen wir an: Laßt uns Menschen machen.

30.6.2005- Das wahre Problem der Weltpolitik: Es geht nicht länger an, den Menschen von unteren Ebenen her zu beschreiben und damit zu definieren: als Säugetier oder von noch weiter unten: als Ansammlung toter Atome. Diese reduzierende Methode, sich zu betrachten, hat keinen höheren Stellenwert - ja sogar einen wesentlich niedrigeren - als die kreative Methode der Beschreibung von höheren Ebenen her: der Mensch als Ebenbild Gottes.

Was wäre, wenn die SPD/Grünen plötzlich anfingen, davon zu reden, daß der Mensch nicht auf Ökonomie reduzierbar sei, weil er über Moral verfüge; es gehe nicht an, daß der Mensch der Ökonomie diene. Die Ökonomie sei eine Erfindung kreativer Menschen zwecks Erleichterung menschlichen Lebens; eine Erfindung, die dem Menschen helfen soll, sich vom Tier abzuheben.

Was wäre, wenn die Regierung anfinge, die wahren Probleme aufzuzeigen und mögliche Lösungen zu diskutieren? Das wahre Problem ist, daß Kulturnationen, die wesentliche Ressourcen in ihre sozialen Systeme stecken, wirtschaftlich mit brutalen Ausbeutergesellschaften, in denen Menschen wie rechtlose Sklaven* gehalten werden, nicht mithalten können. Es gibt ein Waffenembargo gegen China, weil China kulturell weit hinter Europa zurückliegt und demzufolge seine Konflikte - wie bei uns im Mittelalter - diktatorisch zu lösen pflegt. Es gibt ein Embargo gegen China wegen fortgesetzter Menschenrechtsverletzungen. Auch das Zahlen niedriger Löhne ist eine Menschenrechtsverletzung, die geahndet werden sollte. Warum keine Strafzölle wegen Frauen-, Sträflings- und Kinderarbeit? Warum keine ethische Durchdringung der Ökonomie?

Es gibt bereits Ansätze einer ethischen Durchdringung, denn es gibt den Straftatbestand der Wirtschaftskriminalität! Das bedeutet, daß bereits heute die Wirtschaft nicht alles machen kann, was wirtschaftlich möglich und nützlich ist. Wir haben Gesetze gegen Wirtschaftskriminalität. Diese ließen sich ausbauen.

Geschäfte mit Verbrechern sind verboten. Das ist heute bereits Faktum. Wenn wir Ausbeuter, die wie in China 40 Cent/Stunde zahlen, als Verbrecher definieren, fällt es leicht, keine Geschäfte mit ihnen zu machen. Jede Firma sollte Ethikpunkte bekommen. Je mehr sie davon hat, desto weniger Strafzoll muß der Exporteur an unseren Staat zahlen.

Eine solche Gesetzgebung ließe sich weltweit durchsetzen; schließlich ließ sich ja auch die Globalisierung, wie wir sie heute haben, durchsetzen: wenn zB eine Firma in irgendeinem Land nicht zahlt oder nicht vertragsgemäß liefert, kann sie heute schon zu Strafen verdonnert werden. Dieses Strafsystem muß nur ausgebaut werden.

Wenn zB die Chinesen Löhne ausbezahlt bekämen, die ihnen ein menschenwürdiges Auskommen böten (Stichwort: lokaler Warenkorb), wären sie immer noch wesentlich konkurrenzfähiger als zB eine deutsche Firma mit ihren Hochlöhnen, was hierzulande zu erheblichen Lohnkürzungen oder zu noch höherer Massenarbeitslosigkeit führen würde, aber die Löhne bei uns würden nicht ins Bodenlose fallen und die Arbeitslosenzahlen nicht ins Astronomische steigen, wie es jetzt vorprogrammiert ist.

Wir dürfen uns jedenfalls nicht den "Kapitalismus in Reinform", wie er neuerdings zB in China zelebriert wird, zum Vorbild nehmen. Dort wird beispielsweise Kohle konkurrenzlos billig abgebaut, sodaß hierzulande die Zechen schließen mußten. Wie überall werden Kosten-Nutzen-Rechnungen aufgemacht. In China sind die Löhne dermaßen niedrig, daß technische Sicherheitsvorkehrungen in den Gruben auf jeden Fall teurer kämen, als ein paar tausend Tote jährlich*. Die Zechenbetreiber brauchen ja auch kaum Entschädigungen an die Hinterbliebenen zahlen, und auch die Ausbildung der Bergarbeiter ist billig, da man sich um Sicherheitstraining nicht schert. Die Todesopfer rechnen sich. Soll der Mensch in Deutschland nun - bloß um konkurrenzfähig gegen Chinesen zu werden - ganz im Sinne des Kapitalismus nur noch als Kosten-Nuzten-Faktor gesehen und auf gleiche Weise verheizt werden? Soll der Mensch nur noch am Maßstab des Profites gemessen werden? Die Bosse hierzulande sagen "Nein!" und meinen "Ja!", weil sie nur noch in den Bahnen des Geldes denken können und kritische Einwände ihnen nur noch lästig, da irrational, sind. Sie halten den Kapitalismus für die einzige Realität, an der man sich orientieren müsse.

Ich höre sie jetzt schon, diese Kritiker, die behaupten, ich plädiere für eine Art Kommunismus, würde zu viele Eingriffe in den freien Handel fordern, und außerdem sei das alles nicht durchsetzbar.

Denen sei geantwortet: Es ist ja nicht so, daß ich ein funktionierendes System verändern will; ich will ein nicht mehr funktionierendes System retten! Wer argumentiert, meine Reformen ließen sich nicht durchsetzen, ist ein Schwächling, der resigniert hat und auf den hoffentlich niemand hört. Die globale Wirtschaft ist heute schon "unrein"; sie ist kein reiner Kapitalismus; sie enthält heute bereits ethische Werte: schließlich gibt es internationale Gesetze zur Ahndung von Mord aus wirtschaftlichen Gründen oder Ahndung wegen internationalem Wirtschaftsbetrug. Noch ist der sog. "Turbo-Kapitalismus" nicht mit der Mafia identisch. Es gibt bereits die UNO, die Weltbank und andere globale Organisationen, die ausgebaut werden können.

Ethische Einflüsse auf den Kapitalismus sind kein Kommunismus. Ohne den Einfluß ethischer Werte auf den Kapitalismus wären wir in einer Welt, wo jeder jeden bis aufs Blut bekämpfen würde. Der Kapitalismus würde sich selbst verunmöglichen, wenn er nicht ethisch motivierte Regeln aufnehmen würde. Also ist es eine LÜGE, wenn Protagonisten des Freihandels süffisant schwadronieren, sie seien ein Wirtschaftsunternehmen, das Geld verdienen wolle und nicht die Heilsarmee. Doch, sind sie auch! Ohne eine soziale Komponente ist Ökonomie nicht möglich! Die Marktwirtschaft kann nur als Soziale Marktwirtschaft funktionieren.

Was ich fordere, ist, daß neben dem globalisierten Handel nun auch die wirtschaftlich erforderliche ethische Komponente globalisiert wird.

* (27.7.05) DIE ZEIT vom 21.7.05: "Das Los der Vogelfreien - Wanderarbeiter sterben zu Tausenden, Sozialversicherung ist Luxus: In China ist das soziale Netz zerrissen. Aber die Regierung unternimmt kaum etwas dagegen. Allein in Peking sterben jährlich 2000 Arbeiter, weil sie aufgrund fehlender Sozialversicherung nicht mehr ärztlich behandelt werden. Behandelt wird nur, wer zahlen kann. Auch vor Gericht haben die Arbeiter keine Chance, denn auch die Justiz hat keine Verurteilungen zu verschenken.

Beispiel 2: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,368741,00.html: "... In der chinesischen Bergbau-Industrie kommt es immer wieder zu schweren Unglücken, denen jedes Jahr über 5000 Arbeiter zum Opfer fallen."

1.7.2005: Otfried Fischer bei Maischberger: Die Innenpolitik Deutschlands wird nach den nächsten Wahlen wie gehabt weitergehen, nur der Raubzug der Reichen wird offener, ungehemmter und frecher vonstatten gehen, da das Wahlvolk ihn sanktioniert hat. Es weiß ja, daß die CDU/CSU/FDP auf Seiten der Reichen steht. Wofür heute die SPD/Grüne Regierung gescholten wird, wird bei der kommenden CDU/CSU/FDP-Regierung unter Merkel noch schlimmer kommen, aber das Wahlvolk applaudiert der derzeitigen Opposition nach dem Motto: Heute die Regierung strafen! Was kümmerts mich, daß die morgige Regierung die abgewählte für diese Dummheit bitter rächen wird?

Was mich gestern bei Maischberger wunderte, war, wie bekloppt wieder einmal das Publikum war. Es war bereits ganz auf CDU-Linie eingestimmt und buhte, als O. Fischer sagte, man müsse auf die Außenpolitik schauen, denn in der Innenpolitik sei es egal, wer die Regierung stelle, die Innenpolitik bleibe dieselbe, aber außenpolitisch wären wir mit Merkel als Kanzler heute im Irak! Hier seien wir der SPD/Grünen-Regierung zum Dank verpflichtet. Mich macht diese abgrundtiefe Dummheit des Publikums nur noch traurig. Es wird verheizt werden, vielleicht in chinesischen Kohlegruben im Ruhrgebiet umkommen. Die Welt ist immer ein Spiegel des Bewußtseins.

4.7.2005: Antwort an www.indogermanen.de.vu (siehe mein Gästebuch)

Ich erhielt heute folgenden Gästebucheintrag:

www.ausrufer.de.vu
Hier noch einmal die Ergebnisse der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages ("Bevölkerungswandel in der Bundesrepublik Deutschland") aus dem Jahre 1994 im Überblick:
Bevölkerungsanteile im Jahr 2015:
Deutsche: ca. 70 %
Ausländer: ca. 30 %
Bevölkerungsanteile im Jahre 2032:
Deutsche: 48 %
Ausländer: 52 %
Bevölkerungsanteile im Jahre 2070:
Deutsche: ca. 30 %
Ausländer: ca. 70 %

Deutsche und Europäer, lasst euch nicht abschaffen ! Die Zeit drängt !

Antwort: Die HP, auf die der "Gast" sich bezieht, gibt der Überzeugung Ausdruck, daß die "weiße Rasse" den "farbigen Rassen", was die bloße Anzahl der Individuen anlangt, unterlegen sei und schließlich (durch Vermischung mit den anderen Rassen) aussterben könnte, obwohl ausschließlich die Weißen (und Ostasiaten wie Nordchinesen und Japaner) zum Aufbau höherer Kulturen fähig seien.

Meines Erachtens sind die Ängste der "Indogermanen"-Macher unbegründet. Sobald sich die Politik ein wenig ändert und zB das Kindergeld erheblich erhöht und mehr Kindertagesstätten und Ganztagsschulen anbietet, wird die Geburtenrate steigen und die demoskopischen Extrapolationen (die eh nie stimmen!) hinfällig machen.

Außerdem glaube ich nicht, daß es relevante Intelligenzunterschiede zwischen Weißen und Farbigen gibt; die größeren Unterschiede gibt es jeweils innerhalb einer "Rasse". Ein weißer BILDleser (der BILD nicht gegen den Strich liest, sondern sich von BILD informiert glaubt) beispielsweise ist wesentlich primitiver, als als ein schwarzer ZEIT- oder FAZ-Leser. Es gibt in allen Völkern große Dichter und Denker und die große Masse der Mitläufer.

Es gibt nur eine Menschenrasse. Jeder dieser "Unterrassen" (ich kenne nicht den exakten wissenschaftlichen Begriff für Variationen innerhalb einer Rasse) ist gleicherweise kulturfähig. Entscheidender als die Hautfarbe für die Kulturbildung ist das breitengradabhängige Klima und die jeweilege gesellschaftspolitische Situation. Hat erst einmal eine Population einen höheren technischen Stand entwickelt, kann sie andere Populationen am Fortschritt hindern. So bauen zB die Japaner bis heute keine Flugzeuge, nicht weil sie zu dumm dazu sind, sondern weil es sich für sie aus Konkurrenzgründen wirtschaftlich nicht mehr lohnt, eine Flugzeugindustrie aus dem Boden zu stampfen.

Die deutsche Nation wird es nicht mehr lange geben; die politischen Grenzen werden sich im Rahmen der Vereinigten Staaten von Europa auflösen. Was von uns Deutschen übrigbleiben wird, wird allein unsere SPRACHE sein. Deutsch ist nach meinem Ermessen jeder, der vorwiegend deutsch spricht und sich folglich der Magie der deutschen Sprache bedient und von ihr verzaubert wird. Ein Schwarzer, der deutsch spricht, ist ein Deutscher. Ich empfehle den "Indogermanen" deshalb, die deutsche Sprache bewußt zu pflegen und zB wie ich die unsägliche "Rechtschreibreform", die von echten Feinden der Deutschen durchgesetzt wurde, zu bekämpfen. Es bringt überhaupt nichts, auf dem Begriff "Ausländer" eine Utopie aufzubauen.

5.7.2005- Klassenkampf von oben: In der ZEIT finden wir unter http://www.zeit.de/2005/27/P-Bartels eine Besprechung von Hans-Martin Lohmann des Buches "Victory-Kapitalismus" von Hans-Peter Bartels. Es lohnt sich, den kurzen Artikel in der ZEIT ganz zu lesen. Hier ein paar Zitate (Fettdruck: Hervorhebung von mir):

... Hans-Peter Bartels lässt erst einmal kräftig Dampf ab gegen die Schrempps, Koppers und Schneiders dieser Republik, die ... nicht müde werden, den drohenden wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands an die Wand zu malen und der großen Mehrheit der Bevölkerung Verzicht zu predigen – bei märchenhaft hohen eigenen Bezügen und garantierten Abfindungen auch im Misserfolgsfall. Tatsächlich handelt es sich hier um einen verschärften »Klassenkampf von oben«, der Bartels zufolge historisch dadurch begünstigt wird, dass seit dem Ende der Sowjetunion der Kapitalismus alternativlos geworden ist: »Selbst im kommunistischen China haben wir inzwischen mehr unternehmerische Freiheit als in Deutschland.« So der Präsident der Maschinenbaulobby VDMA – der erpresserische Ton ist gewollt.
Bartels’ Polemik richtet sich gegen eine Klasse – und gegen die weithin gleichgeschalteten Medien, die nachbeten, was aus den Chefetagen tönt –, die aus schierem Eigennutz ein Interesse daran hat, die wirtschaftliche Situation Deutschlands schlechter zu reden, als sie tatsächlich ist. Der Autor vertritt die Auffassung und belegt das anhand von Zahlen und Fakten, dass Deutschland ... wesentlich besser dasteht, als gern behauptet wird, wofür nicht zuletzt die deutsche Handelsbilanz spricht. Solange freilich die Schwarzmalerei der Kapitalseite von der Öffentlichkeit für bare Münze genommen wird, kann es sich diese Seite ungestraft erlauben, immer neue Erpressungsmanöver einzuleiten – für niedrigere Unternehmensteuern und Lohndumping, für die Entmachtung der Gewerkschaften und Einschränkung der Mitbestimmung, für den Rückzug des Staates und überhaupt für mehr »Freiheit« des Privateigentums an Produktionsmitteln.

Alles, was das Buch an Fakten und Argumenten aufbietet, ist bekannt. Aber wahrscheinlich ist es notwendig, das Bekannte immer wieder öffentlich laut zu sagen, damit auch der Dümmste begreift, wie wir verschaukelt werden. ...

Genau das ist auch mein Sagen, für das ich hier eine schöne Bestätigung fand. Das Gejammere der Bonzen über die schlechte Wirtschaftslage und die Tatsache, daß wir Exportweltmeister sind, paßt einfach nicht zusammen. Auch freut es mich, daß es immer noch ein Massenmedium gibt - die ZEIT - das offen von der Gleichschaltung der Massenmedien schreibt. Zu ebendieser Gleichschaltung gehört auch, daß wirklich Wichtiges permanent unterschlagen wird, zB eine Untersuchung der Zusammenhänge von Kapitalismus und Ethik, wie ich oben unter "Das wahre Problem der Weltpolitik" anriß.

5.7.2005- Der Maschinenmensch: So heißt eine weitere Buchbesprechung in der ZEIT, die wir unter http://www.zeit.de/2005/27/L-Nizan finden. Der Text paßt gut zum oben zitierten; schließlich wird der Maschinenmensch von oben genannten Kapitalisten mit Hilfe gleichgeschalteter Medien gezüchtet. Auch die angebliche Unbeantwortbakeit existentieller Fragen wie die nach dem Sinn des Lebens gehört zum Züchtungsprogramm. Der Maschinenmensch wird zum Maschinenmenschen, indem er nichts vom Sinn, aber viel von den Funktionen des Lebens erfährt.

... Nizan und seine Epoche der Befreiungsideologien fühlten sich verantwortlich für die groß angelegte Frage nach dem Lebenssinn, zu der uns bis heute nichts Besseres eingefallen ist, als sie ins Belieben zu stellen, in die Hobbyecke, ganztagsbetreut von der Medien- und Freizeitindustrie. Nizan hingegen dachte groß vom Menschen. Er wollte wissen, wozu der mit allen irdischen Gütern versorgte Bürger sonst noch auf der Welt ist. Wozu außer zum Reich- und Satt- und Vollbeschäftigtsein wir taugen. Fragen, die sich nicht deswegen erledigt haben, weil sie niemand beantworten kann. ...

Tatsächlich nicht? Ich denke, die Frage in meiner Schule für Lebenskunst beantwortet zu haben. Gestern schrieb ich jemandem folgende Email:

Ich hatte mir Erwin Schrödingers Behauptung (s. auch www.hanjoheyer.de/Schroedinger.html), es gebe nur ein einziges Bewußtsein, sehr zu Herzen genommen und mich mehr als eine Woche lang gefragt, ob er evtl. recht haben könnte. Heute denke ich aber, mit Recht bei meiner alten Position bleiben zu können, daß es letztlich zwar ein einziges Bewußtsein - Gott - gibt, aber daß es ebenso stimmen muß, daß es viele kleinere, individuelle Bewußtseine gibt.

Ich glaube, daß Gott aus seinem Geist viele Seelen abgespalten hat. Einmal die Engel, seine Diener ohne freien Willen. Sie sind Boten Gottes. Dann die menschlichen Seelen, die er mit freiem Willen ausgestattet hat. Mit diesem Akt hat er sie seiner vollständigen Kontrolle, wie er sie über die Engel hat, entlassen. Der Mensch kann eigene Entscheidungen treffen. Deshalb kann er irren und die Folgen der Irrtümer sind Leiden und am Ende kann die Seele am Leid zerbrechen. Eine Seele, die leiden und zerbrechen kann, kann aber auch das Gegenteil: Glückseligkeit - das Höchste Ziel - finden und wachsen.

Sinn des Lebens ist das Seelenwachstum, und oberstes Ziel ist leidlose Glückseligkeit.
Doch WIE beteibt man bewußt Seelenwachstum? Nun, es ist wie bei der Nahrungsaufnahme: Körperfremdes wird aufgenommen und in Körpereiges umgewandelt. So die Seele: Sie nimmt Fremdes, das sich durch Leid zeigt, auf. Alles, was die Glückseligkeit hindert, ist Nahrung, die in geisteigene Substanz umgewandelt werden muß. Der Verdauung entspricht das Verstehen und das Interpretieren, besser: sie Subjektivierung des Objektiven. Aus Wissen wird Weisheit. Aus Weisheit wird Glückseligkeit (sagt alles auch Platon).

Diese Email sollte man natürlich aus dem Gesamtzusammenhang heraus zu verstehen versuchen. Zur Vorbereitung sollte man zuerst meinen "Gottesbeweis" kennen, dann meine Definition von Seele, dann meine ellenlangen Texte zum Thema "Subjektivierung" und "Objektivierung", kurz: man sollte meine komplette HP kennen, um verstehen zu können, daß ich keine einzige unbegründete oder schlecht fundierte Behauptung getätigt habe.

15.7.2005- ARD-Politmagazin "Panorama": In dieser Sendung gab es gestern einen schockierenden Beitrag. Es wurde argumentiert, daß trotz des erfolgreichen Abschneidens der Bayern bei der neuesten "Pisa-Studie" bei den Alpenländlern noch lange nicht alles in Ordnung sei - und nicht nur nicht bei ihnen - es sei Faktum, daß besonders CDU/CSU-geführte Länder aufgrund alter Traditionen nur eingeschränkt wettbewerbsfähig seien. So gebe es in Bayern viel zu wenige Krippenplätze für Kleinkinder, was bei vielen Müttern zum Brachliegen wichtiger ökonomisch verwertbarer Ressourcen führe. Als Beispiel diente eine Komputerexpertin, die sich beschwerte, aufgrund der Krippenplatzknappheit nun zu Hause beim Kind bleiben zu müssen, während ihre achsowichtigen Komputerkenntnisse aufgrund halbjährlicher Softwareupdates schnell veralten, sodaß sie, wenn überhaupt, nach der Kinderpause nur sehr schwer in ihren angestammten Job zurückfinden werde.

Dann wurden Interviews bedeutender Industriemanager gezeigt, aus denen deutlich wurde, daß auch die Bosse in Müttern keine Mütter, sondern ausschließlich Wirtschaftsbrachen sehen, die dem Wettbewerb aufgrund der überkommenen Tradition, Zeit mit dem Nachwuchs zu vergeuden, entzogen seien und bares Geld kosten würden. "Panorama" zeigte sich von den "Experten" bestätigt und filmte dann noch ein paar alte Schachteln - weibliche CSU-Mitglieder - die lächerlicherweise keine Notwendigkeit von Krippenplätzen sahen, "weil Kinder bei ihren Müttern sein sollen" und kommentierte hochnäsig, es sei höchste Zeit, diese Traditionen abzuschaffen. Frau (und Kind!) habe mit Haut und Haar bedingungslos der Verwirtschaftung zur Verfügung zu stehen. Alles andere sei ideologisch, also unrealistisch, in unseren modernen Zeiten, in denen alles, was von der einzig wahren Realität, der Ökonomie, abweiche, gefährlich illusorisch sei und zu nicht hinnehmbaren Wettbewerbsnachteilen führe.

Was mich schockierte, war, daß die Zeit, die die Mütter mit ihren Kindern verbringen, quasi als "Auszeit", als Zeit der Nichtexistenz von Mutter und Kind, verstanden wird. Es wird eine Sichtweise - ein Bewußtsein - vorgeführt, das den Menschen nicht mehr als Mensch, sondern ausschließlich als Wirtschaftsfaktor sieht. Es hat mich nicht schockiert, daß die Bosse, diese toten Seelen, sagen, was sie sagen müssen; schockiert hat mich, daß ein Fernsehmagazin, das ich immer als recht kritisch respektierte, anscheinend ihren Widerstand gegen die völlige Vereinnahmung des Menschen von der Ökonomie, aufgegeben hat und nun geistlos nachplappert, was die geistlosen Bosse vorplappern.

Was mich schockiert, ist die grassierende Geistlosigkeit im Lande. Die Rundumberichterstatung über Korruption und Skandale - zuletzt der VW-Skandal - zeigen, daß die Wirtschaft keine Ethik will. Der Raubtierkapitalismus kennt keine Korruption, denn ihm soll alles, was Geld bringt, erlaubt sein. In seiner Wirklichkeit gibt es kein organisiertes Verbrechen, keine Mafia; in ihr gibt es nur organisiertes Geldverdienen. In einer Zeit, in der die Zeit, die eine Mutter mit ihren Kindern verbringt, als Auszeiten verstanden werden, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis selbst "Panorama"-Redakteure sich wagen, offen die Abschaffung der Bestrafung von Korruption fordern, da Moral nichts als Tradition sei, die ökonomische Wettbewerbsvorteile vernichte. Wann endlich melden sich "Experten", die beweisen, daß man bloß die staatlichen Kontrollbehörden, die erwiesenermaßen die Wirtschaft bremsen und zudem bloß zur Beamtenbestechung verführen, abschaffen müsse, um Arbeitsplätze zu schaffen? Korruption schafft Arbeitsplätze! Also weg mit der Diskriminierung der Wirtschaftskriminalität! Ohne Politik, ohne Beamte als politische Instanz zur Steuerung und Kontrolle der Wirtschaft würde die Wirtschaft reibungslos laufen und Arbeitsplätze über Arbeitsplätze und Wohlstand über Wohlstand produzieren!

Laßt uns beten: "Oh, heiliger Arbeitsplatz. Du bist die Höchste Wahrheit! Dir ist kein Opfer zu schade. Du bist Antwort auf jede mögliche Frage, Entschuldigung für jedes Verbrechen, Vergebung aller Sünden."

Welche ein hanebüchener Unsinn! Welch dreiste Dummheit derer, die sich "Elite" nennen! Ökonomie hat keine Intelligenz, und wer sie an die Macht bringt und sich ihr ausliefert wie die o.g. "Experten" und die nicht upgedatete Komputerexpertin, bringt sich um seine Intelligenz und wird bewußseinslos vom Gott der Ökonomie, dem Herrn der Finsternis, vernichtet.

Siehe auch Notiz 9 vom 30.11.2004

18.7.2005- Sabine Christiansen: Unsägliches in Christiansens Polit-Talkshow erlebt!Markus Söder von der CSU warb beim Publikum um Wählergunst, indem er das Parteiprogramm der CSU auf eine einzige simple Formel reduzierte - sinngemäß: "Oberste Priorität: Schaffung von Arbeitsplätzen! Arbeitsplätze sind die Lösung aller anderen Probleme!" Ich mußte an mein gestriges Gebet - siehe oben - denken. Söder outete sich als fanatischer Anhänger des Gottes der Arbeitsplätze. Besser gesagt: Er hielt das Publikum für derart dumm, daß er ihm nicht mehr als diese platte Formel zumuten wollte.

Nicht weniger schlimm der Bestsellerautor und Chefredakteur der Financial Times Deutschland Christoph Keese, der gerade dabei ist, sein Buch "Rettet den Kapitalismus!" zu promoten und natürlich vorgibt, weiterzudenken, als Söder, der ja wie alle Politiker nur bis zum nächsten Wahltermin denken kann. Keeses Analyse stimmt mit der Söderschen überein: Arbeitsplätze lösen alle Probleme. Gut. Aber jetzt denkt der Wissenschaftler weiter, als der Politiker. Er fährt fort: "Arbeitsplätze gibt es ausschließlich bei Wirtschaftswachstum, das nur dann erreicht werden kann, wenn die Wirtschaft von den Fesseln der Politik (Steuern) befreit und damit Ressourcen für Investitionen frei werden.

Wie damals schon, mein Kommentar: "Alles Keese!" Ich hatte Keese damals schon für seinen Satz "Der Kanzler hätte Besseres zu tun, als sich im Fall Irak zu verstricken. Er muss dringend die Steuern senken, um einen Kollaps der Konjunktur und des Verbrauchervertrauens abzuwenden", kritisiert. Heute geht meine Kitik noch weiter: Wie kann Keese Schröders Nichtverstrickung in den Irakkrieg als Verstrickung bezeichnen? Für wie blöde hält er seine Leser?

Diese Söderschen und Keeseschen Patentrezepte ziehen nicht mehr! Das ist Schnee von gestern. Wachstum läßt die Maschinenarbeit wachsen, nicht jedoch Menschenarbeit! Wir müssen uns von der Heiligsprechung der Arbeitsplätze verabschieden. Es geht um die Befreiung der Sklaven, und die beginnt damit, daß man die Arbeit als Lebenssinn (der Sklaven) durch eine andere, bessere Sinngebung ersetzt. Nur Sklaven werden durch Arbeit definiert. Freie Menschen definieren sich anders!

Der einzige, der einigermaßen Sinnvolles sagte, war Neu-WASG-Mitglied Ulrich Maurer. Leider gingen seine recht brauchbaren Diskussionsbeiträge im Rede-Chaos der Andern unter. Er hatte Recht mit seiner Behauptung, es gebe einen einfachen Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und dem Reichtum der Reichen, nämlich den, daß riesige Geldsummen vom Staat zu den Reichen hin umverteilt worden seien, und daß man der Staatsverschuldung leicht wieder Herr werden könne, indem man über eine höhere Besteuerung der Reichen den Staatshaushalt konsolidieren könne.

In "Kapitalismus" schrieb ich:

Die Staatsverschuldung hat Martin mit wenigen Sätzen als Fehlgriff der Finanzexperten, die den Kapitalismus nicht verstanden haben, abgehakt. Nach dem, was ich nun zu wissen glaube, denke ich, daß diese Experten doch nicht so dumm sind. Sie sichern sich mit der Staatsverschuldung ihren liquiden Reichtum. Was nämlich passiert, wenn das Volk keine Lust hat, sich zu verschulden, um den Reichen ihren Gewinn zu sichern? Dann muß das Volk eben entmündigt werden, indem der Staat für es das Schuldenmachen übernimmt. Zusätzlich zu den Staatsschulden, die die Steuern hochtreiben, treibt der Staat die Nachfrage und damit die Preise hoch. So entsteht ein zusätzlicher Gewinn für die Unternehmer.

Hans-Jochen Vogel und Keese hatten für Maurers Vorschläge natürlich nur Hohnlachen übrig. Keese (sinngemäß): "Sie glauben doch nicht, die Reichen dazu heranziehen zu können, Ihre geplanten Sozialausgaben zu bezahlen und die Tilgung der Staatsschulden zu erreichen." Vogel: "Die Linken haben die Realität nicht verstanden, daß der Staat bankrott ist und es nichts mehr zu verteilen gibt. Der Sozialstaat ist am Ende!" Kein Wort davon, daß diese Worte nur die Ohnmacht der Politik gegenüber der Wirtschaft dokumentieren. Kein Wort davon, daß die Staatsverschuldung genau zu dem Zweck, alle unpopulären Entscheidungen zu rechtfertigen, initiiert worden ist. Man hatte erkannt, daß man in Wachstumszeiten nichts Unpopuläres durchsetzen (Löhne, Subventionen und Zuschüsse kürzen) konnte. Also mußte ein wirtschaftlicher Niedergang herbeigeredet werden.

Wie gesagt: Wir sind Exportweltmeister. Von Niedergang keine Spur! Das Geld der Staatsschulden ist ja nicht weg. Es ist bloß in anderen Händen und zwar in den Händen der Unternehmer. Mit diesem Geld ließe sich locker Politik machen; die Staatsschulden sind ja bloß fiktiv. Die Politik muß bloß die MACHT zurückbekommen, wozu sie verpflichtet ist, denn die Macht der Wirtschaft ist faschistisch und Faschismus ist verboten, da undemokratisch. Die Wirtschaftsmacht ist grundgesetzwidrig. Ein Leichtes, die Wirtschaft wieder in ihre Grenzen zu verweisen.

19.7.2005- Nicht machbar? Ich bekomme allenthalben vorgeworfen, meine Reformvorschläge seien nicht machbar. Ich sehe das natürlich anders. Wenn ich etwas fordere, dann nur, wenn ich es für machbar halte. Ich behaupte, daß das Weitermachen wie bisher nicht machbar ist! Die schiere Not wird zu vernünftigen Reformen führen.

Warum soll die Abschaffung der Zinsen nicht machbar sein? Gut, die Banken streuben sich dagegen, weil sie dann pleitegehen, allerdings nur dann, falls sie sich keine neuen Einnahmequellen erschließen. Aber wenn sie nichts tun, gehen sich auch im derzeitigen System pleite - oder glaubt noch jemand, sie bekämen ihre dem Staat geliehenen Billionen jemals zurück? Das Geld können sie abschreiben! In einer Rezession sind fast alle Kredite faule Kredite. Futsch auch das meiste Geld, das den ärmsten Entwicklungsländern gepumpt wurde. Diese wurden bei letzten G8-Gipfel gerade entschuldet, d.h. der Staat hat die Zinslasten auf sich genommen. Also keine Rückzahlung! Die Bankkredite werden faul und fauler. Demzufolge fechten die meisten Banken derzeit schwere Existenzkämpfe aus, denen sie nur kurzfristig durch Fusionen entgehen können. 20.7.: Daß die Deutsche Bank das meiste Geld mit Börsenspekulation, ihre "neue" Einnahmequelle (s.o.) verdient - und bald mit Sicherheit wieder verlieren wird, da die Börse jeden Bezug zur Realität verloren hat - läßt das Vertrauen der seriösen Anleger weiter schwinden. Irgendwann platzt die Blase aus leeren Versprechungen und alle Anleger (außer einigen ganz großen) verlieren ihr Geld. Ich denke, sie werden künftig ihr Geld lieber zinsfrei bei der deutschen Staatsbank anlegen.

Nun, die Zukunft der Banken sieht so aus, daß sie weniger von Spekulation, als von Dienstleistungen wie Finanzberatungen und -transfers sowie Kontoführungen für bargeldlosen Handel leben werden. Die Banken werden keine Kredite mehr geben, sondern (mehrwertsteuerpflichtig) Beteiligungen (Aktien) kaufen.

Vermögenssteuer: Bevor die Reichen alles verlieren, zahlen sie lieber Steuern. Es geht nicht an, daß die Geldsammler ihre Vermögen dem Wirtschaftskreislauf entziehen, bis die Wirtschaft derart ruiniert ist, daß alles zusammenbricht und sämtliche Vermögen vernichtet werden. Ich bin optimistisch: Irgendwann gibt jeder Reiche mal Geld aus - und dann schlägt die Mehrwertsteuer, wie ich sie fordere, zu. Egal, ob er eine Firma kauft oder Aktien, 48 % Mwst. werden dann fällig. Die Vermögenssteuer zwecks Rückzahlung aller Staatsschulden wird kommen. Es ist machbar, weil alles andere nicht machbar ist!

20.7.2005- Machbar, auch wenn die Andern nicht mitmachen?

1. Keine Zinsen: Nehmen wir einmal an, Deutschland würde diese Reformen durchsetzen und das Ausland nicht. Was würde geschehen? Natürlich dürfen deutsche Banken Ausländern Zinsen zahlen, und Deutsche können ihr Guthaben im Ausland zinsbringend anlegen. Aber: Ein Deutscher kann in Deutschland zinslose Kredite bekommen - wenn nicht von deutschen Banken - ihnen sei freigestellt, ob sie das machen wollen - dann vom deutschen Staat, der dazu eigens eine Staatsbank gründen könnte. Der Staat leiht einer Firma zinslos Geld, wenn die Beamten an eine lohnende Investition glauben. Solange der Staat Geld in dieser Firma stecken hat, gehört ihm diese Firma anteilig nach Höhe der Investition. Dann macht die Firma Gewinn und zahlt die Staatsbank aus. Solange der Staat Anteile besitzt, muß die Firma bei Einkäufen anteilig weniger Mwst. bezahlen, denn der Staat zahlt nicht an sich selbst Mwst.. Ich wette, zinslose Kredite ziehen die Wirtschaft nach Deutschland rüber und huldigen damit dem Gott der Arbeitsplätze.

2. 48 % Mehrwertsteuer: Eine deutsche Firma agiert im Ausland nach ausländischen Spielregeln. Die Mwst. wird nur dann fällig, wenn etwas im Hoheitsgebiet der BRD gekauft wird. Kauft ein Deutscher eine ausländische Firma, muß er die ausländischen Spielregeln beachten. Kauft ein Deutscher oder ein Ausländer eine deutsche Firma, werden die 48 % fällig. Deutsch ist eine Firma, wenn sie sich in ein deutsches Firmenregister eintragen läßt. Werden sich die Firmen den deutschen Spielregeln freiwillig unterwerfen? Ich denke "ja!", denn sie müssen bei Käufen zwar große Mwst.-Summen zahlen, haben jedoch vorher und nachher den riesigen Vorteil, sonst keine Steuern zahlen zu müssen.

Deutsche Firmen können sehr preiswert produzieren, weil sie die Löhne um den Betrag des Bürgergeldes senken können und keine Lohnnebenkosten anrechnen müssen. Ein Deutscher wird die Wahl haben, zB ein ausländisches Auto für 10000 Euro zu kaufen oder ein deutsches für 5200 + 4800 Euro Mwst.. Ausländer werden sich kaum die preiswerten deutsche Waren entgehen lassen.

3. Vermögenssteuern: Diese Steuer gilt nur für vermögende Personen, nicht für Firmen. Erst wenn eine Person Geld aus einer Firma herauszieht, um über es privat zu verfügen, wird Vermögenssteuer fällig. die Vs verhindert große Löhne. Ein Ackermann würde kaum das 300-fache eines Angestellten seiner Firma verdienen wollen, wenn die Vs ihm einen Löwenanteil davon wieder wegversteuern würde.

Würden reiche Personen wie BB, Schumi und Jan Ullrich ins für Millionäre beinahe steuerfreie Ausland gehen? Nun, wenn sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft aufgeben und Ausländer werden, unterliegen sie nicht mehr dem deutschen Steuerrecht. Fragt sich nun: Würden sie es tun? Was gewönnen sie, was verlören sie mit der Flucht in die Steuerparadiese? Der erste Vorteil für Deutschland wäre der, daß wir alle Schmarotzer loswürden. Das wäre doch schon was! Außerdem: Er würde sein Anrecht auf Bürgergeld verwirken. Dies mag ihn wenig jucken, aber es gibt viele Reiche, die alles verlieren und dann sehr schlecht dastehen. Um die Sicherheit des Bürgergeldes aufzugeben, bedarf einer gewissen Überwindung. Michael Jackson beispielsweise soll 300.000.000 Dollar Schulden haben... Sowas kann auch einem Deutschen passieren ;-)

Wird es in Deutschland eine Kapitalflucht wegen der Vermögenssteuer geben? In Deutschland arbeitet Geld nicht; hier arbeiten ausschließlich Menschen und Maschinen. Kapitalflüchtlinge sind heute ja schon solche, an denen Deutschland nix verdient. Also sollen die Schmarotzer verschwinden. Aber wir haben das System mit Zukunft. Der Raubtierkapitalismus wird ja zusammenbrechen. Das wird sich rumsprechen und die Flucht in Grenzen halten.

Was sagen kompetente Ökonomen zu diesen Ideen?

für Interessierte: http://www.linksnet.de/artikel.php?id=1537

22.7.2005: Peter Sloterdijk http://www.information-philosophie.de/sloterdijk.html:

"Man muß sich von allem freimachen, besonders von den sogenannten harten Tatsachen. Man muß sich letztlich sogar vom Wetterbericht emanzipieren. Wenn es heißt, das Wetter sei schlecht, so könnte das eine Lüge des Klassenfeindes sein. Gute Gesellschaften machen ihr Klima selbst. ... Das heißt auch, daß ich mich selber öffnen, daß ich, wenn ich auf Fremde treffe, mir etwas einfallen lassen muß, damit sich das eigene und das fremde Interieur verbinden. Das ist schon zwischen zwei Personen eine sehr komplizierte Angelegenheit; und erst recht auf politischer Ebene. Wie wir bei der deutschen Vereinigung sehen, hat die Interieurverschmelzung zwischen Ländern beträchtliche Tücken. Wir wissen nicht, wie man Klima-Politik macht."

Eltern sehen zum Beispiel, daß das Schulsystem immer schlechter wird und daß man die Kinder vor den real existierenden Lehrern schützen muß. Schüler - das sind die, die durch die Hölle der Sitzerziehung gehen, eingerichtet von Erwachsenen, denen man ansieht, daß sie die Sache, die sie tun, äußerst unglücklich tun. Ich schaue mich um in Schulen und Universitäten, sehe die begabten Kinder und frage mich: Wie war es möglich, all diese wunderbaren jungen Menschen so zu verarmen?

23.7.2005: Kapitalismus versus Kultur: Man mache sich nichts vor: Was derzeit in unserer Weltgemeinschaft geschieht, ist nichts anderes als eine Revolution von oben. "Klassische Revolutionen" waren immer ein Aufstand der unteren Stände gegen die Herrschenden; die gegenwärtige Revolution ist eine der Herrschenden gegen die unteren Stände. Die ehemals Konservativen sind zu Revoluzzern geworden, und sie machen ihre Sache besser, als die "Revolutionäre von unten". Die Soziale Marktwirtschaft wird gestürzt von den Vertreten des von ethischen Werten freien Handels.

Es geht um einen Krieg des globalen Kapitalismusses gegen die menschliche Kultur schlechthin. Wir sollen uns damit abfinden, künftig wirtschaftlich mit chinesischen und anderen Archipelen "Gulag", in denen bei unmenschlichen Arbeitsbedingungen beinahe Null-Löhne gezahlt werden, zu konkurrieren. Rein wirtschaftlich gesehen - und uns wird derzeit antrainiert, ALLES REIN wirtschaftlich zu sehen - rechnen sich Arbeitslager, also werden sie nach dem Sieg des Welt-Freihandels, des globalen Raubtierkapitalismusses, eingerichtet, wo sie es nicht schon sind.

Wir Kulturtragenden und -schaffenden müssen gegen die Logik des Freihandels ankämpfen und sie entlarven! Wir müssen unsere Demokratie gegen die faschistische Herrschaft der Konzerne verteidigen! Wir sind vom Grundgesetz dazu verpflichtet. Wir müssen verhindern, daß die Bosse unser Sprache zerstören und damit unsere kulturelle Macht. Wir müssen gegen die Rechtschreibreformer kämpfen, auch wenn die Chancen schlecht zu stehen scheinen, daß wir ihr zerstörerisches Werk aufhalten können. Und wir müssen uns klarmachen, was die Konsequenzen einer weltweiten Ökonomisierung sind: globale Sklaverei.

In der neuen ZEIT las ich heute einen ekelhaften Artikel, ein Interview von Matthias Machnig "Die Mitte als Ort hat es nie gegeben". Das Interview ist ekelhaft, weil in ihm auf raffinierte Art und Weise schäbigste Bewußtseinsarbeit am Leser vorgenommen wird. Die Freiwirtschaft ist für Machnig die reine Realität, die man zu akzeptieren habe. Sie sei sozusagen unsere natürlich gegebene Umwelt. Wer etwas Anderes will, ist demnach Anhänger einer Illusion, ist Ideologe. Machnig behauptet, alle Ideologen seien im Irrtum; nur die Realität sei ideologiefrei, da real, und nur wer realistisch sei, habe Recht, setze sich durch und gewönne das große Spiel um die Macht. Wer gegen den von moralischen Skrupeln gezähmten Raubtierkapitalismus sei, sei ein Gegenaufklärer - ein Verdunkler und Verdummer; intelligent sei allen der ungezügelte Geld- und Warenverkehr einschließlich des Verkehrs der Ware Mensch, der ja erwiesenermaßen nichts als eine willenlose Maschine sei.

ALLES Schwachsinn! Selbstverständlich ist der Kapitalismus auch eine Ideologie. Selbstverständlich ist der Kapitalismus die Gegenaufklärung, und sein Antipode, die Kultur und unser soziales System, ist aufklärerisch! Der Kapitalismus ist der Irrtum, nicht die Ethik, nicht unser soziales System. Wir müssen den Kapitalismus wieder unter die Herrschaft der Kultur bringen. Dieses Gebot ist Erste Bürgerpflicht.

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