Notiz 15
von Hans-Joachim Heyer
15.5.2005-
Rashed Feild: Ich ging den Weg des Derwisch
16.5.2005- Zukunft
17.5.2005-
ZEIT-Funde
18.5.2005- Willensfreiheit
20.5.2005- Fischer vor
dem Untersuchungsausschuß
22.5.2004- Starwars III
23.5.2005- Kapitalismus
a la Bush
23.5.2005- Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
30.5.2005-
Das Wesen der Zeit
09.6.2005- Desinformation über Kriminalität in
Deutschland?
15.6.2005- Herrschaftswissen oder die geheime Philosophie
17.6.2005-
Fortsetzung "Herrschaftswissen oder die geheime Philosophie"
17.6.2005-
Demokratisierung der Rechtschreibung
20.6.2005- Freiheit nur im Geist?
15.5.2005- Rashed Feild: Ich ging den Weg des Derwisch: "Zufällig" schlug ich gestern diesen alten Schmöker wieder eimal auf und las mir noch einmal durch, was ich vor Jahren unterstrichen hatte. Auf Seite 15 dieses Fischer-TBs stieß ich auf den Satz:
Je weiter du auf dem Pfad voranschreitest, desto mehr mußt du imstande sein, alles, was dir begegnet, umzuwandeln.
Interessant! Hatte ich nicht erst ein paar Stunden zuvor im Forum selbiges geschrieben? - Mal eben nachschauen: Tatsächlich, im Forum hatte ich unter der Überschrift "Reschkes neue Seite" in "Fortsetzung" geschrieben:
Ich kämpfe jedoch nicht materiell, sondern geistig, indem ich die Philosophie des Angreifers in die meine als "gebrochene Perspektive" einbaue.
Außerdem handelt die dort verlinkte Seite "Wiederbefreundung" davon. Das Zitat von Feild fügte ich nachträglich ein. Ein paar Seiten weiter (S. 30) fand ich dann folgendes.
Sie sehen also: was auch an einem Ort gesagt oder getan wird, es hat Folgen überall auf der Welt. Doch die Stärke dieser Wirkung ist abhängig vom Grade unserer Wachheit und Bewußtheit. Sie haben jemanden gesucht, der Sie auf Ihrer Reise führen soll. Es ist aber so, daß der Führer für jeden Menschen immer schon da ist; doch solange wir aus unserem Schlummer nicht erwachen, wissen wir nicht, daß dies so ist. Als der Scheich sagte, daß er nicht notwendigerweise weiß, wen er lehrt, so hat er Ihnen damit erklärt, daß er jeden Tag eine Botschaft aussendet, die sich durch die ganze Welt verbreitet, und wer wach genug ist, hört seinen Ruf. Selbst wer unserem Scheich nie begegnet, selbst wer Tausende von Meilen entfernt ist, kann doch die innere Bedeutung seiner Lehre vernehmen, denn Energie begleitet den Gedanken. Andererseits dürfen wir nicht vergessen, daß die Saat eine lange Zeit brauchen kann, um aufzugehen..."
Über aufgehende Samenkörner hatte ich in demselben Thread des Forums geschrieben. Auch hatte ich dort geschrieben, daß es vom Grad der Bewußtheit abhinge, wie wirksam die Folgen eines Gedankens seien: Der Glaube kann nicht nur Berge versetzen, er versetzt immer Berge, wenn eine bewußte Seele glaubt. Auch was im oben zitierten Text über die Botschaften steht, die der Scheich aussendet, vermag ich zu bestätigen. Mit Hilfe meiner HP sende ich Botschaften in die Welt, und ich muß nicht wissen, bei wem sie auf Resonanz stoßen. Ist die Resonanz stark genug, wird der Empfänger Kontakt zu mir aufnehmen, und eine persönliche Lehrer-Schüler-Beziehung kann beginnen.
... doch soll wahres Verstehen erwachsen, so darf es keine zwei Seelen mehr geben. Nun mögen Sie zwar von >meiner Seele< sprechen - enn Sie aber die Fähigkeit zum wirklichen Verstehen in sich erwecken wollen, dann muß die Idee Ihrer eigenen Seele sterben, sodaß Sie zur EINEN SEELE finden.
Dies ist ein schwer zu verstehendes Kapitel. Immerhin wurde ich nicht müde, von individuellen Seelen zu sprechen. Wie passen meine Aussagen zu diesen hier zitierten? - Ganze einfach: Ich schrieb mehrfach, daß es nur eine einzige Wahrheit gebe, sonst sei Kommunikation nicht möglich. Auch Reschke behauptete Ähnliches in jener Arbeit, deren Link in meinem Forum angegeben ist: http://www.reschke.de/log2004/f_050512.htm >"Wahrheit in der Dualität". Wenn es nur eine Wahrheit gibt, so nähern sich alle individuellen Seelen auf ihrem Wege zu ihr an diese an. Das heißt; all diese Seelen erkennen Einundasselbe als wahr und ihre Entscheidungen und Gedanken nähern sich einander durchaus an. Man wird eins mit der Weltseele "Gott". Ich denke nun jedoch nicht wie Feild (oder dessen Meister), daß die Idee der eigenen Seele sterben müsse, um zur EINEN SEELE zu finden; ich glaube vielmehr, die eigene Seele müsse sich zur Identität mit der EINEN SEELE hinentwickeln. Man kann seine Irrtümer und Illusionen nicht abspalten, abstoßen, loslassen, sterben lassen. Das haben schon viele - auch Reschke - erfolglos versucht. Auch soll man sein EGO nicht sterben lassen, sondern man muß es TRANZZENDIEREN. Man entwickelt sich höher, ohne die alten Zustände zu verlieren; sie verlieren bloß ihre Vorherrschaft.
Es ist ein Irrtum zu glauben, man würde seine Individualität - seine eigene Seele, sein Ich - verlieren, wenn man eins mit Gott wird. Ich weiß nicht, warum dieser Irrtum in fast allen esoterischen und religiösen Büchern behauptet wird.
16.5.2005- Zukunft: Die Wachstumsraten der asiatischen Wirtschaft, besonders der chinesischen, aber auch der indischen, lassen "fürchten", daß in Asien eine Angleichung des Lebensstandards an das westliche (US-amerikanische, europäische) Niveau angestrebt wird. Unsere Bosse investieren wie wild in diese jüngsten Opfer des Raubtierkapitalismusses; sie gehen offensichtlich davon aus - ihre Investitionen zeigen es - , daß es in 20 Jahren in China und Indien zusammen 800.000.000 Autos geben wird, also so viele pro Kopf wie hier im Westen. Daß das Unsinn ist, wird sofort klar, wenn man sich diese Zahl bewußt macht! Es wird dazu nicht kommen! Das ist so sicher wie das "Amen" in der Kirche!
Was stattdessen kommen wird: Es wird eine Angleichung des Lebensstandards von Ost und West geben. Bis dahin liegen die Bosse richtig. Aber dieser Standard wird auf viel niedrigerem Niveau liegen, als heute im Westen! Auch hier wird sich Otto-Normalverbraucher KEIN eigenes Auto mehr leisten können und erst recht keinen Urlaubsflug nach Mallorca! Diese Prognose ist sehr, sehr leicht zu stellen! Mutter Erde würde eine Zunahme des Flug- und Autoverkehrs schlichtweg nicht verkraften. Selbst der gegenwärtige Flugverkehr wird reduziert werden müssen. Man wird wieder mit Bus und Bahn fahren und mit Schiffen den Atlantik überqueren. Die Energie wird derart teuer sein, daß es sich für jeden Häusle- oder Gartenbesitzer lohnen wird, Windräder und Sonnenkollektoren aufzustellen. Auf jedem Hausdach werden private oder staatliche Sonnenkollektoren installiert sein. Wir hier im Hunsrück werden wieder einheimische Milch trinken, und die Algäuer ihre Südmilch. Da kaum noch jemand ein Auto sein Eigen nennen wird, wird es wieder an jeder Ecke Tante-Emma-Läden geben, die zu Fuß erreichbar sind. Urlaubsreisen werden fast nur noch virtuell "im " Komputer oder real nur noch in der näheren Umgebung des Wohnortes stattfinden. Das Lohnniveau der Arbeiter wird dem des heutigen Polen gleichen. Wetten, daß...?
17.5.2005- ZEIT-Funde: Meine heutige Frühstückslektüre der ZEIT (v. 28.4.05) ergab folgende Aha-Erlebnisse:
S. 57: Der Kern der Kapitalismuskritik sei "die Tatsache, daß die Entbindung des Materiellen von jedwedem moralischen Sinn und Zweck als Verwahrlosungsphänomen Reiche und Arme betrifft."
S.51: "Bei Max Horkheimer hieß es ursprünglich: "Wer vom Kapitalismus nicht reden will, der sollte vom Faschismus schweigen." (Der Kapitalismus ist notwendig zu einer endlosen Folge von Kriegen verdammt. Es geht hier um die Verwahrlosung der Reichen.)
"Ich ertrage Bücher (junger Autorinnen und Autoren) nicht mehr, in denen die Jugendlichen so an Zeitüberfluß leiden, daß sie sich unausgesetzt gezwungen sehen, die Glotze zum Zweck der Lebenszeitvernichtung in Anspruch zu nehmen." (Ein Beispiel für das o.g. Verwahrlosungsphänomen in der Unterschicht)
S. 47: "Wo lernt man noch ernsthaft Lesen und Erinnern im vollen etymologischen Sinn dieser Worte? Jetzt geht es um die Zukunft der deutschen Sprache, um die Heimkehr zu ihrem besseren Selbst. Kann sie, um Karl Kraus zu zitieren, ihren Weg finden zur >unzerstörbaren Stufe der Sprache Schillers<, oder wird der Jargon der Medien, des Pseudoamerikanischen auch im Lande Goethes und Hölderlins siegen?" (Auch dies ein Beispiel für das Verwahrlosungsphänomen.)
S. 50: "Daß Religion und Vernunft zusammengehören, daß sie sich wechselseitig >reinigen< und >heilen< müssen, weil Glaube sonst fundamentalistisch eng und die Vernunft materialistisch leer wird - das ist ein, vielleicht das Leitmotiv im Denken des neuen Papstes. ... Der christliche Gott ist >Logos<, wie es zu Anfang des Johannes-Evangeliums heißt - Wort, Sinn, Vernunft. Der Logos als Urgrund der Welt, aber nun nicht unpersönlich wie in der antiken Philosophie, sondern Person, eine Vernunft, die zugleich Liebe ist - schöner und klarer läßt sich das Christentum ... kaum fassen." (Es geht hier um eine Besprechung Ratzingers Bestsellers "Einführung in das Christentum". Ohne gegenseitige Kontrolle und Befruchtung von Vernunft und Glaube verwahrlost der Mensch.)
Kommentar: Diese in seinem Buch ausführlich dargelegte Behauptung, daß der Logos eine bewußte Person (Gott) sei, bedeutet, daß ich mit meiner gestrigen Behauptung, die Idee der eigenen Seele müsse nicht sterben, um sich dem Göttlichen anzunähern, mit Ratzinger übereinstimme, denn wenn Gott Person ist, dann sollen auch wir als individuelle Person Gott finden - und nicht etwa, wie all diese verantwortungslosen Blümchenesoteriker behaupten, durch Selbstaufgabe der eigenen Person (des Ichs)!
18.5.2005- Willensfreiheit: Ich habe es mir erlaubt, in http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille#Weblinks ein paar meiner Kritiken zur Willensfreiheit zu verlinken. Mal sehen, wieviele Stunden diese "Weblinks" bei Wikipedia, Thema "Freier Wille", überleben. Bei früheren Versuchen waren meine Links bereits nach wenigen Stunden wieder verschwunden.
19.5.: nun habe ich auch zu den Themen "Libet" und "Bewusstsein" Links zu meiner HP eingefügt. - Als ich am Abend wieder bei Wiki vorbeischaute, waren sämtliche Links wieder gelöscht. Meine Theorie, daß es auch bei Wiki "Sachverständige für Weltordnung" (s. BergerLuckmann2.html)gibt, die darauf achten, daß die Wiki-Nutzer nicht dem Herrschaftsbereich, bzw. der Interpretationshoheit des "Monistischen Materialismus" entkommen, scheint sich zu bestätigen.
20.5.2005- Fischer vor dem Untersuchungsausschuß: Vor dem Untersuchungsausschuß zwecks Klärung der Visa-Affäre versuchte Fischer sich zu rechtfertigen, indem er auf die Kontinuität der Politik nach dem Regierungswechsel von CDU/CSU/FDP zu SPD/Grüne verwies.
Das "in dubio pro libertate" aus dem sog. Vollmererlaß, das heute in Oppositionsreihen als "Freibrief für kriminellen Visamißbrauch" interpretiert wird und als Grund angeführt wurde, Fischer vor den Ausschuß zu zerren, sei keine ideologisch motivierte Zäsur, sondern die ganz normale Fortsetzung der Politik des CDU-Außenministers Kinkel, der an die Konsularbeamten die Weisung ausgegeben hatte, von ihrem "positiven Ermessen zugunsten der Antragssteller Gebrauch zu machen". Nichts anderes als dies habe Fischer befohlen! Und um das Argument der Kontinuität deutscher Politik über die Parteigrenzen hinweg noch deutlicher hervorzuheben, sagte Fischer dann:
"Wenn man unvoreingenommen die Akten prüft, mit den Augen des Historikers, wird man feststellen, daß der Regierungswechsel faktisch nicht stattgefunden hat."
Nun, genau das behaupte ich schon seit Jahren in diversen Artikeln, wo ich zeige, daß die Demokratie eine Bühneninszenierung sei, um den politischen Willen der Bevölkerung aufzufangen und zu neutralisieren. Man böte dem Bürger Sammelbecken für jede politische Ausrichtung vom linksradikalen Rand über die bürgerliche Mitte bis hin zum rechtsradikalen Rand, wo sie sich verstanden und von durchsetzungsfähigen Personen vertreten fühlen. In Wahrheit werde gar nichts von Volkes Wille durchgesetzt, sondern ausschließlich der Wille einer außerparteilichen, unwählbaren, dem Bürger verheimlichten Elite (s. "Politische Kultur"). Es gebe viele politische Parteien, aber nur eine Politik (was ich auch für vernünftig halte).
Im "Weltverschwörung.html schrieb ich:
Meine politische Ent-"Täuschung" setzte ein, als die SPD, vormals Opposition und erklärter Gegner des sog. "NATO-Doppelbeschlusses", nach welchem die Bundeswehr mit Pershing-Raketen "nach"-gerüstet werden sollte, innerhalb von drei Wochen ihre Meinung radikal änderte, nachdem sie (mit Hilfe der F.D.P.) an die Regierung gewählt wurde. Da wurde mir langsam klar, daß die Politik nicht von den Parteien gemacht wurde und daß alle öffentlichen Verlautbarungen der Politiker leeres Geschwätz waren. Der ewige Streit zwischen Regierung und Opposition war nichts als Schmierentheater: Ablenkung von der wahren Politik. Was weiß denn das Volk von der wahren Politik der Parteien, um kompetent wählen zu können? Nichts! Das Wählen - ja die ganze Demokratie - ist eine Farce, wenn der Wähler nicht in die wahre Politik eingeweiht ist! Was wissen die Wähler von der Geheimdiplomatie und den wahren Problemen des Staates? Nichts! Sie wählen stets die Katze im Sack! Sie ahnen bestenfalls, daß unsere Demokratie nur eine harmlose Show ist, und daß hinter den Kulissen eine brutale Welt lauert. Und sie sind ganz froh, durch diese Kulissen vor den Monstern einigermaßen geschützt zu sein. Warum also sollte man die brutale Wahrheit auf die Bühne zerren? Sie würde nur betroffen machen. Also wählen wir das Schmierentheater, die Demokratie. Diese Wahl muß anerkannt werden, denn diese Wahl ist keine Farce. Die Politiker sind dann nicht mehr zu verachtende Schwindler, sondern sie tun genau das, wozu sie vom Wähler beauftragt wurden: ihn von der Wahrheit abzuschirmen! Die Politiker wissen, daß sie nicht gewählt werden, wenn sie die Wahrheit sagen, sondern weil sie lügen. ...
21.5.: Der zitierte Text ist inzwischen ein paar jahre alt. Ich habe seit dem noch eine Kleinigkeit hinzugelernt, nämlich, daß die Demokratie gegenwärtig, also faktisch und empirisch, zwar eine "Farce" sein mag, wie ich oben schrieb, aber sie ist zugleich auch eine sinnvolle Utopie. Auch wenn die Realisierung nie erreicht werden kann, so ist sie als Ziel nicht zu verachten.
22.5.2004- Starwars III: Große Begeisterung über diesen epischen und philosophischen Höhepunkt des Lukas-Universums! Was ist Gut? Was ist Böse? In diesem gnostischen Epos geht es um den Krieg der Mächte des Lichts gegen die Mächte der Finsternis: Yedi gegen Sith, Demokraten gegen Republikaner, - Parteien, die wir ja auch aus der US-Realpolitik kennen. Als Anakin Skywalker alias Darth Vader (alias Schorsch Dabbelju vor dem Irakkrieg) sagte: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!" antwortete sein Meister Obiwan Kenobi richtig: "Wer nur die Extreme kennt, gehört zur dunklen Seite der Macht!" und erkannte an Anakin Skywalker, daß dieser die Front gewechselt hatte. Darth Vader bezog seine Energie aus einem anderen Reservoir, als die Yedis: aus Angst, Haß, Gier und Neid, statt aus der Kraft der inneren Harmonie aus feurigen Leidenschaften und kühler Vernunft. Wer die innere Harmonie nicht findet, trägt das Feuer oder das Eis nach außen: Anakin Sykwalker verbrennt in der Hölle eines Feuerplaneten zum seelischen Eisblock Darth Vader. Sein neuer Meister freute sich über Darth Vaders letzten Schmerzensschrei, ehe er in seiner neuen Rüstung zum Eisblock erstarrte.
23.5.2005- Kapitalismus a la Bush: In SPIEGELonline (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,357122,00.html) finden wir heute folgende Meldung.
HANDELSSTREIT
US-Repräsentantenhaus setzt Schutzklausel für Boeing durch
Der Streitkräfteausschuss des US-Repräsentantenhauses hat den Handelskonflikt mit der Europäischen Union für einen herben Schlag gegen den Boeing-Konkurrenten Airbus genutzt. Ein Zusatz im Gesetz zum Verteidigungshaushalt 2006 macht jede Aussicht auf einen Auftrag für eine neue Tankflugzeugflotte zunichte.
Washington - Der Ausschuss ergänzte das Gesetz in der vergangenen Woche mit einem Zusatz, wonach das Pentagon keine Neuaufträge an ein ausländisches Unternehmen vergeben darf, das in einen Handelskonflikt mit den USA verstrickt ist. ...
Es lohnt sich immer, einen kleinen Handelsstreit am Köcheln zu halten. Man kann sich dann bei jedem Geschäft, das zum eigenen Ungunsten abläuft, auf ihn beziehen und den Kapitalismus, wo er weh tut, mal eben außer Kraft setzen. Man sieht an diesem Gebaren der USA, daß es primär um Macht geht und nicht etwa um die Einführung eines globalen Wirtschaftssystems.
Da wir gerade bei der Politik sind: Hast du, lieber Leser, die Manipulationen der gestrigen NRW-Wahl bemerkt? Man muß den Nachrichtenkommentatoren, diesen Damen und Herren, die dem Volk sagen, was es zu denken, zu fühlen und zu erleben habe, nur zuhören. Wie sie gebetsmühlenartig immer wieder wiederholten, Steinbrück stehe für Sympathie und Rüttgers für Kompetenz. Klingt harmlos, aber wenn man vorher hundertfach gepredigt hat, es lassen sich wegen Sympathiegefühlen nun mal keine Arbeitsplätze schaffen, sondern nur mit überlegener Kompetenz, dann ist das alles derart überzeugend, daß die Leute gegen ihre Intuition wählen. Noch um 15.00 Uhr am Wahlsonntag hörte ich einen Kommentator sagen, es stehe Sympathie gegen Kompetenz zur Wahl.
Man hat das Volk berechenbar (materialistisch) gemacht. Und mit diesen Berechnungen wird jetzt knallhart manipuliert. Da war doch diese schöne Kapitalismusdebatte, ja genau, das mit den Heuschrecken! Da brauchten ein paar Bosse bloß ein bißchen Angst zu schüren, und schon hatten sie die Debatte an den Stammtischen für sich entschieden. Sie "argumentierten", daß diese kapitalismusfeindliche Debatte Arbeitsplätze gefährde, und schon zieht das Groß der Leute die Schwänze ein. Jetzt tönen die Bosse schon wieder selbstherrlich, man müsse die Reichen noch reicher machen; vielleicht profitiere ja davon auch der kleine Mann. Wer's glaubt, ist selber schuld. Na gut, im Herbst wird Merkel Kanzlerin. Sie wird ihr Versprechen wohl in die Tat umsetzen, und dann, wenn sich zeigt, daß es unter der CDU/CSU noch schlimmer kommt, werden wieder mal alle überrascht sein. Daß wir es Schröder zu verdanken haben, daß wir keine Soldaten im Irak haben, ist inzwischen vergessen. Das muß bestraft werden.
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft: Ich hatte gerade eben Obiges geschrieben, als ich in der ZEIT vom 4.5. einen Artikel fand, in dem ich nicht nur bestätigt werde, sondern obendrein noch Relevantes zum Thema erfuhr. Im Artikel "Lautsprecher des Kapitals" (http://www.zeit.de/2005/19/insm?term=Lautsprecher, den ich hier stark gekürzt wiedergebe, steht folgendes (Fettdruck: Hervorhebung von mir):
Neue Soziale Marktwirtschaft
Lautsprecher des Kapitals
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft streitet für die Freiheit der Unternehmen. Sie ist so erfolgreich, dass selbst ihre Gegner sie schon nachahmen
Von Götz Hamann
... Die Initiative arbeitet im Innersten der deutschen Medienrepublik, dort, wo die Nachrichten des nächsten Tages entstehen, dort, wo die veröffentlichte Meinung gemacht wird. Sie setzt alles daran, Stimmungen zu verstärken oder zu drehen und medialen Druck zu erzeugen. Wer die Arbeit der Initiative kennt, versteht den fortschreitenden Wandel in der öffentlichen, politischen Kultur, denn ihre Macher glauben fest daran: Wer am Ende die Herrschaft in einer Debatte erringt, dem winkt der höchste Preis eine Politik nach seinem Gusto.... Wer es jetzt schafft, eine Mehrheit für seine Ideen zu gewinnen, kann dieses Land verändern so wie die wirtschafts- und sozialpolitischen Entscheidungen der siebziger Jahre Deutschland bis heute prägen. Und deshalb gehört zur aktuellen Debatte über die Macht des Kapitals auch eine Debatte über den Einfluss der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft: Ihre Konzepte, Studien und Kampagnen zielen auf die Stimmung im Land, sie liefern Argumente für eine unternehmerfreundliche Politik.
Mit bis zu 40 festen und freien Mitarbeitern ist die Initiative »die erfolgreichste Lobby, die die Wirtschaftsliberalen in Deutschland je hatten«, sagt der Politikprofessor Manfred Schmidt, der an der Heidelberger Universität über Demokratietheorie und Sozialpolitik forscht. Das sehen andere Lobbygruppen genau so Gegner und Freunde ahmen die Initiative schon nach.
Seit Jahren ist sie in den Medien präsenter als andere liberale Zusammenschlüsse, .... Auf diese Weise ist ein Netz entstanden, dessen Größe zunächst gar nicht zu erkennen ist und dem der frühere Präsident der Bundesbank, Hans Tietmeyer, genauso angehört wie der Grünen-Politiker Oswald Metzger. In den Medien werden diese Männer als unabhängige Experten gehandelt doch oft genug tritt mit ihnen die Initiative auf, ohne in Erscheinung zu treten.
... Im Herbst wird die Stiftung Marktwirtschaft ein Konzept für eine umfassende Steuerreform vorstellen, und es gilt als offenes Geheimnis, dass sie es als Vorarbeit für den Sieger der Bundestagswahl 2006 versteht.
... Je breiter die mediale Front wird, umso eher können sie am 1. Januar 2008 auf ihre Steuerreform anstoßen.
Das gemeinsame Interesse fasst Klaus Dittko, Geschäftsführer bei der Werbeagentur Scholz & Friends und wichtiger Zuarbeiter der Initiative, in eine Frage: »Wie verändert man die Einstellung zu unserer Wirtschafts- und Sozialordnung?« Und damit die Republik.
... Mit einer einfachen Frage hat es angefangen. »Haben die Deutschen eine gute Meinung von der Marktwirtschaft?«, wollten die Arbeitgeber der Metallindustrie wissen, und wie sich Martin Kannegießer, der Präsident von Gesamtmetall, erinnert, hat ihn das Ergebnis aufgerüttelt. Gerade einmal 22 Prozent im Osten und nur 44 Prozent im Westen antworteten mit Ja.
»Wer sich damit nicht abfinden will, kommt fast zwangsläufig dazu, so etwas wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zu gründen«, sagt Kannegießer. »Der Wert von Freiheit und persönlicher Verantwortung war für die meisten verschüttet. Der Zusammenhang, dass erst erwirtschaftet werden muss, was später verteilt werden kann, war verloren gegangen. Wir brauchten einen Konsens darüber, was für Reformen sinnvoll sind und das Land stärken. Diesen Bewusstseinswandel soll die Initiative vorantreiben« und deshalb finanziert Gesamtmetall ihre Arbeit.
Möglichst viele Deutsche sollen umdenken, den Weg der Initiative als Weg zu mehr Wohlstand, und wenn das nicht, so doch zu mehr Freiheit erkennen, und wenn das nicht, die Entwicklung wenigstens als unvermeidlich akzeptieren.
... Was Tietmeyer beschreibt, schlägt sich in den regelmäßigen Umfragen des Bundesverbands der deutschen Banken nieder. Im vergangenen Jahr antworteten schon 43 Prozent der Deutschen auf die Frage, ob die soziale Marktwirtschaft mehr Markt oder mehr Sozialstaat brauche: »mehr Markt«. Vor elf Jahren waren es gerade 25 Prozent. Gleichzeitig ging die Zahl derer deutlich zurück, die verlangten, die Zukunft müsse »mehr soziale Absicherung« bringen. Diese Position vertritt heute nur noch eine Minderheit.
... Ausgangspunkt ist eine Entwicklung, die mit den Schlagworten »Mediengesellschaft« und »Mediendemokratie« beschrieben werden kann. Zeitungen, Magazine und Fernsehsender haben an politischer Bedeutung gewonnen. »In dem Maß, in dem sich die Bevölkerung von einzelnen Parteien löst, werden die Medien zum Bindeglied von Wähler und Regierung. Sie werden für viele zum einzigen Ort, an dem sie politische Debatten wahrnehmen«, sagt der Politologe Manfred Schmidt.
Und je mehr Wähler sich an Medien orientierten, umso mehr täten es Regierung und Opposition, sagt der PR-Profi und frühere Politiker Klaus Dittko. »Man kann gar nicht hoch genug einschätzen, welche Bedeutung Politiker den Medien beimessen. Sie orientieren ihre Entscheidungen im Zweifel viel stärker an der täglichen Medienwahrnehmung als an den persönlichen Erfahrungen.«
Dieser Logik folgend, ist es entscheidend, wie oft, wie lange und wie prominent ein Thema in den Medien präsent ist. Präsenz ist die Voraussetzung für eine genehme Politik, und so stillt die Initiative den Hunger der Medien nach Nachrichten. ...
Auch Meinung wird gezielt gemacht. Unterstützer der Initiative kürten gemeinsam mit der Wirtschaftswoche die beste kommunale Verwaltung sowie mit der FAZ am Sonntag den »Reformer des Jahres« und den »Blockierer des Jahres«. So entstehen nicht nur einzelne Nachrichten, sondern ganze Ereignisketten mit Vor-, Begleit- und Nachberichterstattung, oft jenseits der Frage, was sie für die Glaubwürdigkeit einer Zeitung bedeuten.
Je mehr die wirtschaftliche Krise ein Medium in den vergangenen Jahren personell ausgedünnt hat, umso geringer ist oft die Hemmschwelle, mitzumachen, wenn etwas nur Auflage und Aufmerksamkeit verspricht. So werden Medien zu Treibern und Getriebenen gleichermaßen.
... Siegfried Weischenberg: »Insofern ist es Teil einer Entgrenzung zwischen Journalismus und PR, wenn man Recherche an Lobbyisten abgibt, um sie billiger zu haben.«
Auch so kann die Initiative ihr Ziel verfolgen, eine Debatte zu beeinflussen oder sogar anzustoßen, Begriffe zu besetzen und Ikonen zu schaffen, die Politiker und Medien übernehmen. Sie gewinnt damit zwar keine Macht im Detail, aber wenn es gut läuft, bestimmt sie das politische Klima mit, dem sich das Tagesgeschäft unterwirft.
... Zur Berliner Kapitalismusdebatte bereitet die Initiative natürlich eine entsprechende Anzeige vor. Die Arbeitsplatzbeschaffer lautet der vorläufige Titel; Ende dieser Woche will man die ersten Anzeigen pro Kapitalismus und pro Unternehmertum in den Medien schalten.
Wie es gelingen kann, das Flüchtige im täglichen Mediengeschäft mit langfristigen wirtschafts- und sozialpolitischen Zielen zu verbinden dafür ist die Initiative ein Vorbild. Und manch ein Experte erkennt in ihr schon eine neue politische Spezies. »Es ist keine Partei, kein Verband und keine traditionelle Bürgerinitiative und dennoch eine Stimme in der politischen Debatte«, sagt der Politologe Claus Offe. Man könne kein Mitglied werden, sie nicht wählen und auch nicht auf den üblichen Wegen, also über Programm- und Strategiekommissionen, die Initiative mitbestimmen.
Stattdessen soll im Juni ein Förderverein entstehen. »Wenn die Initiative noch einige Jahre durchhält und weiteren Einfluss gewinnt, wäre das ein tatsächlicher Wandel in der deutschen Politik«, sagt Offe. Der Wille dazu ist jedenfalls vorhanden.
... Es ist der vielleicht entscheidende Punkt, um das Faszinierende an der Initiative zu erklären: Sie sammelt jene um sich, die erkannt haben, dass sich etwas ändern muss. In Raffelhüschens Aussage wird aber ebenso offensichtlich, warum der Initiative zum Teil scharfe Kritik entgegenschlägt. Ein erfahrener Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer (SPD) formuliert es so: »Das ist eine reine Undercover-Organisation der Unternehmen.« Es gehe um Umverteilung zu ihren Gunsten.
... Politisch einäugig ist die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft trotzdem, weil sie in ihrer Lobbyarbeit die Frage des sozialen Ausgleichs nicht verfolgt und sie damit auf ihre Weise beantwortet. Ihre Macher schreiben das Soziale in der sozialen Marktwirtschaft kleiner als andere. Doch die Frage, wie klein sie es schreiben, beantworten sie nicht. »Es ist die große Schwäche vieler Wirtschaftsliberaler und offensichtlich auch der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft«, sagt Politikprofessor Manfred Schmidt. »Sie haben für das Anliegen derjenigen, für die Sozialpolitik gemacht wird, kein überzeugendes Angebot.« So bleibt der Sozialstaat eine Leerstelle, hat keine erkennbare Zukunft.
Genau das öffnet der Kapitalismuskritik Tür und Tor.
Einäugig ist die Initiative, wenn sie Wissenschaftlern nur dann ein Podium verschafft, falls diese den Abbau von Sozialleistungen, ein Mehr an Freiheit für den Einzelnen und besonders für Unternehmer fordern, während die gleichen Wissenschaftler an anderer Stelle durchaus für mehr Sozialstaat plädieren. ...
Genau was ich sage! Jetzt hat das Kind auch einen Namen: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
In SPIEGELonline (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,357107,00.html)fand ich eben:
Der Vorsitzende der IG Bergbau-Chemie-Energie, Hubertus Schmoldt, sagte der Zeitung, die Entscheidung für Neuwahlen sei die einzig richtige. "Die Bürger müssen nun grundsätzlich entscheiden, welchen Kurs sie wollen." Es gebe zwei Alternativen: Zum einen die soziale Marktwirtschaft mit zum Teil schwierigen Reformen. "Das andere wäre Marktwirtschaft pur mit viel schlimmeren Auswirkungen für die Beschäftigten, die Arbeitslosen, die ALG-II-Empfänger."
Fast genau was ich sage! Selbstverständlich bleibe ich dabei, daß die reale Politik unter der SPD/Grüne - Koalition annähernd dieselbe wie die einer künftigen CDU/CSU - geführten Regierung sein wird. Aber: Aufgrund des schwindenen Widerstands der Bevölkerung gegen den Sozialabbau wird der Raubtierkapitalismus viel schneller kommen (Westerwelle hat versprochen, die Gewerkschaften, der einzige organisierte Anwalt der Arbeitnehmer gegen die Interessen der Bosse, wegzuspülen). Je mehr Zustimmung die Raubtiere erhalten, desto erfolgreicher war ihre Manipulation am Bürger! Das ist's, was mich so ärgert: daß die Leute immer wieder auf den Schwindel hereinfallen und denen folgen, die sie in den Abgrund führen. Bedenke: Kapitalismus ist ohne Krieg nicht denkbar.
30.5.2005- Das Wesen der Zeit: Ich unterscheide vier Typen von "Zeit" und demzufolge vier Typen "Mensch", die von jeweils einer dieser Zeit-Typen geprägt sind.
Der erste Zeittyp ist der heutzutage bekannteste: die Newtonsche Lineare Zeit. Es gibt nur einen Zeitpfeil, und auf diesem fließt die Zeit mit konstantem Tempo voran: 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, ... Alles was besteht, unterliegt einer stetigen Veränderung. Es gibt keine Wiederholung, keine Erinnerung, kein Wissen, kein Lernen.
Der zweite Zeittyp ist die zirkuläre Zeit. Prozesse werden kreisförmig gesehen. Das Ziffernblatt der Uhr ist eine kreisförmige Scheibe. Auf 12 folgt wieder die 1; auf den Dezember folgt wieder der Januar. Alles wiederholt sich; es gibt nichts Neues unter dem Himmel; Zukunft ist Vergangenheit.
Dazwischen liegt der dritte Zeityp, die Spirale: Das Grundlegende wiederholt sich, aber es gibt Abweichungen im Detail.
Der vierte Zeittyp ist das gänzliche Fehlen der Zeit: Es gibt ausschließlich die ewige Gegenwart.
Die Newtonsche Zeit ist heute ein mächtiger, alleszerstörender Strom. In ihr gibt es kein Leben, keine Intelligenz, kein Bewußtsein, keine Bildung. Die Zwänge des Kapitalismusses zwingen den Menschen in diesen Strom hinein. Der Zerfall der sozialen Marktwirtschaft, die noch Kreisläufe kennt, in einen kollabierenden Raubtierkapitalismus ist genau genommen nichts anderes als das Aufbrechen des Zeitkreises in eine Linie, in einen Zeitpfeil. Die Energie, das Geld, pulsiert nicht mehr in einem geschlossenen Wirtschaftssystem mit gut organisietem Kreislauf, sondern es sammelt sich weit ab von der Quelle bei den wenigen Reichen und staut sich dort, weil es zu wenige Innovationen gibt, die den Fluß schnell genug ein weiterführendes Bett graben. Mangels Verdunstung, mangels Rückführung der Wässer an die Quellen, versiegen bereits die Quellen. Der Fluß wird schmaler und tiefer; er bewässert nicht mehr seine Uferbereiche; immer weniger Menschen können von ihm leben. Physiker, die an eine nie endende Expansion des Universums glauben, sind Protagonisten dieses Zeittyps.
An den zweiten Zeittyp, die Ewige Wiederkehr des Gleichen, glauben nur noch (bestenfalls) Nietzscheaner und ein paar verknöcherte Physiker. Sie glauben, das Universum sei determiniert: der Expansion folge eine Schrumpfung, und danach gehe alles wieder und immer wieder von vorne los. Etwas aufgeweicht wird diese Vorstellung von der Idee der Existenz des sogenannten "Zufalls". Demnach kehrt das expandierende Universum zwar mit Sicherheit zum Ausgangspunkt, der Urknallsingularität, zurück, aber sämtliche Entwicklungen zwischen zwei Urknällen seien von Durchlauf zu Durchlauf beliebig. In diesem Szenario spielt es keine Rolle, ob in einem Universum Leben, Intelligenz, Bewußtsein, entsteht oder nicht. Alles ist vollständig sinnlos, zufällig. Bewußtsein, Intelligenz, kann es deshalb nicht wirklich geben, sondern bloß als "Illusion".
Der spiralige Zeittyp, der zwischen den beiden Obengenannten liegt, erscheint weitaus attraktiver, aber er ist, wenn überhaupt, nur sehr schlecht begründbar. Zwar kann man sich gut vorstellen, wie Woche für Woche ein Montag einem Montag folgt. Aber was berechtigt einen Montag, sich Montag zu nennen, wenn er dem vorangegangenen Sonntag ähnlicher ist, als dem vorangegangenen Montag? Auch ein beliebiger Januar ist dem vorausgegangenen Dezember ähnlicher, als einem vorausgegangenen anderen Januar. Daraus folgt: In unserem Erleben ist der lineare Zeittyp wirkmächtiger, als der spiralige. Er ist genaugenommen aus der Beobachtung hervorgegangen, daß sich vieles - wenn man ausreichend abstrahiert - zu wiederholen scheint. Die Frage ist nun, wiederholt sich da etwas tatsächlich, und kann man diese Wiederholungen mittels Denkens (Abstrahierens) herausfiltern, und den verbleibenden Rest dann "Fortschritt" nennen? Glaubt wirklich jemand, ein Prozeß laufe in seine eigene Vergangenheit zurück? - Wohl kaum. Also ist die spiralige Zeit wohl mehr eine undurchdachte lineare.
Und am Schluß die von mir favorisierte Zeitlosigkeit, "Ewigkeit" genannt. In dieser Zeitform laufen Prozesse in ihre eigene Vergangenheit zurück und heben diese damit zur Ewigen Gegenwart auf. Diese im geschlossnen System laufenden zeitlos-ewigen Prozesse (s. Radikaler Konstruktivismus) bilden ständig Zeitpfeile, an denen aufgereiht "Geschichten", "Welten" erscheinen und wieder vergehen. Jede dieser Geschichten bekommt augenblicklich eine komplette Vergangenheit ab dem Urknall und eine determinierte Zukunft bis zum Kältetotod. Da jeder Augenblick ein anderer ist, ändert sich die Vergangenheit ständig, ohne daß mit empirischen Methoden diese Änderungen festzustellen wären. Es gibt Geschichten, die uns als Realität erscheinen - zB die Geschichte, die uns die Naturwissenschaft oder die, die uns die Kapitalisten erzählen. Es gibt definitiv keine Geschichten, deren Realität sich objektiv beweisen ließe. Alles ist Glaubensfrage: letztlich Sache der Definition. Der einzig mögliche Beweis einer Geschichte ist der, daß jeder Mensch mindestens eine davon erlebt.
Ich mache klar die Unterscheidung zwischen diversen Zeit-Konzepten, in denen ich parallel lebe. Ich weiß, was von mir in der linearen, was in der zyklischen Zeit und was in Ewiger Gegenwart lebt. Jede Zeitform hat ihr eigenes Wissen und erlaubt mir ein eigenes Sein. Ergo bin ich mir vollkommen der Tatsache bewußt, daß ich zugleich sterblich bin, wiedergeboren werde und eine Ewige, unsterbliche Seele bin.
Ich erlebe häufig Kritik, wenn ich behaupte, in dieser Ewigkeit bereits zu leben, weil die Kritiker keine Herrschaft über die Zeit haben. Sie sehen sich nicht in der Lage zu entscheiden, welcher Art "Zeit" sie unterworfen sein wollen. Da sie die Zeit nicht beherrschen, glauben sie, sie sei objektiv gegeben. Dieser Satz läßt sich verallgemeinern. Alles, was man nicht beherrscht, definiert man als objektiv. Radikaler: Die objektive Welt ist eine Folge der Machtlosigkeit derer, die in ihr zu leben glauben. Oder anders: Objekt ist das, was ich nicht als subjektiv (als Teil von mir) zu erkennen vermag. Wer behauptet, in einer objektiven Welt zu leben, fordert Unterordnung, weil er selber Sklave ist, ohne es wissen zu wollen. Denn wer um sein Sklavesein weiß, ist bereits kein vollständiger Sklave mehr; er hat den ersten Schritt zur Freiheit bereits getan.
Ein schönes Beispeil für den Zusammenhang zwischen Subjektivität und objektiver Welt fand ich in folgenden Artikel.
30.4.05: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=5336In diesem Kontext hat etwa auch Arundhati Roy vom Terrorismus als Double der Globalisierung, als deren Zwilling, den teuflischen Doppelgänger des Systems, die Metastase des Krebsgeschwürs gesprochen. Der Terrorismus des 11. September ist daher - im Unterschied etwa zur Intifada oder zu diversen anderen Formen des Terrorismus - ein Terrorismus, der aus dem Inneren einer sich abschließenden Macht kommt. Dadurch, dass das System nicht mehr offen ist für den Input des Anderen, kommt es, wie Baudrillard zurecht anmerkt, zur Implosion: "Es gibt ein Implosionspotential in einem geschlossenen System. Dieses Potential kann jedoch bloßes Potential, kann virtuell bleiben. Eine Gruppe von Terroristen kann jedoch das vorhandene Potential herauskristallisieren. Dann kommt es zum Ereignis. Aber die Potentialität dieses Ereignisses war schon im System vorhanden, war in seinem Innern angelegt." Denn das System selbst hat durch seine unerträgliche Machtfülle nicht nur all diese Gewalt geschürt, von der die Welt erfüllt ist, sondern auch jene terroristische Imagination und Energie, die in uns allen wohnt.
9.6.2005- Desinformation über Kriminalität in Deutschland?
In SPIEGELonline finden wir heute die Schlagzeile:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,359682,00.html
Immer mehr Gewalt in Deutschland
Die Gewaltkriminalität hat in Deutschland im vergangenen Jahr weiter massiv zugenommen. Gegenüber 2003 stieg die Rate um 3,5 Prozent. ...
Und
in der ZEIT vom 2.6.,S. 9, http://www.zeit.de/politik/Vorabmeldungen/2005/vorab_23?term=Christian
finden wir einen offenen Brief mit dem Titel "Weniger Kriminalität,
mehr Panikmache", der in ZEITonline wie folgt zusammengefaßt wurde:
... Fälschlicherweise glaubten die Deutschen immer noch, die Zahl schwerer Straftaten habe zugenommen, schreibt der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, in der ZEIT. Dabei habe die Zahl etwa der Sexualmorde, Wohnungseinbrüche und Bankraube rapide abgenommen. "In unserem Land wird nicht zutreffend über Kriminalität informiert", klagt Pfeiffer, der von 2000 bis 2003 auch niedersächsischer Justizminister war. Die Bevölkerung werde bewusst irregeführt, Ängste würden gezielt geschürt. Trotz der rückläufigen Zahl schwerer Straftaten hätten die Gerichte "in den vergangenen zwölf Jahren zunehmend Freiheitsentzug" anordnet. Die Zahl der Strafgefangenen habe seit 1992 um mehr als 40 Prozent zugenommen. "Die Politik verhält sich so, als läge die Zukunft unseres Landes im Ausbau der Gefängnisse." ...
15.6.2005- Herrschaftswissen oder die geheime Philosophie: Ich habe mich in meinen vergangenen Notizen immer wieder über verfehlte Politik, falsche Wirtschaftstheorien, blinde Flecken in Naturwissenschaft und Philosophie aufgeregt. Heute möchte ich untersuchen, inwiefern meine Kritik berechtigt ist, indem ich versuchsweise den Standpunkt der Gegenseite einnehme und ihn erst danach mit meinem Standpunkt wertend vergleiche.
Ich denke, es gibt eine geheime Philosophie, die sämtliche Fehler in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und offizieller Philosophie in einem anderen Licht erscheinen läßt. Kennt man diese geheime Philosophie, wird ersichtlich, daß die Fehler und Irrtümer nur scheinbare sind; es sind möglicherweise systematische Fehler, die die geheime Philosophie verbergen, Fehler, die entstehen, weil die Herren der Welt öffentlich eine andere Philosophie lehren, als sie tatsächlich vertreten und als Grundlage ihres Handelns verwenden.
Mit anderen Worten: Wenn ich das Scheitern der Politik im Kampf gegen den Raubtierkapitalismus um die Macht beklage, könnte es ja möglich sein, daß ich irre und bloß die geheimen Erfolge der Politik und die effiziente Zusammenarbeit beider nicht zu sehen vermag. Vielleicht will man mit falschen Theorien bloß die Bevölkerung verwirren und über die wahren Ziele von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Philosophie im unklaren lassen. Vielleicht ist das Verbergen der wirklichen Theorien sogar sinnvoll, angemessen und zu bejahen.
Wenn es in der Politik gar nicht um Wohlstand für alle und in Wissenschaft und Philosophie gar nicht um Wahrheit geht, sondern um die Konzentration der Macht mit allen Mitteln, lösen sich sämtliche vermeintlichen Widersprüche auf: In einem globalen Wirtschaftssystem konzentriert sich das Kapital automatisch in einer Hand. Die Wirtschaft erreicht ihr Ziel, die Mittel zur Weltherrschaft zu erlangen, leichter, als die Politik. Da die Wirtschaftselite nicht von der politischen Elite zu trennen ist - es handelt sich um dieselben Personen - ist anzunehmen, daß die Elite von ihren Versuchen, die Weltmacht über politische Methoden zu erlangen, Abstand nimmt und sich nun der besseren Methode des globalen Kapitalismus, "Neoliberalismus" genannt, bedient. Der unwissenden Bevölkerung wird "Objektivismus", also (empirische) Naturwissenschaft, beigebracht, damit sie die (von der Elite aktiv geschaffene) Realität passiv anerkennt und nicht zu verändern sucht. Die Philosophie ordnet sich der Naturwissenschaft unter, wodurch Wissenschaftskritik und damit das Durchschauen der Wissenschaft (und deren entmachtenden und entmündigenden Begleiterscheinungen) verunmöglicht wird.
Der kapitale Fehler aller bekannten Wirtschaftstheorien ist identisch mit dem Garanten der Konzentration von Kapital und Macht. Der Staat (Politik) macht Schulden, um die Machtkonzentration zu fördern. Die Massenarbeitslosigkeit ist gewollt, da Maschinen die besseren Diener sind: sie haben mehr Arbeitskraft. Das soziale Netz, das ehemals die Arbeitskraft der dienenden Menschen fördern sollte, wird nicht mehr gebraucht. Also ist es konsequent, es abzuschaffen. Kriege werden geführt, um konkurrierende Machtzentren auszuschalten. Da über die Objektivierung der Weltbilder der Bevölkerung - die Menschen sehen sich als Objekte - diese ihre Seele verlieren, unterscheidet sie sich nicht mehr von Maschinen und kann gewissenlos den "höheren Zielen" geopfert werden.
Die Macht der Herren der Welt wird nicht um ihrer selbst willen gesucht. Macht hat nur dann eine Bedeutung, wenn mit ihrer Hilfe eine Utopie realisiert werden soll. Wie könnte diese Utopie aussehen?
Um dies darstellen zu können, muß ich zuerst meine Utopie erklären, denn die Elite kennt ja schließlich die Wahrheit, und deren Lebensphilosophie leitet sich aus einer Kombination "meiner" Philosophie mit der des "Unterschichtenmenschen" ab.
Die Elite will mit Hilfe "meiner" Philosophie die seelisch/geistige Kompetenz erlangen/erweitern/erhalten, um in der objektiven, materiellen, entzauberten Welt der passiven Menschen aktiv zu zaubern. Um machtvoll zaubern zu können, muß man möglichst vielen Konkurrenten die Zauberkraft rauben. Ich als Subjekt-Objekt muß möglichst viele andere Subjekte zur Objektwerdung überreden, um wirkmächtig zaubern zu können. Ein guter Zauberer muß also möglichst viele potentielle Konkurrenten zur "Einsicht" überreden, es gebe keine Zauberei: Alles, was geschieht, sei Folge von determinierten (mechanischen) oder zufälligen "Ursachen". Einen freien Willen eines bewußten Menschen als Ursache gebe es nicht! Um das zu beweisen, wird als Ablenkungsmanöver ein Heer von Gehirnforschern finanziert, die angeblich das menschliche Bewußtsein und die Willensfreiheit erforschen und methodebedingt nicht finden können.
Was wollen die Herren der Welt zaubern? Auch diese Frage kann m.E. schlüssig beantwortet werden, denn sie wollen dasselbe wie ich. Was uns unterscheidet, ist der Weg zum Ziel. Was sie und ich wollen, kann der Leser erfahren, wenn er mithilft, die Fortsetzung meines Romans "Karma" zu finanzieren.
16.6.05: Leserbrief: Interessant! Nachdem ich gestern deine neue Notiz * bekommen habe, habe ich mir heute Nacht die Premiere von "Batman Begins". In diesem Film existiert eine geheime Bruderschaft, die seit Jahrtausenden die Geschicke der Welt überwacht und lenkt. Deren Anführer erklärt, die Bruderschaft habe die Ökonomie als neues Mittel zur Verfolgung ihrer Zwecke eingesetzt, da sie effektiver sei als Krieg. Das entspricht ziemlich genau dem was ich bei dir gelesen habe:
* "In einem globalen Wirtschaftssystem konzentriert sich das Kapital automatisch in einer Hand. Die Wirtschaft erreicht ihr Ziel, die Mittel zur Weltherrschaft zu erlangen, leichter, als die Politik. Da die Wirtschaftselite nicht von der politischen Elite zu trennen ist - es handelt sich um dieselben Personen - ist anzunehmen, daß die Elite von ihren Versuchen, die Weltmacht über politische Methoden zu erlangen, Abstand nimmt und sich nun der besseren Methode des globalen Kapitalismus, "Neoliberalismus" genannt, bedient. "
Ich dachte das interessiert dich. Den Film kann ich ohnehin sehr empfehlen.
Gruß - C
17.6.2005- Fortsetzung "Herrschaftswissen oder die geheime Philosophie":
Ich habe mich entschlossen, nun doch noch etwas über die o.g. "zwei Wege zum (gemeinsamen) Ziel" zu schreiben. Bei einer Privatperson ist klar, daß sie nie zum Frieden kommen wird, wenn sie alle (vermeintlichen) Gegner aggressiv bekämpft. Für Nationen soll das nicht gelten? Die USA sollen richtig gehandelt haben, als sie den Irak bombardierten, um dort Frieden durchzusetzen? In einem Vorabdruck seines neuen Buches "Die Rückkehr der Geschichte" schreibt Joschka Fischer (in alter Rechtschreibung!) über den "Dschihad-Terrorismus, den man allerdings angesichts seiner ausschließlichen Destruktivität nicht als Modernisierungsbewegung definieren kann." Weiter heißt es richtig: "Vielmehr handelt es sich um eine totalitäre Gefahr, die in der Konsequenz auf Selbstzerstörung hinausläuft."
Mit anderen Worten - und in Anknüpfung an meine Argumentation von gestern - bedeuten diese Worte aus Fischers Feder, daß Systeme, die Störungen intelligent integrieren, moderner sind als solche, die sie aggressiv bekriegen. Der militärische Akt im Irak bezeichnet ein VERSAGEN US-Amerikanischer Diplomatie.
Der Weg, den die Herren der Welt zum gemeinsamen Ziel eingeschlagen haben, ist der der Aggression; der Weg, den ich propagiere, ist der der Integration (der freilich mehr Grips erfordert als das primitive Drauflosschlagen).
Das große gemeinsame Ziel der Menschheitsentwicklung werde ich wie gesagt in den Schlußkapiteln meines Romans "Karma" beschreiben. Nur soviel sei verraten: Je komplexer eine Seele, desto komplexer ihre materielle Widerspiegelung als Welt und desto reichhaltiger die Möglichkeiten des Handelns in dieser Welt.
Übrigens: Im ZEIT-Artikel "Der Schrein des Anstoßes" fand ich die gut versteckte Information, daß Washington China konsequent zum nächsten Gegner aufbaue und deshalb kein Interesse an einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Japan und China habe.
Man vergleiche diese Information mit dem, was ich schon vor Jahren in meinen Politik-Seiten geschrieben hatte - daß sämtliche Kriege der USA* im mittleren und fernen Osten darauf abzielen, China einzukreisen, zu isolieren und schließlich wirtschaftlich zu ruinieren (im unmittelbaren und übertragenen Sinne).
* Beschreibung des Szenarios nach der Zerspaltung der Sowjetunion, welche ja auch noch nicht abgeschlossen ist.
Demokratisierung der Rechtschreibung- Noch eine Bemerkung: nicht nur, daß die Rechtschreibung durch die Rechtschreibreform verwässert wird - auch der DUDEN (und wohl auch alle anderen Wörterbuchprojekte) ist aktiv an der Zerstörung der Deutschen Sprache beteiligt: Die DUDEN-Redaktion kümmert sich nicht mehr darum, das maßgeblich Richtige und Vorbildliche - das Sollen - in ihr Werk aufzunehmen, sondern nimmt nun alles auf, was den Weg zB ins Unterschichtenfernsehen gefunden hat - alles Gestammele halber Analphabeten aus Kontainern und Nachmittags-Talkshows. Verona Feldbusch verkündete vor ein paar Tagen stolz im Unterschichtenfernsehen, daß ihr Spruch "Hier werden Sie geholfen" nun korrektes Deutsch sei, da er in den neuen DUDEN aufgenommen wurde.
Der DUDEN-Verlag veröffentliche einmal die Verlautbarung*, er sei umgesattelt vom Sprachhüter, der er nicht mehr sein wolle, zum (empirisch forschenden) Sprachfolger. Mein Kommentar: Das ist Sprachzerstörung pur. Der DUDEN ist nicht mehr maßgeblich!!! An anderer Stelle schrieb ich einmal, daß man bloß auf Volkes Willen hören müsse, um dessen Kultur zu zerstören. Eine Herde ohne Schäfer, ein Volk ohne Führungselite, eine Sprache ohne Spachhüter, versinkt im Morast des Kampfes aller gegen alle. Die Demokratie ist nur als Möglichkeit gut: Sie garantiert, daß JEDER die Möglichkeit hat, zur Führungselite vorzustoßen. Ich verstehe unter Demokratie NICHT, daß das Volk herrscht (Volkssouveränität), sondern daß jeder Mensch aus dem Volk die Chance hat, souverän zu werden und sich an der Herrschaft zu beteiligen. Nicht jedermann soll herrschen, sondern jedermann soll herrschen können, wenn er die Fähigkeit dazu hat.
* Leider weiß ich nicht mehr, wo ich diese Verlautbarung gelesen habe und wie sie genau lautet.
Hierzu fand ich in der ZEIT v. 16.6. ein schönes Zitat von Robert Louis Stevenson: "Erst müssen wir hoffen, daß die Reichen redlich, bevor wir hoffen können, daß die Armen nachdenklich werden."
20.6.2005- Freiheit nur im Geist? "Die Gedanken sind frei" - So lautet eine alte Weise. Und im praktischen Leben stoßen wir auf Widerstand. Wir können im körperlichen Leben nicht alles tun, was wir wollen; nicht alles funktioniert so, wie wir es uns wünschen. Wie ist diese Erkenntnis vereinbar mit meiner Behauptung, die materielle Welt sei ein Spiegel der Seele?
Die Unfreiheit im leiblichen Leben entsteht dadurch, daß wir die Welt mit anderen bewußten Lebewesen teilen um den Preis des Objektivierens unseres primären Subjektes. Indem wir auf Freiheit verzichten, können wir mit anderen Wesen zusammenleben. Als gesellschaftliche Wesen sind wir fremdbestimmt; von der Gesellschaft erhalten wir unsere Sozialisation: unser Körper-Ich. Wenn wir uns mit diesem Ich allzufest identifizieren, verlieren wir leicht unser Empfinden für uns selbst: für unser Selbst, unser Subjekt-Sein.
Frei sind wir, wenn wir uns mit unserem subjektiven Selbst identifizieren und bewußt mit begrenztem Ich in begrenzter materieller Welt leben. Wir sind Besucher dieser Welt. Wir besuchen sie mit der Geburt und verlassen sie wieder mit dem Tod. Da wir als Selbst keine Gefangene der materiellen Welt sind, können wir über die Welt hinausdenken und manchmal auch handeln.
So kann ein Gefangener der Welt zB nichts erfinden; er kann nur finden. Er ist zur Anpassung an die Gegebenheiten, wie er sie zu erleben glaubt, gezwungen. Ein freier Mensch ist in der Lage, sich ein Ideal auszudenken; er hat eine idealistische Philosophie, die über das empirische Sein hinausreicht. Wo beim Materialisten "Zufall" herrscht, greift beim Idealisten sein Wille. Im Neuland - wo zB Philosophen oder Physiker neue Weltmodelle austüfteln - gibt es keine konservativen, objektivierenden Störvorstellungen der Mehrheit der denkenden Wesen; hier kann ein Einzelner Großes, Neues schaffen. Ein Idealist muß nichts endgültig akzeptieren. Er weiß: er ist nicht sein Leib; er hat einen Leib. Im Krankheitsfall seines Leibes ist er nicht allein auf Symptombehandlung angewiesen (der Leib IST Symptom!!); er kann an seiner idealistischen Philosophie, die mit dem Geist korrespondiert, arbeiten und an seiner Seele - und ihrer objektivierten Erscheinung, dem Leib, gesunden.
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