Notiz 14
von Hans-Joachim Heyer



06.4.2005- Primärtheorie
10.4.2005- Bosse sind Untertanen
11.4.2005- Gleichberechtigung der Frau

12.4.2005- Papst
13.4.2005- Arbeitgeber und die Gleichberechtigung der Frau
14.4.2005- Europa muß nicht verelenden - zur Neuen Wirtschaftstheorie
16.4.2005- Endlich: Politik schlägt zurück!
18.4.2005- Typisch Opposition
19.4.2005- Die Front formiert sich
21.4.2005- Der neue Papst Benedikt XVI
22.4.2005- Wolfowitz wird Weltbankpräsident
25.4.2005- Kampf gegen Wirschaftsfaschismus geht weiter
28.4.2005- Patricia Churchland
09.5.2005- Klassenkampf als Märchenstunde

6.4.2005 Primärtheorie: Nach meiner wiederholten ausgiebigen Beschäftigung mit der Relativitätstheorie - ich hatte mich Mitte der 80er Jahre schon einmal intensiv mit ihr beschäftigt - ist mir wieder einmal klargeworden, daß meine Differenz zu Einstein nicht dessen mathematisch-physikalisches System ist, sondern ausschließlich die Interpretation dessen, was er "Inertialsystem" nannte und ich "subjektives Universum" oder genauer "subjektives Raum-Zeit-System" nenne.

Gleichwie Kant behaupte ich, daß Raum und Zeit unsere Erfindungen seien, aber die Dinge in Raum und Zeit seien es nicht. Die Dinge in Raum und Zeit seien Mischwesen aus unseren subjektiven Voraussetzungen (Apriori) und den diesen Abbildungsregeln unterworfenen Fremdwesenerscheinungen. Die Fremdwesen sind unseren Apriori nicht unterworfen, wohl aber ihre Abbildungen in unseren Systemen. Ihre Raum-Zeitlichkeit und Materialität sind Zugaben von uns, mit denen wir uns das Fremde zurecht- und bekannt-machen. Wir nehmen fast nur Selbstgemachtes - unsere eigenen Interpretationen - wahr. Sicher ist, daß diese Interpretationen Interpretationen von etwas sind, was uns fremd ist. Wir können, wenn wir geschickt sind, unsere unbewußten Interpretationen via intelligenter Bewußtmachung derart verbessern, daß sie uns bessere Auskunft über das geben, was hinter unseren Wahrnehmungen (unbewußten Interpretationen) steckt.

Ich habe erkannt, daß ich Schöpfer meines eigenen Inertialsystems bin. In dieses System hinein projiziere ich Fremdwesen, und was ich dann von ihnen wahrnehme, sind die von meinem Interpretationssystem veränderten Fremdwesen. Was ich wahrnehme, sind meine Schöpfungen, aber nicht ganz, denn sie werden von fremden Bewußtseinen gesteuert. (Vergleich "Fernseher": Der Apparat erschafft die Bilder auf der Mattscheibe und die Geräusche mit dem eingebauten Lautsprecher zu 100 %. Aber die Steuerung der Signale von Bildröhre und Lautsprecher stammt vom Sender, bzw. dem Filmregisseur oder/und der abgefilmten Natur. Obwohl der Lautsprecher "spricht", stammen die Informationen sämtlich vom Filmemacher!)

Selbiges wie für die Relativitätstheorie gilt für die Quantentheorie: Auch hier beeinflußt der (subjektive, bewußte) Beobachter das Beobachtete. Experimente wie die der "verzögerten Entscheidung" beweisen, daß ich unbewußt die materielle Ausgestaltung - das kausale System der Physik - erschaffen habe. Nicht in der Physik können Geschehnisse rückgängig gemacht werden, sondern ausschließlich in meinem subjektiven Interpretationssystem = Abbildungssystem!

Da der Mensch unbewußt interpretiert, glaubt er, daß die Interpretationen objektiv "da draußen" vorhanden seien. Er ist ein "naiver Realist". Da ich weiß, daß die materielle Welt unbewußte Interpretation (Primärtheorie) ist, machte ich mir in den letzten 25 Jahren meine unbewußten Interpretationen, die der naive Realist "objektive Wahrnehmungen" nennt, bewußt (Sekundärtheorie) und stellte sie in ein neues, erweitertes Gesamtsystem, was mir ermöglichte, die vielen Widersprüche des unbewußten Systems, die ich mit allen anderen Menschen teilte, zu beheben und auf ein höheres Niveau zu heben. Ich nutzte meine Intelligenz, um widersprüchliche Wahrnehmungen zu korrigieren: meine Primärtheorie wurde mit Hilfe meiner Sekundärtheorie verbessert und erweitert. Diesen Bewußtseinsakt nennt man "Erleuchtung".

Seit mir das gelungen ist, nenne ich mich Zauberer, denn ich erlebte, daß die Änderung meiner Primärtheorie die von anderen Menschen für objektiv gehaltene materielle Welt akausal (magisch) verändert. Ich sehe, wie andere Menschen sich (unbewußt) ihre Himmel und Höllen selber kreieren. Ich erlebe, daß ich stets "unbewußt" erleide, was ich vorher aktiv, meist bewußt, geschaffen habe.

Ich bin wie alle anderen Menschen Opfer der materiellen Welt. Ich kann nicht einfach kreieren, daß ich Millionär bin und mir keine Sorgen um meine materielle Zukunft machen muß. Ich kann ausschließlich meine Wahrnehmungs- und Erlebensfähigkeit an meiner Philosophie schulen und hoffen, daß ich alles richtig gemacht habe und die goldenen Früchte meiner Intelligenzarbeit ernten werde. Mir ist bewußt, daß ich bereits viel Gutes geerntet habe: Ich bin gesund, geliebt, liebesfähig, muß nicht arbeiten, habe ein Dach über dem Kopf und mein tägliches Brot, langweile mich nie, habe immer Spannendes zu tun usw..

Und ich weiß nun, wie ich mein Primärsystem - meine Realität - auf eine neue, wundervolle Ebene heben kann. Ich habe die vierdimensionale, tote Welt der Physik, in der die meisten Menschen gefangen sind, bereits um eine Dimension erweitert, und zwar durch die Sinn-Dimension: Nicht die rationale wissenschaftliche Logik ist Grundlage meiner Welt, sondern ein ethisches Wertesystem. Primär tu ich nicht, was "vernünftig" ist, sondern, was wertvoll ist: was ich will! Die Vernunft dient bloß meinem Willen und prüft ihn (in einer Art Wechselspiel) auf Realisierbarkeit. In meiner Werte-Welt gibt es Willensfreiheit, Leben, Bewußtheit und einen Weg zu Gott.

In der Welt der Bosse, die den neuen Sklaven züchten - siehe "Unterschichtenfernsehen" - wird es all das nicht geben, denn auch die Bosse sind Untertanen ihrer Schöpfung, des Raubtierkapitalismusses*.

Zu meiner neuen Idee zur Erweiterung meiner Realität wurde ich durch die Lektüre des Romans "Drachen zwischen den Sternen" von Jeffrey A. Carver inspiriert. Hier wird der Tatsache, daß der Weltraum eine Schöpfung der menschlichen Seele ist (s. Gedankenexperiment in AussenInn.html), Rechnung getragen, indem sie, die Seele des "Sternenriggers", sich in einen höheren Bewußtseinszustand versetzen und einen Hyperraum erschaffen kann, in welchem dann das Raumschiff vom Rigger binnen Stunden um tausende Lichtjahre fortbewegt wird. Im Hyperraum bilden sich aus Fremdinformationen und dem Interpretationsvermögen der "Rigger" Fantasiewelten, die jedoch nach im Hyperraum "realen" Informationen gestaltet sind. Die Rigger reisen in Traumkörpern in diesen zum Teil selbsterschaffenen Landschaften - im Gepäck ihr Raummschiffsmodell - zum Zielstern des Schiffes, tauchen dort wieder in den Normalraum ein und haben auf diese Weise beschleunigungslos mitunter tausende Lichtjahre überwunden. Im Klappentext heißt es:

Die ferne Zukunft: Die Menschheit hat die Galaxis besiedelt. Um die gewaltigen Abgründe zwischen den Sternen zu überwinden, setzt man sogenannte Sternenrigger ein, junge Menschen, die mittels Geisteskraft in den »Flux« greifen, Strömungen im Hyperraum, mit deren Hilfe sich binnen Stunden Lichtjahre überbrücken lassen. Doch dazu ist eine fragile Balance zwischen Sensibilität, Vorstellungskraft und Selbstkontrolle vonnöten. Die Rigger erleben den Hyperraum nämlich nicht als zusätzliche räumliche Dimension, sondern als fremdartige Landschaft, die sie mitgestalten können, die sich jedoch schnell verändert und ihnen entzieht, wenn das Unterbewußtsein unwillkürlich Bilder hineinprojiziert. Und wenn dies Schreckensbilder sind, kann dieser Schrecken unversehens Wirklichkeit werden, und die Fahrt wird zum Höllentrip oder zu einer Reise ohne Wiederkehr ...

Im Roman heißt es, daß die Rigger im Hyperraum ungeahnte Freiheiten genießen, wohingegen sie im 3-D-Raum, also in der normalen Welt, als Menschen 2. Klasse gehandelt werden: Habenichtse, die man mit einem Hungerlohn abspeisen kann, weil sie süchtig sind, süchtig nach der Freiheit im Hyperraum, den sie leider nur in Raumschiffen fernab planetarer Einflüsse generieren können. Mich hat am Roman die Idee fasziniert, daß und wie die unbekannte "Hypernatur" und der selbsterschaffene Hyperraum interagieren und Landschaften entstehen lassen, die zugleich Fantasie und von der Hypernatur des Kosmos geschaffene Realität sind.

* 10.4.2005- Bosse sind Untertanen: In einem lesenswerten ZEIT-Artikel vom 10.3. "Operation Lohndrücken" http://www.zeit.de/2005/11/Braun-Rasierer?term=Operation

Die Globalisierung ist weiblich, sie formt eine neue, ergebene Arbeiterklasse. Hin und wieder kommt ein Manager aus Deutschland angereist, blickt auf flinke Finger und sagt: »Toll, alle Achtung!« Manager aus dem Westen behaupten, sie bewunderten diese reduzierten Leben, die sie selbst niemals geführt haben und niemals führen wollen. Diese Art von Leben interessiert sie nicht einmal. Sie belügen sich selbst, sie bewundern keine Leben, sie bewundern die damit verbundenen Preise.

Hier könnte eine Szene aus einer Zeitreise spielen, nach Manchester vielleicht, zurück ins Jahr 1905. Wenn dies die Zukunft der Arbeit sein soll, dann sähe die Zukunft aus wie die Vergangenheit, und die Gegenwart wäre ein Irrtum. »Hier ist der perfekte Ort auf der Welt«, sagt der Engländer.

Ich werde nun beweisen, daß die Bosse selber Teil dieses reduzierten Lebens sind. Sie machen Sklaven, denken sklavisch, sind Sklaven - nur wissen sie es (noch) nicht. In demselben Dossier steht:

Etwas war schon vorher bei Braun durcheinander geraten. Ein schärferer Wind kam vor wenigen Monaten auf. Der Mutterkonzern Gillette ist nicht mehr damit zufrieden, daß es Braun nur gut geht. Glänzend soll alles sein, noch mehr Rendite. Braun-Manager drängten Betriebsräte zu einem ersten Gespräch. Die Chefs brachten Papiere mit, in denen oft das Wort »China« auftaucht. Exakt 121 Leute könne man im Werk Walldürn einsparen, wenn man einen Teil der Produktion verlagere. Man könne aber auch anders, ohne »China«: Zulagen weg, 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich – ganz einfach.

Man darf sich diese Gespräche nicht sonderlich diplomatisch vorstellen. Gewerkschafter sagen: Braun sei kein Sanierungsfall, Braun sei kerngesund! – Man müsse verhindern, antworten Vorstände, daß Braun in zehn Jahren ein Sanierungsfall werden könnte. Man kann sich nicht einigen und vertagt sich. »Der Druck ist brutal«, meint Braun-Chef Wild, »ich werde vom Kunden getrieben.« Auf sonderbare Weise fühlen sich alle unbeteiligt, dem Gang der Dinge ausgeliefert. Die chinesische Arbeiterin Tu hat sich zu fügen, ihr Boß auch, der deutsche Vorstandschef Wild fühlt sich von Handelsketten gehetzt, der amerikanische Gillette-Chef glaubt, den Erwartungen seiner Aktionäre gehorchen zu müssen. Globalisierung. Am Ende wird irgendwo auf der Welt ein großer Knall ausgelöst, für den sich niemand mehr persönlich verantwortlich fühlt.

Man beachte das oben fett Hervorgehobene: Was für die arme Chinesin gilt, gilt uneingeschränkt auch für die Bosse: Der Druck ist brutal. Beider reduziertes Leben besteht nur noch aus niederer Arbeit, außer daß der Boß Kaviar und die Chinesin Reis zu essen bekommt. Die Seelen sind verwüstet - mehr noch beim Boß, als bei der Armen. Sobald der billigstmögliche Trockenrasierer hergestellt ist, wird es niemanden mehr geben, der ihn kaufen kann. Der Sachzwang, unter dem die Bosse stehen, zeigt den geistigen Horizont auf, der sie beschränkt und geistig verarmt. Sie werden dafür bezahlt, die Welt derart zu verändern, daß sie selber so werden, wie die arme Chinesin heute ist: auch nach außen hin reduziert.

Sie setzen politisch Investitionsprogramme und -zuschüsse (und -zulagen) durch, Steuervergünstigungen, Unternehmenssteuerreformen, Senkung der Lohnnebenkosten (s. ZEIT "Viel Geld, wenig Hoffnung") durch, sogar den Export von Arbeitsplätzen lassen sie sich vom zukünftig arbeitslosen deutschen Steuerzahler finanzieren. Den Konzernen wird die Produktion erleichtert, was das Leben der Konsumenten erschwert. Zu kurz gedacht! Wer viel produzieren will, muß für viel Nachfrage sorgen. Auch das ist Sachzwang, meine Herren! Die Wirtschaft entwickelt sich in die falsche Richtung. Jede Erleichterung beschleunigt deshalb bloß den Untergang. Nur noch die besten Untergangsbeschleuniger werden hochbezahlt.

Im Artikel "Die neue Unterschicht" http://www.zeit.de/2005/11/Unterschicht?term=Die wird gezeigt, daß sich die Armut von unten nach oben frißt. Schon werden ehemals erfolgreiche Unternehmer in den Abgrund gerissen. Die Bosse berufen sich immer auf ihre Vernunft und sogenannte Sachzwänge. Nun, dann erkennt die Vernunft und den Sachzwang der Erkenntnis, daß euer Kapitalismus nur zu retten ist, wenn ihr sämtliche Gewinne, die ihr macht, in den großen Kreislauf zurückpumpt: Zahlt gerechte Löhne, zahlt Steuern, sonst werdet ihr sachzwangsläufig untergehen.

Die Lösung:

1. Gewinne müssen dort, wo sie erzielt werden, auch versteuert werden. Das sei internationales Gesetz. Wenn Braun die Rasierapparate in China und Marokko herstellen läßt, heißt das ja nicht, daß sie sie dort auch verkaufen und Gewinne machen. Die Gewinne machen sie in den sog. "reichen" Ländern. Je billiger die Produktion in China, desto höher die Gewinne in Deutschland und desto höher die Steuereinnahmen des deutschen Staates. Da die Gewinne mittels Steuern abgeschöpft werden, lohnt sich der Arbeitsplatzexport nicht mehr. Wenn die Konzerne mehr verkaufen wollen, müssen sie die Kaufkraft der Ausländer erhöhen, indem sie ihnen so hohe Löhne zahlen, daß sie die produzierte Ware auch selber kaufen können.

2. Gleichberechtigung der Frau: Gleichberechtigung der Frau bedeutet nicht, daß die Frau auf dem Arbeitsplatz ihren Mann zu stehen und dem Mann Konkurrenz zu machen habe, mit der Folge, daß beide sich gegenseitig bei ihren Lohnforderungen derart unterbieten, daß dann Zwei fürs gleiche Geld (und weniger!) arbeiten müssen, - Emanzipation ist also nicht das, was wir heute haben, sondern daß die Frau in der Gesellschaft "frauengemäß" leben kann. Solange Männer keine Kinder gebären können, ist die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau unterschiedlich zu regeln:

Der Mann bekommt seine Berufsausbildung: Nach einem "Studium Generale" für die Allgemeinbildung kommt die Fachausbildung und dann der Beruf und die Karriere. Die Frau bekommt eine umfassende Allgemeinbildung (der hochwertigen Kindererziehung wegen), aber keine berufsspezifische Ausbildung. Dann bekommt die Frau für ihr erstes Kind 3/4 eines bundesdeutschen Durchschnittslohns; bei zwei Kindern einen vollen Durchschnittslohn bis zum Rentenalter, in dem sie dann eine normale Rente bekommt. Ab Kind drei fällt die zusätzliche finanzielle Unterstützung der Frau wieder rapide auf normales "Kindergeldniveau" (s.u.) ab.

Frauen, die einer beruflichen Karriere zuliebe auf Kinder verzichten (oder kein Kind bekommen können), soll kein Stein in den Weg gelegt werden; sie können sich für eine "männliche" Karriere entscheiden, bekommen jedoch bei Kindersegen weniger staatliche Unterstützung, falls sie ihren Beruf nicht aufgeben: ein relativ geringes Kindergeld. Es soll durchaus ein bißchen bestraft werden, daß sie sich der Karriere wegen nicht genug um die Kinder kümmern (können).

Folge: Da nur noch die Hälfte der heute Arbeitenden arbeiten wird, werden die Löhne steigen und Ausbeutung wie oben gezeigt, verunmöglicht.

So sei es.

(siehe auch: ZEIT v. 10.3.: "Der Kapitalismus frißt seine Kinder". Dieser Artikel hat mich zwar inspiriert, hat jedoch inhaltlich kaum etwas mit meinem obigen Text zu tun.)

12.4.2005- Papst: Mit Interesse habe ich die öffentliche Berichterstattung über den Tod des Papstes mitverfolgt. Mich hat - gleichwie die Welterklärer der TV-Expertenrunden - die Frage interessiert, warum die Jugend den Papst derart verehrt hatte, obwohl sie doch weltanschaulich mit ihm in so gut wie keinem Punkt übereinstimmte. Wie konnte es sein, daß sie bei allem, was er sagte, verständnislos den Kopf schüttelte und daß sie ihm doch in Massen euphorisch verehrte?

Ich glaube, daß nur Menschen, die den Verstand hoch schätzen, Probleme mit diesem widersprüchlichen Verhalten der Jugend haben. Was geht es die Jugend an, was der alte Mann in seinen Bart nuschelt? Entscheidend ist, daß er sich und seinem Glauben treu geblieben war bis zuletzt. Es war das Irrationale, das die Jugend anzog. Offenbar spürt die Jugend, daß die Vernunft oft gar nicht so vernünftig ist, wie die "Experten für Weltordnung" ihnen immer wieder weiszumachen versucht.

Wie gingen diese Experten mit diesem Irrationalen um? Was nannten sie "irrational"? Nun, sie sprachen ausschließlich von Zölibat, Jungfrauengeburt, unbefleckter Empfängnis, Wiederauferstehung des Leibes, Verhütungsverbot, Abtreibungsverbot, Dämonenaustreibung und dergleichen. Kein Wort über das Eigentliche, was Religiosität ausmacht: über die Erkenntnis, daß es hinter der materiellen Schein-Welt, die voller Verblendungen steckt, eine größere, reinere, wahrere geistige Welt existiert, eine Welt, in der ewige Seelen wohnen, in der man großen Seelen wie Jesus und Gott unmittelbar ansichtig ist. Es gibt eine berechtigte Sehnsucht, der Welt der Schatten zu entkommen und in die wahre, lichte Welt echten Seins überzuwechseln.

Jeder Mensch möchte gern Gewißheit über die Antwort auf die Frage, ob und wenn ja, was ihn nach dem Tode des Leibes widerfährt. Die Kirche - der Papst - gibt eine Antwort, aber leider keine Erklärung, die den Verstand befriedigt. Deshalb kann die Antwort nicht geglaubt werden und wird in unserem Geist nicht lebendig. Könnte der Verstand der Antwort zustimmen, würde er sein Veto aufgeben und dem Glauben Platz machen und das große Versprechen, es gebe ein Weiterleben nach dem Tode, würde gefühlt und erlebt, ja Realität, werden.

Dahin wollen es weder die Kirchenvertreter, noch die anderen Welterklärer, kommen lassen. Sie hatten Gelegenheit zu Hauf. Darin waren sich alle Experten einig: Kein Wort über echte Spiritualität - immer schön im falschen Schein verharren: an Äußerlichkeiten herumnörgeln, und ja kein Wort darüber, daß all diese Äußerlichkeiten, diese Rituale und Symbole für etwas Geistiges stehen. Es gibt Motive hinter der bloßen Handlung, Realität hinter der Erscheinung, Geist hinter der Materie.

Vergeblich warte ich seit Jahrzehnten, daß ein Kirchenfürst oder wenn der nicht, dann ein Kirchenkritiker wie Küng oder Drewermann, eine dem Verstand akzeptable Erklärung für die Existenz des Geistes, der Seele, des ewigen Gottes geben würde, auf daßdie Religion wieder den ihr zustehenden Rang in der Welt einnehmen könnte. Nein, hier schwiegen und schweigen die Kleriker und lenken junge Seelen zu Millionen in den Abgrund.

13.4.2005 Arbeitgeber und die Gleichberechtigung der Frau: Diese beiden Aufmacher in SPIEGELonline passen wunderbar zu meinem obigen Thema "Gleichberechtigung der Frau". Die Arbeitgeber entpuppen sich immer mehr als Menschenkiller. Es wird Zeit, daß die Politik diesen Verbrechern endlich mal Paroli bietet. Wir haben die Pflicht, Feinden der Demokratie Widerstand zu leisten.

SPARFORDERUNG

Arbeitgeber wollen Job- Garantie für Mütter verkürzen

Bei einer Tagung wird der Kanzler heute eine Grundsatzrede zur Familienpolitik halten - und schon vorher melden sich Verbände mit eigenen Vorschlägen und Forderungen. Der Chef des Arbeitgeberverbandes etwa findet die bisher praktizierte Familienförderung zu großzügig - so sollten Mütter nach der Schwangerschaft schneller in den Job zurückkehren müssen.

SPD- GRUNDSATZREDE

Müntefering geißelt "Macht des Kapitals"

Scharfe Töne will SPD-Chef Müntefering heute in seiner Rede zum geplanten Grundsatzprogramm seiner Partei anschlagen. Darin wendet er sich gegen einen zu starken Einfluß der Wirtschaft auf die Politik. Die "totale Ökonomisierung" blende den Menschen aus, heißt es im Redemanuskript.

14.4.2005- Europa muß nicht verelenden - zur Neuen Wirtschaftstheorie: Deutschland ist Exportweltmeister. Das heißt, die deutsche Industrie konnte sich trotz hoher Löhne gegen das Ausland durchsetzen. Ober besser noch: WEGEN hoher Löhne, denn Fakt ist, daß Deutschland Exportweltmeister wurde, als die Löhne noch sehr hoch waren. Warum ignorieren die Bosse diese Zusammenhänge? So zu denken, entspricht doch ihrer Denkmethodik!

Hohe Löhne, hohe materielle Lebensqualität, hohe technische Qualifikation! Diese drei können nicht getrennt gehandelt werden, denn sie gehören zusammen, denn sie spiegeln eine einzige Welt: die High-Tech-Welt. Wenn die Bosse die Arbeitnehmer ins materielle elend schicken, verzichten sie mittel- und langfristig gleichzeitig auf technische Qualifikation. Keiner wird auf Dauer für ein florierendes Unternehmen einen Finger krumm machen, wenn er erleben muß, daß er von diesem Wohlstand ausgeschlossen wird.

Wenn zB die Deutsche Bank Milliardengewinne macht und gleichzeitig mehrere tausend Menschen, die diese Riesengewinne miterzeugt haben, entlassen werden, werden die Verbliebenen sich nicht mehr für die Bank einsetzen, denn sie wissen, es gibt keine Dankbarkeit in der Führungsetage. Das ist der Anfang vom Ende der Deutschen Bank - (was ja m.E. auch so beabsichtigt ist, denn Ackermann macht die Deutsche Bank klar zur Übernahme von (angloamerikanischen?) Großbanken.

Die Krise der Deflation wurde schließlich auch deshalb erzeugt, damit große (meist US-Fonds) die deutsche Industrie billig aufkaufen und ausschlachten können. Siehe http://www.wams.de/data/2004/10/10/344271.html

Im Spiegel steht zB: (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,351470,00.html): Analysten schlossen nicht aus, daß Daimler wegen der aktuellen Probleme seiner Kernsparte Mercedes Ziel von sogenannten Private-Equity-Firmen sein könnte. Diese in der Branche salopp als Raider bezeichneten Investoren übernehmen zumeist Unternehmen, von deren Management sie nicht überzeugt sind, und veräußern die Firmen nach einer Sanierung wieder mit Gewinn. Finanziert wird eine Übernahme oftmals durch eine Zerschlagung und den Verkauf von Unternehmensteilen.

Müntefering: "Manche Finanzinvestoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten", sagte Müntefering. "Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter", so der SPD-Chef. Eine bestimmte Schicht von Leuten aus der Wirtschaft und auf den internationalen Finanzmärkten führe sich auf, als gebe es für sie "keine Schranken und Regeln mehr", rügte der SPD-Vorsitzende: "Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir." Müntefering mahnte die Unternehmen an ihre Verantwortung: "Die Wirtschaft muß wissen: Sie ist für die Menschen da, nicht umgekehrt."

Unwiderlegbar ist auch, daß die Staatsverschuldung IDENTISCH mit den Konzerngewinnen ist. Oder mit anderen Worten: Die Staatsschulden sind das Vermögen der Reichen. Folge: Wer die Staatsverschuldung loswerden will, muß das Geld bei den Reichen eintreiben.

Die Wirtschaft treibt in die Deflation, weil allzuviele Reiche ihr Geld aus dem Verkehr gezogen haben und horten. Damit die Wirtschaft nicht zusammenbricht und das Geld der Reichen entwertet, muß der Staat zum Wohl der Reichen die Reichen ZWINGEN, ihr Geld in die Wirtschaft zurückzupumpen. Die nötigen Gesetze bestehen: Im Grundgesetz heißt es: "Eigentum verpflichtet!"

Die Löhne müssen steigen (Konsumanreize), die Energie muß wesentlich teurer werden (Energiesteuer), damit zB der Güterverkehr eingeschränkt wird, Mehrwertsteuer für alles, was Grundbedürfnisse übersteigt, muß etwas erhöht werden, die Steuern für die Reichen (Vermögenssteuern) müssen WESENTLICH erhöht werden (und nicht weiter gesenkt, wie es zurzeit gehandhabt wird). Reichtum muß immer an Personen gekoppelt sein. Da wir an Privatwirtschaft glauben, kann es nicht angehen, daß ein Vermögen in niemandes Besitz ist und deshalb nicht besteuert werden kann. Wenn SIEMENS Gewinn macht, muß SIEMENS Steuern dafür zahlen, als ob der Konzern Privatbesitz ("Öffentliche Person") wäre.

Europa muß nicht verelenden, wie es die Bosse suggerieren. Was ich oben schrieb, ist ganz leicht zu verstehen. Es muß in die Realität umgesetzt werden. Alles andere wird scheitern.

Diese Theorie als richtig zu erkennen, mag noch einigermaßen leicht fallen, aber an der Frage, wie sie weltweit durchzusetzen ist - daran könnte die Sache scheitern.

Deshalb hier mein Rat, wie man die neue Wirtschaftstheorie weltweit durchsetzen könnte.

Die Politiker müßten diese Theorie in ihren öffentlichen Auftritten diskutieren. Sie müßten die Verantwortung der Reichen für das Wohl der Menschen herausarbeiten und müßte die Reichen ehren, die die Ehre nach neuem Wertmaßstab verdienen. Die legalen und illegalen "Steuerhinterzieher" müßten eine derart schlechte Presse bekommen, daß sie beginnen, sich ihres asozialen Verhaltens zu schämen! Schließlich werden sie einer internationalen Reform der Spielregeln des Kapitalismusses zustimmen. Es müssen natürlich Institutionen gegründet werden, die Steuerflüchtlinge verfolgen und an den öffentlichen Pranger stellen usw.

Wie kann man die Reichen zum Vermögenssteuerzahlen zwingen? Es wäre ein Kleines, entsprechende Steuergesetze zu machen. Sowas ist bisher nur an der Uneinigkeit der Politik gescheitert - bzw. die Reichen haben gute Lobby-Arbeit gemacht, um solche Gesetze zu verhindern. Was aber wäre, wenn zB die Presse Jagd auf diese Steuersünder machte und diese moralischen Vergehen kampagnenartig an den Pranger stellt? Gut, die Presse befindet sich in der Regel im Besitz von Steuerflüchtlingen, die kein Interesse an derartiger Hetzjagd haben, aber wir dürfen nicht aufgeben! Damit Europa nicht verelendet, müssen nun ein paar Leute über ihren eigenen Schatten springen.

Es geht nicht an, daß Steuerflüchtlinge wie Schumi und BB von Presse und TV als die großen Stars gefeiert werden.

16.4.2005- Endlich: Politik schlägt zurück! http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,351731,00.html

Es wurde aber auch höchste Zeit, daß den Freibeutern das Handwerk gelegt wird. Hut ab vor Müntefering! Die SPD besinnt sich endlich ihrer Aufgabe/Herkunft.

18.4.2005- Typisch Opposition: In http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,351900,00.html erfahren wir, daß Finanzminister Eichel die Bresche, die Müntefering geschlagen hat, erweitert: Auch er kritisiert die Freibeutermethoden der Wirtschaftsfaschisten; stimmt ein in den Chor derer, die einen Krieg der Demokratie und Menschenwürde gegen Wirtschaftsfaschisten und Kapitallobbyisten"psychologisch" vorbereiten. Die Globalisierung hat aus dem Kapitalismus einen Feind unserer kulturellen Errungenschaften, einen Feind der Demokratie, gemacht. Der Freibeuterkapitalismus muß wieder unter die Spielregeln der Demokratie gestellt werden.

Edmund Steuber versucht sich bei den Bossen einzuschmeicheln, verbündet sich mit dem Arbeitgeberpräsidenten Hundt und hofft zugleich auf Unterstützung jener Teile des Volkes, die schon immer ihren eigenen Schlächter wählten, falls man ihnen die Wahl ließ. Er sucht den Applaus jener Teile des Volkes, die die wählen, die das Volk am rücksichtslosesten ausplündern und betrügen, weil gewisse Teile des Volkes denken, wer so toll im Plündern und Betrügen ist, muß ein starker Wolf unter den Wölfen sein. Der kann uns besser vor dem bösen Wolf aus Amerika oder dem Weltterror schützen. Auf die Idee, daß auch die Wölfe im eigenen Lande zum Bösen gehören, kommen sie nicht, weil der Trick mit dem Kreidefressen bei gewissen Teilen des Volkes immer noch funktioniert.

Steuber kritisiert Müntefering (und Eichel): "Der SPD-Vorsitzende agiere völlig widersprüchlich: "Einerseits kritisiert er die Wirtschaft massiv. Andererseits will er Steuererleichterungen für die Wirtschaft auf Pump bezahlen." Das passe nicht zusammen, fügte Stoiber hinzu.

Wieso paßt das nicht zusammen? Die Regierung gibt NOCH dem Druck der Bosse nach und organisiert gleichzeitig den Widerstand gegen sie. Die Regierung hat endlich begriffen, daß es eine Fehlentscheidung war, auf die Selbstregulierungskräfte der Weltwirtschaft zu vertrauen. Jetzt kämpfe sie darum, den Bossen die Macht, die sie mißbraucht haben, wieder zu entreißen und das Steuerruder wieder selber in die Hand zu nehmen. Die Bosse mit ihrem primitiven Shareholdervalue-denken haben bewiesen, daß sie die Verantwortung für die Welt nicht tragen können. Sie wurden gewogen und für zu leicht befunden. Nun müssen sie wieder ins 2. Glied zurücktreten. Künftig dürfen sie nur noch bezahlen, aber die Macht haben Andere!

19.4.2005- Die Front formiert sich: Nun stimmen auch SPD-Vize Vogt und Wirtschaftsminister Clement ein in den Chor derer, die den Wirschaftsfaschismus bekämpfen wollen: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,352106,00.html. Nun müßte der Funke überspringen auf das Volk, und es müßten Massendemonstrationen organisiert werden. Nun wird sich zeigen, wie weit die Depression das Volk inzwischen gelähmt hat. Ob der Schmerz schon groß genug ist, daß die Bevölkerung endlich auf die Straße geht?

Interessant für mich ist, daß genau zu dem Zeitpunkt, als mir klar wurde, daß man die Bosse nicht mittels politischer Entscheidungen zu einem menschlicheren Verhalten zwingen kann, sondern nur mittels moralischen Drucks, der über die Steuerung der Psychologie der Masse hergestellt wird, Politiker wie der SPD-Vorsitzende, der Finanzminister und dann der Kanzler, genau das tun, was ich fordere: Moralische Entrüstung demonstrieren, um die Massen gegen die Selbstherrlichkeit der Bosse ins Feld zu führen.

21.4.2005- Der neue Papst Benedikt XVI: Die Qualität der Massenmedien stürzt ins Bodenlose. Zwar wird allenthalben davon gesprochen, man erwarte vom neuen Papst Modernisierungen, zB in der Verhütungs- und Abtreibungsfrage, Homosexuellenehe, Zölibat, Priester- und Päpstinnen usw., aber nirgendwo werden die Gründe dargestellt, weshalb katholische und evangelische Kirche diese und jene "Wahrheit" vertreten. Bevor Modernisierungen verlangt werden, sollte man den Wahrheitsgehalt einer Situation oder Forderung untersuchen. Man sollte klären, ob ALLES verhandelbar ist oder ob es unveräußerliche - unverhandelbare - Werte gibt. Dürfen wir den Wert "Die Würde des Menschen ist unantastbar" antasten? Die Frage, ob wir für oder gegen Abtreibung sein sollen, ist nicht ohne Beantwortung der Frage nach der Menschenwürde möglich.

Ich habe die Frage nach der Abtreibung für mich beantwortet: Keine Gewissensentlastung durch Staat und/oder Kirche! Abtreibung sollte verboten werden, aber der Staat könnte offiziell bis zum 3. Monat auf Strafverfolgung verzichten. Mit dem guten oder schlechten Gewissen ob des definitiven Mordes müssen die Beteiligten selber fertigwerden.

Entsprechendes schlage ich für die Kirche in Sachen Homosexuellenehe vor: Verbieten, aber nicht verfolgen. Der Staat, der außer § 1 "Die würde des Menschen ist unantastbar!", keine weiteren Absolutheitsansprüche stellt, sondern die alles relativierenden Naturwissenschaften zu seiner Religion gemacht hat, kann toleranter, moderner, wissenschaftlicher, sein, als die auf absoluten Werten orientierte Kirche. Der Staat muß modern sein, die Kirche darf es nicht! Für den wissenschaftsgläubigen Staat darf der Mensch ein Säugetier sein; für die Kirche (und mich) bleibt er eine Schöpfung nach dem Ebenbild Gottes!

Was ist der Unterschied zwischen Katholizismus und Evangelismus (ehem. Protestantismus)? Ich glaube, der Katholizismus lehrt, Oblate und Wein beim Abendmahl seien Jesu Fleisch und Blut, und die Evangelikalen behaupten, Oblate und Wein symbolisieren Fleisch und Blut Jesus. Erstere behaupten, Marias Empfängnis und Jungfrauengeburt seien wörtlich zu nehmen; die Evangelikalen behaupten, man müsse sie symbolisch interpretieren. Katholiken und Evangelische trennten sich an der Streitfrage, ob der geschnitzte Jesus am geweihten Kreuz Jesus ist oder ob er ihn bloß symbolisiert.

Nun, meine Philosophie besagt, alles Materielle ist Symbol für Geistig/Seelisches. Also bin ich eher evangelisch im Glauben, als katholisch. Aber auch der evangelische Spiritualismus ist mir inzwischen sehr fehlinterpretiert (falsche Pfarrerausbildung) und allzu dünn vorgetragen. Längst nicht alle Wahrheit steht in den Evangelien. Da sich die Evangelischen ausschließlich auf die Evangelien beziehen und alles andere Spirituelle ignorieren, entgehen ihnen 99 % aller spirituellen Wahrheit.

Letzten Sonntag besuchte ich die Konfirmation meines Neffen. Interessant war, wie sehr sich die Pfarrerin bei der Predigt mit der Frage nach dem Ewigen Leben beschäftigte: Es gehe im Christentum letztlich um das Versprechen Jesus Christus', wer ihm folgt, werde mit dem Ewigen Leben belohnt. Ich wette, die Pfarrerin hatte nicht die geringste Vorstellung davon, ob und wie Jesus dieses Versprechen einhalten würde. Es ist kein Teil der evangelischen Spiritualität, sich erfolgreich Gedanken um Ewigkeit machen zu können. Als ich vor Jahren noch mit Pfarrern meine Theorie vom Weg zur Erlangung des Ewigen Lebens diskutieren wollte, erfuhr ich stets strikte Ablehnung und kopfschüttelndes Unverständnis - obwohl sie bei ihren Predigten ständig davon faselten: Leerformeln, wie sich mir damit bewies.

Ich habe den Weg gefunden, und kein Priester interessiert sich dafür. Beweis, daß die Kirche tot ist. Ich glaube, die Kirche - egal ob katholisch oder evangelisch - ist eine Institution, die Menschen lenken und trösten soll, die unfähig zum wahren Glauben sind. Die Kirche ist für die verlorenen Schafe, für die Gefallenen, zuständig. Nicht für mich, der ich ein echtes Verhältnis zum Göttlichen habe. Ich verstehe die Evangelien wirklich (wirkend); ich habe noch nie einen Priester persönlich kennengelernt, bei dem ich nach dem Treffen sagen konnte, er verstehe die Evangelien, bzw. die ganze spirituelle Wahrheit, wirklich.

Trotz aller Kritik an der Kirche glaube ich, daß Josef Ratzinger ein echter Zauberer sein könnte. Öffentlich wird es seine Kraft nie zeigen. Er wird das Spiel für die Unmündigen spielen. Solange ein echter Zauberer Kirchenoberhaupt ist und kein religiöser Schwärmer oder politisch denkender Geschäftsmann, erfüllt der Vatikan seinen Zweck. Mit Ratzinger wurde sicher eine hervorragende Wahl getroffen.

Unsäglich dumm die massenmediale Berichterstattung über den Papst: Die Journalisten haben ihr Wahrnehmungsvermögen ausschließlich auf den politischen Blick reduziert. Sie sehen in Benedikt XVI ausschließlich den Politiker, nicht den Seelsorger. Wie kann ich von der Journaille, die nicht einmal den Papst als Hirte der Verlorenen sehen kann, erwarten, daß sie den Papst als Zauberer erkennen kann?

Ich habe in Ratzinger einen Zauberer erkannt, und da er in Demut die Verlorenen führt, soweit sie nicht der neuen Religion, der Naturwissenschaft, folgen, genießt er meine geistige Sympathie. Ich spiele auch ernsthaft mit dem Gedanken, mir den von ihm verfaßten großen Katechismus zu besorgen.

Frage an kompetente Leser: Wer kann mir den Unterschied zwischen Katholiken und Evangelischen genau erklären?

22.4.2005: Wolfowitz wird Weltbankpräsident: Der Architekt des Golfkrieges II Wolfowitz wird Weltbankpräsident: Er wird demnächst bestimmen, welches Dritte-Welt-Land zinsgünstige Darlehen bekommt. Selbstverständlich werden künftig nur Freunde Amerikas und jene, die es unbedingt werden wollen, die Unterstützung der Weltbank genießen dürfen. - So funktioniert Politik ohne (?) Waffen.

25.4.2005: Kampf gegen Wirschaftsfaschismus geht weiter:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,353197,00.html
http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,353167,00.html

Interessant die "Argumentation" der Arbeitgeberseite (Hundt) und unserer gemeinsamen Freundin Angela Merkel: Die Kapitalismusdebatte sei völlig kontraproduktiv, da sie die Wirtschaft beim Schaffen neuer Arbeitsplätze hindern würde.

Dasselbe noch einmal im Klartext: Die Kritik von Müntefering, Vogt, Clement, Schröder, Blüm, Geissler usw. an den Wirtschaftsbossen (wie Deutsche Bank-Chef Ackermann), sie würden trotz hoher Gewinne rücksichtslos Arbeitnehmer entlassen und damit ihrer sozialen Verantwortung nicht mehr gerecht werden, solle gefälligst unterbleiben, da sie die Bemühungen der so Gescholtenen, Arbeitsplätze zu schaffen, behindern würde.

Die Wirtschaftsfaschismusschleimer von der CDU/CSU wollen also die Mär verbreiten, ALLE würden (gut bezahlte!!!) Arbeitsplätze schaffen wollen, nur leider gäbe es da so einen unsichtbaren Teufel (im Detail?), der genau das Gegenteil tut. Kein einiger Mensch auf dem Planeten will es, aber trotzdem werden immer mehr Menschen arbeitslos.

Aber da gebe es ja ein Patentrezept: Die Wirtschaft muß leichter laufen. Alle Hemmnisse müssen aus dem Weg geräumt werden, dann flutscht die Wirtschaft und alle sind glücklich! - So ein Scheiß wird tatsächlich von Wirtschaftsexperten behauptet!

Die Wahrheit ist diese: Je flüssiger die Wirtschaft läuft, desto schneller offenbaren sich ihre Fehler. Wenn es Richtung Abgrund geht, bringt Beschleunigung nur schnelleres Scheitern! Wahrheit ist, daß Wirtschaft nichts ist, als ein UMWEG! Je langer die Umwege, desto mehr Wirtschaft, mehr Arbeit, mehr Arbeitsplätze und Brot für die Beteiligten. Es ist wie beim Schach. Wäre das Spiel so gestaltet, daß man den Gegner bereits im ersten Zug schachmatt setzen könnte, gäbe es wesentlich weniger Schachspieler. Wir haben diesen personalintensiven Weltschachverband nur deshalb, weil wir zwischen Start und Ziel viele Hindernisse eingebaut haben. Man nennt sie Spielregeln. Auch im richtigen Leben ist es so, daß man zwischen Geburt und Tod nicht die kürzeste Verbindung will. Den riesigen Umweg nennt man Leben.

Ergebnis: Rationalisierung vernichtet Wirtschaft! Wirtschaft ist ein Nullsummenspiel, ein Kettenbriefsystem. Ich glaube, unsere "Experten" haben das vergessen.

26.4.2005- Die Wirtschaft schlägt zurück:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,353568,00.html

Eine Mehrheit der Deutschen erwartet von Münteferings Kapitalismuskritik eher negative Folgen für Rot-Grün. Das ergab eine heute veröffentlichte Umfrage des Bielefelder Meinungsforschungsinstitutes TNS Emnid für die Nachrichtenagentur ddp. Darin äußerten 53 Prozent der Befragten die Ansicht, daß Münteferings Aussagen der rot-grünen Koalition in Nordrhein-Westfalen bei der Landtagswahl am 22. Mai schaden werden. Nur knapp jeder Dritte (30 Prozent) war der Ansicht, die Kapitalismusschelte des SPD-Chefs werde SPD und Grünen am 22. Mai in Nordrhein-Westfalen nützen.

Bezeichnend am Spiegelartikel ist, daß Jürgen Thumann zwar groß angekündig hat, "Klartext mit dem Kanzler" reden zu wollen, aber was er ihm sagen will, erfahren wir nicht. Was will Thuman denn schon dem Kanzler sagen? Daß die Unternehmerschelte kontraproduktiv sei, die Stimmung in Deutschland verschlechtern und die Kapitalflucht aus Deutschland verstärkten würde? Daß die Unternehmer unschuldig und selber Opfer der Wirtschaftsglobalisierung seien und zu diesen Massenentlassungen gezwungen seien? Dann ist es ja gut, daß der Kanzler noch Optionen frei hat und den Bossen erklärt, daß wir eine offene Demokratie haben, in der auch Unternehmerentscheidungen offen diskutiert werden sollen.

Es geht doch darum, daß die Bosse in die Billiglohnländer abwandern, um die billig produzierte Ware mit hohem in den Hochlohnländern zu verkaufen. Das funktioniert freilich nur, solange in den Hochlohnländern die Löhne hoch sind. Und hier sind die Bosse dabei, via Massenentlassungen und Lohnkürzungen das Wohlstandsgefälle auszugleichen, bis sich die Flucht ins Ausland nicht mehr lohnt. Dann sind die Löhne überall unter dem Existenzminimum. Wir werden in Europa Monatslöhne unter 200 Euro bekommen, wenn Europa nicht schleunigst wieder Schutzzölle einführt. Die innereuropäischen Billiglöhne machen uns schon genug zu schaffen.

28.4.2005: Patricia Churchland:

http://www.information-philosophie.de/geistgehirn.html

Psychologie auf Neurowissenschaft zurückführen.
Patricia Churchland im Gespräch mit Markus Christen

M.C.: Werden philosophische Probleme der Hirnforschung diskutiert, taucht bald einmal das Qualia-Problem auf. Kann dieses Problem je einmal gelöst werden?

P.C.: Ich glaube, wir haben heute einen brauchbaren Erklärungsansatz: Betrachten wir beispielsweise den Schmerz, den ich fühle, wenn ich meine Hand mit einer Nadel steche. Dies ist die Aktivität eines Netzwerkes von Neuronen in meinem Gehirn. ...

Mein Kommentar: Was Churchland hier schreibt, ist natürlich Unsinn. Sie schreibt:

Schmerz = Aktivität von Neuronen

An anderer Stelle ihres Interviews behauptet sie, monistisch zu sein. Demnach gibt es keine zwei Therme auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens, was ja Dualismus wäre, sondern der linke Therm sei identisch (nicht gleich) mit dem rechten. Wäre dem so, würde Neuronenaktivität weh tun und es gäbe keinen Unterschied zwischen der Aktivität und dem Schmerz. Was Churchland nicht kapiert hat, steht in meiner neuen Arbeit "Willensfreiheit2.html". Es folgen die Hauptstichworte:

Falls wir mit der Illusion von Willensfreiheit anders handeln als ohne diese Illusion, sind wir willensfrei!

Wenn Gefühle kausal wirksam sind, sind sie real, und dann hat der Vater einen freien Willen und der Hirnforscher nicht.

Mein von freier Seele determiniertes subjektives Erleben sagt mir, daß ich einen freien Willen habe. Da dieses empirische Gefühl/Wissen determinierte Erscheinung/Projektion meiner Seele ist, zeigt meine Willensfreiheitstheorie, daß meine Seele einen freien Willen hat. Ich muß meiner Seele glauben. Willensfreiheitstheorien in determinierter Welt wären epiphänomenale Illusionen und müßten identisch sein mit einer determinierten Welt ohne diese Illusionen - was unmöglich ist*.* Also ist meine Theorie der Willensfreiheit richtig und die deterministische Theorie der etablierten Hirnforscher falsch.

9.5.2005- Klassenkampf als Märchenstunde: In SPIEGELonline (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,354981,00.html) finden wir heute den Essay "Der Klassenkampf als Märchenstunde - Hans Magnus Enzensberger über die jüngsten Entdeckungen deutscher Wahlkämpfer".

Ich möchte mich in meiner Kritik an Enzensberger auf folgende Passage beziehen:

Aber Herr M. versteht sich nicht nur darauf, der veröffentlichten Meinung Zucker zu verabreichen, er verfügt auch über gewisse rhetorische Fertigkeiten. Da man in seinem Milieu den Gebrauch des Verstandes beim Wahlvolk nicht unbedingt voraussetzen möchte, empfiehlt es sich, auf Argumente zu verzichten und auf die große Tradition der ungeschmückten Rede zurückzugreifen.

Was Enzensberger dem Politiker M. vorwirft, muß ich leider auch Enzensberger anlasten: Er hat eine rhetorisch zwar geschickte, aber inhaltlich völlig leere Polemik auf das Wahlvolk losgelassen. Er tut so, als sei die Kapitalismuskritik nichts als billige Wahlkampfpropaganda, zumal die Regierung, völlig abweichend von ihren Worten, in ihren Taten nachwievor den Bossen in den Arsch kriecht. Diesen Widerspruch zwischen Wort und Tat stellt er als Beweis seiner Behauptung hin. Er hat nicht einmal den Versuch unternommen, zu zeigen, wie echte, gehaltvolle, Kapitalismuskritik aussehen könnte. Er hätte beispielsweise zeigen können, daß die Taten der Regierung deren Hilflosigkeit gegen die global operierenden Konzerne zum Ausdruck bringen und die Worte derzeit das einzige der Regierung verbliebene Machtmittel sind, um die negativen Auswüchse des Kapitalismusses zu bekämpfen.

Als wir noch eine demokratieverträgliche "Soziale Marktwirtschaft" hatten, war das Raubtier Kapitalismus noch gezähmt. Was wir heute erleben, ist der Anfang einer totalen Zerstörung der menschlichen Kultur mit anschließender Selbstzerfleischung des Raubtieres. Der Kapitalismus ist der menschlichen, intelligenten Kontrolle entkommen. Es ist ja nicht so, daß die Bosse noch frei walten und schalten könnten; sie sind sogar die unfreiesten aller Sklaven; sie dienen ausschließlich Sachzwängen. Sie haben nicht einmal mehr eine Idee vom Menschen. Als Deutsche-Bank-Chef Ackermann 6000 Leute entließ, allein, um die Rendite von 19 auf 25 % zu erhöhen, bewies er, daß er sich nicht denen gegenüber verantwortlich fühlt, die diese Rendite erwirtschafteten, sondern allein diesen schmarotzenden Spekulanten, jenen windigen Gesellen, die bei der kleinsten Schwäche des Konzerns diesen sofort und ohne Hauch eines Gewissens verraten, indem sie ihre Aktien rechtzeitig verkaufen und den Konzern dem Schicksal überlassen. Die Börse, die den Kontakt zur Konzernrealität verloren hat, - die Aktie, deren Wert nichts mehr mit dem Wert des Konzerns zu tun hat, bedeutet den Untergang beider: des Konzerns und der Börse/Aktie. Ackermann weiß das. Also ruiniert er bewußt die Deutsche Bank. Er macht sie bereit zur "preiswerten" Übernahme irgendeiner US-Bank. Wetten?

Was wir derzeit erleben, ist die Ablösung der Wirtschaft vom Menschen. Immer weniger Menschen sind am System, das uns alle (in Europa und Nordamerika) noch ernährt, beteiligt. Die Industrie baut immer riesigere Kapazitäten auf, um immer mehr und immer billigere Waren zu produzieren, die immer weniger Menschen zu kaufen in der Lage sind. Den leeren Worten der Bosse und des großintellektuellen Enzensberger werden sinnlose, leere Produkte folgen, die kaum ein Mensch noch konsumieren kann. Ein Auto, das niemand fährt, ist ein leeres Nichts. Eine Wirtschaft ohne Menschen ist ein Nichts. Ohne Menschen existiert nichts!!! Daran können auch unsere großintellektuellen Gehirnforscher, die Gegenteiliges behaupten, nichts ändern. Ohne einen freien Willen vorauszusetzen, kann kein wissenschaftlicher Beweis der Unfreiheit des Willens existieren.

Denk dran, lieber Leser, wenn sich die Gehirnforscher mit ihren verquasten Theorien durchsetzen, glauben die Bosse, es könne eine Wirtschaft ohne Menschen geben und ziehen daraus den Schluß, man bräuchte (wie Ackermann glaubt) auf Menschen keine Rücksicht mehr zu nehmen. Leute wie Ackermann sind nur möglich - und werden nicht gestoppt - weil unsere großintellektuellen Hirnforscher deren Geisteskrankheit als Gesundheit erklärt haben.

Leider wird meine Kritik nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken und nichts bewirken, weil die meisten Leser leider nun mal blinde Schafe sind und sich ihrem unbewußten Willen, sich, blinden Führern folgend, in den Abgrund zu stürzen, nicht entziehen können.

In meiner Seite "Kombucha.html" habe ich folgende Notiz eingefügt:

"gefunden am 5.5.05: Aus http://www.chefkoch.de/forum/2,52,143479,4/kombucha.html

@ Clarissa

Besonders viel Spaß macht der obige Link, wenn du unter dem Text mal auf das kleine rote X drückst. "Was ist dir dieser Text wert" oder so.
Ich sage nur: es ist schön, wenn man noch Träume hat..."

Mein Kommentar: Ja, es ist schön, wenn man noch Träume hat, und es ist schreck32ich, wenn man so "vernünftig" denkt wie Clarissa. Clarissa ist Opfer einer "Geiz-ist-geil-Werbung". Sie ist - wie so viele andere moderne Menschen - auf ihren Untergang programmiert. Sie weiß es nur noch nicht und wird es nie erfahren. Geiz ist eine Vorstufe zum Selbstmord, ein Gefühl der Zukurzgekommenen. Geiz ist Betrug, bei dem man kein schlechtes Gewissen mehr fühlt: der Geizige will mehr nehmen als geben. Er will ein Geschäft machen. Der Geizige schadet der Gesellschaft. Jede Gesellschaft kann nur eine bestimmte Menge Geiziger (Schmarotzer) ertragen, dann geht sie zugrunde. Unsere Gesellschaft geht am Geiz zugrunde.

Geizig sollen wir sein, wo wir Schädliches fördern, großzügig sollen wir sein, wenn es gilt, den oder das zu fördern, was uns fördert. Geizig bin ich beim Energieverschwenden; ich gönne Enzensberger nicht die 10 Euro, die er für jedes Wort bekommt, das er für den SPIEGEL schreibt. Aber ich zahle gern einen angemessenen Preis für eine Ware, die ich haben möchte. Ich lese SPIEGELonline und ZEITonline, weil ich (bzw. meine Lebensgefährtin) Magazin und Zeitung abonniert habe, weil ich weiß, daß wir den Luxus des Onlinelesens nur dann dauerhaft genießen können werden, wenn wir auch dafür bezahlen.

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