Wiederbefreundung mit der Welt
von Hans-Joachim Heyer
(ab 296 (11.5.05) völlig neuer Text))

Die Wiederbefreundung mit der Welt wurde für mich nötig, als ich erkannte, daß ich die Welt, wie ich sie erlebte, brauchte, um überhaupt eine Sprache für das Geistige zu haben. Die Welt ohne Geist versteht nichts, aber der Geist ohne Welt sieht nichts und sein Potential zum Verstehen liegt brach.

Jesus erklärte seinen Jüngern den Geist mittels Gleichnissen. Anders geht es nicht. Um seine Seele zu bilden, muß man seine materielle Welt in Ordnung bringen: Bildung in sie hineinbringen. Ich weiß, daß ich Geist-Seele bin, aber das ist schon alles, was ich unmittelbar weiß. Alles andere, was ich von meiner Seele weiß, erfahre ich über die Welt. Die materielle Welt, wie ich sie erlebe, ist ein Bild meiner Seele. Ich kann nur am Bild arbeiten in der Hoffnung, es wirkt auf die Seele zurück.

Diese Hoffnung hat einen plausiblen Grund. Gäbe es keine Wechselwirkung zwischen Seele und Welt - wäre die Welt ein Epiphänomen des Geistes - , gäbe es keinen Grund für die Seele, Bilder zu erzeugen. Sie braucht also diese materiellen Bilder, um zu denken und zu wachsen.

Seit ich die Notwendigkeit meiner Wiederbefreundung mit der Welt erkannt habe, ist mir jedes unfruchtbare Grübeln, wo Gedanken sich mit Gedanken verknoten, unmöglich geworden. Ich bin in der Lage, meine Gedanken, meine Seele, zu sehen, und zwar sehe ich sie in manifestierter Gestalt vor mir: in der materiellen, physikalischen Welt, wie ich sie erlebe.

Die materielle Welt ist eine gedeutete Welt. Sie ist Produkt meiner Interpretation. Und die Interpretation geschieht nach meiner Lebensphilosophie, wie sie in meiner HP ausgebreitet wird.

Ich schrieb einem meiner Schüler:

Das "materielle Gehirn" ist ja sichtbar, wenn man den Schädel öffnet. Dieses Gehirn kann von der Wissenschaft empirisch untersucht werden. Aufgrund dieser Untersuchungen behauptet die Wissenschaft dann, daß über die Sinnesorgane Informationen der physikalischen Welt zum Gehirn gelangen und dort in den Nervenzellen verarbeitet werden.

Soweit die Wissenschaft. Ich gehe nun weiter und sage, daß das Endprodukt dieser Verarbeitung die Welt ist, wie wir sie (sinnlich) erleben. Das materielle Gehirn ist also nicht die denkende Instanz, sondern Ergebnis der Denkarbeit. Wir müssen also 2 Gehirne unterscheiden: Das immaterielle reale Gehirn und das materielle Gehirn als Ergebnis der Denkarbeit des realen Gehirns. Die etablierte Wissenschaft macht den Fehler, das Endprodukt (materielles Gehirn, materielle, physikalische Welt) als Ursache des Denkens zu sehen; ich sehe es umgekehrt: die materielle Welt einschließlich des mat. Gehirns sind Ergebnisse geistiger Arbeit des immateriellen "realen Gehirns". (Für Roth ist das "reale Gehirn" freilich materiell. Ich wies ihm das jedoch als Fehler nach.)

WAS ist nun das reale Hirn? Es erschafft unsern erlebten Raum und unsere erlebte Zeit, ist selber jedoch ohne diese Qualitäten: das reale Gehirn hat keine Gestalt wie das kognitive; wir wissen fast nichts von ihm. In Anlehnung an antike Philosophien nenne ich es "ewige Seele".

Die Seele erschafft Raum und Zeit und in diesen Rahmen hinein projiziert sie ihr plausibelstes Weltbild oder Weltmodell (s. u.a. www.hanjoheyer.de/AussenInn.html). In Träumen kann sie das völlig willkürlich; im "Wachen" tut sie es nicht willkürlich, sondern mehr - ich verwende nun die Fernsehgerät-Metapher - wie ein Fernsehapparat, der zwar jedes Pixel auf der Mattscheibe selber projiziert, aber er tut es unfrei nach Maßgabe des Fernsehsenders.

Wir bauen also Fremd-Informationen einer vermuteten Außenwelt in unser plausibelstes Weltmodell ein und passen ständig diese Erscheinungswelt den neuesten Daten an. Die Informationen, die wir von der Außenwelt bekommen, sind uns auch völlig unbekannt, denn das, was wir als Information erachten - was wie sehen, hören, riechen usw. - sind bereits Interpretationen dieser Infos, nicht die Infos selbst. Wir bilden also nicht nur die vermeintliche Außenwelt ab, sondern auch noch den Abbildungsprozeß selbst - und zwar entsprechend unserer plausibelsten Welt- und Selbst-Theorie.

Vorsicht mit dem Wort "abbilden"! Die Wissenschaft meint, ihre Fortschritt ergäbe eine Annäherung des physikalischen Weltmodells an die Realität. Das ist eine willkürliche Behauptung. Die Wissenschaft hat zwar viele Theorien, aber sie hat keine einzige Theorie über die Ähnlichkeit von Modell und Realität. Es gibt keine Theorie, die besagt, wie genau eine Theorie ist.

Entsprechend verhält es sich mit der vermuteten Ähnlichkeit zwischen materiellem Gehirn und Seele, bzw. dem realen Gehirn und dem kognitiven Gehirn (nach Roth). Falls die Ähnlichkeit sehr gering oder gleich Null ist, darf man mit Fug und Recht sagen, die Seele habe ihre materielle Welt frei kreiert. Auch die Seele weiß nicht, wie groß die Deckungsgleichheit von Modell und Realität ist.

Wir können von der realen Welt nichts unverfälscht erfahren: egal was wir anstellen, ob wir hinschauen oder bloß spekulieren; immer sind wir in unserem eigenen Geist gefangen. Alles sind Erscheinungen, egal, ob es die Tasse vor deiner Nase ist, dein Körper, dein Wissen, deine Erinnerungen, deine Gedanken.

Trotzdem: Du kannst wissen, daß es etwas Unbekanntes hinter den Erscheinungen gibt. Das nannten die alten "Gott", ich "Seele" und "Weltseele" (=Gott).

Was nützt dieses Wissen?

Nun - man kann seine Theorien ändern - das, was man WIRKLICH glaubt! Und dann ändert sich die Welt.

Um hier etwas zu ändern, muß man jedoch zuerst herausfinden, was man wirklich glaubt. Du glaubst zB (so vermute ich) als Körper in einer materiellen Welt zu leben. Dieser Körper ist zB aufgrund einer Immunschwäche erkrankt. Irgendein Stoffwechselmechanismus ist außer Kontrolle geraten und nun wird der Körper langsam zerstört.

Ich deute das so, daß deine ewige (zeitlose unsterbliche) Seele diese Krankheit produziert hat, genau wie sie den Tod des Leibes produziert und die gesamte Welt, wie du sie erlebst. Deine Seele tat sicher ihr Bestes. Deshalb schrieb ich, die Krankheit sei wohl eine "gesunde" Reaktion auf eine kranke Umwelt. Selbstverständlich ist auch die Umwelt eine manifestierte plausible Theorie deiner Seele. Ich vermute, deine Seele bekommt "Informationen" herein, die sie so interpretiert, daß sie deinen Leib nicht mehr voll funktionsfähig erhalten kann, ohne anderswo noch mehr Schaden anzurichten.

Wenn wir nun philosophieren - all unser Denken und Handeln findet zwar in der Erscheinungswelt statt - aber es hat sicher einen Niederschlag in diesen unsichtbaren Bereichen der realen Seele. Siehe in "Seele, veränderlich?" bei "Stichwortverzeichnis". Dieser Niederschlag ist nichts als Seelennahrung. Die Seele beschäftigt sich mit der materiellen Welt, um Nahrung aufzunehmen, um zu wachsen. wäre es anders - es gäbe keinen Grund für die Seele, sich mit der "schmutzigen Welt" zu beschäftigen.

Reshad Feild läßt in seinem Buch "Ich ging den Weg des Derwisch" seinen Meister sagen: "Je weiter du auf dem Pfad voranschreitest, desto mehr mußt du imstande sein, alles, was dir begegnet, umzuwandeln." Mit "Umwandeln" ist die Umwandlung von Fremdeinflüssen/-informationen in mittels des Verstehens in seeleneigene "Substanz".

Da das so ist - ich erlebe bereits bewußt, daß meine Philosophie sich materiell manifestiert - ist die Theorie berechtigt, daß ein kranker Körper gesund werden kann (s. "es geschieht" in "Magie.html"), wenn er sich der Wahrheitssuche wie oben beschrieben hingibt.

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