Notiz 17
von Hans-Joachim Heyer
26.7.2005- Berühmte Physiker: Über Erwin Schrödinger wußte ich bereits, daß er einen wesentlichen Teil seiner Zeit nicht mit Physik beschäftigte, sondern mit einer physikübergreifenden Philosophie, nach welcher nicht Physik das Grundlegende der Welt ist, sondern Bewußtsein.
Heute las ich in der Zeit: "In Berkeley hatte der in New York geborene Oppenheimer (Konstrukteur der ersten Atombombe) Sanskrit studiert, auf seinem Schreibtisch lag stets ein abgegriffenes Exemplar der Bhagavad Gita. In diesen Stunden (kurz bevor die erste Testbombe in New Mexico gezündet wurde) trug er seinen Mitstreitern eine eigene Übersetzung vor: "In der Schlacht, im Walde, am Abgrund in den Bergen / Auf der dunklen großen See, inmitten von Speeren und Pfeilen / Im Schlaf, in der Verwirrung, in den Tiefen der Schande /retten den Mann die guten Taten, die er zuvor getan."
Die Physik kennt keine guten* Taten. Oppenheimer war offenbar vom moralischen Gesetz des Karma überzeugt. Also war auch Oppenheimer kein reiner Materialist, sondern ein spiritueller Mensch. Seltsam, daß Physikstudenten so gut wie nie von diese spirituellen Interessen der großen Physiker erfahren. Eine internationale Verschwörung enthält der Studentenschaft wesentliche Informationen vor, ohne die sie nicht zu vollwertigen Wissenschaftlern können, sondern nur zu sklavischen Physik-Hilfsarbeitern. Diese weltweit praktizierten Manipulationen, die ich als Student selbst miterlebte, haben System - daher meine Berechtigung, sie Weltverschwörung zu nennen. Die Studenten sollen das Gefängnis des Materialismus nicht verlassen können. Sie sollen alternativlos der Körperlichkeit und damit der Sterblichkeit ausgeliefert sein. Im Materialismus gefangen, sollen sie keine Chance haben, Bewußtsein - und damit Willensfreiheit und reale Existenz - zu erlangen.
* Ethik, Moral, Gut und Böse, sind nicht im Physikmodell enthalten.
27.7.2005: Das Ende des Kapitalismusses: In einem überaus wichtigen Artikel, den ich hier stark gekürzt widergebe, analysiert ZEIT-Redakteur Jens Jessen in http://www.zeit.de/2005/30/Kapitalismusserie unter dem Titel "Fegefeuer des Marktes" den "neuen Kapitalismus", wobei sich zeigt, daß seine Analyse in allen Punkten mit der meinen übereinstimmt.
Der neue Kapitalismus ist zu einer Weltanschauung geworden. Er begnügt sich nicht mehr mit der Wirtschaft. Er will unser Leben und Denken beherrschen.
Der Kapitalismus hat sein Gesicht verändert. Weit scheint heute die Zeit des Jubels von 1989 zurückzuliegen, als der Zusammenbruch des sozialistischen Lagers allgemein wie ein Triumph der freien Marktwirtschaft gefeiert wurde. Nur der konservative Soziologe Niklas Luhmann, gewiss kein Nostalgiker des Sozialismus, wollte damals von keinem Sieg sprechen: Er meinte, man könne allenfalls und höchstens die Formulierung wagen, dass der Sozialismus früher als der Kapitalismus zusammengebrochen sei.
Was nach dem Zusammenbruch kommt, werde ich im nächsten Essay "Was kommt nach dem Kapitalismus?" zeigen.
Über die prophetische Qualität seiner Äußerung wird man mit Luhmann, der unterdes gestorben ist, nicht mehr streiten können. Fest steht allerdings, dass die Zustimmungsraten für den Kapitalismus überall auf der Welt, und selbst in seinen westlichen Ursprungsländern, dramatisch gesunken sind. ...
Auch der Unternehmer sieht sich als Opfer des Systems
Selbst die Wirtschaftsführer, die in den Talkrunden des Fernsehens sorgenvoll ihr Haupt wiegen, beteuern glaubwürdig, dass sie dem System des freien Marktes ausgeliefert und in ihren Entscheidungen ohne Spielraum seien. Sie wollen keine Massenentlassungen vornehmen, aber die Kapitalrendite fordere es; sie wollen keine Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, aber die Konkurrenz erzwinge es; sie wollen Firmen weder schließen noch ausweiden, aber die Börse mit ihrem unerbittlichen Blick auf den Aktienkurs mache es leider unausweichlich. ...
Der Jenenser Sozialphilosoph Hartmut Rosa hat kürzlich eine Minimaldefinition des klassisch marxistischen Entfremdungsbegriffs vorgeschlagen, die unsere gegenwärtige Situation recht gut trifft: Jeder, der sich auf dem kapitalistischen Markt bewegt, fühlt sich für sein Überleben zu etwas gezwungen, das er jenseits des Marktes niemals anstreben würde. Niemand will die Umwelt zerstören, aber die Notwendigkeit, Produktionskosten zu senken, zwingt ihn dazu; jeder will, dass den Verlierern der Gesellschaft geholfen wird, aber die Notwendigkeiten, Sozialkosten zu senken, bringt den Staat dazu, sie auszugrenzen; alle leiden unter der hysterischen Abfolge technologischer Neuerungen, aber der Wettbewerb zwingt die Produzenten dazu, ständig neue Waren herzustellen. ...
Dieses Opfersein der Unternehmer habe ich als "Objektivierung" interpretiert. Die Bosse - wie ich diese Opfer nenne - sind keine Subjekte mehr, sondern ausschließlich bewußtlose Funktionäre eines Systems, das zum Menschen- und Subjektfeind mutiert ist. Ich erklärte, daß der Mensch, der aufgrund seiner Vereinnahmung vom Kapitalismus seine ethischen Werte verliert, gleichzeitig seine EXISTENZ verliert: "Entweder ist man moralisch oder man ist nicht!" Der Mensch, der sich mit dem Kapitalismus identifiziert, verliert sein subjektives Zentrum, sein selbstgesteuertes Eigenleben; er wird für Lebendige zu einem Teil der Außenwelt.
Was ist geschehen, dass Sozialdemokraten, deren historisches Verdienst immer die Zähmung des Kapitalismus war, inzwischen meinen, er sei ein System, das sich nicht mehr zähmen ließe? Was hat den neuen Kapitalismus in einer Weise verändert, dass er selbst von seinen Anhängern und Profiteuren als Zwang erlebt wird?
Es ist die Globalisierung. So lautet die allgemein akzeptierte, bei näherer Betrachtung jedoch recht merkwürdige Antwort. Denn Globalisierung in diesem Zusammenhang meint nichts anderes als die Ausweitung der Marktkonkurrenz über den nationalen Rahmen hinaus auf die Welt. Die billigsten Produzenten eines reichen Landes konkurrieren mit den noch billigeren Produzenten der armen Länder. Das heißt aber zunächst nur: Der Kapitalismus ist gewachsen. Konnte er dadurch allein schon sein Gesicht verändern? Oder bedeutet der Umstand seiner Ausweitung auf die unterentwickelten Länder, dass er als Ganzes in eine frühe Entwicklungsphase zurückgefallen ist, die der klassischen marxistischen Beschreibung wieder entspricht? ...
Marktgesetze sollen wie Naturgesetze gelten... Bei ihrem Versuch, die Marktwirtschaft gegen jede Form der Kritik zu immunisieren, gehen sie nämlich noch einen charakteristischen Schritt über Marx hinaus, indem sie das Prinzip der Konkurrenz quasi als Naturgesetz behandeln.
Die Regeln des freien Marktes sind ihnen keine Regeln, die sich die Gesellschaft gegeben hat (und also auch wieder nehmen könnte), sondern ewige Kräfte, vergleichbar der Schwerkraft, gegen die aufzubegehren sinnlos ist. Ein Land, das in seinem Inneren den Wettbewerb einschränkt, wird dafür den Wettbewerb zwischen den Ländern verlieren.
Genau dies war Thema meiner letzten Notizenseite, der Seiten "Steuermodell" und "Bundestagswahl1", wo ich schrieb, daß wenigstens die Zinsen abgeschafft werden müssen, denn zumindest sie lassen sich nicht als Naturgesetz beschreiben.
Nach diesem Muster erklärt der neue Ökonomismus sämtliche Gesellschaftsphänomene, selbst in der Kultur (Aufstieg und Abstieg von Kunstgattungen) und in der Bildung (Untergang des altsprachlichen Gymnasiums). Mit anderen Worten: Das Unterfutter der neuen Marktideologie bildet ein Darwinismus einfältigster Sorte. Die Entwicklung der menschlichen Kultur vollzieht sich in dieser Perspektive unsteuerbar wie die Evolution.
Eine solche Behauptung ewiger Gesetze, nach denen sich die Zukunft vorhersagen lässt, ist nun freilich nach der klassischen Definition Hannah Arendts das wesentliche Kennzeichen aller totalitären Bewegungen. Sie entbinden von jeder Form moralischer Abwägung; denn wer nach diesen Gesetzen Opfer und wer Sieger sein wird, steht von Anbeginn fest. Der Untergang der zum Untergang Verurteilten (der am Markt Schwächelnden) kann nicht verhindert, er kann nur beschleunigt werden, so wie die Nationalsozialisten den Untergang angeblich schlechtrassiger Völker und die Bolschewisten den Untergang so genannter absterbender Klassen beschleunigen wollten.
Dieser Wille zur Beschleunigung ist ein weiteres Merkmal der neokapitalistischen Ideologen, das sie mit den totalitären Bewegungen der Vergangenheit teilen. Sie wollen keineswegs zusehen, wie sich das siegreiche Beispiel der westlichen Wirtschaftsweise von selbst über die Welt ausbreitet, vielmehr soll es durch erpresserisch angetragene Freihandelsabkommen, in Fällen besonders störrischer Länder auch durch Krieg vorangebracht werden. ...
Und hierüber schrieb ich, daß im Falle, daß ein scheiterndes System beschleunigt (rationalisiert, verschlankt, effizienter) wird, um es zu retten, in Wahrheit nur sein Untergang beschleunigt wird.
(Der) Ökonomismus () hat sogar zu behaupten versucht, dass der Kapitalismus für sich schon eine demokratische Einrichtung sei, insofern der Konsument bei jedem Einkauf an der Ladenkasse abstimme und sich der Markt daher schon aus Eigeninteresse keine Diskriminierung leisten könne.
Diese Lüge habe ich bereits im Text "Ist Erpressung gerecht (in "Ethik") entlarvt.
Die souveräne Ausblendung des Umstands, dass der Kapitalismus bisher auch in Diktaturen blendend gedieh und vom Apartheid-Regime in Südafrika nicht ernstlich behindert wurde, zeigt vielleicht am deutlichsten, dass es hier nicht um Empirie, sondern um Demagogie geht. ...
Und in der Tat begnügt sich auch die Propaganda des Bush-Regimes, die den Demokratie-Export predigt, keineswegs mit der Errichtung demokratischer Institutionen jedenfalls nicht, solange diese nicht im Sinne des ungezügelten Wettbewerbs entscheiden. Der amerikanische Versuch, alles ehemals staatlich Organisierte und Kontrollierte für den freien Handel zu öffnen, einschließlich Bildung, Wasserversorgung und Infrastrukturen des Verkehrs, beweist, worum es tatsächlich geht: um ein Imperium, das der ganzen Welt sein Abbild aufzwingen will, nicht nur die Demokratie, sondern auch seine Lebens- und Wirtschaftsweise.
Der Kampf der Privatwirtschaft gegen den Staat
Auch darin ist der neue Kapitalismus eine totalitäre Bewegung, dass er nicht zur Ruhe kommen kann oder will, ehe er nicht die ganze Welt erfasst und alles in private Hände gelegt hat, was ehedem noch der staatlichen oder bürgerschaftlichen Kontrolle unterworfen war. Dieser rasende Wille zur Selbstreproduktion und Einebnung aller Unterschiede steht geradezu im Zentrum von Hannah Arendts berühmter Untersuchung über Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1955). Dazu gehört die eigentümliche Staatsfeindlichkeit totalitärer Ideologien, die sich nicht zufällig lieber als Bewegung denn als Partei verstehen. Alles irgend durch Regeln Gebundene, Kontrollierbare und darum Statische muss verdampfen vor dem dynamischen Prinzip der Bewegung. Alles Individuelle, Traditionsbestimmte, kulturell Besondere und Widerständige soll durch den Kapitalismus wie durch ein reinigendes Fegefeuer, an dessen Ende die eine, gleichförmige und erlöste Welt steht.
Siehe hierzu auch meine "Notizen 16" und "Bundestagswahl1", in denen ich schrieb, daß der Raubtierkapitalismus, wie er jetzt herrscht, aufgrund der Tatsache, daß er die Demokratie abschafft, verfassungswidrig sei und daher verboten werden müßte. Es sei die Pflicht aller Demokraten, die Herrschaft des Kapitalismusses zu brechen.
... Amitav Ghosh: »Die Verbindung aus Kapitalismus und Imperium bedeutet ein Programm des permanenten Krieges jener Vorstellung, an der sich einst die Trotzkisten berauschten und die sich nun jene Neokonservative aufs Neue zu Eigen machen, die das Projekt für das neue amerikanische Jahrhundert ersonnen haben.«
Hier outete ich den Zins als Kriegsverbrecher Nr. 1. ER zwingt die Kapitalisten zum permanenten Krieg.
Es geht übrigens, wenn man dem Prinzip totalitärer Herrschaft weiter folgen will, auch gar nicht um Erfüllung der Ziele, sondern um das Element steter Unsicherheit, das die Menschen zuverlässig von abschließender Urteilsbildung und also etwa widerständigem Handeln abhalten kann. Hierin liegt der Grund für die eigentümliche Kulturfeindlichkeit des neuen Kapitalismus, der überall die intellektuellen und potenziell kritischen Formen der Hochkultur zugunsten einer dumpfen Massenunterhaltung unterbinden möchte (angeblich, weil die Hochkultur nicht konkurrenzfähig sei). »Die konsequente Unterdrückung aller höheren Formen geistiger Aktivität durch die modernen Massenführer« hat jedoch nach Hannah Arendt »tiefere Gründe als die natürliche Abneigung gegen das, was man nicht versteht. Totale Beherrschung kann freie Initiative in keinem Lebensbereich erlauben.«
Ganz ähnlich hat der amerikanische Soziologe Richard Sennett in unserer Serie die Lähmung jeden selbstständigen Handlungsimpulses beschrieben. »Die neue Unsicherheit ist keineswegs nur eine unerwünschte Folge der unsteten Märkte; sie ist in den neuen Kapitalismus einprogrammiert. Sie ist kein ungewolltes, sondern ein gewolltes Element.« Mehr noch: Sie ist tief in die Organisationsstruktur moderner Unternehmen, mit ihren flachen Hierarchien und ständigen Wechseln in der Führungsebene, eingelassen. »Die dauernden Säuberungen, das plötzliche Auf und Ab der Berufskarrieren verhindern jedes Sicheinarbeiten, jede Entwicklung zuverlässiger Berufserfahrung« schreibt nun aber nicht mehr Richard Sennett über den neuen Kapitalismus, sondern wieder Hannah Arendt, nämlich über die Sowjetbürokratie unter Stalin.
Flache Hierarchien als Element totaler Herrschaft
Der Nutzen einer solchen Struktur, in der es »zwischen der obersten Instanz, dem Führer, und den Beherrschten keine zuverlässigen Zwischenschichten gibt«, liegt auf der Hand: Durch das »Fehlen jeder gesicherten Hierarchie bleibt der Diktator in absoluter Unabhängigkeit von jedem seiner Untergebenen und kann jederzeit die außerordentlich rapiden und überraschenden Wendungen seiner Politik vornehmen.« Übersetzt man Führer (oder Diktator) mit Unternehmer und Politik mit Unternehmenszielen, dann erhält man die ziemlich genaue Charakteristik einer Firma, die sich nach Maßgabe des Shareholder-Values flexibel am Markt, das heißt sprunghaft, ungebunden und ohne jede Rücksicht auf Mitarbeiter und Kunden bewegen kann.
Mit dieser vielleicht unheimlichsten, nämlich inneren Veränderung, die den neuen Kapitalismus selbst an seinen Produktionsstätten in die Nähe totalitärer Bewegungen bringt, kann unsere Zusammenschau wohl ihr Ende haben. ...
Es wäre nicht das erste imperiale System in der Geschichte, das im Moment seiner Bedrohung bös und zu einer Gefahr für die zivilisierte Menschheit wurde.
Was kommt nach dem Kapitalismus?
Nun, danach kommt entweder globaler Terrorismus und Krieg oder eine verbesserte Version einer Sozialen Marktwirtschaft, die dann besser "Soziale Gesellschaft mit angeschlossener Marktwirtschaft". Der Kapitalismus muß seine Herrschaft über die Menschheit einbüßen und wieder in ihren Dienst gestellt werden. Wie genau das funktionieren soll, ist Thema meiner HP.
31.7.2005- Dämonen: In der neuen ZEIT finden wir im Reiseteil in "Wir Gastarbeiter" - siehe http://www.zeit.de/2005/31/Costa_del_Sol folgenden Absatz:
Ganz langsam kaufen sich die Spanier ihre Küste zurück
Die Deutschen und die Costa del Sol, das ist eine Beziehung, die mit dem deutschen Wohlstand in den sechziger Jahren begann und die gut von der spanischen Armut in den Siebzigern und Achtzigern lebte. Die Grundstücke, die Wohnungen und Häuser waren billig; und was man in Deutschland gewohnt war, das gab es bald auch hier: eine eigene Wohnung, deutsche Restaurants und deutsche Nachbarn. So kamen immer mehr Wirtschaftswunder-Deutsche an die Costa del Sol und gaben das Geld aus, das sie daheim verdienten. Es war, als hätten sie ihr Zuhause unter die Höhensonne gezogen. Sie brachten die Langeweile und den Stillstand mit ebendas, dem die Wende-Deutschen wie Ronnie jetzt entfliehen wollen, wenn sie ihre Heimat verlassen. Torrox, das deutsche Dorf 100 Kilometer östlich von Estepona, ist zum Synonym für diese Behäbigkeit geworden.
Eine sehr häufige Beobachtung, die mich immer wieder erstaunt und mir beweist, wie bewußtlos viele Menschen durch ihr Leben irren. Da geben Menschen ein Vermögen aus, um vor etwas scheinbar Äußerem ("langweiliges Deutschland") zu fliehen, nicht wissend, daß sie selbst es sind, die sie nicht ertragen. Und sie verseuchen mit ihren persönlichen Höllen die Paradiese, die sie aufsuchen. Wären die Leute in Deutschland geblieben - niemandem wäre etwas aufgefallen. Aber in Spanien wird klar, daß Langeweile ein seelisches und kein territotiales Problem ist. Vor selbsterzeugten Dämonen läßt sich nicht fliehen. Ein Jeder wird vom Spiegel seines eigenen Geistes eingeholt. Jeder erlebt nur die Außenansicht seiner eigenen Seele - und wehe dem, der Höllen birgt!
Ich fliehe nicht samt meiner vom Geist Deutschlands geerbten Dämonen in vermeintlich paradiesische Länder, nur um sie zu vergiften; ich heile mich lieber und rette damit mein Land: hier!
In einem anderen Absatz des Artikels lesen wir:
Die Freundinnen waren deutsch und die Gäste auch. Vor allem die älteren unter ihnen waren froh über die »Ordnung«. Denn die Alten halten keine großen Stücke auf die Spanier. Zu faul, unkultiviert, unpünktlich, zu laut. Sie waren einfach nicht deutsch genug.
In Deutschland empfanden die späteren Spanien-Einwanderer Langeweile und Stillstand. Spanien erschien ihnen als Paradies. Warum? Ich behaupte, sie versuchten in Spanien dem Druck deutscher Disziplin, deutscher Pünktlichkeit, sprich: deutscher Kultur, zu entkommen und fanden (unbewußt!) in der "Faulheit", Unpünktlichkeit und lautstarken Lebenslust der Spanier das Ersehnte, das Paradiesische. Doch kaum hatten sie sich in der Fremde eingelebt, kam mit der Langeweile auch die Arroganz über die "faulen" Spanier zurück. Sicher wußten sie nicht, daß ihre Sehnsucht nach dem Paradies und - uneingestandenerweise - nach Faulheit einunddasselbem Gefühl entspringen.
Ein besseres Wort für Faulheit: Muße.
2.8.2005- Implizit - Explizit: Peter Sloterdijk erklärt in seinem neuesten Werk "Sphären III - Schäume" seine Theorie, Fortschritt entstünde nicht durch Revolutionen, also durch Wertewandel innerhalb der Erscheinungswelt (expliziten Welt), sondern durch Explititwerdung des Impliziten: Unbewußtes, Ideen aus der Vorstellungswelt der Menschen, werden materiell verwirklicht; Möglichkeiten der Natur realisieren sich. Für mich interessant war Sloterdijks Gedanke, das Explizites und Implizites keinesfalls (außer der Tatsache der Sichtbarkeit) übereinstimmen müssen; das Explizitwerden verändere möglicherweise das Implizite bis hin zur Unvergleichlichkeit. Das Explizitwerden des Impliziten sei deshalb eine Art Neuschöpfung.
Zitate- S.76: "Der Zeitpfeil des Denkens strebt auf höhere Explizitheit zu.
"Darum hat die wahre Geschichte des Wissens die form des Phänomen-Werdens von vormals Unbeleuchtetem in Beleuchtetes oder des Aufstiegs von Schattengegebenheiten zur Vordergrund-Thematik. Reales Wissen: So nennen wir die diskurse, die die lange Nacht der Implikation durchlebt haben und sich im Tag des Thematisch-ausgebreiteten tummeln.
S.78: Wie aber, wenn sich zeigen ließe, daß mit dem Explizitwerden des Impliziten zuweilen etwas völlig Eigensinniges, Fremdes, Andersartiges, etwas nie Mitgemeintes, nie Erwaretes und nie zu Assimilierendes ins Denken eindringt? Wenn die Forscung, die in Grenzbezirke vorstößt, ein bisher Unbekanntes bekannt macht, auf das die Behauptung nicht zutrift, ein Subjekt käme in ihm "zu sich"? ... Ungeheures erscheint ...
Dieselben Gedanken hatte auch ich bereits vor ein paar Jahren, als ich mir - zB in Gehirn.html - Gedanken darüber machte, ob das "reale Gehirn" (nach G. Roth), das ich "Seele" nenne, identisch mit dem "kognitiven Hirn" (materielles Gehirn nach meiner Interpretation) sei. Ich verneinte mit dem Hinweis, daß ich davon ausgehe, daß das reale Gehirn - die Seele - nicht wie dessen Erscheinung in einem knöchernen Schädel eingebettet sein müsse. Im Gegenteil: Es sei sehr unwahrscheinlich daß mein reales Gehirn einen Körper habe mit Armen und Beinen und auf enem "Hyperplaneten" herumlaufe. Die höherdimensionale Seelenwelt sei ganz anders, als die niederdimensioneale materielle Welt.
Mit derselben Argumentation behauptet ich, daß das Physikmodell, daß die Naturwissenschaft von der Welt erstellt habe, keine Ähnlichkeit mit der realen Welt haben müsse, zumal es keine Theorie darüber gebe, wie genau die wissenschaftlichen Theorien mit der Realität übereinstimmen: "Wir haben eine Evolutioinstheorie, aber keine Theorie darüber, wie genau diese Theorie die Realität beschreibt. Es kann sein, daß Evolution und Evolutionstheorie nichts miteinander zu tun haben". Ich schloß aus diesem Wissen um den Zusammenhang von Realität, Erscheinung und Theorie, daß die materielle Welt, wie wir sie erleben, eine vollständige Schöpfung aus menschlichem Geist (Seele) sein könnte (ist!).
5.8.2005- Elias Canetti: Ich sah gestern Abend bei 3Sat einen halbdokumentarischen Film über den Bau der Cheopspyramide. Die Handlung wurde aus der Perspektive eines Arbeiters erzählt. Mehrfach wurde betont, daß der Arbeiter nicht begriff, worum es ging. Er war ein winziges Rädchen in einem großen, straff durchorganisierten Getriebe, dessen Sinn und Zweck er nicht durchschaute. Ein Freund meinte, vor 20 oder 30 Jahren sei ein solcher Film kaum möglich gewesen. Früher wäre die Erzählperspektive vom Pharao oder vom Baumeister ausgegangen und wir hätten mehr über die großen Zuammenhänge und weniger über die Mühsal der Arbeiter erfahren. Ihm sei in letzter oft aufgefallen, daß in Filmen diese "Underdog-Perspektive" eingenommen wurde.
Ich ergänzte, indem ich auf einen an demselben Tage gelesenen Artikel über Elias Canetti verwies. In einer Rezension in der ZEIT, siehe http://www.zeit.de/2005/31/L-Canetti, hatte ich folgenden Absatz gefunden:
Der gegenwärtige Umgang mit dem Werk von Thomas Mann ist das abschreckende Beispiel für die biografistische Reduzierung des Autors aufs Allgemeinmenschliche, damit man sich nur ja mit ihm identifizieren kann. »Denn wenn ein Tausendstel von ihm anders war als das Übliche, so waren 999 Tausendstel wie bei jedem anderen«, so Canetti. »Diese sind es aber, die man sucht und findet und zur Bestätigung des Üblichen verwendet.«
Auch historische Beiträge von Guido Knopp im ZF, Kriegsfilme und alle Vorabendfamilienendlosserien im Fernsehen beschreiben das Leben aus der untersten Perspektive, aus der die Menschen stets Opfer, fast nie Täter ihres eigenen Schicksals sind. Die Filmemacher entgehen so dem Zwang, das Geschehen in einen größeren Zusammenhang stellen, sprich: erklären, zu müssen. Die Welt werde zerbrochen und dem kleinen Mann unkenntlich gemacht.
Ganz in diesem Sinne sei auch eine neue Psychotherapie, von der ich an demselben Tage gelesen hatte. In einer Weisheitstherapie gegen Hartz IV und sonstwie Verbitterte - siehe http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&parent=5&idcat=38&idart=754 - werden die Opfer, deren Blick mit der oben beschriebenen Methode nach unten ausgerichtet wurde, sodaß das Tun der steuernden "hohen Instanzen", der Elite, unsichtbar wird, einer neuartigen Psychotherapie ausgesetzt, die sie die Erniedrigungen durch den neuen Raubtierkapitalismus akzeptieren helfen soll. Statt auf die Barrikaden zu gehen, soll der "einsichtige Arbeitslose" sich in die Rolle eines von Sachzwängen aller Entscheidungsfreiheit beraubten Raubtierkapitalisten versetzen und sich quasi selbst aus der Firma rausschmeißen. Dem Underdog wird mit der "Weisheitstherapie" weisgemacht, die "Herren da oben" seien nicht weniger von Sachzwängen beherrscht als der Kleine Mann; die Herren da oben seien auch nur kleine Würstchen, die nie das tun können, was sie gerne täten. Es gebe keine Elite (mehr), die noch irgend etwas zu steuern imstande wäre; alle sitzen in einem Boot, und es gebe nur eine einzige Hoffnung, nämlich die, daß die unsichtbaren Strömungen des Kapitalismus sie an ein rettendes Ufer treibe.
Die Volksverdummung macht in letzter Zeit riesige Fortschritte. Im bereits oben zitierten Artikel über Canetti gibt es einen Absatz folgenden Inhaltes:
»Von sich abzusehen« ist das erklärte Ziel des fast allzu bescheidenen Biografen. Und gegen diesen Vorsatz verstößt Hanuschek nie, ohne dass dadurch sein Buch an Lebendigkeit verlöre. Nur einmal rastet er förmlich aus, erlaubt er sich einen Stilbruch, den ihm der Lektor hätte streichen müssen, den ihm der Leser aber verzeiht. Wer die beste Zeit seines Lebens einem Autor opfert, darf sich wohl auch einmal einen Wutausbruch gönnen, wenn er sieht, dass jener jahrzehntelang einer Marotte aufsitzt, die ihn den grotesken, der Verwandlung unfähigen Gestalten in seinem eigenen uvre annähert. Diese Marotte ist die Tod-Feindschaft Canettis, seine absurde Unternehmung, »die Unsterblichkeit von den Göttern zurückzufordern«. Folgendermaßen schmält Hanuschek (nicht ganz zu Unrecht): »Canettis jahrzehntelange Bemerkungen gegen den Tod gehen einem auf die Nerven. Sie sind unklar, manchmal wirken sie wie glatter Unsinn.« Freilich konzediert er, dass Canetti seine fixe Idee bisweilen selbst eisenfresserisch vorgekommen ist. »Erst Gott, dann Freud, dann Marx hast du dich verweigert, und immer schon dem Tod. Wohin rennst du so fleißig davon, Kaninchen?« Merkwürdig, dass ein so mythenkundiger Dichter wie Canetti nicht von den Mysterien des Todes angeweht worden ist.
Unvorstellbar für den Canetti-Biographen diese Marotte! Der Wutausbruch des Biographen läßt sich leicht erklären: Die Suche nach Unsterblichkeit paßt nicht in das gleichmacherische Schema des Biographen - paßt nicht in die Underdog-Perspektive, die er einzunehmen gewohnt ist. Er weiß nicht, daß alle große Philosophie (und deren Literatur) eine Bewegung zum Ewigen ist. Platons Weg war, über das Wissen zur Weisheit und von dort zur ewigen, zeitlosen Glückseligkeit zu gelangen: Dem Glücklichen schlägt keine Stunde, weil es Bewußtsein nur außerhalb der Zeit gibt. Bewußtsein ist aus sich heraus zeitlos ewig, unsterblich. Der Underdog allerdings soll nicht bewußt, sondern stattdessen mit einem Pseudobewußtsein ausgestattet sein, das es ihm verunmöglicht, echtes Bewußtsein zu erlangen. Wer nur anerkennt, was beweisbar ist - wer also seine Welt aus Sinnesdaten zusammenbaut, wer Empiriker ist, bewegt sich steuerlos in der untersten Seinsebene - in der Welt der Schatten.
Womit wir beim Film "Die 9 Pforten" von Roman Polanski sind. In diesem Film geht es um ein Buch mit dem Titel: Die neun Pforten in das Reich der Schatten. Als ich den Film zum ersten Mal sah, irritierte mich die Schlußszene, in welcher Corso statt in das Reich der Schatten ins Licht ging. Wie das? Erst später wurde mir klar, daß hier kein Widerspruch vorliegt: Wer ins Licht geht, dem wird die manifeste, materielle Welt zum Schatten. Wer vierdimensional erlebt, dem wird die dreidimensionale Welt flach.
War die blonde Frau ein Engel (Gottes) oder (ein Bote) Lucifer(s)? Die Frau gab die Antwort, als Corso sie fragte, ob sie ein Engel sei: "Wenn Sie es sagen!". Sind wir ins Licht gegangen, gehören Gut und Böse, wie wir es bisher zu kennen glaubten, ins Reich der Schatten...
9.8.2005- Astralleib: Man liest von der Esoterikseite billiger Zeitschriften bis hin zu den Werken angeblich ganz großer Kaliber der Esoterikszene wie Rudolf Steiner, daß der materielle Leib eines Menschen von einem sogenannten Astralleib eingehüllt sei, der angeblich von hellsichtigen Menschen als Aura gesehen werde. In "Paranormal.html" und "Ufo.html" hatte auch ich diesen Begriff auf eine ähnliche Weise, die ich heute eine falsche nenne, benutzt. Es gibt Leiber, die Raum und Zeit unterworfen sind. Sie sind materiell. "Geistkörper" sind ohne Raum und Zeit, also keine Körper. Der Astralleib, den ich in besagten Seiten beschrieb, ist nach neuer Interpretation ein materieller Leib und kein "Geistleib".
Diese neue Unterscheidung wurde aufgrund neuer Erkenntnisse und Erlebnisse nötig. Eine Aura, die noch örtlich an einen materiellen Leib fixiert ist, ist eine materialistisch verbogene Vorstellung eines Geistes. Ich habe sie inzwischen durch eine passendere ersetzt. Mein Erkenntnisweg war der, daß ich die gesamte Welt einschließlich meines materiellen Leibes als meine subjektive Welt, als meine subjektive Interpretation, erkannte und erlebte. Geist ist nicht leiblich. Es gibt keinen "Geistleib", der dann auch noch gesehen werden kann. Der materielle Leib ist Produkt des Anschauens des Geistes. Ein sichtbarer Astralleib wäre demnach eine andere (materialisitische) Anschauung des Geistes. Ich stelle in Zweifel, daß es sinnvoll ist, seinen Geist auf zweierlei Weise (materiell) vorzustellen. Das Physikmodell ist allemal in sich stimmiger, als jeder spirituell angehauchter Materialismus.
Ich ging, wie gesagt, einen anderen Weg. Ich lernte, die objektivierte, entzauberte, physikalische Welt wiederzuverzaubern, sie mit Bedeutungen und Geschichten aufzuladen, deren Urheber ich war. Ich verstand den Zusammenhang zwischen materieller Welt und und der realen Theorie, die ich von ihr hatte. Ich machte Theoriearbeit, korrigierte meine Welttheorie und erlebte, wie sich die Welt an dieser verbesserten Theorie auszurichteten begann.
In diesem Zusammenhang erkannte ich das Wirken der Massenmedien wie Fernsehen, BILD und dergleichen. Ich erkannte, daß die "Herren der Welt" diese Medien genaugenommen zu nichts anderem benutzen, als die subjektiven Welten der Konsumenten im Sinne der "Herren der Welt" zu manipulieren. Indem sie "Objektivität" lehrten, machten sie die Menschen zu hilflosen Sklaven ihrer eigenen Welten. Wer glaubt, in einer objektiven Welt zu leben, hat seine gesamte Macht über seine eigenen Projektionen, seine Interpretationshoheit, verloren und ist Spielball scheinbar äußerer Kräfte.
Diese Manipulationen geschehen freilich (auch) in meiner subjektiv gedeuteten Welt. Schließlich erlebe ich BILD - allerdings auf eine andere Art und Weise, wie der Springerverlag es gerne hätte. BILD gehört für mich ins "Reich der Schatten". Ich als Licht-Geist, lebe körperlich im Reich der Schatten. Die Schattenwelt hat ihre eigenen Helden und ihre eigene Presse. Ich sehe die Verdummungsorgane als Stabilisatoren der materiellen Welt.
Die beweisenden Empiriker, zu denen ich in erster Linie die Naturwissenschaftler rechne, zeigen mir die sichtbaren Wirkungen meiner Theorien. Aus diesem Grund interessieren mich wissenschaftliche empirische Befunde. Den wissenschaftlichen Interpretationen der "Fakten" bin ich jedoch in der Regel abgeneigt.
Leserbrief vom 11.8.: Hallo Hans- Joachim,
sehr interessant, was du über den Astralleib schreibst. Ich dachte auch über das Thema schon vor geraumer Zeit nach und kam zu demselben Schluß wie du. Der Astralleib ist ebenfalls ein
materieller Körper. Er kann kein Geistkörper sein. Diesem aber seine Existenz abzusprechen, nur weil die Physik kein Indiz für diesen Astralköprer bis jetzt gefunden hat, wäre meiner Meinung nach voreilig. Ich glaube, daß es diesen Astralleib gibt, er ist nur eine andere Form von Körper, die aber auch Erscheinung und damit materiell ist. Deine Gedanken und Vorstellungen sind ebenfalls Erscheinungen und materiell, auch wenn sie physikalisch nicht meßbar sind und genauso existent, wie es dein Astralleib sein könnte.
Antwort: Selbstverständlich kann die Physik keinen Beweis für "Astralkörper" finden, denn diese sind nicht innerhalb des Physikmodells materiell, sondern innerhalb eines anderen materialistischen Modells. Ich frage mich nur, wozu ich zwei materialistische Modelle gleicheitig realisieren soll. Das physikalische ist sehr ausgereift; das "esoterische" nicht. Ich will das esoterische Modell nur vorläufig zu den Akten legen, da mich augenblicklich viel mehr die Magie innerhalb der physikalischen Welt interessiert. So untersuche ich zur Zeit die Einflüsse meiner Bewußtseins- und meiner Wirtschaftstheorie auf die materielle Welt. Bisherige Ergebnisse: Die Etablierten lassen sich von mir zwar inspirieren, verschweigen jedoch ihre Inspirationsquelle, weil ich (wegen meiner Magieseiten) als unseriös und unzitierbar gelte. In der Notiz "Alte Rezepte" - siehe unten - bekämpft man inzwischen meine Thesen vom Grundgehalt. Dabei beruft man sich allerdings nicht auf mich, sondern ersatzweise auf "Junge Welt". Agumentativ gegen mich zu bestehen, wäre zudem viel schwerer, als die eher theorieschwachen Leute von "Junge Welt" fertigzumachen.
Für
mich bestätigt sich die These, der Magier werde nie als Ursache seiner Magie
erkannt. Wenn sich 007 eine Zigarette ansteckt, erkennt er ja auch nicht den Filmprojektor
als Ursache des Feuers.
11.8.2005- Alte Rezepte: In http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=875 wird gegen die auch von mir vertretene Wirtschaftstheorie polemisiert, in der ich behaupte, daß eine Verbesserung des bestehenden Systems, "Rationalisierung" oder "Verschlankung", genannt, nur den Untergang des fehlerhaften Systems beschleunigt und es nicht etwa rettet. Selbstverständlich ist ein Grundgehalt für alle nicht finanzierbar! Wenn man in der Logik des Kapitalismusses denkt! Wenn ich ausschließlich meinen Gewinn im Auge habe, sind Geschenke nie "finanzierbar", denn sie "rechnen" sich nie. Das haben Geschenke nun mal so an sich. (Bestechungsgeschenke sind keine Geschenke, sondern Teil knallharter Geschäfte!)
Ich möchte die "Logik" des Kritikers mal überspitzt formulieren: "Im Rahmen des Kapitalismusses ist das Leben an sich ein Umweg, der wegrationalisiert werden muß. Zu leben, ist einfach ein schlechtes Geschäft! Also weg damit!!!"
Daß der Kapitalismus fehlerhaft ist, liegt auf der Hand: Er zwingt die Beteiligten stets zu dem, was sie privat - also als MENSCH und nicht als Kapitalist - nicht wollen. Ich wiederhole ein Zitat aus dem oberen Bereich dieser Seite:
Jeder, der sich auf dem kapitalistischen Markt bewegt, fühlt sich für sein Überleben zu etwas gezwungen, das er jenseits des Marktes niemals anstreben würde. Niemand will die Umwelt zerstören, aber die Notwendigkeit, Produktionskosten zu senken, zwingt ihn dazu; jeder will, dass den Verlierern der Gesellschaft geholfen wird, aber die Notwendigkeiten, Sozialkosten zu senken, bringt den Staat dazu, sie auszugrenzen; alle leiden unter der hysterischen Abfolge technologischer Neuerungen, aber der Wettbewerb zwingt die Produzenten dazu, ständig neue Waren herzustellen.
Asozialität, Umweltzerstörung, Herrschaft über den Menschen statt geforderter Dienerschaft: Beweise der Unvollkommenheit des kapitalistischen Systems! Der Autor schreibt:
Anders ist das offenbar in der wirtschaftspolitischen Debatte. Soziologen, Künstler, Schriftsteller, Betriebswirte, Historiker und Politologen sind auf dem ihnen nicht vertrauten Fachgebiet der Volkswirtschaft zu einem festen und unverrückbaren Urteil gekommen.
Der Gipfel törichter Polemik! Der Autor hat in keinster Weise bewiesen, daß er die Wirtschaft besser versteht, als die Laien. Sein Essay ist reine Polemik. Besonders seine Behauptung, die Kritiker seien in Wahrheit Agenten jener Seite, die kritisiert wird. Begründung bitte!
Die ganz große Lüge der meisten gegenwärtigen Wirtschaftsexperten (Bofinger und Freunde ausgenommen) ist die, bewußt aus dem System des Kapitalismusses heraus, also systemimmanent, die Wirtschaft zu beschreiben, zu "hinterfragen", Probleme zu benennen und Lösungen zu suchen. So, meine Herren, geht das nicht! Noch sind nicht alle Menschen eurer vorgespielten Betriebsblindheit aufgesessen! Noch ist die wahre Philosophie (also die Philosophie, die sich nicht als wissenschaftliche Disziplin versteht, sondern die Wissenschaft mit ihren viel umfangreicheren Denkwerkzeugen umgreift) nicht so tot, wie ihr es gerne hättet!
neu: Leserbrief zu "Astralleib".
14.8.2005- Dümmste Kälber:
Stoibers Rede (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,369640,00.html):
Und da habe ich gesagt: Seid ihr euch bewusst: Ihr habt hier Plakate mit Lafontaine ... Und der Mann, der im Grunde genommen gegen die Wiedervereinigung war, der verhindern wollte, dass die Ostdeutschen in die sozialen Sicherungssysteme, in die Rentenversicherung mit einbezogen werden, den feiert ihr jetzt als Helden? Ja seid ihr denn verrückt geworden? Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber! (Bravorufe, Gelächter -Red.) Meine Damen und Herren, weil ich aber nur auf die eigene Kraft vertraue, sage ich Ihnen: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob alle das auf dem Marktplatz richtig verstanden haben. (Gelächter -Red.) In Bayern mit Sicherheit ...
Nachgefragt, erklärte Stoiber, man habe seine Rede aus dem Zusammenhang gerissen; er habe mit den dümmsten Kälbern nicht die ostdeutschen Wählerinnen und Wähler gemeint, sondern Lafontaine und Gysi. So so! Ich finde es interessant, daß Stoiber sich zu diesem Satz hat hinreißen lassen. Von welcher Kraft?
17.8.2005- Synchronizität: Ich wachte heute Nacht mit einem Traum auf, in dem ich philosophiert hatte. Ich hatte darüber nachgedacht, daß es weder sinnvoll sei, sämtliche Entscheidungen rational, noch nach ethischen Gesichtspunkten gewertet, zu treffen. Wer ausschließlich rational entscheide, mache sich zum willenlosen unpersönlichen Zombi; wer ausschließlich moralische Entscheidungen treffe, werde leicht zum absoluten Moraldespot, der am Ende seine Augenblickslaunen zum Gesetz über alle anderen Menschen stelle. Beide Extreme müssen vermieden werden. Richtig sei, mal rational, mal moralisch zu entscheiden, wobei der Zufall allerdings ausgeschlossen bleiben sollte. Man müsse stets bemüht sein, die intelligenteste oder vernünftigste Entscheidung zu treffen. In der Vernunft treffen sich Ratio und Moral. (Vernunft und Verstand sind nicht dasselbe, wie Kant uns lehrt.)
Beim gestrigen Spaziergang, also ein paar Stunden vor dem oben geschilderten Traum, überlegte ich, was meine wichtigste Erkenntnis sei, und mir fiel ein, es ist die vom Warum des Seelenwachstums, bzw. Bewußtseinserweiterung. Das Zweitwichtigste ist die Erkenntnis vom Wie, nämlich wie ich dieses Ziel erreichen könne, nämlich durch die Erkenntnis, daß der Rand meines geistigen Horizonts aus Problemen besteht. Probleme sind das Gift, daß ich in Nahrung zwecks Seelen- und Bewußtseinswachstums umwandeln sollte. Also ist es am Sinnvollsten, sich seiner Probleme/Grenzen bewußt zu werden und nach Lösungen zu suchen, wobei die Lösung keine Handlung sein muß, sondern ein Verstehen sein sollte.
Da meine Philosophie deduktiv und nicht induktiv gewachsen ist, war es naheliegend, die ganze Welt zu meinem Problem zu machen. Die Welt als Spiegel meiner Seele zu betrachten, ist die logische Konsequenz meiner Philosophie. Also machte ich Weltpolitik und Weltwirtschaft zu meinem Problem und suchte nach Lösungen. ...
Heute Morgen schaute ich kurz in meiner Seitenstatistik (www.hanjoheyer.de/logs) nach, wo mir auffiel, daß meine Tagebuchseite 21 sehr häufig angeklickt wurde. Neugierung las ich mir diese Seite durch und fand eine erstaunliche Synchronizität zu dem am Vortage Erlebten!
Gestern Abend - es war schon reichlich spät - zappte ich kurz vor dem Schlafengehen durchs TV-Programm, bis ein Interview mit einem Konzernmanager meine Aufmerksamkeit fesselte. Dieser sagte gerade sinngemäß: "Man mache sich nichts vor: Keine Politik kann das Anwachsen der Arbeitslosigkeit, die Steuerflucht und die Verlagerung der Produktion ins billigere Ausland verhindern. Niemand kann die Globalisierung aufhalten." - Ein schlimmeres Armutszeugnis hat sich die Führungselite noch nie ausgestellt! Dieser Manager war derart gefangen von seiner Wirtschaftsratio, daß er sich Anderes gar nicht mehr vorstellen konnte. Dieser Herr aus der Führungsriege hat vollständig resigniert. Mit Leuten wie ihm ist wahrlich kein Staat zu machen. Der Mann hat schlichtweg keine Ahnung!
Er weiß nicht, daß die Gesetze der Globalisierung keine Naturgesetze sind. Er weiß nicht, daß das globale Wirtschaftssystem ein angelerntes Denksystem ist. Er weiß nicht, daß reiner Geldwert aus Menschen unpersönliche Zombies und reiner moralischer Wert aus ihnen Gefühlsdespoten macht, und daß es zum Menschsein gehört, beide Wertesysteme so zu verbünden, daß freie Individuen in lebendiger sozialer und natürlicher Umwelt leben können. Der Manager weiß nicht, daß rein rationale Systeme stets zu einem Nullpunkt implodieren. Eine Wirtschaft, die unendlich gut läuft, rationalisiert sich innerhalb kürzester Zeit vollkommen weg. Eine funktionierende Gesellschaft ist eine der intelligenten Umwege. Kein Trieb darf sofort befriedigt werden, auch nicht der Erwerbsrieb der Bosse. Alle wissen, daß sofortige Triebbefriedigung zur Verblödung (also zum Krieg) führt. Das Managerinterview war mir der Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung!
Nachdem ich diese Notiz geschrieben und hochgeladen hatte, fand ich folgendes: http://www.reschke.de/log2004/f_050817.htm. Es hat den Anschein, daß G.L. und ich in einem unsichtbaren Dialog stünden. Interessant, G.L.s Notiz mit der meinen zu vergleichen!
19.8.2005- Die Hölle: Oft schreibe ich über "höhere Bewußtseinszustände" und zeige, wie ich damit lebe. Wie viele Emails, die mich erreichen, zeigen, glaubt man mir meine Behauptungen, zB die vom ewigen Leben, nicht oder man versteht sie nicht. Also will ich in einem weiteren Anlauf versuchen, zu erklären, was ich meine.
Stell dir vor, du sitzt über einem Schachspiel und denkst dir einen nächsten Zug aus. Stell dir vor, dieses Spielbrett samt Figuren symbolisiere die physikalische Welt, wobei die Spielregeln den Naturgesetzen der Welt entsprächen.
Stell dir weiter vor, du sähest nicht dich, sondern ausschließlich das Schachspiel, und du identifizierst dich deshalb mit deinem König. Wenn der König schachmatt ist, ist dein Spiel aus, dann bist du tot. Falls du allerdings das Spiel als Spiel erkennst und zumindest eine Ahnung davon hast, daß du der Spieler bist, der über das Brett gebeugt ist, stirbst du nicht zwangsläufig mit dem Schachmatt (dem eigenen oder dem des gegnerischen Königs!).
Aus der Perspektive des Königs ist das Schachbrett mit Figuren und Regeln das "unendliuche Universum". Das Brett scheint unendlich, weil der König den Rand des Brettes nicht sehen kann, denn um den Rand sehen zu können, müßte es für ihn mehr geben, als Schach. Gibt es aber nicht!
In dieser Falle, in der der König sitzt, sitzt der Empiriker, der empirische Wissenschaftler, der nur glaubt (für real hält), was er sieht oder messen kann. Geichwie ein König mit dem Schachmatt stirbt, stirbt der Empiriker, wenn zB sein Herz zu schlagen aufhört.
Das Ich wird von der modernen Bewußtseinsforschung als als kognitives Produkt aufgefaßt, als Ergebnis unbewußter Nerventätigkeit. Es müßte diesen Experten vernünftig sein, anzunehmen, daß nicht jedes Ich ein empirisches sein muß, daß es auch durch andere Theorien, die als Nervenstrukturen (Funktionssysteme) konfiguriert sind, konstruiert sein kann. Bei mir ist das der Fall. Ich bin nicht mein Leib, sondern mein Glaube, bzw. meine Philosophie.
Ich glaubte so lange und so fest daran, nicht der König eines Schachspiels zu sein, sondern der Spieler, der über das Brett geneigt ist, daß sich meine Ich-Perspektive gewandelt hat. Ich habe nun zwei Iche: Mit dem einen bin ich der ewige unsterbliche Spieler; mit dem anderen befinde ich mich auf dem Schachbrett "physikalische Welt". Ich bin der Spieler und die Spielfigur, und ich habe keine Probleme mit dieser Vorstellung. Aber ich bin nicht nur Spieler; ich bin zudem Spieleerfinder!
Mittels meiner Ausarbeitung meiner politischen Theorie und meiner Wirtschaftstheorie suche ich Einfluß auf die Instanz zu nehmen, die die Spielregeln macht. Da ich nicht nur Spielfigur, sondern auch Spieler und Spieleerfinder bin, weiß ich, daß die Naturgesetze keine unabänderlichen Gesetze sind. Einer Spielfigur ist das eine unerträgliche, existenzgefährdende Vorstellung. Ein Heer von Experten, zB Prof. Mainzer, - siehe die aktuelle Diskussion ("Noch mal Wissenschaft") in meinem Parsimonyforum - kämpft um Verbreitung eines Wissens, welches geeignet ist, die Verängstigten und die Suchenden fest ins Schachspiel zu bannen. Eine Spielfigur weiß, daß ihr Sein oder Nichtsein von ebendiesen Spielregeln abhängt und wird sich gern dem Bannspruch fügen. Erst wenn man eine Höhere Position bereits eingenommen hat, machen diese Erkenntnisse, die die Definition des Königs unterminieren, keine Angst mehr.
Wo zum Teufel ist die Hölle? Ich möchte es verraten: Die Seele, die in den König eines Schachspiels verbannt ist, ist in der Hölle, denn sie ist eine lebendige Seele, die glaubt, sie sei tot, und die nicht erkennen kann, daß dieser Glaube eigentlich ein Beweis für Lebendigkeit ist. In der Hölle lebt der Wissenschaftler, der jede subjektive (unbeweisbare) Beobachtung für unwissenschaftlich hält und deshalb aus seinem Denken verbannt und der dann als Experte für die Feststellung von Realität und Illusion auftritt.
23.8.2005- Medienmogul Rupert Murdoch schlägt zu: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,370407,00.html
"Eine dramatische Revolution findet statt", sagte er schon im April in einer weit zitierten Rede vor der American Society of Newspaper Editors. Die Internet-Gesellschaft wolle die Medien und ihren Informationsfluss selbst kontrollieren, statt kontrolliert zu werden. "Das ist eine sich rasant entwickelnde Realität, die wir als gewaltige Gelegenheit nutzen sollten." Zwischen den Zeilen gelesen: Die Konzerne müssen sich diese Kontrolle zurückerobern.
Sollten Murdoch & Co. Erfolg haben, wird es kritische Stimmen wie die meine nicht mehr in der Öffentlichkeit geben, keiner wird mehr bereit sein, für Wahrheit zu bezahlen, nur noch für die Lügen dieser Medienmogule. Diese "Herren der Welt" werden von den von ihm kontrollierten Suchmaschinen nicht mehr aufgelistet werden. Sollte das Internetz unter der Kontrolle der Konzerne stehen, wird kein Bürger mehr erfahren, was die Realität ist. Ihr Erfolg ist wahrscheinlich; schließlich wissen bereits heute 99 % aller Menschen nicht mehr, was Wirklichkeit ist. Wir werden zB nicht mehr Informationen wie die von http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=895 finden, mit denen uns gezeigt wird, was Wahlkampfmanipulation oder Realität ist. In diesem kritischen Online-Magazin lesen wir,
Angela Merkel behauptet, täglich würden wir 1000 Arbeitsplätze verlieren, weil die Lohnzusatzkosten zu hoch seien. Das ist einfach so dahingesagt und durch nichts belegt.
Die Fixierung auf die Lohnnebenkosten hat vor allem damit zu tun, dass man auf diese Weise zugleich Propaganda gegen die sozialen Sicherungssysteme machen kann.
... Miegel ... und seinen Auftraggebern reicht es, wenn hängen bleibt, dass die solidarischen Sicherungssysteme und die Sozialstaatlichkeit keine Zukunft haben. Den Rest erledigen die privaten Versicherungen mit ihren millionenteuren Anzeigenkampagnen.
Dass Miegel vor allem Lobbyist der Finanzindustrie, also der Banken und Versicherungen ist, wurde in keinem der drei Medien ausdrücklich vermerkt. Er wird als Experte und Sozialwissenschaftler vorgestellt.
http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=893
Vor allem die umstrittene Hartz-IV-Reform habe dazu geführt, dass es für 1,8 Millionen Langzeitarbeitlose inzwischen "weniger kuschelig" zugehe. Zudem hätten die verschärften Bedingungen die Angst deutscher Arbeitnehmer vor dem Verlust ihres Jobs erhöht. Das hat die Verhandlungsposition der Firmen bei neuen Tarifabschlüssen gestärkt und die Macht der Gewerkschaften geschmälert."
Wunderbar. Diese Machtverschiebung zu Lasten der Arbeitnehmer wird als von allgemeinem Interesse dargestellt. Von SpiegelOnline nicht die Andeutung eines kritischen Wortes zu dieser Klassen-Publizistik.
Kein Mensch der geplanten Unterschicht soll erfahren können, wie sehr er betrogen wird, wie die Hölle in ihm geschaffen wird. BILD wird ohne Kritik von BILDblog und ungestraft von einer gekauften Justiz (auch Richter müssen Geld verdienen; ergo werden sie gezwungen sein, ihre Urteile meistbietend zu verkaufen. Wer es schafft, Wissenschaft und Philosophie zu kaufen, schafft es auch, die Justiz zu kaufen) seine Lügen publizieren können. Interessant in diesem Zusammenhang auch:
wo gezeigt
wird, wie der um Pro7 bereicherte Springer-Verlag auf das Massenbewußtsein
einwirkt.
Lieber
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