Briefkasten 14
Briefe an Hans-Joachim Heyer
1.2.2004

hallo Herr Heyer,

Sie schreiben in "Mythos.html" (von 2002):
H: Gott ist die größte Seele, die die meisten Dimensionen meistert. Er hat auch die größte Macht und Verantwortung. Sicher ist, daß die Verantwortung mit der Bewußtheit wächst. Bewußtheit resultiert aus der Anzahl von Dimensionen, die man kontrolliert.

Verantwortung wächst mit Bewusstheit. Ja

Gott ist die größte Seele. Größer als wer?
In GmG = Gespräche mit Gott von Neale Donald Walsch heißt es so schön: Es gibt etwas Größeres als Gott...
Meint, die Energie ist ins Große und ins Kleine unbegrenzt...

"Meistert" Gott Dimensionen?

Iiebe Grüße
K.H.

Antwort: Hallo K.H.

Sie stellten zwei Fragen.

zu 1. Das Höchste Wesen nenne ich Gott. Und das höchste Wesen ist zugleich die größte Seele. Diese Seele ist größer als die Seelen aller anderen beseelten Wesen. Den Begriff "Seele" habe ich zwar aus der Tradition genommen, habe ihn jedoch mit eigenen aus meiner Philosophie gewonnenen Inhalten gefüllt. Entsprechend meiner Philosophie ist der Leib ein kognitives Selbstmodell. Konstrukteur dieses Modells ist raum- und zeitloser Geist, den ich Seele nenne. Näheres finden Sie in www.hanjoheyer.de/Gehirn.html

zu 2. Die Dimensionen, die Gott erschafft, sind zugleich auch die, die er beherrscht = meistert. Es gibt entsprechend meiner Phil. mehr Dimensionen, als Gott meistert. Das Ganze hat nach meiner Phil. unendlich viele Dimensionen. Da hier alles mit allem verknüpft ist, gibt es hier keine Differenz. Da aber Gott ein vernunftbegabtes Wesen ist, muß er zu Unterscheidungen fähig sein. Also verfügt er nicht über unendlich viele Dimensionen, sondern eben nur über die höchste Zahl, zu der ein Wesen bisher gelangt ist.

Da ist ein wenig Spekulation dabei - zugegeben. Aber mein Text entstand vor diesem phil. Hintergrund. Ich werde ihn deshalb belassen wie er ist.

Da Sie meine Phil. nicht so gut kennen wie ich, halte ich es für unwahrscheinlich, daß Ihnen meine Erklärung völlig verständlich ist. Ich teile sie Ihnen trotzdem mit, weil ich Ihnen dankbar bin, da ich nur aufgrund Ihrer Fragen Anlaß erhielt, zu diesen fraglichen Punkten konkret zu werden.

hallo Herr Heyer, Ich würde sagen, wir bewegen uns in Dimensionen, sind offen für sie. Aber wir beherrschen sie nicht.

Antwort: Wir bewegen uns mit dem Körper in Dimensionen, aber die Seele konstruiert sie. Mehr zB in "Gehirn.html"


9.2.2004: Lieber Hans-Joachim,

wie es in den letzten Wochen schon des Öfteren der Fall war, reizt es mich auch heute, ein von dir aufgegriffenes Thema weiter zu erörtern. Daher möchte ich dir meine Gedanken zum Thema "Sinn des Lebens" vorstellen.

Erst kürzlich hatte sich in einer kleinen Thekenrunde eine Diskussion ergeben. Ein junger Bekannter hatte sich hinzugesellt, dessen Anschauungen und Lebensweise den beruflich und gesellschaftlich Arrivierten stets eine Herausforderung bieten, Kritik anzubringen. Ich fühlte mich etwas als Anwalt des jungen Bekannten, was zum Austausch kontroverser Meinungen und letztlich zu der Frage führte, ob jemand tatsächlich von sich sagen könne, wer er sei.

Wir kamen zu dem Schluss, dass dies tatsächlich niemand kann. Denn wenn jemand genau wüsste, wer er sei, wäre in diesem Moment sein gesamtes Leben vollständig determiniert und der Mensch, die Bestimmung seines Lebens im Voraus erkennend, schon so gut wie gestorben. Mensch zu sein, bedeutet also, als Mensch lebendig zu sein, was Menschsein als einen fortwährenden Prozess des Menschwerdens beschreibt, dessen Verlauf unvorhersehbar bleibt, solange er sich immer wieder neu definieren kann.

Ich selbst neige dazu, mein Leben immer wieder zu hinterfragen und den Kurs auch zu ändern, bewährtes beizubehalten und neues zu wagen, anstatt ein durch gesellschaftliche Ordnung vorgegebenes Skript abzuleben, was in der Finalität des Ablebens sein Ende findet.

Ich glaube also nicht an irgendeine Determination unseres Seins, sondern an die Magie, Kraft unseres Willens Wege beschreiten zu können, die zuvor nicht gezeichnet waren. Auf das mögliche Argument, freien Wille gebe es nicht und der Glaube daran sei eine Selbsttäuschung, bin ich ja schon in einem früheren Brief eingegangen und habe es entkräftet.

Die Frage nach dem Sinn im Sinne von Zwecksetzung ist meiner Auffassung nach also kontradiktorisch zum Prinzip des Menschseins, das als Prozess gesehen werden muss. In Bezug auf die lebensweltlichen Umstände kann es keine davon unabhängige Zwecksetzung im Leben geben. Das Leben und die Zukunft sind offen.

Aus diesem Grund verstehe ich die Frage nach dem Sinn des Lebens weniger als Ausdruck der Frage nach einem Lebenszweck, dem ja eine von außen gegebene Determination anhaftete, sondern mehr als Ausdruck nach der Frage der individuellen Zielsetzung, dem Selbstzweck also, dem unser Denken und Handeln gilt.

So erfahren wir Sinn zum einen als Ausdruck der konkreten lebensweltlichen Zielsetzung respektive unserer Kultur und Gesellschaft: Physische und psychische Gesundheit, Familie, Beruf, Hobbys, gesellschaftliches Engagement. Zum anderen Sinn als konkreten Ausdruck des unserem inneren Wesen zu eigenen Strebens nach geistigem Wachstum: Moral, Philosophie, Naturerkenntnis, Religion.

Ziel kann es sein, Kenntnis seiner selbst zu gewinnen und sich den eigenen Veranlagungen und Befähigungen entsprechende Aufgaben zu stellen und in der Erfüllung dieser Aufgaben stetig über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Mut zum Wagnis und stetiges Streben können so zur Meisterschaft führen. Die Erfahrung von Glück aus innerer Befriedigung könnte der Lohn sein.

So wäre der Sinn des Lebens einfach dem Zweck des Zieles zu entsprechen. Und nun sind wir bei der eigentlichen Crux: Denn welches Ziel soll ich anstreben - was soll ich wollen? – Dies jedenfalls, ist meinem Erachten nach die wahre Ursache des Zweifels, welchen Sinn der Sinn macht, den wir den Dingen im Sinne der Erreichung unserer lebensweltlichen Ziele gegeben haben. Dass das Leben Sinn mache oder Sinn habe, scheint demjenigen als Täuschung, der sich über seine Ziele selbst täuscht. Wer dies erkennt, mag schon einen Schritt weiter sein, denn der Sinn des eigenen Lebens hat keine von uns unabhängige Zweckursache und das ganze Universum schnurrt auf einen Punkt zusammen, der in unserem eigenen Wesenskern liegt.

Denn das seiner selbst gewahre Wesen Mensch, das sich als Teil der beseelten Natur erkennt, fragt nicht nur nach dem Wesen seiner Existenz und dem Grund seines Daseins sondern vielmehr auch nach dem Grund der ihm eigenen Befähigung zur Selbsterkenntnis: Also nicht nur WARUM bin ich? – sondern auch: Warum bin ICH?

Warum bin ich ein Wesen, das als Ausdruck seiner personalen Identität ein ICH erkennt, das sich nicht etwa mit seinem Körper als identisch bezeichnet, sondern von ihm die Rede führt, als handele sich es dabei um eine Form von Besitzstand: "Ich habe einen Körper"?

Und jetzt, lieber Hans-Joachim, komme ich auf die These des Kollektivwesens Mensch zurück. Jeder Mensch ist meinem Verständnis zufolge nicht Teil dieses Wesens, sondern dieses Wesens selbst, das in der individuellen Verkörperung jeweils nur eine andere Perspektive zu sich selbst als Ganzem einnimmt. Das Wesen Mensch besitzt also eine Varietät von 6 Milliarden Verkörperungen.

Was unsere personale Identität trägt, das ICH, ist jedoch keine in der Physis des Einzelwesens selbst angelegte Befähigung, sondern der Ausdruck des Ganzen im Einzelnen. Wenn wir aber von ICH reden, meinen wir dabei eigentlich das EGO, das bereits durch die Begrenzungen der jeweiligen lebensweltlichen Bezüge geprägt ist – der Schnittstelle zwischen ICH und NICHT ICH. Das ICH ist also Träger der Eigenschaft, eine personale Identität, das EGO, ausprägen zu können. Und mittels des ICH nehmen wir unser EGO wahr, wenn wir uns auf uns selbst beziehen.

Was ist also der Sinn des Lebens, wenn wir das EGO diese Frage stellen lassen? Das EGO kann sich nur an den lebensweltlichen Bezügen orientieren, da es nur durch diese selbst zur Ausprägung kommt und kennt keine außerhalb seiner Lebensbezüge gegebenen Zweck- und Zielsetzungen. Das EGO wird sich in seiner Zweck- und Zielsetzung immer selbst genügen. Es ist egoistisch. Letztlich führen Sinnfragen des EGOs also zum Zweifel.

Was ist jedoch der Sinn des Lebens, wenn das ICH durchscheint und diese Frage stellt? Was wäre also der Sinn der Verkörperung des Ganzen im Einzelnen und der Sinn der Existenz des Kollektivwesens Mensch?

Durch das Aufgehobensein des Individuums im Kollektivwesen wird dieses um die Erfahrungen eines jeden Einzelnen bereichert und kann diese wiederum allen Andern zuteil werden lassen, was nicht nur die geistigen Strukturen, sondern auch die genetische Anpassung der Spezies betrifft. Damit würde sich umgekehrt auch der Sinn der Existenz des Kollektivwesens erklären, das, wie ich annehme, wiederum Ausprägung eines größeren Kollektivwesens ist, das alles Leben umfasst. Diese Kollektivwesen bestimmen nun, jedes auf seine Weise, die ihnen nachgeordneten Organisationszustände von Leben und Materie, können aber ohne die darin untereinander bestehenden geistig-materiellen Austauschprozesse selbst kein qualitatives Wachstum erfahren. Denn jede aus dem Ganzen geschöpfte Entität schafft einen Reflektionspunkt in einem Ereignisraum, der eben durch die Diversifikation in einzelne Individuen an zusätzlichen Dimensionen der Betrachtung gewinnt.

Der Sinn des Lebens des Einzelnen im Sinne der Verkörperung des Ganzen im Einzelnen wäre es also, die Reintegration anzustreben – sich wieder teilhaftig zu machen – um so dem Ganzen die Dimension der eigenen Perspektive zu erschließen und selbst der Perspektive des Ganzen gewahr zu werden – also das EGO zu transzendieren.

Um es mit einem Satz zu sagen: Der Sinn des Lebens wäre es also – Lieben zu lernen.

Liebe, jedenfalls das, was sich uns, eher auf das Konkrete bezogen, etwa in der innigen Beziehung zu einem Menschen, zuteil wird, als das Schattenhafte einer großen Idee zu erkennen gibt, ist der gesuchte Aggregatzustand, in dem das Universum und das Kollektivwesen Mensch zusammengekittet sind. Also was die Welt im Innersten zusammenhält. Das Zuteilwerden von Liebe wäre nicht denkbar, ohne das Aufgehobensein des Individuums in der Überseele Mensch. Liebe ist, wie wir es hier erfahren, das Prinzip der Vereinigung. Wem es an Sinn mangelt, so könnte man sagen, mangelt es einfach an liebevoller Zuwendung und Hinwendung. Beides bedingt sich gegenseitig.

Das mag nun etwas pathetisch klingen, doch in einem der Träume von epischer Weite, in denen ich ganze Leben lebe, und in dem ich in das Weltall gehoben wurde und zum Ende der Zeit Welteninseln vergehen sah und ein Universum, das aus einem gewaltigen Licht neu aus einer vergangenen Welt geboren wurde, sprach eine sanfte Stimme aus dem Off: „Denn siehe, ich bin das Licht, die Liebe, die Wahrheit und das Leben.“

Worauf es dabei ankam? Daß ich es bis heute nicht vergessen habe und mir in der Erinnerung noch vor innerer Berührung fast die Tränen kommen können, so wahr und gewiß mir die dabei gefühlten Empfindungen sind.

Der Sinn ist das Streben. Und Festigung gibt der Glaube, der eine Gewißheit ist, gewollt und aufgehoben zu sein. Gesegnet ist, wer diese Empfindungsqualität als Grundstimmung seines Daseins kennt. So kann ich im Alltag oft ganz unreflektiert und grundlos Glück empfinden.

Herzliche Grüße
Andreas


24.2.2004: Leserbrief: "Schön das es noch Menschen gibt die denken. Die Worte wie Wahrheit kennen und darüber staunen können. Die sich mit dem schönen befassen, mit dem was funktioniert und am ende erkennen können wieso das andere nicht funktioniert. Menschen die logisches denken beherrschen. So weit so schön. Doch genau diesen Menschen muss es Höllenqualen bereiten, wenn sie den Zeitgeist erkennen. Und die Konsequenzen ziehen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit um den Fischen die Augen zu öffnen. Denn einer der ein bisschen die Welt durchschaut hat und dieses Wissen für seine eigenen Machtzwecke nutzt, der kommt heute weit. Sogar sehr weit. Doch, das darf so nicht weitergehen. Die Kunst hätte doch eigentlich die Aufgabe den Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Doch der Spiegel der die Kunst den Menschen vorhält ist viel zu einfach gestrickt. Das pure Chaos. Emotionen die nicht eindeutig sind. Keine klare Linie. Doch wieso nicht? Weil das entscheidende Wort zu oft verteufelt wurde. Glauben. Und glauben tut jeder. Denn der Glaube bestimmt den Sichtwinkel auf alle Dinge. Unser Glaube ist viel zu beschränkt. Wir sollten wieder anfangen an alles zu glauben. An die Ewigkeit. An Übernatürliches. Und vorallem sollten wir unsere einzige gedankliche Macht erkennen. Eben genau den Glauben. Denn was der Mensch glaubt, dorthin wird er sich entwickeln. "Der Stärkere überlebt", kann man sehr gut in unserer Geldfixierten Gesellschaft beobachten. "Vom Affen zum Menschen". Wahrheit wurde aber: Vom Menschen zum Affen. Man wurde schon primitiv. Doch ich sage, wenn die Konsequenzen wirklich so prekär sind, wie sie in meinen Augen scheinen, dann muss man handeln.

Was ich eigentlich sagen möchte, wieso ist deine Homepage kostenpflichtig? Genau das wären doch Informationen die jedem zugänglich sein müssten!"

Antwort: Hallo S.,

vielen Dank für den Brief!
Ich weiß nicht, wie viel du von meiner HP gelesen hast, aber es dürfte dir einleuchten, daß ich meine Philosophie lebe. Anders hätte ich keine Fehler in ihr finden und korrigieren können, und meine Philosophie wäre auf niedrigem Niveau stagniert. Nur das Leben selbst kann eine Philosophie prüfen.

Kostenpflichtig sind nur 21 Seiten (ca 10-15 %) - und das erst seit dem 18.2.2004. Der Grund liegt u.a. darin, daß ich Geist nicht in Organisationen sehe, sondern immer nur in lebendigen Wesen. Die Informationen, die - ich zitiere: "jedem zugänglich sein müssten" , stammen von mir - und wer will, daß sie sich verbreiten, sollte mich als Urheber dieser Informationen unterstützen. Damit sich meine Philosophie durchsetzt, muß ich sozusagen _mich_ durchsetzen. Ich weiß, das ist heute schrecklich unpopulär. Aber bei gelebter Philosophie ist es wie in der Kunst: Auch sie ist personenbezogen. Es gibt keine institutionalisierte Kunst. Kunstgewerbe ist nicht Kunst.

Ich habe die Einführung des Paßwortschutzes und den Preis eingeführt, weil ich mich entschlossen habe, nicht nur meine Phil. zu leben, sondern auch VON ihr zu leben. Meine Bitten um Spenden blieben erwarteterweise ungehört. Als ein Elektroingenieur mit dem Einkommen von 3000 Euro mir schrieb, er habe große private Probleme, da er nie Zeit gehabt habe, sich um wirklich wichtige Fragen zB nach dem Sinn seines Lebens usw. zu kümmern; schließlich sei er pausenlos auf Montage, um dicke Kohle zu machen, und als er mir in der nächsten Mail dann schrieb, ich müsse ihn bittesehr kostenlos beraten ("Liebe und Wahrheit DÜRFEN nichts kosten" - alte Weisheit) und solle doch gefälligst arbeiten gehen ("bei ALDI Kisten schleppen"), war das ein wichtiges Aha-Erlebnis für mich. An dem Tag kreierte ich meine Preisliste. Es kamen natürlich noch viele andere Erfahrungen hinzu, die mich lehrten, daß man mich nur ernst nimmt, wenn man mich bezahlt.

Insgesamt hatte ich dann doch noch Jahre gebraucht, um die monetären Fragen zu lösen und widerspruchsfrei in meine Philosophie einzubauen. In den Seiten "Preisliste.html", sowie den ersten Seiten meiner HP ("Schule" www.hanjoheyer.de/Vorstellung.html , www.hanjoheyer.de/Berechtigung.html), aber auch in www.hanjoheyer.de/Stichwort.html unter dem Stichwort "Bezahlung"

Bezahlung: 12.4.2/1.5.2/ 4.8.2/17.8.2/25.9.2/ 7.12.2/ 6.1.3/ 7.1.3/ 7.4.3/

habe ich niedergeschrieben, wie ich zu meinen Forderungen nach Bezahlung gekommen bin. Immer wieder wird versucht, mich moralisch zu erpressen, indem man mir zB schreibt, ich müsse mein Wissen kostenlos weitergeben, weil ich doch auch möchte, daß die Welt besser werde und weil ich doch so geldgierig nicht sein könne. Ich entgegne mittlerweile meist nur noch mit: "Solange ich meine Brötchen beim Bäcker bezahlen muß, nehme ich Geld für meine Arbeit!" oder ich antworte: "Du willst mir also kein Geld geben? Du nimmst dir also das Recht, gierig zu sein (Geld für Arbeit zu nehmen, mir nichts zu gönnen), und ich darf es nicht sein? - Also: Erste Lektion für dich: Handle nach dem, was dein Ideal ist. Wenn du meinst, daß ich der Menschheit einen großen Dienst erweisen kann, indem ich meine Philosophie entwickele, dann unterstütze mich! Ich verdiene zur Zeit 370 Euro monatlich. Wer nicht Menschen, die eine lebendige, lebensfördernde Philosophie in ihren Seelen tragen, unterstützt, sondern Institutionen - egal welche - fördert Totes. Das besagt meine Philosophie und daran halte ich mich. *

Diese 370 Euro verdiente ich bisher mit persönlicher E-Brief-Beratung. Die wichtigsten Informationen kann ein Mensch sich nicht selber beschaffen, da er für sie blind ist (gebe "blinde Flecken" bei "Stichwort" in die Suchmaske ein. Sie müssen ihm persönlich mitgeteilt werden. Diese E-Brief-Beratung mache ich seit etwa 2 Jahren. Meine HP war bis zum 18.2.2004 völlig offen. In ausgedehnten Internet-Diskussionen in diversen Foren, zB PhilTalk.de oder in diversen Newsgroups (siehe meine Seiten "Forum", "Diskussion", "Evolution2", "Universum" fiel mir über Jahre hinweg auf, daß viele Menschen keinen Zugang zu meiner Philosophie haben - schlimmer noch: Sie verstehen alles falsch und reagieren mit Panik und Haß! Nachdem sich solche Erlebnisse häuften, entschloß ich mich, die brisantesten Sachen per Paßwort zu schützen und nur noch meinen zahlenden Schülern mitzuteilen, bzw. so teuer zu verkaufen, daß dies nur Leser tun werden, denen mein Wort wichtig genug ist.

* Beispiel Karl-Heinz Böhm. Er hat in Afrika die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" aufgebaut. Wer dieser Institution Geld spendet, hilft in Wahrheit Böhm, und er wird die Gelder verantwortlich für die von ihm definierten Zwecke verwenden. Da Böhm ein moralischer und demzufolge verantwortlicher guter Mensch ist, werden die Gelder sinnvoll eingesetzt. Wenn Böhm eines Tages stirbt, und es findet sich kein ebenbürtiger Nachfolger, was leider die Regel ist, geht auch die Institution zugrunde, da sie ohne Kopf ohne Leben ist. Eine Organisation oder Institution ist nicht mehr wert, als der Gründer, und sie korrumpiert, wenn der Gründer stirbt. Ich machte diese Beobachtung dutzendfach bei indischen Gurus und Gründervätern von Religionsgemeinschaften. Starb der Gründer, floh der Geist aus diesen Gemeinschaften, und übrig blieb nur das tumbe Ritual, die Oberfläche der Sekte, der Schein.


14.3.2004: Hallo Hanjo,

ich habe mich gestern mit einem Freund unterhalten. Er brachte den Einwand, dass durch die Theorie des radikalen Konstruktivismus die Frage nach dem Ursprung und Wesen des Seins nicht beantwortet sondern nur verlagert würde. In einen Bereich nämlich, der sich unserem Zugang verschließt. Ich mußte ihm in diesem Punkt Recht geben. Ich versuchte ihn mit einem Vergleich zu beschwichtigen und erklärte ihm, daß ein Mensch sich eben niemals selbst in die Augen sehen könnte, sondern bestenfalls in sein Spiegelbild. Das sei aber eben spiegelverkehrt und zweidimensional. Diese Erklärung hat ihn allerdings nicht zufriedengestellt. Er meinte der radikale Konstruktivismus sei seiner Meinung nach nur ein intellektueller Trick, mit dem man sich um eine letztendliche Antwort herummogeln würde. Ich konnte ihm da nicht wirklich widersprechen, auch wenn ich das mit dem Herummogeln natürlich etwas anders sehe. Hast du da vielleicht eine Idee, was man da machen könnte? So dreht er sich ja gedanklich immer im Kreis...
alles Gute
C.

Hallo C,

der Radikale Konstruktivismus ist heute korrumpiert worden. Dein Freund kritisiert zu recht diese korrupte Machart, wie man sie an den Unis lehrt.

In "Konstruktivismus.html" - Kritik schrieb ich:

... Ich hege den starken Verdacht, Roth glaubt an die Existenz einer realen Welt, die der kognitiven Welt, was Raum, Zeit, Energie, Materie, Bewegung usw. betrifft, identisch ist. In dieser realen Welt sei der Mensch mit seinem realen materiellen Gehirn evolutiv entstanden. In diesem Gehirn gebe es nun ein materielles neuronales Netz, welches Träger eines kognitiven Gehirns sei, in welchem nun eine kognitive Welt samt kognitivem Hirn konstruiert wird. Roth hat, wenn meine Vermutung stimmt, die Welt des 'naiven Realismus' in genialer Weise mit konstruktivistischen Mitteln und Methoden zerpflückt, hat sie aber durch ein Hintertürchen wieder eingeführt, wodurch er sich nachträglichen aller neuen Einsichten wieder beraubt hat. Der einzige Unterschied zwischen dem 'naiven Realismus' und Roths 'Konstruktivismus' ist der, daß Roths Theorie konstruktiv(istisch)e Kritik ins Leere laufen läßt!

'Zufällig' bekam ich, nachdem ich Obiges geschrieben hatte, die neuesten Ausgabe von 'Bild der Wissenschaft 10/98 in die Hände und las auf Seite 73 in einem Interview von Gerhard Roth 10: "Ich bin überzeugt von der Existenz einer Welt außerhalb unseres Bewußtseins, einer Welt, in der Tiere und Menschen leben, die ein Gehirn haben. Die objektive Welt erregt die Sinnesorgane dieser Tiere und Menschen. Ihre Gehirne machen daraus etwas, und ich bin ein Konstrukt dieser Gehirne, einschließlich meines eigenen." Dieses Zitat belegt die Richtigkeit meines Verdachts - und meiner Behauptung, daß Roth wieder in 'vorkonstruktivistische' Denkmuster zurückgefallen ist und sich (und alle, die ihm nacheifern) um die Früchte dieser Philosophie gebracht hat. (Mit dem Begriff 'zufällig' will ich andeuten, daß eine gewisse kognitive Offenheit mir hier auf irrationalem Wege Informationen zukommen ließ!)

Mit seinen Äußerungen hat Roth sämtliche weltanschaulichen Errungenschaften wieder zunichte gemacht und ist an seinen Ausgangspunkt (siehe Zitate (229) und (231)) zurückgekehrt. Er hätte sich seinen philosophischen Ausflug sparen können. Was nützt es, eine Erscheinungswelt scharfsinnig zu hinterfragen und hinter den Erscheinungen eine 'andere Realität' zu erschließen, wenn man diese 'andere Realität' dann in Ermangelung passender Worte wieder genauso beschreibt, wie man die Erscheinungswelt beschrieben hat? Ich finde, man sollte eine Frage lieber offen lassen, statt sie mit Scheinantworten in der Versenkung verschwinden zu lassen.

Hallo Hanjo,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Leider hilft sie mir nicht sehr viel weiter, denn über diesen Punkt war ich in dem Gespräch mit M. schon hinaus. Entschuldige, vielleicht hätte ich noch etwas weiter ausholen müssen. Im Prinzip hast du recht, denn M. brachte genau das Argument von Roth und meinte es wäre ja egal, ob wir die Welt konstruieren, wenn dieser Konstruktion eine zwar irgendwie andersartige Welt zugrundeliege, die wir zwar nicht erfassen könnten, die aber in den Relationen doch der unseren entspricht. Ich habe ihm daraufhin erklärt, das in dieser Annahme ein Irrtum läge. Die reale Welt sei eben gerade nicht in den Relationen identisch zur kognitiven Welt. Daraufhin wollte er natürlich wissen, wie die reale Welt meiner Meinung nach dann beschaffen sein soll. Daraufhin mußte ich zugeben, daß ich ihm das nicht beschreiben könne, da sämtliche Kategorien und Begriffe unserer Wahrnehmung und Beschreibung ja schon wieder Teil der kognitiven Welt seien. An dieser Stelle sprach er dann von der Mogelpackung, weil er meinte, ich würde die Antwort einfach in einen Bereich verschieben, von dem ich postulieren würde, man könne keine Aussage darüber treffen. Ich würde das Problem also dadurch zu lösen versuchen, daß ich nach einem plausiblen Grund suche, warum das Problem nicht zu lösen ist.
Das Gespräch ging dann noch etwa wie folgt weiter. Ich sagte ihm, daß seine Frage nach dem Urgrund überhaupt wiederum nur innerhalb der kognitiven Welt Sinn mache, weil sie auf Logik und somit auf Kausalitäten gründe. Kausalität könne sich aber nur innerhalb der Zeit entfalten. Zeit wiederum sei aber nur ein Epiphänomen des Raumes, der wiederum nur ein Konstrukt innerhalb der kognitiven Welt sei. Da die reale Welt nicht räumlich ist, gäbe es in ihr auch keine Zeit, somit keine Kausalität und folglich auf keine Logik. Die Sprache, mit der ich versuche, ihm das zu vermitteln, basiere wiederum auf zeitlich, räumlichen Kategorien (sie entfaltet sich in der Zeit und beschreibt zum Teil gegenständliche, also räumliche Begriffe). Die Sprache basiert also ihrerseits wieder auf logischen Prinzipien, was in Ordnung ist, da sie ja, ähnlich wie die Mathematik, ein System zur Beschreibung der kognitiver Erscheinungen ist. (Vielleicht habe ich hier einen Fehler gemacht. Mir fällt gerade auf, daß ich durch das Eliminieren von Raum und Zeit, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen, bei M. vielleicht den Eindruck erweckt habe, die reale Welt sei eine auf Null reduzierte.)
Irgendwann an diesem Punkt meinte er jedenfalls, das seien alles intellektuelle Spitzfindigkeiten und er habe jetzt keine Lust mehr weiter darüber zu reden...
alles Gute - C.

Hallo C,

Das Wort "Mogelpackung" ist die zentrale Aussage Ms. Es beweist, daß M. bereits in die Falle des korrumpierten Konstruktivismusses geraten ist und - geleitet von G. Roth - zum naiven Realismus zurückgekehrt ist wie ein reuiger Sünder. Er betrachtet den R.K. als Mogelpackung. In der Welt, in der M. nun lebt, bzw. zu leben glaubt und sich entsprechend verhält - also in der "ungemogelten Welt" - , gibt es weder einen freien Willen, noch Bewußtsein, noch Moral. In seinem eigenen System ist er selber nun ein tumber Roboter-Zombie - und entsprechend verhält er sich. In seiner Welt, in der er nun lebt, ist alles begründet * . Das heißt, es gibt in ihr keine Autonomie, nichts, was seinen Grund in sich selber trägt, also keine Existenz, kein Wille, keine Freiheit, kein Bewußtsein. Aus einem Gott ist ein Staubkorn geworden. M ist total an die kausale Erklärbarkeit gefesselt. Was nicht erklärbar ist - und nur Kausales (was dem Ursache-Wirkungs-Prinzip folgt) ist erklärbar - , gibt es für ihn nicht oder besser: interessiert ihn nicht. "Erklären" ist für ihn die Auffindung der Kausalverknüpfung.

Man kann leicht nachweisen, daß die Kausalität nicht in der Welt liegt, sondern im Betrachter. "Erklären" bedeutet demnach bloß ein Einordnen in diese von unserm Geist hergestellte Ordnung. Wo das gelingt, wird seiner Ansicht nach wohl "nicht gemogelt". Ich behaupte, daß in der wahren Welt alles "gemogelt" ist, denn in ihr existiert nur das, was seine Ursache in sich selbst hat. Bewußtsein zB ist indeterminiert. Es kann nicht erklärt werden. Für M. wäre es nun eine Mogelei, an der Erweiterung seines Bewußtseins zu arbeiten. Er wird es nicht tun.

Der Vorteil des Konstruktivismusses meiner Interpretation ist, daß er die Freiheit des Willens, Existenz, Moral wieder glaubhaft macht und damit die Menschen verändert, denn sie werden wieder tun wollen, was dem Gefangenen des "Erklärbaren" eine Mogelei ist. Die meisten Menschen haben ihren Willen verloren und denken wie Maschinen, weil sie glauben, willenlose Maschinen zu sein. Sie haben den Sinn des Lebens verloren, sind "Blätter im Wind" ohne Halt, weil es keine Werte (Moral **) gibt (Wenn etwas eine Mogelpackung ist, dann ist es die Moral - der letzte Überrest der Religion!) . Sie glauben, nicht zu glauben, glauben, an der Welt nichts ändern zu können, glauben, nach dem Tod komme nichts, also müsse man möglichst viel Spaß haben und jede Verantwortung fürs Ganze leugnen, weil es sowas nicht gibt. Auch darf man jeden beliebig betrügen, wenn es Vorteile bringt, denn es gibt keinen Richter, keine Moral. Diese Leute sind Schatten geworden, Schatten ohne eigene Existenz.

Was in der materiellen Welt Zufall + Notwendigkeit ist, ist in der höheren Welt freier, autonomer Wille. Es ist irreführend, zu behaupten, die Relationen beider Welten seien gleich. Z. + N. können nicht dasselbe leisten, wie ein freier Wille. Deshalb ist die vom echten Kontruktivismus erschlossene höhere Welt nicht der materialistischen ähnlich.

Die intellektuelle Elite ist doch fast vollständig in die materialistische Falle getappt. Sie hat sich lähmen lassen. Sie glaubt nicht mehr an ihre Schöpferkraft. Sie glaubt nicht an ihre Zukunft, weil sie nichts von ihrer unsterblichen Seele weiß. Ihr schöpferischer Wille ist gespalten in Notwendigkeit + Zufall, beides für die Herren der Welt ungefährlich.

All diese Menschen haben eine ganze Dimension verloren, haben sich in eine 3-D-Welt reduzieren lassen, wo es keine Freiheit gibt. Gefallene Engel. Sie sind Schatten geworden, und die Schattenwelt hat ihre eigene Vernunft, aus der es kein Zurück aus eigener Kraft gibt.

Klar, ich als Willensmensch kann meinen Willen nicht begründen, denn könnte ich ihn begründen, wäre er kein freier Wille. Ein freier Wille ist in sich selbst gegründet; er ist unabhängig von der Außenwelt, aber auf sie gerichtet. Er wirkt auf die Welt, ohne von ihr bewirkt zu sein. Da ich das alles voll und ganz verstanden habe, kann ich aus Schattenwesen Menschen machen, indem ich ihnen Existenz verkaufe. Das ist das Anliegen der S.f.L. .

Alles Wesentliche ist der Ratio unzugänglich. Wer sich nur mit dem Rationalen beschäftigt und alles Irrationale ausklammert, degradiert sich selbst zur Unwesentlichkeit. Frage M. ob er frei sein will, obwohl Freiheit unerklärbar ist, denn könnte man einen Akt der Freiheit erklären, wäre er der Kausalität unterworfen - hätte eine Ursache - und wäre unfrei. Die Wissenschaft erklärt aufgrund der Unerklärbarkeit der Freiheit, daß es sie nicht gebe: wir seien Sklaven unserer unbewußten Nerventätigkeit. Ich behaupte: Wer so argumentiert, ist Sklave nicht der Nerventätigkeit, sondern der wissenschaftlichen "Erklärungsmethode", die zwangsläufig zur Erblindung des Intellektes führt. Wer weiß, daß sich die Wissenschaft einer Methode bedient, weiß, daß die Methode nicht das wahre Geschehen der Welt abbilden kann, weiß, daß eine mechanische Methode nur ein mechanisches Weltmodell liefern kann, in welchem es keine Freiheit, keinen Willen, kein Bewußtsein, kein Leben geben kann. Das aber heißt nicht, daß es all das nicht gibt! Im Gegenteil. Dieses methodisch Unzugängliche ist das Eigentliche! Die Wissenschaft mogelt, nicht mein Konstruktivismus.

viele Grüße
dein jo

* Man kann diese Kausalkette des Begründens immer weiter zurückführen bis ins "Unendliche" oder bis ins "Absolute", was dasselbe ist. Alle Begründungen führen also zu etwas Absolutem. Warum wohl? - Weil das Absolute das eigentlich wahre Existierende ist. (Auch die Urknalltheorie birgt ein Absolutum, aber es wird kaschiert, damit es niemand merkt.) Das Absolute ist das Kantsche "Ding an sich". Das "an sich" bedeutet, daß das "Ding" seinen Grund in sich selber findet. Der Mensch - von den Menschenrechten her gesehen - ist in sich selbst begründet, denn Menschenwürde ist unteilbar, ein Recht an sich. Niemand darf einem Menschen sein Recht auf Existenz abstreiten, denn er hat sein Existenzrecht schon aufgrund seiner Existenz. Dadurch ist der Mensch etwas Absolutes. Der Mensch als absolutes Wesen (nur der Leib ist im Relativen gefangen) ist autark. Das heißt, er ist eine Welt für sich. Ist ihm das bewußt, ist auch sein Bewußtsein absolut - und damit gottähnlich. DAS ist ewiges Thema aller Religionen. DAS ist indirektes Thema aller Kirchen, denn sie tun alles, um dieses Wissen zu vernichten. (Kirchen wurden und werden gegründet, um die Weisheiten der Religionen zu verfälschen und damit zu vernichten!) Kirche und Politik versuchen gemeinsam aus dem absoluten gottgleichen Menschen beliebige Staubkörner zu machen. Früher diente dazu das Dogma; heute die Naturwissenschaft. Sie relativiert den Menschen, raubt ihm seine Würde und das Recht zu leben. Gut, Wissenschaft und Kapitalismus (eine Begleiterscheinung des Materialismus) bringen niemanden konkret um, aber wenn millionen Menschen ihren Job verlieren, keine Sozialhilfe bekommen und in einer Welt leben, in der alles in Privatbesitz aufgeteilt ist, sodaß man nicht einmal in der Natur leben kann, ohne zu "stehlen", ist das nicht weniger als Mord. Ja, die Menschenwürde ist ein alter Zopf, der abgeschnitten werden muß. Sie ist eine Mogelpackung, ein Irrtum aus Zeiten, als der Mensch noch nicht nüchtern denken konnte. Heute wissen wir es besser. Der Wert eines Menschen bemißt sich ausschließlich daran, wie sehr man ihn zwecks Geld- und Machtvermehrung ausbeuten kann. Alles andere ist Metaphysik, also Unsinn.

** Der effektivste Abbau der Moral findet zur Zeit im sog. "Reality-TV-" statt. Heute lese ich in SPIEGELonline, daß das britische Fernsehen fünf verurteilte Verbrecher gegen Bezahlung und mit Kamerabegleitung auf Diebestour schickt. Ich bin für Resozialisierung, aber ich bin dagegen, daß man Verbrecher zu Helden stilisiert, indem man sie zu Showstars und damit zu Vorbildern für die Jugend macht und ihre Untaten im Nachhinein nicht nur legalisiert, sondern besonders wertschätzt. Der Jugend wird vorgeführt, daß man, indem man Verbotenes tut, sich hervorhebt und sogar Geld damit verdienen kann, was eindeutig beweist, daß Verbrechen nicht wirklich etwas Böses sein können, und daß Moral etwas sehr Relatives ist. Erst einmal relativiert, ist es auch nicht mehr unmoralisch, schamlos auf Kosten von Natur und Mitmensch zu leben. Die Niedrigsten sind im Reality-TV die neuen Helden. Es ist zum Kotzen. Daß genau diese Menschen, die ihre Moral relativiert, also abgeschafft haben, nachher rücksichtslos - es gibt nichts Schützenswertes mehr an diesen Leuten - auf den Müll geschmissen werden, haben sie am Ende sich selber zu verdanken.


26.3.2004 Hallo Hanjo,

die Lektüre deines neuesten Artikels über die „Magie der Worte“ (tb27.html#0326) hat folgendes Erlebnis in mir wachgerufen.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie man uns im Biologieunterricht die Vorgänge der Nerven und Sinnes Physiologie erklärte. Ich erinnere mich auch wie mir das gesagte zunächst völlig fremd und im Laufe der Zeit immer logischer erschien. Aber egal wie man es auch drehte und wendete, dass gelernte blieb unbefriedigend. Also nahm ich irgendwann all meinen Mut zusammen, vergegenwärtigte mir noch einmal, dass es keine dummen Fragen sondern nur dumme Menschen gibt, und erkundigte mich, was denn die Nervenimpulse im Falle des Denkens und emotionalen Fühlens auslöse. Ich erfuhr knapp, dass die Biologie diese Frage nicht beantworten könne und ich mich damit besser an einen Philosophie Lehrer wenden sollte. (Eine ähnliche Strategie wenden übrigens auch die deutsche Bahn und andere Dienstleistungsunternehmen, an, wenn es um die Annahme von Reklamationen geht. Aber das nur am Rande.).Dort bekam ich dann folgende Auskunft:

„ Neueste, wissenschaftliche Messungen an Versuchspersonen haben ergeben, dass in Einzelfällen jene Nervenimpulse die für die Ausführung einer Handlung verantwortlich sind, in der zeitlichen Abfolge bereits Millisekunden vor den neuronalen Aktivitäten stattfinden, die den Entschluss zu dieser Handlung indizieren...“ Ich unterbrach schließlich die unbehagliche Stille, die sich nach dieser „Erklärung“ über den Raum gelegt hatte, bedankte mich und verließ verstört das Klassenzimmer.

Es kostete mich einige Zeit um zu begreifen, was meine Lehrer mir eigentlich beizubringen versucht hatten. Man lernt in der Schule nichts über die Welt. Non vitae, sed scholae discimus! Die Schule ist das erste Glied in einer Kette Uniformität stiftender Instanzen.

Man lernt dort sich anzupassen. Allein die Hinweise darauf werden sehr versteckt verteilt. Wer sie nicht findet läuft leicht Gefahr das Spiel mit der Realität zu verwechseln. Die Realität aber kann man nicht lehren oder lernen. Man muss sie entwickeln. Will ein Lehrer seinem Schüler wirklich etwas beibringen, ihm zu Erkenntnis verhelfen, so spricht er in Rätseln. Die Wahrheit kleidet sich immer in kryptisches Gewandt, begegnet uns indirekt und verschlüsselt. Nur so kann die nötige Kreativität in Gang gesetzt werden.

Alles Gute

Christoph

30.3.2004: Antwort

Lieber Christoph,

zu: „ Neueste, wissenschaftliche Messungen an Versuchspersonen haben ergeben, dass in Einzelfällen jene Nervenimpulse die für die Ausführung einer Handlung verantwortlich sind, in der zeitlichen Abfolge bereits Millisekunden vor den neuronalen Aktivitäten stattfinden, die den Entschluss zu dieser Handlung indizieren...“":

Hier meinst du das Experiment von Libet - Genaueres siehe zB Briefe13.html - erster Brief. Dort ist Andreas Haxel auf den Fehlschluß der Naturwissenschaftler eingegangen, die Nervenaktivität vor dem Verspüren einer Willensentscheidung - vor dem Wollen - beweise die Unfreiheit des Willens.

Ja, man müßte mit dem heutigen Wissen - und vor allem Selbstvertrauen - noch mal die Schulbank drücken dürfen, dann würden die Pauker nicht so billig mit platten "Erklärungen" davonkommen. Ich habe es ja sogar getan - an der Uni Mainz. Es hat Spaß gemacht, aber irgendwann hatte ich doch gemerkt, daß die Profs auch bloß Marioneten sind und - schlimmer noch - die Studenten ihnen um jeden Preis folgen wollten, und ich erkannte, daß ich anderswo kämpfen muß. Die Kinder, ja selbst die Studenten, haben ja noch kaum die intellektuelle Möglichkeit, ihren Protest zu zeigen. Ihnen bleibt nur die Aggression zu Hause und in der Schule und die Unaufmerksamkeit beim Unterricht. Sie werden so unglaublich geschwächt!

Gestern sah ich im Fernsehen, wie Reporter auf der Straße Passanten nach den neuen Beschlüssen befragten, die Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich zu verlängern - selbstverständlich, um Arbeitsplätze zu retten!!! Antwort der Passanten: "Besser mehr schaffe und weniger Geld, als Arbeitslosigkeit!"

Am Schluß kam dann natürlich noch ein Welterklärer (BergerLuckmann2.html), der erklärte, warum die Spirale der Lohnkürzungen Arbeitsplätze schaffe. Das war ein derart billiger Betrug, daß einem schlecht werden konnte, aber der Mann auf der Straße ist bereit, alles zu schlucken. Warum? Weil man ihm in der Schule schon das Rückgrat gebrochen hatte. Kein Wort verlor dieser unsägliche "Experte" darüber, daß Lohnkürzungen die Kaufkraft und damit wiederum die Produktion verringern und noch mehr Entlassungen bewirken. Kein Wort darüber, daß gezielt Angst vor Arbeitslosigkeit erzeugt wurde, bevor mit den Lohnkürzungen begonnen wurde. Jahrelang versäumte kein Politiker, öffentlich seinen (stets erfolglosen) Kampf gegen die Geißel der Arbeitslosigkeit ins Feld zu führen (um hinter den Kulissen Massenentlassungen vorzubereiten). Haften blieb bim Zuschauer die Botschaft, daß Arbeitslosigkeit das Schlimmste sei, was einem zustoßen könne. Die o.g. befragten Passanten gaben exakt das wider, was man auf diese Weise in ihre kritikunfähigen Köpfe hineinprogrammiert hatte! Selbstverständlich fragte der Nachrichtensprecher nicht nach.

Ein anderer Beitrag zeigte einen Gewerkschaftsheini, der in einer Rede gegen diese Arbeitszeitverlängerungen ohne Lohnausgleich protestierte, aber auch er verschwieg wohlweislich die besten Argumente. Heimlich spielt er natürlich den Arbeitgebern in die Hände. Schließlich wissen wir ja, daß Gewerkschaftspräsidenten so gut wie immer aus den Vorständen der Industrie kommen. Der Protest des Gewerkschaftler war vorwiegend emotional, aber ohne gute Argumente. Achte einmal drauf. Der Gewerkschaftler "argumentierte" stets so, daß am Schluß die Arbeitnehmer "einsehen", daß sie Opfer zugunsten der Superreichen bringen müssen. Die Emotionen verpuffen früher oder später. Eine solche Verscheißerung der Arbeitnehmer ist nur möglich, wenn man ihnen bereits als Kinder in der Schule sämtlichen Lebensmut und jegliche Alternative geraubt hat.


7.4.2004: Hallo Hans Joachim,

Einmal hätte ich gern Zugang zum "Wahrtraum.html"- Text auf Deiner Seite nachdem mich Kurzgeschichten und die Klartraumtexte "aktiviert" und erinnert haben meine Weltanschauung zu fokussieren. Die Herren der Welt sind in diesem Sinne auch interessant geworden.

Kostet mich das dann was ?

Antwort: Hallo F.,

mein bisheriges Angebot ist die Freigabe des Paßwortes für sämtliche Seiten gegen Zahlung von 50,- Euro. Auf Wunsch schicke ich zusätzlich eine CD mit sämtlichen Texten. Der Preis gilt für für die gesamte HP - ca. 1000 Druckseiten. Die freie Zugänglichkeit der meisten Texte bedeutet nicht Kostenlosigkeit. Ich appelliere an die Ehre der Leser - freilich bisher ohne Erfolg. Aber irgendwie muß ich ja meine Erfahrungen über die Menschen machen.

Irgendwo schrieb ich mal, daß die meisten Menschen noch nicht begriffen haben, daß man jene Systeme und Mythen (Kapitalismus und Wissenschaft sind auch bloß Mythen), in denen man leben möchte, unterstützen solle, und daß man Systemen, die man ablehnt, Förderung verweigern solle. Bewußte Menschen - also sehr, sehr wenige - tun das auch, aber die große Masse der Sklaven tut das Gegenteil. Sie unterstützt immer den, der sie zur Schlachtbank führt. So wurde Schorsch Dabbelju beliebt bei der Mehrzahl der US-Bürger, als er Krieg versprach: I'm a war-pesident!" (Erst als das Desaster danach offenkundig wurde, waren die Leute enttäuscht.) Wenn kurz vor den nächsten Wahlen wieder ein Gebäude in die Luft geht, kannst du sicher sein, daß Bush wiedergewählt wird.

In Deutschland hat der Wähler seine Dankbarkeit gegenüber Schröder wegen der Verweigerung an der Beteiligung am Irakkrieg vergessen: Die SPD/Grünen sind im Wahltief; die CDU gewinnt Anhänger. Dabei würden die Einschnitte ins soziale Netz bei einer CDU/CSU-Regierung noch wesentlich brutaler ausfallen. Unter einer CDU-CSU-Regierung hätten wir jetzt tote Soldaten im Irak und einen Terroranschlag a la Madrid in Berlin mit hunderten von Toten zu verkraften gehabt. Die Leute lesen BILD, obwohl sie genau wissen, daß sie von ihr verarscht werden. Warum wählen sie immer die schlechteste Variante? Antwort: Sie haben ein völlig falsches Weltbild - dank BILD und TV.

Meine Lehre ist positiv. Sie macht aus sklavischen "Rädchen im Getriebe" des großen, unbarmherzigen, allesverschlingenden Leviathan freie, verantwortliche Menschen. Leider haben viele Menschen mehr Angst vor Verantwortung, als vor Leviathan.

Ich schrieb, meine Philosophie kultiviere den subjektiven Standpunkt, statt des objektiven der Wissenschaft. Bei der Wissenschaft hat sich das Wissen von der Person abgelöst; bei meiner Phil. bleibt es bei mir. Das heißt, wer in einer Welt leben will, in der es Freiheit, Wille, Seele, Bewußtsein usw. gibt, wie es meine Phil. lehrt, muß den Urheber der Phil. unterstützen. So funktioniert nun mal Magie. Sie ist und bleibt personengebunden.

Daß die weitaus allermeisten Leser mir nichts bezahlen, deute ich so, daß sie zwar lesen, aber nicht wirklich verstehen. Sie glauben nicht, daß wahr ein könnte, was ich schreibe. Sie denken immer noch: "Der will ja bloß mein Geld!" Sie begreifen nicht, daß ich das Geld und das Bezahltwerdenwollen aus gutem Grund in meine Philosophie eingebaut habe. Nun, ich halte mich an mein selbstkreiertes System. Ich erklärte an anderer Stelle meiner Texte, daß jeder, der irgendwo etwas bezahlt, ENERGIE hineinsteckt und aus dieser Quelle wiederum Energie bezieht - eine Verbindung aufbaut, die ihn schließlich einweiht. Auch Nichtzauberer leben in verzauberter Welt; nur sie kriegen davon nichts mit!!

Ich plane bereits seit einer Woche, nicht mehr pauschal 50,- Euro für alles zu verlangen, sondern einzelne Essays zu verkaufen. Dazu muß ich jedem Text ein eigenes Paßwort geben. Jeder Text würde dann um die 2,5 Euro kosten. Da der Leser dadurch Geld gegenüber dem Pauschalpreis sparen kann, werde ich selbstverständlich wesentlich mehr Texte paßwortschützen.

Du siehst, ich reagiere auf das Leserverhalten. Die meisten Leser unterstützen mich nicht freiwillig. Sie meinen, ich sei unrealistisch ("verrückt"), zu erwarten, ich würde bezahlt, obwohl meine Texte frei zugänglich seien. Also überlege ich mir, wie ich doch noch erreiche, was ich will. Wie erreiche ich die Einsicht beim Leser gegen sein gegenwärtiges Verständnis von Realismus, daß er fördert, was ihn fördert und nicht fördert, was ihn versklavt? Wie erkläre ich den Satz: "Wer keine Energie in mich steckt, bekommt keine Energie von mir zurück."? Eines jeden Welt ist Spiegel seiner eigenen Seele.

viele Grüße
Joachim

zurück zu "Briefe 13" // Briefe 15 // zurück zur Startseite