Briefkasten 15
Briefe an Hans-Joachim Heyer
23.4.2004

23.4.2004: Eintrag in mein Gästebuch: Lawrence Cordes schreibt: "Schön, dass Sie erleuchtet wurden. Mit Philosophie hat das aber leider nichts zu tun. Vgl. Kant's Prologemna für jede künftige Metaphysik. Viele Grüße"

Kommentar: Werter Herr Cordes, vielen Dank dafür, daß sie sich aufgerafft haben, mir einen Schnappschuß des Bildes zu überlassen, das Sie bei der Lektüre meiner Webseite geschossen haben. Hier mein Kommentar zu Ihrer leider sehr knapp formulierten Kritik:

Auch ich finde es schön, daß ich erleuchtet wurde. Mit Philosophie hat das allerdings sehr viel zu tun. Begründung: Ich habe meine eigene Definition von Philosophie. So, das würde eigentlich als Kommentar reichen, aber ich will mich noch etwas konkreter erklären:

Wie Sie als Kenner der klassischen Definition von Philosophie wissen, kann ein philosophischer Satz nicht bewiesen (wie in den Naturwissenschaften bedingt möglich), sondern bloß empirisch oder logisch plausibel gemacht werden. Ein philosophischer Satz wird nicht von einem anderen Satz widerlegt (wie in den Naturwissenschaften möglich), sondern aufgrund größerer Überzeugungskraft verdrängt. Sie (mit großem "S") - beispielsweise - versuchten, mit der geballten Energie Kants (nicht: Kant's) "Prolegomena" (nicht: Prologemna) meine Philosophie abzuschießen, indem Sie hoffen, der Leser möge die Prolegomena und meine Philosophie kennen, vergleichen, bewerten und dann die weniger Erklärende - Sie hoffen: meine - verwerfen. Sie sind der erste Leser, der dieses Mammutprojekt abgeschlossen hat! Meine Hochachtung sei Ihnen gewiß!

Ich kenne Kants Schriften ein wenig. Aus diesem Grund weiß ich, daß ich den Maßstab, den Kant einer jeden künftigen Metaphysik auferlegt, nicht anwende und auch nicht anwenden will. Ganz richtig hat der kleine Große aus Königsberg geschrieben, daß man über Metaphysik keine rationalen Aussagen machen kann. Selbiges gilt für Bewußtsein, Freiheit, Wille, Ziel, Leben, Macht, Moral. Es gibt Bewußtsein; es gibt den freien Willen, es gibt Moral und Macht (=Überzeugungskraft), aber es gibt keine Möglichkeit, das Bezeichnete mit den Werkzeugen des Verstandes (Logik, Sprache) oder der Wissenschaft (empirisch/mathematische Methode) zu erklären. Erklärung: Diese Wörter sind nicht aus dem Reich der Physik, sondern aus dem der Metaphysik. Kant, der die "Kritik der reinen Vernunft" geschrieben hat, wußte, daß die Vernunft keinen Einblick in Irrationales hat, und Wittgenstein ergänzte diese Erkenntnis mit seinem berühmtesten Satz: "Worüber man nicht (rational, logisch) sprechen kann, darüber muß man schweigen."

Ich habe viele Philosophien studiert und verglichen und habe die Feststellung gemacht, daß die Millionen Widersprüche in den verschiedenen Systemen zustandegekommen sind, weil die Erfinder ihre Systeme nur selten am praktischen Leben geprüft haben! Ihre Systeme waren meist abstrakte Kopfgeburten! Alle Philosophen haben gelebt, aber nur wenige haben ihre Erfahrungen zur Prüfung und Verbesserung ihrer Theorien benutzt.

Ich habe festgestellt, daß kopfgeborene Philosophien allesamt falsch werden, wenn sie nicht am praktischen Leben geprüft und verbessert werden. Meine Philosophie wird geprüft und weiterentwickelt, indem ich zB mit und von ihr lebe. Ich verdiene mit ihr meinen Lebensunterhalt. Da meine Philosophie und ich autark sind, bin ich Philosoph aus eigenen Gnaden - ich habe keine Bescheinigung aus fremder Hand, daß ich Philosoph bin, und daß ich beispielsweise als Universitätslehrer ein fremdbestimmtes System gegen Sold verbreiten darf, weil ich irgendeiner Institution damit einen Gefallen tue. Meine Philosophie ist meine Wort gewordene Lebenskunst. An so etwas hat der verehrte Kant nicht gedacht (außer: man solle die Maximen des eigenen Lebens derart wählen, daß man aus ihnen ein allgemeines Gesetz für die Menschheit machen könnte). Nun, ich bin ein Anwender des Kategorischen Imperativs! Sie auch?

Eine Anmerkung noch zum Schluß, lieber Herr Cordes: Sie benutzen in Ihrer Kritik das Wort "Erleuchtung". Da ich zwischen Ihren Zeilen lesen kann, verstehe ich sie so, daß sie mir meine Erleuchtung nicht abkaufen wollen. Sie sind ganz sicher der Meinung, daß es erleuchtete Menschen nicht geben könne - zur Begründung ziehen Sie Kant, der, so glauben Sie, ein jedes Licht, das erleuchten könnte, ausgeblasen habe - heran, damit Sie sich nicht selber die Mühe geben müssen, Ihre Behauptung zu begründen. Selbstverständlich wissen Sie und ich, daß Sie gar nichts begründet haben!

Nun, Ihr Wissen aus Zweiter Hand bleibe Ihnen unbenommen; ich aber verfüge über das Wissen aus Erster Hand: daß ich erleuchtet bin und nur ich weiß, was das bedeutet. Für Sie, der Sie nicht erleuchtet sind, ist der Begriff "Erleuchtung" selbstverständlich inhaltsleer. Er füllt sich erst dann mit Inhalt, wenn sie Ihre eigene Erleuchtungserfahrung gemacht haben. Bei mir hat sich auf diese Weise nicht nur der Erleuchtungsbegriff mit Inhalt gefüllt, sondern alle Wörter, aus denen meine Philosophie - meine HP - besteht. Aus diesem Grund darf ich schreiben - siehe meine Seite "Bewußtsein":

"Sigmund Freud schrieb ( in einer VL über über Fehlleistungen im Jahre 1915): "Worte waren ursprünglich Zauber, und das Wort hat noch heute viel von seiner ursprünglichen Zauberkraft bewahrt." Wer meine hier veröffentlichten Texte liest, bedenke, daß ich keine Herdenmitgliedschaftsvergewisserungssprache spreche, sondern Zaubersprache."

Falls Sie Hilfe benötigen, Ihre kopfgeborene Philosophie mit Ihrem praktischen Leben zu prüfen und zu verbessern, damit sich "hohle Worte" mit lebendigem Inhalt füllen und Zauberkraft entwickeln, werden Sie Schüler meiner SCHULE FÜR LEBENSKUNST!

23.6.2004: Hallo Herr Heyer, (meine Antwort in blau, eingerückt)

etwas späte Antwort, aber jedenfalls nicht zu spät.
Gerne versuche ich Ihre Thesen zu widerlegen, ohne meine Ideen zu dem Thema zu berühren. Ich tue das deswegen, weil mir Ihre Vermischung von Esoterik und Philosophie nicht plausibel (suspekt) erscheint. Allerdings ist das leider Teil vor allem deutscher Philosophiegeschichte.

Wunderbar! Jetzt bekomme ich erklärt, was der Unterschied zwischen Philosophie und Esoterik ist. Ich freue mich schon und vielen Dank im voraus!

Hans-Joachim Heyer wrote:

> *Werter Herr Cordes, *
> **
> *vielen Dank dafür, daß sie sich aufgerafft haben, mir einen Schnappschuß des Bildes zu überlassen, das Sie bei der Lektüre meiner Webseite geschossen haben. Hier mein Kommentar zu Ihrer leider sehr knapp formulierten Kritik:*
>
> *Auch ich finde es schön, daß ich erleuchtet wurde. Mit Philosophie hat das allerdings sehr viel zu tun. Begründung: Ich habe meine eigene Definition von Philosophie. So, das würde eigentlich als Kommentar reichen, aber ich will mich noch etwas konkreter erklären:*
>
Die meisten Menschen haben von den meisten Dingen eigene Definitionen. Ohne Konvention gibt es allerdings keine Möglichkeit sich zu verständigen. Wenn Sie jedes Wort für sich neu definieren ist keine Kommunikation möglich! Deshalb gibt es so etwas wie gängige Gebräuche von Begriffen. Was Philosophie ist ist umstritten. Wenn Sie allerdings den Begriff Erleuchtung verwenden ist mir das zu esoterisch. Erleuchtet wurde höchstens nach der Rede der Bibel die Phropheten.

Aha, Sie sagen also, daß die meisten Menschen nicht kommunizieren können. Ich fürchte nur, daß Sie zu diesen >meisten Menschen< gehören, da Sie es nicht geschafft haben, die Kommunikation, die ich mit meiner HP begonnen habe, aufzugreifen. Sie geben völlig schwammige "Definitionen" von >Erleuchtung< und >Philosophie< und messen mich dann daran:

Sie behaupten, daß niemand außer die Propheten der Bibel erleuchtet wurden. Damit machen Sie >Erleuchtung> zu einem Bewußtseinszustand, den kein anderer Mensch, außer diesen Propheten, einnehmen könne; Sie also auch nicht, da Sie kein "Prophet nach der Rede der Bibel" sind. Da Sie nicht erleuchtet sind, können Sie gar nicht wissen, was >Erleuchtung< ist. Aus Ihrer Unwissenheit schließen Sie auf Nichtexistenz und wollen mir diesen Fehlschluß als Ihre der meinen überlegenen Weisheit verkaufen! Das läßt auf Kommunikationsgestörtheit schließen.

Sie behaupten, "was Philosophie ist, ist umstritten". Wie um Himmels willen können Sie bei dieser schwammigen "Definition" behaupten, meine HP sei keine Philosophie? Wie wollen Sie zudem diesen schwammigen Begriff vom ebenso schwammigen der >Esoterik< abgrenzen? Was Esoterik ist, ist doch ebenso umstritten oder?

>Erleuchtung< ist für Sie ein esoterischer und kein philosophischer Begriff. Ich gebe zu bedenken, daß sich ein Philosoph mit Esoterik beschäftigen kann und damit ist dieser Begriff dann ein philosophischer. Der Philosoph kann zu klären versuchen, was ein Esoteriker und was ein Philosoph unter >Erleuchtung< versteht. Ich als Philosoph verstehe darunter einen bestimmten Zustand meines Bewußtseins, der eintrat, als ich erlebte, daß die Welt eine Interpretation ist und nicht die "Welt an sich". Ich erkannte mich als dahinterstehenden Interpreten, der die Erscheinungswelt interpretierend erleuchtet. Menschen, denen es erging wie mir, bezeichne ich als >Erleuchtete<.

> *Wie Sie als Kenner der klassischen Definition von Philosophie wissen, kann ein philosophischer Satz nicht bewiesen (wie in den Naturwissenschaften bedingt möglich), sondern bloß empirisch oder logisch plausibel gemacht werden. *
>
Klassiche Definition? Von wem? Nach dem klassischen, Sie meinen antiken, Verständnis ist Philosophie von Naturwissenschaft nicht zu unterscheiden. Insofern kann die Beweismöglichkeit auch nicht unterschieden werden. Ich glaube Sie bringen desweiteren noch etwas durcheinander, wenn ich das so sagen darf: Die Lehre des Beweisens, also der formalen Möglichkeit des folgerichtigen Denkens ist die Logik.
Andere Beweise gibt es nicht! Die Mathematik stützt sich auf die Logik, die Mathematik auf die Logik, die Physik auf die Mathematik. In dieser Kette geht allerdings leider viel Verständnis verloren. Die Mathematiker beschätigen sich ungern mit Logik. Die Physiker beschäftigen sich wenig mit Mathematik. Logische Plausibilität ist etwas anderes als Vernunft.

Hab ichs doch gewußt! Sie kennen den Unterschied zwischen Philosophie und Wissenschaft nicht! Sie dürfen sich jedoch auf die Schulter klopfen: Auch viele Philosophieprofessoren kennen ihn nicht - und viele Wissenschaftler wissen nicht einmal, was Wissenschaft ist. Da dieser Unterschied bei der Konsensbildung der modernen Gesellschaft weggefallen ist, haben Sie nun recht. In einer Demokratie wird ja darüber abgestimmt, was Wahrheit ist oder?

Hans-Joachim Heyer wrote:

> *Ein philosophischer Satz wird nicht von einem anderen Satz widerlegt (wie in den Naturwissenschaften möglich), sondern aufgrund größerer Überzeugungskraft verdrängt. Sie (mit großem "S") - beispielsweise - versuchten, mit der geballten Energie Kants (nicht: Kant's) "Prolegomena" (nicht: Prologemna) meine Philosophie abzuschießen, indem Sie hoffen, der Leser möge die Prolegomena und meine Philosophie kennen, vergleichen, bewerten und dann die weniger Erklärende - Sie hoffen: meine - verwerfen. Sie sind der erste Leser, der dieses Mammutprojekt abgeschlossen hat! Meine Hochachtung sei Ihnen gewiß!*
>
> *Ich kenne Kants Schriften ein wenig. Aus diesem Grund weiß ich, daß ich den Maßstab, den Kant einer jeden künftigen Metaphysik auferlegt, nicht anwende und auch nicht anwenden will. Ganz richtig hat der kleine Große aus Königsberg geschrieben, daß man über Metaphysik keine rationalen Aussagen machen kann. Selbiges gilt für Bewußtsein, Freiheit, Wille, Ziel, Leben, Macht, Moral. Es gibt Bewußtsein; es gibt den freien Willen, es gibt Moral und Macht (=Überzeugungskraft), aber es gibt keine Möglichkeit, das Bezeichnete mit den Werkzeugen des Verstandes (Logik, Sprache) oder der Wissenschaft (empirisch/mathematische Methode) zu erklären. Erklärung: Diese Wörter sind nicht aus dem Reich der Physik, sondern aus dem der Metaphysik.
> Kant, der die "Kritik der reinen Vernunft" geschrieben hat, wußte, daß die Vernunft keinen Einblick in Irrationales hat, und Wittgenstein ergänzte diese Erkenntnis mit seinem berühmtesten Satz: "Worüber man nicht (rational, logisch) sprechen kann, darüber muß man schweigen."*

Wittgenstein hat dabei die Literatur vergessen. Später hat er gesagt: "Um die Probleme der Philosophie zu lösen muß man noch verrückter denken als die Philosophen." Das ist aber nicht neues. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Philosphie ihr eigenes Problem ist, dass welches sie nicht lösen kann. Zu dem Thema könnte ich noch einiges sagen, ist aber hier nicht weiter relevant.

Es gibt halt viele Quacksalber unter den sog. Philosophen. Die zählen für mich nicht. Wittgenstein hat noch viel mehr "vergessen"! - ICH löse Probleme mit meiner Philosophie!

Hans-Joachim Heyer wrote:

> *Ich habe viele Philosophien studiert und verglichen und habe die Feststellung gemacht, daß die Millionen Widersprüche in den verschiedenen Systemen zustandegekommen sind, weil die Erfinder ihre Systeme nur selten am praktischen Leben geprüft haben! Ihre Systeme waren meist abstrakte Kopfgeburten! Alle Philosophen haben gelebt, aber nur wenige haben ihre Erfahrungen zur Prüfung und Verbesserung ihrer Theorien benutzt.*
>
> *Ich habe festgestellt, daß kopfgeborene Philosophien allesamt falsch werden, wenn sie nicht am praktischen Leben geprüft und verbessert werden. *
>
Das ist sicher nicht richtig. Denn dass haben vor Ihnen schon die Kyniker und viele andere versucht. Ob sie Erfolg hatten, will ich nicht beurteilen.

Hans-Joachim Heyer wrote:

> *Meine Philosophie wird geprüft und weiterentwickelt, indem ich zB mit und von ihr lebe. Ich verdiene mit ihr meinen Lebensunterhalt. Da meine Philosophie und ich autark sind, bin ich Philosoph aus eigenen Gnaden - ich habe keine Bescheinigung aus fremder Hand, daß ich Philosoph bin, und daß ich beispielsweise als Universitätslehrer ein fremdbestimmtes System gegen Sold verbreiten darf, weil ich irgendeiner Institution damit einen Gefallen tue. Meine Philosophie ist meine Wort gewordene Lebenskunst. An so etwas hat der verehrte Kant nicht gedacht (außer: man solle die Maximen des eigenen Lebens derart wählen, daß man aus ihnen ein allgemeines Gesetz für die Menschheit machen könnte). Nun, ich bin ein Anwender des Kategorischen Imperativs! Sie auch?*
>
> *Eine Anmerkung noch zum Schluß, lieber Herr Cordes: Sie benutzen in Ihrer Kritik das Wort "Erleuchtung". Da ich zwischen Ihren Zeilen lesen kann - ja sogar zwischen Ihrer einzigen Zeile! - verstehe ich sie so, daß sie mir meine Erleuchtung nicht abkaufen wollen. Sie sind ganz sicher der Meinung, daß es erleuchtete Menschen nicht geben könne - zur Begründung ziehen Sie Kant, der, so glauben Sie, ein jedes Licht, das erleuchten könnte, ausgeblasen habe - heran, damit Sie sich nicht selber die Mühe geben müssen, Ihre Behauptung zu begründen. Selbstverständlich wissen Sie und ich, daß Sie gar nichts begründet haben!*
>
> *Nun, Ihr Wissen aus Zweiter Hand bleibe Ihnen unbenommen; ich aber verfüge über das Wissen aus Erster Hand: daß ich erleuchtet bin und nur ich weiß, was das bedeutet. Für Sie, der Sie nicht erleuchtet sind, ist der Begriff "Erleuchtung" selbstverständlich inhaltsleer. Er füllt sich erst dann mit Inhalt, wenn sie Ihre eigene Erleuchtungserfahrung gemacht haben. Bei mir hat sich auf diese Weise nicht nur der Erleuchtungsbegriff mit Inhalt gefüllt, sondern alle Wörter, aus denen meine Philosophie - meine HP - besteht. Aus diesem Grund darf ich schreiben - siehe meine Seite **"Bewußtsein"* <http://www.hanjoheyer.de/Bewusstsein.html>*: *
>
> *"Sigmund Freud schrieb ( in einer VL über über Fehlleistungen im Jahre 1915): "Worte waren ursprünglich Zauber, und das Wort hat noch heute viel von seiner ursprünglichen Zauberkraft bewahrt." Wer meine hier veröffentlichten Texte liest, bedenke, daß ich keine Herdenmitgliedschaftsvergewisserungssprache spreche, sondern Zaubersprache." *
>
> *Falls Sie Hilfe benötigen, Ihre kopfgeborene Philosophie mit Ihrem praktischen Leben zu prüfen und zu verbessern, damit sich "hohle Worte" mit lebendigem Inhalt füllen und Zauberkraft entwickeln, werden Sie Schüler meiner SCHULE FÜR LEBENSKUNST!*
>
> *Hans-Joachim Heyer
> SCHULE FÜR LEBENSKUNST
<http://www.hanjoheyer.de>
<http://www.eifersuchtberatung.de>*

Danke ich brauche keine Hilfe. Vielleicht können Sie Ihrer Zaubersprache mehr zurückhaltung abgewinnen. Die Skepsis ist doch gerade das Schöne an der Philosophie. Insbesondere von Hume oder Montaigne oder anderen.

Viele Grüße
Benjamin Cordes


Hallo Herr Heyer,

ich habe mit großem Interesse Ihre Ausführungen zu „PCM: Der Kapitalismus – Ein System, das funktioniert“ (Kapitalismus.html)gelesen.

Ich habe Wirtschaft studiert und im Studium überhaupt nichts darüber nicht gelernt, was der Kapitalismus eigentlich ist. Kein Wirtschaftsstudent, der von der Uni kommt, hat die geringste Ahnung, wie das Wirtschaftssytem funktioniert.

Ich habe dann in ... bei einer Investmentbank im Aktien- und Derivatehandel gearbeitet und so langsam fing es bei mir an zu dämmern, daß das System darin besteht, einen Dummen zu finden, der mir mein Projekt abkauft und am Ende sein Geld an mich abgibt („verliert“). Die Krise nach dem Platzen der Internet-Blase bestand schlicht und einfach daran, daß die Umverteilung des Geldes von den Dummen zu den Klugen ZU SCHNELL stattfand, d.h. der Betrug war zu offensichtlich und zu massiv vonstatten gegangen. Es wurden nicht kreditfinanzierte Gewinne, sondern gigantische Kapitalien durch einen auf dem freien Willen beruhenden ILLUSIONIERUNGSMECHANISMUS umverteilt. Ich habe dabei sehr profitiert, denn meine Gehälter und Bonifikationen sind damals in astronomische Höhen gestiegen.

Nachdem es also nichts mehr zu verdienen gab, kündigte ich und machte einen fatalen Denkfehler. Ich dachte, daß wäre es gewesen, das System würde jetzt kollabieren, aber stattdessen haben sich die Börsen kräftig erholt und das alte Spiel fängt wieder von vorne an, nur daß ich nicht mehr dabei bin. Letztes Jahr vor dem Golfkrieg war die deutsche Versicherungsbranche praktisch zahlungsunfähig geworden, die Commerzbank war bankrott, und doch kam es nicht zum Zusammenbruch. Warum nicht? Weil die Banken eine kurzfristig anberaumte Kapitalerhöhung bei der Allianz und Münchner Rück durchführten, wenn ich mich richtig entsinne, ging es dabei um Euro 15 Mrd. Sehen Sie, die Banken können die Spielregeln ändern! Das ist der Clue des ganzen Spiels. Die Spielregeln sind, je nachdem, wer der Spieler ist, unterschiedlich, gänzlich FLEXIBEL. Das konnte ich vor 1 ½ Jahren nicht sehen, jetzt ist mir das klar. Heute weiß ich, daß der ökonomische Wert einer Sache ganz wesentlich davon abhängt, WER diese Sache besitzt! Man spricht von „starken Händen“ und „schwachen Händen“, das sind alles nur Metaphern dafür, daß es sich in diesem wirtschaftlichen System um einen SPIELTISCH handelt, bei dem die Karten gezinkt sind.

Gerade die Derivate spielen im System eine ganz vorzügliche und nahezu vollkommen unverstandene Rolle. Durch die Derivate haben die Banken es geschafft, ein weltweites Casino einzurichten, indem ihnen die Rolle des Spielmachers zukommt. Dabei kann das Banken-Casino zwar kurfristig Verluste erleiden, diese durch die unbegrenzte Finanzkraft, die ihnen (im im Notfall durch die Mithilfe der Notenbank) zur Verfügung stehen, problemlos auffangen und GEWINNE dadurch realisieren, daß die Wahrscheinlichkeiten gezinkt sind.

Sehen Sie, der Clue ist, daß der Kapitalismus essentiell ein System ist, in dem die Spieler freiwillig spielen (keiner ist mehr Leibeigener, es gibt keine physischen Sklaven mehr wie noch vor 200 Jahren), aber ohne es zu merken, daß die Gewinnwahrscheinlichkeiten derart verteilt sind, daß jeder Spieler gewinnen KANN, einige wenige aber langfristig gewinnen MÜSSEN. Wenn Sie in Wahrscheinlichkeiten denken können und das können die wenigsten Menschen, dann fällt Ihnen wie Schuppen von den Augen, daß die Systemrisiken auf die Gemeinheit abgewälzt werden, während die Systemchancen kontinierlich dem Bankensystem (oder wie man das Establishment auch immer nennen möchte) zugeordnet werden. Und das ist nicht etwas, das großartig diabolisch sein muß, oder wofür ich eine Weltverschwörung an die Wand malen muß. Das Casino gewinnt mit einem hauchdünnen statistischen Vorteil von 51% zu 49%. Das genügt bereits, um den einen arm wie eine Kirchenmaus zu machen und den anderen reich wie Krösus. Denken Sie sich jetzt ein Spiel wo die Chancen 60 zu 40 oder gar 70 zu 30 sind. In diesem System werden Sie, wenn Sie auf der falschen Seite stehen, ununterbrochen betrogen, aber eben subtil, es reicht, wenn Sie ein Bahnticket kaufen. Nicht einmal Geld müssen Sie ausgeben, denn der Betrug kann schon daran bestehen, daß Sie etwas nicht bekommen, das Ihnen zusteht, ja, noch viel besser, Sie gewinnen, Sie gewinnen, aber Sie gewinnen WENIGER wenn es gut läuft (Konjunktur), als Sie verlieren, wenn es schlecht läuft (Baisse). Aber weil Sie gewinnen, denken Sie, super, ich bin ein Gewinner, ich pack’s.

Sie können auch dadurch betrogen werden, daß jemand anderem ein Recht gewährt wird, Ihnen aber nicht. Und tatsächlich geht es im Kapitalismus um Rechte, ein Derivat ist ein Recht, die Rente ist ein Recht, Eigentum ist ein Recht usw. Der Zugang zu einem bestimmten Gebäude kann dem einen verwehrt sein (er muß im wahrsten Sinne des Wortes draußen bleiben, er darf nicht mitspielen), dem anderen aber gewährt sein (er ist drinnen, ein sogenannter „Global Player“ – eines der Lieblingsworte von Ackermann dem derzeitigen Deutschen Bank-Chef. Ein weiteres seiner Lieblingswort ist „Werte schaffen“. Da fragt man sich, wie kann ein Spieler Werte schaffen? Die muß jemand für ihn schaffen. Ein Spieler kann sich lediglich Werte VER-schaffen! Die Widersprüchlichkeiten des Deutschen Bank-Chefs bleiben unwidersprochen, ja werden noch nicht einmal verstanden.)

[Um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich verwende das Wort „betrügen“ im Sinne von: „Trug“, im Sinne von: etwas anderes geht vor sich, als ich zu denken, zu sehen vermag; nicht im Sinne von einer kriminellen Handlung.]

Der Kapitalismus ist auch total schizophren, weil sich 90% aller Geschäfte nie rechnen (können), aber mit BWL-Logik begründet werden. Die meisten Geschäfte sind überhaupt keine klassisch kapitalistischen. Wenn ich den Leuten vorrechne, daß nahezu sämtliche privaten, staatlichen, unternehmerischen ökonomischen Entscheidungen wirtschaftlich UNSINNIG sind, dann raucht denen der Kopf und am Ende heißt es verzweifelt, ja aber das System funktioniert doch. Und das ist in der Tat das Verwunderliche.

Sie sagen es:

Kapitalismus ist etwas, das es gar nicht geben dürfte. (...) an dessen Ende - allein durch Zeitablauf - immer und ehern eines wartet: der Bankrott."

Sie bringen das alles ganz genau auf den einen Punkt:

„Der Kapitalismus scheint ein System zu sein, mit dessen Hilfe man auf Kosten Anderer leben kann, ohne daß diese Anderen es merken.“

Und anscheinend ist das eine Art Geheimwissen, das lehrt Sie niemand. Das kann man auch in keinen Büchern lesen. Mir ist das schleierhaft, warum das so wenige verstehen, aber man muß keine Gehirnverrenkungen durchführen, um dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen, aber ich habe dazu auch über 30 Jahre gebraucht und ich habe einen MBA in Finance, war Schulbester, Topabsolvent an der Uni, habe Statistik und Derivate studiert usw. Vielleicht hat das etwas mit Bewußtwerdung ganz allgemein zu tun. Diese sogenannten Gurus haben das erkannt. Der Maharishi mit seiner TM Gruppe soll es mitlerweile auf ein Vermögen von USD 3.5 Mrd bringen UND DER MANN HAT IN SEINEM GANZEN LEBEN NIE GEARBEITET, NICHTS PRODUZIERT, NUR VERSPRECHUNGEN GEMACHT, DIE MIT SEINEM TODE HINFÄLLIG WERDEN! Das ist so faszinierend. Das ist Kapitalismus – Versprechungen, die nie eingelöst werden, die aber Menschen MOTIVIEREN zum HANDELN und am Ende heißt es: „Wir sind verarscht worden.“ und „Aber es war eine großartige Sache.“

Und genau wie Sie bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß es zum Kapitalismus keine Alternative gibt, denn es bedarf einer ILLUSION, die den Menschen frühmorgens aus dem Bett klingelt und zur Arbeit fahren läßt, um all diese schönen Dinge für andere Leute zu produzieren und selber nur von diesen zu träumen. Der Kapitalismus bedient diesen neurotischen Zwang des Menschen zur ILLUSION am allerbesten. Der Kapitalismus in seiner derzeitigen Form entspricht letztendlich dem statistischen Mittel des Bewußtseinsstands der schlafenden Menschheit!

Beste Grüße,

Antwort: Das ist interessant: Sie als studierter Wirtschaftsexperte schreiben, daß den Wirtschaftsstudenten nicht beigebracht wird, wie Wirtschaft funktioniert und was Kapitalismus wirklich ist.
Ein studierter Psychologe schrieb mir, ein Professor habe in Semester 1, Einführungsvorlesung (sinngemäß) gesagt: "Wer hofft, das Psychologiestudium zur Eigentherapie nutzen zu können, wird enttäuscht werden!" Der Psychologe dazu: "Wenn das, was ich im Studium lernen soll, nicht taugt, mich selbst gesund zu machen, bzw. meine psychischen Probleme zu lösen, wie soll ich dann später als Diplompsychologe mit meinem per Studium erworbenen Wissen meinen Patienten helfen können? Ich hätte SOFORT aufstehen, den Saal verlassen und mir eine anständige Arbeit suchen sollen. Stattdessen absolvierte ich das Studium "erfolgreich" und therapiere meine Patienten nun nach Rezepten, die ich großenteils selber habe mühsam finden müssen."
Ich selber habe in meinem Philosophiestudium Ähnliches erleben müssen, was ich hier nicht näher ausführen möchte, da ich in dieser HP ausführlich darüber geschrieben habe.
Ein Soziologieprofessor sagte wörtlich: "Wer seine Sele nicht zerreißen läßt, wird (im Studium, im Beruf) keinen Erfolg haben!"
Theologiestudenten erzählten mir, daß ein Student, der an Gott glaube, kaum eine Chance habe, das Studium erfolgreich abzuschließen. Während des gesamen Studiums wird die Bibel "wissenschaftlich" und "historisch" solange zerpflückt, bis der letzte Student seine Religiosität verloren habe.

Ich fasse diese Erfahrungen wie folgt zusammen: An der Uni lernt man Sklavenwissen. Herrschaftswissen oder Wissen, das geeignet ist, uns aufzuwecken und unser Bewußtsein zu erweitern, ist tabu!


28.4.2004: Hallo Herr Heyer,

Sie haben eine reale Chance, wenn ich das so salopp sagen darf, denn Sie sind sehr aufrichtig. Allerdings schützt Sie das nicht vor möglicherweisen fatalen Fehlurteilen.

>> He: Um die Macht zu überwinden, muß man sie allerdings erst einmal HABEN - und dann darf man sie nicht mißbrauchen.

Richtig. Die Macht wird allerdings nicht aktiv erworben, sondern passiv durch die Gnadenmächte verliehen. Sie „erleiden“ Macht.

He: Ich weiß, wie Sie das meinen, denn genau so fühlt "es" sich an. So erlebe ich es: Ich erleide die Macht. ABER: Ich weiß, daß ich aktiv dazu beigetragen habe, daß ich sie bekomme und erleide. Es ist ist so, wie wenn ich zB Mathematik studiere und mir dann einer eine mathematische Frage stellt: "Was ist ein Binomischer Satz?" Ich brauche dann nichts zu tun: Ich "erleide", daß mir wie selbstverständlich die Anwort einfällt. Die Antwort kommt von selbst.

Diese Entdeckung über das wahre Wesen der Passivität ist eine meiner wichtigsten. Dieses scheinbar passive Erleben sind die Früchte des vorausgegangenen aktiven Philosophierens! Auch die Unsterblichkeit - besser: das Erleben, Erleiden - der Ewigkeit (Zeitlosigkeit) kann aktiv erarbeitet werden. Hat man dann das Ziel erreicht, ist der Weg dorthin verschwunden: Man war schon immer da!

Das ist ein Irrtum vieler Advaita-Philosophen *: Wenn sie scheiben, man brauche nichts zu tun; wir alle seien bereits erleuchtet - dann irren sie sich. Sie interpretieren ein bestimmtes Erlebnis falsch. Sie gingen einen langen beschwerlichen Weg durchs Zeitliche. Dann öffnete sich ihnen die Tür ins Allerheiligste; sie fanden die Erleuchtung und von diesem neuen Standpunkt aus waren die Tür und der Weg verschwunden. Jetzt der Irrtum der Advaitaphilosophen: Sie sagen den Leuten, die noch auf dem Weg sind, es gebe keinen Weg! Das ist falsch.

Aufgrund dieses Irrtums glaube ich zwar, sie haben die Erleuchtung gefunden, aber da sie den Weg dorhin nicht mehr kennen, fallen sie als Lehrer aus. Ich kenne den Weg.

>> He: Ich muß der Verführung der Macht widerstehen lernen, mehr noch: ich muß sie beherrschen lernen.

„Auf dem Weg Gottes bedeutet Umkehr Tod, Ankunft Unsterblichkeit. Doch fürchtet sich die Psyche mehr vor Unsterblichkeit als vor Tod.“ (Eigenzitat, 1995)

He: Was bedeutet das?

Passen Sie auf, wie Sie das formulieren: (1) Ich muß der Verführung der Macht widerstehen lernen (2) mehr noch: ich muß sie beherrschen lernen.“ Der erste Teil des Satzes ist Ihre wahre Erkenntnis, das Leben. Der zweite Teil ist die Verführung, der Tod. Macht kann nicht (aktiv, willentlich) beherrscht werden.

He: Man hat der Versuchung erst dann widerstanden, wenn man die Macht real hat und sie dann nicht mißbraucht. Ach wie leicht ist es, der Versuchung zu widerstehen, wenn man die Macht nicht hat. Ein Kinderspiel! Nein, man muß sie konkret HABEN. Dann weiß man erst wirklich, was VERSUCHUNG bedeutet.

Für mich konkret bedeutet sie, in die Politik einzugreifen, zB den Irakkrieg zu beenden. Ich widerstehe der Versuchung, indem ich das nicht tue. ABER: Ich stehle mich _nicht_ aus der Verantwortung, wie es viele tun, die das mit dem Widerstehen der Versuchung falsch verstanden haben! Was ich tue, können Sie in meiner Seite Politik zB unter "Chomskys Irrtum" nachlesen. Ich untersuche die beiden widersteitenden PHILOSOPHIEN! Und wenn ich es schafe, eine Metaphilosophie zu konstruieren, die BEIDE Systeme beinhaltet, wird die Macht sozusagen automatisch im Sinne dieser Philosophie das ihre tun. So funktioniert das.

Nun habe ich Ihnen etwas verraten, was ich normalerweise nur zahlenden Kunden verrate! Ich habe ja nur mein Wissen, das ich verkaufen kann. Anderweitig kann ich kein Geld verdienen, es sei denn, ich gebe den Versuchungen nach. Dann aber ists aus mit der Weisheit, und die Kunden haben nix mehr von mir. Deshalb scheibe ich ja in meiner Preisliste und sonstwo, daß man mich persönlich bezahlen muß, damit der Kunde/Schüler eingeweiht werden kann. Solange ich keinen Verrat begehe, kann ich Wahrheit lehren. Die Wahrheit ist personengebunden. Sie kann nicht abstrakt vermittelt werden wie wissenschaftliches Wissen. Wer via Bezahlung an meinem materiellen Überleben beteiligt ist, wird eingeweiht, nicht wer meine Texte liest und versteht. So will es die Macht! Denken Sie mal darüber nach...

Salopp ausgedrückt ist das, als ob man versuchen wollte, einen Orgasmus zu haben, ohne zu kommen. Im Grunde ganz einfach: Die freiwillige (aktive) Aufgabe des Machtwillens ist der Lösungsweg zur Machtüberwindung.

He: Ja, aber wie gesagt: Man muß sie konkret haben. Dann passiert sie. Und dieses Passieren wird verhindert, wenn man in demselben Moment Machtpläne hegt.

NN: Das ist das einzige, worin unser Wille und unsere Wahl wirklich frei ist; alles andere „geschieht“ (Reschke’s Position). Das Verlieren des Macht-Willens darf nicht mit dem Verlieren der Macht verwechselt werden! Die Macht bleibt, nur der Wille zur Macht verschwindet.

He: Na ja, so halb-halb. Ich weiß natürlich, daß der Machwille deshalb scheiße ist, weil er als rationales System zu simpel ist und nicht die Komplexizität der Welt berücksichtigen kann und deshalb zum Scheitern führt. Ich weiß, daß ich die Probleme nicht mit rationalen Lösungen lösen kann, sondern indem ich ganz normal meine Philosophie an den Problemen wachsen lassen muß. Dann passiert die Macht von selbst - wahrscheinlich in meinem Sinne, aber nicht kontrolliert von meinem Ego.

NN: Die Aufgabe des Machtwillens hervorruft den größten Wider-Willen, ja führt zur größten Furcht! Mythologisch gesehen ist das Satan, der Wider-Sacher, der Wider-Wille, der Wider-Stand. Im Gerechten wandelt sich die Furcht Gottes, die der Anfang der Weisheit ist, in die Liebe Gottes (>> Ich weiß, daß die Liebe ein notwendiger Gegenpol zur Macht ist).

Was Ihnen widerfahren ist, Sie haben durch „die Gnadenmächte“ eine Seele (Frau) bekommen, eine Ahnung von der Ewigkeit gewonnen, sind der unsterblichen Urpsyche begegnet, in der Finsternis des unendlichen Raumes wurden Sie der Höchsten Herrschaft (EN SOPH, Krone, Ewigkeit, NICHTS) gewahr. Dadurch sind Sie Teil des Mythos vom geistigen Israel, der Gemeinschaft der wahrhaft Auserwählten, geworden. Das verkraftet die unvorbereitete Psyche nicht so ohne weiteres; sie gerät in Gefahr, sich mit dieser Höchsten Herrschaft zu identifizieren, einem fatalen Trugschluß aufzusitzen und dadurch sich selbst zu zerstören.

He: Sie spielen auf mein Einweihungeerlebnis an, das ich in "Paranormal" geschildert habe. Ja, bei dem hat es übrigens in meinem Gehirn geknackt! (In einem anderen Brief hatte NN mich gefragt, ob es bei mir im Gehirn schon mal geknackt hätte.)

NN: „Ich aber erkannte, daß die psychischen Welten rechtsfreie Räume darstellten: Stätten der Zuflucht und des Opfers. Denn es flüchten die Psychen und dringen als Substanzen in Welten ein, um sich zu bewahren, indem sie zerstören, was sie auserkoren. (...) Doch die Verwirrung von Psychen ist nur ein Vorspiel zum letztendgültigen ewig-rekursiven Prozeß, einem Prozeß, der sich dämonischer Kräfte bedient, um elektrische Todesschwadrone in die letzten Winkel psychischer Sackgassen zu jagen, die das Selbst dem Urfluch übereignen. (...) Ich sah die Zerstörung von Psychen!“ (Eigenzitat, 1995)

Die Seele ist überschattet vom Machtwillen und muß von diesem gereinigt werden, um klar wie ein ewiger Kristall zu leuchten. Das erreichen Sie durch Selbst-Nullifikation resp. Selbst-Auslöschung, Selbst-Verleugnung.

Mat 10:38-39 Und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden, ...

... was eben soviel heißt wie die Nicht-Reaktion auf den Machtimpuls mittels aktiver Passivität.

Metaphorisch gesprochen, ist der wahre Meister wie Glas – total transparent, „leer“, ohne Ich (Raschke’s Position!). Der Talmud spricht von „Toku K’varo“, was soviel heißt wie „Das Innen enstpricht dem Außen“ und symbolisiert die totale moralische Integrität (Transparenz) des Gerechten (Tzaddik), der das Fundament der Welt ist, um den sich alles dreht. Durch Selbst-Nullifikation wird der Gerechte dem Nichts „ähnlich“, d.h. selbst zum Nichts, dadurch wird er zu einem „Gott“ (Psalm 82:6 Ich habe gesagt: Ihr seid Götter, und Söhne des Höchsten ihr alle!)

Mehr kann ich Ihnen nicht schreiben, aber das wissen Sie eh schon alles. Ich bin zeitlich etwas eingeschränkt, da ich Besuch habe.

Beste Grüße,

NN

P.S.

Der böse Trieb wandelt sich in dem Gerechten in einen heiligen Engel, ein Wesen der Macht und des Schicksals.
Für des Menschen Aufstieg ist keine Grenze, und jedem ist das Höchste offen. Hier waltet allein deine Wahl.
Es gibt Menschen, die im Offenbaren gar keine Herrschaft haben, aber im Verborgenen regieren sie das Geschlecht.
Worte des Rabbi Nachman von Bratzlaw

* Siehe zB (Kritik.html) und (Reschkediskussion.html).


22.5.2004: Hallo Herr Heyer,

Menschen von heute (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,301066,00.html)

Eine Polizistin machte zudem Aussagen zu einem weiteren von der Zeitung veröffentlichten Foto, das einen Häftling an den Extremitäten sowie am Penis verdrahtet und auf einer Lebensmittel-Kiste stehend zeigt. Die Frau räumte dem Blatt zufolge ein, sie habe zu dem Gefangenen gesagt, wenn er da herunter falle, werde er einen tödlichen Stromschlag erhalten. Auf die Frage des Militär-Ermittlers, warum sie dem Häftling das angetan habe, sagte sie: "Nur um ein bisschen rumzuspielen."

Ein Zeuge des Verfahrens berichtete, ein Beschuldigter habe zur Beteiligung an den Folterungen erklärt: "Der Christ in mir sagt, das ist falsch, aber der Gefängnisoffizier in mir sagt, ich liebe es, wenn ein erwachsener Mann sich selbst bepisst."

Antwort: Wenn du dir jetzt einmal überlegst, daß diese Polizistin sich selbst mit derselben Brille sieht, die sie sich aufsetzte, um in dem Gefangenen ein lebensunwertes Wesen zu erkennen, welches man nach Belieben (Lust) quälen kann, wird klar, welche Opfer diese Polizistin bereits gebracht hat, um dorthinzukommen, wo sie heute ist.

Sie hat bereits das größte Opfer gebracht, welches sie beim Foltern dem Gefangenen erst abverlangte: sein Menschsein zu opfern, sich selbst die Menschenwürde zu nehmen, sodaß kein Politiker sich mehr scheuen wird, sie als Kanonenfutter zu verwenden oder für ein anderes kaltes, rationales Kalkül zu nutzen. Wer selber keine Ehre mehr hat, wird ehrenlos behandelt.

zurück zu "Briefe 14" / weiter zu Briefe 16 / zurück zur Startseite