Briefkasten 13
Briefe an Hans-Joachim Heyer
29.8.2003

Lieber Hans-Joachim,

in deinen letzten Tagebucheintragungen las ich folgendes in deiner Antwort auf einen Leserbrief (TB21, 26.8.2003, Leserbrief):

„… Man sollte die Außenwelterlebnisse nutzen, um seine (Innenwelt-) Lebensphilosophie zu verbessern. Dann ordnet sich alles Gelernte auf wundervolle Weise und wir können vernünftig handeln und sinnvolle Entscheidungen teffen. Wenn man das nicht tut ("Ich brauche keine Philosophie!"), sondern alle "Erfahrungen" unreflektiert sammelt, verwirrt man sich bloß, und die Rezepte zur Problembewältigung werden genauso Stückwerk sein, wie dieses Sammelsurium. Viele Menschen meinen, ihr "gesunder Menschenverstand" stelle die Ordnung automatisch her. Viele vertrauen ihrer "Intuition. Leider zu Unrecht. Wer dieser Automatik vertraut, wird zum Automaten! Der "gesunde Menschenverstand" ist in der Regel krank (dafür sorgen Politik und Wirtschaft), und die Intuition ist philosophiegeleitet - bei denen, die "grundsätzlich nie philosophieren", zudem unbewußt, was kein Vorteil ist, auch wenn unsere vom Zeitgeist geschwängerten ewiglächelnden Blümchenesoteriker Gegenteiliges behaupten, indem sie die Rückkehr zu den Instinkten, die sie freilich "Göttliche Führung" nennen, propagieren.

Wenn mich Leute fragen, woher ihre Probleme kommen, ist meine erste Antwort stets: "Von deinem intuitionsgeleiteten gesunden Menschenverstand!" Jeder wird von seinen "Eingebungen" * durch sein Leben geführt - und erst die Philosophie eröffnet uns die Chance, zu erkennen, daß genau diese Intuition uns fehlleiten kann. Und wenn wir die Philosophie schon nutzen, dann können wir sie auch dazu gebrauchen, sie selbst weiterführen und unsere Intuitionen auf diese Weise beeinflussen und auf ein qualitativ höheres Niveau bringen. …“

Dabei fiel mir ein, dass ich vor 10 Jahren als Erwiderung auf deinen Artikel „Neues Bewusstsein“ unter anderem folgendes zum Thema Intuition geschrieben habe:

„… Unser Bewusstsein birgt die Fähigkeit zum Wachstum in sich. … Dazu müssen sich unsere Gedanken, in den bisher unerfahrenen Räumen des Erlebens zu ordnen versuchen. Dies ist dem magischen Deuten von Erlebtem gleich, welches kleinen Kindern zu Eigen ist. Sie haben noch keine auf Erfahrung gründende Vorstellung der Welt. Kindliches Denken ist stets innovativ, es hat sich noch nicht zu den festen Glaubenssätzen verdichtet, die unsere Auffassung von Wirklichkeit strukturieren. Solches Denken bietet noch alle Räume zur freien geistigen Gestaltung. Wir können sie wieder öffnen, indem wir das uns Unbekannte fragend zu ergründen versuchen. …

Intuition kann uns dabei nicht helfen. Sie ist das Konglomerat aus Glaubenssätzen, welches mittlerweile in das vorbewusste Verarbeiten von Information ausgelagert ist. Sich auf Intuition zu verlassen bedeutet, der am stärksten vom Ego geprägten Bewusstseinsfunktion die Kontrolle über das Denken abzutreten. Da sie aber eine Konstituente unserer Bewusstseinsinhalte ist, sind wir gar nicht in der Lage, selbstreflexiv über ihre Beteiligung an unseren Denkprozessen zu entscheiden. Wie gesagt, wir dürfen uns nur nicht einfach treuherzig auf sie verlassen. Dies hieße, den bequemen Weg gehen. Die Schöpfung eines neuen Weltbildes ist eine anstrengende Leistung. …

Erweitertes Denken ist analytisches Denken. Wir müssen unser bestehendes Weltbild zergliedern um im Zustand der Auflösung eine Neukonfiguration vornehmen zu können. Dazu müssen wir uns den logischen Schlussweisen des Verstandes bedienen. Das Verfahren ist altbekannt. Der sich in uns regende Widerstand, ist ein Ausdruck des kollektiv ermüdeten Bestrebens, die ewig alten Fragen immer wieder neu zu stellen. Den Wegen zu folgen, die vom inneren Streben nach Erkenntnis gezeichnet sind, heißt, sich im Erleben fortzubewegen. Dies bedeutet den aktiven Vollzug einer vom Vorgedachten befreiten Weltschöpfung. "Was du ererbst von deinen Ahnen, erwirb es um es zu besitzen!" Wir sollten aber auch gedankliche Umwege, Irrglauben, und die Unbeantwortetheit unserer Fragen akzeptieren können. Ansonsten fallen wir unserem Bestreben anheim, alle Wahrnehmungen im Bereich des bereits Bekannten zu ordnen und nehmen erst gar nicht Wahr, was nicht hineinpasst. …

Mit Sicherheit hat uns das enge Verständnis vom "gesunden Menschenverstand" in die Krise geführt. Die starke Betonung der Vernunft führte zum Streben nach objektiver Erkenntnis. Als objektive, "wahre" Erkenntnis gilt diejenige, welche vom Konkreten und seiner Individualität unabhängig, nur auf das Allgemeine bezogen und deshalb von jedem nachprüfbar ist. Die Objektivierung der Natur durch den Menschen führte zu seiner Entfremdung von ihr. Die Versachlichung seiner Beziehung zur Natur durchdringt nun auch die Beziehungen zwischen den Menschen und das Verhältnis des Einzelnen zu sich selbst. …

Dort wo sich unsere Erkenntnisse bilden, im eigenen Erfahrungsraum, können wir am meisten lernen. Wer sich allein mit Wissen voll stopft, vollzieht keine kreative Leistung. Er kann zwar Vorhandenes sehr gut verstehen, aber kaum noch Neues schaffen. Je mehr wir schöpferisches Denken zulassen, desto eher werden wir die Signale unserer Zeit und unseres Umfeldes aufspüren, ahnen oder aus scheinbar unzusammenhängenden Symptomen zusammensetzen können. Die davon abhängige Gestaltung unseres Lebensverlaufs kann als Chance, nicht als Belastung empfunden werden, wenn klar wird, dass die größte Befähigung eines jeden er selbst ist. …“

Ich denke, dass das meiste ganz gut mit deiner Anschauung korrespondiert. Meinen Text würde ich heute nuanciert ändern, auch wenn ich unter die alte Fassung noch immer meine Unterschrift setzen würde. Den folgenden Abschnitt aus deiner Antwort auf den Leserbrief füge ich noch mal an, da ich den darin formulierten Standpunkt teile und deine Meinung voll und ganz unterstütze.

„… Was ich propagiere, ist, dass man erkennt, dass man in ein großes geistiges Netzwerk eingebunden ist. Wer sich nicht einbindet, ist ein Blatt im Wind und wird von unbekannten äußeren Mächten geführt - meist zum eigenen Nachteil. Nur wer sich eine stimmige Lebensphilosophie bastelt - und dabei seine gesamte Intelligenz (= Geisteskraft) aufbietet, hat die Chance, sich sinnvoll in dieses Netz einzubinden und von diesem dann getragen zu werden. Ich bin in der Lage, an den Schicksalen der Geschundenen dieser Welt zu sehen, dass sie aus diesem Netz herausgefallen sind, weil sie allzu sehr an den Phänomenen (Objekten) der Welt hingen und nicht gewillt waren, ihre vielen Lebenserfahrungen in eine Kohärenz schaffende Philosophie einzubinden (wobei die Erfahrungen verändernd auf ebendiese Philosophie wirken sollen und die Philosophie damit im Leben anwendbar wird. Philosophien, die nicht von Erfahrung beeinflusst werden können, sind rein abstrakte Systeme wie die Mathematik. Sie taugen nicht als Lebensphilosophie, nicht zur Lebenskunst). …“

Herzliche Grüße

Andreas


27.11.2003: hallo hans joachim

ich lass mich einwenig auf deiner site durch. bin aber enttäuscht von deiner beschreibung.
besonders von deinem persönlichem erlebnis. psychologisch nennt man solche erlebnisse "mentale krisen" die nicht negativ sein müssen. im gegenteil oft positiv.

deine erkenntnis ist noch nicht so durchschlagend wie du meinst. du kannst in wahrheit niemanden beraten der auf der suche nach einem sinnvollen leben ist. eventuell hast du dich, von einem in dir manifestierten gedankenast abgetrennt, und siehst die welt aus einem anderen blickwinkel, mehr nicht.

du bist kein psychologe, kein philosoph, möglicherweise ein dipl. ing..mehr nicht.


schönen tag noch

Hallo Herr B.B.,

ich kann deine Enttäuschung sehr gut verstehen, zumal deine Deutschkenntnisse sicher nicht ausreichen, dir ein Verständnis meiner Texte zu ermöglichen. Allein der erste Satz enthält fünf Fehler.
Meine von dir erwähnten Erlebnisse, die du "mentale Krisen" nennst, die du sogar als "oft positiv" bezeichnest, sind, wie du richtig schreibst, Erlebnisse, nicht meine Interpretationen, sprich "Erkenntnisse". Meine Erlebnisse darfst du allerdings nicht kritisieren. Die habe ich erlebt und fertig. Als einer, der behauptet, zu wissen, wer ein Philosoph ist, solltest du das wissen. Irren könnte ich mich bestenfalls bei den Interpretationen, also den Erkenntnissen, die ich aus den Erlebnissen durch Nachdenken gewonnen habe.
Dein Brief zeigt, daß du diese beiden Ebenen durcheinanderwirfst. Du kennst nicht den Unterschied zwischen Erlebnis und Erkenntnis. Wer diesen Unterschied nicht kennt, kann meine Texte grundsätzlich nicht verstehen - siehe folgendes Gedicht. Dein Brief ist aus diesem Grund wertlos.
Daß meine Erkenntnisse für dich "nicht durchschlagend" sind, kann ich sehr gut verstehen. Wie könnte auch einer meiner Texte dir einleuchten? Dazu bedarf es einer gewissen Sprachmächtigkeit und Intelligenz.
Woher willst du wissen, daß ich niemanden beraten kann? Hast du es je bei mir versucht? Nein, hast du nicht! Du solltest stets begründen, was du von dir gibst.
Was ist daran schlecht, die Welt aus einem andern Blickwinkel zu sehen? Diese Fähigkeit ist doch gerade das Geheimnis meiner Kunst, anderen Menschen bei der Suche nach dem sinnvollen Leben helfen zu können. Ohne zu wissen, hast du mich mit deiner Aussage vom "andern Blickwinkel" bestätigt. Auch in diesem Punkt weißt du nicht, was du schreibst.
Woran willst du erkannt haben, daß ich kein Philosoph bin? Ich schließe aus deinem Brief, daß du nicht einmal weißt, was ein Philosoph (Psychologe, Ingenieur) überhaupt ist. Ich bin mir sicher, daß du noch nie ein philosophisches Buch gelesen hast. Das schließe ich aus deinem "Schreibstil": Du schreibst nicht wie ein Mensch, der denkt und liest.


Sehr geehrter Herr Heyer,

mit Begeisterung habe ich Ihre HP gelesen und stimme fast allen, was Sie geschrieben haben, zu, doch eine Sache will mir nicht in den Kopf! Sie veröffentlichen Ihre HP komplett, obwohl Sie für die Lektüre bezahlt werden wollen. Ich bin mir sicher, daß kaum ein Leser Ihrer Forderung nachkommen wird, selbst wenn er Ihre in der Preisliste und anderswo gegebene Begründung für das Funktionieren Ihrer Idee gelesen hat. Was Sie dort schreiben, leuchtet einfach nicht ein! Ob ich Ihre Texte verstehe oder nicht, hängt doch nicht davon ab, ob ich Ihnen Geld überwiesen habe oder nicht. Es ist barer Unsinn, einen solchen Zusammenhang zu konstruieren.

Ich spreche aus eigener Erfahrung: Als ich nach Eröffnung meines Kurzgeschichtenportals bei den Lesern um Spenden bat, bekam ich nicht eine einzige Spende! Erst nachdem ich das letzte Viertel aller Kurzgeschichten weglies und ich anbot, den Rest gegen Bezahlung per E-Mail zu senden, gingen Bestellungen und Zahlungen ein. Bei Ihnen wird es nicht anders sein. ...

Antwort: Lieber ...

ich will nicht völlig ausschließen, daß Sie, zumindest teilweise, recht haben. Bei mir verhält es sich allerdings etwas anders: Ich erhalte durchaus Leserspenden, bzw. Bezahlung - wenn auch nicht gerade umwerfend viel. Ich halte an meiner Philosophie fest, daß Leser, die nicht zahlen, auch nicht verstehen. Immerhin haben sie ein Weltbild, welches ihr Schmarotzer-Verhalten rechtfertigt. Es ist ein materialistisches Weltbild, an welches sie WIRKLICH glauben. An meine Philosophie glauben sie nur mit dem Verstand, aber sie ist nicht in ihr Wesen vorgedrungen.


14.12.2003: Sehr geehrter Herr Heyer,

(meine Kommentare sind zwischengeschoben)

ihre Philosophie habe ich verstanden. Mir ist aber nicht klar, warum Ihre Magie im Allgemeinen wirkt und nicht ganz speziell. Durch Ihre Wiederverzauberung der Welt kam der Harry Potter Erfolg zustande, aber Sie sich nicht in der Lage, sich Ihre ganz individuellen Wünsche zu erfüllen. So könnten Sie sich doch zum Beispiel den Jackpot im Lotto herbeizaubern, dann müssten Sie keine dummen Fragen mehr beantworten. Es kann doch kein Vergnügen sein, eine Lebensschule zwecks Lebensunterhalt zu gründen und sich den ganzen Tag die Probleme von anderen Leuten anzuhören.

Heyer: Ihren ersten Satz muß ich leider falsifizieren, denn alles, was ihm folgt, zeigt, daß sie meine Philosophie nicht verstanden haben. Magie wirkt, über das Allgemeine kommend, in die konkrete Welt hinein. Die konkrete Welt ist aber dermaßen komplex, daß kein Wunsch die richtigen Abermillionen Stellen findet, an denen er sich in das Getriebe der Welt einschalten könnte, um sie so zu verändern, daß der Wunsch dann in Erfüllung ginge. Sie bringen nie nur Ihren konkreten Wunsch ein, sondern stets Ihre gesamte Seelenlage. Sie können sich nie nur den Jackpott im Lotto wünschen; stets wünschen Sie sich noch Millionen andere Sachen. Ich kenne keinen Menschen, der so extrem ist, daß er nur einen einzigen Wunsch hätte, der sich dann freilich sofort konkret realisieren würde. Ich zum Beispiel bringe es nicht fertig, mir diesen Jackpott stark genug zu wünschen. Warum nicht? - Weil ich ganz real ganz andere Wünsche habe. Und diese gehen durchaus in Erfüllung. Darüber später mehr.
Ich muß keine dummen Fragen beantworten; ich mache das gerne! Es ist mein Vergnügen, meine Lebensschule zwecks Lebensunterhalt zu führen und mir den ganzen Tag Probleme anderer Leute anzuhören. Es macht mir sogar ein ganz besonderes Vergnügen, alle Berufe von der Stange abzulehnen und etwas vollkommen Eigenes aufzubauen und davon zu leben. Die Probleme der Kunden zeigen mir die Ränder ihrer Bewußtheit auf. Ich sehe mehr, als die meisten Menschen. Sie können nicht verstehen, welch Befriedigung es mir gibt, die Seelengröße und -struktur eines Menschen (in weltlicher Gestalt ihrer Sorgen) zu sehen und nach Möglichkeiten zu suchen, ihr Bewußtsein zu erweitern und die Sorgen zum Verschwinden zu bringen.

Ich habe von Schülern gelesen, die gezahlt haben, aber die erhoffte Gegenleistung nicht erhalten haben.

Heyer: Von dieser Sache haben Sie aus dem Forum erfahren. Ja, Unzufriedene gibt es immer wieder. Manchmal habe ich schwer gegen konkrete Vorstellungen der Kunden/Schüler ankämpfen, die genau zu wissen glauben, wie die Hilfe aussehen müsse. Der von Ihnen gemeinte Kunde/Schüler möchte beispielsweise eine mittels Philosophie geänderte Weltsicht auch tatsächlich erleben. Er schreibt immer wieder, er habe seine Lebensphilosophie geändert, aber er würde nichts Verändertes erleben! Sein Irrtum, auf den ich ihn immer wieder hinweise, ist der, daß er seine Lebensphilosophie in Wahrheit gar nicht verändert hat. Er erlebt durchaus die Folgen seiner Philosophie; nur ist er im Irrtum über seine tatsächliche Philosophie! Das Neue, dessen Folgen er erleben möchte, hat ihn in Wahrheit nicht überzeugt! Er lebt noch in seinen alten Überzeugungen! Erkannt habe ich diese Zusammenhänge an seiner oft wiederholten Äußerung, daß er das Wichtige (Tun des mit neuer Philosophie als Richtig Erkannten) nicht tun könne, weil er das Unwichtige (die alte Philosophie) tun müsse! Das notwendige Unwichtige gehe vor das freiwillige Tun des Wesentlichen und Wichtigen. Dieses Wörtchen"vor" zeigt, woran der Kunde/Schüler wirklich glaubt - und was seine Welt ihn schließlich erleben läßt!

Der Kunde ist jedoch immer noch mein Schüler. Wir sind immer noch daran, an dem Problem zu arbeiten. Was an dieser Sache werten Sie als Mißerfolg??? Es ist ein voller Erfolg, daß ich sein Problem klar erkannt habe und genau weiß, was zu tun ist. Und nun liegt es an mir, einen Weg zu finden, ihn von seiner neuen Philosophie, von der er überzeugt ist, bereits überzeugt zu sein, wirklich zu überzeugen. Das wird meine Gegenleistung sein.

Warum taugt Ihre Philosophie nur im Allgemeinen?

Heyer: Es ist immer die ganze Welt, die ein Spiegel der ganzen Seele ist. Wenn man einen Teil ändert, ändert man alles. Und bei den meisten Menschen überlagert das "Alles" den besonderen konkreten Wunsch, der dann keine Kraft hat, sich gegen die anderen Wünsche durchzusetzen. Und das ist auch gut so. Man würde sonst an seiner Einseitigkeit zugrundegehen!

Sie können Ihren Kunden nicht helfen und sich selbst auch nicht.

Heyer: Wie kommen Sie zu diesem falschen Schluß? Ich habe mir doch geholfen! Meine Selbsthilfen der letzten Monate: Ich habe (nach Jahrzehnten des Junggesellendaseins) eine junge wundervolle geliebte Freundin, lebe in wunderschöner dörflicher Umgebung mit tiefen Wäldern, die zu herrlichsten Spaziergängen einladen, kann jeden Morgen ein paar Stunden mit Lust an meiner HP und den Lehrbriefen arbeiten (muß nicht in aller Herrgottsfrühe aufstehen, habe keinen Anfahrtsweg zur Arbeit) und habe Mittags schon Feierabend, kann herrliche Bücher lesen, spazierengehen und nachdenken - und verdiene auch noch genug Geld, um davon leben zu können. Was will die Seele mehr?

Neulich habe ich in der Zeitung die Anzeige von einem magischen Medium gelesen. Man kann bei diesem jedes Problem in Auftrag geben. Man kann z.B. sagen, dass es dafür sorgen soll, dass man seinen Chef loswird. Einige Wochen später ist er dann verschwunden. Man braucht nicht einmal sagen, wie man ihn loswerden möchte z.B. durch Unfall, wobei ich dies nie sagen würde, wäre mir zu gefährlich, denn anstatt mein Chef, könnte ich auch selbst verunglücken und wenn ich dann monatelang im Krankenhaus liege und womöglich gar nicht mehr arbeitsfähig bin oder gar sterbe, dann bin ich ihn auch los. Aber man könnte doch z.B. sagen, dass man möchte, dass der böse Chef befördert wird.

Warum können Sie das nicht?

Heyer: Ich will das nicht! Weil es meiner Lebensphilosophie widerspräche. Das wäre mir auch viel zu gefährlich, weil ich dann eine ganz andere Philosophie darum aufbauen müßte - und mit der würde ich dann im wahrsten Sinne des Wortes in Teufels Küche landen! Sie ahnen ja gar nicht, was man mit dieser Fähigkeit noch alles beschwört! Mit einer solchen selbstinduzierten seelischen Disharmonie möchte ich nicht leben! Der Preis einer solchen Magie ist mir zu hoch!

Wenn Sie Zufallslenker sein möchten, dann müsste ihre Philosophie doch immer funktionieren.

Heyer: Das tut sie!

Sie wollen, dass ihre Kunden sich selbst erkennen, dass sie ihre Glaubenssätze durchforsten, sich überlegen wie sie zustande gekommen sind. Man soll negative Affirmationen, die seither dazu geführt haben, dass man sein Leben vergiftet hat, auslöschen, damit man eine andere Realität anzieht.

Wenn man von jemand denkt, dass er ein Dreckschwein ist, dann ist es kein Wunder, dass er sich wie ein Dreckschwein aufführt. Nach Ihrer Philosophie könnte ich mir z.B. vorstellen, dass mein Chef ein lieber, netter Mann ist, mit dem ich mich gut vertrage. Wenn ich ein anderes Bild in meinem Kopf von ihm herumtrage, wird er dann nett? Ich glaube nicht, dass man aus solch einem Menschenschinder, allein durch diese Vorstellung, einen umgänglichen Chef machen kann.

Heyer: Oh, man kann vieles machen! Würde ich zum Beispiel in Ihre Haut schlüpfen können und statt Ihnen Umgang mit dem Chef haben, würde dieser ziemlich schnell zum netten Menschen werden, denn er würde merken, daß seine Chefallüren bei mir nicht ziehen würden. Er würde merken, daß ich ihn durchschaue (und sogar in eine höhere Idee einbinde). Das würde ihn verunsichern. Ich würde ihm jedoch die Angst vor mir nehmen und ihm signalisieren, daß er Vorteile hätte, wenn er mit mir kooperiert. Merke: Ein Tyrann sucht in Wahrheit den Stärkeren - eine Vaterfigur, die seiner Stärke gewachsen ist und die in der Lage ist, seine extremen Energien, die er selber kaum beherrscht, zu beherrschen lehrt.
Auch der ärgste Tyrann sehnt sich danach, seine leidende Seele zu harmonisieren. Wenn der Tyrann glaubt, daß ich ihn verstehen und ihm von Nutzen sein kann, wird er "nett" werden - und ich kann ihm in meinem Sinne helfen (seinen Platz in der höheren Idee einzunehmen).

Soviel Herrschaft würde ich Ihnen oder einem Schüler vorerst jedoch nicht zutrauen. Ich würde einen Zwischenschritt einschalten, und zwar den, daß Sie nach und nach Ihre Demutshaltung ihm gegenüber überwinden. Ihnen würde das Tyrannische am Chef nichts mehr ausmachen. Sie würden es interessiert zur Kenntnis und als Gegenstand fruchtbaren Philosophierens nehmen. Das hätte kolossale Folgen für Sie - und den Chef.

Wenn Sie nicht ganz speziell zaubern können, dann haben Sie doch Ihren Kunden nichts zu bieten. Indem Sie Ihren Kunden mehrmals Befehle geben, können Sie nichts ändern. Ich sage zu meiner Frau auch ständig, sie solle nicht so viel essen. Sie hat einige Kilo zuviel, möchte gerne schlank sein und weiß ganz genau, dass sie eigentlich nicht so viel essen sollte. Sie weiß alles, aber sie schafft es trotzdem nicht abzunehmen.

Heyer: Das ist genau das Problem, das ich oben erörtert habe: Ihre Frau irrt sich in ihrem wahren Wollen. Sie glaubt, abnehmen zu wollen. In Wahrheit will sie es gar nicht! Ich lasse mich dafür bezahlen, daß ich Ihnen oder Ihrer Frau dies beweise. Es wird ihr natürlich nicht gefallen - ergo wird sie mich eine Zeit lang beschimpfen und wird behaupten, ich könne ihr nicht helfen.

Ich will mit diesem Beispiel sagen, dass es Ihren Kunden nichts nützt, Ihre Philosophie zu verstehen, daran zu glauben, blinde Flecken zu erkennen. Jede Veränderung beginnt mit TUN. Wie jedes Jahr machen viele Leute zum Jahresende Listen, was sie im neuen Jahr alles TUN wollen – aber sie schaffen es gar nicht, etwas anderes zu tun. Sie sind gefangen in ihrem Hamsterrad.

Heyer: Richtig! Sie sind Gefangene! Warum? Weil sie sich über ihre wahren Wünsche gar nicht im Klaren sind! Das ändert sich, wenn sie meine Schüler sind. Und erst, wenn man seine wahren Wünsche kennt, kann man Magie lernen.

Wie Sie schreiben, haben Sie Stufe 7 selbst nicht erreicht. Sie können sich Ihr ICH auch nicht nach Belieben zusammenbasteln. Bin ich nicht besser dran, wenn ich mein sauer verdientes Geld dem mag. Medium aus der Zeitung gebe.

Mit freundlichen Grüßen

O. M.

Heyer: Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, inwiefern ich Stufe 7 erreicht habe oder nicht. Ein beliebiges Zusammenbasteln meines Egos strebe ich allerdings nicht an. Wenn Sie ihr Geld einem Medium aus der Zeitung geben, zeigen Sie, was Sie wirklich glauben: auf welcher Stufe der Bewußtheit Sie stehen.



19.12.2003: Hallo Joachim

Ich hoffe mit der Anrede über deinen Vornamen tret ich Dir nicht schon mit der ersten Mail zu nahe, wobei ich denke dass Du Dich nicht in solch einer Dimension bewegst!

Ich lese mich seit einiger Zeit auf deiner Seite durch und muss sagen, dass ich mich mit vielen deiner Aussagen, Inteptretationen und vor allem Ansichten bestens indentifizieren kann.

Es gibt immer welche die dein Handeln und Streben nicht verstehen werden und leider sind es auch meistens diese, welche dann jene tiefgründigen Fragen stellen..

Heyer: Hallo Dennis, ich denke, daß die tiefgründigen Fragen nicht von Menschen kommen, die mich nicht verstehen, sondern von denen, die Zugang zu meinen Texten haben. Wer selber viel nachgedacht hat, dem dürften meine Gedanken nicht fremd sein.

Nun gut, ich schreibe Dir diese Mail nicht mit dem Gedanken diese eines Tages auf deiner Seite zu finden, sondern einfach nur um Dir evtl. direkt eine Anregung unterbreiten zu dürfen.

Alles was Du schreibst ist meist logisch und mit tieferem Sinn verdeutlicht, dennoch liegen die Antworten deiner Arbeiten mir meist auf der Zunge und werden eigentlich nur hervorgeholt, statt neues zu bearbeiten.. Ich weiß, dass das Internet eine sehr ungeeignete Plattform zur Bearbeitung des wirklich Tiefgründigen ist.

Heyer: Wir scheinen Seelenverwandte zu sein mit allen Vor- und Nachteilen: Vorteil: Du verstehst mich gut. Nachteil: Meine Texte könnten es dir erschweren, dein von mir Abweichendes zu finden.

Aber mich würde einfach interessieren was Du nebenbei noch machst, und damit meine ich keine Korrektion von Schönheitsfehlern (Kants Wahrheitstheorie, Verschwörungstheorie..)

Heyer: Was ich mache: 0. Leben mit meiner Freundin. 1. Weiterentwicklung meiner Philosophie, indem ich meine HP "Schule für Lebenskunst" weiterentwickele. 2. E-Brief-Beratung von Menschen, die mich über die "Schule für Lebenskunst" oder meiner "Eifersuchtberatung" kennengelernt haben. 3. Buch- und Zeitungslektüre. 4. Waldspaziergänge zum Nachdenken. 5. Internetzrecherchen. 6. Treffen mit Freunden, Kunden und Schülern. 7. Ab und zu sehe ich auch ganz gern fern oder leihe mir einen Video- oder DVD-Film aus. 7. Alltagsgeschäfte. 8. Pflege meiner Topfpflanzen (selbstgezogene Bonsai, Fleischfressende Pflanzen, Farne) ; im Sommer Gartenarbeit, Pflege des Kräutergartens, Teeherstellung usw.. 9. Kombuchazucht u.v.a.m..

Ich frage mich was Du für die der materiallistischen Welt siehst.. und damit meine ich, was Du über die Zukunft der "Konsumgeier" denkst und für diese erwartest, wenn wir nicht anfangen unsere Denk- und Vorgehensweisen zu ändern!? Dies ist eine Anregung zur Bearbeitung völlig Neuem!

Was erwartet die Menschen???!

so, Gruß D.

Heyer: Ich stehe dem Konsum nicht ablehnend gegenüber. Man kann ihm verfallen, aber man kann ihn auch nutzen, um Zeit zum Erlernen der Lebenskunst zu gewinnen. Ich bin froh, daß ich mir mein Essen im Supermarkt kaufen kann und nicht im Wald erjagen muß! Ich bin froh, daß ich die Heizung hochdrehen kann, statt Holz zum Heizen sammeln zu müssen. Ich bin froh, daß ich einen so tollen Laptop habe und daß es das Internetz gibt. Handy und Digitalfotoapparat (nebst Notizblock) habe ich auch immer dabei, wenn ich unterwegs bin...

Was die Menschen erwartet? - Ich bin ja gerade dabei, diese Frage in "Inflation.html" zu beantworten zu versuchen. Ich denke, daß die Menschen aus dem zerreißenden sozialen Netz gestoßen werden. Sie werden weniger konsumieren, mehr ums Überleben kämpfen. Die Volksbildung wird verschwinden. Da sich die großen Konzernbosse aus Dummheit (sie halten falsche Philosophien für richtig) nicht mehr an die Spielregeln des Kapitalismus halten, wird ihr System schrumpfen und die Wildnis für sie, aber auch für das Volk, zurückkehren (Auflösung der Institutionen (BergerLuckmann2.html). Eine technische Elite - von Ernst Jünger die "Titanen" genannt, wird in Luxusenklaven leben und die Technik für Wenige vorantreiben; eine noch kleinere geistige Minderheit von weniger als 0,1 % wird unerkannt von den Vielen und den Titanen die Bildung der Welt weiterführen. Kurz bevor die Konzerne aufgrund ihrer Sünde, ihre (!) Spielregeln gebrochen zu haben, zugrundegehen, werden sie sich besinnen und es einrichten, daß die Technik dem Menschen wieder dient. Dann werden wieder bessere Zeiten kommen.

Kurzfristig sehe ich jedoch sehr schwarz: Presse, Buchverlage, Universitäten - alles, was mit Bildung zu tun hat, wird den "Gesetzen" des Marktes unterworfen, womit erreicht wird, daß nur noch seichte Massenware hergestellt wird. Das einzige Rezept, Einschaltquoten oder Verkaufszahlen zu erhöhen, ist heute die Absenkung des Niveaus und Verzicht auf neue Gedanken. Der ungebildete Mensch aber ist vor allem Opfer. Er wird leiden, er wird bluten dafür, daß er heute den leichten Weg des Konsums gehen will und den schwereren Weg der Bildung scheut ("Sei spontan, strenge dein Gehirn nicht an!"). Er liest lieber BILD, statt schwere Kost. Er weiß nicht, daß BILD ihn mit Seichtheit verführt zum Untergang. BILD schreibt am liebsten über Monster und Kannibalen, die sie selbst unter ihrer Leserschaft erzeugt hat. Qualitätszeitungen wie Die Zeit oder die FAZ werden (vom Inhalt her) verschwinden, sobald sie von Murdoch & Co aufgekauft sind. Bleiben wird nur eine unendliche Titelvielfalt: viele (gefälschte) Bilder, kein Inhalt. Seit es die Technik erlaubt, daß jeder mit jedem kommunizieren kann, gibt es nichts mehr, worüber man sich austauschen könnte. An allen Schulen wird gelehrt, daß jeder seine eigene Wahrheit habe: wozu also noch diskutieren? Und man lehrt, daß alles Wissenschaft sei: Nicht selber denken, sondern warten, bis es die Experten erforscht haben und es dir im Fernsehen mitteilen: auch hier gibt es nichts zu diskutieren.


3.1.2004: Aus einem Briefwechsel mit einem Schüler der "Schule für Lebenskunst":

blau, Anführungszeichen: 1. Brief von mir. Schwarz, eingerückt: Antwort des Lesers. Grün: meine Antwort an den Leser.

"Die Außenwelt gibt es in gewisser Weise schon, nur ist sie nicht außen, sondern nur "das Fremde". Wir plazieren es nur in ein kognitives Außen - siehe "Gehirn" - Artikel."

So weit so gut.

"Außerdem ist die sog. Außenwelt nicht physikalisch/materiell; sie ist geistig. Sie ist nicht den Naturgesetzen unterworfen, sondern den geistigen Gesetzen."

Wenn der Boris Becker Tennis spielt: Welche Gesetze wirken dann auf den Tennisball, den er real zurückschlägt. Wenn ich auf der Autobahn Auto fahre. Welchen Gesetzen untersteht dann mein Auto. Der Benzinmotor. Oder wenn das Auto in die Kurve fährt. Sind das die geistigen Gesetze...??? Ist doch totaler Unsinn, sowas zu behaupten.

Unsinn ist es gemessen an deiner augenblicklichen Vorstellung, die du von meiner Philosophie hast. Ich versuche nun, deine Vorstellung soweit zu korrigieren, daß du die innere Stimmigkeit meines Denkens und die Stimmigkeit meines Denkens in Bezug zur (physikalisch beschriebenen) Alltagswelt verstehen kannst.

Die Gesetze sind dieselben: Was du Naturgesetze nennst, nenne ich Kulturgesetze. Die Physik des Tennisballs oder des Autos bleiben unverändert, wenn du zB vom physikalischen Denken ins philosophische umschwenkst. Meine Philosophie müßte ganz schön blöde sein, wenn ich nicht berücksichtigt hätte, daß auch ich aus der Kurve fliege, wenn ich zu schnell Auto fahre!!!! Geh künftig bitte davon aus, daß meine Philosophie so simple Fehler nicht enthält. Trotzdem war es richtig von dir, daß du einen Zweifel, möge er noch so unangebracht sein, offen aussprichst - und ich werde auch auf ALLES eingehen. Wenn dieser grundlegende Zweifel nicht ausgeräumt wird, bleibt auch alles andere unverständlich. Wir werden uns also noch eingehender mit der Thematik "Natur- und Kulturgesetze" beschäftigen müssen.

Wenn ich sage, die Naturgesetze seien gleich Kulturgesetze - was ist damit gewonnen? - Dann kann ich doch gleich bei dem eingeführten Begriff "Naturgesetz" bleiben! Wozu die Einführung eines neuen Wortes für alte Sachverhalte?
Antwort: Der Begriff "Kulturgesetz" impliziert die grundsätzliche Wandelbarkeit dieser Gesetze bei vorliegendem menschlichen Willen. Naturgesetze können wir nicht ändern. Jedenfalls gehen die Physiker davon aus. Ich führte diesen Begriff ein, weil ich auf die grundsätzliche Möglichkeit der Wandelbarkeit der Naturgesetze abziele.

Wie kommt es, daß die Kulturgesetze so stark sind, daß wir sie offensichtlich nicht mehr verändern können, sodaß der Eindruck entstand, es handele sich um Naturgesetze? - Auch dieser Frage bin ich auf den Grund gegangen.
Sobald wir "glauben, was wir sehen", entwickelt sich in unseren Seelen ein MECHANISMUS. Ich nenne ihn den EMPIRISCHEN Mechanismus. Die Welt veräußert sich in dem Maße, wie wir der Empirie verfallen, und aus freiem Willen wird ein mechanisches Gesetz: das Naturgesetz. Mittels SPRACHE kommunizieren die Seelen und entwickeln Kultur. Kommunikation bewirkt Angleichung der Denkgewohnheiten. Kultur liegt vor, wenn alle Mitglieder gleich denken. Und je gleicher die Denkgewohnheiten der vielen Individuen sind, desto leichter entsteht bei jedem Menschen der Eindruck, es handele sich nicht um Denkgewohnheiten, sondern um Naturgesetze.

Wir leben heute in einer entzauberten Welt. Das heißt: Es gibt so gut wie keine Abweichungen im Denken mehr: sämtliche Kulturgesetze haben sich EXTERNALISIERT und verallgemeinert zu Naturgesetzen. 99,99 % aller Menschen sind dieser Seelenstrukturierung zum Opfer gefallen: Sie haben sich selbst vollständig zu naturgesetzlichen Wesen gemacht. Für diese Menschen GIBT es nur noch Physik, keinen freien Willen mehr! Fast alle Menschen, deren physikalische Strukturierung fehlgeschlagen ist und die noch Reste magischen Seins in sich tragen, werden als Verrückt erklärt und kommen in die Irrenanstalten. Im Westen gibt es nur noch die eine Nische, als Künstler ein Dasein zu fristen. In Indien kann man noch als Heiliger Mann akzeptiert werden. Ich bin der Einzige im Westen, den ich kenne, der einen dritten Weg gefunden/erfunden hat: Ich bin im Westen geblieben (mein Freund ging nach Indien, um dort als Heiliger zu leben), ohne die Künstlernische in Anspruch zu nehmen (obwohl ich meine Schule als "Schule für LebensKUNST" bezeichne). Ich kann mir den Luxus leisten, weil ich argumentativ nicht zu schlagen bin. Mein "indischer" Freund ging deshalb nach Indien, weil er sich argumentativ nicht richtig gegen die Angriffe aus Familie, Bekanntenkreis und Beruf verteidigen und durchsetzen konnte: man konnte ihn in die Ecke treiben, ihn lächerlich machen usw.. Ihm machte das Kämpfen nicht so viel Freude wie mir. Ich hingegen kann im unmittelbaren Kontakt mit Kritikern meiner Philosophie immer Oberhand gewinnen, nicht nur, weil meine Philosophie gut und richtig ist, sondern weil ich ALLE IRRWEGE der der Sinnlichkeit Verfallen (der Empiriker) kenne.

Die Erkenntnis, daß die Naturgesetze in Wahrheit Kulturgesetze sind, ist nötig, um die Idee für möglich zu halten, diese Gesetze ändern zu können. In der Vergangenheit (im magischen Zeitalter) wurden diese Gesetze sehr häufig geändert. Auch heute geschieht es immer wieder. Nur wird das nicht mehr erkannt! Newton entdeckte nicht das Gravitationsgesetz; er erfand es; Einstein entdeckte nicht die Relativitätstheorie; er erfand sie! Auch heutige Atomphysiker (zB in Cern) ändern die Naturgesetze unmittelbar. Ich mache sowas NICHT! Ich verändere nicht die Gesetze; ich nutze "bloß" den Zufall zwischen dem Notwendigen. Mach dir keine Sorgen, wenn dir das noch nicht ganz einleuchtet. Ich habe länger gebraucht, das alles zu verstehen, als du dir in den kühnsten Träumen vorstellen kannst. Warum soll es dir besser gehen?

"Das physikalsche Außen ist ein BILD in den Seelen, eine Interpretation."

Die Interpretation einer realen Außenwelt. Von mir aus die Kopie einer geistig mir vermittelten Außenwelt. Sonst kann ich ja gleich die Augen schließen.

"Allerdings haben sich die vielen Milliarden Interpretationen aller bewußten Wesen via SPRACHE soweit angeglichen, daß wir alle in einer gemeinsamen Welt zu leben glauben können.

Ich empfehle, die materielle Welt, wie du sie erlebst, als das anzuerkennen, was sie ist: Deine Interpretation! Der neueste Stand deiner Erkenntnisse von der Wirklichkeit der (postulierten) Außenwelt und deiner selbst. Du kannst diese Deutung nun nicht einfach beiseiteschieben, wie zB Reschke seinen Leuten empfiehlt. Du mußt auf auf diesem Erkenntnisstand aufbauen und weitermachen. Dir bleibt nichts anderes übrig. Weil du glaubst, daß die Welt so und so ist, zB materiell, IST sie für dich materiell."

Ok, ich glaube die Welt ist nicht materiell und was dann?

So schnell geht das aber nicht. Du kannt deinem Glauben, die Welt sei materiell, nicht einfach abschwören. Du mußt dich 100 % ig davon überzeugen. Du mußt die Sache vollkommen verstehen. Das Materielle ist eine Metapher. Das sagen heute sogar die Physiker. Sie sagen, die Materie sei in Wahrheit etwas völlig anderes: zB Energiefelder, Raumkrümmungen, Strings usw.. auch da ist nichts Festes mehr vorhanden.

"Habe Geduld. Wirf das Materielle nicht einfach weg."

Könnte ich denn das? Der Zug, den ich besteige, ist Fata Morgana oder wie?

Nein. Der Zug hat sich REALISIERT! Das heißt: er ist real geworden. Keine Fata Morgana. Auch für mich ist der Zug real und zu 100 % mechanisch! Nur: Ich habe da zusätzlich noch dieses Andere, dieses Magische außerhalb der Physik, welches auch auf Züge wirkt, indem es die sog. "Zufälle" der mechanischen Welt nach meinem freien Willen steuert. Das liegt daran, daß mein Wille nicht so sehr vom mechanischen Denken gefangen ist, wie es bei den anderen Menschen der Fall ist. Ich zaubere IN DER mechanischen Welt, nicht in meiner Fantasie. Das heißt: Ich erkenne die Physik voll an. Das garantiert die mechanische Welt. Und dann habe ich etwas Metaphysisches, Übersinnliches. Mit dem stehe ich über der Physik und zaubere in der physikalischen Welt, ohne die "Naturgesetze" zu verletzen. Und das geht nur, indem ich den Zufall lenke. Wenn ich zaubern würde, indem ich die "Naturgesetze" verletze, würde ich in einer subjektiven Welt und nicht mehr innerhalb der kulturell entwickelten Gemeinschaftswelt der Menschen zaubern. Dann wäre ich ein Traumtänzer, ein Spinner - so wie die von dir vorgestellten "Hermes-Trismegistos-Typen". Glaube mir, die Webseiten von all denen, die du mir so empfielst, sind alle keine echten Zauberer. Sie sind durch die Bank Träumer, die NICHTS verstanden haben. (Und die oben angedeuteten Atomphysiker, die mehr tun, als Zufalle zu nutzen, wissen nicht, daß sie zaubern. Aber sie tun es.)
Zauberei gibt es nicht in Traumwelten! Sie gibt es ausschließlich in einer ENTZAUBERTEN Welt! Warum ist das so? - Weil in einem subjektiven Traum sowieso ALLES gezaubert ist. Nur leider ist man im Traum mit seinem Zauber ganz allein - was auch nicht eben großen Spaß macht! Zaubern ist nur sinnvoll in entzauberter Welt. Und nun weißt du auch, warum ich nichts gegen die entzauberte Welt der Alltagsmenschen und der Naturwissenschaftler einzuwenden habe. Allerdings wäre die völlig entzauberte Welt total langweilig (fast so langweilig wie die subjektiven Traumwelten). Würzig ist es erst, wenn man in entzauberter Welt zaubert und andere echte Zauberer kennenlernt - und wenn man sich Würdige heraussuchen kann, die man einweiht. Schließlich will man mit seiner Kraft nicht allein stehen. Jedes Wesen sehnt sich nach Gemeinschaft.


"Es ist eine gute Annäherung an die Wirklichkeit. Wenn du weitersuchst, wirst du schon zu neuen Erkenntnissen und Welten kommen. Ich habe diesen Schritt der "Wiederbefreundung mit der Welt" auch gehen müssen. Auch du solltest anerkennen, daß deine Seele dir die Welt materiell zeigt. Das heißt dann aber noch lange nicht, daß die Welt so bleiben wird wie sich dir heute zeigt, wenn du Wahrheitsucher bleibst."

Du schreibst so wie wenn ich durch meinen Willen meine Wahrnehmung groß verändern könnte. Meine Wahrnehmung ist ja so geartet, daß ich mich in dieser materiellen Welt zurecht finden kann. Daß ich zu essen und zu trinken finde usw.

Die Wahrnehmung wird sich auch nicht ändern, wenn du erst einmal zaubern kannst (und die Glückseligkeit findest, was dasselbe ist). Du wirst nur erleben, daß sich das Weltgeschehen nach deinen geistigen Strukturen ändert. Ich kann dir das jetzt noch nicht genauer erklären. Erst müssen die Grundlagen klar sein. Dann können wir darüber reden, wie man die Welt zum Spiegel der Seele macht..

Was hast du denn früher als Vermessungsingenieur gemessen. ? Oder als du Rad fuhrst. Auf was bist du gefahren. Du kannst die Augen schließen. Die Ohren schließen und die Strasse weginterpretieren?? Und 3 Sekunden später landest du im Straßengraben.

Auf diese Einwendungen bin ich oben eingegangen.

So ganz privat ist unsere Welt vorläufig noch nicht..... oder dein PC mit all den elektrischen Schaltungen. Das sind Interpretationen einer Wirklichkeit. Hat der Erbauer des PC die Wirklichkeit richtig interpretiert. Dan lauft der Kasten. Und sonst läuft er nicht. Es ist an eine äußere Wirklichkeit gebunden. Ganz egal wie er sie wahrnimmt. ob farbig oder SchwarzWeiß ..... grins...


Leserbrief vom 6.1.2004: "... Über das, was deine Gedanken bewegt, halte ich mich durch die regelmäßige Lektüre deiner Heimatseite im Internetz auf dem Laufenden. Was soll ich sagen, es ist immer eine Freude wie gut und hellsichtig du in Worte fasst, was den Zeitgeist bewegt und Zusammenhänge aufzeigst - was für die anderen im Geist der Zeit Mitbewegten unerfassbar ist und die Schwelle zur Bewusstheit nicht zu überwinden vermag.

In der Rubrik "Briefe 13" stellst du in deiner Ergänzung vom 03.01.04 Auszüge aus einer kontrovers geführten Diskussion mit einem deiner Schüler vor. Das die ihm vertraute scheinbar so fest gefügte materielle Welt, geistigen Gesetzen unterworfen sein soll, mithin die Erfahrung von dem, was sich für ihn als Außenwelt manifest zeigt, kulturell gestiftet sein soll, erscheint ihm doch äußerst fremd.

Schade nur, dass er deinem Standpunkt nicht mit ehrlicher Skepsis gegenübertritt, was einen von kritischem Zweifel getragenen Diskurs ermöglichen würde. Vielmehr zeigt er eine kategorische Ablehnung, ohne sich selbst der Tatsache gewahr zu sein, dass die Kategorien, in denen sich sein Denken ordnet, bereits Ausdruck einer geistigen Struktur sind, die die Art seines Gewahrseins der Welt bestimmt.

Somit wäre aber gezeigt, dass in seinem Denken doch zumindest ein Zweifel gegenüber der für ihn am verlässlichsten scheinenden Instanz, nämlich seinem Urteilsvermögen, angezeigt sein sollte. Denn wenn die spezifische Ausprägung der geistigen Strukturen nur eine Folge der Enkulturation des Individuums ist, dann ist die jeweilige Weltschau stets nur ein Kommunikationsphänomen.

Seine Frage wäre nun wohl aber, inwieweit sich, mit dieser Erkenntnis ausgestattet, die Schwerkraft aufheben ließe.

Aus dem Physikbuch erfahren wir: "In der Physik geschieht die Gewinnung von Begriffen, in dem man die allen physikalischen Objekten gemeinsamen Merkmale isoliert und von allen anderen individuellen Merkmalen abstrahiert. Die auf diese Weise der Verallgemeinerung gewonnenen Begriffe gestatten es nun, einem physikalischen Objekt Zahlenwerte zuzuordnen. Dadurch ist es möglich, das Verhalten anschaulich gegebener physikalischer Objekte durch einen Formalismus zu beschreiben, der sich einer idealisierten Repräsentation der Objekte bedient."

Die Naturbeschreibung bezieht sich also auf eine Form der idealisierten Repräsentation von Objekten. Der idealen Repräsentation der idealisierten Repräsentation eines Objektes entspräche also ein ideales Objekt. Die Frage muss nun lauten: Gibt es in der Natur ideale Objekte? - Nein!

Leistet die Physik also tatsächlich Naturbeschreibung oder bedient sie lediglich eine geistige Struktur?

Die Mathematiker haben mit dem Selbstverständnis ihrer Disziplin kein solches Problem: "Die Begriffe, denen sich die Mathematik selbst bedient, sind von der Abstraktion aus dinglicher Anschauung unabhängig. Daher stellen mathematische Größen, wie ein Punkt, auch keine idealisierten Repräsentationen irgendwelcher in unserer Vorstellung gegebenen Gebilde dar. Es ist allein hinreichend, dass Punkte gedacht werden können um sie als Größe zu etablieren. Somit heißt es auch lapidar: Es gibt Punkte!"

Schauen wir uns nun an, was Newton gemacht hat:

"Wir alle wissen, dass ein Apfel, der sich vom Zweig löst, zu Boden fällt. Diese Alltagserfahrung mag Newton zu Überlegungen veranlasst haben, aus denen er Schlüsse über die Gesetzmäßigkeiten des freien Falls ableitete, die - vom besonderen Fall abstrahiert - als Gravitationsgesetz bekannt sind. Erklärt das Gravitationsgesetz nun den Grund dafür, dass der Apfel zu Boden fällt? Tatsächlich kennen wir den Grund nicht! Denn das Gravitationsgesetz beschreibt ja nur, wie der Apfel fällt, d.h. welcher Bahn er folgt, aber nicht was ihn dazu veranlasst hat, die Fallbewegung auszuführen! Man könnte doch aus guter Überzeugung behaupten, dass der Grund die Schwerkraft sei. Aber stimmt das?

Tatsächlich sehen wir allein den Verlauf einer Bewegung, d.h. den Weg, den ein Körper nimmt, während sich die Lage seines Ortes ändert. Eine Kraft "sehen" wir jedoch nicht. Aus der Beobachtung lernen wir allein, auf welche Weise die Bewegung eines Körpers zu einem anderen in Relation gebracht werden kann. Körper können im Verhältnis zueinander ruhen, sich relativ zueinander mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegen oder ihre Geschwindigkeit in Bezug auf den jeweils anderen Körper ändern. Fragt man jedoch, was für die mathematische Behandlung der Bewegungsformen nicht nötig ist, nach einer Bewegungsursache, dem "inneren Antrieb", der einen Körper auf seiner Bahn hält, wird deutlich, dass in dem Fall, in welchem sich die Geschwindigkeit eines Körpers in Bezug auf einen anderen ändert, auch eine Änderung seines "inneren Antriebs" in Bezug auf den anderen Körper gegeben sein muss. Im Kontext dieser Betrachtungsweise wird eine Geschwindigkeitsänderung also so interpretiert, als ob sie eine Wirkung sei, der man eine verursachende Kraft zwischen den Körpern voraussetzen müsse - und denkt sich diese Kraft einfach hin. Genau betrachtet ist die Schwerkraft damit gar keine Entdeckung Newtons sondern seine Erfindung - eine Plausibilitätserklärung für die von ihm entdeckte Stetigkeit im Verhältnis von gegenseitig abhängigen Größen einander in Bezug stehender Körper, die im Gravitationsgesetz quantitativ zum Ausdruck kommt. Gravitation ist demzufolge das, was das Gravitationsgesetz beschreibt. Als beschreibendes Konzept gibt das Gravitationsgesetz also keinerlei Hinweis darauf, was der eigentliche Grund ist, der Massen dazu veranlasst, sich gegenseitig anzuziehen. Was ist nun der Grund dafür, dass der Apfel zu Boden fällt?"

Beschreibende Konzepte oder Konzeptualisierungen wie die Gravitation sind folglich nur in dem Kontext der Modelle gültig, in dem die Bedeutungszuweisung stattfindet und daher in letzter Konsequenz betrachterabhängige - in unserem Fall - anthropozentrische Fiktionen. Naturverständnis wächst sozusagen aus unserem Selbstverständnis und den Modellen unseres Gewahrseins der Welt. Daher ist Wissenschaft vor allem auch die Frage nach den Kategorien menschlicher Erfahrung von Natur. Denn der Frage etwa, was Gravitation ist, muss die Frage voraus gehen, was die menschliche Erfahrung von Gravitation ist.

An dieser Stelle möchte ich präzisieren: Newton hat das Gravitationsgesetz entdeckt. Die Gravitation hat er aber erfunden. Das Gravitationsgesetz ist also ein Ausdruck der Einsichtsfähigkeit des Geistes, einem Mythos Struktur zu verleihen. Der Mythos heißt Gravitation.

Naturgesetze sind, was an diesem Beispiel zu zeigen war, nichts weiter als Regeln in einem Spiel erfundener Tatsachen. Zudem sind Regeln Vereinbarungssache und durch Übereinkunft festgelegt - also keine Gesetze im strengen Sinn, sondern eher schon Gewohnheiten. Eine Befreiung von der Schwerkraft wäre zwar ein Verstoß gegen die Ordnung des Spiels, würde aber weder ein Naturgesetz außer Kraft setzen, noch eine Kraft aufheben, die es gar nicht gibt.

Geschehen solche Ordnungswidrigkeiten unverursacht, bzw. haben sie ihre Ursache nicht im offensichtlichen Wirkungszusammenhang des Spiels und erscheinen dem Betrachter als zufällig, ist vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus gegen ihr Eintreten auch nichts einzuwenden.

Jedenfalls hatte ich nie das Gefühl zwischen meiner Betrachtung der Welt als geistige Schöpfung und der naturwissenschaftlichen Weltschau im Sinne sich etwa gegenseitig einander ausschließender Anschauungen wählen zu müssen. Das Eine scheint mir ohne das Andere unvollständig.

Möglicherweise liegt es daran, dass ich schon als Kind einige, vielleicht für dieses Alter eher untypische Erfahrungen und Gedanken hatte. So erinnere ich mich an die merkwürdigen Empfindungen, die mich im Alter von etwa 12 Jahren durchdrangen, wenn ich an einem heißen Spätsommertag durch die Landschaft meiner heimatlichen Umgebung zog: kein Laut war zu vernehmen, der die mittäglich Trägheit zu überwinden suchte, kaum eine Regung, die mir mitteilen konnte, dass ich diese Welt nicht ganz für mich allein hatte. Gedanken stiegen in mir auf, die einen ungeheuerlichen Verdacht in mir regten: Alles ist nicht wirklich. Nicht nur die Bruchsteine der Weinbergsmauern, zwischen denen ich reglos sich in der Sonne wärmende Mauereidechsen beobachten konnte, auch der Blick ins Tal mit seinen geradezu winzig gewordenen Häusern, den Menschen darin, - alles konnte mir in einem solchen Moment als eine Simulation erscheinen, eine Projektion - die mir nur deshalb materiell manifest zu sein schien, weil sie aus demselben Stoff beschaffen war, wie das, was diese Welt in mir wahrnahm - Bewusstsein.

Die Empfindung, der Wahrheit dieser Erkenntnis gewiss zu sein, hat mich seitdem nie verlassen und ist zum Urgrund meines geistigen Strebens nach Erkenntnis und Wissen geworden.

Ich hoffe, die lieber Hans-Joachim, vielleicht doch den einen oder anderen interessanten Gedanken mitgeteilt zu haben. Jedenfalls wurmt es mich immer wieder, dass das materialistische Paradigma nicht aus den Köpfen der Leute zu kriegen ist und diesmal musste ich einfach mal wieder schreiben. Lass auch mal wieder etwas von dir hören.

Mit herzlichen Grüßen
Andreas

Hallo lieber Andreas,

vielen Dank für deinen Brief. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich ihn - gekürzt um den persönlichen Teil - in "Briefe 13" veröffentlicht habe. Inhaltlich stimme ich dir natürlich zu!

Da du meine Texte mitverfolgst, wirst du gemerkt haben, daß einiges bei mir im Gange ist. Die Tatsache, daß die Naturgesetze so präzise und stabil sind, brachte mich nach und nach immer stärker zum Gedanken, daß wir in einem Kollektivtraum leben. Die äußerst große Übereinstimmung, ja Identität, der menschlichen geistigen Strukturen, die Ausdruck in diesen scheinbar unbrechbaren Gesetzen findet, und die kaum allein über die Sprache zu erreichen war, brachte mich auf die Idee des einheitlichkeitsstiftenden Kollektivwesens namens "Menschheit" - wie Platon es schon gesehen hatte, aber auch Castanda: Es gibt nur EINEN Menschen, und das ist das Eine Wesen namens "Menschheit" oder "Der Mensch", und wir Individuen sind allesamt niederdimensionale Schattenbilder von IHM.

In IHM sind alle Ideen, die wir Einzelwesen über uns und Andere haben, summiert. ER ist die Essenz aus allen Einzelwesen, die je auf Erden gelebt haben. Und da dieser Menschheitsgeist lebt und denkt und bewußt ist, wirkt er auf uns zurück. Es ist ein Nehmen und ein Geben: Wir machen ihn; er macht uns! Je mehr wir IHN entdecken und verstehen, desto ähnlicher wird unser individuelles Denken, Fühlen und Erleben dem seinen, und wir nehmen Teil an seinem Wissen, seiner Weisheit und Glückseligkeit. ER oder SIE, der Androgyn, ist Inbegriff des Schönsten und Edelsten, das wir uns vorstellen können, ER ist der Inbegriff all unserer Sehnsüchte, häufig verwechselt mit Gott, aber doch "bloß" Mensch, genau "Der Mensch". Heute bin ich mehr denn je davon überzeugt, IHM statt Gott begegnet zu sein, als ich damals meine visionären meditativen Erlebnisse hatte, von denen ich dir schon so oft erzählt habe (und z.T. in "Biographie" niedergeschrieben habe).

ER steht an der Spitze. ER ist das "All seeing Eye" auf der Dollarnote. Je wacher wir sind, je bewußter wir sind, je mehr Dimensionen wir in unseren individuellen Seelen realisiert haben, desto eher begreifen wir IHN, desto ähnlicher werden ihm, bis hin zu dem Tage, an dem wir eins mit ihm sind. Dann sind wir Mensch und einer seiner Schatten zugleich...

Seit ich diese Erlebnisse hatte - du weißt, eines ihrer letzten ließ mich meine Aufgabe erkennen, die Schule für Lebenskunst zu gründen - kenne ich die Sehnsüchte und Irrtümer ALLER Menschen. Alle wollen eins mit IHM werden, und alles, was von Ihm wegführt, was uns von IHM entfremdet, ist Sünde. Alle Menschen streben hoch zu ihm: Je bewußter, mächtiger und glückseliger ein Mensch ist, desto näher ist er IHM. Und als ich meinen Meister fand, fand ich IHN. Was will ich mehr? Ich kann nur IHM noch dienen, weil ich damit auch mir selber diene.

Trotz dieser Erlebnisse und Erkenntnisse bin ich durchaus kein Religionsgründer und erst recht kein Fanatiker. Wahre Religiösität ist nicht fanatisch. Sie kennt nur die Liebe zu IHM und all seinen Milliarden Schatten! Sie erkennt, daß alle Umwege gegangen, jede Sünde begangen werden muß. Seit ich IHN erlebt habe, gibt es für mich keine Kirchen mehr, keine Christen, Hindus oder Molems. Ich habe gesehen; ich brauche nicht mehr spekulieren.

11.1.2004: Lieber Hans-Joachim,

... Auch wenn sich unser beider Leben in durchaus verschiedener Weise gestaltet, so scheint das Streben, das in uns angelegt ist, dasselbe Ziel zu kennen, auch wenn sich mir die Zweckbestimmung meiner Existenz noch nicht so klar dargelegt hat wie dir. Dennoch stelle ich zu meiner Freude immer wider fest, dass ich mich - wenn auch zum Teil aus anderen Motiven - gedanklich mit eben den Fragen beschäftige, denen du dich, wie ich aus deinen Texten erfahre, gerade auch widmest.

So bin ich kürzlich in einem Text über Vladimir Solov'ev - neben Berdjajew einer der großen russischen Religionsphilosophen und Mystiker - dessen zentraler Aussagen kundig geworden, die im Grunde nichts weiter als meine bislang still geglaubte Überzeugung wiedergeben und im Wortlaut fast mit dem übereinstimmen, was du als Antwort auf meinen Brief unter "Briefe 13" als Ausdruck deiner eigenen Überzeugung in Worte gefasst hast. Eine wundervolle Synchronizität.

Dr. Albert Rauch, Direktor des Ostkirchlichen Instituts, beschreibt eine der zentralen Ideen in Solov'evs Religionsphilosophie:

"Die ganze Menschheit bildet ein einziges Hologramm, ja eigentlich die ganze Schöpfung. Jedes Hologramm ist geformt nach dem Bild eines anderen Hologramms, nämlich dem Gottes, der Heiligsten Dreifaltigkeit. Die griechischen Väter kannten diese Verbindung. Sie sagten, in Wirklichkeit, gegen allen äußeren Schein, existiert nur ein einziges menschliches Wesen, in dem Tausende leben, Milliarden von Personen, so wie in der Heiligsten Dreifaltigkeit nur ein Wesen ist und doch drei Göttliche Personen." (http://home.t-online.de/home/niko.wy/solov_1.htm)

Solov'ev, so erfahren wir, ist dreimal in seinem Leben diese Gestalt als "Sophia - Allweisheit" erschienen. Er nennt sie seine "ewige Freundin", "die Schönheit, die uns rettet", die "herrliche Jungfrau" oder mit dem altrussischen Ausdruck: Premudrost Bosija - Göttliche Weisheit oder Allweisheit, wörtlich Über-Weisheit.

Nun will ich mir einige seiner Schriften besorgen, um seine Gedankenwelt kennen zu lernen. Ich bin gespannt!

Auch was das naturwissenschaftliche Weltbild anbelangt, scheint sich in unserer Generation der Paradigmenwechsel zu vollziehen. Auszugsweise gebe ich hier die Einführung zu einem längeren Text in "Was ist Erleuchtung - Vision SPECIAL" aus einem Interview mit Amit Goswami wieder:

"Ehe Sie weiter lesen, halten Sie einen Moment inne und schließen Sie die Augen. Und stellen Sie sich dann folgende Frage: In dem Moment, als Sie die Augen geschlossen hielten, existierte die Welt, auch wenn Sie sich ihrer nicht bewusst waren? Woher wollen Sie das Wissen? Wenn das nach einer jener unlösbaren Fragen klingt, mit denen Ihr Philosophieprofessor im ersten Semester Ihre philosophische Vorstellungsgabe anzuregen pflegte, werden Sie vielleicht überrascht sein zu hören, dass es an renommierten Universitäten tatsächlich Physiker gibt, die glauben, diese Frage beantwortet zu haben - und ihre Antwort ist, ob Sie es glauben oder nicht: NEIN.

Nun überlegen Sie sich etwas noch viel Spannenderes: Stellen Sie sich für einen Augenblick die gesamte Geschichte des Universums vor. Nach allen zur Verfügung stehenden Daten ist es vor etwa fünfzehn Milliarden Jahren in einer gewaltigen Explosion entstanden und hat damit die Bühne für einen kosmischen Tanz von Energie und Licht geschaffen, der bis zum heutigen Tag andauert. Nun stellen Sie sich die Geschichte des Planeten Erde vor. Eine anfängliche amorphe, aus dem ursprünglichen Feuerball entstandene Stauwolke, verdichtete sich zu einem festen Ball, fand ihren Weg in eine von der Schwerkraft bestimmten Umlaufbahn um die Sonne, schuf in Milliarden von Jahren durch eine komplexe Interaktion zwischen Licht und Gasen eine Atmosphäre und eine Biosphäre, die nicht nur im Stande war, Leben zu erzeugen, sondern auch zu erhalten und zu vermehren.

Jetzt stellen Sie sich vor, dass nichts davon je geschehen ist. Nehmen Sie stattdessen an, dass die ganze Geschichte nur als ein abstraktes Potenzial vorhanden war - ein kosmischer Traum unter zahllosen anderen kosmischen Träumen - bis sich Leben in diesem Traum in irgendeiner Weise bis zu dem Punkt entwickelte, an dem ein bewusst, fühlendes Wesen entstand. In diesem Augenblick, einzig und allein aufgrund der Beobachtung durch dieses Wesen, entstand plötzlich das gesamte Universum, einschließlich der gesamten Geschichte, die diesem Augenblick vorausging. Nichts war bis zu diesem Augenblick jemals geschehen. In diesem Augenblick allerdings ereigneten sich fünfzehn Milliarden Jahre. Wenn das für Sie nur wie die komplizierte Hintergrundstory einer Science Fiction-Szenerie oder die weltliche Version einer der großen Schöpfungsmythen der Erde klingt, dann setzen Sie sich jetzt lieber. Dem Physiker Amit Goswami zufolge ist die obige Beschreibung eine wissenschaftlich haltbare Erklärung der Entstehung des Universums.

Wie viele andere, die sich dieser Sichtweise anschließen, ist Goswami überzeugt, dass das Universum, um zu existieren, eines bewussten fühlenden Wesens bedarf, das seiner gewahr ist. Er postuliert, dass es ohne Beobachter nur als Möglichkeit besteht. Wie man so gern in wissenschaftlichen Kreisen sagt: Goswami hat seine Hausaufgaben gemacht. Er hat Beeismaterial aus neuesten Forschungen auf den Gebieten kognitiver Psychologie, Biologie, Parapsychologie und Quantenphysik zusammengetragen und, indem er sich stark auf alte mystische Traditionen stützt, deduziert er ein neues Paradigma, das er "monistischen Idealismus" nennt: nämlich die Ansicht, das nicht Materie, sondern Bewusstsein die Grundlage aller Existenz ist."

Der Höhepunkt Goswamis Arbeit ist sein Buch "Das bewusste Universum - Wie Bewusstsein die materielle Welt erschafft". Dieses auf Deutsch erschienene Buch ist im Handel vergriffen und ich will es mir jetzt in der Bibliothek ausleihen. Es verwunderte mich jedenfalls, dass ich dieses Buch noch nicht kannte.

Goswami erkennt das Bewusstsein als den Urgrund allen Seins und setzt es an die erste Stelle. Der Frei Wille ist real: "Wenn wir in der Welt handeln, handeln wir mit der Kraft der Ursächlichkeit." Diese Ansicht bestreitet nicht, dass die Materie auch über ursächliches Potential verfügt - sie leugnet nicht, dass es von den Elementarteilchen aufwärts Verursachung gibt, also aufsteigende Ursächlichkeit - aber zusätzlich besteht sie darauf, dass es auch absteigende Ursächlichkeit gibt. Diese zeigt sich in unsrer Kreativität und freien Willensakten oder wenn wir moralische Entscheidungen treffen.

Nun, dies alles und noch viel mehr haben wir auch längst herausgefunden. Aber da nun diese Betrachtung von immer mehr ihren Institutionen verpflichteten Physikern geteilt wird und in deren Urteil Bestätigung findet, erfährt unsere Argumentation eine willkommene Bekräftigung.

Die Dezemberausgabe von "Bild der Wissenschaft" hat das Top-Thema "Jenseits von Raum und Zeit, Naturgesetze - Was die Welt zusammenhält". Der neueste Ansatz zur vereinheitlichten Naturbeschreibung wird hier auch vorgestellt. Es ist die Quantengeometrie. Nachdem man mit dem Programm gescheitert ist, Relativitätstheorie und Quantenmechanik in einer einheitlichen Theorie zu Vereinigen, indem man versuchte die Raum-Zeit zu quantisieren, probiert man es nun mit der Geometrisierung des Quantums - und scheinbar recht Erfolg versprechend.

Ich selbst bin aber davon überzeugt, dass uns gegenwärtig die Informationstheorie diejenigen Konzepte bereitstellt, die am besten dazu geeignet erscheinen, uns ein Verständnis der Welt zu ermöglichen und die Beschreibung ihrer Zusammenhänge in adäquaten Begriffen zu gestatten. So können wir die Welt als einen Informationsraum und die in ihm vorhandenen Strukturen als Ausdruck von Informationsrelationen erfassen. Damit bringen wir zwanglos alles unter, was außer der uns als materiell mainfest erscheinenden Außenwelt zu unserer Innenwelt gehört. Denn es geht ja auch um die kognitiven Räume, die Dimensionen, die allein durch den Geist erfüllt sind, die uns Räume und Zeiten für unsere nicht minder den Status der Realität für sich in Anspruch nehmenden Träume bereithalten. Ebenso müssen auch die Welten der Jenseitserfahrung darin aufgehoben sein. Zuletzt alle als wahr geglaubten individuellen Realitäten. Zuletzt müssen alle Aspekte des Seins als darin aufgehoben gelten können - in einem multidimensionalen All-Bewusstsein.

So weit zum Stand der Dinge, auch wenn ich mich etwas kurz gefasst habe. Ich denke, wir sollten uns demnächst wirklich einmal treffen.

Herzliche Grüße
Andreas

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