Aktuelles 21

 

10.02.2010:

Der Egotunnel

Das neue Buch von Thomas Metzinger: http://www.perlentaucher.de/artikel/5634.html

Die blauen Einschübe sind von mir (Hans-Joachim Heyer)

Kapitel 8

Bewusstseinstechnologien und das neue Bild des Menschen

Wir sind Ego-Maschinen, natürliche Informationsverarbeitungssysteme, die im Verlauf der biologischen Evolution auf diesem Planeten entstanden sind. Das Ego ist ein virtuelles Werkzeug: Es hat sich entwickelt, weil wir mit seiner Hilfe unser eigenes Verhalten kontrollieren und vorhersagen und das Verhalten anderer verstehen konnten. Jeder von uns lebt sein bewusstes Leben in seinem eigenen Ego-Tunnel, ohne direkten Kontakt mit der äußeren Wirklichkeit, aber wir besitzen eine innere Erste-Person-Perspektive.

Bereits an dieser Stelle tut sich eine gravierende Argumentationslücke - Metzingers Schwachstelle - auf, wie ich sie bereits aus seinen Vorlesungen und seinen anderen Büchern und Aufsätzen, die ich gelesen habe, kenne. Nun bin ich mal gespannt, ob er diese Lücke erkennt und ob er versucht, sie zu schließen.

Der Fehler ist folgender: Der Inhalt des ersten Satzes "Wir sind Ego-Maschinen, ..... die im Verlauf der biologischen Evolution....." usw. muss als Bestandteil des Ego-Tunnels erkannt werden. "Jeder von uns lebt sein bewusstes Leben in seinem Ego-Tunnel..." und (unser Wissen um) die Evolution ist ein Teil dieses Innenraum-Erlebnisses. Metzinger macht den Fehler, den Planeten, die Evolution und die Informationsverarbeitungssysteme vorauszusetzen, obwohl er das alles doch erst erforschen möchte. Ich wage die Voraussage, er wird am Ende seiner Überlegungen genau das finden, was er stillschweigend vorausgesetzt hat.

Wir alle haben bewusste Selbstmodelle - integrierte Bilder von uns selbst als einer Ganzheit, die fest in Hintergrundgefühlen und Körperempfindungen verankert sind. Aus diesem Grund baut sich die Weltsimulation, die ständig durch unsere Gehirne geschaffen wird, um einen Mittelpunkt herum auf.

Selbstverständlich haben wir entsprechend Metzingers These keine bewussten Selbstmodelle, sondern diese haben uns. Aber Schwamm drüber: Die Sprache ist leider kaum geeignet, diese komplizierten "Sachverhalte" von Anfang der Argumentation an richtig darzustellen. Sie zwingt uns, vom als falsch erkannten Alltagsweltmodell, vom Naiven Realismus, auszugehen und von dort aus den neuen Gedanken zu entwickeln. Ich empfinde es immer als fürchterlich, dass ich zB gezwungen bin, von falschen Philosophien, falscher Physik usw. auszugehen, um meine richtige Philosophie darzustellen. Metzinger ergeht es hier nicht besser. Sein Fehler "Wir haben..." sei ihm deshalb nachgesehen. Nicht akzeptiert ist jedoch sein allzufrüher Gebrauch des Wortes "Gehirn": Unsere Gehirne schaffen also die Weltsimulation!? Das ist falsch, denn unsere Gehirne sind Teile der Welt und damit Teile der Weltsimulation. Nun gut, vielleicht korrigiert Metzinger diesen Fehler noch.

Wir sind jedoch unfähig, sie als solche zu erleben oder unsere Selbstmodelle als Modelle. Wie ich am Anfang dieses Buchs beschrieben habe, verleiht uns der Ego-Tunnel das stabile Gefühl, in direktem Kontakt zur Außenwelt zu stehen, weil er gleichzeitig eine anhaltende »außergehirnliche Erfahrung« und ein Gefühl des unmittelbaren Kontakts zum eigenen »Selbst« erzeugt. Die zentrale These dieses Buchs ist, dass das bewusste Erleben, ein Selbst zu sein, genau dadurch entsteht, dass ein großer Teil des Selbstmodells in unserem Gehirn - wie Philosophen sagen würden - transparent ist.
Wir sind Ego-Maschinen, aber wir haben keine Selbste. Die Antwort auf die Kernfrage der Einleitung lautet nun: Wir können den Ego-Tunnel nicht verlassen, weil es niemanden gibt, der ihn verlassen könnte. Das Ego und sein Tunnel sind repräsentationale Phänomene: Sie sind nur eine von vielen möglichen Weisen, in denen bewusste Wesen ein Modell der Wirklichkeit erzeugen können.

Der Begriff "repräsentational" ist irreführend, denn wir wissen nicht, ob es ein "Urbild" gibt, das vom Gehirn repräsentiert wird. Wir haben keine Möglichkeit, festzustellen, wie ähnlich sich Urbild und Abbild (Repräsentation) sind. Es muss die Möglichkeit offengehalten werden, dass es gar kein Urbild gibt.

Letztlich ist subjektives Erleben ein biologisches Datenformat, also eine hochgradig spezifische Weise, Information über die Welt darzustellen, eine innere Weise des Gegebenseins, und das Ego ist lediglich ein komplexes physikalisches Ereignis - ein Aktivierungsmuster in unserem zentralen Nervensystem.
Wenn wir - etwa aus weltanschaulichen oder psychologischen Gründen - dieser Tatsache nicht ins Auge sehen und unser traditionelles Verständnis davon, was ein »Selbst« ist, nicht aufgeben wollen, dann könnten wir versuchen, schwächere Versionen zu formulieren. Wir könnten sagen, dass das Selbst ein weitverteilter Vorgang im Gehirn ist - nämlich der Vorgang, durch den ein Ego-Tunnel erzeugt wird (seine natürliche »Bedingung der Möglichkeit«). Wir könnten sagen, dass sich doch einfach das System als Ganzes (die Ego-Maschine) oder der Organismus, der dieses vom Gehirn konstruierte bewusste Selbstmodell benutzt, als ein »Selbst« bezeichnen ließe. Dann wäre ein Selbst einfach ein selbstorganisierendes und selbsterhaltendes physikalisches System, das sich auf der Ebene der globalen Verfügbarkeit noch einmal für sich selbst darstellen kann. Das Selbst ist dann kein Ding, sondern ein Vorgang. Solange der Lebensprozess als solcher - der anhaltende Vorgang der Selbststabilisierung und Selbsterhaltung - sich in einem bewussten Ego-Tunnel widerspiegelt, wären wir in der Tat Selbste. Oder, besser gesagt, wir wären »selbstende« Organismen: Genau in dem Moment, in dem wir morgens aufwachen, beginnt das physische System - das wir selbst sind - mit dem Vorgang des »Selbstens«. Eine neue Kette bewusster Ereignisse beginnt, und auf einer höheren Stufe von Komplexität kommt der Lebensvorgang ein weiteres Mal zu sich selbst.
Nichtsdestotrotz gibt es, wie ich immer wieder betont habe, kein kleines Männchen im Kopf. Vor allem haben alle schwächeren Versionen das Problem, dass sie unsere eigene Phänomenologie - das innere Erleben von Substanzialität und Seinsgewissheit - nicht wirklich ernst nehmen. Sie erklären es nicht. Es ist wahr, dass beim Aufwachen aus dem traumlosen Tiefschlaf das bewusst erlebte Ichgefühl immer wieder von neuem entsteht. Wie ich in dem Kapitel über außerkörperliche Erfahrungen vorgeschlagen habe, könnte dies mit der Tatsache zu tun haben, dass das Körperbild als Ganzes wieder für die selbstgerichtete Aufmerksamkeit verfügbar wird. Aber es gibt niemanden, der das Aufwachen einleitet oder steuert, niemanden hinter den Kulissen, der einen Knopf drückt und das System von neuem bootet, keinen transzendentalen Techniker der Subjektivität. Heute lautet der Schlüsselbegriff »dynamische Selbstorganisation«. Streng genommen gibt es in uns keine Essenz, die über die Zeit hinweg immer dieselbe bleibt, nichts, was man im Prinzip nicht in Teile zerlegen könnte, kein substanzielles Selbst, das unabhängig vom Körper existieren könnte. Im Moment sieht es so aus, als ob es so etwas wie ein »Selbst« in irgendeinem stärkeren oder metaphysisch interessanteren Sinne des Wortes schlichtweg nicht gibt. Es scheint, als müssten wir der Tatsache ins Angesicht schauen: Wir sind selbstlose Ego-Maschinen.

Vorsicht! Der reduktionistische Mechanismus der naturwissenschaftlichen Methodik führt letztlich zwangsläufig zur Aufhebung von allem Sein und leert sämtliche Begriffe von ihren Bedeutungen, je klarer diese materialistische Philosophie sich formuliert - wie ich in meiner Philosophie nachgewiesen habe.

Es ist schwer, dies zu glauben. Sie können es nicht glauben. Dies mag auch der eigentliche Kern des Bewusstseinsrätsels sein: Wir beginnen zu ahnen, dass seine Lösung radikal kontraintuitiv ist, etwas, das allen Vorstellungen und Erwartungen zuwiderläuft. Das größere Gesamtbild, nach dem wir suchen, lässt sich nicht wirklich im Ego-Tunnel reflektieren - es würde den Tunnel selbst auflösen. Anders ausgedrückt: Wenn wir diese Theorie auch als wahr erleben wollten, so könnten wir dies nur tun, indem wir unseren eigenen Bewusstseinszustand auf radikale Weise transformieren. Wenn man von der Hirnforschung auf die Ebene der Philosophie fortschreitet, ist dies vielleicht die wichtigste Einsicht.
Vielleicht können uns Metaphern helfen. Metaphorisch könnte man den Hauptgedanken dieses Buchs vielleicht so ausdrücken, dass Sie - der Organismus als Ganzer - sich selbst während des Lesens der letzten Abschnitte ständig mit dem Inhalt des Selbstmodells verwechselt haben, das gegenwärtig durch Ihr Gehirn aktiviert wird. Während aber das Ego nur eine Erscheinung ist, könnte es falsch sein, zu sagen, dass es eine Illusion ist, denn Metaphern sind immer sehr begrenzt. All dies geschieht auf einer sehr grundlegenden Ebene in unseren Gehirnen (Philosophen nennen diese Ebene der Informationsverarbeitung »subpersonal«, Informatiker nennen sie »subsymbolisch«). Auf dieser fundamentalen Ebene, auf der die Bedingungen der Möglichkeit, etwas zu erkennen, gebildet werden, existieren Wahrheit und Falschheit noch nicht, und es gibt auch keine Entität, die die Illusion eines Selbst haben könnte. In diesem ständig ablaufenden Vorgang auf der subpersonalen Ebene gibt es keinen Handelnden - keinen bösen Dämon, der als Schöpfer einer Illusion zählen könnte. Und genauso wenig gibt es eine Entität, die als Subjekt der Illusion gelten könnte. Da ist niemand innerhalb des Systems, der sich irren oder sich mit irgendetwas verwechseln könnte - den homunculus gibt es nicht. Wir haben nur die dynamische Selbstorganisation einer neuen zusammenhängenden Struktur - nämlich des transparenten Selbstmodells im Gehirn -, und genau das bedeutet es, gleichzeitig niemand und eine Ego-Maschine zu sein. Zusammenfassend kann man sagen, dass sowohl auf der Beschreibungsebene der Phänomenologie als auch auf jener der Neurobiologie das bewusste Selbst weder eine Form von Wissen noch eine Illusion ist. Es ist einfach das, was es ist.

Ein neues Bild von Homo sapiens

Es ist nicht zu übersehen, dass momentan sowohl in der Naturwissenschaft als auch in der Philosophie ein neues Bild des Menschen im Entstehen begriffen ist. Dieser Prozess wird nicht nur durch die Molekulargenetik und die Evolutionstheorie angetrieben, sondern auch durch die kognitive Neurowissenschaft des Bewusstseins und die moderne Philosophie des Geistes. An diesem kritischen Übergangspunkt kommt es darauf an, die deskriptiven und normativen Aspekte der Anthropologie, der Theorie darüber, was der Mensch ist, nicht miteinander zu vermischen. Wir müssen zwei grundverschiedene Fragen sorgfältig unterscheiden: Was ist der Mensch? Und: Wie sollte der Mensch in der Zukunft sein?

Vorsicht: Normatives und Evolution schließen sich gegenseitig aus. Gibt es eine Norm - also ein Handlungs- oder Entwicklungsziel, eine Norm eben - würde das die "Spielregeln" der Evolution außer Kraft setzen. Eine Norm ist eine zielgerichtete Kette von Ereignissen. Die Evolutionstheorie besagt, dass es ebendiese Kette nicht gibt.

Offensichtlich war der evolutionäre Vorgang, der unsere Körper, unsere Gehirne und unseren bewussten Geist erschaffen hat, keine zielgerichtete Kette von Ereignissen. Wir sind Genkopierer mit der Fähigkeit, bewusste Selbstmodelle zu entwickeln und große Gesellschaften zu bilden. Wir sind darüber hinaus in der Lage, kulturelle Umgebungen von phantastischer Komplexität zu erzeugen, die ihrerseits unsere Selbstmodelle vom Moment der Geburt an formen und ihnen ständig neue Schichten und Inhalte hinzufügen. Wir haben die Philosophie hervorgebracht, die Wissenschaft, eine eigene Ideengeschichte. Aber es gab keine Absicht hinter diesem Gesamtvorgang - er ist das Ergebnis blinder, aufwärtsgerichteter Selbstorganisation. Es stimmt: Wir haben das bewusste Erlebnis der Willensfreiheit, und jedes Mal, wenn wir uns mit Philosophie, Wissenschaft oder anderen kulturellen Aktivitäten beschäftigen, erleben wir uns selbst als absichtlich Handelnde. Aber nun scheint uns die kognitive Neurowissenschaft zu sagen, dass genau dieses Engagement möglicherweise selbst das Produkt eines selbstlosen, Ich-freien Bottom-up-Vorgangs ist, der in unseren Gehirnen seinen Anfang nimmt. Was all dies am Ende wirklich bedeutet, ist derzeit noch offen.

Die Evolutionstheorie leugnet, wie Metzinger richtig schreibt, die Möglichkeit von Absichten. WAS aber, Herr Metzinger, bedeutet nun der Begriffsteil "aufwärts" in "aufwärtsgerichteter Selbstorganisation"? Sie machen immer wieder denselben Fehler. Die Evolutionstheorie lässt ein "aufwärts" nicht zu, obwohl der Name dieser Theorie ebendieses suggeriert. Der Name ist falsch!

Gleichzeitig jedoch geschieht etwas Neues: Bewusste Ego-Maschinen haben damit begonnen, ihr Wissen auf systematische und methodisch strenge Weise kontinuierlich zu erweitern, indem sie Wissenschaftlergemeinschaften bilden. Schritt für Schritt enthüllen sie die Geheimnisse des Geistes. Seine Tiefenstruktur tritt hervor. Der Lebensvorgang selbst spiegelt sich zunehmend auf eine neue Weise in den bewussten Selbstmodellen von Millionen jener Systeme, die durch ihn geschaffen wurden. Außerdem vertieft sich gleichzeitig die Einsicht in die Bedingungen, welche all dies möglich gemacht haben. Dieser Prozess der Wissenserweiterung verändert den Inhalt unserer Selbstmodelle - und zwar sowohl den unserer inneren als auch den ihrer externalisierten Versionen in Wissenschaft, Philosophie und Kultur. Die Wissenschaft erobert den Ego-Tunnel.
Das nun hervortretende Bild von Homo sapiens ist das einer Spezies, deren Mitglieder sich einst nach dem Besitz einer unsterblichen Seele sehnten, jetzt aber langsam erkennen, dass sie selbstlose Ego-Maschinen sind. Der biologische Imperativ, wonach wir unter allen Umständen überleben müssen - ja, in der Tat ewig leben sollten -, wurde im Verlauf von Jahrtausenden in unsere Gehirne eingebrannt, in unser emotionales Selbstmodell. Nun aber sagen uns unsere brandneuen kognitiven Selbstmodelle, dass alle Versuche, sich diesem Imperativ zu unterwerfen, am Ende vergeblich sein werden. Für Wesen wie uns ist Sterblichkeit nicht einfach nur eine objektive Tatsache, sondern ein subjektiver Abgrund, eine offene Wunde in unserem phänomenalen Selbstmodell. Wir haben einen tiefen, in uns selbst eingebauten existenziellen Konflikt, und wir scheinen die ersten Lebewesen auf diesem Planeten zu sein, die diese Tatsache bewusst erleben. Viele von uns verbringen einen großen Teil des Lebens damit, Wege zu finden, die Kränkung nicht bewusst erleben zu müssen. Vielleicht ist es auch diese Eigenschaft unseres Selbstmodells, die uns zu ihrem innersten Wesen nach religiösen Tieren macht: Wir sind dieser Vorgang des andauernden Versuchs, wieder heil zu werden, ganz zu sein, das, was wir wissen, in Einklang zu bringen mit dem, von dem wir fühlen, dass es auf keinen Fall wahr sein darf. In diesem Sinne ist das Ego die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Im innersten Kern ist das Ego ein System, das der eigenen Existenz einen fast unendlichen Wert beimisst, und die bewusste Einsicht in die eigene Sterblichkeit verletzt dieses Selbstwertgefühl - wobei ein klassischer Gedanke natürlich ist, dass viele unserer kulturellen Aktivitäten letztlich dadurch motiviert sind, dieses Selbstwertgefühl wieder zu erhöhen. In vieler Hinsicht ist das Ego Ergebnis des permanenten Versuchs, seine eigene Kohärenz und die des Organismus, der es beherbergt, aufrechtzuerhalten. Aus genau diesem Zusammenhang entsteht für Wesen wie uns die ständige Versuchung, intellektuelle Redlichkeit zugunsten schöner Gefühle und Seelenfrieden zu opfern.

Auch falsch! Ich zB habe diese Wunde geheilt; ich sehne mich nicht mehr nach einer unsterblichen Seele; ich weiß, dass ich eine bin. Ich weiß es, weil ich die oben angekreideten Fehler nicht gemacht habe, sondern meine Einsichten konsequent zu Ende gedacht habe. Ich weiß, dass mein Leib samt dessen Sterblichkeit eine Inszenierung meiner ewigen unsterblichen Geistseele ist. Mein Körper ist nur deshalb sterblich, weil ich mich freiwillig in eure Welt der Sterblichkeit inkorporiert habe. Die Sterblichkeit des Leibes ist Bedingung des Materialismusses, Bedingung des Miteuchseins in dieser materiellen Welt. Doch ich bin nicht von eurer Welt, ich bin nur ein Besucher. Für euch stirbt nur das von mir, was für euch in eurer Welt verkörpert wurde. Ich für mich lebe ewig. Wer von Erde ist, kann das nicht verstehen (s. Joh.3.31f).

Das Ego ist auch als ein Werkzeug der sozialen Kognition evolviert, und einer seiner größten funktionalen Vorteile bestand darin, dass es uns erlaubte, die geistigen Inhalte anderer Tiere oder Artgenossen zu erkennen - um dann in der Lage zu sein, diese zu täuschen. Oder auch uns selbst. Weil sich unser eingebautes existenzielles Bedürfnis nach vollständiger emotionaler und physischer Sicherheit niemals ganz befriedigen lässt, haben wir einen starken Hang zu Wahnvorstellungen und bizarren Glaubenssystemen.

Das ist wohl wahr!

Die psychologische Evolution hat uns mit dem fast unwiderstehlichen Drang versehen, unser emotionales Bedürfnis nach Stabilität, Geborgenheit und einem tiefen Erleben von Bedeutung zu befriedigen, indem wir metaphysische Welten und unsichtbare Personen erschaffen.1 Während man Spiritualität definieren könnte als das Sehen dessen, was ist - also als das Loslassen der ständigen Suche nach gefühlsmäßiger Sicherheit -, lässt sich religiöser Glaube als ein Versuch verstehen, sich weiter an dieser Suche festzuklammern und den Ego-Tunnel vollständig umzugestalten. In diesem Sinne ist Glaube etwas zutiefst Unspirituelles. Der religiöse Glaube ist ein Versuch, unser Leben mit einer tieferen Bedeutung zu versehen und es in einen positiven Metakontext einzubetten - es ist der zutiefst menschliche Versuch, sich endlich zu Hause zu fühlen. Es ist eine Strategie, um die hedonische Tretmühle zu überlisten. Auf der Ebene des Individuums scheint es einer der erfolgreichsten Wege zum vorübergehenden Erreichen eines stabilen Zustands zu sein - mindestens genauso gut oder noch besser als jede Droge, die die Menschheit bislang entdeckt hat. Jetzt sieht es so aus, als ob die Wissenschaft uns all dies wegnimmt. Die dadurch entstehende Leere könnte einer der Gründe für das gegenwärtige Anwachsen des religiösen Fundamentalismus auch in säkularen Gesellschaften sein.
Ja, es ist richtig, dass das Selbstmodell uns intelligent gemacht hat, aber es ist mit Sicherheit kein Beispiel für intelligentes Design. Es ist die Wurzel subjektiven Leidens. Wenn der Vorgang, der die biologische Ego-Maschine erschaffen hat, durch so etwas wie eine Person eingeleitet worden wäre, dann müsste man diese Person wohl als grausam, ja vielleicht sogar als teuflisch beschreiben. Alles sieht danach aus, dass wir niemals gefragt worden sind, ob wir existieren wollen, und wir werden auch niemals gefragt werden, ob wir sterben wollen oder ob wir bereit dazu sind. Insbesondere sind wir niemals gefragt worden, ob wir mit dieser Kombination von Genen und dieser Art von Körper leben wollen. Und schließlich sind wir ganz gewiss niemals gefragt worden, ob wir mit dieser Art von Gehirn einschließlich dieser ganz speziellen Art von Bewusstsein leben wollen. Eigentlich wäre es höchste Zeit für eine Rebellion. Doch alles, was wir bis jetzt wissen, deutet auf eine Schlussfolgerung hin, die einfach, aber für Wesen mit unserer geistigen Struktur nur schwer anzunehmen ist: Die Evolution ist einfach passiert - ohne Vorausschau in die Zukunft, zufällig, ohne Plan, ohne Richtung und ohne Ziel. Es gibt niemanden, den man verachten oder gegen den man rebellieren könnte - noch nicht einmal uns selbst. Was viele jedoch nicht erkennen, ist, dass genau dies keine bizarre Form von neurophilosophischem Nihilismus ist, sondern in Wirklichkeit ein Punkt, der mit intellektueller Redlichkeit zu tun hat und eine große spirituelle Tiefe besitzt.
Eines der wichtigsten zukünftigen Ziele für die Philosophie wird darin bestehen, eine neue und umfassende Anthropologie aufzubauen - ein Bild des Menschen, das die neuen Erkenntnisse, die wir über uns selbst gewonnen haben, zu einem größeren Ganzen zusammenfügt. Eine solche Synthese müsste eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Sie muss begrifflich kohärent und frei von logischen Widersprüchen sein. Sie sollte durch die ehrliche Absicht motiviert sein, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Sie muss für Korrekturen offen bleiben und in der Lage sein, in einem Vorgang der ständigen Aktualisierung neue Erkenntnisse aus der kognitiven Neurowissenschaft und verwandten Disziplinen in sich aufzunehmen. Vor allem jedoch muss sie uns ein Fundament liefern und eine rationale Basis für normative Entscheidungen schaffen - Entscheidungen darüber, wie wir in der Zukunft sein wollen. Ich bin mir sicher, dass eine philosophisch motivierte Neuroanthropologie im Verlauf dieses Jahrhunderts zu einem der wichtigsten neuen Forschungsgebiete werden wird.

Entweder stimmt dies: " Die Evolution ist einfach passiert - ohne Vorausschau in die Zukunft, zufällig, ohne Plan, ohne Richtung und ohne Ziel. Es gibt niemanden, den man verachten oder gegen den man rebellieren könnte - noch nicht einmal uns selbst." oder dies: "Vor allem jedoch muss sie uns ein Fundament liefern und eine rationale Basis für normative Entscheidungen schaffen - Entscheidungen darüber, wie wir in der Zukunft sein wollen."

Wie, Herr Metzinger, sind Entscheidungen in einer Welt aus Zufall und Notwendigkeit möglich? Wenn es Entscheidungen gibt, kann überall entschieden werden. Wo bitte schön ist dann noch Platz für Zufälle?

Die dritte Phase der Revolution

In der ersten Phase der Bewusstseinsrevolution geht es darum, das bewusste Erleben als solches zu verstehen, um das, was ich den »Tunnel« genannt habe. Sie ist bereits seit einiger Zeit im Gange und liefert die ersten Ergebnisse. Die zweite Phase wird zum Kern des Problems vordringen, indem sie schrittweise das Rätsel der Erste-Person-Perspektive löst und dabei die tiefere Natur dessen enthüllt, was ich das »Ego« genannt habe. Diese Phase hat bereits begonnen, wie man deutlich an der aktuellen Flut von wissenschaftlichen Aufsätzen und Büchern über Agentivität, Willensfreiheit, Emotionen, Einfühlung, soziale Kognition (mind-reading) und Selbstbewusstsein im Allgemeinen ablesen kann.
Die dritte Phase wird uns unweigerlich in die normative Dimension dieses historischen Übergangs zurückführen - in die Anthropologie, die Ethik und die politische Philosophie. Sie wird uns mit einer Vielzahl neuer Fragen darüber konfrontieren, was wir mit all diesem neuen Wissen über uns selbst tun und wie wir mit den neuen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, umgehen wollen. Wie sollen wir mit diesem Gehirn leben? Welche Bewusstseinszustände sind heilsam und nützen uns, welche sind schädlich? Wie werden wir diese neue Sichtweise in unsere Kultur und unsere Gesellschaft integrieren? Was sind die wahrscheinlichen Folgen eines Zusammenpralls verschiedener Menschenbilder, des sich verschärfenden Wettbewerbs zwischen den alten und den neuen Bildern des Menschen?

Falls dieser Satz: "Vor allem jedoch muss sie uns ein Fundament liefern und eine rationale Basis für normative Entscheidungen schaffen - Entscheidungen darüber, wie wir in der Zukunft sein wollen." stimmt, sind alle Fragen des obigen Absatzes irrelevant.

Jetzt beginnen wir zu verstehen, warum eine rationale Neuroanthropologie so wichtig ist: Wir brauchen eine empirisch plausible Plattform für die ethischen Debatten der Zukunft. Ich habe schon einmal betont, wie wichtig es ist, die folgenden beiden Fragen klar voneinander zu trennen. Was ist der Mensch? Und: Was sollte aus dem Menschen in Zukunft werden?
Betrachten wir ein einfaches Beispiel. In der jüngeren Vergangenheit westlicher Länder war die Religion eine Privatangelegenheit: Man glaubte, woran immer man glauben wollte. In der Zukunft jedoch könnten Leute, die immer noch an die Existenz einer Seele oder an ein Leben nach dem Tod glauben, nicht mehr auf die Toleranz der westlichen Kultur des 20. Jahrhunderts treffen, sondern zunehmend auf eine eher herablassende Haltung - ähnlich wie Leute, die immer noch im Ernst daran glauben, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Es könnte immer schwerer werden, unser Bewusstsein als Projektionsfläche für die eigenen metaphysischen Hoffnungen und Bedürfnisse zu benutzen. Der Soziologe und politische Ökonom Max Weber hat die berühmte Formel von der »Entzauberung der Welt« geprägt, die sich darauf bezog, wie Europa und Amerika sich in einem fortschreitenden Vorgang der Rationalisierung und Verwissenschaftlichung in die moderne Industriegesellschaft verwandelten und dabei die Religion und alle »magischen« und »zauberhaften« Theorien über die Wirklichkeit zurückdrängten. Was wir jetzt erleben, ist die Entzauberung des Selbst. Was könnten die sozialen Kosten dieses Vorgangs sein?

Ich halte es lieber mit Morris Bermans "Wiederverzauberung der Welt". Dass ich und meinesgleichen auf immer weniger Toleranz der Materialisten stoßen, ist allerdings eine richtige Beobachtung. Die Manipulationsmacht des Geldes, die ausschließlich in einem materialistischen Glaubenssystem wirksam ist, dominiert über die Wahrheit. Die Bosse dressieren den Rest der Menschheit zum Sklaventum. Leider mit Erfolg.

Eine der vielen Gefahren in diesem Prozess ist, dass, wenn wir den Zauber aus unserem Bild von uns selbst entfernen, dieser auch aus dem Bild unserer Mitmenschen verschwinden könnte. Wir könnten uns gegenseitig entzaubern. Das allgemeine Bild des Menschen beeinflusst subtil, aber sehr wirksam unsere Lebenswelt und unsere Kultur; es bestimmt nicht nur die Alltagspraxis und die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, sondern auch, wie wir uns subjektiv selbst erleben. Jeder - ob nun gläubig oder nicht - wird zugeben müssen, dass in den westlichen Gesellschaften das jüdisch-christliche Bild des Menschen im Alltagsleben immer so etwas wie einen minimalen moralischen Konsens sichergestellt hat. Über Jahrhunderte hinweg war es ein wesentlicher Faktor für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Wie der Bremer Hirnforscher und Philosoph Hans Flohr treffend bemerkt hat, wird dem Menschen gewissermaßen die göttliche Wurzel abgeschnitten. Nachdem die Neurowissenschaften nun das jüdisch-christliche Bild vom Menschen als einem Wesen mit einem unsterblichen Funken des Göttlichen unwiderruflich aufgelöst haben, beginnen wir zu erkennen, dass sie nichts anzubieten haben, was das entstandene Vakuum füllen, die Gesellschaft zusammenhalten und eine gemeinsame Grundlage für moralische Intuitionen und Werte liefern könnte. Dies ist auch nicht ihre Aufgabe. Trotzdem sehen wir, dass der Erkenntnisfortschritt in der Hirnforschung eine anthropologische und ethische Leere hinterlässt.

Der letzte Satz stimmt.

Dies ist eine gefährliche Situation. Ein mögliches Szenario besteht darin, dass sich ein vulgärer Materialismus in der Gesellschaft ausbreiten könnte, lange bevor die Hirnforscher und Philosophen zu einer befriedigenden Antwort auf irgendeine der großen Fragen gekommen sind - etwa nach dem Wesen des Selbst, der Willensfreiheit, der Beziehung zwischen Geist und Gehirn oder was genau eine Person zu einer Person macht. Mehr und mehr Menschen könnten sich insgeheim sagen: »Ich verstehe nicht, worüber all diese Experten aus der Hirnforschung und diese seltsamen Bewusstseinsphilosophen reden, aber das Endergebnis scheint ziemlich klar zu sein. Die Katze ist längst aus dem Sack: Wir sind Genkopierer, Bioroboter, die im Verlauf der Evolution auf einem einsamen Planeten in einem kalten und leeren physikalischen Universum entstanden sind. Wir haben ein Gehirn, aber keine unsterbliche Seele, und nach rund siebzig Jahren fällt der Vorhang. Es wird kein Leben nach dem Tod geben, keine Strafe und keine Belohnung, keine Preisverleihung für gute schauspielerische Leistungen (wie Woody Allen einmal gesagt hat), und letztlich ist jeder von uns allein. Ich habe die Botschaft verstanden, und Sie können sich darauf verlassen, dass ich mein eigenes Verhalten daran anpassen werde. Wahrscheinlich wäre es am schlauesten, wenn ich niemandem zeige, dass ich das Spiel längst durchschaut habe. Die effektivste Strategie wird darin bestehen, so zu tun, als sei ich ein konservativer, ein altmodischer Mensch, der noch an moralische Werte und das metaphysische Menschenbild glaubt.« Und so weiter.
Was wir erleben, ist eine naturalistische Wende im Menschenbild, und es sieht so aus, als ob es keinen Weg zurück gibt. Die dritte Phase der Bewusstseinsrevolution wird unser Bild von uns selbst dramatischer verändern als jede andere naturwissenschaftliche Revolution in der Vergangenheit. Wir werden viel gewinnen, aber wir werden auch einen Preis dafür zahlen. Deshalb sollten wir auf nüchterne und intelligente Weise versuchen, die psychosozialen Folgekosten der Entwicklung abzuschätzen.

Zum Glück bin ich kein Opfer dieser verquasten Philosophie; ich muss diese Gehirnverrenkungen nicht machen. Aber einen Preis muss auch ich zahlen für meine Wahrheit, meine Freiheit und meine Unsterblichkeit: Ich werde von den Sklaven und Sklaventreibern nicht bezahlt. Meine Floskel "Lieber Leser: Was war dir die Lektüre dieser Seite wert? Bitte hier klicken --> " unter jeder meiner Seiten, und die Tatsache, dass ich kaum einen müden Cent erhalten habe, beweist mir jeden Tag: Die Wahrheit ist den Lesern und den Bossen, die den Milliarden Menschen monatlich Bestechungsgelder auf ihre Konten überweisen, damit sie den Schwindel mitmachen, NICHTS wert!!! Ich habe mich längst mit dieser Tatsache abgefunden. Wahrheitsfinder haben kein Geld. Spannend wird die Sache jetzt, angesichts fallender Löhne. Die Löhne fallen, weil die materialistische Philosophie die Leute derart massiv überzeugt hat, dass sie nicht mehr zu Zweifeln fähig sind. Die Bosse denken nun mit Recht: Wenn die Leute den Materialismus derart fest glauben - wozu soll ich sie dann noch bestechen??? - Und senken folgerichtig die Löhne.

Die gegenwärtig rasante Zunahme des Wissens in den empirischen Geisteswissenschaften ist ein Vorgang, der vollständig unkontrolliert abläuft, der eine vielschichtige Eigendynamik besitzt und der sich weiter beschleunigt. Er findet zudem in einem ethischen Vakuum statt, wird ausschließlich durch die Karriereinteressen Einzelner angetrieben und kaum durch gesellschaftliche oder politische Überlegungen beeinflusst. In den reicheren Ländern öffnet sich eine Schere zwischen den akademisch gebildeten und wissenschaftlich gut informierten Teilen der Bevölkerung, die dem naturwissenschaftlichen Weltbild offen gegenüberstehen, und jenen, die von Begriffen wie »neuronales Korrelat des Bewusstseins« oder »phänomenales Selbstmodell« noch nie etwas gehört haben. Viele Menschen klammern sich an metaphysische Glaubenssysteme und haben Angst, ihre innere Lebenswelt könnte durch die neuen Naturwissenschaften vom menschlichen Geist kolonisiert werden. Auch auf der globalen Ebene öffnet sich die entsprechende Kluft zwischen den entwickelten Ländern und den Schwellenländern immer weiter: Mehr als 80 Prozent der Menschen auf unserem Planeten, besonders diejenigen in den ärmeren Ländern mit stark wachsender Bevölkerung, sind noch fest in vorwissenschaftlichen Kulturen und Weltbildern verwurzelt. Viele von ihnen werden nicht einmal vom neuronalen Korrelat des Bewusstseins oder dem phänomenalen Selbstmodell hören wollen. Ganz besonders für sie wird der Übergang viel zu schnell kommen - und er wird darüber hinaus genau aus den Ländern kommen, die sie in der Vergangenheit systematisch unterdrückt und ausgebeutet haben.

Der Satz: " Er findet zudem in einem ethischen Vakuum statt, wird ausschließlich durch die Karriereinteressen Einzelner angetrieben und kaum durch gesellschaftliche oder politische Überlegungen beeinflusst." stimmt.

Diese sich öffnende Kluft könnte durchaus bereits bestehende Konflikte verschärfen. Darum haben die führenden Forscher in den frühen Phasen der Bewusstseinsrevolution auch eine Verantwortung, uns durch diese dritte Phase zu führen. Naturwissenschaftler und akademische Philosophen können sich nicht einfach darauf beschränken, Forschungsbeiträge für eine umfassende Theorie des Bewusstseins und des Selbst zu liefern. Wenn es überhaupt so etwas wie moralische Verpflichtungen gibt, dann müssen sie sich auch mit der anthropologischen und normativen Leere auseinandersetzen, die sie durch ihre Arbeit erzeugen. Sie müssen ihre Ergebnisse interessierten Laien in verständlicher Sprache mitteilen und die neuesten Entwicklungen allen Mitgliedern der Gesellschaft verständlich machen, mit deren Steuergeld ihr Gehalt bezahlt wird. Dies war auch einer der Gründe, warum ich dieses Buch geschrieben habe: Wir können nicht einfach allen Ehrgeiz und alle Intelligenz nur auf unsere wissenschaftliche Karriere konzentrieren und nebenbei alles zerstören, woran die Menschheit während der letzten 25 Jahrhunderte und darüber hinaus geglaubt hat.
Nehmen wir einmal an, dass die naturalistische Wende im Menschenbild unwiderruflich ist und dass sich eine starke Version des Materialismus entwickeln wird. In diesem Fall können wir uns selbst nicht mehr als unsterbliche Wesen mit einem außerweltlichen Ursprung betrachten, die in einer tiefen Beziehung zu einem persönlichen Gott stehen. Gleichzeitig aber - und dieser Punkt wird häufig übersehen - hätte sich unser Bild des physikalischen Universums selbst radikal verändert. Wir müssen jetzt davon ausgehen, dass das Universum ein intrinsisches Potenzial für Subjektivität besitzt. Wir werden ganz plötzlich verstehen, dass das schöpferische physikalische Universum nicht nur das Leben und biologische Organismen mit Nervensystemen hervorgebracht hat, sondern auch das Phänomen des Bewusstseins, innere Weltmodelle und stabile Erste-Person-Perspektiven und dass es dadurch die Tür hin zu etwas geöffnet hat, was man das »soziale Universum« nennen könnte: zu symbolischer Kommunikation auf einer hohen Ebene, zur rationalen Argumentation, zur Entstehung einer Ideen- und Theoriegeschichte.
Wir sind etwas Besonderes. In uns manifestiert sich ein signifikanter Phasenübergang. Wir brachten eine starke Form von Subjektivität in das physikalische Universum - eine Form von Subjektivität, die durch Begriffe und Theorien vermittelt ist. Zumindest in dem extrem kleinen und begrenzten Ausschnitt der Wirklichkeit, den wir kennen, sind wir die einzigen empfindungsfähigen Wesen, für die die schiere Tatsache ihrer individuellen Existenz zu einem theoretischen Problem geworden ist. Wir haben die Philosophie und die Wissenschaft erfunden und einen ergebnisoffenen Vorgang eingeleitet, bei dem wir auf selbstreflektive Weise immer neues Wissen gewinnen. Das heißt: Wir sind rein physikalische Wesen, deren repräsentationale Fähigkeiten so stark geworden sind, dass sie es uns gestattet haben, nicht nur wissenschaftliche Gemeinschaften zu bilden, sondern auch intellektuelle Traditionen. Weil unser subsymbolisches, transparentes Selbstmodell als zuverlässiger Anker für unser opakes, kognitives Ego fungiert, waren wir in der Lage, zu Denkern von Gedanken zu werden. Wir haben gelernt, auch auf kognitiver Ebene zusammenzuarbeiten. Es ist uns gelungen, gemeinsam abstrakte Entitäten zu konstruieren, die sich durch die Zeit hindurch bewegen und ständig optimiert werden. Wir nennen diese Entitäten »Theorien«.

Dieser Satz: " Wir haben die Philosophie und die Wissenschaft erfunden und einen ergebnisoffenen Vorgang eingeleitet, bei dem wir auf selbstreflektive Weise immer neues Wissen gewinnen. Das heißt: Wir sind rein physikalische Wesen, ..." bezeugt Metzingers Dilemma. Ich möchte es noch deutlicher formulieren: Wir haben die Physik erfunden und sind rein physikalische Wesen!" Es gibt für dieses Dilemma nur eine Lösung: Wir sind physikalische Wesen, weil wir die Physik erfunden haben und fest an sie glauben. Dieser materialistische Glaube hat unser Selbst, unsere Seele, unser Bewusstsein, unsere Ethik, unsere Normen, unsere Freiheit uvam zerstört. Ich habe dieses Zerstörungswerk an mir nicht zugelassen. Aus diesem Grund ist mein Geist lebendig und stark. Meine Magie wird die der Sklaventreiber hinwegfegen. Jeder Mensch muss für sich allein die Entscheidung treffen, auf welcher Seite er steht: auf der, die ich vertrete oder auf der Seite der Sklaventreiber. Aber warum soll ich jemandes Seele retten, dem es egal ist, ob ich materiell überlebe? Ich brauche dich nicht, lieber Leser. Ich gehe meinen Weg auch ohne dein Geld. Ich gehe ihn bereits seit 25 Jahren. Aber wenn du meine Hilfe brauchst, musst du mir schon von deinem Geld opfern, damit ich dir etwas von meinem Geist gebe.

Jetzt aber treten wir in ein neues Stadium ein: Jahrhunderte der philosophischen Suche nach einer Theorie des Geistes kulminieren in einem streng empirischen Projekt, das systematisch in kleinen Schritten und auf nachhaltige Weise fortschreitet. Dieser Vorgang ist rekursiv, denn er wird nicht nur unsere Intuitionen und unseren intuitiven Blick auf uns selbst, sondern den Inhalt und die funktionale Struktur unserer Selbstmodelle verändern. Diese Tatsache sagt uns aber allem Anschein nach auch etwas über das physikalische Universum, in dem all diese Ereignisse geschehen: Dieses Universum hat ein Potenzial nicht nur für die Selbstorganisation des Lebens und die Evolution starker Subjektivität, sondern auch für eine noch höhere Ebene von Komplexität. Ich werde bestimmt nicht so weit gehen zu sagen, dass sich das physikalische Universum in uns seiner selbst bewusst wird. Trotzdem ist es so, dass das Erscheinen von kohärenten, bewussten Realitätsmodellen in biologischen Nervensystemen innerhalb des physikalischen Universums eine neue Form von Selbstähnlichkeit erzeugt hat. Die Welt evolvierte Wesen mit Weltmodellen. Teile begannen, das Ganze als Ganzes widerzuspiegeln. In gewisser Weise sind Milliarden von bewussten Gehirnen wie Milliarden von Augen, mit denen das Universum sich selbst als gegenwärtig betrachten kann.
Wichtiger ist jedoch, dass die Welt Selbstmodellierer evolvierte, die in der Lage waren, Gruppen zu bilden. Daher erhöhten nicht mehr nur einzelne Nervensysteme die Selbstähnlichkeit, indem sie innere Weltmodelle entwarfen, sondern das Gleiche galt nun auch für ganze Gemeinschaften von Wissenschaftlern. Der Vorgang sprang auf eine neue Ebene über. Eine neue Qualität wurde erzeugt, denn diese Gruppen schufen ihrerseits theoretische Porträts des Universums und des Bewusstseins sowie eine systematische Strategie, mit der man diese Porträts kontinuierlich verbessern kann. Durch das Aufkommen der Wissenschaft wurde der dynamische Vorgang des Selbstmodellierens und des Weltmodellierens in die symbolische, soziale und historische Dimension hinein ausgedehnt: Wir wurden zu Konstrukteuren rationaler Theorien. Wir benutzten die Einheit des Bewusstseins, um nach der Einheit des Wissens zu suchen, und wir entdeckten außerdem die Idee der moralischen Integrität. Es war das bewusste Selbstmodell von Homo sapiens, das diesen Schritt möglich gemacht hat.
Am Ende muss jede überzeugende und wirklich befriedigende Neuroanthropologie auch Tatsachen wie diesen gerecht werden. Sie muss uns sagen, was genau im bewussten Selbstmodell des Menschen diesen hochgradig spezifischen Übergang möglich gemacht hat - einen Übergang, der nicht nur für die biologische Geschichte des Bewusstseins auf diesem Planeten entscheidend war, sondern auch das physikalische Universum selbst verändert hat.

Die Sätze: "Trotzdem ist es so, dass das Erscheinen von kohärenten, bewussten Realitätsmodellen in biologischen Nervensystemen innerhalb des physikalischen Universums eine neue Form von Selbstähnlichkeit erzeugt hat. Die Welt evolvierte Wesen mit Weltmodellen." sind falsch. In Wahrheit ist es genau umgekehrt: Das materielle Universum ist in uns, die wir Geistseelen sind.

Veränderte Bewusstseinszustände

Es gibt noch einen zweiten positiven Aspekt am neuen Bild des Menschen, der uns vielleicht erlaubt, uns selbst in einem anderen Licht zu sehen. Es ist die unauslotbare Tiefe unseres phänomenalen Zustandsraums. Die mathematische Theorie der neuronalen Netze hat die enorme Anzahl von möglichen neuronalen Konfigurationen in unseren Gehirnen und die unermesslich vielen verschiedenen Arten subjektiven Erlebens enthüllt. Merkwürdigerweise sind sich die meisten von uns des Potenzials und der Tiefe unseres Erlebnisraums in keiner Weise bewusst. Die Menge der möglichen neurophänomenologischen Konfigurationen eines individuellen menschlichen Gehirns, die Zahl der möglichen Tunnel, ist so groß, dass Sie im Verlauf Ihres Lebens nur einen winzigen Bruchteil davon erforschen können. Gleichwohl hat Ihre Individualität, die Einzigartigkeit Ihres ganz eigenen geistigen Lebens, sehr viel damit zu tun, für welchen Pfad durch den phänomenalen Zustandsraum Sie sich entscheiden. Niemand wird jemals wieder dieses bewusste Leben leben. Ihr Ego-Tunnel ist ein absolutes Unikat, etwas, das es nur ein einziges Mal gibt. Insbesondere durch eine naturalistisch-neurowissenschaftliche Perspektive auf den Menschen wird auf einmal offensichtlich, dass uns nicht bloß eine Fülle von phänomenalen Zuständen zur Verfügung steht, sondern dass bald alle Menschen sich dieser Tatsache verstärkt bewusst sein werden und systematisch Gebrauch von ihr machen könnten.

Richtig! Jeder kann ein Magier sein. Siehe meine Aussagen in meiner HP über die Wiederverzauberung der Welt

Natürlich besteht längst eine alte schamanistische Tradition der Erforschung veränderter Bewusstseinszustände. Schon seit Jahrtausenden gibt es eine mehr oder weniger systematische Form der experimentellen Bewusstseinsforschung - durch den Yogi und den Derwisch, durch den Magier, den Mönch und den Mystiker. Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben Menschen das Potenzial ihres bewussten Geistes erforscht: durch rhythmisches Trommeln und Trancetechniken, durch Fasten und Schlafentzug, durch Meditation und die Kultivierung des Klarträumens oder durch den Gebrauch psychoaktiver Substanzen, von Kräutertees bis hin zu heiligen Pilzen. Das Neue heute ist, dass wir langsam die neuronalen Grundlagen all dieser alternativen Realitäts-Tunnel zu verstehen beginnen. Sobald wir das neuronale Korrelat für eine spezifische Form von Bewusstseinsinhalt entdeckt haben, werden wir, zumindest im Prinzip, auch in der Lage sein, diese Inhalte auf viele neue Weisen zu manipulieren, sie zu verstärken oder zu hemmen, ihre Qualität zu verändern und neue Arten von Inhalt zu erzeugen. Hirnprothesen und die Anfänge der medizinischen Neurotechnologie sind Bespiele für erste Schritte in dieser Richtung.
Früher oder später werden sich Teile der Neurotechnologie jedoch unweigerlich in Bewusstseinstechnologie verwandeln. Das phänomenale Erleben selbst wird schrittweise technisch verfügbar werden, und wir werden es immer systematischer und wirksamer manipulieren können. Wir werden lernen, wie man mit Hilfe dieser Entdeckungen manche Beschränkungen unseres biologisch evolvierten Ego-Tunnels überwinden kann. Die Tatsache, dass wir die Struktur unseres bewussten Geistes aktiv entwerfen können, ist bisher vernachlässigt worden, wird aber durch die Entwicklung der Neurotechnologie und einer sie (hoffentlich) begleitenden rationalen Neuroanthropologie immer offensichtlicher werden. Die traditionelle Idee, ein autonom Handelnder zu sein und die Verantwortung für das eigene Leben übernehmen zu können, wird - wenn sie denn haltbar ist - eine vollkommen neue Bedeutung erhalten, sobald sich die Neurotechnologie in eine neurophänomenologische Technologie hinein entwickelt, in das, was man »Phänotechnologie« nennen könnte.
Wir sollten auf jeden Fall in der Lage sein, unsere eigene Autonomie weiter zu erhöhen, indem wir das bewusste Gehirn kontrollieren und es in einigen seiner tieferen Dimensionen genauer erforschen. Ich denke, dieser spezielle Aspekt des neuen Menschenbilds ist eine gute Nachricht. Er ist aber auch eine gefährliche Nachricht: Entweder wir finden einen Weg, um mit diesen neuen neurotechnologischen Handlungsmöglichkeiten intelligent und verantwortlich umzugehen, oder wir könnten uns einer ganzen Reihe von historisch beispiellosen Risiken gegenübersehen. Das ist auch der Grund, weshalb wir so etwas wie einen neuen Zweig der angewandten Ethik brauchen - ich nenne ihn provisorisch »Bewusstseinsethik«. Wir müssen anfangen, darüber nachzudenken, was wir mit all diesem neuen Wissen tun wollen - und was überhaupt ein guter Bewusstseinszustand ist.

"Wir müssen anfangen, darüber nachzudenken, was wir mit all diesem neuen Wissen tun wollen-..." - Richtig! Wollen! Also doch "Intelligent Design" und nicht "blinde Evolution". Also doch: "Spiritualismus" (Intelligente Religiosität) und nicht "platter Materialismus" (Physikalismus).


Klappentext: Wir stellen uns unser Ich oder Selbst als etwas Eigenständiges vor, als einen Kern, den wir schon immer haben oder der wir im Innersten sind. In seinem Buch "Der Ego-Tunnel" zeigt der Philosoph und Bewusstseinsforscher Thomas Metzinger dagegen: Dieses "Selbst" existiert gar nicht. Das bewusst erlebte Ich wird lediglich von unserem Gehirn erzeugt, und was wir wahrnehmen, ist nichts als "ein virtuelles Selbst in einer virtuellen Realität". Zum Beleg liefert Metzinger eine Vielzahl von Beispielen und Beobachtungen aus den Neuro- und Kognitionswissenschaften. So haben manche Menschen, denen von Geburt an ein Arm oder ein Bein fehlt, oft dennoch die Empfindung, diese Gliedmaßen tatsächlich zu besitzen. Wenn es stimmt, dass unser erlebtes Ichgefühl eine Schöpfung unserer Hirnfunktionen ist und dass sich unsere subjektive Wirklichkeit bald immer genauer manipulieren lässt, dann wirft dies ernste und drängende Fragen auf: Gibt es überhaupt so etwas wie eine Seele und einen freien Willen? In welchem Sinne können wir als rationale und moralisch verantwortlich handelnde Subjekte gelten? Werden auch Roboter bald Selbstbewusstsein besitzen? Und: Was sind eigentlich gute und erstrebenswerte Bewusstseinszustände?

Zum Autor: Thomas Metzinger, geboren 1958 in Frankfurt am Main, lehrt Theoretische Philosophie an der Universität Mainz und leitet dort den Arbeitsbereich Neuroethik. Er war von 2005 bis 2007 Präsident der Gesellschaft für Kognitionswissenschaft, wird ab Herbst 2009 Präsident der Association for the Scientific Study of Consciousness sein und ist bis Som


11.02.2010: Olaf Henkel

Es war mir einfach zu blöd, Olaf Henkels dämlichen Auftritt bei Anne Will zu kommentieren, zumal Sahra Wagenknecht und Heiner Geissler ihre Sache sehr gut gemacht hatten. Aber hier habe ich etwas noch Besseres (gefunden in den NachDenkSeiten): http://www.berliner-journalisten.com/blog/2010/02/10/der-usa-wundert-man-sich-uber-henkel-und-co/

Ein Text von einem Autor aus dem Vorstand der Bank of America, also von einem Schreiber, der unter meine Generalisierung "Bankster" fällt. Nun, ich stehe nachwievor zu dieser Generalisierung, obwohl mir völlig klar ist, dass nicht alle Banker Bankster sind. Hier also ein Schrieb eines der ehrenwerten Kapitalisten, die es offensichtlich immer noch gibt. Endlich mal einer, der diesem Henkel das M... stopft.

Hier ein Text der NachDenkSeiten zum Thema: http://www.nachdenkseiten.de/?p=4511

Hier ein älterer Text aus meiner Feder über diesen Herrn: tb12


12.02.2010: Die bewusste Selbstverblödung* des Alan Posener

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,672409,00.html und http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,672756,00.htm

und dann bitte dies lesen: http://starke-meinungen.de/blog/2010/01/26/niemand-ist-gezwungen-ein-steuergeschenk-anzunehmen/

Ich verdanke es dem unermüdlichen Rechercheeifer eines Herrn Alan Posener, auf einen unglaublichen Skandal aufmerksam gemacht worden zu sein. Die LINKS-Partei betreibt Klientel-Politik für Unternehmer!

Posener, der sich einst als Schulbuchautor der Aufklärung unserer jüngsten Generation verdient gemacht hat, hat herausgefunden, dass nicht die FDP (aufgrund eines Bestechungsversuchs des August Baron von Finck, dem Eigner einer Hotelkette) die Hotelbesitzer durch einen auf 7 % erniedrigten Umsatzsteuer (=Mehrwertsteuer)-Satz zu mehr Reichtum verhelfen wollte, sondern die LINKS-Partei! Nicht die FDP - die LINKEN sind die Bösen!

Die Kritiker an der FDP, auf der der Vorwurf der Bestechlichkeit lastet, müssen erst einmal beweisen, dass der Bestechungsversuch des Barons erfolgreich gewesen wäre, wenn die Sache nicht aufgeflogen wäre. Es sei also gar nicht sicher, dass es unter einer Regierungsbeteiligung der FDP trotz Entgegennahme der Bestechungsgelder zu dieser Begünstigung der Hoteliers gekommen wäre, zumal davon nichts im Wahlprogramm der FDP zu finden sei.

Aber bei der Linkspartei! In Punkt 2.9 ihres Wahlprogramms fordert sie einen ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 % u.a. für Hoteliers! Womit feststeht, dass ein Vorhaben, für das man die FDP hatte bestechen müssen, bei der LINKS-Partei Programm ist! Die Linken sind somit sozusagen die Programm gewordene Bestechung. Suggeriert Poseners Text.

1 : 0 für die FDP!

Dass die FDP und nicht die LINKS-Partei bestochen wurde, liege nicht an der Integrität der Linken, sondern daran, dass jeder wusste, dass die Linken keine Regierungsverantwortung übernehmen würden. Die Linken sind politisch nicht integer, sondern verantwortungslos!

2 : 0 für die FDP!

Der FDP hingegen traue man zu, in eine politisch verantwortliche Position kommen zu können. Und nur deshalb wurde überhaupt der Bestechungsversuch unternommen. Der Bestechungsversuch beweist die Regierungstauglichkeit der FDP!

3 : 0 für die FDP!

Da die Linken ihr Wahlprogramm im Wissen der Tatsache, dass sie im Bund keine Regierungsverantwortung übernehmen werden, aufgestellt haben, konnten sie eine populistische, realitätsferne, unerfüllbare Position vertreten, der selbstverständlich kein ernst zu nehmender Mensch auch nur den geringsten Wert beimessen könne. Das Wahlprogramm der Linken ist das Papier, auf dem es steht, nicht wert.

4 : 0 für die FDP!

Hier das Wahlprogramm der LINKS-Partei als Beweisstück 1 für die Behauptung, dass diese Partei eine Klientelpartei - also eine Lobby-Organisation - für kleine und mittlere Unternehmen ist:

Wahlprogramm der LINKS-Partei: http://die-linke.de/fileadmin/download/wahlen/pdf/LinkePV_LWP_BTW_090703b.pdf

Der von Posener kritisierte Punkte 2.9 (gekürzt):

2.9: Für eine sozial gerechte Steuerreform .... Die Linke fordert, die Umverteilung von unten nach oben zu beenden und umzukehren. Die Grundfreibeträge werden erhöht, Kapitalerträge wie Zinsen und Dividenden zum persönlichen Steuersatz versteuern, statt mit einer Pauschalsteuer von 25 %, den Spitzensteuersatz auf 53 % anheben, eine höhere Erbschaftssteuer, Millionärssteuer einführen, Börsenumsatzsteuer einführen, Steueroasen austrocknen, Körperschaftssteuer erhöhen, den ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 % ausweiten auf Produkte und Dienstleistungen für Kinder, apothekenpflichtige Arzneimittel und arbeitsintensive Dienstleistungen des Handwerks sowie Hotellerie und Gastronomie; für kleine Unternehmen und Selbständige...

Poseners politischer Sachverstand erkennt hier sofort, dass das Wahlprogramm der Linken für kleine und mittlere Unternehmer, der eigentlichen Klientel der FDP, geschrieben ist, weswegen man bei der nächsten Wahl besser das Original, die FDP, und nicht die billige Kopie, die LINKS-Partei, wählen sollte.

5 : 0 für die FDP!

* Nachdem ich im Titel das selbsterfundene Wort Selbstverblödung verwendet und stundenlang an meinem Beitrag über Posener gefeilt habe, schaute ich mir Michel Friedmanns Beiträge in demselben Blog an. Ich dachte, den würde ich auch gern in die Pfanne hauen. Aber denkste! Ich fand nichts negativ zu Kritisierendes an seinen Texten, ich konnte ihm bisher in allem, was er schrieb, zustimmen. Aber überrascht war ich dann doch, dass Friedmann ebenfalls den Begriff Selbstverblödung benutzte. In http://starke-meinungen.de/blog/2009/11/03/zu-guttenberg-das-k-wort-und-die-nun-notwendige-debatte/ heißt es:

Zu Guttenberg, das K-Wort und die nun notwendige Debatte

Deutschland befindet sich in Afghanistan in einem Kriegseinsatz. Tausende von Soldaten wussten das schon lange, Millionen von Bürger sowieso. Nur die Politik wollte nach dem Drei-Affen-Prinzip nichts davon hören, nichts davon sehen, nichts davon wissen. Der ehemalige Verteidigungsminister Franz-Josef Jung wollte das Volk verblöden, indem er sprachsemantische Pirouetten schlug, um uns ja nicht reinen Wein einzuschenken. Er merkte gar nicht dabei, dass er mit dieser Taktik sich selbst verblödete.

Starke Meinung.de: Nachdem ich mich in dieses Blog etwas eingelesen habe, muss ich ihm eine gute Qualität bescheinigen. Möglicherweise war Poseners Artikel ein negativer Ausrutscher. Das Blog kommt jedenfalls in meine Sammlung....


13.02.2010: Das tut man nicht.de

In diesem Moralwächterblog habe ich meine Meinung zu zwei Fragen geäußert. Einmal ging es es und die Kritik einer Angestellten an ihrer Vorgesetzten, die normalerweise sehr penibel ist, sich jedoch der Fäkalsprache bedient. Dieses Verhalten irritiert die Fragestellerin.

Bei der 2. Frage wird gefragt, wie man sich angesichts einer Freundin verhalten sollte, die den Sozialstaat abzockt und ihn trotzdem kritisiert.

Den genauen Wortlaut der Fragen könnt ihr aus besagten Blog erfahren.

Siehe im Blog im Archiv unter "Fäkalsprache im Büro- Kraftausdrücke von der Chefin"

Hans-Joachim Heyer: 13.02.2010 - 08:02 Uhr
Vergröberung

Wer sich derb oder grob ausdrückt, denkt auch entsprechend. Von Vorgesetzten erwartet man immer auch Vorbildlichkeit, also einen gewissen Vorsprung, was fachliche Kompetenz und menschliche Qualitäten anlangt. In diesem gegebenen Fall scheint es einen Widerspruch zu geben: Die Vorgesetzte ist kein Vorbild! Sie ist zu penibel, was bedeutet, dass sie sich im Kleinklein verliert und das große Ganze nicht ausreichend würdigt und sie spricht derb/grob, was bedeutet, dass sie auch die fachlichen Probleme (und mögliche Lösungen) nicht differenziert genug betrachtet. Hier wird also nicht nur die undifferenzierte Sprache der Vorgesetzten kritisiert, sondern Symptome beschrieben, die darauf hinweisen, dass die Vorgesetzte ihre Position zu unrecht innehat.


Siehe im Blog im Archiv unter "Sozialbetrug- Hartz-IV-Betrug "


Hans-Joachim Heyer: 13.02.2010 - 09:02 Uhr
Abzock-Vorbilder

Die Zeiten haben sich - nicht zuletzt durch die Finanzkrise - radikal geändert. Wir erleben, dass viele Banker und Spekulanten unglaubliche Beträge verzockt haben und am Ende auch noch dafür belohnt wurden. Die Banker bekamen die verzockten Milliarden vom Steuerzahler (Staat) zurück, kassieren obendrein Boni für angeblich hervorragende - vorbildliche! - Arbeit und gelten öffentlich auch noch, wenn man sich das Gerede der Politiker anhört, als Leistungsträger der Gesellschaft! Angesichts dieses ungeahndeten, eigentlich kriminell zu nennendes Verhalten unserer Vorbilder aus Politik und Wirtschaft ist das Verhalten der in der Frage erwähnten Kleinbetrügerin zu erklären. Sie ist bloß eine Nachahmerin im kleinen Maßstab. Die Verrohung des Sozialverhaltens kann nur beendet werden, wenn die Großvorbilder - unsere sog. Elite - es vormacht. Ich würde diese Frau keinesfalls anzeigen - sie verhält sich bloß gesellschaftskonform in einer zerfallenden Gesellschaft. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Ich habe einen Bekannten, der sein Vermögen in die Schweiz gebracht hat. Sein Kommentar: Unsere Politiker haben den schweren Fehler gemacht, die Banken zu angeblich systemrelevanter - also unkontrollierbarer Größe - heranwachsen zu lassen, und jetzt veruntreuen sie unsere Steuergelder, um diesen Bankstern zu den verzockten Milliarden noch einmal Milliarden zuzuschießen, damit sie weiterzocken können! DIESEM Staat gönne ich keinen Cent mehr, da er ihn veruntreuen würde. Es gilt: Rette sein Geld, wer kann: ab in die Schweiz! Ich denke, das sagt alles.


13.02.2010: Fortsetzung meines Beitrages vom 30.01.2010 "Kriegskanzlerin Merkel" in "Aktuelles20"

http://www.mein-parteibuch.com/blog/2010/02/08/bei-der-taz-nicht-freigeschalteter-kommentar-zum-atomkonflikt-mit-teheran/

Der Iran nimmt mit der Urananreicherung seine legitimen Rechte war. Der Iran ist im Gegensatz zu Israel Unterzeichner des NPT und lässt seine Anlagen in unangekündigten Kontrollen inspizieren. Israel hat erst gar nicht unterschrieben, aber die Israel-Lobby in Person von Joe Lieberman droht mit Sanktionen und Krieg. Deutschland ist natürlich auch wieder feste an der Seite der ultrarechten Kriegstreiber von Israel, dem Land, dem die UNO im Goldstone-Bericht gerade schwerste Verbrechen attestiert hat.

Der Atomwaffensperrvertrag oder Nichtverbreitungsvertrag (NVV, englisch Treaty on the Non-Proliferation of Nuclear Weapons, NPT) ist ein internationaler Vertrag, der das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen sowie das Recht auf die friedliche Nutzung der Kernenergie zum Gegenstand hat.

http://de.wikipedia.org/wiki/Atomwaffensperrvertrag

Der Atomwaffensperrvertrag wurde von den fünf Atommächten USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und Volksrepublik China und mittlerweile von 184 Staaten ohne Atomwaffen unterzeichnet. Lediglich vier Nationen sind derzeit nicht Mitglied: Indien, Israel, Nordkorea und Pakistan.

Es ist wirklich nicht nachzuvollziehen, warum sich die Drohungen gegen den Iran und nicht gegen Israel richten.


14.02.2010: Wissenschaft und Stumpfsinn sind miteinander vereinbar

http://www.vorwaerts.de/artikel/sind-kinder-keine-menschen

Eltern werden schon seit dem späten 19. Jahrhundert instruiert, wie sie ihren Nachwuchs richtig – und das heißt immer nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – aufziehen sollen. Ein prägnantes Beispiel ist die Auffassung aus dem frühen 20. Jahrhundert, dass Säuglinge empfindungslos seien, weshalb ihr Schreien als Machtprobe und nicht als Bedürfnisäußerung wahrgenommen wurde. Ausgerechnet der nationalsozialistische Kontrolldruck führte zu einer Änderung dieser Haltung: Denn nun entstand eine große Nähe zu den beobachteten Kindern.

Dennoch wurden Neugeborene bis in die 1970er Jahre ohne Narkose operiert.

Soviel zum Thema "Flexibilität des menschlichen Verstandes". Wenn man zB Müttern und Ärzten einreden kann, dass ihre Kinder nicht zu Schmerzempfindungen fähig seien, - was kann man Menschen dann noch alles Unsinnige einreden? Ich fürchte: Jeden Bullshit. (s. notiz11)



15.02.2010: Wissenschaft und Stumpfsinn sind miteinander vereinbar - Teil 2

http://www.bild.de/BILD/politik/2010/02/13/hartz-iv-streit/7-bittere-wahrheiten-ueber-hartz-iv.html

Eigentlich wollte ich hierzu etwas schreiben, fand zuvor jedoch http://oeffingerfreidenker.blogspot.com/2010/02/der-unbelehrbare.html und

http://www.klaus-baum.info/2010/02/14/westerwelle-ausbeutung-ist-das-beste-gegengift-gegen-sozialismus/

Trotzdem sei hier Heiner Geissler zitiert, der Westerwelles Absonderungen treffend umschreibt mit den Worten:

„Die spätrömische Dekadenz bestand darin, daß die Reichen nach ihren Freßgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat. Insofern stimmt Westerwelles Vergleich: Vor 100 Tagen ist ein Esel Bundesaußenminister geworden.” (Der CDU-Sozialpolitiker Heiner Geißler in der Samstagausgabe der Welt)" .

Hier ganz knapp meine Gedanken über die "Expertise" des "Sozialexperten" und Professors (!) Dr. Raffelhüschen:

zu 1: Hartz IV macht unmündig. Toll. Da die FDP an der Unmündigkeit des Volkes interessiert ist, ist diese Aussage kontraproduktiv. Wie steht es übrigens mit der (Un)mündikeit reicher Millionärserben? Sind sie unmündig oder, da sie womöglich aus einem andern Holz geschnitzt sind, gar Leistungsträger? Wie steht es um die (Un)mündigkeit dieses verbeamteten Professors, diesem Mietmaul?

Dieser Punkt steht übrigens auch im Widerspruch zu Punkt 4, denn mit Unmündigkeit meint der Prof. das erschlaffte Ausruhen auf der sozialen Hängematte.

zu 2: Hartz IV bedroht Familien! Tatsächlich? Na dann nix wie her mit Hartz IV; schließlich war die FDP schon immer an der Zerstörung der Familie interessiert: der entwurzelte Mensch ist leichter zu manipulieren, als jener, der in einer Familie emotionalen und materiellen Halt finden kann. Der entwurzelte - modern: flexible - Mensch kommt dem Wunschuntertan am nächsten.

zu 3: Hartz IV macht klagewütig: Das Gesetz wurde dermaßen schlecht gemacht, dass die Leute vor Gericht gehen müssen, um ihr Recht zu bekommen. In der Tat muss bei Hartz IV nachgebessert werden, allerdings in die andere Richtung, als Raffelhüschen fordert. Geld genug ist ja vorhanden; schließlich konnte man den Pleitebanken ohne Aussicht auf Erfolg zig Milliarden in den H.. blasen.

zu 4: Hartz IV ist zu teuer und fördert Schwarzarbeit. Nun, die Schwarzarbeit könnte ja unter Kontrolle gebracht werden, wenn der Staat es wollte. Das hat mit Hartz IV nicht zu tun. Ich würde mal sagen: die Bundeswehr ist zu teuer und: die Zugeringbesteuerung der Reichen kommt den Staat zu teuer.

Wie oben schon gesagt: Kein Anzeichen von Unmündigkeit. Wer heute schwarz arbeitet, will mit Recht verhindern, dass mit seinem Geld die verrückten, spielsüchtigen Zocker der sogutwieinsolventen Banken alimentiert werden.

zu 5: Hartz IV kommt oft bei den Kindern nicht an! Zu einer derartigen Menschenverachtung ist wohl nur fähig, wer selbst seine Schäfchen im Trockenen hat. Es kommt immer ganz schlecht an, wenn Mietmäuler Vorträge über Moral halten. Sachleistungen diskriminieren die Kinder noch viel mehr, als der mögliche elterliche Mißbrauch des Geldes. Man könnte ja auch den Eltern den Fernseher als Sachleistung geben. Dann können sie das Geld ihren Kindern zu Gute kommen lassen.

zu 6: Hartz IV ist kein Recht auf Einkommen: Aha! Jetzt kommt es heraus: Hartz IV war eigentlich gar nicht als Sozialhilfe gedacht, sondern als Geschenk an die Arbeitgeber, die keine anständigen Löhne zahlen wollten.

zu 7: Hartz IV verhindert reguläre Arbeit! Das stimmt natürlich: Wenn die Löhne dermaßen niedrig sind, dass sich Arbeit nicht mehr lohnt, geben viele - jedenfalls die Vernünftigen - die Arbeit auf. Auf die Idee, einen Mindestlohn einzuführen, kommt unser Professor aus Freiburg nicht.

Wir sehen: Auch eine Professur und Dr.-Titel schützen nicht vor Dummheit.


15.02.2010: USA (und Deutschland) in der Zwickmühle:

http://www.heise.de/tp/blogs/8/147081

Dumm gelaufen, dass sich Irans Präsident Ahmadinedschad so vernünftig zeigt und erklärt, keine Atombomben bauen zu wollen und dies auch von der IAEA überprüfen zu lassen. Die USA würde ohnehin die Kriege in Irak und Afghanistan und - falls versucht - auch den gegen den Iran verlieren. Die Atombombe hülfe ihnen dabei gar nicht; die Zeit für Atombomben sei nun einmal vorbei usw..

Die USA haben nun gar keinen offiziellen Kriegsgrund gegen den Iran. (Jetzt müssen sie wohl noch das Emipre-State-Building opfern - mein Vorschlag). Wirklich dumm gelaufen. Hinzu kommt das Problem, dass die USA Israel nicht daran hindern können, (warum eigentlich nicht?) Irans Atomanlagen zu zerstören. Diese Attacke würde die USA (und Deutschland, das ja bereits Israel die Zusage der Kriegsbeteiligung gegeben hat*) in einen Krieg hineinziehen, für den es keinen wirklichen (offiziellen) Kriegsgrund hat.

* http://www.tagesschau.de/inland/peres108.html: In einem Interview des ARD-Fernsehstudios Tel Aviv hebt Peres in diesem Zusammenhang vor allem die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem US-Kongress vom Herbst 2009 hervor: "Sie sagt, dass die Sicherheit Israels die Sicherheit Deutschlands ist, dass Deutschland Israel nicht allein lassen wird. Das war eine sehr starke Stellungnahme, vorgetragen in den Vereinigten Staaten, an der Seite der USA stehend und für dieselben Prinzipien einstehend. Wir brauchen heute einen Konsens in der Welt, weil wir nicht mit Armeen handeln.“

Grundlage dieser Erklärung von A. Merkel war ihre Zusage an Israel am 09.11.2008 in ihrer Gedenkrede an die „Reichspogromnacht“ vom 09. zum 10.11.1938: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,598901,00.html): "Die Sicherheit Israels zu schützen, ist Teil der Staatsraison Deutschlands", so Merkel zuletzt anlässlich des 70. Jahrestags der Pogromnacht.."



16.02.2010: Die sog. Finanzkrise ist keine Krise!

Man lasse sich nicht von den Massenmedien in die Irre führen. Die Sache ist im Grunde ganz einfach: Der Staat hat sich unglaublich hoch verschuldet, und die Gläubiger sind die unglaublich Reichen, die sich vom Staat allein in Deutschland jährlich mit 40 Mrd Euro Zinsen mästen lassen, ohne dass unsere "Leistungsträger" dafür einen Finger krumm machen müssen. Die Reichen geben ihr Geld dem Staat nicht als Steuer, sondern als verzinsliche Staatsanleihe. Das Geld fließt also mit Zinsen zu den Reichen zurück, wo es sich anhäuft, weil die Steuern im Vergleich zu den Zinsgewinnen zu gering sind. Das angesammelte Geld ist dem sekundären Kreislauf, dem Wirtschaftskreislauf, bestehend aus Produktion und Konsum, entzogen, wodurch eine Negativspirale - weniger Nachfrage - weniger Produktion - noch weniger Nachfrage usw - entsteht. Diese Superreichen müssten bloß anständig besteuert und das Geld in diesen Sekundärkreislauf gepumpt werden, und schon wären alle wirtschaftlichen Probleme gelöst. Das Geld würde wieder in einem Kreislauf fließen, in dem dem Geld einer Ware gegenüberstünde, wie es ja sein soll; der Patient Staat wäre wieder gesund. Aus diesem Grund schlage ich ja eine exponentiuelle Steuerkurve vor, nach welcher die Superreichen mit Steuern von 90 % und mehr belastet werden. Mir ist selbstverständlich klar, das ebendiese Superreichen, denen ja auch die Presse gehört, "beweisen" werden, dass sich meine Idee nicht realisieren lässt, und dass ich ohnehin Kommunist bin und so weiter.


http://www.zeit.de/online/2006/03/lsd_basel?page=all

"...die Synthese aus Spiritualität und intellektueller Redlichkeit niemals auf der Ebene von organisierter Religion oder sozialen Bewegungen geben kann, sondern nur in Form individueller Lebensentwürfe. Den Mut und die Wahrhaftigkeit, die es braucht, um die Offenheit in beide Richtungen nachhaltig zu kultivieren, können am Ende vielleicht immer nur einzelne Menschen aufbringen. ..."



17.02.2010: Volksverdummung

Auf einer HP-Seite, auf der von Selbst- und Volksverdummern wie Olaf Henkel, Alan Posener und Bernd Raffelhüschen die Rede ist, darf Guido Westerwelle nicht fehlen. Von seiner Eselei war weiter oben im Text bereits die Rede; was damit gemeint ist, ist in Blogs wie diesem (X) - zufällige Auswahl - ausreichend kommentiert. Worauf ich hinaus will, ist eine andere These, die dieses unmögliche Verhalten der Drei hier Genannten und einer Reihe anderer "Experten", wie ich sie in "Aktuelles 20" genannt habe, erklären könnte.

Ich empfand es schon als geradezu ungeheuerlich, als Westerwelle es im Wahlkampf letztes Jahr wagte, zu behaupten, man müsse die Steuern senken, um die Staatseinnahmen zu erhöhen. Jetzt dieser unglaublich dämliche Vergleich von Hartz-IV-Beziehern und der dekadenten Römischen Herrscherklasse! (http://www.youtube.com/watch?v=IQbg2yFMqG4&NR=1)

Ich fürchte, Westerwelle & Co. sind gar nicht so dämlich, wie sie tun! Ich fürchte, sie spielen diese Dämlichkeit mit Bedacht. Sie führen etwas im Schilde; sie führen einen furchtbaren Plan aus. Ich glaube, man muss diesen Plan in Zusammenhang mit all diesen gescheiterten Schul- und Universitätsreformen sehen, mit all diesem unsäglichen Geschwafel über Bildung der unteren Schichten.

Es geht um die Zerstörung des rationalen Verstandes eines bestimmten Teiles der Bevölkerung. Ein einigermaßen Gebildeter erkennt sofort die Blödheit des Westerwelleschen Geschwafels und lässt sich von dieser Dummheit nicht anstecken. Aber diese Klientel interessiert diesen Milchbubi gar nicht. Er spricht ja gar nicht die Gebildeten an, sondern ausschließlich die Halbgebildeten = Halbverblödeten. Er machts wie BILD. Diese Zeitung ist ja auch nicht für Gebildete gemacht, sondern für die Halbgebildeten, deren Restverstand nun unterminiert und gänzlich ausgelöscht werden soll.

Wer das, was Westerwelle sagt, glaubt, wird aufgrund dieses Glaubens vollends in die Irre geführt. Offenbar braucht Deutschland Komplettidioten, und Westerwelle züchtet sie - gemeinsam mit BILD und dem Privatfernsehen. Der Neoliberalismus fordert - unausgesprochen zwar, aber systembedingt - die Wiedereinführung der Sklaverei. Es gibt keine wirtschaftlichen Gründe gegen die Sklaverei, nur moralische! Aber ebendiese Moral wird ja gerade abgeschafft! Sklaven - das sind jene Vollidioten, die nicht einmal auf die Barrikaden gehen, wenn sie für ihre Arbeit nicht bezahlt werden - sind sehr wertvoll, da sie die Produktivität erhöhen. Wer ohne Gegenleistung arbeitet, ist produktiver, als einer, der für dieselbe Arbeit bezahlt wird.

Ein Sklave bekommt kostenlos Essen, Kleidung und ein Dach über den Kopf. Und wenn er krank wird, bekommt er kostenlose Medizin, damit er schnell wieder arbeitsfähig wird. Sonst bekommt nichts. Ein Arbeiter, der von seinem Einkommen gerade mal Wohnung, Essen, Krankenkasse und Auto (mit dem er zur Arbeit fährt), bezahlen kann, verdient wie der Sklave: nichts!

Die Frau, die mir einmal erzählte, sie verdiene ganz gut, aber alles Geld gehe fürs Auto, die Miete, Heizung, Essen, notwendige Kleidung und ihr Kind, das sie allein erziehe, drauf, irrt, wenn sie glaubt, sie verdiene Geld. Sie verdient nichts! Wie ein Sklave. Das zum Leben Notwendige und die Steuern muss man vom Lohn abziehen. Was übrig bleibt zur freien Verwendung , das ist der wahre Lohn!

Ein Mensch, der nicht einmal merkt, dass er nichts verdient, muss ganz schön blöde sein. Offenbar gibt es in Westerwelles Augen nicht genug Blöde. Deshalb sieht er sich gefordert, nachzuhelfen. Deshalb seine dummen Sprüche. Sie sollen eine bestimmte Klientel ansprechen und anstecken mit einer Krankheit, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Siehe hierzu http://www.youtube.com/watch?v=YbeW9cnGSVU


17.02.2010: Politik unter Kontrolle der Finanzindustrie:

(X) Vor 14 Jahren sagte der damalige Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos: "Ich habe bisweilen den Eindruck, dass sich die meisten Politiker immer noch nicht im Klaren sind, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen." Das war damals keine kühle Analyse, sondern die Erklärung eines Mannes, der erreicht hat, was er wollte. Bei den zuhörenden Bankern, Managern, Politikern erntete er damals viel Beifall. Tietmeyer, heute Vorsitzender der Arbeitgeberorganisation "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", war stolz darauf, der Wirtschaftspolitik Fesseln angelegt zu haben. Tietmeyer war wichtiger Co-Autor des Maastricht-Vertrags und der sonderbaren Konstruktion des Euro unter dem Diktat des Stabilitätspakts.
Die Europäische Währungsunion wurde nicht geschaffen, um den Frieden in Europa zu sichern, wie Altkanzler Helmut Kohl seinen Bürgern mit sentimentalen Augenklappern weismachen wollte. Vielmehr ging es darum, den Absatz von Industrie und Handel den irrationalen Schwankungen der Devisenmärkte zu entziehen.

Ich erinnere mich, erst neulich gelesen zu haben, dass Tietmeyer beim letzten Treffen in Davos Ähnliches gesagt haben soll.


18.02.2010: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft INSM

http://www.insm.de/insm/Themen/Arbeit/INSM-Dossier-Mindestlohn/Ein-Mindestlohn-auch-fuer-Selbstaendige.html

Alle sprechen von Mindestlöhnen für Arbeitnehmer. Etwa von den 3 Euro Stundenlohn für die angestellte Friseuse. Wie verquer die derzeitige Diskussion verläuft, darauf hat die Präsidentin des Bundesverbandes der Selbständigen (BDS), Dorothea Störr-Ritter, in einem Namensbeitrag für "Die Welt" hingewiesen.

Über einen Mindestlohn für eine angestellte Friseuse in Ostdeutschland redet jeder, über ihren Chef spricht niemand. Muss es nicht auch Mindestlöhne für Selbständige geben? Natürlich nicht, das ist unsinnig. Es zeigt aber, wie einseitig diskutiert wird.

Niemand fragt, was dem kleinen Friseur- oder Gärtnermeister am Ende eines Arbeitstages an Einkommen bleibt. Denn wenn vom Umsatz die Kosten abgezogen, Mitarbeiter und Sozialversicherungsträger bedient worden sind, sind viele Selbstständige froh, wenn ihnen gerade mal drei Euro pro Stunde an eigenem Gehalt übrig bleiben.

Mein Leserbrief: Selbständiger und Angestellter

Wenn ich eine Firma auf eigenes Risiko gründe, ist das meine Sache. Wenn es gut geht, werde ich reich, wenn es nicht gut geht, war meine Arbeit umsonst. Als Firmengründer lebe ich zum großen Teil von der HOFFNUNG. Anders der Arbeiter, falls ich als Firmengründer einen einstellen würde: Ich kann doch von ihm nicht erwarten, dass er ebensowenig verdient wie ich, obwohl nur ich die Hoffnung habe, er jedoch nicht? Solange ich ihn nicht anständig bezahlen kann, muss ich meine Firma alleine betreiben oder den Arbeiter an Firma und Hoffnung beteiligen! Wenn er damit einverstanden ist. Ich verdiene noch NICHTS mit meiner neuen Imkerei, aber wenn ich jemanden einstellen würde, würde ich ihn anständig bezahlen.

Ergänzung am 19.02.: Hier liegt wieder einmal ein typisches Beispiel für die von INSM angewendeten Verwirrungstaktik vor. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen - wo es den von den Arbeitgebern bezahlten INSM-Leuten genehm ist, in einen Topf geworfen, und wo es ihnen nicht passt, werden beide unterschiedlich behandelt. Das geht natürlich nicht.

Wenn der Arbeitnehmer am Risiko der Firma beteiligt wird - und er nichts oder nur wenig verdient, wenn die Firma keinen oder nur geringen Gewinn abwirft, dann muss er auch am Gewinn beteiligt werden, wenn dieser hoch ist. Will der der Arbeitgeber den Arbeitnehmer nicht am Auf und Ab des Gewinns beteiligen, muss er einen fixen Lohn zahlen. Der Autor des o.g. Artikels will erreichen, dass der Arbeitnehmer "begreift", es sei gerecht, wenn er am Verlust oder geringen Gewinn der Firma mitträgt, nicht jedoch vom Gewinn profitiert, wenn er hoch ist. Eine Unverschämtheit.

Mehr über die INSM in Aktuelles22


Grüne Illusionen – Manna fällt vom Himmel

von Oswald Metzger

http://www.insm.de/insm/Themen/Soziales/ISNM-Dossier-Grundeinkommen/OSWALD-METZGER-Manna-faellt-vom-Himmel.html

Hat Oswald Metzger wenigstens ein einziges Argument gegen das Grundeinkommen gebracht?

 

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