Werkstatt 2
von Hans-Joachim Heyer

Titel: Nachdenken über Zeitlichkeit und Ewigkeit

Inhalt dieser Seite:

20.12.99: Präambel
24.11.99: Magie des Bewußtseins
26.11.99: Das Dao und der Raum
03.12.99: Das Dao und die Unsterblichkeit
11.12.99: Zur Relativitätstheorie
19.12.99: Schwarze Löcher
14.12.99: Der Anfang der Geschichte
17.12.99: Das Dao und die Unsterblichkeit - Teil 2
20.12.99: Hans-Georg Gadamers Kommentar zur Präambel


Präambel: "Die Menschen müssen deshalb sterben, weil sie es nicht gelernt haben, das Ende mit dem Anfang zu verknüpfen." (Alkmaion, Arzt der griechischen Antike)

 Magie des Bewußtseins

Heute Morgen in einem Traum ist mir klargeworden, daß das, was ich bisher "Magie" genannt hatte (s. „Phil. Essays: Magie in Frage und Antwort (MagieFrage.html) ), in Wirklichkeit eine Tätigkeit meines wahren Bewußtseins ist. Was ich bisher unter diesem Begriff verstanden hatte, war NICHT mein wahres Bewußtsein; es gehörte immer noch zu meinem Wissen! Mein wahres Bewußtsein ist das Unbewußteste dieses Wissens. Es ist völlig unsichtbar, unwahrnehmbar, unfühlbar, unwißbar und doch ist es die wahre Existenz.  Ich weiß schon länger, daß ich nicht gezielt oder geplant denken und fühlen kann. Es ist ja wohl unmöglich, sich vorher auszudenken, welchen Gedanken ich denken und welchen Plan planen möchte! Jeder Gedanke kommt scheinbar aus dem Nichts. Ebenso die Gefühle! Ich kann nicht einfach befehlen: Jetzt fühle ich Trauer! Jetzt fühle ich Glück! Solche Gefühle kommen von ganz allein. Sie kommen - wie meine Gedanken - scheinbar aus dem Nichts.

Und genauso ist es bei meiner Magie des "Es geschieht", die sich einen Dreck um den Zufall schert!  Es ist sagenhaft, wie mein unsichtbares Bewußtsein die sogenannten Naturgesetze ausmanövriert, ohne sie - aus der Sicht der Physiker und Otto Normalverbraucher - zu verletzen. Die Vorlesungen und Seminare, die ich an der hiesigen Universität besuche, sind plötzlich wie für mich persönlich gemacht. Alles was dort geschieht, ist reinste Einweihung für mich: ein materieller, weltlicher Traum meiner Seele, den ich deuten kann, wie jeden anderen meiner Träume: immerzu das rechte Wort, das rechte Geschehen am rechten Ort! Ich erforsche die Zeit. Plopp: Das gesamte Studium generale in Mainz hat fast nichts anderes zum Thema. Ich spreche mit dem Leiter dieses Fachbereichs, erzähle ihm, wie dieses Thema zu mir passe, daß die Erforschung von Raum und Zeit und BEWUSSTSEIN zu meinen Hauptinteressen gehören würden. Er antwortet: Im nächsten Semester widme sich das Studium generale hauptsächlich dem Thema "Bewußtsein"....

Es geht um meine neue Sicht des Bewußtseins. Hier sollte ich offenbar auf etwas Neues gestoßen werden. "Zufällig" besuchte ich philosophische Seminare über Jaspers und das Dao De Jing. Wie sich beide Themen ergänzen! Sagenhaft. Dann finde ich das Pessoa-Buch, worin der Autor ausführt, was das Dao De Jing, bzw. der vortragende Professor, nur andeuten. Es ist, als ob die Dozenten sich abgesprochen hätten. Ich leide unter Verfolgungswahn im positiven Sinne. Letztes Jahr schrieb ich noch Artikel über die "Wiederverzauberung der Welt" (Wiederverz1.html) - jetzt IST sie wiederverzaubert! ("Wiederverz2.html")

Im Bewußtsein, bzw. Wissen um die Nichtörtlichkeit meiner Seele ist es mir möglich, seelische Kontakte zu unter Umständen weit entfernten Freunden aufzuspüren. Wie unsere Seelen kommunizieren, was sie miteinander besprechen und planen, weiß ich nicht, aber Nachts habe ich Träume, die es mir gefühlvoll zeigen. Dann brauche ich die Träume nur zu interpretieren und schon habe ich das Seelengespräch in Worten vor mir liegen. Diese Seelenkommunikation wird noch ergänzt durch technische Kommunikation (Emails) und das Kartenlegen, das komischerweise fast genauso gut funktioniert, wie das Deuten von Träumen oder der materiellen Welt.

Scheinbar fremde Menschen klinken sich in diese Seelengespräche ein, lenken meine Aufmerksamkeit, ohne daß sie doch rational wissen können, worum es geht. Aber ihre Seelen wissen es.

Hinzu kommt ein völlig unerklärliches Phänomen: Wenn ich mit geschlossenen Augen meditiere, geschieht es mir manchmal, daß ich plötzlich Dinge sehe, als wären meine Augen offen: fremde Orte, seltsame Wesen, Kobolde, mein Zimmer von oben, Landschaften aus dem Tertiär und dergleichen. Ich kann mit diesen Bildern noch nichts anfangen, aber sie gehorchen dem Prinzip des "Es geschieht" und stammen sicherlich ebenfalls aus meiner Seele. (s. "Bewußtsein.html")

Das Dao und der Raum

 Das "Dao" des Lao-tse (Lao-tse: Tao Te King, Reclam 6798). Man kann es nicht mit den Sinnen erfassen. Darum ist es farblos, tonlos, gestaltlos. Es hat weder Ausdehnung noch Zeit; es ist wie ein Kreis mit unendlichem Radius oder Umfang; sein Mittelpunkt ist überall. Es ist wie ein Quadrat mit unendliche großer Fläche; so hat es keine Ecken! Es ist weder dunkel noch hell. Es ist die Urmutter alles Seienden und macht ihm nichts streitig.

All diese Beschreibungsversuche des Dao ließen mich an den "Raum" oder das "Weltall" denken. Der Raum selbst kann nicht mit den Sinnen erfaßt werden, aber alle Sinnesobjekte sind in ihm abgebildet. Sein Mittelpunkt ist überall und er ist unendlich groß und klein zugleich: Für einen Lichtstrahl - das Helle - hat der Raum keine Ausdehnung, da für ihn keine Zeit vergeht, bis er das All durcheilt hat. Also ist der Raum für das Licht nicht existent. Für das Licht ist der Raum ein Punkt, ein einzelnes Photon.  Ohne Licht ist der Raum unendlich groß. Für uns Menschen ist der Raum unendlich, und das Licht selbst unsichtbar. Sichtbar wird es erst als Reflektion an Gegenständen. Und erst an Gegenständen wird die Ausdehnung des Raumes meßbar. So treten die begrenzten Dinge und den Unbegrenzten hervor. Trotzdem müssen wir uns bewußt bleiben, daß wir in jedem Gegenstand, den wir sehen, Spiegelungen des Ursprungs des Lichtstrahl sehen: die Sonne, die Glühbirne. Und wir sehen den Ursprung nur, wenn das Ende des Strahlen in unser Auge gefallen ist. Und da es für das Licht keine Distanz gibt, gilt Goethes Satz vom sonnenhaften Auge.

Das Dao und die Unsterblichkeit

 Im Kapitel 25 des Dao De Jing heißt es: "Ein Wesen gibt es chaotischer Art, / Das noch vor Himmel und Erde ward, / So tonlos, so raumlos. / Unverändert, auf sich nur gestellt, / Ungefährdet wandelt es im Kreise. / Du kannst es ansehn als die Mutter der Welt. / Ich kenne seinen Namen nicht. / Ich sage Dao, damit es ein Beiwort erhält. / ... / Der Mensch nimmt zum Gesetz die Erde; / Die Erde zum Gesetz den Himmel; / Der Himmel zum Gesetz das Dao; / Das Dao nimmt zum Gesetz das eigene Weben.

Augustinus

schreibt (nach MEINER Auslegung) in seinem 11. Buch der "Bekenntnisse" (Reclam 2792, DM 18,-), daß sowohl die wissenschaftliche wie die alltägliche Sichtweise, die Gegenwart als Nullpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft zu sehen, falsch sein müsse, da es ihr entsprechend die Vergangenheit nicht gebe - sie ist vorbei - , die Zukunft nicht gebe - sie ist noch nicht - und die Gegenwart nicht gebe - sie ist gleich Null! Außerdem könne man nichts von zeitlicher Dauer messen, wenn die Gegenwart keinerlei Ausdehnung habe, worin die Dauer gemessen werden könne. Also müsse die Gegenwart zeitlich ausgedehnt sein, ohne Dauer zu haben, denn was Dauer habe, könne Dauer nicht messen. Also müsse die Zeit in dem Ausgedehnten der Gegenwart in sich selbst zurückfließen - Kreise bilden.

Karl Jaspers

schreibt (rororo-monographie, S. 88f), zitiert nach Saner: "Das Bewußtsein als Umgreifendes ist die gestaltende Macht in uns. ... Mein Geist formt eine Welt. Geist als Umgreifendes ist die gestaltende Macht in uns. ... Mein geistiges Produkt, das Werk, ist gleichsam der objektive Geist. Geist als Umgreifendes ist ... der endlos offene Raum der Ideen, dem sowohl meine geistige Aktivität wie das Werk entspringt. Dieser Raum bin insofern ich, als meine Phantasie werkschaffend wirkt; er ist aber auch mehr als ich, weil ich selbst in die Ideen als Teil eines Ganzen aufgenommen bin oder weil ich selber in das Werk eingegangen bin."

In diesen drei Zitaten liegt der Schlüssel zur Magie der Unsterblichkeit oder besser: zur Magie der Erlangung des Ewigen. Ein Philosoph, dessen Namen ich leider vergessen habe, sagte, das Dao sei das Denken des Denkens. Man findet das Dao, wenn "das Denken zu Kreisen sich schließt" - siehe mein Gedicht Nr. 18 "Geheimwissenschaft" (in "Gedichte.html") - dann "bläht" sich sozusagen der Nullpunkt der Gegenwart zu einem umfassenden Gewebe auf, welches dann uns selbst enthält, wie Jaspers richtig schreibt. Ich bin dann ewiger Magier, wenn ich es schaffe, mich selbst in meinen strukturierenden Mythos vollständig einzuweben. Dann bin ich Geschöpf und Schöpfer meiner selbst in einem Umfassenden und habe zum Gesetz genommen das eigene Weben meiner Gedanken: Denken über Denken, Reflexion!

Hermann Lübbe

Im Gegensatz zum Aufblähen gibt es die "Gegenwartsschrumpfung". Dieser Begriff stammt vom Baseler Philosophen Hermann Lübbe („Im Zug der Zeit - verkürzter Aufenthalt in der Gegenwart“. Berlin/Heidelberg 1992), der zeigt, daß die Menschen zunehmend zugleich vergangenheits- und zukunftsorientiert leben würden und immer weniger in der einzig wahren Gegenwart. Die Menschen flüchten (denkend) in Zukunftserwartungen und Nostalgieträumen (denken nicht mehr übers Denken).  Dadurch würde die lebendige Gegenwart schrumpfen, bis hin zum Tod der geschrumpften Seelen der Menschen.

Ich weiß, dies ist schwer zu kapieren. Aber es lohnt sich über die vier Zitate, das Gedicht und meinen Kommentar ein paar Jahre nachzudenken. Schließlich winkt die Ewigkeit! - Oh Gott! Was habe ich eben geschrieben??? Ein paar Jahre nachdenken über eine einzige Sache!?!? Das ist doch völlig aus der Mode, hab doch für sowas keine Zeit. Der Fortschritt mit seinen Neuerungen rast dahin; daß man kaum Schritt halten kann, und da soll ich ein paar Jahre nachdenken?! Das ist ja Wahnsinn! - Richtig. Aber wie kommt es, daß ich beispielsweise diese Zeit habe?

Zur Relativitätstheorie

Es hat schon über hundert Versuche gegeben, die Relativitätstheorie zu widerlegen. Der neueste Anschlag auf die Theorie findet wohl bei den Experimenten zum Tunneleffekt statt, da Elektronen beim sog. "Tunneln" Geschwindigkeiten zurücklegen sollen, die das Mehrfache der Lichtgeschwindigkeit betragen. Aber wie sagte ZDF-Wissenschaftler Joachim Bublath ganz richtig: „Auch diese Experimente werden der Relativitätstheorie keinen Schaden zufügen können.“ Das bleibt nun mir vorbehalten, auch wenn’s an der Physik nichts ändert.

Am 1.12. hielt Prof. Dr. Klaus Mainzer, Lehrstuhlinhaber für Philosophie und Wissenschaftstheorie und Dozent der Bayrischen Elite-Akademie,  Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Komplexe Systeme und Nichtlineare Dynamik, in Mainz einen Vortrag über "Zeit, Kosmos und Leben". Es war kein philosophischer und auch kein wissenschaftstheoretischer Vortrag, sondern ein wissenschaftlicher. Mainzer trug der Zuhörerschaft die evolutive Entwicklung des Kosmos vom Urknall bis zum heutigen Menschen vor. Erst in der Diskussion in kleiner Runde bei Wein und Gebäck wurde es interessant: Mainzer behauptete, daß die Welt wie gehabt weitergehen würde, wenn demnächst die Weltformel gefunden sei, denn diese erschlösse ein System, das nicht zu spezifischen Voraussagen fähig sei. Ein anderer anwesender Professor meinte dazu ganz richtig, das sei ja wie hölzernes Eisen.

Ich fragte Prof. Mainzer, ob sich die Naturwissenschaft nicht versündigte, wenn sie ohne Grund darauf verzichte, erkenntnistheoretisches Wissen zu benutzen, nämlich das Wissen, daß Raum und Zeit Wahrnehmungsformen des menschlichen Geistes seien, und daß Materie aus derselben Substanz bestehe, wie unsere Träume, da die Welt ein Gesellschaftstraum sei.  Prof. Mainzer leugnete NICHT die Richtigkeit meines Einwandes - wie KÖNNTE er auch: strikt leugnen tun das nur noch Tölpel! Stattdessen sagte er: "Wir (Wissenschaftler) brauchen das nicht! - Es geht auch ohne dies!"

Diesen Verzicht - ich sage lieber: dieses TABU!!! - erlebe ich tagtäglich, besonders in akademischen Kreisen. Ich hatte (ebenso wie der o.g. andere Prof.) sofort den schwachen Punkt Mainzers Denkens getroffen. Ohne diesen Verzicht auf bestimmte Gedanken kommt man ganz leicht auf die Widerlegung der Relativitätstheorie: Nähert sich ein Teilchen der Lichtgeschwindigkeit an, kann es immer schlechter von uns abgebildet werden. Wir ordnen alle Informationen räumlich und kausal ein. Bei hohen Objektgeschwindigkeiten sind WIR einfach nicht mehr schnell genug: WIR kriegen das Abbilden nicht mehr in die REIHE: Distanzen verändern sich; die Reihenfolge von Wahrnehmungen kommt durcheinander. Die Mängel unserer Datenverarbeitungen treten immer deutlicher zutage. Und mit dem Zutagetreten dieser Mängel tritt auch das Wissen eindringlich erlebbar zutage, daß Raum und Zeit interne, subjektive Größen sind, daß wir in einem Gesellschaftstraum leben und die Herren der Welt Herren unserer Träume sind, die wir, wenn wir wollen, leicht abschütteln können, wenn wir nur wüßten wie! (Hier liegt ja der Ansatzpunkt meiner Akademie für Lebenskunst.) Dieses Wissen soll aus politischen Gründen verheimlicht werden. Jetzt ist auch klar, warum Mainzer auch Dozent auf einer Elite-Uni ist und seine Bücher sogar ins Chinesische übersetzt werden. Er ist ein fast genialer Verschleierer.

Einsteins „Inertialsysteme“ sind die subjektiven Universen, die kognitiven Raum/Zeit-Gebilde, wie ich sie in meinen Artikeln über den Radikalen Konstruktivismus beschrieben habe. Jeder Mensch trägt ein Inertialsystem mit sich herum; jeder lebt in seiner eigenen Welt; und die Relativitätstheorie beschreibt nur die Verhältnisse, wenn sich mehrere Menschen mit ihren Welten ineinander abbilden. (Siehe "Konstruktivismus.html")

 Schwarze Löcher

Wer alle Beiträge dieser Seite aufmerksam liest, wird feststellen, daß es von zentraler Bedeutung ist, die Zeit zu Kreisen zu schließen - in unserm Geist, um ein ewiges Bewußtsein zu erzeugen, aber auch in der Welt, um die Wirklichkeit des Universums und der Natur zu verstehen. In DEGUFORUM Nr. 12 schrieb ich einen Absatz über Schwarze Löcher, wo sich ebenfalls die Zeit zu Kreisen schließt. Hier ist er:

Meine Vorstellung von Zeit und Schwarzen Löchern:

Hinter der physikalischen Zeit gibt es noch eine andere Zeit, von der die Wissenschaft noch nichts weiß. Stellen Sie sich einmal vor, Sie flögen mit einem Raumschiff in ein Schwarzes Loch, d.h. Sie umkreisen es vorerst in Höhe seines Ereignishorizonts - dort, wo das Licht in einer Kreisbahn um das Loch fliegt. Wie würde das für Sie aussehen? Etwa so: Nehmen wir an, Sie flögen im Uhrzeigersinn um das Loch. Dann wäre das Loch rechts von Ihnen. Die Krümmung des Lichtes, das Ihnen "vorauseilt", würden Sie nicht sehen; für Sie geht alles Licht weiterhin geradeaus. Sie könnten dann jahrelang "geradeaus" fliegen und trotzdem immer rechts das Schwarze Loch und links das normale Universum sehen. Das Loch wäre nun keine Kugel mehr, sondern eine Hälfte des Weltraums. Diese Hälfte würde jedoch keine Sterne des normalen Weltalls beinhalten, sondern nur das Schwarze Loch. Über und unter Ihnen würde das Licht auch in einen Kreisbogen umgelenkt werden. Also würden Sie dort auch keine Sterne sehen, sondern das Schwarze Loch. Sie könnten jetzt also zwei unendliche Universen nebeneinander sehen! Nun biegen Sie etwas nach rechts ab, dem Schwarzen Loch entgegen. Das würden Sie folgendermaßen erleben: Die ganze rechte Seite des sternenlosen Weltraums - des Schwarzen - Loch - Bereichs - würde nun nach links übergreifen. Das normale Weltall würde plötzlich völlig verschwinden und Sie würden in einem anderen räumlichen Universum fliegen. Die Zeit, die jetzt verginge, wäre im normalen Universum eine Nullzeit; dort würde keine Zeit vergehen, weil die neue Zeitachse senkrecht auf der alten stehen würde. Es ist also für Sie eine neue Zeit entstanden, weil Sie die alte Zeit in einen Kreis gezwungen haben.

Dies kann man auch in seinem Geist machen: Wenn Sie sich völlig bewußt gemacht haben, daß es nur Gegenwart gibt und Vergangenheit und Zukunft nur Projektionen sind, werden Sie feststellen können, daß Sie über ein Leben außerhalb der physikalischen Zeit - in der Ewigkeit - verfügen. Jesus sagte sinngemäß: Ich war, bevor Abraham geboren wurde; ich bin, ehe die Welt geschaffen wurde. Sicher haben Sie auch schon einmal einen stundenlangen Traum innerhalb weniger Sekunden geträumt.

Übrigens sind Schwarze Löcher gar nicht so selten: Jedes Atom ist eins. Und Ihr Bewußtsein selbst ist auch eines. Es macht Raum und Zeit. Es kann das, weil es selbst ohne Raum und Zeit ist: eine ewige Singularität. Bewußtsein ist etwas Ungespaltenes, eine Einheit, eine Singularität. Doch die geistigen Bewegungen des Bewußtseins geschehen auch in einer Zeit. Was es mit dieser Zeit auf sich hat, kann auch ich nicht sagen.

30.8.2003: Bei meiner Lektüre von Artikeln neueren Datums über Schwarze Löcher fällt mir ein wesentlicher Unterschied zu Artikeln älteren Datums (15 Jahre und früher) auf. Früher hieß es jedenfalls, daß Sonnen mit der dreifachen Masse unserer Sonne (und mehr) im Alter als Nova explodieren und die Kerne zu Neutronensternen kollabieren. Übertreffen die Neutronensterne allerdings eine bestimmte Masse, kommt der Kollaps nicht zum Stillstand. Die Neutronensterne kollabieren weiter zu Schwarzen Löchern: Wo selbst Neutronen miteinander verschmelzen, verschwinden diese, indem sie sich in Energie umwandeln. Da aber diese Energie den Ereignishorizonzt nicht verlassen kann, verschwinden die Schwarzen Löcher aus dem Universum. Die Raumkrümmung ist in diesem Fall unendlich. Im Beispiel mit der Trampolinmatte, die den ebenen Newtonraum symbolisiert und den in ihr liegenden, die Matte eindellenden Eisenkugeln, die die raumkrümmenden Sonnen symbolisieren, müßten Schwarze Löcher als Kugeln dargestellt werden, die so schwer sind, daß die Seitenwände der Matte um die Kugel herum senkrecht stehen müßten: Die Raumkrümmung des Newtonraumes wäre so stark, daß der Raum um das Schwarze Loch aus der Matte herausreißen würde. Das Schwarze Loch würde zu einem Paralleluniversum mutieren. Dieser Kollaps würde etwa drei Sekunden (?) benötigen. Da aber das S.L. von einem Ereignishorizont umschlossen sei, würde man diese drei Sekunden auf Jahrmillionen oder gar Jahrmilliarden gedehnt beobachten. In den älteren Zeitschriften wurde die Frage diskutiert, ob die Schwarzen Löcher "in Wahrheit" nicht schon alle verschwunden seien und wir nur noch ihr Restlicht (in der Abwicklung) wahrnehmen würden, welches nach dem Verschwinden des S.L. aus der Falle des Ereignishorizontes frei würde. Als Gravitationszentren würden die S.L. jedenfalls nicht infrage kommen.

Was ich nicht verstehe, ist, daß heute keine Rede mehr vom Kollaps der Neutronensterne in drei Sekunden (drei Minuten?) ist, keine Rede vom Verschwinden in Paralleluniversen oder Wurmlöchern und dem Wiederauftauchen der Energie in sog. Weißen Löchern oder als gleichmäßige Hintergrundstrahlung. Wer kann mich hier aufklären?

Der Anfang der Geschichte

Warum zerstört Technik die Natur? Weil Technik in der linearen Zeit stattfindet und die Natur in zyklischer. Die Natur kennt keinen Fortschritt: In ihr ist alles vollkommen. Den evolutiven Fortschritt hat es nie gegeben. Der Mensch sieht ihn in die Natur hinein und kann die Natur nun nicht mehr anders sehen, als einem (menschlichen) Ziele/Ende zustrebend. Die Dinosaurier waren nicht primitiver, als die Säuger. Solange der Mensch die Begriffe "Mutation" und "Auslese" benutzt, hat er nichts verstanden, denn die Natur "mutiert" aus sich selbst und liest selbst aus in geschlossenen zyklischen Prozessen. Es sind keine äußeren formenden Kräfte am Werk, die die Natur vorantreiben. Die alten Griechen wären nie auf die Idee gekommen, eine "Philosophie der Geschichte" zu schreiben. "Selbst der Erzieher Alexander des Großen (Aristoteles) hat der Geschichte keine einzige Schrift gewidmet und schätzte sie gegenüber der Dichtung gering, weil die Geschichte nur von Einmaligem und Zufälligem handelt, Philosophie und Dichtung aber vom immer-so-seienden." (Karl Löwith: Weltgeschichte und Heilsgeschehen, S. 14). Philosophie handelt vom Ewigen; Geschichte und "Naturwissenschaft" von Prozessen, die der Zeit unterworfen sind. Philosophie versteht (die Verhältnisse und Strukturen in der ewigen Gegenwart) und die Wissenschaft erklärt (nach dem "wenn-dann-Schema" linear/kausale Ursachen und Folgen). Bewußtsein gibt es nur in Gegenwartsstrukturen. Da die Natur zyklisch ist, die Naturwissenschaft nur den linearen Blick kennt, ist ersichtlich, daß Naturwissenschaft nichts anderes, als die Natur vergewaltigen und Bewußtsein zerstören kann. Sie kann die Natur niemals verstehen, ebenso wenig wie ein Politikwissenschaftler die Politik oder ein Historiker die Vergangenheit verstehen kann. Der rationale Verstand kann nur nachträglich rechtfertigen. Was auf irrationale Weise lebendig zustandegekommen ist, selektiert der Verstand nach logischen Kriterien und filtert auf diese Weise aus dem zyklischen Gewebe eine lineare Faser heraus.

Die alten Griechen haben nicht in der Geschichte gelebt. Wir Heutigen haben sie dort erst hineingepreßt. Die Griechen lebten nicht in der Zeit. Sie lebten nicht in unserer Welt, sondern in einer, in welcher die Götter noch unter ihnen weilten und sie selbst nicht weit von ihnen entfernt über magische Kräfte verfügten. Da sie in der ewigen Gegenwart leben, leben sie auch heute, und wir der Zeit Unterworfenen, wir Verworfenen, sind nur ihre unbewußt dahinvegetierenden Sklaven.

E.M.Cioran

schreibt in "Die negative Seite des Fortschritts" aus Sloterdijk (Hrsg.): "Berichte zur Lage der Zukunft", S. 660: "Das Dasein hätte einen Sinn haben können, wenn es uns gegeben worden wäre, dem Alptraum des Werdens zu entkommen. Da wir unfähig sind, uns die ewige Gegenwart vorzustellen, gelingt es uns auch nicht, das Paradies zu imaginieren. Diese Unfähigkeit wird immer schlimmer, je weiter wir voranschreiten. Man kann behaupten, daß die Geschichte als Ganzes auf eine Hypertrophie, ja, eine Perversion unseres Sinnes für die Zeit hinausläuft. Den Aberglauben an das Beste erfunden zu haben, die Vorstellung, daß jeder Schritt vorwärts ein Sieg über das Böse bedeutet, daß das Werden als solches notwendig ein positives Prinzip in sich birgt - das ist unser verderbliches Privileg. ... Zweifelsohne kommen wir voran, aber wir machen keine Fortschritte. ZAHLEN müssen wir für alles. Für jede Tat müssen wir büßen. Der geringste Schritt vorwärts wird eines Tages bereut, denn all unsere Errungenschaften wenden sich letztlich gegen uns..."

Warum? - Weil wir unsere Seelen zerreißen, wenn wir sie der linearen Zeit unterstellen. Jeder Schritt in die Zukunft wird mit einem andern in die Vergangenheit erkauft, so daß die Vergangenheit immer als "sinnvolle Vorbereitung der Zukunft" (Löwith) erscheint. Wenn wir uns nicht akzeptieren, wie wir sind - nur dann wollen wir - in Zukunft - anders sein und planen eine Handlung. Aber jede Nichtakzeptanz unseres Seins ist ein Selbstbetrug, der karmisch bestraft wird. Wir sind ewige Seelen, vorstellbar als Eier, auf deren Schale unten unser Geburtspunkt und oben unser Todespunkt aufgemalt ist. Legen wir dieses Ei unter einen wissenschaftlichen Scanner, wird es scheibchenweise abgetastet: Zuerst der Geburtspunkt, dann die Scheiben unserer körperlichen Entwicklung; am Schluß der Todespunkt. Würden wir uns nicht scheibchenweise wahrnehmen, sondern als Ganzes, wären Geburt und Tod nur zwei unbedeutende Kleckse auf unserer Schale.

Kann bewiesen werden, daß es im zeitlos Ewigen Menschen gibt, die den Göttern gleich die Zeit beherrschen? Ja, wenn Archäologen menschliche Spuren in sämtlichen erdgeschichtlichen Epochen finden würden. Und sie wurden gefunden. Man lese beispielsweise "Verbotene Archäologie" von Thompson/Cremo. Unsere Angst vor Paradoxien wird uns von den HerrenderWelt.html eingeredet. Diese Paradoxien geschehen ständig um uns herum und in uns; wir sind nur blind ihnen gegenüber, da wir zur Rationalität erzogen worden sind. Die Welt ist, wie oben schon beschrieben, keineswegs im Fluß der Zeit befindlich; sie besteht aus innig verwobenen kleinen und großen Zyklen, in welche unsere lineare Vernunft den Zeitfluß, die Geschichte, hineinsieht. Menschen, die die lineare Zeit aus ihren Köpfen eliminiert und sich in die zyklische Zeit hineinbegeben haben, sind jederzeit unter uns und tun für uns unsichtbar ihr Werk. Sie sind für uns Zeitreisende, da für sie die Vergangenheit ein Teil der Gegenwart ist.

In "Die Zeit geht krumme Wege"

von Heike Behrend ist das Zeiterleben der Tugen aus dem heutigen Kenia beschrieben. Die Tugen lebten in einer zyklischen Zeit von etwas über 100 Jahren, in welcher sich angeblich alles wiederholte. Die Ältesten, die den jüngeren Generationen die Geschichte ihres Volkes erzählten, prophezeiten damit auch gleichzeitig die zukünftigen Ereignisse, denn was war, wird auch wieder sein. Trotzdem waren willkürliche Veränderungen möglich, indem die Ältesten (unrühmliche) Ereignisse vergaßen und (rühmliche) hinzuerfanden.

Die Kolonisation der Europäer brachte die zyklische Zeit durcheinander. Zitat: "Heute beschweren sich die Ältesten, daß sich seit der Ankunft der Europäer ihre Prophezeiungen nicht mehr erfüllen. Die Europäer zerstörten die verläßliche Verbindung von Überlieferung und Prophezeiung. Sie brachten den Ablauf der Ereignisse durcheinander. Denn die Zukunft löst sich immer mehr aus dem Kreislauf des Immer-Gleichen und entläuft in eine stets neue Ereignisse produzierende Zeit, die sich nicht mehr mit den vergangenen gleichsetzen lassen. ... Erschufen und kontrollierten in vorkolonialer Zeit die Ältesten die Zeit, so beginnt nun die abstrakte Zeit zu herrschen. ... Im Augenblick existieren beide Zeitvorstellungen, die zyklische und die lineare, nebeneinander. Die Ältesten benutzen weiter die Altersklassenzeit, die sie manchmal aber auch schon in die chronologische Folge der Jahre übersetzen. Und die Jungen benutzen hauptsächlich die lineare Zeit."

Das Dao und die Unsterblichkeit - Teil 2

Im 16. Kapitel des Dao De Jing heißt es: "Heimkehren zum Wurzelgrund heißt: Stille finden. / Und dies nennt man: sich zum Schicksal kehren. / Sich zum Schicksal kehren heißt: ewig sein. Das Ewige kennen heißt: erleuchtet sein. / ... / Sinkt hin sein Leib, ist er ohne Gefahr."

"Heimkehren zum Wurzelgrund" heißt, daß man sein Leben nicht ständig voranschreitend führen soll, sondern eine geistige Rückwendung zum Anfang/Ursprung, zu den Wurzeln,  machen soll. Auf diese Weise schließen sich die Lebensprozesse zu einem Kreis. Dasselbe bedeutet auch der Vers "sich zum Schicksal kehren". Man soll sein lineares Schicksal, das von Geburt zum Tode führt, durch Besinnung auf seinen Urgrund zu einem "Rad des Schicksals" runden, um den Lebenskreis zu schließen. Als Kreis hat man kein Ende, ist ewig, hat den Sinn (das Sein) gefunden und ist erleuchtet, denn Bewußtheit gibt es ebenfalls ausschließlich in Kreisprozessen, nicht in linear fortschreitenden. Darum sagt der Weise: Es gibt keinen Fortschritt, denn wer geradeaus fortschreitet, "wer nicht das Ewige kennt, / Schafft sinnlos Unheil" (aus Kap. 16).

Wie schafft man es, seine Lebensprozesse "zu runden", auf das, wie das 16. Kapitel verspricht "Sinkt hin der Leib, ist er ohne Gefahr"? Wie erreicht man das Überleben des Bewußtseins, wenn der Körper stirbt? Das Dao De Jing gibt die unmißverständliche Antwort: Was kreist, bleibt; was gerade ist, vergeht. Wie man das praktisch macht - nun, das lernt man in der „Schule für Lebenskunst“!

Man glaubt es mir zwar nicht, aber hätten die Menschen mehr Glauben, wäre dies Wissen nicht verlorengegangen. Ich besuche zur Zeit ein Seminar über das Buch "Dao De Jing" und habe die Möglichkeit, mit den anderen Studenten über unsere Eindrücke zu reden. Und immer zeigt sich: Sie erkennen keine Möglichkeit, das Gelernte ins praktische Leben zu übernehmen. Diese Unfähigkeit der Studenten ist dermaßen weit verbreitet, daß ich mir wirklich keine Sorgen machen muß, hier etwas zu verraten, sodaß meine „Schule für Lebenskunst“ überflüssig werden könnte. Da müssen betonplattendicke Barrieren aus den Köpfen der Menschen beseitigt werden, ehe sie nicht mehr nur von der "Rückwendung zum Wurzelgrund" wissen, sondern es auch tatsächlich tun können.

Hans Georg Gadamer

schrieb zu dem Spruch des Alkmaion (siehe: Präambel) folgendes: "Was ist mit diesem Wort, dessen Tiefe uns erschrecken läßt, gemeint? Auf der Hand liegt, daß eine zyklische Struktur darin impliziert ist. Daß der Prozeß des Lebens ein Kreislauf ist und daß sich Leben vor allem dadurch von sogenanntem toten Seienden unterscheidet, daß es sich im Kreislauf seiner Regeneration ständig erhält, ist eine Grundansicht, von der aus der Arzt Alkmaion gewiß auch das Gesundsein des Menschen als eines organischen Wesens begriffen hat. Es macht das Sein des Lebendigen aus, im rhythmisch sich wiederholenden Prozeß ständig in sich zurückzumünden und eine beständige Wiederherstellung von Gleichgewicht zu sein."

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