Werkstatt 3
von Hans-Joachim Heyer
Inhalt dieser Seite:
18.12.99: Abenteuer
21.12.99: Alte Zeitungen
22.12.99: Einheit und Vielfalt
12.01.2000: Das Böse (nach Kant), Hannah Arendt zum tätigen Leben
3.03.2000: Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel.
Abenteuer
Unser Leben währt 80 Jahre und wenn’s hoch kommt, 100. Und während dieser Spanne wollen wir möglichst viel (Schönes) erleben. Wir ziehen in die Welt hinaus, hin zu den Orten, wo man was erleben kann und tatsächlich: Dort ist was los! Da geht die Post ab! Super! Gern weisen wir dann diesem Ort die Qualität "abenteuerlich" zu - und schon haben wir uns getäuscht! Der Ort hat mit dem Erlebnis nichts zu tun: Die Leute, die dort tagtäglich arbeiten müssen, erleben nichts. Nein, das Erlebnis entsteht erst mittels deiner Phantasie in deinem Geist. Wenn ich verreise und viel erlebe, stumpfe ich dermaßen ab, dass ich mich langweile, wenn ich danach wieder allein bin. Bin ich wieder etwas länger allein, kommt die Phantasie wieder zurück, wächst und wird dermaßen groß, dass ich von einem Abenteuer ins nächste stürze oder ich wieder in die Welt hinausgehe, um sie zu mindern. Daraus die Lehre:
Steigere deine Phantasie, wenn du mehr erleben willst. Suchst du nur anregende Orte auf, wird deine Phantasie abstumpfen, und du wirst immer weniger erleben. Meide abenteuerliche, lärmende Orte, suche in dir selbst die Grenzen deiner Gedanken und erweitere sie; dann wird sich auch deine Phantasie erweitern. Wie sucht man die Begrenzungen seiner Gedanken? - Indem man seine Weltanschauung herausfindet, sich ihre Bedingungen klarmacht und diese hinterfragt. - Indem man also philosophiert. Ich habe herausgefunden, dass Philosophen am meisten erleben.
Es gibt also ein inneres Erleben und ein äußeres. Das innere bezieht sich auf sich selbst, und da sich die Zeit an der Erlebnisform orientiert, schließt sich beim inneren Erleben die Zeit zu Kreisen und man entwickelt Bewusstsein und seine ewige Seele. Äußeres Erleben, also Erlebnisse, deren Ursache wir der Außenwelt zuschreiben, werden zwar erst dann wahrgenommen, wenn sie verinnerlicht worden sind, aber sie unterscheiden sich von reinen inneren Erlebnissen dadurch, dass sie nicht auf sich selbst, sondern auf etwas Anderes bezogen sind. Dadurch kommt es nicht zu Zeitkreisen, sondern zu offenen Erlebnissen in linearer Zeit. Aber wo der Mensch offen ist, wird er zur Funktion, zur Durchgangsstation der Zeit und verliert Existenz. Der alternde Mensch merkt, dass immer mehr Zeit durch ihn hindurchfließt. Am Ende ist er nur noch Gefäß ohne Inhalt und stirbt. Nur als erkennender Beobachter - er beobachtet ja aus zeitloser Position, wie die Zeit verrinnt - bleibt er.
Wie gewinnen wir das ewige Leben? Indem wir uns nicht mit Vergänglichem, sondern möglichst nur noch mit Ewigem beschäftigen. Dies forderte schon Aristoteles, wie ich auf der Werkstattseite 2 geschrieben habe. Geschichte war für Aristoteles kein sinnvolles Thema, da sie sich nur mit einmaligen Ereignissen beschäftige; Philosophie hingegen beschäftige sich mit Unvergänglichem und sei deshalb von edler Natur. Wenn wir beispielsweise die Kriege der Menschheitsgeschichte aufzählen, beschäftigen wir uns mit Vergänglichem und machen unsern Geist vergänglich. Wenn wir uns fragen, was generell Krieg sei, beschäftigen wir uns mit Ewigem, denn Krieg ist immer Krieg. So können wir sagen: Verstehen bringt Ewigkeit; Handeln und Auswendiglernen bringt Vergänglichkeit. Alles was bei einer Zeitungslektüre bloß aktuellen Wert hat, was also morgen schon nicht mehr von Interesse ist, ist vergängliches Wissen; alles was bei der Zeitungslektüre immer aktuell bleibt, was selbst bei alten Zeitungen interessant bleibt, ist näher an der Ewigkeit dran. Deshalb empfehle ich, eine Zeit lang ALTE ZEITUNGEN zu lesen, um ein Gespür dafür zu bekommen, was vergänglich ist und was ewig.
Die Tugen aus Kenia lebten in einer Kreiszeit - siehe Werkstattseite 2. Ein Blick zurück war für sie identisch mit einem Blick in die Zukunft. Prophezeiungen und Orakelbefragungen hatten bei den Tugen tatsächlich funktioniert. Unter welchen Bedingungen würde für uns zB das Kartenlegen funktionieren? - Es funktioniert für uns in dem Maße, in dem wir ebenfalls in der Kreiszeit leben. Aus diesem Grund frage ich beim Kartenlegen nie: Was wird aus dem Menschen? Sondern: Was ist mit ihm? Und aus dem, was ist, kann ich auf die Zukunft schließen, denn man wird, was man ist - dem Charakter nach, nicht den Handlungen nach. Nun weiß ich, warum bei mir das Kartenlegen funktioniert. - weil ich mich beim Kartenlegen in der ewigen Gegenwart aufhalte. In diesem Zusammenhang möchte ich auf meinen Extraservice - siehe Indexseite - hinweisen.
Das Ergebnis meiner Zeitforschungen ist, dass es zwei Menschentypen gibt: Menschen, die in Kreiszeit und solche, die in linearer Zeit leben. Erstere sind Inhalt; zweitere sind Form. Beide Typen brauchen einander. Platon nannte diese Typen Philosophen und Krieger, bzw. die Tapferen und Besonnenen: "Dies also wollen wir sagen sei die Vollendung des Gewebes der ausübenden Staatskunde, dass in einander eingeschossen und verflochten werde der tapferen und der besonnenen Menschen Gemütsart, wenn die königliche Kunst durch Übereinstimmung und Freundschaft beider Leben zu einem gemeinschaftlichen vereinigend, das herrlichste und trefflichste aller Gewebe bildend, alle übrigen Freien und Knechte in den Staaten umfassend unter diesem Geflechte zusammenhält...". - Die Menschen der Kreiszeit bilden die Welt derer, die in linearer Zeit leben. Sie stecken den Rahmen ab, den die anderen bloß auszufüllen vermögen: sie verdinglichen die Welt, machen sie undurchsichtig und fest. Heidegger schrieb, der Mensch sei der Hirte des Seins; er baue sich selbst das Haus des Seins. Der Mensch ist so, wie er sich konzipiert; er erschafft sich selbst, ausgehend von seinem Dasein, das er von seinen Schöpfern unfreiwillig mitbekommen hat. Gleichwie bei den Tugen die "Ältesten" Herren der Zeit und der erlebten Wirklichkeit waren, gibt es auch für uns Herren der Zeit und der erlebten Wirklichkeit. Es gibt Jenseitige und Diesseitige - Philosophen und Wissenschaftler - Vergeistigte und Verweltlichte - oder wie Apostel Johannes in Joh.3.31 schrieb: "...Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt niemand an...". Wie wahr!
Im Buch "Interkulturalität - Grundprobleme der Kulturbegegnung" las ich im Beitrag von Dieter Kramer "Anderssein, ein Menschenrecht", dass sich die Anzahl der "Ethnien" in letzter Zeit ständig erhöhe. "Jederzeit können neue Gruppen sich als eigene Ethnie konstituieren und Selbstbestimmung verlangen...." so geschehen im Baskenland, in Jugoslawien, in diversen Kaukasusprovinzen, in Osttimor, die Tamilen in Südindien usw usw.. Als ich das las, musste ich an eine TV-Dokumentation denken, die zeigte, dass zB die Werbeplakate für Coca-Cola sich bis in den letzten Winkel dieser Erde ausgebreitet haben (Globalisierung): Die Ethnien werden zwar immer häufiger, aber auch immer ähnlicher! Was für Völker und Volksgruppen gilt, beobachte ich auch an einzelnen Menschen: Sie werden immer egoistischer; ihr Bedürfnis nach Abgrenzung und Anderssein wächst ins Unermessliche, aber tatsächlich werden genau diese Leute einander immer ähnlicher! Dieselbe Entwicklung bei den Fernsehprogrammen: Je mehr Sender wir bekommen, also je größer die Vielfalt bei der Anzahl der Programme, desto größer auch die Einheitlichkeit der Inhalte: In ALLEN Programmen sind die Informationen identisch.
Welches Naturgesetz wirkt hier? Ich glaube, es ist der materialistische Monismus, der das bewirkt. Die Menschen merken, dass sie unterzugehen drohen im Meer der Gleichheit, im Heer der Konsum- und Arbeitssklaven. Sie wehren sich dagegen, leider mit falschen Mitteln. Alle wollen diesem Gleichmacher entfliehen, aber da es alle sind, bleiben sie in der Masse, gleichgültig, wohin sie auch rennen. Intuitiv habe ich das anders gemacht: Ich wies schon mehrmals darauf hin, dass man sich auch mit dem, was man ablehnt, versöhnen, befreunden, muss, um es überwinden zu können, damit es den Platz erhält, der ihm gemäß ist: Rationale Systeme (Wissenschaft, Kapitalismus) müssen dem lebendigen Geist dienen. Man kann dem Gleichmacher nicht entfliehen; aber man kann einfach SEIN, sich selbst suchen, erziehen, verantwortlich machen.
Immanuel Kant schrieb 1793 in seinem Werk "Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" über das "radikal Böse", das aus dem Aufeinanderwirken zweier Triebfedern menschlichen Handelns entstehe. Es gebe die (erste) Triebfeder der natürlichen Neigungen und Leidenschaften, den natürlichen Trieb zum Glücksgefühl, die er mit den Tieren teile. Das Tier folge diesem Trieb, ohne dabei böse sein zu können, denn ihm fehle die zweite Triebfeder, die ausschließlich dem Menschen zu eigen sei.
Diese zweite Triebfeder sei der "Kategorische Imperativ", das moralische Gesetz, das laute: "Handle so, dass der letzte Grundsatz deines Handelns jederzeit Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung werden kann." ("Behandele die anderen Menschen so, wie du von ihnen behandelt werden willst".) Hätte der Mensch ausschließlich diese zweite Triebfeder, wären seine Handlungen notwendig gut, aber sie wären ohne Entscheidungsfreiheit zustandegekommen. Sie wären nicht bewertbar, also ohne Wert - ohne Moral.
Jede der beiden Triebfedern für sich genommen kann nicht zu bösen Handlungen führen. Ergo muss das Böse aus dem Aufeinanderwirken beider Triebfedern im Menschen entstehen. Kant schreibt (mit den Worten Jaspers' in dem Büchlein "Über Bedingungen und Möglichkeiten eines neuen Humanismus", S. 57) : "Gut ist der Wille, der die Befolgung des Gesetztes zur Bedingung der Erfüllung der Triebfeder des Glücksverlangens macht. Böse aber wird er, wenn er die Befriedigung seines Glücksverlangens 'zur Bedingung der Befolgung des Gesetzes macht'."
Das heißt: Gut ist, wer seine Neigungen durch Befolgung des Kategorischen Imperativs kontrolliert und gegebenenfalls einschränkt, böse ist, wer in jedem Fall genießen will und der Genusssucht wegen dieses Prinzip zu opfern bereit ist. Böse sind diejenigen Menschen, die genießen, indem sie bewusst anderen Menschen Leid zufügen, bzw. es bewusst in Kauf nehmen, ihnen dadurch Leid zuzufügen.
Böse können nur diejenigen Menschen sein, die den Kategorischen Imperativ verstanden haben und sich trotzdem nicht daran halten, ihn zur Bedingung für die Suche nach Glückserfüllung zu machen. Alle anderen Menschen unterscheiden sich nicht von den Tieren und können demzufolge nicht böse sein.
Jaspers schreibt, entsprechend des Kategorischen Imperativs soll ich mich "fragen, ob ich die Handlung, die ich vorhabe, wollen kann, wenn sie nicht einmal, sondern immer so geschehen würde, wie als ob sie nach einem Naturgesetz so geschehe, das ich durch mein Handeln erst hervorbringe. Das heißt: ich soll mich fragen: Welche Welt ich wohl durch mein Handeln schaffen würde, wenn es in meinem Vermögen stände. Mit anderen Worten: was die Welt eigentlich ist, erfahre ich nicht durch ein Beurteilen der anderen Menschen und des nie gekannten Ganzen der Welt, nicht allein durch die Wirkung meines Tuns, sondern eigentlich und einzig durch mein Tun selbst; es ist, als ob die Welt noch nicht entschieden sei, was sie ist, sondern ich durch mein Tun mit der Wirklichkeit meines Tuns noch mitentscheide, was sie sei; durch das, was ich bin und tue, überzeuge ich mich, was in der Welt möglich und wirklich ist; klage ich über die Welt, so weiche ich aus; an dem Punkt, wo ich stehe, liegt allein an mir und meinem Sein im Tun, was sie ist..."
Das heißt: Wenn ich gut sein will, muss ich so leben, als sei ich der Schöpfer der Welt und trage für das Ganze des Seins die alleinige Verantwortung. Das ist eine zu große Verantwortung für einem Menschen, der an eine objektiv vorhandene Welt glaubt. Aber es ist möglich für jemanden, der "bloß" in seinem selbsterschaffenen Mythos lebt - wie zB ich. Ich behandele die Welt eh, als sei sie mein Traum! Darum war und ist es mir möglich, den Erfordernissen des Kategorischen Imperativs zu entsprechen, aber ob ich es in jedem konkreten Fall auch tatsächlich tue, kann ich nie mit Sicherheit wissen; ständig muss ich meine Motive überprüfen und darf sie nicht zur toten Routine erstarren lassen.
Das Gute und das Böse sind unfassbar, unerforschbar. Wer es verdinglichen will, indem er sagt: diese Tat und jener Zustand, dieser Mann oder jene Frau sind gut/böse, irrt (nach Kant). Auch zB der Psychologe, der den bösen Menschen gut machen will, indem er Unbewusstes bewusst macht, oder jener Genetiker, der das Verbrechergen entdeckt hat, geht am Wesen von Gut und Böse vorbei.
Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben. München 1967
Arendt schreibt im Kapitel "Die menschliche Bedingtheit" vom Arbeiten, Herstellen und Handeln. Die Arbeit entspricht dem biologischen Prozess des menschlichen Körpers mit Stoffwechsel usw und deckt zirkuläre Bewegungen ab. Unter Herstellen versteht Arendt die Produktion von Neuem und damit die Produktion einer künstlichen Welt. Erst im Nacheinander der Kunstprodukte bricht die zirkuläre Zeit auf und es entsteht die lineare Zeit. Der Mensch baut sich im nebelhaften, drohenden Meer des Ungewissen Inseln der Gewissheit, indem er sich mit Kunstprodukten umgibt, denn diese sind das einzig Bekannte. Diese Aufgabe kann er nicht allein bewerkstelligen, sondern nur in Gemeinschaft mittels eines gegenseitigen Versprechens.
Dieses gemeinschaftliche Tun nennt Arendt Handeln. Im Handeln sind wir den deterministischen Gesetzen der Kausalität und der tötenden linearen Zeit ausgesetzt. Im Handeln töten wir uns und unsere Welt, da wir sie verdinglichen, materialisieren. Deshalb ist es nötig, die Ketten der Kausalität zu durchreißen: indem wir vergeben. Vergeben ist auch nötig, da wir nie wissen können, was wir tun. Das kommt daher, dass wir die Folgen unserer Taten nicht erkennen können, denn diese ergeben sich nicht aus unseren Taten selbst, sondern aus einem Bezugsgewebe schier unendlicher Komplexität - aus dem Meer des Ungewissen - in das sie gefallen sind. Die Vergebung erlöst uns von den nicht intendierten Folgen unseres Handelns.
Zum gemeinschaftlichen Handeln gehört das Versprechen. Es setzt bereits die lineare Zeit voraus, denn Versprechen bedeutet eine beabsichtigte Handlung, auf die sich andere Menschen verlassen können. Vergebung geschieht eingedenk der Tatsache, dass wir nur auf winzigen Inseln in einem unbekannten Meer wohnen; das Versprechen ist der magische Akt, mit dem wir unsere (Kunst-) Welt (aus dem Wasser) schöpfen.
Herman Hesse: Das Glasperlenspiel
Spätestens in den Zeiten der „Aufklärung“ (ca. ab dem 17. Jh.) zerfiel die Philosophie in die Einzelwissenschaften (wie Physik, Biologie, Chemie), in Kunst und Religion mit fatalen Folgen für die Seele des Menschen. Hesse versucht nun in seinem Roman die zerfallene Welt wieder zusammenzukitten, wobei als Kitt „das Glasperlenspiel“ dienen soll. Die Glasperlenspieler in Hesses utopischer Welt sind Philosophen, Wissenschaftler, Priester und Künstler zugleich, und das Glasperlenspiel ermöglicht den Spielern jede gewünschte interdisziplinäre Kommunikation: Mathematische und physikalische Formeln lassen sich mittels des Spieles umsetzen in Musiknoten, Gedichte, Skulpturen und gar in chemische Reaktionen und umgekehrt. Das soll möglich sein, weil im wirklichen Kosmos ja auch alles zusammenhängt.
Eine schöne Idee. Aber am Ende scheitert diese Utopie. Hesse gibt die Begründung (S. 383 – 385): Das utopische „Kastalien“ sei bloß ein ÜBERBAU über der Alltagswelt. Die Philosophenpriesterwissenschaftlerkünstler werden samt ihrer Gelehrtheit (nicht Weisheit! 394) von der Alltagswelt getragen, sprich: ernährt, bekleidet, bedient. Und bei einer Krise, wenn es um Leben oder Tod, also um Wesentliches geht, wird zuerst am Luxus gespart, sprich: am Glasperlenspiel – womit sich zeigt, dass die Alltagswelt wesentlicher ist, als die kastalische.
Entsprechendes erlebte ich auf der Universität: Technik gilt dort als Wesentlicher, als die Wissenschaft, und diese gilt als Wesentlicher, als die Philosophie. Philosophie sei seichter Luxus im Gegensatz zur harten Wissenschaft, die wiederum der lebensnotwendigen Technik diene. Die Wissenschaft diene der Technik heute so sehr, dass sie sogar ihren (noch aus philosophischen Tagen herrührenden) Wahrheitsanspruch aufgegeben und durch technische Machbarkeit (Erfolg) ersetzt habe.
Ich stelle hier die Frage, ob es denn stimmt, dass die Philosophie einen (luxuriösen, kulturellen) Überbau gegenüber der Alltagswelt darstellt. Ich behaupte das Gegenteil für MEINE Philosophie, denn sie wurde geboren aus dem Fragen nach den Fundamenten der Alltagswelt. Mit meiner Philosophie suche ich die Grundlagen der Alltagswelt auf. Und wenn es dann eine Krise gibt, wird eher die Alltagswelt verschwinden, als die Philosophie! Beispiel: Soldat im Schützengraben bei Dauerfeuer. Die Alltagswelt zerbricht und er betet wieder oder immer noch zu Gott. Eine vergessene unzerstörbare Grundlage hat sich in bitterster Not zurückgemeldet. So fest wie diese Grundlage ist auch meine Philosophie, bzw. meine Religion.
Hätte Hesse dies gewusst, hätte sein Kastalien (sein Mythos) nicht untergehen müssen.
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