Aktuelles 9

 

10.11.06 Briefwechsel mit X über Hegelianische Dialektik und runde Tische

X: [Antony C. ] Sutton (1925 – 2002, Britischer Ökonom, Historiker, Schriftsteller) hält es für wahrscheinlich, dass innerhalb des Ordens [Skull & Bones] noch ein anderer, kleiner Orden der eigentlich Eingeweihten existiert(e), der eigentlich handelt und geschichtsbildend gewirkt hat.

"Die operative Geschichte des Ordens kann nur verstanden werden im Rahmen der Hegelianischen Dialektik. Das ist ganz einfach die Vorstellung, dass Geschichte durch Konflikte entsteht. Aus diesem Axiom folgt, dass ein künstlich kontrollierter Konflikt eine vorherbestimmte Geschichte erzeugen kann."

...der Hegelianismus offenbar als eine Art geheimes Herrschaftswissen gehütet...

[Joschka Fischer redet gerne über ‚Hegelianische Dialektik’]

Man hat es hier offenbar mit einer sowohl raffinierten als auch sehr skrupellosen Instrumentalisierung von divergentesten Bewegungen und Gruppen für Zwecke zu tun, von denen sie nicht das Geringste ahnen. Dabei fördert diese Handlungsweise nirgendwo die menschliche Freiheit, sondern stiftet überall Verwirrung und stärkt damit die Abhängigkeit von mächtigen Institutionen.

http://www.artfond.de/sutton.htm
www.miprox.de/USA_speziell/Interview_mit_Anthony_Sutton_1999-16.12.01.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Skull_&_Bones

Heyer: Ich hatte vor ein paar Monaten (im Parsimonyforum) eine längere Diskussion mit Freunden über die Frage, ob ich Monist oder Dualist sei. 2 Freunde behaupteten, ich sei Idealistischer Monist, weil ich den Geist als alleinige Grundlage allen Seins ansähe, und die Materie bloß "als Geist, der nicht als Geist erscheine". Ich selbst hingegen bezeichnete mich als Dualist, weil sich der Geist auf das materialistische Prinzip hin organisiere. Ohne Materie könne der Geist nichts machen, deshalb lehne ich es ab, "monistisch" zu philosophieren. Ohne Geist ist Materie tot und alle Bedeutungen lösen sich auf. Ohne Materie ist der Geist leer - man kann nichts über ihn sagen, ohne den Dualismus Geist/Materie.

Eine Dialektik Kommunismus/Demokratie oder Kommunismus/Kapitalismus kann ich nicht sehen, weil das nur Wortklauberei ist. Es gab beide Staats- oder Gesellschaftsformen nie. Es gibt nur Oligarchien, die Herrschaft einer/eines mehr oder weniger geheimen Clique/Ordens. Dialektik sehe ich mehr zwischen Geist und Materie.

Wenn ich materialistische Probleme wälze, zB die Evolution, die Ordnung in der Natur, so ist meine Denke nie rein materialistisch, aber auch nie ganz spirituell. Ich brachte den freien Willen ins System. Der Wille ist materiebezogen, ist jedoch Geist. Ohne den Willen haben wir eine tote Evolution ohne Ziel, also keine Entwicklung, kein "Aufstehen", keine Evolution. Ohne Materie haben wir nur einen weltfreien Ewigen Geist, über den wir nichts wissen können. Aber in der Dialektik Geist/Matterie haben wir eine willensgesteuerte Evolution. Dieser Ansatz ist lebendig und fruchtbar. Ob das noch was mit Hegel zu tun hat, weiß ich nicht.

X: Die Geschichte der USA durchzieht wie kein zweites Land der Geist der Aufklärung. Doch zugleich sind die USA auch das Land realer und imaginierter Verschwörungen und ein Eldorado der Verschwörungstheoretiker. Die gibt es rechts und links, vor allem aber nicht nur 'unten' im Volk, sondern auch in überraschendem Ausmaß 'oben', innerhalb der Eliten selbst. In diesem Kontext hat der folgende Satz Bill Clintons aus seiner Rede zur Präsidentschaftsnominierung 1992 vielen zu denken gegeben: "Als Teenager hatte mich John Kennedys Aufruf beeindruckt, ein aufgeklärter Staatsbürger zu werden. Später, als Student, ist mir die Bedeutung dieses Aufrufs durch einen meiner Professoren, Carroll Quigley, noch klarer gemacht geworden." Was wollte Clinton mit der Erwähnung Quigleys andeuten? Denn dieser Professor (1910-1977) an der Washingtoner Georgetown University galt seit langem als der Gralshüter aller ernsthafteren Verschwörungstheoretiker. Er hatte als Politikberater und Vertrauter eingeweihter Kreise praktische Erfahrungen in der amerikanischen Außenpolitik der Jahre 1947-1955 gesammelt, insbesondere auf dem Gebiet der anglo-amerikanischen Beziehungen. Es war die Zeit des Marshall-Plans und der Bilderberg-Gründung. Quigley war zweifellos ein Mitglied des Establishments. Und deshalb sind seine Andeutungen über die geheimen Hintergründe des eigentlichen politischen Entscheidungsprozesses (policy formation process), die er in seinem Hauptwerk Tragedy and Hope (1966) machte, besonders aufmerksam zur Kenntnis genommen worden.

Carroll Quigley schrieb damals: "Es gibt in der Tat, und zwar seit einer Generation, ein internationales anglophiles Netzwerk, das bis zu einem gewissen Grad so operiert wie die radikale Rechte es sich hinsichtlich einer organisierten kommunistischen Verschwörung vorstellt. Und dieses transnationale Netzwerk, welches ich als die Round Table Groups identifizieren möchte, hat tatsächlich keinerlei Aversionen, mit den Kommunisten oder irgendwelchen anderen Gruppen zusammenzuarbeiten - und tut das auch häufig. Ich weiß von den Aktivitäten dieses Netzwerks, weil ich es zwanzig Jahre lang studiert habe und weil man mir in den frühen Sechzigern erlaubt hat, seine Papiere und geheimen Unterlagen zu studieren. Ich habe nichts gegen diese Gruppen und die meisten ihrer Ziele und bin ihnen und vielen ihrer 'Instrumente' während der längsten Zeit meines Lebens nahe gewesen. Allerdings habe ich mich schon früher und auch in jüngster Zeit gegen einige Aspekte ihrer Politik gewendet ... wobei mein Haupteinwand gegen diese Gruppen ist, dass sie unerkannt bleiben wollen, ich aber meine, dass ihre Rolle in der Geschichte wichtig genug ist, um bekannt gemacht zu werden."

Quelle: http://www.uni-muenster.de/PeaCon/conspiracy/verschworenegesellschaft.htm

Heyer: Diese "runden Tische" sind sicher keine haltlosen Verschwörungstheorien. Ich lernte mal die Freundin eines Freundes kennen, die als Studentin in einem Nebenjob ihrem Chef zuarbeitete, der ein Buch über den xxx-Skandal schrieb. Sie machte für ihn Recherchen in Politik und Wirtschaft und erhielt von einem interviewten Wirtschaftsführer die Information, Deutschland werde gar nicht von der bekannten Regierung regiert, sondern von einem "runden Tisch" aus, an dem dem Volk unbekannte Männer säßen, die die wahre Macht in Händen hielten. Obwohl der "runde Tisch" maßgeblich am Skandal beteiligt war, tauchte von diesen Informationen nicht ein Wort in dem später veröffentlichten Buch auf. Der Chef hatte alles, was die Studentin über diese Zusammenhänge recherchiert hatte, gestrichen und durch eine erfundene Deckgeschichte ersetzt. Das Buch wurde später wohlwollend beurteilt und als "genau recherchiert" bezeichnet, obwohl die Hälfte erlogen war.

Die Studentin hat mir übrigens nur deshalb von diesen Sachen erzählt, weil sie meinen Text "Herren der Welt" gelesen hatte und mir bestätigen wollte, dass es solche Herren tatsächlich gibt.

X: Ja, das glaube ich sofort. Was ich aber nicht verstehe ist, weshalb die Menschen solche Schwierigkeiten haben, sich das vorzustellen. Die Naivität der meisten Menschen ist in Bezug auf Politik grenzenlos. Ich kann ja verstehen, dass der Professor das Buch fälscht, aus Angst seinen Job zu verlieren; aber ich verstehe die Naivität der Leute nicht. Eigentlich dürfte das System nicht funktionieren. Wenn die Menschen etwas scharfsinniger wären, dann könnte das System nicht funktionieren. Man braucht aber nur in die Geschichte zurückblicken und sehen, dass zu allen Zeiten eine kleine Elite die Menschen mit Hilfe von ‚Glaubenssystemen’ kontrollierten. Meine persönliche Erfahrung ist die, dass es wohl den meisten Menschen zu viel ist, ihre Glaubenssysteme zu revidieren. Von 100 Juden konvertieren vielleicht 5 zum Christentum und von 100 Christen konvertieren 5 zum Islam und von 100 Moslems werden vielleicht 5 Buddhisten etc. Die überwiegend grösste Anzahl der Menschen wird in der Kindheit ‚konditioniert’ und dabei bleibt es dann. Die ganze Sache mit den Menschen wird mir persönlich langsam unheimlich. Je mehr ich recherchiere, desto mehr wird mir bewusst, dass wir in kollektiven Irrenhäusern leben. Und man kann sich davon noch nicht einmal ausnehmen, weil man in einem Meer von Kollektivbildern schwimmt und man in jedem Augenblick einer Illusion auf den Leim gehen kann; gleichzeitig muss man sich aber davor hüten paranoide zu werden. Es ist schon verrückt das Ganze.

Die einzigen die man anscheinend nicht konditionieren kann, sind ‚Psychopathen’, Menschen die keine Gefühle haben. Man kann denen weder Angst noch Hoffnungen machen. Glaubenssysteme basieren auf dem Angst-Hoffnung-Mechanismus. Angst vor ‚Hölle’; Hoffnung auf ‚Himmel’. Der Mechanismus wirkt auch im Materialismus, im Konsum. Man muss dann diese Schuhe haben, oder jene Tasche, um ‚in’ zu sein, d.h. um in den Himmel zu kommen etc.

Die Frage ist dann: Sind die Psychopathen die eigentlichen Herren der Welt?! Was ist die Psychologie eines Herren der Welt? Die Frage der Psychopathologie beschäftigt mich immer mehr. Die Psychologie der Mächtigen ist eine andere. Grausamkeit, Herzlosigkeit, Brutalität scheinen alles überhaupt keine Hindernisse für diese Leute zu sein. Stets kommen die pathologischen Fälle an die Macht. Warum? Weil für die Weisen und Philosophen die Macht von keinem Interesses ist; sie wollen ‚Kontemplation’, so wie die Mönche auf dem Berge Athos. Allein die Person des ‚Propheten’ vereinigt in sich die geistige und weltliche Macht in einer Person, doch nach der Propheten-Lehre war Mohammed der letzte dieser Art. Der Islam ist meineserachtens die einzige komplette Religion; das Christentum lehnt die Welt ab [‚Mein Reich ist nicht von dieser Welt’]; und das Ideal im Buddhismus und Hinduismus ist kein politisches, sondern ein indviduelles: die Selbstbefreiung aus dem samsarischen Kreislauf. Wer also beschäftigt sich mit Politik?! Wer hat den Willen zur Macht? Doch nur die pathologischen Fälle. Menschen ohne Methaphysik, Dieseitsmenschen, letztlich Schwarzmagier! Mir scheint, das ist das Konstrukt dieser Welt. Die Welt ist ‚schlecht’. Die Gnostiker haben wohl Recht. Die Welt ist das Werk des falschen Gottes, des Demiurgen.

Heyer: Ich vermute, es sind nicht unbedingt Psychopathen, die die Welt regieren, aber ähnlich gelagerte Falle. Ich hatte mal das zweifelhafte Vergnügen, hohe Tiere der Scientologen kennenzulernen. Das waren junge Männer um die 35, die ihren Gefühlsreichtum auf ein einziges Gefühl reduziert hatten, nämlich dem einer "titanischen" oder "thetanischen" Arroganz. Für sie waren alle Menschen außer dem Kopf der Scientologengemeinde emotionsgesteuerte Tiere. Sie hatten die scientologische Rationalität übernommen und waren von ihr dermaßen eingenommen (besessen), dass sie mit Leichtigkeit über Millionen Leichen gegangen wären, hätte man ihnen die Gelegenheit gelassen. Sie erklärten mir, diese Ideologie sei wichtiger, als Millionen Leben auf niedrigem Bewusstseinsniveau. Es komme auf die kleine Elite an, die die Höherentwicklung der Menschheit zuwegebrächten. Diesem Ziel sei jedes andere unterzuordnen. Das sei die wahre Moral, nicht diese christliche Sklavenmoral.

Da ich auch sehr elitär sein kann - und es ihnen zeigte, vermuteten diese Leute in mir einen potentiellen Mitstreiter und legten sich keine Hemmung mir gegenüber auf. Sie sprachen offen über ihre Menschenverachtung. Ich fragte mich dann, wie ähnlich ich diesen Herren war. Schließlich gab es eine Menge Übereinstimmungen. Ich kam zu dem Ergebnis, dass diese Arroganz und Menschenverachtung ein Rest Emotionalität war, den sie noch nicht überwunden hatten.

Meine Philosophie sagt mir, dass ein wirklich bewusster, weiser, reifer Mensch diese Emotionen nicht haben sollte, und vor allem sollte er die innere Freiheit haben, auch dem scientologischen System kritisch gegenüberzustehen. Ich glaubte, ich sei noch rationaler als diese Herren.

Sie trugen zu viel Negatives in sich. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich meine allgemeine Menschenliebe nicht aufgeben dürfe. Ich darf elitär sein, aber nur dann, wenn ich meine Fähigkeiten für die Menschen einsetze, und zwar für alle Menschen, auch für die sog. Herdentiere.

Wenn sie "Sklaven" sagten, meinten sie, es sei gut und richtig so, dass es Sklaven gebe und man dürfe sie auch wie solche behandeln. Wenn ich "Sklave" sage, will ich die Sklaven befreien. Ich will sie wachrütteln, auch wenn ich rational keinen Weg kenne, dies erfolgreich zu tun. Dann versuche ich halt das Unmögliche. Ich darf mich auch nicht von meiner Philosophie fesseln lassen. Ich fühle, das es falsch wäre, sie andern Menschen aufzuzwingen.

Ich erinnere mich noch deutlich an einen inneren Zwiespalt. Einerseits gab es weltanschaulich viele Übereinstimmungen, aber mir waren diese Leute dermaßen unsympathisch, dass ich nicht ehrer ruhte, bis ich ausreichende Gründe hatte, mich von ihnen loszusagen. Ich unterfütterte mein ablehnendes Gefühl nach und nach mit Argumenten. Ich sehe auch heute keinen Widerspruch zwischen meiner Rationalität und meiner allgemeinen Menschenliebe. Diese Liebe ist auch ein Wissen. Ich weiß, dass ich ein Mensch bin und mit ihnen verbunden bin und sein werde. Wenn ich den Kleinen Mann verachte, verachte ich auch mich selbst.

Ich unterscheide ja zwischen den Herren der Welt und den Schirmherren der Welt. Die HdW sind diese Psychopathen. Die Schirmherren sind für mich jene, bei denen Gefühl und Ratio nicht im Widerspruch stehen. Der wirklich Rationale hat die reinsten Gefühle. Das ist meine Überzeugung.

X: Dein Email erscheint mir als das beste und klügste, was Du mir je geschrieben hast!

In Analogie kann man vielleicht sagen, dass die Herren der Welt ‚Wölfe’ sind; die Menschen sind ‚Schafe’; und die Schirmherren der Welt sind ‚Schafhüter’. Um ein Schafhüter zu werden, muss man wie die ‚Wölfe’ denken können, ohne ein Wolf zu sein. Jesus Christus scheint mir darauf anzuspielen, wenn er sagt, man solle verschlagen wie eine Schlange UND sanft wie eine Taube sein. Das Problem mit den meisten Gutmenschen ist, dass sie die Realität der Wölfe [oder des Bösen] leugnen. Sie mögen vielleicht sanft sein wie eine Taube, aber sicher nicht verschlagen wie eine Schlange. Ich weiss nicht wie es Dir geht, aber ich kann mit praktisch niemandem das Wesen des Bösen diskutieren, weil die Leute entweder davor zurückschrecken oder einem böse Absichten unterstellen. Warum interessiert sich jemand für Versklavungssysteme!? Weil er die Leute versklaven will?! Vielleicht! Möglicherweise will er aber Auswege studieren, die ihn und andere befreien! Solange die Gutmenschen die Augen vor dem real existierenden Bösen verschliessen, spielen sie den ‚Wölfen’ in die Hände.

Die Leugnung des Bösen scheint mir eines der grössten Übel zu sein.

Ein religiöser Freund erzählt mir, dass er jetzt klar erkannt habe, dass jeder aus rechten Gründen und zur rechten Zeit sterbe. Er habe seinen Frieden mit dem Tod gemacht. Erzähl das jetzt mal den Holocaust-Opfern oder den verhungernden Menschen in Afrika!!! Es ist absurd, aber man kann darüber mit den Leuten nicht reden. Die Realität ist, dass jedem alles passieren kann! Die Psychologie meines Freundes ist einfach zu durchschauen. Er war durch die Tsunami- Überschwemmungen vor 2 Jahren in Asien schwer traumatiert. Freunde von ihm verloren ihr Leben, andere ihre Existenzgrundlage. Er brauchte dann 1 ½ Jahre, um zu der glorreichen Erkenntnis zu gelangen, dass alles seine Richtigkeit habe. Eine Frau, die zu viel New Age Gedankengut verinnerlicht hatte, meinte nach dem Tsunami Unglück, dass im Himmel viel Freude sei, weil so viele Seelen ‚befreit’ [!!!] wurden. Man kann sich nur an den Kopf fassen. In Analogie könnte man dann sagen: Ist es nicht toll, dass ca 30,000 Kinder jeden Tag durch Verhungern befreit werden?! Das macht so viel Freude im Himmel. Aber ich will nicht zynisch sein. Die Absurditäten und die Harnäckigkeit, mit der die Menschen diesen Absurditäten anhängen, besteht letztlich in der Bitterniss der Realität: das Böse ist immer und überall und die verschiedenen Glaubenssysteme [Religionen] sind kein Schutz dagegen! So eine Einsicht ist für ‚Schafe’ zuviel und für ‚Wölfe’ ist es die willkommene Einladung ihren Wahnsinn zu betreiben. Letztlich ist die titanische Arroganz auch nur eine Sklaven-a-moral. Auch der titanische Mensch ist eine Sklave der Realität. Die Realität ist ein ‚Terror’ und der titanische Mensch wähnt sich diesem Terror entkommen, indem er zum Terroristen wird. Der Schreckensherrscher oder Ideologe stellt sich an die Stelle der Realität und übt dann die Funktion des Schreckens aus. Es ist dann keine Überschwemmung, die die Menschen hinwegrafft, sondern ein Weltkrieg. Für jedes natürliche Übel gibt es ein noch größeres Übel aus Menschenhand. All das ist Sklavererei.

Ich würde gerne mal einen Menschen treffen, der sagt: „So eine Scheisse, dass es möglich ist, dass jedem alles passieren kann – und das auch noch ohne gute Gründe!“ Anstatt dessen treffe ich Menschen, die sagen: „Alles hat seine Richtigkeit!“ Das gibt es in keinem Russenfilm, wie es das Sprichwort sagt.

„Alles ist gut so, wie es ist,“ ist die ultimative Schlaftablette der ‚Schafe’! Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass wenn ich Freunden die reale Existenz des Bösen bewusst zu machen versuche, dass diese dann denken, ich habe ein Problem mit der Realität, so als ob das meine Privatangelegenheit wäre. Die Leute mögen sich vielleicht einig sein, dass George Bush oder der Golf-Krieg ‚nicht gut’ ist, aber philosophische Konsequenzen will dann doch keiner ziehen. Es weiss dann ja auch jeder, dass es nur ums ‚Öl’ geht. Aber viel weiter gehen die Überlegungen dann nicht. Meine Einschätzung ist die folgende: Viele Schafe beneiden insgeheim die Wölfe. Sie würden gerne auch so gemein und skrupellos sein, trauen sich aber nicht. Andere wiederum verstehen nicht die Universalität des Bösen. Sie wettern gegen den ‚Kapitalismus’ oder den Nationalsozialismus’ oder den ‚Katholizismus’ ohne zu verstehen, dass diese Ideologien eine biologische Basis haben, und ohne zu verstehen, dass die Führer in diesen Systemen gar nicht an das System glauben, sondern es nur als ein Herrschaftsmittel einsetzen. Ich erinnere mich noch, wie mir mal ein Schuldirektor in der Schweiz erzählte, dass die meisten Pfarrer gar nicht an Gott glaubten, sondern das ist ein Karriereweg! Man verdient um die CHF 120,000 p.a. in Zürich, wenn man Pfarrer einer Gemeinde ist. Bischöfe und Kardinäle verdienen zwischen CHF 250,000 und CHF 500,000. Man ist versorgt bist auf alle Ewigkeit, hat eine Köchin, kostenloses Wohnen im Pfarrhaus etc. Da kommt ein Punkt, an dem sich die meisten Menschen mit der Realität [= bestehenden Herrschaftsstruktur] ‚arrangieren’. Es kommen dann auch diese dummen Entschuldigungen: „Ich habe doch nichts Böses gemacht, ich war doch nur ein Chaffeur in Adolf Hitler’s Limousinen-Service.“ „Ich habe die Gesetze nicht gemacht,“ sagt der Zöllner und schiebt den Flüchtling ab und schickt ihn zurück in den sicheren Tod.

Die Fragmentierung der Gedanken und die Identifikation mit einer Rolle ist die Voraussetzung der Herrschaftsstruktur. In einer TV-Dokumentation über den Golf-Krieg habe ich gesehen, wie der Pilot glühende Augen bekam, als er im Interview erzählte, dass er die ‚Ehre’ hatte, den ersten Schuss im Golf-Krieg abzufeuern. Dieser Pilot läuft jetzt mit geschwellter Brust durch’s Leben!!! Es ist unglaublich, aber durch die Identifikation mit seiner Rolle ist für ihn der erste Schuss ein Wert an sich! Warum dieser Krieg geführt wurde, spielt für ihn keine Rolle: „Ich bin kein Politiker“. Die Willigkeit der Menschen ‚Befehle’ auszuführen, bringt mich immer wieder ins Staunen. Befehle ohne Widerrede [und ohne Widerwillen!] auszuführen, scheint für diese Leute eine besondere Leistung zu sein. Wer das kann , ist besonders toll.

Ein Fernseh-Kommentator in den USA meinte einmal, dass in den 30 Jahren, die er im Showbusiness war, ihn am meisten erstaunt hat, dass die Leute ‚Autorität’ nicht hinterfragen. Man zieht sich einen guten Anzug an und behauptet die unsinnigsten Sachen mit felsenfester Überzeugung und man findet mindestens 30% – 50% der Leute, die einem auf Anhieb den größten Unsinn glauben. Meine Oma ist stets auf Leute mit Anzug reingefallen. [„Ein schicker Herr.“]

Es gibt eine Grundnaivität im Menschen, in den ‚Schafen’, die ich nicht verstehe. Wie kann das sein, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen die Tendenz hat, blind zu vertrauen, obwohl sie doch nahezu ununterbrochen betrogen werden? Es gibt da bestimmte psychologische Phänomene, die ganz unglaublich sind: Beispielsweise erhöht sich die Wahrscheinlichkeit jemandem zu glauben, der einen in der Vergangenheit angelogen hat! Ein anderes interessantes Phänomen ist Reziprozität. Die Idee ist die folgende: Schenke jemanden etwas, und er wird sich dir gegenüber verpflichtet fühlen. Der Wert des Geschenks spielt dabei keine Rolle. Man kann diesen Mechanismus skrupellos ausnützen. Beispielsweise schenken die Hare-Krishna-Sektenmitglieder den Leuten eine Rose und erwarten dann im Gegenzug eine Spende, die den Wert der Rose bei weitem überschreitet. Durch das Verschenken der Rose erhöht sich die Spendenfreundlichkeit der Leute nachweislich dramatisch!

11.11.06: Allianz-Chef Michael Diekmann

Im Wirtschaftsteil der ZEIT vom 19.10. las ich heute einen Artikel über den Werdegang des Aussteigers und Philosophen Diekmann zum Chef eines der größten Unternehmens Deutschlands. http://www.zeit.de/2006/43/Allianz?page=allDer Artikel war zwar interessant zu lesen, aber von Bedeutung für mich war eigentlich nur seine Erkenntnis "Wenn wir nicht schnell genug sind, kommt jemand anders und erledigt diese Aufgabe für uns", die er als Begründung für seine Konzernumstrukturierung mit Massenentlassungen trotz Milliardengewinnen (aus Spekulationen) heranzog.

Ist Diekmann, der immerhin etliche Semester Philosophie studiert hat, nicht willens oder nicht fähig, dieser dümmlichen kapitalistischen Modeerscheinung der Verschlankung zu widerstehen? Die Situation, die er antraf, als er den Chefposten übernahm, war die, dass die Allianz als Versicherungsunternehmung schrumpfte - sie hatte in fünf Jahren eine Million Kunden verloren - und wähenddessen riesige Gewinne mit Spekulationen an der Börse eingestrichen. Ähnlich wie die Deutsche Bank. Mit anderen Worten: Die Versicherung hat sich (wie die Deutsche Bank) genaugenommen aus der Wirtschaft zurückgezogen und ist zu einem Spielkasino verkommen, in welchen so lange gezockt wird, bis die Spekulationsblase platzt - und zwar mit gesetzmäßiger Notwendigkeit. Spekulation ist ja ein Spiel mit der Gier, die immer größer wird und größer und schließlich in eine Zwangsneurose umschlägt ("ich muss immer weiter spielen...!"), bis die Sache in tödlicher Depression endet. Das gilt für einzelne Menschen, aber auch für Konzerne und die globale Wirtschaft.

Klug wäre es nun gewesen, wenn Diekmann die Allianz wieder in die Wirtschaft zurückgeführt hätte - wenn er sich wieder um das Versicherungsgeschäft mit den Menschen gekümmert hätte. Aber er macht etwas anderes. Er läßt sich auf eine andere Art des Abschieds von der Wirtschaft ein: auf das Schrumpfen. Das stützt die Spekulationsblase für eine Weile, aber langfristig höhlt er den Konzern, ja die die globale Wirtschaft, aus. Die vielen tausend entlassenen Mitarbeiter (es kommen noch ein paar tausend entlassene Angestellte der Dresdner Bank hinzu, die er zu verantworten hat) fallen als tragende Stützen des Weltwirtschaftssystems weg. Statt Leute zu entlassen, hätte er sie zur Rückgewinnung der Millionen verlorenen Kunden einsetzen können. Geht aber nicht, denn er ist der Mode des Schlankheitswahns verfallen. Er sieht seinen Konzern - würde er ihn als Person, als Charakter, beschreiben sollen, als siegprogrammierten Superathleten. Nicht einmal der Wettkampf zählt; was zählt, ist allein der Sieg!

Mit dieser Charakterisierung outet sich Diekmann als Betriebswirtschaftler, als Mikroökonom, als Monopolyspieler, der nicht begriffen hat, dass die Spielregeln der Makroökonomie anders lauten. Hier zählt nicht der Sieg, sondern der Wettkampf, ja die Symbiose, das Zusammenspiel. Diekmanns Geist ist zu klein für einen Globalen Spieler. Er sieht sich als Chef einer kleinen Klitsche, der sich um die großen Zusammenhänge nicht zu kümmern braucht. Er versteht nicht, dass die Globale Ökonomie zusammenbricht, wenn alle Beteiligten glauben, Monopoly zu spielen. Er als Philosoph sollte das aber verstehen.

Einer wie Diekmann hat Einfluss, aber nur, wenn er eine Idee hat, eine Vorstellung eines funktionierenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Ohne Utopie im Hinterkopf ist die Fähigkeit, die Zukunft zu gestalten, eine Verantwortungsverweigerung, ein Versagen, weniger als nichts! Soviel mal über Anspruch und Realität eines "Siegers"!

Warum nutzt er seine Möglichkeiten nicht, um zB im Weltzukunftsrat für die weltweite Durchsetzung rettender Ideen zu sorgen? Es gibt nur wenige Schirmherren, und die können schnell als Gegengewicht gegen diese blinden Betriebswirtschaftler, diese Kleingeister, ermächtigt werden. Er könnte diesen Thinktank finanziell fördern, er könnte wahrhaft innovative Leute unterstützen und ihnen Gehör verschaffen.

Es werden viele, viele Menschen gebraucht, um Deutschland, ja die Welt, zukunftsfähig zu machen. Er könnte Firmen unterstützen, kaufen, gründen, die ein zukunftsfähiges Wirtschaftsystem bauen können. Dazu müsste er sich bloß auf die Grundidee einer Versicherung besinnen. Das Versicherungssystem wurde entwickelt, um ein Wirtschaftssystem zu stabilisieren, indem es Risiken abfedert. Wenn ein Mensch, ein Konzern oder ein Wirtschaftssystem einen Unfall hat, zahlt die Versicherung die vereinbarte Versicherungssumme! Wenn Diekmann tausende Menschen entläßt, macht er nichts anderes, als seinen Teil eines Versicherungsvertrages zu brechen. Eine Versicherung, die im Schadensfall keine Leistungen erbringt, geht eines Tages pleite. Also sollte Diekmann dafür sorgen, dass es in der Wirtschaft nicht mehr um Sieg geht, also um die nichtabgesicherte Niederlage aller anderen, sondern um die Stabilisierung des Ganzen durch Absicherung bei Unfällen und anderen Notlagen.

Mit dem Blick aufs Ganze sollte er erkennen, dass wirtschaftliches Wachstum ab jetzt nur noch möglich ist, wenn die Umweltbelastung entsprechend zum Schrumpfen gebracht wird. Chinas Wachstum wird notwendig zur Katastrophe führen, weil China seine Umwelt ruiniert. Der Umweltschaden wird jeden Gewinn neutralisieren. Die deutsche Wirtschaft muss zum Vorreiter einer umweltschonenden Wirtschaft umgebaut werden. Die Allianz ist eine Allianz, kein Sieger!!! Also muss die Allianz ihre Gewinne und ihre Mitarbeiter einsetzen, um Versicherungspolicen so zu gestalten - und zu verkaufen - dass Umweltschutz belohnt und Umweltverseuchung und -ausbeutung bestraft wird. Viel Lobbyarbeit ist nötig, um gestrige Politiker und Wirtschaftsbosse "upzudaten".

Nachtrag: Eine Synchronizität: Nachdem ich eben "Böses" über China geschrieben habe, finde ich nun in http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23921/1.html , dass die Chinesen die Gefahr möglicherweise erkannt haben.

11.11.06 Aus einem Leserbrief:

Hallo Joachim,

... Wo der Philosoph Spaemann wohl das Beispiel von der Filmebene bzw. derjenigen des Regisseurs bzw. Projektors bloß herhat?.

DER SPIEGEL vom 11.09.2006
"Ohne Projektor gibt es keinen Film" http://www.rsng.de/grenzfragen/open/webtodate/aktuelles/presse/532042983f0c04505.html

Der Philosoph Robert Spaemann, 79, über die Evolution, den Glauben und das Verhältnis zwischen Christentum und Islam // ... Gott war nie nötig, um irgendwelche Lücken zu füllen. Schon gar nicht innerhalb der Zusammenhänge, die die Wissenschaft erforscht. Aber auf die Frage, woher das Ganze kommt, versucht die Naturwissenschaft nicht einmal, eine Antwort zu geben. Nehmen Sie einen Film, in ihm gibt es empirische und logische Abläufe. ... Doch die eigentliche Ursache des Ganzen, das dort abläuft, ist der Regisseur beziehungsweise der Projektor. Wenn sein Licht ausgeht, gibt es das ganze Filmgeschehen nicht mehr. Und so, denke ich, ist Gott der Grund von allem, was geschieht, aber man kann ihn nicht hier oder dort im Film finden, man findet innerhalb des Films weder den Regisseur noch den Projektor.

Antwort: Das könnte in der Tat fast wörtlich aus meiner HP abgeschrieben sein, zB aus "Gottesbeweis", "Roth", "Libet", "Evolution" (oder ca 25 weiteren Seiten meiner HP).

13.11: Spaemanns Gottesbeweis in http://www.welt.de/data/2005/03/26/615790.html enthält noch nicht das Filmprojektorgleichnis; im Gegenteil, er spricht vom Futurum exactum, welches besagt, dass das, was jetzt Gegenwart ist, künftig mit absoluter Gewissheit gewesen sein wird. Wer dieses Futurum exactum nicht anerkenne, löse damit auch die Gegenwart auf, die zB besagt, dass ich in dieser Sekunde am Laptop sitze und genau diesen Satz schreibe. Die Tatsache, dass ich diesen Satz jetzt schreibe, wird in aller Zukunft (als Vergangenheit oder gewesene Gegenwart) wahr bleiben. Sollte in Zukunft jemand sagen: "Heyer hatte in der Vergangenheit diesen Satz nicht geschrieben!", löse er mit dieser Behauptung seine eigene Gegenwart auf.

Ich hingegen behaupte, dass es dieses Futurum exactum tatsächlich nicht gibt, denn es widerspricht meinem Glauben (meiner Überzeugung), dass alles, was ich (gegenwärtig) sehe oder zu tun glaube, bereits Interpretation ist einschießlich ich selbst, der angeblich sieht oder tut. Ich selbst bin zugleich Ursache und Produkt dieser Interpretation. Ich postuliere meine Existenz, die sich dann selbst bestätigt. Ich glaube, also bin ich. Diese Existenz betrachtet sich in selbstgeschaffener kausaler Rückprojektion: immer bin ich scheinbar kausal geworden, aber nach den Gesetzen meiner geglaubten Gegenwart. Ändere ich mich jetzt, ändert sich damit meine scheinbare Vergangenheit. Es gibt kein Futurum exactum.

Verstehbar wird diese Aussage mit Hilfe des Filmprojektorgleichnisses. Der Regisseur kreiert einen Film, der an eine Leinwand projiziert wird. Auf der Leinwand erscheint ein Bild des Regisseurs und seiner Umwelt. Das Bild des Regisseurs hat den Film nicht gemacht; es ist Teil der Projektion. Die Vergangenheit des Bildes des Regisseurs und der Umwelt, also das Band auf der Filmspule, ist Spaemanns Futurum exactum. Mit dieser Vergangenheit ist es rückwirkend vorbei, wenn der Regisseur einen neuen Film dreht und vorführt.

Spaemanns Philosophie vom Futurum exactum setzt immer noch Realität und Erscheinung in eins - ist demnach naiv-realistisch. Das Filmprojektorgleichnis entspricht einer ganz anderen Philosophie, die Spaemann offensichtlich noch nicht ganz ausgelotet hat. Es ist deshalb anzunehmen, dass er diese Idee anderswo vorgefunden hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses "Anderswo" meine HP ist, ist groß, zumal ich die Idee in dieser Exaktheit und Formulierung anderswo noch nicht gefunden habe.

14.11.06: Sinns Taschenspielertrick:

In http://www.welt.de/data/2006/11/08/1102795.html erklärt Hans-Werner Sinn, Chef des IFO-Instituts, drei unterschiedliche Modelle der Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit:

- das US-Amerikanische Modell des Kombilohns, bei dem die Arbeitslosen in unterbezahlte Billigjobs gesteckt werden, wobei die allzugeringen Löhne vom Staat etwas aufgepeppt werden (s. auch Aktuelles8 vom 3.11.),

- das europäische Modell (ohne Skandinavien), bei dem aufgrund von Mindestlöhnen (und Lohnersatzeinkommen) die Arbeitslosen nicht in dubiose Jobs gesteckt werden, sondern offiziell als Arbeitslose geführt werden und Alg 2, bzw. Hartz IV (vom Staat) erhalten und versauern, und

- das Skandinavische Modell, bei dem die "Überflüssigen" einen Schreibtisch beim Staat bekommen und ganz normal als Angestellte bezahlt werden.

Das in Deutschland praktizierte Modell ist für Sinn das Schlechteste, weil ihm und den Unternehmern die Mindestlöhne ein Dorn im Auge sind (Lohnzuschüsse in Form von Kombilohn werden von Sinn ja gelobt, da das in den USA praktiziert wird); das amerikanische Modell sei das Beste, da in ihm die Unternehmer bei der Lohnzahlung subventioniert werden. Und das zweitbeste Modell, das Skandinavische, wird von Sinn kritisiert, weil es angeblich mit faulen Taschenspielertricks arbeite. Das ist freilich reine Propaganda im Sinn der Unternehmer!

Das US-System soll gut sein, weil es den Unternehmern die Möglichkeit gibt, die unteren Lohngruppen noch schlechter zu bezahlen. Das in Deutschland praktizierte System ist zwar schlechter, aber dafür ehrlicher als das skandinavische, weil es hier keine Scheinbeschäftigten gibt, sondern eben echte Arbeitslose samt deren psychischen Problemen. Das skandinavische System täusche Vollbeschäftigung nur vor. Die Scheinarbeit, die Sinn meint und verteufelt, ist der Einsatz der "Überflüssigen" als Helfer in sozialen Bereichen: Pflege öffentlicher Anlagen, soziale Dienste und so weiter. Da aber soziales Engagement in Sinns Vorstellungen eines freien (gesetzlosen) Kapitalismusses keinen Sinn hat, nennt er genau dieses Engagement Scheinarbeit, Taschenspielertrick! Sinn ist nicht ganz bei Sinnen - oder hab ich da was falsch verstanden?

Falls ich Sinn richtig verstanden haben, ist er gegen Mindestlöhne und gegen bezahltes soziales Engagement. Er ist für den ungesteuerten "freien" Kapitalismus. Warum schreibt er nicht frank und frei, dass er für die Wiedereinführung von Kinderarbeit und Sklaverei ist?

siehe auch http://www.nachdenkseiten.de/?p=1862

15.11.06: Acht Leserbriefe:

8: [Jo]: Er ist für den ungesteuerten "freien" Kapitalismus. Warum schreibt er nicht frank und frei, dass er für die Wiedereinführung von Kinderarbeit und Sklaverei ist?

Naja, nachdem ich die Interpretationen zu Leo Strauss* gelesen habe, sagt Sinn aus zwei Gründen nicht, dass er für Kinderarbeit und Sklaverei ist: um die Gefühle der Menschen nicht zu verletzten und um die Elite vor Übergriffen zu schützen.

Ich kann Dir sagen, wie es sich anfühlt, wenn man eine halbe Million aufwärts verdient: man denkt alle anderen sind Idioten! Ich mache mir da überhaupt keine Hoffnungen. Es gibt keine Masstäbe; wir haben den Klassenkampf; wir haben Krieg – nur dass das die Klasse der Lohnarbeiter das nicht erkannt hat. Dafür werden Jauch und Schumacher gut bezahlt. Durch mediale Verblödung kann man die Leute paralysieren, bis es dann zu spät ist, bis wir amerikanische Verhältnisse haben: der Lohnarbeiter in den USA arbeitet heute mehr für weniger Lohn (real) als vor 25 Jahren! Und das wird nicht öffentlich diskutiert; es geht kein Aufschrei durch die Gesellschaft. Das ist einfach so! Wie ein Naturgesetz: nach Leo Strauss: "Auctoritas fiat legem“ – Macht schafft Recht! Die Machteliten sind nur noch viel Verschlagener genworden als vor 100 Jahren. Sie sind erfolgreich. Niemand geht auf die Strasse.

X

P.S.

Bush hat am 17. Oktober den Military Commissions Act (He, 2.11., s. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24035/1.html und den John Warner Defense Authorization Act unterzeichnet. Beide ‚Acts’ wurden nicht in den Medien erwähnt oder öffentlich diskutiert. Der MCA gibt dem Präsidenten das Recht, sich nicht an die Genfer Konventionen gebunden zu halten. Die Regierung kann jedermann (!) jederzeit lebenslang ins Gefängnis werfen, ohne Prozess! Es kann gefoltert werden, ohne Grenzen! Gleichzeitig hat KBR [Tocherunternehmen von Halliburtion] einen Auftrag im Wert von USD 385 Millionen erhalten ‚Konzentrationslager’ [internment camps] zu bauen, für den nationalen Notstand! Der JWDA gibt dem Präsidenten das Recht jederzeit das Militärrecht und den nationalen Notstand praktisch ohne Begründung ausrufen zu lassen und die Armee im Inland gegen die eigene Bevökerung einzusetzen.

DAS BEDEUTET EFFEKTIV, DASS DIE US-REGIERUNG JEDERMANN – SEI ER US-BÜRGER ODER AUSLÄNDER – ALS IHR SKLAVE BETRACHTET!!! Durch den MCA ist jeder Mensch auf der Erde effektiv zum Sklaven der USA erklärt worden; die Menschenrechte gelten nicht; die Genfer Konventionen gelten nicht. Es gilt nur, was die wollen! [„Und bist Du nicht willig, so gebrauch’ ich Gewalt.“]

* Leo Strauss gilt als maßgeblicher Vordenker der derzeitigen Staatsphilosophie. Angeregt von Leser X werde ich demnächst die Strausssche Philosophie vorstellen und kritisieren.

15.11.06: Leo Strauss - Informationen/Links von Leser X und meine Kommentare:

1. http://www.zeit.de/2003/28/Strauss_2fTrotzki Um die neokonservativen Berater des US-Präsidenten Bush ranken sich politische Legenden. Folgen sie den Lehren des deutschen Philosophen Leo Strauss?

(...)

Der Gedanke, die Weltgeschichte werde von einem geschlossenen Ideensystem bewegt, das sich eine Avantgardegruppe im Verborgenen ausgedacht habe, ...

(...)

Die Ideen von Leo Strauss haben die Entstehung dieser Denkrichtung maßgeblich beeinflusst. Strauss war tatsächlich ein illiberaler Denker. Die Moderne hielt er für eine Verfallsepoche, in der ein wachsender Werterelativismus zu gesellschaftlicher Auflösung führe. Mit dieser Diagnose unterschied er sich kaum von zahlreichen anderen Kulturpessimisten seiner Zeit, rechten wie linken. Seine Begründung jedoch war eigenwillig: Am modernen Niedergang seien die Philosophen der Neuzeit schuld, angefangen bei Machiavelli. Denn sie hätten Wahrheiten, die nur für sie (als die auserwählten, höheren Menschen) bestimmt waren, an das einfache Volk verraten: dass es keinen Gott gebe, dass „Sein“ keinen tieferen Sinn habe und keine Nation besser als die andere sei. Ohne solche Illusionen aber könne keine Gemeinschaft zusammengehalten werden. Es gelte daher, diese philosophischen Einsichten wieder zu verrätseln.

2. www.politik.uni-koeln.de/jaeger/downloads/neelsen.pdf „Recht, so wie die Welt heute beschaffen ist, ist nur Sache zwischen an Macht Ebenbürtigen, während die Starken tun, was sie wollen und die Schwachen ertragen, was sie müssen.“

Thukydides

Die Erfahrung zeigt, dass nur wenige Individuen und kaum irgendwelche Gemeinwesen gerecht handeln, außer, wenn sie dazu gezwungen werden. Sie zeigt, dass Gerechtigkeit als solche unwirksam ist. Dies bestätigt nur, dass die Gerechtigkeit keine Grundlage in der Natur hat.

Leo Strauss

„Instead what is to be regarded as natural to the human species are animal passions, the strongest of which are the drives for security or control (...).“

[Die Natur des Menschen besteht in seinen tierischen Instinkten. Der stärkste dieser Instinkte ist der Drank nach Sicherheit und Kontrolle.]

Thomas Pangle, Fellow am neokonservativen AEI

„No bloody or unbloody change of society can eradicate the evil in Man“ und „(...) those who are fit to rule are those who realise there is no morality and that there is only one natural right, the right of the superior to rule the inferior“.

[Keine blutige oder unblutige Gesellschaftsveränderung kann das Böse im Menschen auslöschen; diejenigen, die zum Herrschen geeignet sind, erkennen dass es keine Moral gibt und dass es nur das eine Naturrecht gibt – das Recht des Stärkeren über den Schwächeren zu herrschen.]

Leo Strauss

Diese Erkenntnis soll sich jedoch auf eine kleine Kaste erlesener „Philosophen“ beschränken, indem sie sich ihnen als esoterische Lehre in sogenannten „hidden meanings“ [verborgenen Bedeutungen] vor allem platonischer Texte offenbart, denn die breite Masse kann die Wahrheit weder verkraften noch mit ihr umgehen. So obliegt es den „Gentlemen“, den Politikern, die sich in den Dienst der Philosophen stellen, einerseits, die „rationalen“ Entscheidungen der Philosophen umzusetzen und andererseits eine exoterische Sklavenmoral im Nietze’schen Sinne zu stiften und zu fördern, die die oft nicht mit den gesellschaftlichen Wertvorstellungen zu vereinbarenden Entscheidungen als „noble Lügen“ verschleiert. Insofern legitimiert Strauss die Täuschung der Bevölkerung durch „a carefully worked out art of public communication or rethoric“ [= Propaganda] und die Indienststellung von Religion und Patriotismus zur Durchsetzung „rationaler“ Politik. Der Atheist Strauss plädiert für eine enge Verknüpfung von Kirche und Staat, da diese zur Herstellung einer obrigkeitshörigen Gesellschaft beiträgt. Die Strauss-Expertin Shadia Drury schreibt in diesem Zusammenhang: „Secular society in their view is the worst possible thing, because it leads to individualism, liberalism and relativism, precisely those traits that might encourage dissent and in turn could dangerously weaken society‘s ability to cope with external threats.“ [Weltliche Gesellschaften sind seiner Ansicht nach eine Katastrophe, weil sie zu Individualismus, Liberalismus, und Relativismus führen; Eigenschaften, die zu Dissent und inneren Schwächung führen, so dass die Gesellschaft unfähig wird gegen externe Bedrohungen zu bestehen.“] Religiosität und Tradition sind der „Zement“, der politische Institutionen und Gesellschaft zusammenhält und ohne den die Ordnung nicht aufrechterhalten werden kann. Moralischer Verfall, wie er sich im Wertepluralismus moderner Gesellschaften zeigt, nimmt einem Gemeinwesen die Verteidigungsfähigkeit gegen Tyrannei und Totalitarismus im Inneren und gegenüber der Außenwelt. Als warnendes Beispiel steht Strauss die zerstrittene Weimarer Republik vor Augen, deren Scheitern „an sich selbst“ die Nazidiktatur und den Holocaust, von dem Strauss als Jude persönlich betroffen war, erst ermöglichte. Strauss lehnt den gesellschaftlichen Diskurs ab. „(...) it is crucial that as much as possible, the small minority of the morally serious, the gentleman set the tone“ [Es ist entscheidend, dass eine kleine Elite aus Gentlemen die Politik machen.] ; er ist im Kern Antidemokrat.

3. http://www.informationclearinghouse.info/article5010.htm In his book Persecution and the Art of Writing, Strauss outlines why secrecy is necessary. He argues that the wise must conceal their views for two reasons – to spare the people’s feelings and to protect the elite from possible reprisals.

[In seinem Buch ‘Verfolgung und die Kunst des Schreibens’ erklärt Strauss, weshalb Geheimhaltung notwendig ist. Er argumentiert, dass der Weise seine Absichten aus zweu Gründen verrätseln muss – um die Gefühle der Menschen nicht zu verletzten und um die Elite vor Übergriffen zu schützen.]

The people will not be happy to learn that there is only one natural right – the right of the superior to rule over the inferior, the master over the slave, the husband over the wife, and the wise few over the vulgar many. In On Tyranny, Strauss refers to this natural right as the “tyrannical teaching” of his beloved ancients. It is tyrannical in the classic sense of rule above rule or in the absence of law.

[Die Leute werden nicht glücklich darüber sein, wenn sie herausfinden, dass es nur ein Naturrecht gibt – das Recht des Starken über den Schwachen zu herrschen, des Meisters über den Sklaven, des Mannes über die Frau, die wenigen Weisen über die profane Masse. In ‚Über Tyrannei’ bezeichnet Strauss dieses Naturrecht als die ‚tyrannische Lehre’ seiner Lieblingsphilosophen des Altertums. Es ist tyrannisch in dem Sinne, dass es die Regel ist, die über allen Regeln steht.]

Now, the ancients were determined to keep this tyrannical teaching secret because the people are not likely to tolerate the fact that they are intended for subordination; indeed, they may very well turn their resentment against the superior few. Lies are thus necessary to protect the superior few from the persecution of the vulgar many.

[Die Alten waren entschlossen, diese tyrannische Lehre geheim zu halten, weil die Menschen diesen Umstand nicht ohne weiteres tolerieren würden, dass sie bestimmt sind, Sklaven zu sein; sie würden sich bald gegen die herrschende Schicht auflehnen. Lügen sind daher notwendig, um die Herrschenden vor Verfolgung der profanen Massen zu schützen.]

Strauss goes so far as to say that dissembling and deception – in effect, a culture of lies – is the peculiar justice of the wise.

[Strauss geht so weit, dass er sagt, Hinterhältigkeit und Tarnung – eine Lügenkultur – ist die besondere Gerechtigkeit des Weisen.]

4. There are indeed three types of men: the wise, the gentlemen, and the vulgar. The wise are the lovers of the harsh, unadulterated truth. They are capable of looking into the abyss without fear and trembling. They recognise neither God nor moral imperatives. They are devoted above all else to their own pursuit of the “higher” pleasures, which amount to consorting with their “puppies” or young initiates.

[Es gibt drei Menschentypen: die Weisen, die Gentlemen, und die Profanen. Die Weisen lieben die ungeschminkte Wahrheit. Sie sind fähig in den Abgrund zu schauen, ohne Angst oder Schrecken. Sie erkennen, dass es weder Gott gibt, noch moralische Imperative. Sie interessieren sich v.a. für ihre ‚höheren’ Vergnügungen.]

The second type, the gentlemen, are lovers of honour and glory. They are the most ingratiating towards the conventions of their society – that is, the illusions of the cave. They are true believers in God, honour, and moral imperatives. They are ready and willing to embark on acts of great courage and self-sacrifice at a moment’s notice.

[Der zweite Menschentyp, die Gentlemen lieben die Ehre und den Ruhm. Sie sind am leichtesten zu illusionieren. Sie sind die wahren Gläubigen in Gott, Ehre, und moralische Prinzipien. Sie sind willig und bereit, sich mutig selbst zu opfern, wenn von ihnen verlangt.]

The third type, the vulgar many, are lovers of wealth and pleasure. They are selfish, slothful, and indolent. They can be inspired to rise above their brutish existence only by fear of impending death or catastrophe.

[Der dritte Menschentyp sind die Profanen, die Reichtum und Sinnesvergnügen lieben. Sie sind selbstsüchtig, ... Ihre tierische Natur kann nur durch Angst und Terror in Schach gehalten werden.]

Like Plato, Strauss believed that the supreme political ideal is the rule of the wise. But the rule of the wise is unattainable in the real world.

[Wie Platon glaubte Strauss, dass das höchste politische Ideal in der Herrschaft der Weisen beruht, aber diese Herrschaft ist nicht möglich in der realen Welt.]

The real Platonic solution as understood by Strauss is the covert rule of the wise. This covert rule is facilitated by the overwhelming stupidity of the gentlemen. The more gullible and unperceptive they are, the easier it is for the wise to control and manipulate them.

[Der Trick besteht in einer geheimen Herrschaft der Weisen durch die Kontrolle und Manipulation der Illusionen der dummen Gentlemen.]

The rule of the wise is intended as an antidote to modernity. Modernity is the age in which the vulgar many have triumphed. It is the age in which they have come closest to having exactly what their hearts desire – wealth, pleasure, and endless entertainment. But in getting just what they desire, they have unwittingly been reduced to beasts.

[Für Strauss ist die Herrschaft der Weisen ein Gegenmittel gegen die Moderne. Im modernen Zeitalter haben die Profanen triumphiert. Sie haben, was sie begehren – Reichtum, Vergnügungen, und fortwährende Unterhaltung. Indem sie bekamen, nach dem es sie verlangte, wurden sie auf ein tierisches Niveau reduziert.]

Beispiel:

Tyra Banks, ein Top Model, verkündet in ihrer Unterhaltungsshow, dass jeder Publikumsgast (alles Frauen) einen Flakon aus Swarovski-Kristall-Glas mit Vaselline (Einzelhandelspreis 100 USD) geschenkt bekommen. Siehe wie die Leute reagieren:

http://video.google.de/videoplay?docid=-5557620138280079814&q=tyra+banks

Heyer: Das ist ja religiöse Extase! Wenn man sowas sieht, kann man beinahe Verständnis haben für Straussens Menschenverachtung.

***

Nowhere is this state of affairs more advanced than in America. And the global reach of American culture threatens to trivialise life and turn it into entertainment. This was as terrifying a spectre for Strauss as it was for Alexandre Kojève and Carl Schmitt.

[Die Moderne ist nirgends so weit fortgeschritten, wie in der USA. Und die Globalisierung der amerikanischen Kultur bedroht das Leben zu trivialisieren und es zur reinsten Unterhaltung zu reduzieren. Das war eine schreckliche Perspektive für Strauss, als auch für AK und Carl Schmitt.]

Kojève lamented the animalisation of man and Schmitt worried about the trivialisation of life. All three of them were convinced that liberal economics would turn life into entertainment and destroy politics; all three understood politics as a conflict between mutually hostile groups willing to fight each other to the death. Only perpetual war can overturn the modern project, with its emphasis on self-preservation and “creature comforts.” Life can be politicised once more, and man’s humanity can be restored.

[K. lamentierte über die Animalisierung des Menschen und Schmitt befürchtete die Trivialisierung des Lebens. Alle drei Philosophen waren überzeugt, dass die liberale Wirtschaftspolitik das Leben zur Unterhaltung degradiert und die Politik zerstören wird. Alle drei verstanden unter Politik einen Konflikt zwischen gegenseitig feindseligen Gruppen, die bereit waren sich bis auf den Tod zu bekämpfen. Sie waren davon überzeugt, dass nur forwährender Krieg die Moderne überwinden könne mit ihrer Betonung des ‚Lebensstandards’.]

5. Diese Drei-Typen-Lehre ist im Grunde genommen die Kastenlehre:

Kirche = die Weisen

Militär-Industrie = die Gentlemen

die arbeitende Bevökerung = die Profanen

Die arbeitende Bevölkerung [= Bauern, Sklaven, Lohnarbeiter] wird eines Tages idealerweise durch Maschinen ersetzt.

Ich könnte mir jetzt folgendes Szenarie vorstellen:

Die Schirmherren der Welt [Weisen] manipulieren die Herren der Welt [Wirtschaftsbosse, Militär] die Globalisierung bis zur endgültigen ökologischen Krise voranzutreiben. ‚Profit’ oder ‚Patriotismus’ sind Motive, um die Menschen zu illusionieren, damit die Welt in den Abgrund geführt werden kann. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten 50 Jahren die Welt zur absoluten Konsum- und Unterhaltungs-Hölle wird, wobei gleichzeitig permanente Kriege gegen ‚Terror’ an wichtigen geopolitischen Standorten stattfinden werden. Die ökologische Krise wird dann im entscheidenden Moment durch einen Genozid gelöst. Milliarden von Menschen werden getötet. Das kann man natürlich human machen, indem die Leute genmanipuliert werden und durch rassenspezifische Viren etc. Man braucht also niemanden zu erschiessen. Das passiert alles durch spezielle Krankheiten. Das wird dadurch erreicht, indem die Immunsysteme der Leute in den nächsten Jahrzehnten durch künstliche Nahrungsmittel und Umweltgifte und Medikamentenabhängigkeit geschwächt werden. Am Ende wird eine ‚Offenbarung’ kommen, die den überlebenden Menschen den Glauben an Gott zurückgibt, welches den Ausgangspunkt eines neuen Goldenen Zeitalters darstellt – und der Zyklus beginnt von vorne.

6. From Nietzsche to Leo Strauss, only the names have been changed, as they say. To begin with, what Nietzsche called the "superman," or the "next man," Strauss calls the "philosopher."

[Von Nietzsche to Leo Strauss – nur die Namen haben sich verändert. Was Nietzsche ‚Übermensch’ nannte, nannte Strauss ‚Philosoph’.]

The philosopher/superman is that rare man who can face the truth: that there is no God; that the universe cares nothing for men or mankind; and that all of human history is nothing more than an insignificant speck in the cosmos, which no sooner began, than it will vanish forever without a trace. There is no morality, no good and evil, and of course any notion of an afterlife is an old wives' tale.

[Der Philosoph/Übermensch ist dieser seltene Mensch, der die ungeschminkte Wahrheit verträgt: dass es keinen Gott gibt, dass sich das Universum nicht um den Menschen kümmert, dass die Menschheit nichts als ein unbedeutendes Staubkorn im Kosmos ist, welche, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwinden wird. Es gibt keine Moral, kein gut und böse, kein Leben nach dem Tod.]

In a eulogy for a colleague, Strauss said, "I think he died as a philosopher. Without fear, but also without hope."

[In einem Nachruf schrieb Strauss über einen Kollegen: Ich denke, er starb als Philosoph. Ohne Furcht, aber auch ohne Hoffnung.]

But the great majority of men and women, on the other hand, is so far from ever being able to face the truth, that it it virtually belongs to another species. Nietzsche called it the "herd," and also the "slaves." They require the bogeymen of a threatening God and of punishment in the afterlife, and the fiction of moral right and wrong. Without these illusions, they would go mad and run riot, and the social order, any social order, would collapse. And since human nature never changes, according to Strauss, this will always be so.

[Die Mehrheit der Menschen ist so unfähig, die ungeschminkte Wahrheit zu vertragen, dass sie gewissermassen eine andere Spezies ausmachen. Nietzsche nannte sie die ‚Herde’ und auch die ‚Sklaven’. Sie brauchen Furcht vor göttlicher Bestrafung und Hoffnung auf Belohnung (Paradis) und die Fiktion eines moralischen Gut und Böse. Ohne diese Illusionen würden sie verrrückt werden und Amok laufen, und die soziale Ordnung würde zusammenbrechen. Und da sich die menschliche Natur nicht ändert, sagt Strauss, wird das auch so bleiben.]

It is the supermen/philosophers who provide the herd with the religious, moral, and other beliefs they require, but which the supermen themselves know to be lies. Nietzsche said that his supermen were "atheistic priests," and Strauss pretends that their lies are "noble lies." But they do not do this out of benevolence, of course; charity and benevolence are mocked by Nietzsche and Strauss as unworthy of gods and godlike men. Rather, the "philosophers" use these falsehoods to shape society in the interest of these "philosophers" themselves.

[Es ist der Übermensch/Philosoph der die Herde mit religiösen, moralischen und anderen Glaubenssystemen ausstattet, an die die Übermenschen selbst aber nicht glauben. Nietzsche nannte die Übermenschen ‚atheistische Priester’, und Strauss gab vor, dass ihre Lügen ‚ehrenwerteLügen’ seien. Aber sie handeln nicht aus Gutherzigkeit; Barmherzigkeit und Gutherzigkeit werden bei Nietzsche und Strauss verlacht und für Übermenschen unwürdig erachtet. Die Philosophen benutzen ihre Falschheit, um die Gesellschaft in ihrem eigenen Interesse zu gestalten.]

Bemerkung: Irgendwo verschwimmt hier die Abgrenzung zwischen ‚Schirmherren der Welt’ und ‚Herren der Welt’ und zwischen ‚weise’ und ‚psychopathologisch’. Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass wir in einer unglaublich grausamen Realität leben!

7. Heyer: Möglicherweise ist es genau anders herum, und Strauss äußerte hier keine neue Erkenntnis, sondern eine dieser Verrätselungen. Ich erachte es als wahrscheinlicher, dass die höheren Menschen sehrwohl den tieferen Sinn und Gott kennen, aber dass die Machthierarchie nur erhalten werden kann, wenn man dieses Wissen verrätselt - was die Kirche ja auch schon 2000 Jahre lang praktiziert.

# X: Hoch-interessante Überlegung; man muss auch wissen, dass niemand weiss, was Leo Strauss wirklich dachte, weil er jedem was anderes erzählte und seine philosophischen Werke verschlüsselte. Wie ich in meinem anderen Email schrieb: Irgendwo verschwimmt hier die Abgrenzung zwischen ‚Schirmherren der Welt’ und ‚Herren der Welt’ und zwischen ‚weise’ und ‚psychopathologisch’. Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass wir in einer unglaublich grausamen Realität leben!

So weit ich verstehe, war das entscheidende philosophische Problem für Strauss das politisch-theologische Problem: menschliches Vernunftwissen oder absolute Wahrheit. Gibt es eine absolute Wahrheit ist Vernunftwissen sinnlos. Gibt es aber keine absolute Wahrheit, dann kann man machen, was man will. Die Frage ist allerdings: Wie weiss ich, was die absolute Wahrheit ist? Durch Offenbarung! Und dann kann jeder wieder machen, was er will, denn jeder hat ja ne andere Offenbarung! Zum einen sprechen die Engel, zum anderen die Ausserirdischen, zum nächsten Jesus etc. Wier man es dreht oder wendet, man kommt zum selben Dilemma: am Ende kann jeder machen, was er will! Das führt dann letztlich zu einem Offenbarungskampf! Welche Offenbarung setzt sich langfristig durch?

Mir scheint, dass Leo Strauss Philosophie, wenn die Intepretationen hier die richtigen sind, tatsächlich die Philosophie eines Psychopathen begründet oder eine psychopathologische Philosophie ist. Es ist ja etwas anderes, dass jemand philosophisch (nach langem Ringen) ‚erkennt’, dass es keine Moral, keinen Gott gibt, und dass einem diese Philosophie gerade gut rein passt, weil mein ein gefühlskalter Mörder ist, der seine abweichende Psychologie jetzt auch noch als elitäres Übermenschentum feiern kann. Das scheint mir enorm diabolisch zu sein!

Heyer: Das Fettgedruckte in Brief 3. gibt m.E. den entscheidenden Hinweis:

[Die Alten waren entschlossen, diese tyrannische Lehre geheim zu halten, weil die Menschen diesen Umstand nicht ohne weiteres tolerieren würden, dass sie bestimmt sind, Sklaven zu sein; sie würden sich bald gegen die herrschende Schicht auflehnen. Lügen sind daher notwendig, um die Herrschenden vor Verfolgung der profanen Massen zu schützen.]

Bücher sind Massenware, also für die Masse bestimmt. Wenn Leo Strauss ein Buch (für die Masse) schreibt, beherzigt er sicher die Maxime seiner eigenen Philosophie, die Masse zu belügen. Nicht zuletzt aus diesem Grund erachte ich es als Lüge, was Strauss öffentlich schreibt (s. Brief 6):

[Der Philosoph/Übermensch ist dieser seltene Mensch, der die ungeschminkte Wahrheit verträgt: dass es keinen Gott gibt, dass sich das Universum nicht um den Menschen kümmert, dass die Menschheit nichts als ein unbedeutendes Staubkorn im Kosmos ist, welche, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwinden wird. Es gibt keine Moral, kein gut und böse, kein Leben nach dem Tod.]

Ich denke, die Unterscheidung zwischen "Herren der Welt" und "Schirmherren der Welt" dürfte nicht allzu schwer fallen. Wäre Strauss wirklich weise und wäre er intellektuell fähig, die Konsequenzen seiner eigenen Philosophie zu sehen, wäre ihm eingefallen, dass zur Natur des Menschen nicht nur dessen Biologie gehört, sondern auch dessen Glaube an Bedeutung, Sinn, Moral, Gott. Strauss war ein psychopathischer Philosoph, der von Psychopathen (jenen "Gentlemen") benutzt wurde, ihre verbrecherische Politik vor Menschen mit Resten von moralischen Skrupeln zu legitimieren.

Glücklicherweise gibt es nicht nur diese "Thinktanks der Lüge" wie sie in der Hausarbeit von Sven Neelsen erwähnt sind ( www.politik.uni-koeln.de/jaeger/downloads/neelsen.pdf ) . Es gibt auch Denkwerkstätten der Wahrhaftigkeit, zu denen ich den Weltzukunftsrat zähle.

16.11.06: Was wäre, wenn...

... Leo Strauss recht hätte mit seiner "Weisheit"

[Der Philosoph/Übermensch ist dieser seltene Mensch, der die ungeschminkte Wahrheit verträgt: dass es keinen Gott gibt, dass sich das Universum nicht um den Menschen kümmert, dass die Menschheit nichts als ein unbedeutendes Staubkorn im Kosmos ist, welche, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwinden wird. Es gibt keine Moral, kein gut und böse, kein Leben nach dem Tod.]?

Was ist von den Konsequenzen, die er aus dieser "hoffnungslosen" Philosophie bezieht, zu halten?

[Es ist der Übermensch/Philosoph der die Herde mit religiösen, moralischen und anderen Glaubenssystemen ausstattet, an die die Übermenschen selbst aber nicht glauben. Nietzsche nannte die Übermenschen ‚atheistische Priester’, und Strauss gab vor, dass ihre Lügen ‚ehrenwerte Lügen’ seien. Aber sie handeln nicht aus Gutherzigkeit; Barmherzigkeit und Gutherzigkeit werden bei Nietzsche und Strauss verlacht und für Übermenschen unwürdig erachtet. Die Philosophen benutzen ihre Falschheit, um die Gesellschaft in ihrem eigenen Interesse zu gestalten.]

Das ist eigentlich ein edles Unterfangen. Wenn es schon keinen Sinn und keine Moral, keinen Gott, gibt, dann nehmen wir Philosophen es in die Hand, diese dem Menschen unentbehrlichen Qualitäten zu schaffen. Ich kenne diese Problematik von meinen Diskussionen mit einem Juristen her, der behauptete, der Mensch habe zwar keine Willensfreiheit, aber er als Jurist müsse, um seinen Beruf ausüben zu können, so tun, als ob es sie gäbe - und damit Verantwortlichkeit für alle Taten, die ein Mensch begeht. Strauss sagt also (sinngemäß): "Da es keine Willensfreiheit, keinen Sinn, keine Moral, keine Hoffnung, gibt, müssen wir diese Qualitäten dem Menschen zuliebe erfinden." Dem stimme ich zu. Fragt sich nur, sind diese Qualitäten, nachdem man sie erfunden (geschaffen?) hat, real oder immer noch Illusion?

Wie kann ein solches Schaffen überhaupt funktionieren? Angenommen, die Welt sei rein physikalisch. Wie kann es in einer physikalischen Realität überhaupt Illusionen und Lügen, Übermenschen und Untermenschen geben? Für Strauss ist ein Philosoph oder Übermensch jemand, bei dem Realität und Weltmodell deckungsgleich sind. Die Realität muss nach Strauss so beschaffen sein, dass ein denkerisches Erkennen ebendieser Realität möglich ist, sowie die Lüge, die es zuwegebringt, dass in anderen realen Gehirnen trotz unbrechbarer physikalischer Gesetze nichtreale Weltmodelle entstehen, die dann auch noch das reale Handeln der falsch denkenden Personen bestimmen und empirisch bestätigen. (Das nichtreale Weltmodell muss sich dem Getäuschten ständig bestätigen, sonst würde es keinen dauerhaften Bestand haben.) Der Untermensch lebt nach Strauss objektiv in der realen Welt, subjektiv in einer illusionären Scheinwelt.

Strauss hätte sich angesichts dieser Tatsache fragen können, inwiefern er sicher sein kann, dass es bei ihm anders als beim "Untermenschen" ist - dass er im Gegensatz zu den "Untermenschen" objektiv und subjektiv in der realen Welt lebt. Immerhin hat er geschrieben, dass er "Göttlichen Offenbarungen" misstraue - es gebe ihrer zu viele und zu unterschiedliche. Also sei der Mensch auf seine eigene Vernunft gestellt und müsse das Beste daraus machen: die Welt nach eigenem Interesse gestalten.

Wenn es also keine Offenbarungen der Wahrheit gibt - woher nimmt Strauss sein Wissen um die Deckungsgleichheit seines Weltmodells mit der Realität? Wenn er sicher ist, dass dem Menschen die absolute Wahrheit unzugänglich ist, wie kann er dann sicher sein, dass seine Philosophie der Inexistenz von Moral und Ewigem Leben (beide sind absolut gedacht) richtig ist?

Wie geht Strauss mit der zwingenden Erkenntnis um, dass er nie Philosoph hätte werden können, wenn alle Philosophen vor ihm seiner Maxime, die Menschheit stets zu belügen, gefolgt wären? Wenn Sokrates, Platon und Nietzsche, diese "Übermenschen" wie Strauss, öffentlich immer nur gelogen hätten? Dann wäre auch Strauss nie zu seiner "Erkenntnis" gekommen; er hätte sich (wie die Politiker!) im Filz von Millionen Lügen verfangen und wäre zeitlebens "Untermensch" geblieben.

Falls Leo Strauss ein "Übermensch" ist, kann er es nur geworden sein, weil sich die Philosophen vor ihm, auf die er aufbaut, nicht an das Gebot zu lügen, gehalten haben. Ihrer Wahrhaftigkeit verdanken wir die Entwicklung des Menschen vom Tier über den "Untermenschen" zum "Übermenschen". Strauss stoppt nun diese Höherentwicklung, indem er die Lüge predigt. Er predingt den Untermenschen. Seine Philosophie gebiert erst den Untermenschen. Strauss plant eine Sklavengesellschaft und sich selbst als alleruntersten Sklaven, da ohne Hoffnung.

Einschub 18.1.: - Es ist zudem heuchlerisch, wenn Strauss schreibt, der Philosoph müsse "nobel lügen", da das Volk die "ungeschminkte Wahrheit",

... "dass es keinen Gott gibt, dass sich das Universum nicht um den Menschen kümmert, dass die Menschheit nichts als ein unbedeutendes Staubkorn im Kosmos ist, welche, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwinden wird. Es gibt keine Moral, kein gut und böse, kein Leben nach dem Tod." ...

nicht verkraften könne. Ich behaupte, dieses Wissen wäre für das Volk weitaus weniger schlimm als das Wissen, über Jahrhunderte hinaus von seiner "Elite" systematisch belogen worden zu sein! Und zwar existentiell belogen. Belogen um Wahrheiten, nach denen man sein Leben ausrichten würde, wenn man sie wüsste. Wer so lügt, wie Strauss lügt, betrügt die Völker ums LEBEN! Solche "Philosophen" sind eine Schande! Man sollte sie ächten und nicht zu Staatsphilosophen und Weltenlenkern erheben! -

Das Gebälk der Straussschen Philosophie, das immerhin das Haus der globalen Weltpolitik und Wirtschaft ist, ist durch und durch morsch! Es stinkt bereits gen Himmel ob der Fäulnis. Kein Wunder, dass wir in einer derart grausamen Welt leben.

Eine letzte Frage, die zugleich als Kritik an Strauss zu verstehen ist: Wenn er seine Falschheit benutzt, um die Gesellschaft nach eigenem Interesse zu gestalten - warum gestaltet er keine bessere Welt? Sein Interesse war es, eine - wenn auch illusionäre - sinnerfüllte, moralische Gesellschaft zu erschaffen. Wäre es ihm gelungen, hätte er sich selbst übertroffen, seine eigenen Grenzen überwunden! Immerhin ist es besser, in sinnerfüllter, als in sinnloser Welt zu leben. Um sein Werk zu vollenden, hätte er alle anderen Menschen von seiner Lüge - der Moral - überzeugen müssen, und zwar in besonderem Maße jene "Gentlemen" und Philosophenkollegen. Dass unsere herrschende Schicht unmoralisch ist, müsste vom Straussschen Standpunkt her eigentlich als Scheitern gewertet werden.

Unterstützen wir Straussens und seiner staatstragenden Anhänger Interesse, der Gesellschaft eine hochstehende Moral, KULTUR!, zu geben - unabhängig davon, ob wir selbst daran glauben oder nicht.

Nachtrag 18.1.: Der letzte Satz steht im Widerspruch zu meinem obigen Einschub. Deshalb muss ich zu ihm noch etwas sagen. Das Perfide an Strauss ist ja nicht, dass er weiß, dass es keine Moral gibt und er deshalb "nobel" lügt, es gebe sie; verabscheuungswürdig ist, dass er im Wissen um die Existenz von Moral, Gott und eines Lebenssinnes* sich der Macht und der naturwissenschaftlichen Methodik unterwirft, Volk und Philosophie bewusst verrät und behauptet, zu wissen, es gebe diese Qualitäten nicht und man müsse dem Volk zuliebe "nobel lügen". Mit diesem Trick schmeichelte sich Strauss bei den "leicht zu illusionierenden Gentlemen"** ein, um ihnen bei ihrem Tun die moralischen Skrupel zu nehmen. Bis zum 2. Weltkrieg gab es sie noch, die anständigen Kaufleute, für die Gott, Ehre und moralische Prinzipien noch galten. Beim heutigen Neoliberalismus, den Strauss philosophisch legitimierte, gibt es diese Anständigkeit nicht mehr.

Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_von_Siemens , Kapitel: Soziales Engagement. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Krupp Alfred Krupp: "Untreue und Verrat muss mit aller gesetzlichen Strenge verfolgt werden ... denn wie aus dem Samen die Frucht hervorgeht und je nach seiner Art Nahrung oder Gift, so entspringt dem Geist die Tat - Gutes oder Böses. Die den Arbeitern auferlegten Pflichten sind streng, im Gegenzug werden jedoch umfangreiche Sozialleistungen gewährt. So können die Arbeitnehmer verbilligten Wohnraum nutzen, und sie erhalten Krankenversicherungsschutz. Erstmals in Deutschland wird zusätzlich demjenigen, der zeit seines Lebens bei Krupp beschäftigt war, eine Rente gewährt. Wird ein Arbeiter entlassen, so verliert er alle diese Privilegien. Die spätere Sozialgesetzgebung Otto von Bismarcks orientiert sich weitgehend am Kruppschen Generalregulativ."

Von dieser Krankheit der Sozialen Verantwortung sind die heutigen Manager dank Strauss "Gott sei Dank" geheilt.

* Wikipedia "Leo Strauss": "Mithilfe eines platonischen Vergleiches schließlich, spitzt Strauss seine These soweit zu, dass er behauptet, der Aufklärung sei es nicht gelungen, aus der "platonischen Höhle" herauszukommen, sie verirrte sich vielmehr in eine "zweite Höhle", die Höhle der Moderne, welche noch unter der aus dem bekannten "Höhlengleichnis" anzusiedeln sei." Hiermit gibt Strauss den von mir behaupteten Sachverhalt indirekt zu.

** Siehe Brief 4: "[Der zweite Menschentyp, die Gentlemen lieben die Ehre und den Ruhm. Sie sind am leichtesten zu illusionieren. Sie sind die wahren Gläubigen in Gott, Ehre, und moralische Prinzipien. Sie sind willig und bereit, sich mutig selbst zu opfern, wenn von ihnen verlangt.] Diesen wahren Gentlemen wollte Strauss also die Moral ausreden, um den negativen "Tugenden" wie Hass, Gier und Neid das Kontrollelement zu nehmen. Er wollte sie umerziehen zu eiskalten Emomanen, zu Psychopathen, wie wir sie heute im Management der großen Konzerne erleben.

17.11.06: Leserbrief von X:

Hi Jo,

die ganze Leo Strauss-Geschichte ist eine Falle! Das ist mir diese Nacht bewusst geworden. Was Leo Strauss wirklich meinte, dazu gibt es dutzende widersprüchliche Publikationen. Wie sind diese Widersprüche zu erklären?! Und dann sind mir die Augen aufgegangen. Wenn ich ein Psychopath wäre und meine menschenverachtenden Handlungen mit Hilfe einer Philosophie tarnen wollte, was würde ich tun? Ich würde mir einen Philosophen suchen, der lehrt, dass die Philosophen ein Geheimwissen lehren, und der daher das Geheimnis nie direkt ausspricht. Dann würde ich hingehen und so tun als ob ich wüsste, was dieses Geheimwissen, welches alle Philosophen gelehrt haben, im Wesenskern ist. Gleichzeitig hätte ich mir damit einen ‚unfairen’ Vorteil verschafft, der darin besteht, dass ich hingehen und sagen kann, dass wer meine Interpretation nicht teilt, dumm und nicht in das Geheimwissen eingeweiht ist. Weiter könnte ich dann hingehen und tun, was immer ich wollte, mit dem Verweis, dass ich der einzige bin, der das Geheimwissen besitzt. [Die ganze Sache ist so dumm und simpel, ich bin geschockt, dass mir das nicht sofort klar war.] Die Einsicht, dass die Starken herrschen und die Schwachen beherrscht werden, ist überhaupt keine Philosophie. Das ist eine selbstevidente Tatsache. Philosophie besteht in der Antwort auf die Frage: „Was machen wir aus dieser Tatsache? Wie gehen wir damit um?“ Es ist auch eine Tatsache, dass Menschen nicht fliegen können. Was haben die Menschen aus dieser Tatsache gemacht? Sie haben Flugzeuge erfunden! Die Realität im Sinne selbst-evidenter Tatsachen ist das Ausgangsmaterial [materia prima] des Philosophen. Was er daraus macht, ist Philosophie! Was die Philosophen erkannt hatten, ist dass es ein duales Prinzip gibt: ein aktives Agens (Yang) und ein passives Agens (Yin). Sie hatten aber auch erkannt, dass sich alles im Fluss befindet, dass sich alles ständig ändert. Was das effektiv bedeutet, ist dass es keine statischen Machtverhältnisse gibt. Der Starke (Yang) ist zugleich auch schwach (yin) und der Schwache (Yin) ist zugleich auch stark (yang). Sklaverei und Tyrannei sind keine Naturgesetze. Ich denke, Leo Strauss wurde von bestimmten Kreisen absichtlich missverstanden, um eine menschenverachtende Machtpolitik zu tarnen. Im übrigen sind alle Philosophien und Ideologien, die etwas anderes lehren, als Wechselbezüglichkeit [Liebe] und Kreativität [Weisheit] nichts anderes als Tarnungen von menschenverachtenden Zielen/Interessen und diabolischen Absichten/Zwecken. Das Geheimnis der wahren Philosophen besteht in der Erkenntnis des „Kultur-Schaffenden“. Die ‚noblen Lügen’ sind gerade eben nicht finstere Lügengebilde, die ich anderen Leuten zwecks Vorteilsverschaffung erzähle. Die ‚noblen Lügen’ sind ‚Lügen’, weil am Ende der [physische] Tod steht, dem niemand entkommen kann, aber sie sind auch ‚noble’, weil sie dem Menschen helfen, den Tod im Leben zu besiegen! Es sind gerade eben nicht diabolische Lügen, die dazu führen, dass Menschen verführt werden, ihr Leben auf dem Schlachtfeld zu lassen, sondern es sind ‚noble Lügen’, die es den Menschen ermöglichen, sich gegenseitig zu lieben, zu helfen, zu unterstützen. Die ‚noblen Lügen’ sind Glaube, Liebe, Hoffnung in der christlichen Tradition. Die Lüge ist der Tod; die ‚noble Lüge’ ist das Leben! Deshalb ist die ‚noble Lüge’ die eigentliche Wahrheit der Philosophen. Und das ist das Kultur-Schaffende.

Laßt euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; ... der Mensch der Bosheit, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, (...) , so daß er sich in den Tempel Gottes [= die Weisheit] setzt und vorgibt, er sei Gott. (...) [E]s regt sich schon das Geheimnis der Bosheit. (...) Der Böse aber wird auftreten mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, daß sie gerettet würden. Darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, so daß sie der Lüge glauben, damit gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern Lust hatten an der Ungerechtigkeit.

2. Thessaloniker, 2:9-11

Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, daß euch nicht jemand verführe. (...) Denn es werden falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß sie, wo es möglich ist, auch die Auserwählten verführen.

Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.

Matthäus, 24:4ff

Antwort: Viielleicht ist es nicht einmal nötig zu lügen, um Glaube, Liebe und Hoffnung zu verbreiten.

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