Aktuelles 8
23.10.06: "Als das All ein Baby war", lautet der Titel eines ZEIT-Artikels (Zeit vom 5.10.) zur Physik-Nobelpreisvergabe. http://www.zeit.de/online/2006/40/nobelpreis-physik-hintergrund?page=all
Die frisch gekürten Nobelpreisträger hatten mit Hife des Satelliten "Cobe" die Kosmische Hintergrundstrahlung vermessen und eine Landkarte der Wärmeverteilung des Universums gezeichnet. Als ich das las, dachte ich, eine solche Landkarte könne allerdings nur dann erstellt werden, wenn man das Universum als "flach" ansehe, - den Weltraum als Newtonraum betrachte. Das allerdings widerspräche Einsteins These vom Gekrümmten Raum, der angeblich ja auch schon bewiesen ist und dank dessen Resultate zB das GPS-Navigationssystem funktioniert. Ich wusste, ich hatte mein heutiges Thema gefunden (Ich lasse mich gern von der morgendlichen Zeitungslektüre inspirieren): "Es ist was faul im Staate Dänemark!"
Ein paar Absätze weiter hinten stand es dann Schwarz auf Weiß:
Tatsächlich haben die Cobe-Ergebnisse ein neues Zeitalter in der Kosmologie eingeläutet. Denn sie lieferten erstmals quantitative Daten, anhand derer sich die bis dahin kursierenden Theorien überprüfen ließen. Zuvor hatten die Astrophysiker lang und breit darüber diskutiert, ob der Raum »gekrümmt« sei, ob also das Universum sich immer weiter ausdehne oder am Ende wieder in sich zusammenstürze. Anhand der Daten von Cobe (und vor allem jener von WMAP) zeigte sich jedoch, dass die Geometrie des Universums »mathematisch flach« ist. Das heißt, der Raum ist nicht gekrümmt, sondern entspricht dem, was Schüler in der Grundschule lernen und was schon Euklid in der Antike predigte: Parallele Linien bleiben parallel, die Winkelsumme in einem Dreieck ergibt 180 Grad. Der Schwung aus dem anfänglichen Urknall, der den Raum auseinander zieht, und die Gravitationskraft, die diese Ausdehnung abbremst, halten sich offenbar die Waage.
Unabhängig davon, dass "quantitative Daten" wie "weiße Schimmel" sind (qualitative Daten* gibt es nicht), möchte ich Obiges wie folgt kommentieren:
Die Unregelmäßigkeiten der Wärmeverteilung können nämlich genausogut auf Unregelmäßigkeiten des Raumes - Raumkrümmungen - zurückzuführen sein. Sollte das zutreffen, müssten unsere Helden ihre Nobelpreise zurückgeben. Nun, nachdem wir in "Aktuelles 7" viel über David Bohm gelesen haben, stellen wir uns mal ganz nebenbei die zentrale Frage: Wem nützt die Interpretation der Nobelpreisträger und warum mag die Physik den Gekrümmten Raum eigentlich nicht?
Nun, ein ebener Raum und eine ebene Zeit (also das Newtonsche Raum-Zeit-System) sind strenggenommen Voraussetzungen der Physik, Voraussetzungen, die zu hinterfragen philosophisch zwar erlaubt, physikalisch jedoch verboten sind. Physik findet in der Erscheinungswelt statt; Relativitäts- und Quantentheorie verlassen jedoch den vorgegebenen Rahmen, was zu physikalischen Anomalien (Widersprüchen) heranwächst, die eines Tages die Physik sprengen werden.
Als Beispiel verwende ich gern die Projektion eines Kinofilmes an die Leinwand: Physik findet ausschließlich auf der Leinwand statt. Wer sich mit dem Projektor und dem Projektionsprozess beschäftigt, ist ein Ketzer. Ketzer pflegt man auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen; sie gelten als Gescheiterte, wenn auch als gescheite Gescheiterte. Bohm war so ein Ketzer. Aber auch Einstein, Heisenberg, Schrödinger und Newton waren es zeitweise und teilweise. Nur hat man sie sich zurechtgestutzt, hat ihre grenzüberschreitenden Erkenntnisse verdrängt oder frisiert.
So gelang es Heisenberg, die Wechselwirkung zwischen (beobachtendem) Subjekt und (beobachtetem) Objekt so zu frisieren, dass aus dem Subjekt eine objektive Unschärferelation wurde. Ein gelungener Coup, der Heiseberg auf einen Schlag berühmt machte. Ähnlich erging es Einstein, der den subjektiven Raum (siehe zB Relativ.html) zum objektiven Intertialsystem umfriesierte (lies evtl auch "Karmadiskussion.html"). Fortan war gegen seinen Ruhm nichts mehr einzuwenden. Immerhin haben wir ihm GPS und die Atombombe zu verdanken.
Also: Gekrümmte Räume und subjektive Beobachterpositionen sind genaugenommen esoterisch, und wenn es gelingt, den menschlichen Geist aus der Physik herauszurechnen, ist das nobelpreiswürdig.
Schade, der ZEIT-Artikel hat mir die Pointe meiner Kritik geklaut! ICH wollte schreiben, dass was faul ist am Nobelpreis, und nun schreibt der ZEIT-Autor höchstselbst (indirekt), der Nobelpreis impliziere die Behauptung, dass Einstein mit seiner Raumkrümmung (trotz GPS) irrte!
Die Wahrheit ist freilich eine ganz andere, als von Nobelpreisträgern behauptet wird. Sie ist nicht im Physikmodell zu finden, sondern zB in meiner HP.
* Qualitative Daten erhielten wir, wenn uns die Natur zuraunen würde: "Hallo liebe Menschen, also passt mal uff: Ich funktioniere so und so...". Aber leider raunt es nicht im Äther; die Natur antwortet immer nur auf Fragen, und die Antworten lauten leider immer nur Ja oder Nein. Das ergibt die Notwendigkeit des Interpretierens, was wiederum Bewusstsein voraussetzt, das es physikalisch gesehen jedoch nicht geben kann. Also bleiben wir bei quantitativen Daten; Qualität würde uns bloß erschrecken...
Dass es qualitative Daten nicht gibt, ist auch eine der Haupterkenntnisse des (von mir verbesserten) Radikalen Konstruktivismusses. Die Qualität entsteht immer erst im Subjekt, das interpretiert, das wertet, das moralisch ist. ("Entweder man ist moralisch (wertend) oder man ist nicht (Subjekt)!", sondern objektiv tot. - So lautet meine zentrale Erkenntnis.
Leserbrief: Verstehe ich das richtig? Einstein sagt, der Raum sei gekrümmt; die beiden Physiker sagen, der Raum sei nicht gekrümmt. Einsteins These vom Gekrümmten Raum ist bewiesen. Und jetzt beweisen die beiden Physiker, dass der Raum nicht gekrümmt ist.
Antwort: Du verstehst richtig! Wenn die beiden Physiker mit ihren nobelpreisgewürdigten Forschungsergebnissen recht haben, hat Einstein geirrt und das GPS-System nie funktioniert. Mir ist das alles schleierhaft. Irgendwer ist verrückt (geworden): Ich bin da im Moment auch etwas verwirrt. ...
Gerade fällt mir doch noch was ein: Möglicherweise konnten die beiden Physiker den Einfluss der Raumkrümmungen auf die Messergebnisse subtrahieren, sodass das, was übrigblieb, tatsächlich Reste vom Urknall waren. Dann wäre zwar keiner verrückt, aber: Ich glaube nicht, dass diese Korrektur durchgeführt worden ist - werden konnte.
Leserbrief 2: Hi Jo, ich habe einen Vortrag von Thomas Metzinger in englischer Sprache gehört. Zunächst mal zu seiner Person. Er erinnert mich an .... Er hat diese deutsche, arrogante und dominante Art: Ich weiss was, ich bin was. Willst Du auch was sein, musst Du glauben und tun, was ich sage.
Der Vortrag bestand zum grössten Teil aus unseliger Wortmagie: Komplizierte Definitionen mit vielen Fremdwörtern. Er gab allerdings auch interessante Beispiele. Trotzdem bin ich etwas verdutzt, wie Fachvorträge in eine Form gekleidet werden, die man nicht mehr verstehen kann, es sei denn man ist durch diese Terminologie indoktriniert [eingeweiht].
Ich muss Dir überhaupt gestehen, dass ich generell fast nichts mehr verstehe. Wenn man den Worten auf den Grund geht, dann ist da nichts dahinter, das zu verstehen wäre! Die Unverschämtheit besteht meineserachtens darin, dass wenn ich sage Ich verstehe nicht, dass ich dann schief angeschaut werde. Dass die Person aber, die spricht, nichts Verständliches von sich gibt, das wird hinter dem Deckmantel der Autorität unsichtbar. Darüner hinaus werde ich den Eindruck nicht los, aber dazu müsste ich seine Rede Satz für Satz analysieren, dass er die Ebenen [Model und Wirklichkeit] durcheinanderbringt.
Da kommen solche Schlauheiten, dass man nicht mit seinen Augen sehe, sondern mit dem visuellen Zentrum im Gehirn. Na super. Man würde auch nicht mit seinen Händen fassen, sondern mit dem Motorikzentrum im Gehirn. Auge und Hand sind nur Modelle des Systems von sich selbst. Ja, aber was ist denn dann das Gehirn? Man müsste doch dann sagen, dass man gar nicht mit dem Gehirn denke, sondern mit <Platzhalter>. Visuelles Zentrum oder Motorikzentrum sind abstrakte Begriffe, aber sie werden so behandelt, als ob sie ein Sinnesobjekt wären! Ah ja, ich sehe nicht mit meinen Augen, sondern mit diesem Ding, was man visuelles Zentrum im Gehirn nennt. Jetzt ist mir alles klar.
Hier kommt jetzt Bohm mit seiner Einsicht, dass die Wissenschaft nicht Wissen schafft, sondern Wahrnehmungen. Metzinger definiert einfach alles um. Aus Auge wird viselles Zentrum. Das gibt dann die Illusion, man wüsste was, verstände was.
Dann am Ende die Einsicht, dass er nur über das Selbst-Model spricht, nicht über das Selbst, man daher nicht sagen könne, dass das Selbst eine Illusion sei, weil man sich nur Aussagen über das Model machen könne. Das Ich sei aber schon eine Illusion, weil es aus dem Selbst-Modell hervorgeht. Weil also das Ich durch einen Prozess virtuell erschaffen wird, ist es niemand. Was für ein Unsinn. Wenn man das akzeptiert, dann muss man sagen, dass alles nichts ist, weil es keine Dinge, sondern nur Prozesse gibt! Wenn das, was aus einem Prozess hervorgeht, eine Illusion ist, was ist denn dann bitteschön keine Illusion? Die Frage ist dann auch noch offen: Woraus geht der Prozess eigentlich hervor?
Ich meine, eine gut versteckte Verwirrung in Metzinger entdeckt zu haben, die darin besteht dass er schwankt zwischen philosophischer Einsicht und naturwissenschaftlicher Borniertheit. Und das zeigt sich dann in der ambivalenten Haltung dem Gehirn gegenüber. Es wird bei ihm nämlich nicht klar, ob er das Gehirn als das eigentliche Gehirn auffasst, oder wie die Augen und die Hände als Modelle des Systems erkennt. Er zitiert beispielsweise einen Wissenschaftler, der behauptet, dass dieses unmittelbare Gefühl selbstpräsent zu sein, aus einer besondernen Sorte von Neuronen stammt. Er zitiert einen anderen Wissenschaftler, der behauptet, es stamme aus den Genen. Schliesslich erklärt er den offensichtlichen naiven Realismus des Selbst-Modells mit Hilfe der Evolutionstheorie. Es sei nicht nötig, ja sogar hinderlich gewesen, wenn man nicht einen Wolf gesehen hätte, sondern sich auch noch bewusst darüber gewesen wäre, dass es sich um ein Modell handelt.
Tja, wenn man also nicht mit den Augen sieht und mit den Händen fässt, wird man wohl auch nicht vom Wolf gefressen ,-))) Wo findet das Gefressen werden statt?
Zu Deiner Antwort:
Ja, ich bin auch etwas verwirrt. Die Physiker sagen, der Tisch sei kein Tisch, sondern leerer Raum mit ein paar Atomen, aber die Atome sind eigentlich keine Atome, sondern was anderes. Der Gehirnforscher sagt, man sehe den Tisch nicht mit den Augen, sondern mit dem visuellen Zentrum im Gehirn. Das visuelle Zentrum ist aber nur ein Begriff, unter dem man effektiv eine Ansammlung von Neuronen versteht, die dann das Sehen irgendwie machen. Und was sind Neuronen? Sie sind eigentlich was anderes... Möglicherweise Geist? NEIN, Gott bewahre, das ist unwissenschaftlich!!!
Man pfurzt übrigens auch nicht mit seinem Arsch, sondern das geht irgendwie anders ,-)))
Nur der Professortitel, der ist real. Und der Mercedes auch. Und die Villa. Das braucht man zum überleben.
Antwort: Du hast den Stand der modernen Forschung ganz gut wiedergegeben. Ich habe Metzingers Thesen ja ausreichend analysiert - siehe (X) und habe nichts hinzuzufügen. Aber wir könnten die Sache mal von einem anderen Aspekt her betrachten: Jeder Mensch lebt in seiner geglaubten Realität oder anders gesagt: Wir erleben das als Realität, dem wir unseren Glauben schenken. Es wäre nun zu billig, zu sagen, Metzinger irrt oder lügt (das habe ich oft genug getan), versuchen wir nun schlicht herauszufinden, in welcher Realität er lebt.
2.11.06: GEOkompakt Nr. 5: Die Grundlagen des Wissens
Bei meiner Lektüre älterer wissenschaftlicher Zeitschriften fallen mir ab und zu kleine Fehlerchen auf, und ich denke: "Na ja, man hats früher halt nicht besser gewusst!" Wenn ich heute aktuelle Wissenschaftszeitschriften lese, fallen mir ebenfalls Fehler auf. Die Art der Fehler allerdings lässt mich denken: "Da ist doch was faul im Staate Dänemark!" (siehe oben, erster Beitrag dieser Seite). Die Art der Fehler erweckt den Verdacht, hier wird wider besseren Wissens manipuliert.
Die Titelgeschichte lautet: "Geheimnis Natur - Das Rätsel der Wahrnehmung" und im Text finden wir die Überschrift "Die Erfindung des Bildes". Im gesamten Artikel wid immer wieder einundderselbe Fehler gemacht: Der Autor berichtet, was seine Augen sehen würden, wenn sie sich hinter den Augen der beschriebenen Tiere befänden. Er beschreibt nicht, was und wie die Tiere selbst sehen.
Beispiele: In Fettschrift und textlich extra hervorgehoben lesen wir: "Für den Menschen wäre das Insektenauge unpraktisch - um die gleiche Sehschärfe wie unser Sehorgan zu erreichen, müsste es einen Durchmesser von einem Meter haben." Außerdem finden wir den falschen Satz - wiederum hervorgehoben als Bildüberschrift: "Das Facettenauge von Insekten - etwa der Rinderbremse - besteht aus winzigen sechseckigen Seheinheiten, die je einen Bildpunkt erfassen und zusammen ein höchstens grobkörniges Bild liefern."
Diese Behauptungen sind reiner Unsinn! Würden wir mit unseren Augen durch ein Facettenauge schauen, träfen die Behauptungen zu, aber das Insekt hat keine menschlichen Augen hinter seinen Facettenaugen. Es sieht definitiv anders, als hier beschrieben wird. Das Facettenauge liefert keine Bildpunkte! Jeder, der ein wenig von Optik (Prinzip Lochkamera) versteht, weiß, dass jede Facette ein komplettes Bild der Umwelt liefert. Tausende von solchen kompletten, aber lichtschwachen, Bildern werden im Gehirn des Insekts übereinandergelegt, sodaß ein lichtsstarkes Gesamtbild entsteht. Dieses Bild ist auch nicht etwa von Sechseckmustern durchsetzt, wie uns oft in TV- "Wissenschaftssendungen" weigemacht werden soll. Das Insekt sieht dieses Muster nicht. Falsch ist auch die Angabe, das Facettenauge müsste einen Durchmesser von einem Meter haben, um an die Qualität unserer Augen heranzukommen. Im Gegenteil: Da es keine lichtfressende Linse braucht, könnte es sogar etwas kleiner, als unsere Pupillen sein.
Falsch auch die Behauptung, Hund und Katze würden unscharf sehen und zudem auch kaum Farben. Richtig ist, sie sehen scharf - und für Farben ist ihr Interesse begrenzt. Sie orientieren sich viel mehr am Geruch und der Fressbarkeit der Dinge. Sie achten bei den Experimenten der Verhaltensforscher mit ihnen weniger auf Farben. Es ist mir schleierhaft, wie ein Wissenschaftler zur dieser idiotischen Behauptung kommt, das Hundeauge habe es in jahrmillionenlanger Evolution nicht geschafft, ein scharfes Bild auf die Netzhaut zu bringen!
Unsinnig auch die Behauptung, Hunde würden alles blauverschoben sehen, weil sie im roten Bereich schlechter sehen. Wieder einmal hat der Wissenschaftler seine Augen hinter die des Tieres gesetzt. Mit welchem Argument schließt er aus, dass der Hund die elektromagnetischen Wellenlängen in andere subjektive (Farb-)Erlebnisse umsetzt, als der Mensch? Die Blauverschiebung ist ein unzulässiges anthropozentrisches Fehlurteil.
Vier Fehler in einem Artikel! Das fängt ja gut an! Als nächstes las ich den Artikel "Die Pumpe im Baum" - und stoße wieder auf jede Menge Fehler. Hier wird fälschlich behauptet, das Wasser würde mittels der Osmose (Wasser diffundiert durch Zellwände von leichten zu hohen Zuckerkonzentrationen) bis in die Blätter der Bäume transportiert. In Wahrheit sind es Kapillarkräfte wie zB folgender Link richtig zeigt: http://www.merian.fr.bw.schule.de/beck/skripten/12/bs12-9.htm. Es ist auch nicht der Unterdruck in den Blätterm, entstanden durch Wasserverdunstung, der das Wasser aus den Wurzeln durch dünne Röhren hochsaugt! Der oben zitierte Internetzartikel zeigt richtig, dass mittels "Unterdrucks" (der in Wahrheit Druck ist, und zwar atmosphärischer Luftdruck!) nicht mehr als zehn Meter Höhendifferenz überwunden werden können. In GEOkompakt steht hingegen sogar, dass der "Unterdruck" bei Verletzung der Röhren oder bei zu hohem Sog (!) aufgehoben werden könnte und Luft in die Röhre geriete, was das Absterben des jeweiligen Teiles des Baumes zur Folge haben könnte. Da der Luftdruck bei der Wasserversorgng des Baumes keine Rolle spielt, kann auch der sog. "Unterdruck" nicht aufgehoben werden. Es handelt sich hier nicht um Sog, sondern um Druck! Die Quecksilbersäule im Thermometer wird nicht hochgesogen, sondern (vom umgebenden Luftdruck) hochgedrückt. Wir können also beruhigt die unten und oben abgeschnittene Weiden- oder Bambusrute ins Wasserglas stellen; sie wird trotz des unterbundenen "Unterdrucks" ausschlagen.
Nach so vielen Fehlern in nur zwei Artikel ist mir die Lust am Weiterlesen vergangen - und so werde ich nicht erfahren, wie in dieser Zeitschrift die Frage beantwortet wird, "ob Tiere denken können". (Vielleicht gib es in meiner Leserschaft einen Biologen, der meine Irritationen beim Lesen derartiger wissenschaftlicher Artikel beseitigen kann.)
Nachtrag: Der Fehler vom Unterdruck ist auch anderswo zu finden. Siehe "Strohhalmtrick" in http://www.br-online.de/kinder/fragen-verstehen/wissen/2004/00607/ In einer oben offenen Röhre kann ein verdunstender Wassertropfen keinen Sog erzeugen. Im Stohhalm ist kein Sog, sondern Druck. Im Vakuum würde man mit einem Strohhalm keinen Tropfen aus der Flasche saugen können. Man hätte den Kindern besser das Experiment mit zwei Glasplatten gezeigt, die aufeinandergelegt und dann mit einem Rand ins Wasser getaucht werden. Zwischen den Platten steigt dann das Wasser hoch - ohne Unterdruck, aber mit Adhäsion und Kohäsion.
Nachtrag 2: Vom wahren Geheimnis des Sehens steht im GEO-Artikel auch nichts. Das wahre Geheimnis wird einem Menschen erst bewusst, wenn er sich klar macht, dass sich die Welt vor unseren Augen genaugenommen in der Sehrinde unseres Gehirnes befindet. Dort entsteht das Bild. Prof. Metzinger: "Wir laufen in unseren Sehrinden herum!" Außerdem müsste sich auch das Auge selbst und sogar das Gehirn in der Sehrinde befinden. Das aber ist unmöglich, denn die Sehrinde ist bekanntlich Teil des Gehirns. DAS als Rätsel zu verstehen, ist das wahre Geheimnis. Wo ist das Ding, in dem wir herumlaufen, wirklich? In "Gehirn" habe ich diese Frage zu beantworten versucht.
3.11.06: Nobelpreis für Phelps
http://www.zeit.de/2006/42/Nobelpreis-Phelps?page=all Die Lektüre des Artikels "Der Weg ins Paradies auf Erden" in der ZEIT vom 12. Oktober hat mich auf eine Neuerung meiner Wirtschaftstheorie gebracht. Phelps gilt als einer der Erfinder des Kombilohns. Ich hatte diese Idee bisher abgelehnt, weil ich darin eine Subvention der Arbeitgeber sah, die die Möglichkeit staatlicher Lohnzuschüsse zu Lohnsenkungen missbrauchen werden. Ich sah den Kombilohn als eine getarnte Subvention der Arbeitgeberseite und keinesfalls als Subvention der Arbeitnehmerseite wie die Politiker propagieren. Statt eines Kombilohns favorisierte ich das bedingungslose Bürgergeld, zumindest den Mindestlohn. Keiner soll trotz Vollzeitberuf am Existenzminimum herumkrebsen.
Der ZEIT-Artikel regte mich an, noch einmal über diese Problematik nachzudenken und heute kam ich zu neuen Ergebnissen, die mich zwingen, meine alte Wirtschaftstheorie über den Haufen zu werfen. Meine erste Erkenntnis zum Thema war, dass ein Bürgergeld dieselbe Wirkung wie Kombilohn hat. Wenn jeder ein Bürgergeld bekommt, können die Arbeitgeber es genau wie beim Kombilohn zu Lohnsenkungen missbrauchen - und zwar in allen Lohngruppen! Meine zweite Erkenntnis war, dass der Kombilohn ja nur für die untersten Lohngruppen gilt, und kein Arbeitgeber wird es sich leisten können, sämtliche Löhne derart zu senken, dass er die Subventionen kassieren kann. Meine Befürchtung ist also ausschließlich für Niedriglohngruppen realistisch, nicht für die bisher mittleren oder gar oberen Lohngruppen.
Aus diesem Grund ist Kombilohn besser als das Bürgergeld. Ich werde meine Seite "Steuermodell" überarbeiten müssen.
Nachtrag: In den NachDenkSeiten fand ich eben: Alle Subventionen für Niedriglöhne verschlingen viel Steuergeld. Deshalb muss zugleich ein Mindestlohn festgelegt werden, sagt der Wirtschaftsexperte Rudolf Hickel. ( http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=2223 ).
Die Idee ist gut, nur die Begründung finde ich schwach. Mindestlohn ist nicht gut, weil Kombilohn viel Steuergelder kostet, sondern weil er den oben angesprochenen Missbrauch des Kombilohns durch die Arbeitgeberseite verhindert. In Rudolf Hickels Artikel (X) selbst sind die Zusammenhänge allerdings richtig geschildert. Ich kann Hickel und Bofinger nur zustimmen.
3.11.06: Noam Chomsky
Ich habe mich wieder einmal mit Chomskys Buch "Media Control" beschäftigt. Chomsky vertritt hier die These, dass in totalitären Staaten Macht unmittelbar und offen ausgeübt wird und in Demokratien versteckt unter einem Deckmantel aus Desinformation und Bewusstseinsmanipulation der Bevölkerung. Die Lügen werden von der herrschenden Elite für nötig erachtet, da eine Demokratie im Sinne der Herrrschaft des Volkes zwei nichthinnehmbare Nachteile habe. Zum einen würde eine Volksherrschaft die Herrschaft der Elite mindern, was die Elite nicht hinzunehmen bereit ist, und zum andern würde eine Volksherrschaft unmöglich funktionieren, da das Volk eine emotionsgesteuerte, passive und zum rationalen ("vernünftigen") Denken unfähige Herde sei.
Chomski meint, die Elite verwechsele hier Ursache und Wirkung. Das Volk sei passiv und irrational, weil es jahrtausendelang an seiner (Selbst)-Aufklärung gehindert wurde. Es wurde mittels Desinformation und Gehirnwäsche im unmündigen Herdentierstatus gehalten. Chomsky fordert die Wahrheit für das Volk, damit es seine Trägheit überwinden könne und einer echten Demokratie fähig werde.
Die Elite hat im Gegensatz zu Chomsky nicht dieses Grundvertrauen in das Volk. Sie meint, wenn jeder Bürger sein Schicksal selbst in seine Hand nähme, mündete das in einem kulturvernichtenden Chaos. Es sei wichtig, dass es nur eine oder zumindest nur wenige Pläne für die Zukunft der Menschheit gebe, nicht 6 Milliarden. Demzufolge sei es nötig, beim Volk eine Gehirnwäsche durchzuführen, um einen Konsens zugunsten einer einzigen Utopie herzustellen.
Chomsky kritisiert an der Elite ihre Heuchelei. Sie fordere Moral bei anderen, sei selbst jedoch unmoralisch (und nenne dies "vernünftig"). Sie verdamme Terrorismus, wende ihn jedoch ständig - freilich unter anderem Namen - selbst an. Sie plane ein Paradies auf Erden (siehe oben), verwende dazu jedoch Mittel, die dem Werkzeugkasten des Teufels entnommen wurden. Die Frage ist, ob das funktionieren kann. Ist die Elite moralisch oder ist sie ausschließlich "rational"??
Welche Seite hat Recht? Chomsky oder die "Herren der Welt"? Vielleicht möchte der Leser mit mir gemeinsam die Antwort auf diese Frage suchen.
Leserbrief (3.11.): Ja, das ist sehr interessant, dass Du diese Frage stellst, denn ich habe mich die letzte Zeit ausführlich genau mit dieser Frage beschäftigt. Ich denke Chomsky hat Recht und die Elite verwechselt Ursache mit Wirkung! Die Sache ist jedoch ziemlich 'kompliziert'. Das Problem beginnt bereits damit, dass wir von der 'Elite' und dem 'Volk' sprechen, als wären diese Begriffe etwas objektiv Gegebenes. Wenn man so anfängt, dann kann man nicht klar über die Sache nachdenken.
Ich halte es für besser, man startet mit dem 'Individuum', oder besser noch mit dem Körper Mensch und seiner Wirklichkeit. Der Körper ist nicht statisch. Er wird geboren, er wächst heran, er altert und stirbt. Das ist die Wirklichkeit des Körpers. Dann gibt es eine Asymmetrie: Mann / Frau. Nur die Frau kann Kinder kriegen! Aber sie kann das nicht allein. Sie braucht den Mann und wenn auch nur um 'befruchtet' zu werden. Es gibt weibliche Spinnen, die nach dem Begattungsakt die männliche Spinne tötet. Das ist ein fantastisches Phänomen.
Man beginnt also die Untersuchung mit der biologischen Wirklichkeit des Körpers. Und man sieht, dass der menschliche Körper sehr fragil ist. Der menschliche Körper ist permanent schutzbedürftig! Der Mensch muss also was tun, um zu leben. Es ist nicht selbstverständlich zu überleben. Zu seinem Glück hat der Mensch viele Möglichkeit seinen Körper zu schützen; alle diese Möglichkeiten haben jedoch eine Voraussetzung: andere Menschen! Das entscheidende Problem besteht darin, dass der Mensch 'Autonomie' gegen 'Sicherheit' eintauschen (muss). Damit ich überleben darf (!), muss ich - im weiteren Sinne - auf Freiheit verzichten. Das Kind kann nicht verlangen, frei von seinen Eltern zu sein, ohne an diesem Verlangen zugrunde zu gehen. Und hier ist das nächste Problem, welches in der Asymmetrie zwischen den verschiedenen menschlichen Körpern besteht, und ganz automatisch zu einer 'Machtfrage' führt: das Kind ist 'schwächer' als die Eltern. Es ist in einer schwachen 'Verhandlungsposition', weil es von 'Notwendigkeiten' bestimmt ist, die 'dringlicher' sind als die seiner Eltern.
Eine utopische Gesellschaft würde sich der biologischen Basis der Machtfrage bewusst sein und sich so organisieren, dass die Schutzbedürftigkeit des Menschen nicht zu totalitären Machtstrukturen führt. Es ist letztlich ein Optimierungsproblem: Gib ein Minimum an 'Autonomie' im Austausch für ein Maximum an 'Sicherheit'!
Der Gegensatz Volk / Elite ist letztlich eine suboptimale Lösung des Problems der Schutzbedürftigkeit. Um das Problem optimal zu lösen, muss man sich zunächst der biologischen Wirklichkeit des Menschen bewusst werden. Menschen sind in bestimmten Aspekten ähnlich und in anderen Aspekten sehr unähnlich. Man muss biologische und psychologische Unterschiede berücksichtigen. Entscheidend ist allerdings die Einsicht, dass ALLE Menschen schutzbedürftig sind. Darin liegt die biologische Basis der Demokratie!!! Das besondere Talent eines Menschen oder einer Gruppe sollte (idealerweise) daher nie dazu führen, dass sie die Machtfrage zu ihrem Gunsten entscheiden. Das führt automatisch zu einer autoritären Machtstruktur und effektiv zur 'Versklavung'! Die Elite (eine Gruppe mit besonderen Talenten) ist also nicht so sehr darüber besorgt, dass die Masse irrational ist, sondern ist daran interessiert die eigenen Sicherheitsbedürfnisse auf Kosten der Masse zu maximieren!!! Da ALLE Menschen sterblich sind, also auch die Menschen die die Elite bilden, kann das Sicherheitsbedürfnis nie vollkommen befriedigt werden. Die biologische Wirklichkeit erfordert die Einsicht in die Sterblichkeit des Körpers. Ohne diese Einsicht wird die Elite selbst 'irrational' and 'paranoide', weil sie die Masse als Bedrohung ihrer Sicherheit empfindet, was dann zu Rechtfertigungsstrategien führt, die auf die prolongierte Versklavung der Massen abzielt! Die Masse lässt sich jetzt aber nur dadurch manipulieren, in dem man an ihr Sicherheitsbedürfnis appelliert! Mit anderen Worten: Indem man sie verängstigt! Deshalb dann auch der 'Krieg gegen Terror'. Am Ende wird die Elite selbst zum Terrorregime, weil sie ihre Macht nur durch die ständige Terrorisierung der Masse aufrechterhalten kann: durch die Fiktion von Bedrohungen! Es ist so, als wenn 'Superman' die Bedrohungen fingiert, vor denen er die Masse zu beschützen verspricht; im Austausch dafür bekommt er das Privileg eines 'Super'-Status. Und alles, um sich nicht seiner Sterblichkeit bewusst werden zu müssen!
Man kann das überall beobachten. Das beginnt schon auf der Ebene des einfachen Fabrikarbeiters. De Frau kocht dem Mann das Essen und er bekommt die grössten Fleischstücke, denn das Überleben der Familie hängt vom Überleben des 'Ernährers' ab!
Reich zu sein - und das ist der extreme Vorteil des (extremen) Reichseins, heisst, man ist 'autonom' und 'sicher'! Man kann sich Sicherheit kaufen, ohne dass das zu einem Autonomieverlust führt! Allerdings ist man nie sicher genug; denn am Ende steht der Tod!!! Die Verdrängung des Todes begründet die eigentliche Irrationalität des Menschen! Insofern ist nichts irrationeller als die Elite selbst!!!Beispiel: Ein Bild des amerikanischen Künstlers Jackson Pollock wurde für USD 140 Millionen verkauft. Der Verkäufer ist Jeff Geffen, ein Medienmogul aus Los Angeles, der Geld braucht, um die Los Angeles Zeitung zu kaufen. Der Käufer ist geheimnisumwitterter Mexianer, David Martinez (48), der sich auf den Handel mit Schuldpapieren von Dritte-Welt-Ländern spezialisiert hat. Das Bild ist zur Dekoration seines USD 55 Millionen Appartments in New York bestimmt. Der Künstler, Jackson Pollock, kam 1956 bei einem Autounfall ums Leben.
Die Absurdität des Lebens wird hier einmal mehr deutlich, v.a. im Kontext meines vorherigen Emails über die Elite / Masse. Die Elite ist 'irrational', das ist meine These, weil sie die Masse für ihre diversen 'Unsterblichkeitsprojekte' missbraucht.
Antwort (4.11.): Meine Überlegungen erbrachten folgendes Ergebnis: Chomsky führt als Motiv der Manipulation der Massen die Herstellung eines Konsenses an. Der Konsens als Wert ergibt sich aus der Höherstellung von Ordnung gegenüber dem Chaos oder der Beliebigkeit. Chaos ist zwar das Fundament von allem, was ist, aber das Gebäude, das darauf aufgebaut wird, ist Ordnung. Je größer das Gebäude ist, desto höherentwickelt ist unsere Kultur. Eine Philosophie, die alles umfasst (Philosophia Perennis) ist besser, als eine, die sich mit nur einem Teil des Ganzen beschäftigt. So weit so gut.
Meine Frage ist nun: Wie weit erstreckt sich der Konsens, den die "Herren der Welt" anstreben? Antwort: Nicht weit genug. Denn sie streben zweierlei Konsens an, zwei Welten. Einmal den Konsens der (selbsternannten) Elite und einmal einen Konsens für das Volk (die Völker). Der Konsens, den Chomsky, du (?) und ich anstreben, ist umfassender: Wir streben einen Konsens an, der alles umfasst. Die Wahrheit soll Maßstab für Volk und Elite sein. Und zur Wahrheit gehört, dass die Ordnung nie vollkommen sein darf. Sie muss stets mit einem gehörigen Maß an (kreativem!) Chaos gewürzt bleiben. Sonst erstarrt und stirbt die Ordnung. So hab ichs übrigens dieser Stasi-Agentin, über die ich bereits geschrieben habe, erklärt. Die Ordnung muss wachsen, und dazu braucht sie das Chaos als Störung ihres Systems. Die Störung erzwingt qualitatives Wachstum des Ordnungssystems, also eine Intelligenzsteigerung des Ganzen. Wird die Störung nicht Qualitätszuwachs umgewandelt, zerbricht die Ordnung. Ein Staat, der alle Kreativen ins Gefängnis steckt, ist zum Tode verurteilt.
Jeder Staat braucht einen Feind, der mächtig genug ist, dass der Staat auf ihn reagieren muss, aber nicht so mächtig, dass er daran zugrundegeht. Jedes Volk braucht 90 %v Mitglieder, die die Ordnung hochhalten und 10 %, die das Ordungssystem stören und auf Trab halten. Jedes Volk braucht seine Anarchisten und Künstler, braucht seine Artisten und Seiltänzer (Nietzsche), braucht Grenzüberschreiter, Pioniere.
Was du als absurd bezeichnest, nenne ich einen Fehler der Elite, die zweierlei Konsense errichtet. Den Kauf des Pollock-Bildes von Martinez für 140.000.000 Dollar interpretiere ich als Investition zur Aufrechterhaltung des Konsenses des dummzuhaltenden Volkes. Das Volk soll nur Falsches, also nichts, über die wahren Pioniere, die wahren Künstler, erfahren. Deshalb haben die Herren der Welt eine falsche Kunst aus der Taufe gehoben - eine Pseudokunst fürs Volk. Der richtige Spruch "Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht" wird maximal pervertiert, indem Dreckblatt BILD ihn in einer derzeit laufenden Werbekampagne für sich reklamiert. Diesem falschen Bild, das BILD propagiert, dient auch die Zuordnung eines Pollok-Bildes zur unvorstellbaren Geldsumme von 140.000.000 Dollar. 90 % des Volkes denken nun: "Das muss ja wohl allerhöchste Qualität sein!" Mit der Veröffentlichung derartiger Nachrichten werden tausende potentielle Künstler auf die falsche Fährte gelockt.
Kunst ist alles, was ein Künstler macht. Besser: Der Künstler ist das eigentliche Kunstwerk. Ein Mensch, der den Volkskonsens internalisiert hat (zu seiner Natur hat werden lassen), kann Bilder malen, aber er kann keine Kunst machen. Kunst kann man nicht studieren, schon gar nicht an einer Kunsthochschule. Dort kann man ein Handwerk lernen, aber keine Kunst. Alle Kunstwerke, die die Volksmasse begehrt, kann keine Kunst sein, denn Kunst wird nur von diesen 10 % gemacht und verstanden. Kunstwerke zeigen, was ein Grenzgänger jenseits der Grenze erlebt. 90 % aller Menschen fürchten sich vor dem Jenseits, ja, sie fürchten sich bereits vor der Nähe zur Grenze; sie wollen nicht einmal wissen, dass es eine Grenze gibt.
Was ich hier schreibe, gilt in ganz besonderem Maße der Kunst des Lebens. Ich habe täglich 30 Leser; BILD hat täglich 12.000.000 Leser. Warum? Weil ich ein Künstler bin, und weil BILD die Unkunst zur "Volks-Kunst" erhebt. BILD beherrscht die Kunst der Lüge. Sie erhebt die Abwesenheit der Kunst zur Kunst. Für BILD wäre es auch Kunst gewesen, wenn Martinez 140.000.000 Dollar öffentlich verbrannt hätte. Fast alle hätten ihn als großen Künstler angehimmelt.
Ein Kenner der Volkskunst erzählte mir einmal, solche spektakulären Bilderkäufe seien hin und wieder aus rein geschäftlichen Erwägungen nötig. Viele Reiche haben viel Geld in ihre Bildersammlungen investiert und wollen natürlich irgendwann einen saftigen Gewinn einstreichen. Nehmen wir mal an, Martinez hat für 1000 Dollar 100 Bilder von Lieschen Müller gekauft. Wiederverkaufswert: 0 Dollar. Kein Mensch kennt Lieschen Müller. Jetzt kauft Martinez einen Pollok für 140.000.000 Dollar. Der Mann muss ein phantastischer Kunstkenner sein. Mal schauen, was er sonst noch alles in seiner Sammlung hat. Aha, Lieschen Müller für 2.000.000 pro Bild! 100 Schnäppchen.
Der Kunstmarkt ist eine Seifenblase, die mit immer mehr Geld aufgepumpt werden muss, damit sie nicht platzt. Die investierten 140.000.000 stärken den Glauben von Millionen Menschen an die Kunst, und von diesem Glauben leben Kunsthändler und Künstler. Der Kauf eines Bildes von 140.000.000 überredet vielleicht 10.000 Leute, ihr Vermögen in den Kauf von Kunstwerken zu investieren. Auf dieses Geld haben es jene, die die Kunstmarkt beherrschen, abgesehen. Unser Martinez wird seine Investition sicher eines Tages mit Zinsen zurückerstattet bekommen. Das superteure Bild ist ein Magnet, der geradezu magisch Geld anzieht.
Heutzutage erreicht man Massen-Konsens, indem in irgendeine Sache viel Geld hineingesteckt wird. Sofort glauben viele Menschen, sich in diesem Milieu einrichten und in ihm leben zu können. Die Pioniere betreten das neue Land. Dann kommen die Investoren, die das Land erschließen, und dann kommen die Massen, die es bewohnen. Die Pioniere indes werden vertrieben, denn sie vertreten einen Geist, von dem die Massen nichts wissen sollen. Doch es gibt Pioniere, denen selbst Investoren nicht folgen können. Sie leben in weglosen Gefilden, dem Chaos ganz nah, und errichten dort Welten, die den Vielen unsichtbar sind und bleiben. Meine Kunst gebar eine Welt, die von Investoren offensichtlich nicht betreten werden kann. Wahrscheinlich ist das auch gut so.
Nachtrag: Es ist kaum zu fassen! Wenige Stunden nachdem ich obiges geschrieben habe, stoße ich bei meiner ZEIT-Lektüre, wohlgemerkt im Wirtschaftsteil (!), http://www.zeit.de/2006/42/Kunstmarkt auf den Artikel "Auch Beckham kauft" und dort auf die Sätze wie:
"Im vergangenen Jahr kaufte sogar Fußballprofi David Beckham seiner Frau Victoria ein Werk von Damien Hirst, ein überdimensionales Herz, zusammengesteckt aus Hunderten toter Schmetterlinge. Die Beckhams sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich die heutige Nachfrage nach zeitgenössischer Kunst von früheren Jahrzehnten unterscheidet. Damals hätten einige wenige Sammler und viel Unternehmenskapital die Preise in die Höhe getrieben, sagt Cheyenne Westphal, Direktorin der Abteilung für zeitgenössische Kunst beim Auktionshaus Sothebys in London. »Heute ist die Käuferschicht viel breiter. Auch der Kunsthandel ist globalisiert und profitiert von neuem Geld aus China, Russland und Indien.« Überall wird der soziale Aufstieg mit neuer Kunst zelebriert."
5.11.06: Auch David Beckham kauft
Beim Frühstück las ich den Rest des ZEIT-Artikels, dessen Lektüre ich gestern abgebrochen hatte, nachdem ich diese interessante Synchronizität erlebt hatte. Auch der zweite Teil war interessant; schließlich behandelt er eines meiner derzeitigen Denk-Themen. Als besonders aufschlussreich empfand ich folgende Absätze, die sich vor allem Harry-Potter-Fans zehnmal durchlesen sollten:
Vor diesem Hintergrund eröffnet in London an diesem Donnerstag wieder die Frieze. Als die Messe-Veranstalter vor vier Jahren zum ersten Mal ihre Zelte im Regents Park aufschlugen, nahmen die teilnehmenden Galerien rund 20 Million Pfund ein. 2004 wurde diese Summe bereits am Eröffnungsabend umgesetzt, und im vergangenen Jahr beliefen sich die Verkäufe insgesamt auf 33 Millionen Pfund. Auch deshalb ist London nach New York inzwischen zur wichtigsten Stadt auf dem internationalen Kunstmarkt geworden, und wie das geschah, hat die Frieze-Gründerin Amanda Sharp von Anfang an miterlebt.
Aus brotlosen Malern wurden Szenekünstler der Reichen
»Anfang der neunziger Jahre gab es nur eine Hand voll Sammler, und die waren mit Lucien Freud und Francis Bacon befreundet und kauften deren Arbeiten«, erinnert sich Cheyenne Westphal. Gleichzeitig gab es reichlich junge Künstler, die brotlos in taubenverseuchten alten Lagerhallen und heruntergekommenen Lofts im East End der Stadt schufteten. Als eigene Szene tauchten sie zum ersten Mal 1988 in den alten Docks auf und nannten ihre kleine Ausstellung Freeze. Zwei Freunde, Amanda Sharp und Matthew Slotover, waren damals Teil dieser Szene, und weil sie nach dem Studium nicht wussten, was sie sonst tun sollten, gründeten sie das Frieze Magazine. »Was dort entstand, war so aufregend und interessant, wir wollten darüber schreiben. Kein Mensch interessierte sich damals für zeitgenössische Kunst, die Szene brauchte dringend ihre eigene Publikation«, sagt Sharp heute.
Wenig später fanden die jungen Künstler auch einen Patron, der ihnen zu Weltruf verhalf: Charles Saatchi. Saatchi hatte mit seinem Zwillingsbruder die zwischenzeitlich größte Werbeagentur der Welt aufgebaut und begann Anfang der neunziger Jahre wie ein Besessener zu sammeln. Von 1992 an präsentierte er dann die YBAs, die Young British Artists in einer eigenen Galerie und zeigte unter anderem einen in Formaldehyd eingelegten Haifisch von Damien Hirst und ein blaues Zelt von Tracey Emin, das sie in mühevoller Arbeit mit den Namen all jener Menschen bestickte, mit denen sie bis zum Alter von 32 geschlafen hatte inklusive ihres Zwillingsbruders. Dazu hing dort das überlebensgroße Porträt der Kindesmörderin Myra Hindley von Marcus Harvey, erstellt aus den Handabdrücken von Kindern. »Bald wurden die YBAs ein Phänomen, das sich explosionsartig ausbreitete«, sagt Amanda Sharp. Im East End entstanden immer mehr Ateliers und Galerien. Die Schockkunst kam an, und aus Sammlern wurden Händler.
Mein Kommentar: Es geht wie schon gesagt nicht um Kunst, sondern um KUNST. Eingelegte Haifische, die Namen der Fickpartner und Kindsmörderinnen haben nichts mit Kunst zu tun, wohl aber mit der KUNST. (Man gebe mal in Neuerungen unten bei der Googlesuche KUNST ein, um andere Stellen meiner HP ausfindig zu machen, wo ich über sie schrieb. Man lese dann die Seiten, in denen KUNST großgeschrieben ist.) Der wahre Künstler heißt nicht Damian Hirst (von dem Beckham was kaufte), Tracey Emim oder Marcus Harvey. Sie sind boß Mainstream-Schwimmer, die noch nicht einmal wissen, dass es eine Grenze gibt und Artisten, die sie sehen und überschreiten können. Ihre Werke zeigen, dass sie diese Grenze nur dumpf ahnen, aber keine Idee haben, dieser Ahnung (zB in Kunstwerken) Ausdruck zu verleihen. Sie suchen noch wie Blinde nach der höheren Dimension, nach Qualität, aber sie schaffen es nicht, ihr Gesicht aus der Filmebene herauszudrehen, um direkt ins Antlitz des Filmprojektors, Filmvorführers, Regisseurs und Drehbuchschreibers zu schauen.
Der wahre Künstler und Beherrscher der KUNST ist nicht einmal Charles Saatchi. Aber er ist auf dem Weg da hin. Er ist mit seiner Werbeagentur zu sehr viel Geld gekommen und hat es immerhin geschafft, erste Erfahrungen mit der KUNST, der echten Magie, zu machen. Dass es sich um Schwarze Magie handelt, tut hier nichts zur Sache. Als Chef der größten Werbeagentur hat er herausgefunden, wie man die REALITÄT der Herdentiere manipuliert, also jener Menschen, die sich nichts eigenes erschaffen, sondern stets dem Leithengst hinterherrennen wie Beckham hinter dem Fußball. Das "gewusst wie" hat er sich angeeignet, jetzt kommt es nur noch darauf an, es einem konkreten Willen, einer Idee, dienstbar zu machen.
Saatchi hat sehr viel Geld verdient, Geld, das andere Menschen ihm real gezahlt haben. Als Gegenleistung hat er im Sinne der Auftraggeber die Realität der Opfer manipuliert. Nichts anderes ist Werbung. Die Manipulation der Werbespots wirkt nicht dort, wo der Konsument sie (bewusst) wahrnimmt. Der Trick echter Manipulation ist, so zu werben, dass der Konsument die eigentliche Botschaft gar nicht erkennt und dass die manipulative Botschaft unverändert die Software seines Gehirnes umschreiben kann. Folge der Umprogrammierung ist, dass der Konsument reales Geld für eine Ware bezahlt, die er eigentlich nicht braucht (für Notwendiges wird nicht geworben). Mit diesem Opfer ist der Zauberkreis geschlossen. Der Konsument hat sich mit dem realen Geldopfer an die ihm zugedachte Realität angeschlossen. Red Bull schmeckt dann tatsächlich!
Saatchi begann - ich zitiere - "wie ein Besessener" zu sammeln. Quatsch! Nicht wie ein Besessener; er ist tatsächlich besessen. Ein Manipulator hat manchmal das Bedürfnis, sich selber manipulieren zu lassen. Eine Domina weiss von diesem Geheimnis. Warum? Weil er nur an sich selber herausfinden kann, wie die Sache funktioniert. Das ist kein unverbindliches Spiel; es ist ein reales Spiel mit der Realität. Es geht stets ums Ganze. Man ist nach dem Spiel ein Anderer. Es gibt keinen Weg zurück. Saatchi ist kein Herdentier mehr. Deshalb sammelte er nicht wie ein Besessener, sondern als Besessener. Vielleicht hat er sich wie Beckham von einem wie Martinez (s.o.) anstecken lassen.
Ein Beherrscher der KUNST ist nicht einer, der sich von nichts anstecken lässt, nein, er ist einer, der das kontrollierte Risiko einer möglichst bewussten Ansteckung eingeht - im vollen Wissen der Tatsache, dass er vorher nie genau wissen kann, worauf er sich einlässt. Das ist ja das Spannende am realen Leben. Saatchi hat sich also anstecken und verwandeln lassen. Aber er hat nicht nur wie die Opfer Bilder gekauft, er hat - als Täter - bewusst und gezielt etwas aus seinem Dämon gemacht. Der Verwandelte hatte genug Energie, im Gegenzug den Dämon zu verwandeln; er hat ihn erfolgreich in Dienst genommen, zu seinem Dämon gemacht. Saatchi verdient viel Geld mit seiner Besessenheit.
Da gab es also diese "reichlich junge(n) Künstler, die brotlos in taubenverseuchten alten Lagerhallen und heruntergekommenen Lofts im East End der Stadt schufteten", und Saatchi hat sich zu ihrem "Patron" gemacht. Diese Künstler wurden seine Jünger. Sie gediehen fortan in seiner Aura.
So funktioniert die verzauberte Welt, in der alles Materielle nur Symbol für Geistiges ist. Für jene, die nur glauben, was sie sehen, - für Materialisten - ist eine Besessenheit wie Bilder- oder Briefmarkensammeln oder der Kauf eines teuren Autos - eine Geisteskrankheit, eine Verrücktheit, die sich Leute mit zu viel Geld leisten können. Pfauenhaftes Balzverhalten, evolutionstheoretisch abgesichert. Für Zauberer ist alles Geist, alles bewusster Geist, mehr oder weniger freier Wille.
Ich weiß das, weil ich seit über 20 Jahren eigene Erfahrungen sammele. Ja, auch ich bin ein Sammler. Ich sammele geistige Werkzeuge, Manas genannt (Harry-Potter-Fans werden wissen, was damit gemeint ist ;-). Diese Werkzeuge leben, denn sie sind Teile meines eigenen Geistes, Module meiner Seele. Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten, der sich gezielt dem Risiko des Sichverwandelnlassens und Verwandelns aussetzt. Ich habe mich von einem Spirituellen Meister (ich schrieb darüber) verwandeln lassen, und ich biete heute selbst Verwandlung an, Stichwort "Schule für Lebenskunst". Ich mache in meiner Preisliste und in (X) keinen Hehl daraus, dass ich mich bereit erkläre, jene, die sich als meine Schüler begreifen, in dieses reale Spiel mit der Realität einzuweihen, allerdings in Gestalt der Weißen Magie, denn was zB Saatchi geheim mit seinen Auserwählten macht, präsentiere ich offen. Ich weihe in Geheimnisse ein, ich wende die KUNST an. Ich mache keinen Hehl daraus und schreibe offen, dass ein potentieller Schüler mich real fördern (bezahlen!) muss, damit ich ihn real einweihe. Meine HP zu lesen ohne zu bezahlen, ist sinnlos. Man bleibt dabei derselbe, der man ist. Man bleibt bestenfalls wie besessen. Echte Einweihung gelingt nur dem, der das Risko echter Besessenheit eingeht. Ich habe vier Absätze weiter oben das Wort "real" nicht umsonst fett geschrieben.
Es drängt mich, ein paar direkte Worte an einige "Ehemalige" zu richten, die mich ein paar mal bezahlt hatten und sich dann überstürzt im Internet selbst als Meister präsentiert haben im Glauben, alles kapiert zu haben. Und dann ereilt sie das Unglück und sie geben mir die Schuld. Na ja, sowas muss es wohl auch geben. Ich deute das als Rückzugebewegung ins alte Paradigma. Erst wenn ich zB einen "Ehemaligen" oder einen "Kollegen" zitiere, signalisiert das Übereinstimmung. Früher diskutierte ich ja noch mit Andersdenkenden, weil ich dachte, man könnte von denen etwas lernen. Humbug. Man lernt das Wahre von Gleichgesinnten. In "Forum" sind unter "Splitter", "Reschkeforum", "Kritik" usw. einige dieser unfruchtbaren Diskussionen, wie ich sie heute nicht mehr führe, zu finden. Wer meine Schreibe provokant findet, solle sich gut überlegen, ob er sich auf mich einlassen will.
Wenn ein Schüler in seinem realen Leben dieselben Entdeckungen macht wie ich (sie hier niederschreibe) - wenn also gehäuft Synchonizitäten zwischen uns auftreten, erst dann kann er sich als "mit mir fertig" betrachten. Von da an sind wir nicht mehr Lehrer und Schüler, sondern "nur" noch Freunde.
Nachtrag: Und noch eine Synchronizität: http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=ihrweltbildm%F6chteichhaben&jahr=2006&mon=11 . Vielleicht merkt ja der eine oder andere Leser, dass es hier um dieselbe Sache geht, die ich oben in Sachen "Kunst" abgehandelt habe.
Nachtrag 2: Und noch eine Synchronizität: Meine Counterstatistik spuckte soeben einen Link http://gb.webmart.de/gb.cfm?id=632660&sr=31 zu einem Gästebuch aus, in dem ich vor Jahren mal einen Eintrag gemacht hatte. In diesem Gästebuch fand ich eine Antwort des Webmasters auf einen "kritischen" Vielschreiber, der exakt dieselbe Erfahrung zugrundeliegt, die ich hier und heute veröffentlichte, indem ich "Man lernt das Wahre von Gleichgesinnten" schrieb. Ich zitiere:
Lieber Herr "Peter Bauer"/"Sokrates"/"Idiosynkratus"/... (Das GB zeigt mir die IP-Adresse an...):
Wir treiben unser Scharmützel jetzt schon über zig GB-Einträge und ich muß hier einen Schlussstrich ziehen. Nicht weil mir zu Ihrem aktuellen Beitrag nichts einfällt (entsprechende Sachargumente finden sich auf meiner Seite in zig Varianten) - der Grund liegt darin, dass ich irgendwo die Grenze ziehen muß. Und ein schwaches Dutzend Einträge in ein paar Monaten - zählt man alle Namen zusammen unter denen Sie aufgetreten sind - sind doch ein gutes Argument um anzukündigen, dass jeder weitere Beitrag unter Ihrer IP gelöscht wird. Eine Teilschuld liegt sicher bei mir: Ich hätte mich nicht immer zu einer Antwort auf Ihre Einträge hinreißen lassen müssen.
Grüße, Markus R.
5.11.06: Intelligenz: Eine der intelligentesten Seiten, die ich bisher gefunden habe: http://members.aon.at/evolution/ (Dank an den unbekannten Leser aus Gelsenkirchen!)
8.11.06: Globalisierung oder Verengung?
Gestern sah ich zufällig
"Menschen bei Maischberger" http://www.daserste.de/maischberger/ -
normalerweise kommt bei Talk in TV nix bei raus, aber diesmal hatte Maischberger
eine gute Truppe eingeladen:
Nobby Blüm, der sich seit seiner "Pensionierung" zum Anwalt des
Kleinen Mannes aufschwingt, Erhard Eppler, den ich als ersten roten Grünen
noch vor der Gründung einer grünen Partei kenne, einen Vordenker in
Sachen Ökologie, dann Kurt Biedenkopf , den ich als einzigen parteiinternen
kompetenten Kritiker Kohls kenne und Kirchhof, der seit Schröders Wahlkampf
als "Professor aus Heidelberg" in aller Munde ist (nicht jedoch sein
Reformprogramm).
Hier waren also 4 Männer versammelt, die ich nicht gerade als Dummschwätzer einstufen würde. Da diskutieren 4 vernünftige Leute - und was sagten sie dann übereinstimmend? - Dass man das Vernünftige leider oft nicht durchsetzen könne. Jeder wisse, dass Senkung der Lohnnebenkosten, Steuersenkung für Arbeitgeber usw keine Arbeitsplätze schaffen, aber da sei nun mal ein Wettrennen der Nationen um Steuergeschenke an die Konzerne, um sie von Fluchtplänen ins Ausland abzuhalten, in Gang gekommen, das falsch sei, katastrofal, ja erfolglos (sie gehen dann doch ins Ausland) aber man könne nichts dagegen tun. Es sei ein Irrtum zu glauben, Politiker hätten noch Macht. Blüm streubte sich gegen diese Einsicht: "Wir müssen den ungezügelten Kapitalismus bändigen!!" sagte er mehrmals. "Wir brauchen internationale Gesetze für den Handel. Diese Heuschrecken, die Firmen aufkaufen und zerschlagen, darf es nicht geben!" Aber er sagte auch : "Einen Weltstaat will keiner, da sind wir uns einig!"
Tja, wie frei war Schröder, als der den Heuschrecken Steuerfreiheit gab? - Steuern auf Spekulations- und Veräusserungsgewinnen von Firmen wurden abgeschafft. War`s Schröder, der die Macht der Politik abgeschafft hat?
Blüm, sinngemäß: "Alle glauben, dass die Globalisierung was Neues sei. ABER: Es gibt sie schon sehr viel länger, nur nannte man das nicht so. Wir stehen schon seit ein paar hundert Jahren im internationalen Konkurrenzkampf, und die Sozialgesetzgebung war kein Hindernis, sondern ein Standortvorteil! Und jetzt soll das plötzlich ein Nachteil sein, obwohl die soziale Wirtschaft in den skandinavischen Ländern besser läuft als unsere, in der ängstlich das soziale Netz gekappt wird?"
Blüm sprach es indirekt aus. "Plötzlich denken die Leute, dass wir unbedingt billiger sein müssen, als zB die chinesischen Bergarbeiter, die über keinerlei Rechte und Schutz genießen und von denen jährlich tausende bei Unfallen umkommen. Dann können wir auch gleich wieder Kinderarbeit einführen. Das ist ökonomisch das Allersinnvollste, oder die Sklaverei. Da hat sich ein Denken breit gemacht, eine Angst, die genau zu dem führt, was wir alle nicht wollen."
Mir fiel auf, dass diese "globalen" Entwicklungen nichts mit der Realität zu tun haben, sondern einzig mit dem Wort "Globalisierung". Dieses Wort ist (wie) ein böses Gespenst, das den Leuten, die bisher lokal, national, dachten, plötzlich die Zwangsvorstellung in Gehirn fräste, wir müssten bei Lohnabschlüssen an die Löhne der Vietnamesen und Chinesen denken. Früher dachte man nur an sich selbst, bestenfalls an Franzosen, Italiener und Dänen. Der Globalisierungsgedanke hat eine unglaubliche Reduktion des Weltbildes der Menschen bewirkt.
Was ich lernte: Stichwort Globales Dorf! Der Globalisierungsgedanke hat unsern Blick nicht aufs Ganze (den Globus, die Welt) erweitert, sondern auf ein Dorf verengt. Interessant die Parallele zum Denken der Wirtschaftswissenschaftler. Seit des Ausbreitens des Globalisierunggedankens verengte sich ihr Blick von der weltumspannenden Makroökonomie (Volkswirtschaft) zur lokalen Mikroökonomie einer einzigen Firma, der Betriebswirtschaft: Die gegenwärtigen Experten versuchen die Welt betriebswirtschaftlich zu interpretieren. Der Blick verengt sich und mit ihm das Bewusstsein der Akteure. Die Seher erblinden.
Interessant, wie der zerstörerische Dämon die Menschheit überfällt und jede Möglichkeit intelligenten Handelns auslöscht. Welcher Magier hat diesen Dämon erschaffen?
Nachtrag: Wieder einmal erlebte ich eine interessante Synchronizität. Zirka 5 Stunden, nachdem ich Obiges geschrieben habe, klickte ich nach langer Zeit mal wieder auf Joachim Jahnkes Webseite (auf meiner Startseite verlinkt) und fand dort in http://www.jjahnke.net/schwerpunkte.html "Steingart, Flassbeck, Müller", was mich neugierig machte, da ich Flassbeck und Müller von ihren eigenen Webseiten her kenne. In diesem Text fand ich Jahnkes Position über die oben angesprochene Frage, ob die Globalisierung neu oder ob sie "ein alter Hut" ist, wie Blum bei Maischberger sagte (und Flassbeck und Müller ebenfalls behaupten).
Mich inspirieren These und Gegenthese nun zur eigenen Entscheidungsfindung. Ich denke, die Globalisierung ist tatsächlich ein alter Hut, neu ist nur die Panikmache unter Zuhilfenahme des Globalisierungsthemas, mit der man die Angleichung unserer Löhne an das Niveau Chinas oder Vietnams anpassen will. Jahnke schreibt richtig, dass der Raubtierkapitalismus immer dahin geht, wo die Moral am geringsten ist. Zur Not zerstört sie auch die Moral (und findet in diversen Universitätsprofessoren dankbare Helfer). Ich beziehe mich auf die Sätze:
"...wobei die Multis bewußt Arbeit nach China bringen, weil sie dort die unsozialsten und damit für sie attraktivsten Verhältnisse antreffen. Und daß die chinesischen Niedrigstlöhne Druck auf das Lohnniveau in den Industrieländern ausüben könnten - angeblich nur reines Hirngespinst."
Jahnke meint, die Gefahr des Lohndumpings sei real. Die Billigimporte würden unseren Markt überschwemmen und die eigene Produktion kaputtmachen. Ich sehe diese Gefahr auch, halte jedoch das Argument dagegen, dass es sich meist um Wohlstandsimporte handelt. Wir werden diese Waren nur solange importieren, wie wir in Wohlstand leben. Und das bedeutet, dass uns die chinesischen Waren nur solange überschwemmen werden, wie wir unsere Kaufkraft anderweitig - zB durch Exporte nach China - erhalten haben.
Unsere Konzernbosse sehen das wohl ähnlich. Aber es schert sie wenig, wenn in Deutschland die Kaufkraft einbricht und sich die Deutschen keine Autos mehr kaufen können, wenn sie gleichzeitig in China zehnmal mehr Autos verkaufen können. Allerdings funktioniert das nur, wenn in China die Löhne steigen, sodass sich die Leute dort Autos kaufen können.
Es wird wohl eine Lohn/Konsum-Angleichung auf relativ hohem Niveau geben. Die Konzerne haben nichts davon, wenn sich keiner mehr ihre Wohlstandsgüter leisten kann. Wie hoch dieses Niveau sein wird, entscheidet m.E. allein die Umweltverträglichkeit der Konsumgüter!!! Je weniger die Güter die Umwelt belasten, desto eher kann die Menschheit sie sich leisten. Aus diesem Grund empfehle ich der Regierung, die Umweltschutzbestimmungen in Deutschland derart hoch anzusetzen, dass unsere Industrie gezwungen wird, bei Umweltstandards die Führungsposition zu übernehmen. Dann brauchen wir ausländische Konkurrenz nicht zu fürchten!
Es bleibt das Problem der "unqualifizierten" Arbeitskräfte, also der Handlanger und Ethikprofessoren. Das Heer derer, die die Wirtschaft nicht mehr für die Produktion, sondern bestenfalls für den Konsum braucht, wächst ständig. Wenn diese Leute keine Unterstützung bekommen, bricht der Massenkosum weg. Sollten die Bosse meinen, es reiche, für die zu produzieren, die noch an der Produktion beteiligt sind und anständige Löhne kassieren, irren gewaltig. Irgendwann in nicht allzuferner Zukunft läuft die Produktion vollautomatisch. Produktion für niemanden? Pustekuchen! Es gilt die immerwährende Regel, dass die Industrie immer für Menschen produzieren wird, nie für sich selbst. Ergo ist es zwingend logisch, dass man die Handlanger und Ethikprofessoren nicht zu Überflüssigen erklären darf, die man getrost sich selbst und ihrem Elend überlassen kann, sondern dass man wieder akzeptieren muss, dass die Technik für den Menschen da ist und gefälligst im Dienst am Menschen zu verbleiben hat. Zwingend ist folglich, dass jedem Menschen ein Recht auf Leben gewährt bleiben muss (was für Kapitalisten alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist!!!).
Eine Grundsicherung für
alle Menschen, die nicht mehr für die Produktion gebraucht werden, ist
folglich unbedingt notwendig. Die Maschinen müssen diese Grundsicherung
erarbeiten. Ergo muss der Staat auf die Produktion (Produzenten) so viel Steuern
erheben, dass die Grundversorgung für alle finanziert werden kann. Wer
für die Produktion überflüssig ist, ist keineswegs als Mensch
überflüssig. Ich weiß nicht, welcher kapitalistische Fachidiot
die Bezeichnung "Überflüssige Menschen" erfunden hat. Es
sind genau diese "Überflüssigen", die die Zeit (Muße)
haben, die menschliche Kultur zu befördern. Wer zehn Stunden molochen muss,
zB als Vorstandschef der Deutschen Bank, hat ja keine Zeit fürs das wirklich
Wesentliche. Der berufslose Kulturschaffende ist der Mensch der Zukunft.
Ihm dient die Technik. Nur die immer weniger werden Arbeitenden sind noch deren
Sklaven.
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