Aktuelles 14

 

29.1.2007: Teufel (aus einem Briefwechsel):

He: Der Teufel ist für mich der Täuscher. Wer der Täuschung glaubt, ihr verfällt, ist ein Opfer des Teufels, sein Werkzeug, ein Teil von ihm. Wer es schafft, die Täuschung zu entlarven, kann daran geistig/seelisch wachsen - und er kann künftig noch raffiniertere Täuschungen durchschauen. Ein solcher ist ein Sohn Gottes. Die Welt der Täuschungen dient seinem geistig-seelischem Wachstum. Er begibt sich immer mehr in die Wahrheit.

# Ja, ich denke, ich sehe das genau so. Letztlich besteht das Leben darin, Täuschungen zu durchschauen. In gewisser Weise braucht man die Täuscher. Man könnte sogar soweit gehen und sagen, wir wir leben in grandiosen Zeiten, denn die Welt ist diabolischer als je zuvor. Die Täuscher werden immer genialer in ihren Täuschungsmanövern, gleichzeitig werden sie aber auch fahrlässiger, weil sie sich ihres Erfolges so sicher sind. Das bietet für Leute wie uns unglaubliche Chancen, um unser geistig-seelische Wachstum exponentiell zu beschleunigen. Ich muss gestehen, ich bin wenig daran interessiert, die Welt zu ‚verbessern’. Ich halte die Vorstellung, die Welt verbessern zu können, für eine Falle. Wenn die Menschen verstehen, verhalten sie sich ganz automatisch weltverbessernd. Mir geht es vor allem darum zu verstehen.

Briefwechsel zum Thema "Naturwissenschaft":

27.1.07: Hi Jo,

ich habe ein gewisses Problem und würde gerne wissen, ob es Dir genau so geht, oder was Du tust, um dieses Problem zu umgehen.

Mein Problem besteht darin, dass ich wissenschaftliche Texte nicht verstehe.

Ich gebe Dir ein Beispiel zur Illustration. Folgender Satz:

Warum gibt es immer noch Religion, wenn es doch offensichtlich effizientere Wege gibt, sich ein Bild von der Welt zu machen? Die kurze Antwort ist: „Weil das ist, wie unser Geist [mind] durch die Evolution entwickelt wurde.“

[Why does religion persist in the face of apparently more efficient ways of looking at the world? The short answer is: “Because that is how our minds were prepared by evolution.”]

Soche Sätze könnten mich zum Wahnsinn treiben. Ich verstehe kein Wort. Und ich habe Bücher, wo 100te solcher Sätze stehen.

Die Art und Weise, wie sich unser Geist ein Bild von der Welt macht, wird mit Hilfe eines Prozesses [Evolution] erklärt und als das ‚Ergebnis’ dieses Prozesses präsentiert. Damit ist aber überhaupt nichts erklärt, sondern ein So-sein wird definiert als das Ergebnis eines Prozesses und diese Definition wird dann als Erklärung einer rethorischen Frage, weshalb das So-sein so und nicht anders ist, präsentiert. Damit aber habe ich überhaupt noch gar nichts verstanden. Darüber hinaus wird uns eine Feststellung geliefert: es gibt offensichtlich effizientere Weg, sich ein Bild von der Welt zu machen. Aber hoppla! Ist das eine Feststellung oder ein Werturteil? ‚Effizient’ in welchem Sinne muss man fragen?

Wenn man dann das Buch liest, sieht man, dass der Autor mit Effizienz meint, dass viele Variablen mit wenigen Variablen erklärt werden, wogegen, so sein Argument, Religion wenige Variablen mit vielen Variablen erklärt. Beispiel einer effizienten Erklärung: „Das Hausdach ist eingestürzt, weil es von Termiten angefressen worden ist.“ Beispiel einer ineffizienten Erklärung: „Das Hausdach ist eingestürzt, weil böse Geister die Hausbewohner bestrafen wollten.“ Warum ist diese Erklärung ineffizient? Weil die Erklärung ‚böse Geister’ Folge-Erklärungen erzwingen: Wer sind diese bösen Geister? Wo leben diese bösen Geister? Warum sind die bösen Geister böse? Warum wollen sie die Hausbewohner bestrafen? Etc.“ Also muss dann die Religion her und die Existenz und Art und Weise der Geisterwelten und die verschiedenen Geister ‚erklären’ etc. Und das sei ‚ineffizient’.

Aber das ist ja eher noch ein harmloses Beispiel. Nehmen wir die ‚Gene’. Gene sind vollkommen mystisch für mich: Da heißt es in einem Text beispielsweise, dass die Gene wie Rezepte sind, an anderer Stelle wird uns gesagt, dass sie wie Baupläne sind. Ok, so weit so gut; wenn man jetzt kongruent mit der Metapher weiterarbeitet, muss man sich fragen: „Wer kocht das Rezept?“ oder „Wer plant die Baupläne und wer führt die Planung aus.“ Solche Fragen sind dann aber wiederum Anathema für den Wissenschaftler, denn diese legen intelligentes Design nahe, von dem sich jeder ‚ernstzunehmende Wissenschaftler’ distanziert. Ich habe kein Problem, wenn der Wissenschaftler die Welt erklären will, ohne auf einen Designer zurückzugreifen, aber dann darf er nicht Metaphern verwenden, die genau diesen Verdacht nahelegen. Wenn jemand von Rezepten und Bauplänen schwafelt, dann legt das Köche und Architekten und Bauarbeiter nahe. Der Wissenschaftler versteht sich dann entweder selbst nicht, oder weiß sich nicht richtig auszudrücken.

Was die wissenschaftliche Literatur in all ihren Erklärungen außer Acht lässt, ist das Agens. Es gibt in der gesamten Literatur keinen Verweis auf ein Agens. Es gibt Rezepte und Gerichte. Es gibt Baupläne und Häuser. Aber wie das eine zum andern wird und wie es ursprünglich überhaupt in Existenz kommt, das bleibt vollkommen unbeantwortet.

Ich finde es daher unendlich mühselig, mir wissenschaftliche Texte durchzulesen, weil diese ‚sinnlos’ sind, bzw. weil ich mir den Sinn der Theorie nicht vorstellen kann; die wissenschaftliche Sprache arbeitet entweder mit Abstraktionen, oder, wo sie nicht mit Abstraktionen arbeitet, mit inkonsistenten Methapern, beispielsweise lese ich an einer anderen Stelle, dass sich Rezepte in den Genen befinden. Wie kann man sich den Sinn eines solchen Satzes vorstellen? Beispielsweise mit Hilfe einer Box mit der Aufschrift ‚Gen’ und viele weitere, kleinere Boxen, die sich innerhalb der ersten, größeren Box befinden, und die Aufschrift tragen ‚Rezept A’, ‚Rezept B’ etc. Und jetzt, was habe ich jetzt verstanden? Gar nichts!

Naja, und so geht es die ganze Zeit.

Das Hauptproblem, so scheint mir, ist das Agens. Ich kann das Agens nicht innerhalb eines geschlossenen Systems finden. Solange aber die Wissenschaft materialistisch argumentiert, versucht sie die Existenz von Gerichten mit Hilfe von Rezepten zu erklären und muss sich nicht wundern, wenn sich der gewöhnliche Mensch an den Kopf greift. Es ist dann auch nicht weiter verwunderlich, dass der irrationale Materialismus auf einen nicht weniger irrationalen religiösen Fundamentalismus stößt.

Was mich betrifft, muss ich sagen, dass mir wissenschaftliche Texte nicht unbedingt helfen, die Welt besser zu verstehen. Solange der Wissenschaftler ‚sinnlich’ nachvollziehbare Argumente macht, kann ich ihm folgen, sobald er aber mit Abstraktionen [Gene, Meme, etc.] um sich wirft und von diesen spricht, als seien sie Sinnesobjekte, also letztendlich nichts anderes tut als metaphorisiert und/oder mythologisiert, kann ich ihm nicht mehr folgen.

Wie siehst Du das?

X

Hallo X,

ich kenne diese Art der Pseudowissenschaft. An der Uni traf ich täglich darauf. Wenn die Studenten sowas sagten - irgendwas mit der Evolution "erklärten" - dachte ich, die sind halt naiv, aber wenn die Dozenten das sagten, dachte ich, sie lügen bewusst.

Diese Dozenten haben entweder ein Gespür dafür oder sie wissen es genau: was die Geldsäcke von ihnen verlangen. Die Geldsäcke haben ihnen sicher nicht ausdrücklich gesagt, was sie wollen, aber wer einigermaßen intelligent ist, kriegt es heraus. Und nun trifft jeder Dozent für sich die Entscheidung: Lüge ich zu Gunsten der Geldsäcke und bekomme einen guten Job, ein Haus, eine Frau, oder sage ich die Wahrheit und bekomme das alles nicht. Da die Welt ja so verlogen und so schlecht ist und nur die Arschlöcher nach oben kommen, fällt mir die Entscheidung leicht, selber auch Arschloch zu werden. Die Evolution begünstigt die Arschlöcher. Man nennt das Anpassung. Mein Vater sagte auch immer: Entweder du passt dich an, oder du kommst nie zu was. Na ja, ich bin zu nix gekommen...

Die Evolutionstheorie ist ja eine Theorie, die nur im Nachhinein etwas "erklären" kann. Wenn etwas da ist, kann sie die Frage nach dem Warum beantworten, und die Antwort heißt stets: Weil es da ist, muss es da sein. Es ist der Sieger eines Kampfes ums Überleben. Die Methode ist praktisch, erspart das Denken und funzt immer.

Dumme Studenten - 90 % - fallen auf den Trick unbelehrbar rein. Sie sind allerdings nur deshalb unbelehrbar, weil ich ihnen den Schwindel aufdeckte. Wäre ich ein Millionär oder Professor gewesen, hätten sie mir geglaubt. Diese Leute sind Schafe, die einem Starken blind folgen und ihr Denken dem seinen anpassen.
9,5 % bemerken den Schwindel, denken jedoch, man kann nichts dagegen tun. Wenn man einen Job haben will, muss man halt so tun, als ob man ein Idiot sei.
0,5 % - vielleicht - ist die Wahrheit wichtiger, als der Job.

Also der Autor, den du zitiert hat, scheint ein intelligenter Bursche zu sein, der begriffen hat, was man schreiben muss, um Karriere zu machen. Der ist ein Typ wie Metzinger, Roth und wie sie alle heißen. Von den Ehrlichen, den eigentlichen echten Wissenschaftlern/Philosophen, gibt es keine Bücher; in der Regel erfahren wir nichts von ihnen. Selbst wenn sie es schafffen, ein Buch auf eigene Kosten zu veröffentlichen - es gibt keine Neuauflage, und irgendwann weiß kein Mensch mehr davon. Deshalb kennen wir von 1000 Sokratessen oder von 1000 Lao Tses nur einen.

Wahre Intelligenz hat was mit Qualität zu tun. Quantität erreicht immer nur durchschnittliche Intelligenz. Das ist statistisch zwingend. Also wenn man intellienter/bewusster ist, als die Masse, ist es zwingend, nicht viele Zeitgenossen zu haben, die verstehen, was man denkt.

Es war ein großer Schock für mich, als ich vor 20 Jahren begriff, dass die Naturwissenschaften allesamt ein Riesenschwindel sind. Ebenso die moderene Philosophie - eigentlich die ganze moderne Kultur. Aber es ist auch faszinierend.

A. fragte mich vorhin, was der Teufel ist. Antwort: Der Teufel ist für mich der Täuscher. Wer der Täuschung glaubt, ihr verfällt, ist ein Opfer des Teufels, sein Werkzeug, ein Teil von ihm. Wer es schafft, die Täuschung zu entlarven, kann daran geistig/seelisch wachsen - und er kann künftig noch raffiniertere Täuschungen durchschauen. Ein solcher ist ein Sohn Gottes. Die Welt der Täuschungen dient seinem geistig-seelischem Wachstum. Er begibt sich immer mehr in die Wahrheit.

Ich denke, bei diesen Schwindlern wie diesem Wissenschaftler, den du zitiertest, ist noch nicht völlig klar, ob er ein Teufel oder ein Engel ist, denn er weiß ja noch die Wahrheit. Aber früher oder später wird er Farbe bekennen müssen. Eine Zeitlang kann man lügen, aber irgendwann wird die Lüge zur Realität....

dein jo

2. Brief von X:

Zu: "Die Evolutionstheorie ist ja eine Theorie, die nur im Nachhinein etwas "erklären" kann. Wenn etwas da ist, kann sie die Frage nach dem Warum beantworten, und die Antwort heißt stets: Weil es da ist, muss es da sein. Es ist der Sieger eines Kampfes ums Überleben. Die Methode ist praktisch, erspart das Denken und funzt immer.

Es war ein großer Schock für mich, als ich vor 20 Jahren beriff, dass die Naturwissenschaften allesamt ein Riesenschwindel sind. Ebenso die moderene Philosophie - eigentlich die ganze moderne Kultur. Aber es ist auch faszinierend."

# Ich sehe, wie die das in der Evolutionstheorie machen; die nennen das ‚Reverse Engeneering“. Du hast beispielsweise ein Gericht vor Dir und untersuchst es ‚wisssenschaftlich’, um rauszubekommen, was das Rezept war. Dann hast Du am Ende die Hypothese eines Rezeptes. Dann brauchst Du noch die Hypothese eines Mechanismus, mit dem Du ‚erklärst’, wie das Rezept zum Gericht wird, und schwuppdiwipp hast die die Evolutionstheorie. Jetzt nennst Du das ganze ‚Fakt’ und erwartest Beifall.

Ich liebe es ja, wenn Wissenschaftler in Vorträgen Ihre Sätze mit ‚Wir wissen, dass...“ beginnen. Das macht mich immer hellhörig.

Gestern habe ich einen Vortrag von John Searle [Neuro-Philosoph] auf einem von IBM gesponserten Kongress von Neurowissenschaftlern gehört; dabei fällt mir vor allem die soziale Kompetenz der Leute auf; sie sehen gepflegt aus; treten selbstsicher auf. Sie haben diese bestimmte amerikanische Art, die zu verstehen gibt: Ich bin ein Gewinner! Und dann geht die Rede los. Man merkt sofort, der Mann könnte, wenn er wollte, einen in Grund in Boden reden, einen wie einen dummern Jungen aussehen lassen. Er hat diese Art der selbst-überheblichen Einschüchterung, die mir auch bei Metzinger aufgefallen ist. Alles was dieser Mensch ausstrahlt, ist wie ein Befehl: „Gehorche!“

Und dann der Inhalt der Rede: Müll. Müll, und nochmals Müll. Witzigerweise wurde das einzige Argument, dass meineserachtens einen Sinn machte, und mit dem er demonstrierte, dass das Gehirn kein Computer sei, am meisten angegriffen – natürlich von denen, die in der Abteilung ‚Künstliche Intelligenz’ arbeiten!

Searle ist bemüht, den Descarte’schen Dualismus zu überwinden. Aber wie er das macht, ist zum Lachen:

Die Materialisten haben recht, wenn sie sagen, dass das Universum aus Partikeln bestehe, aber haben nicht Recht, dass es deshalb kein Bewusstsein geben könne. Dann motzt er noch kurz über die Physiker, die doch bitteschön endlich mal zur Sache kommen und das ultimative Partikel finden sollen. Und die anderen haben auch recht, wenn sie sagen, es gebe Bewusstsein, aber unrecht, wenn sie sagen, dass es deshalb nicht physikalisch sein könne.

Man möchte meinen, dass er vielleicht eine revolutionäre These vertritt, nämlich dass die Materie möglicherweise ein Proto-Bewusstsein besitzt; aber weit gefehlt. Er macht klar, dass das Bewusstsein eine Qualität ist, die aus der Ansammlung einer genügend großen Anzahl von Neuronen resultiert. Er sei sich sicher, dass sein Hund bewusst ist; er sich sei aber nicht sicher, dass Ameisen bewusst seien. Ameisen besitzen etwa 100,000 Neuronen, und das sei möglicherweise nicht genug, um Bewusstsein zu bilden.

Searles fauler Zauber besteht darin, Materie ‚unmateriell’ und Bewusstsein ‚materiell’ zu interpretieren, um ‚Bewusstsein’ in das physikalische Weltbild einzuführen. Sobald er das gemacht hat, interpretiert er anschließend Materie wieder ‚materiell’ und über das Bewusstsein will er nicht weiter nachdenken, weil er das Problem ja bereits gelöst hat!

Er wechselt die Bedeutung des Materiebegriffes geschickt an entsprechender Stelle aus, so dass der Eindruck beim Publikum ensteht, er habe etwas Kluges gesagt; wenn man aber sein Argument aufmerksam de-konstruiert, durchschaut man den Taschenspielertrick ohne Schwierigkeiten!

Was er effektiv sagt, ist, dass er denkt, dass Bewusstsein entsteht, wenn eine genügend grosse Anzahl von Neuronen wechselwirken.

Alles anderes ist fauler Zauber!

Hallo X.:

Was soll dieser arme John Searle machen? Er will vom großen Kuchen ein Stück abbekommen und erzählt den Sponsoren genau das, was sie für ihr Geld hören möchten. Da die Geldsäcke rücksichtslose Betrüger sind, sagt Searle sich, ist es nicht einmal schändlich, ihnen die Hucke vollzulügen. Die Schwindler sind unter sich. Dass aus Quantität nie Qualität entsteht, weiß Searle natürlich, aber die Geldsäcke, die er belügt, wissen das selbstverständlich nicht!!! Beweis: Andernfalls hätten sie den Neoliberalismus nicht vom Zaun gebrochen. Diese Idioten glauben doch tatsächlich, das man bei Anwendung primitivster kapitalistischer Spielregeln sowas wie eine Hochkultur herausbekommen könnte!!!

Ein Wort noch zu dem o.g. Buchautor:

Zu: "Warum gibt es immer noch Religion, wenn es doch offensichtlich effizientere Wege gibt, sich ein Bild von der Welt zu machen? Die kurze Antwort ist: „Weil das ist, wie unser Geist [mind] durch die Evolution entwickelt wurde.“"

[Why does religion persist in the face of apparently more efficient ways of looking at the world? The short answer is: “Because that is how our minds were prepared by evolution.”]

Greifen wir uns einmal dieses eine Wort "Effizienz" heraus. Was uns der Autor hier verzapft, ist natürlich völliger Quatsch. Selbstverständlich sind die religiösen Erklärungen sehr viel effizienter, als die physikalischen!! Die religiöse Erklärung gibt immer einen Verursacher - ein mit Willen begabtes Wesen - an. Die Erklärungskette ist immer sehr kurz. Zur Not reicht immer: "Gott hat es so gewollt!" Versucht die Wissenschaft eine Erklärung, kommt sie immer vom Hundertsten zum Tausendsten, und alles ufert aus ins "Unendliche". Du hattest in einem anderen Brief eine schönes Beispiel dafür:

Verstehen kann ich die soziale Wirklichkeit am besten, wenn ich vom Willen ausgehe. Beispielsweise hat der folgende Satz einen Sinn für mich: „Die US-Regierung will die weltweiten Ölreserven unter Kontrolle bringen.“ Da ist ein Wille: US-Regierung, ein Ziel: Kontrolle der weltweiten Ölreserven, und da sind die Mittel: Militärinterventionen, geheime CIA-Operationen, Diplomatie [Drohungen] etc.

Natürlich wird es schnell sehr verwirrend, wenn man die einzelnen Begriffe anatomisiert; beispielsweise kann man einen Schritt weitergehen und die „US-Regierung“ als einen Oberbegriff auffassen, der eine Gruppe von Menschen zusammenfasst, deren politische und persönlichen Ziele weiter erforscht werden könnte: Warum wollen die Leute, die die US-Regierung bilden, beispielsweise G. Bush oder D. Rumsfeld, die weltweiten Ölreserven unter Kontrolle bringen? Warum sind sie bereit dafür über Leichen zu gehen usw.? Diese Fragen führen uns dann in Bereiche der Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Religion usw. Schliesslich wird man irgendwann zum Gehirn kommen, wo wir dann bei den Neurowissenschaften angekommen wären, die möglicherweise die Physik als die Königsdisziplin der Wissenschaften ablösen wird.

Letztlich hilft das mir aber alles nicht weiter in einer Welt, in der die US Regierung die weltweiten Ölreserven unter Kontrolle bringen will und der dabei jedes Mittel recht ist. Denn ich lebe ja in dieser Welt und nicht der Welt der Neuronen. In dieser Welt kann man sich ziemlich gut zurechtfinden, hat man einmal erkannt, dass es Interessensgruppen gibt, die einen Willen haben und Mittel einsetzen, um Ziele zu erreichen. Ich würde jedem empfehlen, der die soziale Realität verstehen will, die Mittel zu studieren, mit denen Interessensgruppen ihre Ziele verfolgen können. Dabei kristallisiert sich mit der Zeit das für den Einzelnen Wesentliche und Verbindliche heraus: Welche Mittel stehen eigentlich mir zur Verfügung und wie setze ich diese ein, um welche Ziele zu erreichen?

Es ist ja nicht so, dass nur die Evolutionstheorie nichts erklärt; auch alle anderen wiss. Theorien erklären nichts, denn sie können ausschließlich Prozesse beschreiben, aber nie erklären! Wenn du etwas ganz genau beobachtst, hast du es ja nicht automatisch verstanden!!! Es gibt einen Unterschied zwischen Information und Bedeutung. Die Wissenschaft kann nur Informationen liefern, niemals Bedeutungen. Bedeutungen gibt es ausschließlich im Reich der Religion.

29.1.2007: Fortsetzung des Briefwechsels

Zu "Es ist ja nicht so, dass nur die Evolutionstheorie nichts erklärt; auch alle anderen wiss. Theorien erklären nichts, denn sie können ausschließlich Prozesse beschreiben, aber nie erklären! Wenn du etwas ganz genau beobachtst, hast du es ja nicht automatisch verstanden!!! Es gibt einen Unterschied zwischen Information und Bedeutung. Die Wiss. kann nur Informationen liefern, niemals Bedeutungen. Bedeutungen gibt es ausschließlich im Reich der Religion."

# Das ist hochinteressant.

Die Wissenschaften beschreiben die Wirklichkeit; man könnte auch sagen, dass Wissenschaft darin besteht, die nicht-verbale Wirklichkeit [Natur] in verbale Konstruktionen [Theorien] zu übersetzen. Wissenschaft wäre dann in gewisser Weise mehr oder weniger gute Poesie [= Kunst].

Jetz gibt es die Unterscheidung zwischen den harten und weichen Wissenschaften [Psychologie, Soziologie, Anthroplogie]. Die harten Wissenschaften [Physik] beschreiben die nicht-verbale Wirklichkeit mit Hilfe von mathematischen Konstruktionen [Formeln]. Das führt dann zu dem Eindruck, dass die harten Wissenschaften ‚genau’ sind.

Worin liegt der Unterschied? Bei der Beschreibung der nicht-verbalen Wirklichkeit mit Hilfe von Worten kann nicht dieselbe Genauigkeit erreicht werden wie mit mathematischen Formeln, weil Worte mehrdeutig sind und die Kategorien sich überlappen.

Ganz gleich aber, wie genau die Sprache ist, die ich benutze, um die nicht-verbale Wirklichkeit zu beschreiben, scheint sich doch ein Problem zu ergeben, dass darin besteht, dass sich die nicht-verbale Wirklichkeit nicht eindeutig mit Hilfe von Worten und mathematischen Formeln beschreiben lässt.

Darüber hinaus kann keine noch so kunstvolle Beschreibung der nicht-verbalen Wirklichkeit darüber hinwegtäuschen, dass die Frage nach dem Agens [eigentliche Ursache] unbeantwortet bleibt.

Das ist dann auch meine Hauptkritik an den Wissenschaften, dass sie das Agens ignoriert; die Beschreibung der nicht-verbalen Wirklichkeit mit Hilfe von Sprache oder mathematischen Formeln kommt grundsätzlich über die Beschreibung von Effekten nicht hinaus. Das Agens, welches die eigentliche Ursache ist, lässt sich nicht in demselben Masse beschreiben und ‚nutzbar’ machen, wie es die diversen Effekte der nicht-verbalen Wirklichkeit erlauben. Auch kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ordnung von Effekten in Kausalitätsketten nicht ausreicht, um diese sich als gegenseitige Ursachen anzusehen; dafür braucht es das Agens!

Ein Satz wie „Der Mann ist gestorben, weil ihn der Blitz getroffen hat“, ist die verbale Konstruktion [Theorie] einer nicht-verbalen Wirklichkeit, die in einem naiven Sinne dem Blitz die Rolle eines Agens zuschreibt! Es wäre absurd zu sagen: „Der Blitz hat den Mann getroffen. Der Mann ist gestorben.“ Wir können uns nicht in einer Welt zurechtfinden, in der wir es nur mit Effekten zu tun haben und in der wir kein Agens sehen dürfen!

Die weichen Wissenschaften wären unmöglich, wenn man beispielsweise die US Regierung nicht als eine Interessensgruppe beschreiben dürfte, die einen Willen besitzt und Mittel einsetzt.

Und doch streng wissenschaftlich genommen, wo ist das Agens? Es ist unmöglich zu erklären, warum der Mann gestorben ist, ohne an irgend einer Stelle das Agens einzuführen. Wenn es nicht ‚der Blitz’ ist, dann ist es die ‚elektrische Ladung’, und wenn das auch nicht richtig ist, dann kommt man nicht umhin irgendwelchen Quantenprozessen die Rolle des Agens zuzuschreiben. Und selbst wenn der Wissenschaftler sagt, der Mann sei ‚aus Zufall’ gestorben, weil das eben die Sprache der Wissenschaftler ist, so ist das effektiv das Agens.

Ganz gleich ob ich das nicht-verbale Agens Blitz, elektrische Ladung, Zufall oder Wille Gottes nenne: Es handelt sich stets um dieselbe Sache! Das nicht-verbale Agens funtkioniert unabhängig von den Begriffen, die wir einführen, um es zu benennen. Allerdings sind die Begriffe maßgeblich dafür, wie wir uns und die nicht-verbale Wirklichkeit sehen; und hier sind wir dann wieder auf der Ebene der Interpretation und Bedeutung: die Begriffe determinieren unsere Weltanschauung und unsere Weltanschauung determiniert unser Verhalten – auf individueller und kollektiver Ebene!

Die Neuro-Wissenschaften gehen dann ja auch hin und leugnen den [freien] Willen; jedoch selbst wenn man die Existenz des [freien] Willen abstreitet, kann man doch nicht das Agens [eigentlicher Wille] leugnen; allerderings kann man es ignorieren, oder verbal verklausulieren, indem man es Zufall nennt und damit die Menschen in die Irre führt, die nicht verstehen, dass der Name nichts zur Sache tut.

2. Brief: Zu "Das ist dann auch meine Hauptkritik an den Wissenschaften, dass sie das Agens ignoriert; die Beschreibung der nicht-verbalen Wirklichkeit mit Hilfe von Sprache oder mathematischen Formeln kommt grundsätzlich über die Beschreibung von Effekten nicht hinaus." (s. Brief 1)

# Das habe ich unglücklich formuliert. Was ich sagen wollte, ist das das wahre Agens [Geist] nicht in der Erscheinunsgwelt zu finden ist. Die Erscheinungswelt ist immer nur Effekt. Natürlich kann man die Effekte zueinander in ein Ursache-Wirkungsverhältnis setzen, was man tut, wenn man beispielsweise sagt, der Mann sei gestorben, weil ihn der Blitz getroffen haben. Man könnte im Blitzschlag als Todesursache eine Art naives Agens [in Anlehnung an den Naiven Realismus] sehen; die Erscheinunsgwelt ist Effekt, aber innerhalb der Erscheinungswelt gibt es Effekte, die die Rolle eines naiven Agens spielen. Sie sind nicht tatsächlich ein Agens, sie sind es nur in einem naiven Sinne, das heißt, wenn jemand fragt, woran dieser Mann gestorben sei, und er erhält die Antwort, an einem Blitzschlag, dann wird ihn diese Antwort zufrieden stellen. Er geht dann nicht hin und will es ganz genau wissen und studiert Physik und Quantenpyhsik usw., sondern er akzeptiert ‚Blitzschlag’ als das Agens. Man könnte vermuten, dass es den meisten Menschen gar nicht darum geht, zu erfahren, was das eigentliche Agens ist; sondern es geht ihnen nur um Plausibilität. Menschen werden v.a. zum Narren gehalten, indem man ihnen Dinge auf eine Weise erklärt, die ihnen plausibel erscheint, obwohl doch die Erklärung allein dazu dient, den Willen zu verschleiern, welcher als Agens nicht in Erscheinung treten will.

Ich muss gestehen, dass ich noch keine vollumfänglich zufriedenstellende Weise gefunden habe, über die Frage des Agens nachzudenken.

Ich denke, es ist wichtig zwischen nicht-verbaler Wirklichkeit und verbaler/mathematischer Beschreibung derselben zu unterscheiden. Das Agens ist ‚irgendwo da draußen’, ganz gleich wie ich es bezeichne. Die Sprache oder die Mathematik mögen vielleicht Konstruktionen des menschlichen Geistes sein, aber das Agens ist es nicht.

Die Schwierigkeit besteht möglicherweise darin, dass wir ohne einen naiven Agens-Begriff nicht auskommen können, gleichzeitig aber dadurch beständig Täuschungen unterliegen, weil wir glauben, Dinge zu erklären, wenn wir doch tatsächlich stets nur Beschreibungen liefern! Man müsste anders formulieren. Anstatt zu fragen, was die Todesursache des Mannes war, müsste man fragen, wie der Mann gestorben sei. Die Antwort bestünde dann in der Beschreibung: der Blitz habe ihn getroffen und dann sei er gestorben. Aber wir denken nicht so. Wir denken, dass der Mann gestorben sei, weil der Blitz ihn getroffen habe. Das ist letztlich idiotisch. Interessant in diesem Zusammenhang ist das folgende Beispiel aus dem Buch, welches ich gerade lese: Im Dorf eines afrikanischen Stammes ist das Hausdach einer Hütte eingestürzt. Die Dorfbewohner versammeln sich, um herauszufinden, weshalb das Hausdach eingestürzt ist. Sie suchen nach dem Agens! Der Antrophologe, der die Geschichte aufgezeichet hat, macht die Dorfbewohner darauf aufmerksam, dass die Termiten das Hausdach angefressen haben und es deshalb eingestürzt sei. Und jetzt kommt der Hammer: Die Dorfbewohner sagen dem Antrophologen, dass ihnen das wohlbewusst sei; sie wüssten, dass die Termiten das Hausdach angefressen haben und es deshalb eingestürzt ist. Aber was sie herausfinden wollen, ist weshalb es gerade zu diesem Zeitpunkt eingestürzt ist!!! Die Antwort liefert kurz darauf der Medizinmann: böse Geister wollten die Hausbewohner töten.

Ich finde die Geschichte aus mehreren Gründen faszinierend. Zum einen sind die sogenannten Primitiven nicht primitiv. Sie können Kausalitäten klar erkennen. Sie wissen genau so gut wie der Anthropologe, dass die Termiten das Hausdach angefressen haben. Zum anderen sind die Primitiven darum bemüht, das eigentliche Agens zu finden.

Der Anthroploge denkt, er hätte den Einsturz des Hausdachs erklärt, während die Primitiven verstehen, dass er nur die Beschreibung geliefert hat! Die Erklärung, das eigentliche Agens, muss in der Geisterwelt gesucht werden! Wer ist hier eigentlich der Primitive? Der Anthroploge macht genau den Fehler, den ich oben aufgezeigt habe, nämlich dass er den Termiten die Rolle einen naiven Agens zuschreibt! Man könnte fast sagen, das ist schlimmster Aberglauben! Die Primitiven wissen, dass die Termiten keine Erklärung sind, sondern die Erklärung im Unsichtbaren [Geistigen] gesucht werden muss, welches sie sich dann als ein von guten und bösen Geistern bewohnten Ort vorstellen: die Struktur des eigentlichen Agens! Die Primitiven haben natürlich ihre eigenen Probleme, aber an dieser Stelle entscheidend ist, dass der moderne Mensch dem Aberglauben eines naiven Agens verfallen ist! *

Das Agens, welches die eigentliche Ursache ist, lässt sich nicht in demselben Maße beschreiben und ‚nutzbar’ machen, wie es die diversen Effekte der nicht-verbalen Wirklichkeit erlauben. Auch kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ordnung von Effekten in Kausalitätsketten nicht ausreicht, um diese sich als gegenseitige Ursachen anzusehen; dafür braucht es das Agens!

Ein Satz wie „Der Mann ist gestorben, weil ihn der Blitz getroffen hat“, ist die verbale Konstruktion [Theorie] einer nicht-verbalen Wirklichkeit, die in einem naiven Sinne dem Blitz die Rolle eines Agens zuschreibt! Es wäre absurd zu sagen: „Der Blitz hat den Mann getroffen. Der Mann ist gestorben.“ Wir können uns nicht in einer Welt zurechtfinden, in der wir es nur mit Effekten zu tun haben und in der wir kein Agens sehen dürfen!

Die weichen Wissenschaften wären unmöglich, wenn man beispielsweise die US Regierung nicht als eine Interessensgruppe beschreiben dürfte, die einen Willen besitzt und Mittel einsetzt.

Und doch streng wissenschaftlich genommen, wo ist das Agens? Es ist unmöglich zu erklären, warum der Mann gestorben ist, ohne an irgend einer Stelle das Agens einzuführen. Wenn es nicht ‚der Blitz’ ist, dann ist es die ‚elektrische Ladung’, und wenn das auch nicht richtig ist, dann kommt man nicht umhin irgendwelchen Quantenprozessen die Rolle des Agens zuzuschreiben. Und selbst wenn der Wissenschaftler sagt, der Mann sei ‚aus Zufall’ gestorben, weil das eben die Sprache der Wissenschaftler ist, so ist das effektiv das Agens.

Ganz gleich ob ich das nicht-verbale Agens Blitz, elektrische Ladung, Zufall oder Wille Gottes nenne: Es handelt sich stets um dieselbe Sache! Das nicht-verbale Agens funtkioniert unabhängig von den Begriffen, die wir einführen, um es zu benennen. Allerdings sind die Begriffe massgeblich dafür, wie wir uns und die nicht-verbale Wirklichkeit sehen; und hier sind wir dann wieder auf der Ebene der Interpretation und Bedeutung: die Begriffe determinieren unsere Weltanschauung und unsere Weltanschauung determiniert unser Verhalten – auf individueller und kollektiver Ebene!

Die Neuro-Wissenschaften gehen dann ja auch hin und leugnen den [freien] Willen; jedoch selbst wenn man die Existenz des [freien] Willen abstreitet, kann man doch nicht das Agens [eigentlicher Wille] leugnen; allerdings kann man es ignorieren, oder verbal verklausulieren, indem man es Zufall nennt und damit die Menschen in die Irre führt, die nicht verstehen, dass der Name nichts zur Sache tut.

* Gleichzeitig kommen dann die Wahnsinnigen [Neurowissenschaftler] und erklären das naive Agens als eine Täschung [so weit so gut], könnnen sich jedoch von dieser Täuschung nicht befreien, weil sie die Existenz eines eigentlichen Agens [Geist] leugnen und verfangen sich dann in Absurditäten. Die Primitiven fragen nach der Bedeutung des Dacheinsturzes und nicht nach der Erscheinungsursache [Termiten]! Das ist dem Anthropologen gar nicht bewusst; er enstammt einer Kultur, die Bedeutungsinhalten blind gegenüber steht. Wenn man einen modernen Menschen fragt, welche Bedeutung der Dacheinsturz haben könnte, würde er existentialistisch antworten: es bedeutet, dass die Hausbewohner sich ein neues Dach bauen müssen, oder dass sie ‚Pech’ gehabt hätten, oder dass sie besser auf die Termiten hätten aufpassen sollen. Solche Antworten bringen uns jedoch dem eigentlichen Agens keinen Schritt näher. Wenn man die Bedeutung beispielsweise eines Arbeitsplatzverlustes in Deutschland erfragt, dann bringen uns existentielle Antworten, wie beispielsweise dass der Arbeiter ‚Pech’ gehabt habe, oder dass Deutschland nicht ‚wettbewerbsfähig’ sei, oder dass die guten Zeiten vorbei seien, nicht weiter. Die Primitiven würden nach dem Willen fragen, der sich in dem Arbeitsplatzverlust zum Ausdruck bringt. Warum geht der Arbeitsplatzverlust gerade jetzt und bei dieser Person verloren? Ich sage nicht, dass die Primitiven das eigentliche Agens gefunden haben; aber sie fragen die richtigen Fragen! Sie fragen nach dem Willen, der einem bestimmten Ereignis zugrundeliegt.

Leider ist es leicht, der Einbildungskraft zu erliegen, und einem paranoiden Bedeutungsirrsinn zu verfallen, und das Wirken ‚unsichtbarer Agenten’ überall und in allem zu sehen. Wie geht man mit der Frage nach dem eigentlichen Agens um? Wie erklärt man beispielsweise einen Arbeitsplatzverlust, ohne auf bedeutungsleere, existentialistische Platitüden einerseits zurückzugreifen, und ohne andererseits einem paranoiden Bedeutungsirrsinn zu verfallen?

Antwort: Der Anthropologe und die Neurowissenschaftler denken wie ein Verrückter, der, als er gefragt wurde, wer das Opfer erschlagen habe, antwortet: "Der Hammer!" Im System der Justiz geht man bei der Suche nach dem Täter immer vom Opfer ausgehend die Kausalkette rückwärts, bis man einen Willen (das Agens) findet. Der Wollende war dann der Täter. Beispiel: Ein Geschäftsmann will möglichst viele Geldanleger um ihr Geld betrügen. Er beauftragt Leute, die er beim Arbeitsamt angeheuert hat, Ärzte und andere Leute, die zu einem kleinen Vermögen gekommen sind, aufzusuchen und für sein Anlagemodell zu werben. Die Sache hat anfangs Erfolg, fliegt dann aber auf und kommt vor Gericht. Der Richter geht nun von den Opfern aus und verfolgt die Kausalkette rückwärts, bis er einen Willen findet. Bei ihm endet die Kette; der Verursacher/Schuldige ist gefunden. Die vom Täter angeheuerten Arbeitslosen werden vom Richter als unschuldig betrachtet, weil sie von der betrügerischen Absicht des Täters nichts wussten. Ihr Wille war es auschließlich, in die vom Täter geplante Kausalkett einzutreten - für ihn zu arbeiten - und dafür bezahlt zu werden. Sie waren etwa so schuldig, wie der Hammer des Hammermörders oder der rechte Arm des Hammermörders: gar nicht. Schuld war auch nicht der Leib des Hammermörders oder der Leib des Geschäftsmannes. Schuldig war das jeweils wollende Bewusstsein. Bei ihm beginnt die Kausalkette.

Die Frage nach dem Täter ist also immer die nach dem Beginner einer Kausalkette - und dort sitzt stets ein Wille (oder Agens). Die Wilden, die nach dem Verursacher ds Dacheinsturzes fragen, wussten das, und unsere hochqualifizierten Wissenschaftler wissen das nicht. Sie haben gelernt, die Kausalkette vom zu erklärenden Ereignis an zurückzuverfolgen, und da sie von einem Willen nichts wissen, landen sie stets beim Urknall, dem einzigen wissenschaftlich anerkannten "Agens".

Zurück zum eingestürzten Dach. Da die Wissenschaft wollende, also bewusste Verursacher, ablehnt, hat unser armer Hausbewohner natürlich keine Chance, das Haus rechtzeitig zu verlassen. Ohne Bewusstsein kann er ja nicht die Entscheidung treffen, das Haus zu verlassen oder rechtzeitig zu reparieren. Er bleibt immer schön Teil der Kausalkette, und die läuft nun einmal so ab, dass das Dach zusammenbricht und er begraben wird.

Doch halt! Wir wollen nicht so streng sein. Sagen wir einmal, es handelt sich nicht um einen Naturwissenschaftler, sondern um einen normalen modernen Menschen, der die Willensfreiheit nicht verleugnet, entweder weil er "schlecht" ausgebildet oder weil er ein Jurist ist. Er wird sagen: Die Natur ist kausal determiniert und unbewusst, aber der Mensch hat einen freien Willen. Die Natur geht ihren determinierten Gang, und deshalb ist es abzusehen, dass das von Termiten (=Natur) zerfressene Dach bald einstürzen wird. Da der Hausbewohner einen freien Willen hat, kann er entscheiden, das Dach zu reparieren. Hört sich doch plausibel an. Aber: Der Mensch ist auch ein Stück Natur! Hat der Mensch einen freien Willen, hat die Natur einen freien Willen. Dann aber wollte das Dach möglicherweise zusammenbrechen, um den Hausbewohner zu erschlagen? Nein, sagt nun Otto-Normalverbraucher. Das Dach kann nicht wollen, sondern nur der Mensch. Weil die Natur nur im Menschen willensfrei ist.

Wenn aber der Mensch einen freien Willen hat und der Rest der Natur nicht, dann ist der Wille etwas durchaus Außernatürliches. Das ist auch plausibel, wenn man bedenkt, dass bei einem Mörder nicht der Leib schuldig ist, sondern das Agens, das Bewusstsein, der Wollende. Habe ich mir mein Bewusstsein weggesoffen, bin ich unschuldig, wenn ich jemanden um die Ecke bringe. Trifft die Körperunabhängigkeit des Willens zu, ist es logisch, zu fragen, wo das Bewusstsein bleibt, wenn der Leib stirbt. Moderne Menschen stellen diese Frage ja kaum noch, nur Wilde. Die Wilden jedenfalls glauben, dass das Bewusstsein eines Toten in das Kollektivbewustsein eingeht und als solches über Wohl und Wehe der Lebenden wacht. Ich bin übrigens auch in dieser Hinsicht ein Wilder. Ich erachte es deshalb für effizient, zu fragen, welcher Geist denn wollte, dass das Dach ausgerechnet über dem Kopf von A zusammenbrach.

Kommentar zu meinem Weblogeintrag http://die-zeit.blog.de/2007/01/29/wer_erlost_uns_vom_kapital~1643026:

Das Problem mit solch einem Artikel, ist dass die Journalisten und Ökonomen gar nicht verstehen, was abgeht. Die ‚Magier’ sind weitaus gerissener als dass man sie so einfach entlarven könnte. Nehmen wir beispielsweise die Formel: „Mehr Markt, weniger Staat.“ Diese Formel wurde so nie umgesetzt Tatsächlich haben wir in weiten Bereichen mehr Staat und weniger Markt als je zuvor. Nehmen wir beispielsweise die Rüstungsindustrie in den USA. Die bedient zu 100% Staatsaufträge! Oder nehmen wir den internationalen Handel. 60% [Stand: 1994] des internationalen Handels findet innerhalb multi-nationaler Konzerne statt. Das hat mit freiem Markt überhaupt nichts zu tun, sondern etwas mit multinationalen Oligopolen. Nehmen wir den Energiemarkt, das Öl beispielweise, da gibt es auch keinen freien Markt. Oder die Medien. Wo ist denn das ein freier Markt, wenn 95% der Medien 5 Konzernen gehört, deren Manager miteinander in den Urlaub fahren? Noam Chomsky meinte einmal, der Kapitalismus multinationaler Konzerne würde innerhalb einer Woche zusammenbrechen, wenn es wirklich freie Märkte gäbe. Das ist die grosse Illusion, dass die Mäkte frei sind! Wo ist der Markt frei im Irak, wenn jeder Autrag an dieselben regierungsnahen Unternehmungen geht? Oder wo sind die Japaner und Chinesen frei, amerikanische Staatsanleihen zu kaufen?! Die Weltwirtschaft würde von heute auf morgen zusammenbrechen, wenn die Märkte frei wären und der Staat sich tatsächlich nicht in die Wirtschaft einmischen würde.

Die Formel: „Mehr Markt, weniger Staat’ ist die Formel eines Versklavungsmechanismus, den die meisten immer noch nicht richtig verstanden haben.

Was geht ab?

„Freier Markt“ heisst „Internationalisierung der Industrieproduktion“.

„Weniger Staat“ heisst „Deregulierung der Basisindustrien [Wasser, Strom, Post, Telefon]“.

Die Formel lautet dann also tatsächlich:

„Internationalisierung der Industrieproduktion & Deregulierung der Basisindustrien“

Um die Industrieproduktion zu internationalisieren, muss der Staat massiv eingreifen, weil er Kriege führen muss, und weil er mit Hilfe internationaler Dachorganisationen wie die G8 die schwächeren Länder zwingen muss, das Ganze auch noch mitzumachen [‚Friss oder stirb’ Politik]. Ausserdem muss er den internationalen Konzernen ihre Investitionen garantieren [= sogenannte ‚Auslandsgarantien’]. Dann braucht es die Geheimdienste, den CIA, der seit den 50er Jahren tausende verdeckter Operationen in Afrika, Südost-Asien und Lateinamerika ausgeführt hat, um demokratische, volksnahe Regierungen zu stürzen, Attentate und Militärputsche zu unterstützen/auszuführen und Diktaturen einzuführen/unterstützen. Zu welchem Zweck? Um billige Arbeitskräfte für multinationale Konzerne ‚künstlich’ zu erschaffen und um die weltweiten Rohstoffe unter Kontrolle zu bringen.

Vergiss die „Mehr Markt, weniger Staat“ Formel; die ist nichts weiter als ein Ablenkunsgmanöver!

Tatsächlich wäre die Globalisierung/Neoliberalismus ohne massive staatliche Eingriffe überhaupt nicht denkbar!

Mein Kommentar zum Kommentar: Das ist natürlich richtig. Der Konflikt zwischen unregulierter Ökonomie und Politischem Staat (Nation) besteht nicht real, sondern nur im Ideal: die Ökonomie als Herrschaft eines unpersönlichen Systems versus den Staat als Institution zur Herrschaft des politischen Willens bewusster Menschen zwecks Realisation eines gesellschaftlichen Zukunftsmodells (Utopie). Die Ökonomie ist wie der Staat ein Hilfsmittel einiger Mächtiger zwecks Durchsetzung des Willens ebendieser Mächtigen. Den Mächtigen sind die ökonomischen Spielregeln ziemlich wurscht. Ihnen geht es primär um Täuschung der Menschheit, um ihre eigene Macht zu verstärken. Letztlich geht es ihnen darum, was ich eingangs auf dieser Seite über den Teufel geschrieben habe. Sie sind die Täuscher, und unsere Aufgabe ist es, die Täuschung zu duchschauen, um geistig/seelisch zu wachsen. Der Staat sollte dem Ideal angenähert werden. Er sollte als soziales, gemeinschafliche Interessen vertretendes, Gegengewicht zu den egoistischen wirtschaftlichen Interessen Einzelner ausgebaut werden.

6.2.2007: Weltregierung

(aus einem Brief) ich lehne das Streben nach Weltherrschaft, bzw. einer Weltregierung nicht grundsätzlich ab. Nur sollte diese Herrschaft nicht total sein; es muss immer ein genügend hoher Prozentsatz an Menschen in diesem Weltstaat leben, der neue Wege ausprobieren (darf) und sich deshalb nicht an die Spielregeln halten (muss). Die Akzeptanz einer gewissen Schar Anarchisten, Künstler, Religiöser, usw. muss dabei nicht offen ausgesprochen und gesetzlich geregelt sein: offiziell muss sich jeder an die Gesetze halten. Trotzdem ist Fakt, dass ein Staat dauerhaft nicht ohne seine Querulanten existieren kann.

Die Wächter der Welt müssen sich an einem hohen ethischen Maßstab messen lassen. Der bürgerliche ethische Maßstab des Gutmenschen, des Altruisten, ist nicht unbedingt brauchbar, wenn man Verantwortung für das Ganze hat.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass eine verantwortungsbewusse Weltregierung zB zu dem Ergebnis kommt, dass die Weltbevölkerung von 6 auf 3 Milliarden Menschen reduziert werden muss, damit nicht alles den Bach runtergeht. Es gibt ja einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Menschen, die den Erdball besiedeln und den Freiheitseinschränkungen, die dem Menschen auferlegt werden müssen. Je höher die Bevölkerungszahl, desto größer der erforderliche Organisierungsgrad. Der Aufwand, die Menschen zu (einem Konsens hin zu) manipulieren, ist umso größer, je mehr Menschen auf engem Raum zusammenleben.

Früher wurde die Bevölkerung entweder durch Kriege konstant gehalten oder dadurch, dass man "überzählige" Söhne und Töchter ins Kloster schickte. Ich wünsche mir jedenfalls keinen Weltstaat, der Kriege und andere Katastrophen wählt, sondern die friedlicheren Alternativen. Da wären einmal die Erlaubnis, die Empfängnis zu verhüten, aber als besonders sympathisch empfinde ich die Tradition der Klöster. Das Klosterleben könne ja modernen Erfordernissen angepasst werden. Ich bin auch der Ansicht, das jene, die die Welt regieren, ihre Zeit im Kloster verbringen sollten und nicht in Vorstandssitzungen von Konzernen. Dort haben sie genug Zeit/Muße zum Denken und brauchen keine Dienste von verlogenen PR-Agenturen in Anspruch zu nehmen. Wer als Mächtiger zu vieler weltlicher Genüsse bedarf, sollte der Macht entsagen.

Der Weltstaat muss so organisiert sein, dass jeder, der die Wahrheit wissen will, sie suchen darf und nicht daran gehindert wird.

Es ist wahrscheinlich, dass ein Bund von Mächtigen, die ein derart ehrenwertes Ziel vor Augen haben und durchsetzen wollen, Feinde haben. Diese müssen natürlich bekämpft werden, aber bitte nicht skrupellos. Man kann auch ehrenvoll kämpfen: ritterlich!

Wenn die Mächtigen Ziele wie die her geschilderten hätten, könnte man ihr Vorgehen als das In-Erscheinung-Treten-Lassen religiösen Wissens bezeichnen.

Augenblicklich kann ich jedoch nicht erkennen, dass solche Mächtigen - die von mir genannten Schirmherren - das Sagen haben, sondern ein Haufen dahergelaufener Neureicher, die nicht wissen, was sie mit ihrer Macht Kluges anstellen sollen.

7.2.2007: Leserbrief

Zu: "Es ist wahrscheinlich, dass ein Bund von Mächtigen, die ein derart ehrenwertes Ziel vor Augen haben und durchsetzen wollen, Feinde haben. Diese müssen natürlich bekämpft werden, aber bitte nicht skrupellos. Man kann auch ehrenvoll kämpfen: ritterlich!"

Das Thema ist nicht unbedingt in einem oder zwei Emails abzuhandeln; mir kommt noch der folgende Gedanke. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die ich sehe, wie es sein ‚könnte’ und ich greife ein raus: Einmal könnte es sein, dass diejenige Gruppe, die die Weltherrschaft anstrebt, durch das Streben [= Wille] legitimiert ist. Mit anderen Worten: Derjenig,e der die Weltherrschaft will, braucht keine andere Legitimation außer seinen Willen. Damit ist dann der Strebende automatisch ‚gut’, aber nicht in einem moralischen Sinne. Was ich meine, ist, dass, wenn der Wille durch sich selbst legitimiert wird, es keine weitere höhere Instanz geben kann, die das Wollen ‚interpretiert’, bewertet und kategorisiert. Wenn das so wäre, wie ich das gerade dargestellt habe, könnte man den Willen zur Macht nicht sinnvoll kritisieren; man dürfte es niemanden übelnehmen, dass er die Macht wollte! Allerdings kann man die Mittel und die Art und Weise der Willensumsetzung kritisieren. Man könnte dann sagen, obwohl der Wille jenseits von Moral steht und der Wille zur Macht nicht sinnvoll kritisiert werden kann, so kann die Art und Weise, in der die Macht angestrebt wird durchaus kritisiert werden. Und dann haben wir plötzlich Dualität: gut und böse --- und deshalb muss es dann auch zwei Gruppen geben: beide Gruppen haben einunddasselbe Ziel – die Weltherschaft – unterscheiden sich aber in ihren Mitteln und entsprechen kann man dann die einen als Gut und die anderen als Böse kategorisieren. Man kann dann sagen: Es gibt einen Willen, einen Geist, einen Gott, der sich aber in zwei verschiedenen Formen manifestiert, die diametral entgegengesetzt sind. Es muss dann also ein vom Willen unabhängiges Gesetz geben, welches der Gute nicht überschreiten kann, ohne dadurch böse zu werden. Damit zeigt sich, dass man die Guten daran erkennt, dass ihr Wille, das Gesetz nicht zu überschreiten, größer ist, als der Wille zur Macht, denn sie wissen, dass die Macht üngültig ist, wenn das Gesetz nicht gilt!!! Das ist dann was Du ‚ritterlich’ nennst. Mein Verständnis vom Islam ist der folgende: Ali war von Mohammed als sein Nachfolger bestimmt; er war der ritterlichste aller Menschen. Das gefiel den anderen aber nicht und nachdem Mohammed starb, töteten sie auch Ali und seine Söhne! Wir haben hier ein archetypisches Muster: der Ritterlichste gewinnt nicht, sondern wird verraten. Was haben dann die Ismailiten und Shiiten daraus gelernt? Sie wurden ‚radikal’, ‚heimtückisch’, ‚hinterlistig’. Ihr Wille war ungebrochen, ihre Mittel änderten sich. Zu bestimmten Zeiten [wie in der Fatimid Epoche] hatten sie grosse Macht und wenn immer sie herrschten, bewiesen sie ihre ‚Gutheit’: sie waren die ersten, die Universitäten einrichteten und das Volk bildeten. Sie betonten das Wissen, das Können, den Intellekt. And den Palastmauern ließen sie Koranschriftzüge anfertigen, die sagten, dass, wer nichts kann und nichts weiß, in den Augen Gottes eine verachtenswerte Kreatur war. „Allah, lass mich in Deinem Wissen wachsen.“ Sie bemühten sich, den Menschen aus seiner Unmündigkeit zu befreien. Ganz anderes als die Demagogen, die heutzutage überall rumlaufen. Aber sie waren nicht naive Gutmenschen. Sie wussten, dass der Feind nicht ritterlich war; dass ihre hohen Ideale immer und immer wieder verraten wurden und daher waren sie extrem intolerant mit einer bestimmten Sorte von Mensch. Diese Sorte von Mensch kann nicht belehrt werden; sie muss umgebracht werden. Die Mittel, die man einsetzt, muss dem Feind entsprechen, den man bekämpft! Ich habe Texte, aus denen geht hervor, dass sie wussten, dass es Menschen gibt, die sehr gefährlich sind und mit denen man nicht verhandeln kann. Diese waren die von Natur aus Bösen. Das ist um so bemerkenswerter, weil in den USA psychiatrische Studien ergeben haben, dass 6% der Bevölkerung psychopathisch ist. Nicht alle Psychopathen sind politisch gefährlich; nur diejenigen sind gefährlich, die politische Macht wollen; solche Menschen sind weitaus gefährlicher als diejenigen, die den Leidenschaften zum Opfer fallen, beispielsweise der Gier. Die Menschen, die den Leidenschaften zum Opfer fallen, wissen zumindest vom Gesetz, das sie übertreten; die Psychopathen, die die Macht wollen, kennen kein Gesetz und sind daher ganz eigentlich die natürlichen Feinde der ritterlichen Guten. Das Problem ist: man kann die gefährlichsten Psychopathen nicht direkt erkennen; sie können sich vollkommen verstelllen und haben of großes Charisma; man kann sie nur indirekt erkennen – an den negativen Folgen, die sie in Leben der Menschen anrichten, und an der allgemeinen psychologischen Zerrüttung der Menschen, die mit ihnen in Kontakt kommen.

Antwort: Die Frage ist, wie Wille (zur Macht) und Moral zusammenhängen, und inwiefern eine Moral diesen Willen kontrollieren kann. Wir unterstellen, es gebe einen bösen rücksichtslosen Willen zur Macht und einen guten rücksichtsvollen Willen zur Macht. Beide - Wille und Moral - sind aus sich selbst begründet: Ich will, weil ich will; ich bin moralisch, weil ich moralisch bin! Es gibt nichts, was Wille und Moral zugrundeliegt und worauf man beide beziehen und woraus man eine Legitimation ableiten könnte. Beide, Wille und Moral, zielen auf ein Zukunftsmodell ab. Wille und Moral konstatieren einen gegenwärtigen Zustand und streben einen besseren künftigen Zustand an. Wer etwas will, will immer eine von der Gegenwart abweichende Zukunft.

Bei der Moral ist es m.E. nicht anders: Ich bin moralisch, weil ich will, dass alle Lebewesen glücklich sind: dass alles Leben gelingen möge. Dies ist ein gutes Ziel - und aus dieser Güte leitet sich das Urteil eines guten, rücksichtsvollen Willens zur Macht ab. Ein böser rücksichtsloser Wille zur Macht liegt vor, wenn ein Mensch Gutes ausschließlich für sich selbst will und bereit ist, alle anderen Lebewesen dafür zu opfern.

Wollen wir wissen, ob die Weltherrschaftspläne der USA gut oder böse sind, brauchen wir uns nur zu fragen, was die langfristigen Ziele dieser Regierung sein mögen. Wollen die USA die Weltmacht, indem sie alle anderen Nationen rücksichtslos kurz halten oder wollen sie Hegemonie, weil sie die einzigen sind, die das Wohl aller anstreben? Ich denke, die Antwort ist leicht: Da sie bei JEDER Verlautbarung, geschehe sie über Fernsehen, Kino, Zeitungen oder Radio, lügen, dass sich die Balken biegen, ist klar, die Weltmachtpläne der USA und wahrscheinlich aller anderen Westlichen Nationen (bei anderen kenne ich mich nicht genug aus) haben böse Weltmachtambitionen. Hätten sie gute, würden sie nicht lügen.

Um zu erreichen, dass das Streben nach Weltmacht gut - und damit legitim - ist, muss das Lügen unter Strafe gestellt werden. Eine legitime Macht braucht nicht zu lügen.

Wörterbuch der Lüge:

Die derzeitigen Regierungen legitimieren ihre Macht mit der Behauptung, der Bürger sei unmündig und müsse deshalb manipuliert werden. Wahr ist, dass diese Unmündigkeit bewusst herbeigeführt wurde, indem die Menschen systematisch belogen wurden. Hier das derzeit gültige Wörterbuch der Lüge, mit dessen Hilfe die gegenwärtige böse (s.o) Macht (s. auch Herren der Welt) die Weltherrschaft erringen will: http://www.nachdenkseiten.de/?p=2087#more-2087

9.2.2007: Autolobby

Manchmal müssen Menschen, aber auch Konzerne, zu ihrem Glück gezwungen werden. Die Links http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,464893,00.html und http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24616/1.html zeigen, dass sich die Autolobby vor genau jenem Fortschritt drückt, der ihr langfristig Erfolg bringen könnte. Am Beispiel der darniederliegenden US-amerikanischen Automobilindustrie sehen wir, wohin Protektionismus führt: in die Unfähigkeit, sich gegen Konkurrenz duchzusetzen. In Umwelttechniken und dem Ausbau alternativer Energiegewinnung liegt die Zukunft der Technik.

11.2.2007: Matrix

Warum eine Matrix bauen? Und warum Sie in einer leben könnten http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24268/1.html

Nach meiner Erkenntnis beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in einer Matrix leben, 100 %. Dabei muss die Matrix keine von einem Komputer erzeugte Weltsimulation sein - diese Wahrschenlichkeit beträgt Null Prozent, sondern könnte mit der Wahrscheinlickeit von 100 % eine kollektivierte Simulation einiger Milliarden eigentlich individueller menschlicher Geistseelen sein.

Erklärung: Gingen wir von einer komputerbasierten Matrix aus, stellte sich sofort die Frage, welchen Realitätsstatus die Welt habe, in welcher es diese Komputer gebe. Wir gerieten in einen unendlichen Regress, der uns zeigt, dass wir einem Denkfehler aufgesessen wären. Wir hätten bewiesen, dass wir dem Naiven Realismus nur zu Schein entkommen wären.

Denselben Fehler wies ich dem Neurobiologen Gerhard Roth nach, der anfangs wunderbar den Naiven Realismus widerlegt und den Radikalen Konstruktivismus als die bessere Welterklärung anbietet, nur, um am Ende wieder in das naiv-realistische Weltverständnis zurückzufallen, indem er erklärt, der Radikale Konstruktivismus fände bloß in einem naiv-realistisch verstandenen Gehirn statt. Wer sich derart selbst betrügt, kommt mit seiner Philosophie nicht weit; er trägt, falls er wie Roth ein Lehrer der Jugend ist, bloß zum Scheitern philosophischer Bemühungen nachwachsender Generationen bei. Leider mit durchschlagendem Erfolg.

Es ist genau dieser durchschlagende Erfolg der Neurobiologen, Kognitionsphilosophen, Experten der Philosophie des Geistes, der Physiker, Biologen, Evolutionsforscher und anderer Naturwissenschaftler, Wirtschaftsexperten, Politiker, Zeitungsschreiber, Fernsehmacher und sonstiger Welterklärer, mit ihrem erwiesenermaßen falschen Weltmodell, der mein Urteil begründet, dass die allermeisten Menschen nicht in der Realität, sondern in einer nicht-komputergestützten "natürlichen" Matrix leben.

Es ist möglich, Denken und Wahrnehmung der realen Menschen derart zu manipulieren, dass jeder Mensch für sich eine illusionäre Matrix generiert, in der er zu leben glaubt. Durch manipulative Erzeugung eines Konsenses entsteht aus vielen individuellen Matrices eine Kollektivtäuschung namens "Physikalisches Universum".

Was Neo in der Filmtrilogie lernt, können wir in der realen Matrix lernen: ihre Beherrschung. Wir können, indem wir uns selbst erkennen und verändern, die Welt erkennen und verändern. Wer weiß, wer er wirklich ist, ist ein Magier. Wer das Tun der Fälscher und Minipulateure aufdeckt und versteht, immunisiert sich gegen sie. Er kann sein wahres Sein entdecken und damit die Gesetze der Welt, auf die er Einfluss nehmen kann.

Folgende Zitate (Auswahl) zeigen mir, dass der Autor mit einiger Wahrscheinlichkeit meine HP gelesen haben muss

TP: "Als erste Annäherung wäre die Antwort auf die Frage, wie man leben sollte, wenn man in einer Matrix ist, dass man genauso leben sollte, als wenn man nicht in einer Matrix ist.".

He (Abend.html): "Was du (und R.) beschreibst, ist die vollkommene passive Freiheit, die Freiheit von etwas. Sie ist Basis großer Selbst- und Welterkenntnis, Apriori der Weisheit. Auf dieser Grundlage lassen sich dann Welten bauen - und die aktive Freiheit (die Freiheit zu etwas (ich schrieb darüber in den etwas älteren Tagebüchern, TB 8-10)) beginnt: das So-Tun-Als-Ob des Schöpferischen, das Konstruieren, Träumen, beginnt.
Hattest du solche Erlebnisse der inneren Stille oder willst du sie erst haben? Salvatore Dali sagte einmal: Man wird Genie, wenn man so tut, als ob man es bereits sei.

He: (Mythos.html): "Da ich von einer realen Welt nichts weiß, nicht einmal, ob es überhaupt eine gibt (s.o. über Theorien), und da mir ausschließlich meine kognitive Welt und meine Philosophie zur Verfügung stehen, mache ich aus der Not eine Tugend und entwerfe mir einen Mythos, eine Utopie, mit dem Willen, dann nach und nach mein Leben so einzurichten, als ob die Utopie bereits verwirklicht wäre – bis sie wirklich IST! Bei Erfolg wird dann mein Geist, so erwarte ich, langsam seine Projektionen neu auf Plausibilität prüfen und gegebenenfalls für mich eine neue plausible Welt entwerfen."

TP: "Wenn wir diese Erkenntnis mit der Spekulation verbinden, dass moralische Erwägungen bei der Wahl der Behandlung, die einige simulierte Menschen seitens ihrer Architekten erhalten, eine Rolle spielen können, kommen wir zu dem seltsamen Gedanken, dass jeder - nicht nur die simulierten Menschen - einen eigennützigen Grund für moralisches Verhalten haben kann. Wenn moralisches Verhalten einer Person gegenüber einschließt, sie nach moralischen Kriterien zu beurteilen und zu behandeln, könnte dies den Grund, den jeder für moralisches Verhalten hat, weiter stärken. Je stärker dieser Grund ist, umso mehr würden wir erwarten, dass die Menschen sich davon leiten ließen. ...

He: Dass moralisches Handeln uns ermöglicht, Dimensionen hinzuzugewinnen und in höhere Welten einzutreten, ist eines der Hauptthemen meiner HP.

Vergleiche diese Zitate auch mit meinen ausführungen zB in www.hanjoheyer.de/tb20.html :

Man bedenke, daß in "Matrix" auch diese düstere Welt mit den "Menschengärten" und den U-Boot-befahrenen Abwasserkanälen eine weitere Matrix ist).

und im Telepolis-Text:

Als Neo am Ende von "Reloaded" die Wächter mit der Kraft seiner Gedanken außerhalb der Matrix stoppte, begannen die Spekulationen. Gab es eine Matrix über der Matrix?

und besonders in www.hanjoheyer.de/Aktuelles11.html Eintrag vom 3.12.06

12.2.2007: Von der Vernutzung der Geisteswissenschaften

Widerstand formiert sich. Widerstand gegen die von Bertelsmann angestiftete Evaluierung - und damit Ausrottung - der Geisteswissenschaften. In der ZEIT vom 8.2. in "Wir sind doch kein Serviceunternehmen" behauptet Martin Seel (mit Recht!): "Je mehr die Geisteswissenschaften sich nützlich machen wollen (He: von Geldgebern gezwungen werden), desto mehr verlieren sie an Wert." Seel begründet seine These schon sehr ordentlich, aber in einem anderen Beitrag in derselben ZEIT finden wir ein weiteres - das wichtigste - Argument gegen die Evaluierungssucht der Bertelsmänner und ihrer untertänigen Politikerimitationen. In "Zurück? Nie wieder", einer Besprechung der in Buchform herausgegebenen Briefe des Kunsthistorikers Erwin Panowskys, einem Freund Albert Einsteins, wird Panowsky zitiert, der in einem Aufsatz "Zur Verteidigung des Elfenbeinturms" erklärt, dass Geisteswissenschaftler berufen seien, die materialistische (also evaluierbare) Welt aus einer gewissen Distanz heraus zu erklären. Ohne Distanz zum Untersuchungsobjekt sei ein Verständnis der Welt nicht möglich. Die nötige Distanz könne jedoch nur erreicht und aufrechterhalten werden, wenn die Geisteswissenschaften nicht kapitalistischem Nutzungsdenken unterworfen seien.

Interessant auch ein anderes Thema, das in derselben Buchbesprechung anklingt, nämlich die bei Diskussionen mit Einstein und anderen Physikern wie Pauli hervorgegangene Erkenntnis, das selbst die Naturwissenschaften durch eine letzlich okkulte (nichtphysi(kali)sche) Intuition befruchtet werde.

Womit wir bei einer weiteren Buchbesprechung wären. In derselben ZEIT wird unter "Dänen lügen nicht" das neue Buch Peter Hoegs ("Das stille Mädchen") besprochen. Thema dieses Buches sei die Erkenntnis, "dass das Bewusstsein, wenn es einen Zustand erreicht, in dem die Wirklichkeit noch nicht Gestalt angenommen hat, die physische Realität beeinflussen kann."

Zum oben formulierten Widerstand kann auch die Besprechung des Buches des Philosophen Alain Badiou "Das Jahrhundert" gezählt werden. Badiou analysiert - natürlich aus geisteswissenschaftlicher Distanz heraus - das 20. Jahrhundert. Er schreibt, die Schrecken des 20. Jahrhunderts seien noch nicht vorüber: "Auf die nominellen Verbrecher (He: Hitler, Stalin, Mao) würden bloß solche folgen, die so anonym sind wie Aktiengesellschaften."

Das ist freilich nur bedingt wahr. Zwar haben viele Manager des Kapitalismuses ihre Seelen verloren und ihre Macht an die Maschine des anonymen neoliberalen Kapitalismus verloren, aber hinter diesen unpersönlichen Marionetten stehen Leute, von deren Existenz Badiou offenbar nichts weiß.

Leserbrief: #

Ich verstehe Deine Kritik nicht. Es stimmt doch, was Badiou sagt, dass auf nominelle Verbrecher anonyme Vebrecher folgen. Dann macht er eine Analogie: die Verbrecher sind so anonym wie die Aktiengesellschaften. Er sagt nicht, dass die Verbrecher die Manager sind. Er sagt, dass das das Verbrechens anonym geworden ist; man kann ihm kein Gesicht zuordnen; man kann den Verantwortlichen nicht finden.

Der nächste logische Schritt ist, dass man nicht mehr sehen wird, dass das was passiert, überhaupt ein Verbrechen ist. Wenn es keinen [sichtbaren] Täter mehr gibt, gibt es dann auch bald kein [sichtbares] Verbrechen mehr; die meisten Leute leben eh schon so, als ob es alles nur Naturgesetze sind.

Mein Komentar: Vielen Dank für den Hinweis auf meinen Irrtum - und die Weiterführung des Gedankens.

Putins Rede

Man lese diese beiden Artikel unmittelbar nacheinander: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,465738,00.html und http://www.nachdenkseiten.de/?p=2106 Kommentar überflüssig. Putin hielt seine Rede hier: http://www.securityconference.de/

Und am 19.2. steht hier - http://www.nachdenkseiten.de/?p=2123#more-2123 ausformuliert, was ich über den Spiegelartikel dachte.

 

 

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