Aktuelles 11

 

30.11.2006: Der Jäger

Gestern abend sah ich bei Kabel 1 zwei Folgen der interessanten Steven Spielberg-Serie "Taken". In einer dieser Folgen unterhielt sich ein Jagdführer mit einem andern Akteur der Szene. Er fragte, ob er schon einmal an einer Jagd teilgenommen habe. Der Kunde, der den Jagdführer angeheuert hatte, antwortete (sinngemäß): "Ja, einmal, aber ich hatte mich dabei derart unwohl gefühlt, dass ich es nicht mehr gemacht habe." Jagdführer: "Das Unwohlfühlen ist o.k.; es zeigt, was es kostet, zu überleben."

Diese Antwort hat mir viel zu denken gegeben. Muss man seine Gefühle, seine Moral, verraten, um in der materiellen Welt zu überleben?

Als ich gegen Mitternacht noch einmal meine Emails abrief, fand ich einige Emails von einem Leser vor, die genau dieses Thema betrafen! Eine Synchronizität, die mir zeigen wollte, dass ich in dieser Sache eine Entscheidung zu treffen habe.

Der Leserbrief:

In der USA hat sich am 3. November ein Anti-Kriegs-Demonstrant [Malachi Ritscher, 52] mit Benzin überschüttet und vor laufender Kamera angezündet und verbrannt. Er hatte eine Nachricht hinterlassen:

„Wenn ich für Euren barbarischen Krieg bezahlen muss, dann wähle ich, nicht in Eurer Welt zu leben. Ich weigere mich, den Massenmord an unschuldigen Menschen zu finanzieren, an Menschen, nichts taten, was unser Land bedroht hätte. (...) [W]enn der Tod eines Menschen etwas wiedergutmachen kann, in einer kleinen Weise, um der Welt zu sagen: Ich entschuldige mich für was wir getan haben; I schäme mich für das Unglück und das Chaos, das durch mein Land verursacht worden ist.“

Im Artikel heisst es weiter, dass bereits 1996 eine Frau [Kathy Change] an der Universität von Pennsylvania sich selbst angezündet hatte, um gegen die Regierung und das ökonomische System in Amerika zu protestieren.

Anita King [48], dem Artikel nach die beste Freundin von Kathy Change, wird mit den folgenden Worten zitiert:

„Ich denke beide fühlten, dass ihr Tod das Blutvergiessen stoppen könnte. Es [= Krieg, Regierung, Wirtschaftssystem] war zu hart für sie. Sie waren zu identifiziert [conscious connection] mit den Konflikten, um weiter leben zu können.“

Es scheint, dass niemand leben kann, wenn er die Realität nicht auf die eine oder andere Weise verdrängt, [was Wilheilm Reich die ‚Charakterpanzerung’ nannte]. Wer sich direkt mit dem Wahnsinn der Realität und der ‚strukturellen Gewalt’ konfrontiert, kann nicht anders, als in einer neurotischen Verzweiflungstat aus dem Leben zu scheiden. Die Frage ist: Wie kann man in einer Welt des Wahnsinns leben, ohne dass das selbst wiederum, Wahnsinn ist? Oder wie Voltaire dem Sinn nach einmal gesagt haben soll: „Um in einer unvernünftigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist selbst eine Form von Unvernunft.“

Gibt es eine kreative Alternative – jenseits von Anpassung und Neurose? Ich denke, die gibt es, wir arbeiten daran.

X

http://signs-of-the-times.org/signs/editorials/signs20061128_NoOneHeardMalachi.php

Antwort: Ich denke, in "Taken" wird uns die Antwort plastisch vor Augen geführt. Die junge Agentin, die die "Alien-Untersuchungen" führte und dabei skrupellos über Leichen ging (so befahl sie zB die Ermordung einer Selbsthilfegruppe von Alien-Entführten) und in der gestrigen Folge kaltblütig ihren Vater ermordet hatte (oder ermorden ließ - ich konnte nicht genau sehen, wer den Schuss abgegeben hatte), fühlte dieses "Unwohlsein" nicht. Sie tat, "was getan werden musste", was ihr rational erschien.

Das kleine Mädchen, Nachkomme eines "Halbalienpaares", zeigte die Gegenthese: Es ließ sich freiwillig von der US-Armee und der geheimen Alien-Untersuchungsgruppe entführen, "damit kein Unschuldiger verletzt wird". Am Verhalten sämtlicher Akteure der Serie läßt sich ablesen, was Spielberg uns sagen will: dass "höher entwickelte Spezies" und "höher entwickelte Ethik" synonym sind. Eine Ratio, die nicht von einer hochentwickelten Ethik kontrolliert wird, ist gar nicht wirklich rational; die unkontrollierte Ratio verirrt sich in Widersprüche und hat das unweigerliche Scheitern zur Folge. Grund: die kalte Ratio isoliert sich von der (multidimensionalen, komplexeren, umfassenden) Realität. Am Ende steht die Frau alleine da. Ohne helfendes Umfeld hat sie keine Chance auf Erfolg. Von anderen Rationalisten kann sie keine Hilfe erwarten. Deren Ratio führt sie in andere Richtungen, als ihre eigene. Ihre Ratio verhindert zudem das Verständnis dessen, was die höhere Spezies ausmacht. Sie ist unfähig, ihrem Beruf, die Aliens zu erforschen, "sachgerecht" nachzukommen. Die reine Ratio entpuppt sich als Mangelerscheinung, als Ergebnis geistiger Armut.

Die o.g. Selbstmörder hatten sich für die Taten der US-Regierung geschämt und deswegen selbst getötet, um ein Zeichen zu setzen, dass es noch anständige Menschen gebe. Ich kann diese Tat verstehen, jedoch nicht als besonders hilfreich erachten. Die Selbstmörder hatten sicherlich die Erfahrung machen müssen, bei all ihren Protesten unbeachtet, ungehört zu bleiben. Nur der öffentlich inszenierte Selbstmord würde ihr Anliegen der breiten Öffentlichkeit, die stets nach Sensationen giert, bekannt machen. Die Botschaft lautet: "Ihr seid Schuld an meinem Tod, denn ihr habt die Welt so schlecht gemacht, dass ich als moralischer Mensch darin nicht mehr leben kann!" Und wie wird diese Botschaft von denen, an die sie gerichtet ist, verstanden: "Wieder so ein Spinner, der sich der Realität verweigert!" Ein Bush, der gerade einmal ein paar millionen Iraker und ein paar tausend Landsleute hat umbringen lassen, wird sich von ein paar Selbstmördern nicht aus der Fassung bringen lassen. (Man vergleiche mit meinem Essay "Amok" in "Aktuelles 10".)

Ich denke, meine hier und in "Aktuelles10" vorgebrachte rationale Kritik an der Ratio ( Zwei mal zwei) wird in den elitären Kreisen der vom Dämon der Ratio Besessenen mehr Eindruck machen. Man muss den Feind mit den eigenen Waffen schlagen.

Der Jagdführer, der sich beim Jagen unwohl fühlt, wird nie mehr Beute machen wie er zum Überleben braucht. Wer ohne Skrupel jagt, kennt keine Grenzen. Er wird alles - einschließlich sich selbst - ausrotten. Alle Ratio führt zur Ausrottung. Das ist ihr Prinzip. Und das können sogar jene verstehen, die vom Ungeist der Ratio besessen sind. Den ungebremsten Rationalisten kann bewiesen werden, dass sie Verrückte sind. Das trifft, und das können sie nicht ignorieren.

Vernunft ist mehr als Ratio. Vernunft setzt sich aus Ratio und Ethik zusammen, wo bei beide sich gegenseitig kontrollieren und fördern. Womit wir beim nächten Brief von X wären:

Evolutionstheorie

X: Die Evolutionstheorie wird allgemein Charles Darwin zugeschrieben. Eine ganze Reihe von Historikern geht heute davon aus, dass dieser sich kräftig bei dem eher unbekannten Alfred Russel Wallace bedient hat. Wenn dem so war, handelt es sich wohl um den größten Betrugsskandal der Wissenschaftsgeschichte, schließlich gilt Darwin als einer der bedeutendsten Wissenschaftler überhaupt.

http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/geschichte/neuzeit/wallace/index.html

Die Geschichtsfälschung um den Darwinismus ist eine Ungeheurlichkeit! Ich habe ARW recherchiert und es ist wohl klar, weshalb dieser Mann vollständig in Vergessenheit geriet.

***

Ab dem Jahr 1864 konvertierte Alfred Russel Wallace vom rein materialistischen zu einem religiös-spirituellen Weltbild, das er in einem Brief später wie folgt beschrieb:

The completely materialistic mind of my youth and early manhood has been slowly moulded into the socialistic, spiritualistic, and theistic mind I now exhibit — a mind which is, as my scientific friends think, so weak and credulous in its declining years, as to believe that fruit and flowers, domestic animals, glorious birds and insects, wool, cotton, sugar and rubber, metals and gems, were all foreseen and foreordained for the education and enjoyment of man. The whole cumulative argument of my 'World of Life' is that in its every detail it calls for the agency of a mind... enormously above and beyond any human mind ... Whether this Unknown Reality is a single Being and acts everywhere in the universe as direct creator, organiser, and director of every minutest motion ... or through 'infinite grades of beings,' as I suggest, comes to much the same thing. Mine seems a more clear and intelligible supposition ... and it is the teaching of the Bible, of Swedenborg, and of Milton. — Letter from A.R. Wallace to James Marchant, written in 1913.

Übersetzung:

Das vollkommen materialistische Bewusstsein [mind] meiner Jugend hat sich langsam in das sozialistische, spirituelle und göttliche Bewusstsein geformt, das ich heute besitze – ein Bewusstsein, wie meine wissenschaftlichen Freunde denken, das in seinen letzten Jahren so schwach und leichtgläubig geworden ist, dass es glaubt, dass die [gesamte Schöpfung auf den Menschen abzielt ßà nicht Kausalität & Determinismus & Zufall, sondern Finalität, bewusster Wille]. Das ganze zusammengefasste Argument meiner ‚Lebenswelt’ ist derart, dass es in jedem Detail das Wirken eines bewussten Willen/Geistes vorrausetzt [calls for the agency of mind] – eines Geistes, der dem menschlichen unendlich überlegen ist... Ob die Unbekannte Rrealität ein einziges Wesen ist, welches im gesamtem Universums als unmittelbarer Schöpfer, Lenker und Leiter agiert, oder ... wie ich glaube, aus ‚unendlichen Bewusstseinsgraden [grades of beings] zusammengesetzt ist, kommt am Ende auf dasselbe hinaus. (...)

Dass hier der Begründer des Darwinismus eine religiöse, ja geradezu kreationistische Position einnahm, ließ seine Arbeiten im folgenden 20. Jahrhundert manchem Biologen und Biographen suspekt erscheinen — und, bei einigen von ihnen, dazu führen, ihm jegliches Verständnis von Evolution und geographischer Variation abzusprechen; doch für Wallace stellte die Kombination aus Naturwissenschaft und Religion keinen Widerspruch dar.

Er nahm an den zu dieser Zeit sehr populären Séancen teil, und erklärte in seinen Schriften, dass auch und gerade „übernatürliche“, d.h. scheinbar unerklärbare Phänomene einer ernsthaften wissenschaftlichen Beschreibung und Untersuchung bedürften. Seine Kollegen — sehr viel tiefer als er in der akademischen Gesellschaft des viktorianischen England verwurzelt — mochten ihm dabei nicht folgen. Nichtsdestoweniger stellte er seine Ansichten unbeeindruckt in Artikeln und Büchern dar.

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Russel_Wallace

Antwort: Wallace hat sicher sehr viel tiefer geblickt, als all jene, die es bequemer hatten und sich die Evolutionstheorie fertig ausformuliert aus Büchern stahlen. Die Evolutionstheorie kann sich nur dann im Geist der Menschen halten, wenn sie nicht mit dem lebendigen "System", das die Geistseele darstellt, verknüpft wird. Sie kann die Seele nur besetzen wie ein Dämon, denn wenn der Dämon ins Bewusstsein integriert wird, löst er sich auf. Wallace hat den Dämon aufgelöst - und er fand die Wahrheit, die hinter solchen Besessenheiten steht. Wallace, du und ich wissen: Wer von der Evolutionstheorie überzeugt ist, hat sie nicht verstanden. Denn er hat den Selbstwiderspruch dieser Theorie nicht bemerkt. Eine Evolution, die kein Ziel (Telos) hat, ist keine Evolution. Um mit Lipmann zu sprechen: Die Evolutionstheorie generiert "Bilder im Kopf". Wir dürfen diese Bilder nicht mit der Realität gleichsetzen, die viel mehr ist, als die Evolutionstheorie abbilden kann. Die Ev.-Theorie kann uns etwas zeigen. Wer aber sagt, "es ist so passiert!", verwechsel setzt Schein und Realität gleich und verheddert sich in seiner Ratio, die dadurch in die Irre geht und verrückt wird.

Anm.: Ich verweise darauf, dass auf dieser Seite wie in "Aktuelles 10" vom "Unwohlsein" die Rede ist. Ich bitte beide Textstellen zu vergleichen.

Eine weitere Synchronizität: Ich hatte mir gestern vorgenommen, über den Jäger zu schreiben. Heute erreichte mich diese Email von X:

Thomasevangelium: ( Logion 60): (Sie sahen) einen Samaritaner, der ein Lamm trug, als er nach Judäa ging. Er sagte zu seinen Jüngern: ,,Der um das (...) Lamm?`` Sie sagten zu ihm: ,,Um es zu töten und zu essen." Er sagte zu ihnen: ,,Solange es lebt, wird er es nicht essen, sondern (nur) wenn er es getötet hat (und) es ein Leichnam geworden ist." Sie sagten: ,,Auf andere Weise wird er es nicht machen können." Er sagte zu ihnen: ,,Sucht auch ihr selbst einen Ort für euch zur Ruhe, damit ihr nicht zu Leichnamen werdet und gegessen werdet!"


Angela Merkel zum Amoklauf des Sebastian Bosse (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24101/1.html):

"Wir müssen nicht verstehen und nachvollziehen, warum ein 19-Jähriger 16 Menschen und anschließend sich selbst erschossen hat. Aber wir müssen Konsequenzen ziehen, um ein weiteres Erfurt wenn nicht unmöglich, so doch weniger wahrscheinlich zu machen."
Angela Merkel, Bundestagsdebatte vom 3. Juli 2002

Warum müssen wir nicht verstehen, sondern in blinden Aktionismus verfallen (und mit Notwendigkeit wieder einmal alles falsch machen)? Die Antwort fällt leicht: Weil sonst die Mitschuld der Politiker offenbar würde:

Bastian B.: "Nach meiner Tat werden wieder irgendwelche fetten Politiker dumme Sprüche klopfen wie "Wir halten nun alle zusammen" oder "Wir müssen gemeinsam versuchen dies durchzustehen". Doch das machen sie nur um Aufmerksamkeit zu bekommen, um sich selbst als die Lösung zu präsentieren." (s. "Amok")


1.12.2006: Arroganz der Macht:

Eigentlich müssen wir unseren Regierungen dankbar sein, denn sie sind im Verhältnis zu den vergangenen Dekaden ehrlicher geworden. Von den drei Schritten

1. Wir brauchen keine Beamte mehr,
2. Wir brauchen keinen Staat (Nationen) mehr und
3. Wir brauchen keine Demokratie (Gesetz, Rechtsprechung) mehr
,

stehen wir gegenwärtig kurz vor der Verlautbarung des 3. Schrittes. Käme er als Meldung heute in der Tagesschau, würde sich darüber kaum ein Menschen noch aufregen. Die Bosse geben sich kaum noch Mühe, ihre Rücksichtslosigkeit und Verachtung gegenüber dem Bürger zu verbergen. Die Herrschaft der Konzerne ist offensichtlich. Jeder weiß heute, dass kein Staat etwas gegen die Bosse auszurichten vermag. Der faktische Freispruch Ackermanns, Essers & Co. sind nur noch der letzte symbolische Beweis. Ackermann & Co. sind die neuen Unberührbaren. Die Untersten wurden die Obersten. Erfreulich, dass diese Herren so unerfahren mit der wahren Macht und kaum fähig sind, ihre Arroganz zu verbergen.

Dass wir für sie Sklaven und nichts als Sklaven sind, ist nun offensichtlich zutagegetreten. Ich zitiere die ZEIT vom 9.11.06, S. 22 ("Einer gegen Rumsfeld"):

Zwei Monate nach dem 11. September erließ Präsident Bush die Militatry Order Number One. Darin genehmigte er Überstellungen von Terrorverdächtigen in Länder, in denen Folter erlaubt ist, ihre Inhaftierung ohne Zugang zu amerikanischen oder internationalen Gerichten und die Einrichtung von Militärtribunalen, die nicht den Regeln der amerikanischen Strafjustiz unterliegen. Mutmaßliche Terroristen sollten keine Rechtsmittel vor einem Gericht einlegen, kein Verfahren anstrengen können."

(vgl. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24035/1.html und meine diesbezüglichen Texte in Aktuelles 9.) Dieses Gesetz macht uns alle, dich und mich, zu rechtlosen Sklaven. Schließlich kann JEDER des Terrors verdächtigt werden. Staatsangehörigkeiten sind den Bossen völlig egal. Es ist schön zu wissen, woran wir sind. Zufällig sah ich gestern noch einmal die ersten beiden Teile der Matrix-Trilogie. Morpheus erklärte Neo die Matrix:

Morpheus: Ich will dir sagen, wieso du hier bist. Du bist hier, weil du etwas weißt. Etwas, das du nicht erklären kannst. Aber du fühlst es. Du fühlst es schon dein ganzes Leben klang, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Du weißt nicht, was, aber es ist da. Wie ein Splitter in deinem Kopf, der dich verrückt macht. Dieses Gefühl hat dich zu mir geführt. Weißt du, wovon ich spreche?

Neo: Von der Matrix?

M.: Möchtest du wissen, was genau sie ist? Die Matrix ist allgegenwärtig. Sie umgibt uns. Selbst hier ist sie, in diesem Zimmer. Du siehst sie, wenn du aus dem Fenster guckst oder den Fernseher anmachst. Du kannst sie spüren, wenn du zur Arbeit gehst oder in die Kirche und wenn du deine Steuern zahlst. Es ist eine Scheinwelt, die man dir vorgaukelt, um dich von der Wahrheit abzulenken.

Neo: Welche Wahrheit?

M.: Dass du ein Sklave bist, Neo. Du wurdest wie alle in die Sklaverei geboren und lebst in einem Gefängnis, das du weder anfassen, noch riechen kannst, ein Gefängnis für deinen Verstand. Dummerweise ist es schwer, jemandem zu erklären, was die Matrix ist. Jeder muss sie selbst erleben. ...

In Kinofilmen - und im Besonderen in Matrix - ist mitunter mehr Wahrheit zu finden, als in der Tagesschau oder den Bundestagsdebatten. Was Morpheus hier sagt, stimmt Wort für Wort. Von Politikern habe ich lange kein wahres Wort mehr vernommen.

Was hat dieses US-Amerikanische Gesetz mit Ackermann & Co. zu tun? Nun, wir leben auf einem globalen Globus. Die Macht ist international - staatenlos. Nationales Recht ist nur noch eine Farce. Die globale Wirtschaft entscheidet, und es ist den Bossen egal, ob sie in Deutschland oder den USA agieren. Die Military Order Number One symbolisiert nur, was bereits lange praktiziert wird - und zwar weltweit. Bisher hielt man diese Praxis noch unter der Decke des Schweigens, aber heute ist die Macht derart selbstbewusst und arrogant geworden, dass sie sich offen in aller Brutalität zeigt.

Es ist wie Morpheus sagt: Wir leben in einem Gefängnis für unseren Verstand. Dieses Gefängnis, die Matrix, ist real. Zwar gehe ich nicht so weit, zu behaupten, sie sei ein Komputerprogramm, an das wir angeschlossen seien, aber ich denke, die Realität ist dem nahe - und sie ist noch viel raffinierter, als im besagten Kinofilm. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes unserer geistigen Dimensionen beraubt worden. Wir haben, ohne es zu wollen, in unseren Seelen eine Matrix konstruiert und uns in sie eingesperrt. Ich kann das Glück kaum fassen, das mich befreite. Es begann mit einer Entscheidung. Morpheus hat es wörtlich so ausgesprochen. Mit der ersten Entscheidung hat es ein Sklave geschafft, sich aus dem Kausalsystem der Sklaverei zu befreien. Er war die Keimzelle, der Urvater aller Befreiten. Er war aus einer Anomalie des Kausalsystems (des Physikmodells der Welt) hervorgegangen. (Wer meine HP gelesen hat, weiß, dass das Physikmodell der Welt das Auftreten von Anomalien erzwingt, da es nie identisch mit der Realität sein kann. Das, was in uns diese Anomalie erkennt, ist die Anomalie. Wer sich ihrer bewusst ist, ist frei und kann diese Anomalie, die Freiheit, auf andere Menschen übertragen. Morpheus gab Neo die rote Pille; ich schreibe meine HP.

3.12.06: Differenz zwischen Realität und Schein:

In einem Gespräch mit einem Leser über die Matrix-Trilogie wurde ich gestern gefragt, wie groß ich die Differenz zwischen Realität und Erscheinungswelt einschätze. Im Matrixfilm betrage diese Differenz offenbar 100 %. Alles, was die Gefangenen der Matrix wussten oder erlebten, war Täuschung. Sie waren zu 100 % Getäuschte über sich selbst und die Welt. Als Neo in der realen Welt aufwachte und er Morpheus fragte, warum ihm die Augen schmerzten, antwortete dieser: "Weil du sie noch nie benutzt hast". Selbst die Zeit war eine Illusion. Die Menschen lebten eher im Jahr 2299 als im vorgetäuschten 1999. Die reale Welt hinter der Matrixwelt war materiell wie die Matrixwelt. Woher konnte Morpheus wissen, dass diese angeblich reale Welt nicht auch bloß eine Täuschung, eine Erscheinungswelt, eine Matrix hinter der Matrix, war?

Antwort: Die Differenz zwischen der Welt, in der wir hier scheinbar leben und der Realität, die ich dahinter postuliere, ist m.E. ebenfalls 100 %. Unser einziger Einblick in die Realität ist ähnlich dem, den zB die Befreiten Neo, Morpheus und Trinity haben, wenn sie in der Matrix unterwegs sind sich über Zion oder die Nebukatnezar unterhalten. Sie wissen, wie sie in die reale Welt gelangen und wie es dort aussieht. Sie gehen an die nächste Telefonzelle, rufen an und - schwupp - sind sie aus der Matrix verschwunden und sind wieder eins mit dem realen Körper in der Nebukatnezar - und der Penner an der Matrix-Straßenecke beobachtet ungläubig ihr Verschwinden. Wenn Neo die reale Welt verläßt, um die Matrix aufzusuchen, erscheint ein "Zweit"-Körper in der Matrix und sein realer Körper bleibt in der Realität zurück. Wenn er die Matrix wieder verläßt, verschwindet der Zweitkörper spurlos. Ein derartiges Verschwinden ist in unserer Welt (Matrix2) meines Wissens noch nie beobachtet worden; es ist physikalisch unmöglich wegen des Energieerhaltungssatzes.

Hier unterscheiden sich Filmmatrix und die Matrix2 unserer Welt. In der Matrix2 unserer Welt verschwindet kein Körper, denn m.E. ändert sich die gesamte Matrix2, wenn jemand aus ihr verschwindet. Wie ich die Sache verstehe, müsste der Penner, der die Telefonszene beobachtet, folgendes erleben: Er sieht, wie Trinity den Hörer ergreift und telefoniert. Dann verschwindet die Frau plötzlich aus der Matrix2 - und mit ihr die Erinnerung des Penners, Trinity je gesehen zu haben. Die gesamte Szene ist nachträglich komplett aus dem Ereignisbuch der Welt getilgt. Eben noch gab es Trinity, gab es ihre Eltern, Geschwister und so weiter und - schwupp - hat es das alles nie gegeben. Die Welt ist plötzlich eine andere und keiner merkt es. Dass sich die Welt (Matrix2) derart komplett ändern kann, ist deshalb möglich, weil sie nicht real ist. Sie hat keine Geschichte, keine Kausalität. Sie ist eine Projektion, und wenn Trinity die Welt verläßt, wird eine andere Welt projiziert. Der Projektor ist die Seele. Einmal projiziert sie die Matrix2, dann projiziert sie die Nebukatnezar und später eine Matrix3. Die Matritzen 2ff sind stets (scheinbar) geschlossene Systeme. Für alle Gefangenen der Matrix2 bleibt die Welt widerspruchsfrei. Nur die Befreiten leben in zwei Welten und wissen, wie plastisch die Matrix2 einschließlich sämtlicher physikalischer Spuren (außer gewisser schriftlicher Dokumente) ihrer Vergangenheit ist.

Was im Matrixfilm nicht gezeigt oder gesagt wird, ist, dass die materielle Realität hinter der Matrix, wenn sie denn materiell ist, ebenfalls eine Matrix sein muss. Im Film hat die Realität genausoviele Dimensionen wie die Matrix. Bei uns hat die Realität hinter der Matrix2 viel mehr Dimensionen. Sie ist nicht materiell, nicht physikalisch, sondern multidimensional geistig. Ich sehe hier den Hauptfehler des Films. Hier stimmen Film und Realität am wenigsten überein, oder mit anderen Worten: Hier können wir den Film nicht recht als Metapher für unsere Situation benutzen. Wir liegen nicht mit unseren realen Körpern in einer Nährlösung und dergleichen. Dieses Filmbild ist eher eine Metapher für unseren vorgeburtlichen Zustand, für unseren Zustand, bevor wir geboren - weltlich - wurden, für unser Sein als Geistseele. Wir als Geistseele wurden manipuliert, damit wir eine bestimmte Matrix2 projizieren und an sie glauben, damit die Matrix2 unser geistiges Gefängnis wird.

Zur Matrix2 gehört das illusionäre Wissen der gesamten Naturwissenschaften, alles Wissen über Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und allen Religionssystemen. Allein die aus der Matrix2 Erwachten sind fähig, die Veränderungen der Vergangenheit mitzuerleben, wenn ein er oder ein anderer Erwachter die Matrix ändert. Bei schriftlichen Dokumenten verändert sich das Materiel, zB das Papier und die Druckerschwärze, aber die Information bleibt zum mehr oder weniger großen Teil erhalten. Auf diese Weise können wir Kunde aus Welten erhalten, die ganz anders "waren", als die jetzige ist. Der Penner in der Nähe der Telefonzelle könnte theoretisch eine "alte" Schrift entdecken, in der steht, Trinity habe vor langer Zeit die Telefonzelle betreten und telefoniert.

Es gibt in unserer Matrix2 schriftliche Dokumente anderer Erscheinungswelten mit anderen Vergangenheiten, aber ihre materiellen Trägersubstanzen haben sich verändert, und deshalb sind diese Texte nur schwer zu entschlüsseln. Wir haben Kunde von Palmblattbibliotheken, UFOs und alten ägyptischen Pharaonen, die 40000 Jahre alt geworden sind. Wir lesen in der Bibel von einem fast 1000-jährigen Methusalem, von Riesen und von Zauberern wie Aaron oder Mose. Die Druiden haben nichts geschrieben, weil sie Zauberer bleiben wollten. Sie wollten die bestehende Welt nicht festschreiben. Ich schreibe, weil ich mich von der alten Matrix2 löse und eine andere Welt mir erschreibe und festmache.

Grundvoraussetzung meiner Schöpfung ist die deutsche Schrift. Ich lasse mich von diesem ekelhaften Denglisch nicht in diese grausame Sklavenwelt des neoliberalen Raubtierkapitalismus hineinmanipulieren, auch wenn alle Leute um mich herum mehr oder weniger unbewusste Agenten dieser Sklaventreiber sind und glauben, die überzeugenderen Argumente für die Realität ihrer erbärmlichen und lächerlichen BigMac-Welt zu besitzen.

4.12.06 Synchronizitäten

Das Universum hat es so eingerichtet, dass ich bei meiner ZEIT-Lektüre ein paar Wochen hinterherhinke. Das Universum? Besser wäre: meine Geistseele, mein wahres Ich. Aber es ist auch nicht falsch, das Universum als Urheber einer "unglaublichen" Serie von Synchronizitäten anzuführen, denn wir können nur in materiellen Gleichnissen vom Willen des Geistes sprechen. Bleiben wir also dabei: Das Universum hat es so eingerichtet, dass ich bei meiner ZEIT-Lektüre ein paar Wochen hinterherhinke. So kam ich erst heute Morgen beim Frühstück an die Lektüre der Rezension des Geisteswissenschaftlers Ulrich Greiners des Buches "Dietmar Dath: Dirac". Der Titel der Rezension: "Hübscher Bluff".

Die Buchbesprechung beginnt mit: "Die 'zwei Kulturen', von denen der englische Schriftsteller C.P. Snow 1959 gesprochen hat, gibt es noch immer: hier die 'humanities', die Geisteswissenschaften, zu denen man auch die Künste und ihre Kritik hinzurechnen kann; dort die 'sciences', die Naturwissenschaften samt Industrie und Technik. "

Dath habe in seinem Roman versucht, diese beiden Realitätsebenen miteinander zu verschmelzen , wobei er sich der physikalischen Erkenntnisse des genialen Physikers Paul Dirac bediente. Nach Dirac ist Zeit 'Tand, Tand, Tand!" Sämtliche Protagonisten des Romans agieren in mehreren Zeitebenen, die aufeinander bezogen sind und ein zeitloses Gewebe darstellen. Eine der Romanheldinnen, die "geistig etwas verwirrte Nicole, springt ... vom Balkon eines Sanatoriums. Ihre Leiche wird aber nie gefunden, sodass man hoffen darf, sie sei glücklich in einem dieser Diracschen Räume gelandet."

Die Parallelen zu meinem gestrigen Text sind unübersehbar. Im Roman wie bei Matrix verschwinden Personen, wenn sie die Realitätsebene wechseln. Ich hatte oben geschrieben, was ich davon denke. Eine interessante Synchronizität.

Ich will jedoch diese Buchbesprechung nicht über die Maßen bemühen. Schließlich meint der Rezensent, Dath sei an seinem Vorhaben, andere Wirklichkeiten zu schildern, letztlich gescheitert. Alles sei ein großer Bluff. Zudem gibt Greiner zu, den Roman nicht verstanden zu haben und außerdem will er von diesen anderen Welten gar nichts wissen. Der Untertitel der Besprechung lautet: "Dietmar Daths Roman 'Dirac' führt uns in andere Welten. Aber wollen wir da wirklich hin?" Ja natürlich! Aber Greiners Antwort lautet eher: Nein! Und deshalb hat er das Buch nicht verstanden und seine eigene Verwirrung in Daths Buch projiziert, wo er diese dann klar und deutlich gesehen hat.

Einer der Schauplätze des Romans ist übrigens Roswell - ein Ort, der auch in Spielbergs Serie "Taken" (siehe ganz oben: "Der Jäger") eine große Rolle spielt. Wir sehen, auch hier webt sich ein Netz! Das Netz ist real, ich schreibe darüber in Filmzitaten. Ich hätte auch meine Philosophie allein nehmen können, aber so ist es dem Leser anschaulicher.

Nach dem Frühstück schaltete ich den Komputer an und erhielt folgende Email (Auszug):

Hi Jo,

ich mache gerade mal wieder ‚kabbalistische Studien’. Einige interessante Punkte:

Der Begriff ‚Satan’ bedeuted ‘materielle Erscheinungswelt,’ d.h. materielle Phänomene, zusammengesetzt aus ‚Materie’ (Trägersubstanz) und ‚Form’. Aus der Perspektive einer räumlichen Symbolik ist ‚Form’ oben und ‚Materie’ unten. Diese untere Hälfte ist ‚Satan’. ‚Materie’ bedeutet ‚verändert sich’, ‚ist korrupt’, „kann die ‚Formen’ nicht dauerhaft halten“. Die ‚Formen’ selbst aber sind unzerstörbar.

Anmerkung:

In moderner Terminologie wird man vielleicht von Entropie sprechen, um die Wirkungsweise dessen, was im kabbalistischen Sinne ‚Satan’ ist, zu bezeichnen. Meine Vermutung ist daher, dass es bei der (prophetischen) Kabbala und der Alchemie um die Überwindung der Entropie geht.

Wenn die Kabbalisten sagen, die ‚materielle Erscheinungswelt’ sei böse, dann meinen sie damit, dass sie dem Gesetz der Entropie (Tod, Zerstörung) unterliegt. Darin besteht das Böse primär (noch vor jeglicher moralischen Kategorisierung). Das Böse ist der Tod, ist die Entropie. Diejenigen, die in dieser Welt herrschen und erfolgreich sind, benutzen das Gesetz der Entropie und schaffen Versklavungssysteme, die ihnen nutzen. Das kapitalistische Wirtschaftssystem basiert auf dem entropischen Prinzip: Konkurrenz/Kampf führt zur gegenseitigen Ausbeutung und Versklavung, Eigennutz führt zu Gier und Niedertracht, Ressourcenknappheit führt zur Umweltzerstörung und sozialen Herrschaftsstrukturen (arm/reich).

Der Begriff ‚Satan’ bezeichnet in kabbalistischen Kreisen also die materielle Erscheinungswelt, in der sich die ‚Formen’ laufend verändern; bekommt aber noch eine zusätzliche Bedeutung: die Einbildungskraft (Imagination).

Die Begriffe ‚Adam’ und ‚Eva’ bezeichnen ’Form’ [Intellekt] und ‚Materie’ [Imagination]. Aus kabbalistisch-philosophischer Sicht sind Adam und Eva also nicht – im naiven Sinne – das erste Menschenpaar, sondern bezeichnen die beiden Pole, aus der sich die Erscheinungswelt zusammensetzt. Mann kann auch von ‚Essenz’ [Geist] und ‚Substanz’ [Materie] sprechen, oder ‚Yang’ und ‚Yin’, oder ‚Purusha’ und ‚Prakriti. Es handelt sich in gewisser Weise um einen Androgyn oder Hermaphroditus, da Adam und Eva nicht separat voneinander gedacht werden dürfen, da ihre Einheit die integrale Voraussetzung derErscheinungswelt (Schöpfung) ist. Allerdings geht aus logischer Sicht – nicht zeitlicher oder räumlicher – Eva aus Adam hervor, so wie ‚Zeit’ [Materie] aus ‚Ewigkeit’ [Geist] hervorgeht.

Wir kommen jetzt zu einer ziemlich profunden Symbolik, der Beziehung von Adam, Eva und der Schlange: „... sobald die Frau erschaffen wurde, wurde Satan mit ihr erschaffen.“ [Midrash] Und es heisst: „Samael ist Satan und reitet auf der Schlange und er betört (täuscht, verführt) die Frau.

Die kabbalistisch-philosophische Interpretation dieser dunklen Textstellen ist die folgende: Die Einbildungskraft [= Satan] reitet auf ‚sinnlich-verhafteten Bildern’ [= Schlange] und führt damit den potentiellen (schwachen, sinnlich-verhafteten) Intellekt [= Eva] in die Irre. Der aktive (reine, intelligible) Intellekt [= Adam] kann durch die illusorische Einbildungskraft nicht verführt werden.

Kommentar:

Hier gibt es eine Verbindung zwischen dem gnostischen Christus-Bild und den Kabbalisten. Im Thomas-Evangelium heisst es beispielsweise: Simon Petrus sagte zu ihnen: "Mariham soll von uns gehen. Denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig!" Jesus sagte: "Siehe, ich werde sie ziehen, damit ich sie männlich mache, damit auch sie zu einem lebendigen Geist werden, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie sich männlich machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen."

Kabbalistisch-philosophisch heisst das: Mariaham ist die ‚prima materia’ der Alchemisten: der potentielle (schwache, sinnlich-verhaftete) Intellekt, welcher des (ewigen) Lebens nicht würdig ist, weil er dem Entropiegesetz verfallen ist: das ist der Intellekt des durchschnittlichen Bild-Lesers sozusagen. Er muss daher ‚männlich’ gemacht werden, d.h. aktualisiert werden, d.h. von der sinnlichen Verhaftung gelöst und mit dem lebendigen Geist [intellectus agens, Gott] vereinigt werden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das kabbalistische Wortspiel Esel (hamor) und Materie (homer). Man denke nur einmal an Jesus, der auf dem Esel nach Jerusalem reitet. „Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht (Sacharja 9,9): ‚Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.’“

Dieser Symbolismus ist wiederum enorm profund und bedeutet folgendes:

Jesus ist die menschliche Seele [Intellekt], welcher mit dem Messias [Aktiver Intellekt] vereinigt und in denselben transformiert wird: Jesus Christus [(menschlicher) Intellekt & (göttlicher) Aktiver Intellekt]. Diese Apostheosis [Vergöttlichung, Verherrlichung] des menschlichen Intellekts ist das Ziel des Kabbalisten/Alchemisten/Philosophen. Der menschliche Intellekt [Jesus] wird in dem Augenblick in den Aktiven Intellekt [König, Messias] transformiert bzw. mit demselben vereinigt, in dem er auf der Erscheinungswelt [Esel] reitet, d.h. die Einbildungskraft gemeistert, den Intellekt aus der sinnlichen Verhaftung befreit hat und dem Entropiegesetz entkommen ist. Die Meisterung ist durch die ‚Salbung’ symbolisiert.

Die Begriffe ‚Tinte’ und ‚Blut’ bezeichnen das Begriffspaar Intellekt und Imagination.

...

Wieder dasselbe Thema! In diesem Brief kommt zB die Entropie zur Sprache, also die Vergänglichkeit, Zeitlichkeit in der Ebene der materiellen Erscheinungswelt. Genau diese Entropie ist Thema bei Chirac, bei Matrix, selbstverständlich auch in meinen Texten. Auch zu "Tinte" und "Blut" erlebte ich eine Synchronizität, denn ich erhielt vor ein paar Tagen eine Email des Inhalts "Ich lese Ihre HP mit wachsender Begeisterung, denn sie ist mit Herzblut geschrieben!" Tinte und Herzblut sind demnach in ihr zusammengekommen. Was mich zur nächsten Synchronizität führt:

Nachdem ich "Hübscher Bluff" gelesen hatte, las ich in der ZEIT den Artikel "Ich bin ein Sünder - der amerikanische Prediger (und Präsidentenberater) Ted Haggart wetterte gegen die Homosexualität. Nach einer Callboy-Affäre verlor er sein Amt. Ein Besuch in seiner Gemeinde."

Haggart ist an seinem allzuhohen moralischen Anspruch gescheitert. Dieses Scheitern erinnert an den Fall Friedman (s. "Politik1" und hier 1.10.02 und und 2.4.03, "Vorsicht Friedman"), der ebenfalls an seinen eigenen moralischen Maßstäben gescheitert ist. Er schlug viele Gäste seiner Talkshow mit der Moralkeule, bis man ihm Kokainmissbrauch und Menschenhandel nachwies.

Wer allzu radikal für die Moral kämpft, in dem wächst der Keim zum Gegenteil zum großen, starken Dämon heran, bis er den Moralapostel übermannt oder von ihm im harten Kampf dienstbar gemacht wird. Die Frage, die Haggarts und Friedmanns Schicksal mit mir verbindet, ist jene, ob auch mir sowas passieren kann. Es soll Leser geben, die glauben, auch ich schwinge meine Moralkeule allzuoft und allzu radikal.

Haggart und Friedman haben die in der Buchbesprechung oben angeführten beiden Ebenen "Humanities und Sciences", die ich hier klarer als im Zitat angeführt "Geist und Materie" nenne, durchaus zu verbinden gesucht. Sie waren durchaus auf dem richtigen Wege; gescheitert sind sie nicht an sich selbst, sondern an den zurückgebliebenen Schäfchen, die sie anhimmelten und verehrten, ihnen jedoch nicht folgen konnten. Beide suchten und fanden das große Publikum. Sie konnten es jedoch nur finden und halten, indem sie ihre Lehre vereinfachten und verfälschten. Sie prägten sich in die Psychen des Publikums als moralisch vollkommene Übermenschen ein, die sie nie waren. Aber sie wollten ihre Schäfchen nicht enttäuschen, versuchten dem falschen Bild zu entsprechen und züchteten in sich selbst den Dämon heran, der sie schließlich (in den Augen der Schafe) zu Fall brachte. Hätten Haggart und Friedmann von Anfang an gesagt, dass auch sie ihre Ideale, ihre Ziele, noch nicht erreicht haben, wären sie zwar vorbildhafter gewesen, aber die Schafe hätten sie nicht als Vorbilder akzeptiert!!! Haggart und Friedman wären nie berühmt geworden. Die Schafe hätten keine Hirten gefunden und hätten sich hoffnungslos verirrt in der Welt der mannigfältigen (100 prozentigen) Täuschungen. Die Schafe akzeptieren demnach nur falsche Vorbilder.

Das ist das Dilemma der Massen-Führer. Sie müssen fallen. Man hebt sie aufs Schild, weil sie besser sind und man sich durch Gefolgschaft Vorteile verspricht, und dann stürtzt man sie, weil man die Besseren auf Dauer nicht ertragen kann. Da ist es nützlich, die Sünden, die sie als Antwort auf ihre Forderungen entwickelt haben, als Vorwand zum Sturz heranzuziehen. Ich bin nicht bereit, mich zum Popanz der Massen machen zu lassen. Ich bin ein Führer, ein Hirte, der es bisher immer geschafft hat, jene Leser, die nicht folgen können, früher oder später zu enttäuschen. Deshalb habe ich täglich nur 30 Leser und nicht 3000000. Es muss sein!

Haggart und Friedmann haben eine wichtige Lektion in Sachen Kreation und Dienstbarmachung von Dämonen gelernt. Sie hätten diese Erfahrungen an ihre Schafe weitergeben können, denn auch sie sind Besessene. Aber die Schafe wollten die Dämonen lieber ins Unbewusste abdrängen, sie machten die Hirten zu Sündenböcken und trieben sie in die Wüste. Für mich wären Haggart und Friedman erst jetzt, nach dem Fall, als Moralprediger interessant geworden. Ein Millionenpublikum werden sie nicht mehr erreichen.

5.12.06: Geschichte und Idee

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,446998,00.html

Der Chefhistoriker des Vatikans Walter Brandmüller sagt:

zu Konflikten komme es nur, "wenn die Theologen oder die Wissenschaft die Grenzen ihrer Methoden überschreiten" und dem anderen ins Handwerk pfuschen. "Die Naturwissenschaft erklärt, wie die Welt entstanden ist, die Theologie erklärt, warum sie entstanden ist." Wenn sich beide Seiten an diese Arbeitsteilung halten, kommen sie gut miteinander aus. "Die katholische Position", sagt Brandmüller, "war immer die Verteidigung der Vernunft gegen den fundamentalistischen Glauben."

"Als Historiker und Theologe weiß ich, dass es einen Urknall gegeben hat, aus dem sich die Welt entwickelt hat." - "Das Christentum ist keine Idee, es ist eine Begegnung mit der Geschichte."

"Merkel und Stoiber haben kein moralisch-metaphysisches System, an dem sie sich ausrichten könnten", nur Müntefering lasse wenigstens ein paar Prinzipien erkennen.

Mein Kommentar: Warum hält sich Brandmüller nicht an die treffende Unterscheidung von Wissenschaft und Religion? Es stimmt: Die Naturwissenschaft erklärt, wie die Welt entstanden ist, die Religion erklärt, warum sie entstanden ist. Brandmüller aber sagt nicht "Religion"; er sagt etwas anderes. Er sagt "Theologie".

Theologie ist die Wissenschaft von der Religion, sie ist nicht die Religion selbst. Das ist ein großer Unterschied, den Brandmüller nicht zu kennen scheint. Die Theologie vermag nämlich auch nicht zu sagen, warum die Welt entstanden ist. Sie ist das, was er Vernunft nennt und als reine Ratio beschreibt. In der Tat: Die glasklare Ratio wurde von antiken und mittelalterlichen Theologen entwickelt. Was Brandmüller offensichtlich nicht weiß, ist, dass die Ratio keine Warumfragen beantworten kann, sondern auch bloß Wiefragen wie die Naturwissenschaft. Aus diesem Grund ist die Theologie ja auch die Wissenschaft von Gott. Theologie ist nicht Religion. Brandmüller wirft diese Begriffe durcheinander. So etwas sollte sich ein Theologe nicht erlauben. Ein religiöser Mensch dürfte sich derartige Unkenntnis des Logos eher erlauben.

"Als Historiker und Theologe weiß ich, dass es einen Urknall gegeben hat, aus dem sich die Welt entwickelt hat." Das ist Unsinn! Als Historiker kann er vom Urknall wissen. Als Theologie kann er es nicht wissen, denn vom Urknall steht in der Bibel kein Wort.

"Das Christentum ist keine Idee, es ist eine Begegnung mit der Geschichte." Das ist Unsinn! Das Christentum ist ausschließlich eine Idee. Was uns davon historisch überliefert ist, ist Kirchengeschichte, aber kein Christentum, denn Christentum ist eine Religion, und Religion ist ahistorisch!

"Merkel und Stoiber haben kein moralisch-metaphysisches System, an dem sie sich ausrichten könnten". Das ist Unsinn! Sie haben ein moralisch-metaphysisches System, an dem sie sich ausrichten. Sie haben einen metaphysischen Glauben vom amoralischen Materialismus. Amoralisch zu sein, ist eine moralische Entscheidung. Es ist ihre Metaphysik, nicht an Metaphysik, sondern an die Naturwissenschaften, zu glauben. Dass Stoiber und Merkel das nicht wissen, ist verständlich, aber Brandmüller sollte es wissen.

Ich fürchte, Brandmüller ist eines der zahlreichen Symptome des Zerfalls des Christentums. Der Papst hat den Bock zum Gärtner gemacht.

Was Brandmüller über Galilei sagt, ist ebenfalls kompletter Unsinn. Warum sollten die religiösen Führer durch Galileis Fernrohr schauen? Sie glaubten nicht, was sie sahen, sie hatten auch ihre guten Gründe, denn der Schein der Dinge ist nicht das, was sie wirklich sind. Sie sind keine Empiriker, die sich von den Illusionen des Scheins beirren lassen. Sie waren Männer des Glaubens. Außerdem hatten sie recht: Die Erde war und ist der Mittelpunkt des Universums. Jeder Physiker stimmt demn sofort zu, denn er weiß, dass jeder Punkt im Universum ein Mittelpunkt ist. Es gibt keine Periferie. Zudem kreist nicht nur die Erde um die Sonne, sondern auch die Sonne um die Erde. Genauer: Beide kreisen genaugenommen um einen gemeinsamen Punkt. Man sollte sich auch etwas über den Unterschied von Subjektiv und Objektiv auskennen. Die Erde mag sich objektiv um die Sonne drehen, aber subjektiv dreht sich die Sonne immer noch um die Erde. Galilei und die Inquisatoren hätten sich vor ihrem Disput darauf einigen sollen, von welchem Weltmodell her sie argumentieren wollen. Aber wenn man Realität und Modell nicht auseinanderhalten kann, kommt man natürlich nicht auf solche Spitzfindigkeiten.

6.12.06: Leserbrief

(Da ich davon ausgehe, dass alles, was im Forum steht, eines Tages aus dem Netz verschwinden wird, veröffentliche ich Brief und Antwort auch an dieser Stelle)

Geschrieben von Chris am 05. Dezember 2006 23:48:03:

Hallo Jo,

ich möchte eine Anmerkung zu deinem heutigen Eintrag in Aktuelles11 machen.

Du schreibst:
"Was Brandmüller über Galilei sagt, ist ebenfalls kompletter Unsinn. Warum sollten die religiösen Führer durch Galileis Fernrohr schauen? Sie glaubten nicht, was sie sahen, sie hatten auch ihre guten Gründe, denn der Schein der Dinge ist nicht das, was sie wirklich sind. Sie sind keine Empiriker, die sich von den Illusionen des Scheins beirren lassen. Sie waren Männer des Glaubens."

Ich glaube eher, dass die Priester deshalb nicht durch Galileis Fernrohr sahen, weil sie befürchteten, dass das Weltbild, das sie (berufsgemäß) zu verteidigen hatten, zusammenbricht. Die damalige Kirche lehrte ja nicht, wie du schreibst, dass jeder Punkt des Universums subjektiv der Mittelpunkt der Welt sein kann, sondern, dass die Erde (und auf der Erde: die Kirche) der objektive Mittelpunkt der Welt sei. Ich meine nämlich, dass die Kirche zu Galileis Zeiten ein sehr matrialistisches Weltbild verbreitete. Der beste Hinweis darauf ist meiner Ansicht nach diese seltsame Vorstellung von der Auferstehung des Feisches, nach der die Toten am jüngsten Tage aus ihren Gräbern auferstehen werden, um gerichtet zu werden. Wenn es der Kirche wirklich um die wahre Erlösung vom materiellen Dasin gegangen wäre, dann hätte sie doch die Auferstehung des Geistes lehren müssen! Da es ihr aber vor allem um Machterhalt und Machtausweitung ging, versuchte sie, die Menschen in Projektionen (Himmel, Hölle, Fegefeuer, Jüngstes Gericht, Erde als Mittelpunkt des Universums, über der sich die Himmelsscheibe wölbt) gefangenzuhalten, anstatt sie zu lehren, hinter diesen Projektionen den Geist (=Projektor) zu sehen.

Als nun die -- ebenfalls materialistischen -- Naturwissenschaften mit ihrer effektiven empirischen Methodik auftraten, hatte die Kirche mit ihren Dogmen keine Chance mehr. Es war den Naturwissenschaftlern ein Leichtes, deren Unglaubwürdigkeit zu zeigen. Die Kirche musste eine Niederlage nach der anderen einstecken: Zuerst Galilei, dann Darwin. Da aber die Menschen nicht gelernt hatten, zwischen der Erscheinung (Illusion) und der dahinersteheden geistigen Ursache zu unterscheiden, erkannten sie nicht, dass sie schon wieder nur einer Halbwahrheit auf den Leim gingen.

Die Kirche hätte sich wohl besser gegen die empirische Naturwissenschaft durchsetzten können, wenn sie erklärt hätte, dass man das heliozentrische Weltbild nicht in Galileis Teleskop sehen kann, sondern nur in seiner eigenen Vorstellung. Dann hätte sie Geist und Materie sauber voneinander trennen können, den empirischen Naturwissenschaften die Erforschung der materiellen Welt überlassen, und selbst die geistige und moralische Kontrolle übernehmen können. Es könnte sein, dass der jetztige Papst Benedikt auf dem richtigen Weg ist, weil er einen klaren Geist-Materie-Dualismus vertritt. Aber viele Theologen sicherlich nicht.

Grüße,
Chris

Hallo Chris,
vielen Dank für deine Kritik.
Dein Einwand war mir beim Schreiben meines Artikels durchaus bewusst. Ich hatte die Kirchenvertreter in idealisierter Form dargestellt. Sie hätten, wären sie weise gewesen, etwa so wie ich argmentieren können im Streit mit Galilei. Haben sie aber nicht - ober haben sie doch?

Ich hatte vor ein paar Jahren ein interessantes Gespräch mit einem "eingefleischten" Katholiken, einem Physiklehrer. Er erklärte mir, dass er an die Auferstehung des Fleisches, das Jüngste Gericht, die unbefleckte Empfängnis und dergleichen glaube, und gemeinsam fanden wir eine Formulierung dessen, was wir glaubten. Wir stimmten nicht völlig überein, aber ich weiß noch, zu welchen Schlüssen ich durch das Gespräch kam:

Wir glauben an die Existenz der menschlichen Seele in einer zeitlosen Sphäre (Himmel), nachdem diese den sterblichen Körper verlassen hat. Wir glauben, dass die Seelen in dieser Sphäre ihre Individualität nicht verlieren und deshalb sowas wie einen Traumkörper haben. Da es im Himmel keine Zeit gibt, ist dort alles gleichzeitig. Das heißt, dass alle Menschen, wenn sie sterben, egal ob heute oder vor 10000 Jahren oder in 10000 Jahren, im Himmel gleichzeitig (in der ewigen Gegenwart) mit ihren Traumkörpern erscheinen und ihre Wiedergeburt vorbereiten.
Das Jüngste Gericht sei nichts anderes, als das Karmagesetz. Im Grunde richtet sich jede Seele selbst. Schau dir mal so einen Psychopathen an. Du kannst ihn in eine paradiesische Umgebung setzen - er wird in ihr die Hölle erleben und aus ihm eine Hölle machen. Eine zerrissene Seele wird sich eine problematische Reinkarnation besorgen. Was sie nicht gelernt hat, weiß sie auch im nächsten Leben nicht. Die wird sich selbst so lange die Hölle bereiten, bis sie gelernt hat, höhere Seinsweisen zu kreieren.

Unbefleckte Empfängnis: Sie sei zwar physikalisch unmöglich, aber er glaubte, dass ein Geist, der nicht zwanghaft dem Materialismus verfallen ist, die Gesetze der Physik (nicht unbedingt der Natur) brechen könne. Es gebe keine Religion ohne Wunder. Wunder seien Einbrüche göttlichen Willens in die Materie. Man müsse das nicht verstehen, aber man sollte bereit sein, Wunder zu akzeptieren.

Ich habe den katholischen Priestern meine Worte in den Mund gelegt, weil ich davon überzeugt bin, dass die Historiker die Sache manipuliert haben (nirgendwo wird mehr gelogen, als bei der Geschichtsschreibung). Ich nehme an, Galilei & Co. hatten nicht im Geringsten kapiert, was die Priester dachten, und die Historiker, die alles "überlieferten", verstanden erst recht nichts. Deshalb unterstellte ich den Priestern, dass sie nicht ganz so blöd waren, wie es heute dargestellt wird.

dein jo

(7.12.) Brief von Leser X:

"Die katholische Position", sagt Brandmüller, "war immer die Verteidigung der Vernunft gegen den fundamentalistischen Glauben."

***

Das ist ja die grösste Unverschämtheit diese Behauptung – erhebt doch gerade die Katholische Kirche den Anspruch auf „Alleinseligmachung“! Ist die geistig-moralische Verwirrung mittlerweile schon so gross, dass man Kirchenrepräsentanten wie Brandmüller ihren eigenen Glauben erklären muss?! Oder schlimmer noch: sind sie gar bewusste Lügner und Heuchler?

Ausgeschlossen und verflucht [anathema] ist jeder nach offizieller Kirchenlehre, der sich der folgenden ‚Verbrechen’ schuldig macht:

[siehe link: http://www.theologe.de/theologe18.htm ]

u.a

Wer sagt, es sei möglich, dass man den von der Kirche vorgelegten Glaubenssätzen entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft gelegentlich einen anderen Sinn beilegen müsse als den, den die Kirche verstanden hat und versteht, der sei ausgeschlossen.

Man muss also reformulieren, um der Wahrheit näher zu kommen:

„Die katholische Position war immer und ist immer noch die Verteidigung fundamentalistischer Glaubenssätze gegen jede Vernunftseinsicht.“

Zusatzbemerkung:

Auschluss [anathema] ist aus theologischer Sicht eine sehr ernste Sache, verdammt es doch die Seele des Ausgeschlossenen mit an absoluter Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu ewigen Höllenqualen! Das ist nicht weniger als eine päpstlich angeordnete Verfluchung!

Man lese also:

Wer sagt, es sei möglich, dass man den von der Kirche vorgelegten Glaubenssätzen entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft gelegentlich einen anderen Sinn beilegen müsse als den, den die Kirche verstanden hat und versteht, der sei mit an absoluter Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu ewigen Höllenqualen verdammt.

Chris schreibt:

Es könnte sein, dass der jetztige Papst Benedikt auf dem richtigen Weg ist, weil er einen klaren Geist-Materie-Dualismus vertritt. Aber viele Theologen sicherlich nicht.

***

Der Papst ist laut Kirchendogma unfehlbar. Das gilt nicht nur für diesen Papst, sondern für alle Päpste in der Vergangenheit und in der Zukunft. Es kann nicht sein, dass ein Papst auf dem richtigen Weg ist, wenn das bedeuten würde, dass andere Päpste auf dem falschen Weg sind. Es gibt nur einen Weg – den päpstlichen! Die Idee der Unfehlbarkeit beeinhaltet die Idee der Unveränderlichkeit. Es gibt keinen Glaubensfortschritt für eine Person, Institution oder Amt, wenn diese(s) unfehlbar ist! Wenn der Papst also einen klaren Geist-Materie-Dualismus vertritt, dann war das entweder schon immer die offizielle Position der Kirche oder aber es ist seine persönliche Meinung, die vollkommen irrelevant ist, denn allein was er als Amtsinhaber (als Papst) offiziell glaubt, ist für die Gläubigen verbindlich und muss – wie gesagt wegen des Unfehlbarkeitsdogmas - immer und überall als absolut richtig angesehen und deshalb auch geglaubt werden! Ansonsten droht ‚anathema’ <ironisch>.

Antwort: Ich habe mir den o.g. Link durchgelesen. Nimmt man diese dort verzeichneten Glaubenssätze als unbedingte Vorraussetzung dessen, was einen Christen ausmacht - alle anderen Menschen sind entsprechend dieser Glaubenssätze Ausgeschlossene - so muss ich feststellen, dass es auf diesem Erdenrund keinerlei Christen gibt. Das war übrigens vor der Lektüre dieses Links bereits meine Meinung.

Ich möchte einen besonders problematischen Glaubenssatz herausgreifen und kommentieren. Es erscheint heute unbegreiflich, dass einer dieser Glaubenssätze besagt, dass zB ein Priester, der eben noch ein Kind sexuell missbraucht hat, die Macht habe, zu binden und zu lösen. Nun, an diesem Beispiel wird sichtbar, dass zwischen Person und Amt unterschieden wird. Ein Priester kann "heilige Handlungen" wie Binden und Lösen aufgrund seines Amtes ausführen, selbst wenn er als Person bereits ein Ausgeschlossener ist. Mich erinnert das stark an die Gepflogenheiten der heute gültigen Religion, die Naturwissenschaft. Nach dieser Religion bliebt die Evolutionstheorie auch dann bindend, falls sich herausstellt, das Darwin ein Alkoholiker war. Und die Relativitätstheorie sei richtig, obwohl Einstein ein Jude war. Person und Amt sind strikt getrennt. Du kannst als Person der der letzte Heuler sein, wenn deine Formeln der wissenschaftlichen Institution (= Methodenparadigma) nicht widersprechen und eine nichtredundante Erweiterung darstellen, sind sie bindend und lösend. (Lösend in der Hinsicht, dass man sich zB von der Vorstellung, es gebe einen Äther, zu trennen habe. Bindend in der Hinsicht, dass es zB definitiv keine Geschwindigkeit größer als 300000 kM/sec gibt.)

Nach meiner Erfahrung gibt es keine nichtausgeschlossenen Priester. Es gibt auch keinen mehr, der die christliche Lehre versteht, keinen, der ihr glaubt. Kein Priester weiß noch, was Lösen und Binden bedeutet. Was er tut, bleibt selbst ihm verborgen. Trotzdem halte ich es für möglich, dass es das Christentum und Priester, die binden und lösen konnte, einmal gab.

Kein Mensch glaubt noch an die Hölle und die Ewigen Höllenqualen. Seltsam eigentlich, denn alle sind sie drin in der Hölle. Wissen sie es denn nicht? Diese materielle Welt ist nichts als Leiden, und das einzige Mittel, nicht zu leiden, ist hier Dumpfheit und besser noch der Tod. Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht: "Leute, es ist kein Bier mehr da!" BILD (So las ich gestern auf einem riesigen Werbeplakat von/für Dreckblatt BILD - und mir war klar, so etwas kann es nur in der Hölle geben!). Das Leiden ist auch tatsächlich ewig, denn es setzt sich von Geburt zu Geburt fort - solange, bis man gelernt hat, dem Karma zu entkommen.

Binden und Lösen gibt es. Aber es gibt keinen Christenpriester, der es kann und kein Christenschaf, das es annehmen kann. Es mag in abgelegenen Regionen, die noch nie einen katholischen oder einen naturwissenschaftlichen Priester gesehen haben, noch Schamanen geben, die es können. Aber die müssen sich gut verstecken, denn ihr Heilerhandwerk ist, da ohne Universitätsstudium und außerhalb juristischen Gesetzeswerkes erworben, verboten. Die echten Heiler sind "anathema" - Ausgeschlossene. Die heutige Kirche ist nicht besser als das Christentum. Womit wir beim modernen Religionskrieg im Irak wären:

6.12.06: Der wahre Grund des Irakkrieges (!?)

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24151/1.html

Die irakische Regierung begrüßt das Engagement der deutschen Wirtschaft, weil das ihren Handlungsspielraum gegenüber der USA erhöht. Allerdings sind die grundlegenden Weichenstellungen für den neoliberalen Umbau der irakischen Wirtschaft längst gelegt. Ich erinnere an die Bremer Erlasse, benannt nach dem damaligen US-Zivilverwalter Paul Bremer, in denen festgeschrieben wurde, dass ausländische Investoren ihre Gewinne zu 100 % aus dem Irak ausführen können. Damit wurde der Ausverkauf des Iraks beschlossen.
...
Die neoliberale Umgestaltung des Landes spielt in der Diskussion eine zu geringe Rolle. Dabei gibt es hier viele Bezüge nach Deutschland. So wurde im Beiprogramm der Nato-Sicherheitskonferenz 2005 in München über einen veränderten Sicherheitsbegriff diskutiert, der den Schutz wirtschaftlicher Interessen ausdrücklich einschließt. Ein stärkeres wirtschaftliches Engagement bedingt auch die Absicherung durch Militärs.

7.12.06: Moderne Schamanen und die Gesundheitsreform

Gestern sah ich im Fernsehen, dass nach der "Gesundheitsreform" im Rahmen der neoliberalen Privatisierung der Krankenkassen diese pleitegehen können - und selbstverständlich werden (außer die KKn der Reichen, die sich ja vom Versicherungssystem der Armen entkoppelt haben). Mit anderen Worten: Die moderne Religion ist derzeit dabei, ihr Glaubenssystem mir brutalstmöglicher Gewalt auszudehnen. Wer den geringsten Zweifel an der Alleinherrschaft des Geldes hat, ist ein Ausgestoßener und hat sein Recht auf Fürsorge verwirkt. Ausschließlich erfolgreiche Unternehmer haben noch das Recht, gesund zu leben. Die andern sollen offen zu spüren bekommen, wo wir wirklich sind: in zeitlich begrenzter Verdammnis der Hölle mit dem sicheren Tod. Danach das ewige Nichts.

Ein Leserbrief dazu:

Ja, das hast Du alles gut erkannt. Ich studiere das US-amerikanische System und das ist so unglaublich bösartig... aber die deutschen Machteliten adaptieren es. Die Reformen in Deutschland sind nichts weiter als ein leicht geschminkter Import US-amerikanischer Wirtschaftsideologie. Es ist bösartig! Ich denke, das ist das richtige Wort, welches die Politik am besten charakterisiert: sie ist bösartig! Und ein bösartiges System macht die Menschen seelisch krank (böse) – und die Ultra-Reichen reicher!

Nebenbemerkung:

Ich finde es so lachhaft, dass man in der Politik von den ‚Besserverdienenden’ spricht, die auch nur an den Tropf gebeten werden, und ein willkommener Sündenbock für die sozial Schwachen sind. Anstatt von Besservierdienenden sollte lieber von den „Armen, die Euro 100,000 verdienen“ sprechen. Im Neoliberalismus geht es nicht mehr um das Verdienen eines guten Gehaltes oder eines gerechten Lohnes – es geht um Beute! Euro 5 Mio hier und Euro 20 Mio da. Ich kenne Leute, die verdienen mehrere Millionen im Jahr – jedes Jahr! Von denen berichten die Medien nie! Wenn Du dann Deine Beute von Euro 20 Mio in Staatsanleihen anlegst, dann bezahlt Dir der Staat Euro 1 Mio jedes Jahr und finanziert das aus Steuereinnahmen. Und wenn Du das aus der Schweiz heraus machst, dann zahlst Du nicht einmal Steuern darauf. Wann wachen die Leute endlich auf? Wann erkennen, sie dass der Unterschied zwischen arm und reich nicht im geleasten Porsche besteht? Wie lange bleiben sie dumm und verarscht? Es ist alles nicht so schwer zu verstehen. Die mathematischen Modelle der Macht sind simpel. An den Ausbeutungssystemen ist nichts kompliziert. Und doch findet man kaum einen, der sie versteht. Das wundert mich.

Ein weiterer Brief:

http://video.google.de/videoplay?docid=-5500862306419623560&q=morricone

Die Fontänen- und Lichtshow vor dem weltberühmten Bellagio Casino-Hotel in Las Vegas im Zusamenhang mit der grossartigen Ennio Morricane Musik [Extacy of Gold] gibt einem ein Gefühl für die illusorische Einbildungskraft, mit der der böse Magier seine Opfer in ihre eigenen Leidenschaften verstrickt. Der Zaubertrick des bösen Magiers oder Casinobetreibers basiert auf statistischen und finanzmathematischen Modellen. Die Seele, heisst es im Platonismus, besitze eine mathematische Natur. Wenn dem so ist, dann muss man die Seele mit Hilfe von mathematischen und statistischen ‚Zaubertricks’ in sich selbst verstricken können. Und es gelingt!!! Der böse Magier offeriert der Seele eine Metaphysik des Glücks, die Erfüllung all ihrer Begierden, die Aussicht auf unermesslichen Reichtum – und was sie bekommt ist einen Kater und eine Rechung!

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