Willensfreiheit
19.9.2004: In http://www.zeit.de/archiv/2001/38/200138_willensfreiheit.xml
finden wir einen ZEIT-Artikel über Willensfreiheit. In Artikeln wie diesen
findet Bewußtseinsmanipulation zwecks Aufhebung der Willensfreiheit statt.
Der Artikel beginnt mit folgenden Absätzen:
Nennen wir ihn Jones. Ein armer Tropf. Zuerst wurde bei ihm ein Gehirntumor festgestellt. Und als er diesen entfernen lassen wollte, geriet er an einen ruchlosen Neurochirurgen namens Dr. Black. Der nutzte die Operation, um Jones einige Elektroden ins Gehirn zu pflanzen. Von seinem Computer aus kann er seither Jones' Gedanken Tag und Nacht überwachen und fernsteuern. Er interveniert, wann immer Jones im Begriff ist, etwas zu tun, was ihm nicht gefällt. Der einzige Trost: Jones bemerkt nichts davon.
Dieses Szenario stammt nicht aus einem billigen Horrorstreifen, sondern aus einem Aufsatz des amerikanischen Philosophen John Martin Fischer. Ist Jones' Wille frei? Nur bedingt - nämlich nur dann, wenn er von sich aus tun will, was auch in Blacks Interesse ist. Denn dann interveniert Black nicht.
FALSCH
hieran ist, daß nicht berücksichtigt wurde, daß auch Dr. Black
nicht über einen freien Willen verfügt, falls sein Experiment Willensunfreiheit
bei Jones bewiese. Das Experiment kann demnach von Black nicht so eingerichtet
werden, daß daß es eine mögliche Willensfreiheit anzeigen könnte.
Mit anderen Worten:
1. In einer determinierten Welt gibt es keine Experimente.
2. ein determinierter Experimentator ist außerstande, Willensfreiheit
wahrzunehmen, selbst wenn ein Experiment sie anzeigen könnte.
Der Philosoph Martin Fischer ist ein Betrüger, denn er kennt die Schlichen der Fehlschlüsse. Weiter im Text:
Die Frage, ob Menschen einen freien Willen haben und wie man sich diesen vorzustellen hat, ist ein philosophischer Dauerbrenner, dem derzeit allerdings besonders viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Ihm widmen sich allein auf dem deutschsprachigen Buchmarkt in diesem Herbst gleich drei Neuerscheinungen. Diese Aktualität haben die Philosophen den Hirnforschern zu verdanken. Gestützt auf verstörende experimentelle Befunde, verkünden die Neurobiologen allenthalben auf Tagungen, in Büchern und Zeitungsartikeln: Der freie Wille ist eine Illusion. ...
... Singer: Alle mentalen Prozesse beruhten auf rein materiellen Vorgängen und seien daher deterministisch. Er könne jedenfalls "bei der Erforschung von Gehirnen nirgendwo ein mentales Agens wie den freien Willen oder die eigene Verantwortung finden".
Singers Betrug: Bei Anwendung einer deterministischen Methodik am Untersuchungsgegenstand "Gehirn" kann als Indeterminismus bestenfalls der "Zufall" (oder Beliebigkeit, s.u.) aufgespürt werden. Singer unterschlägt, daß empirische Methoden ungeeignet sind, einen etwaig existierenden freien Willen zu finden. Er unterschlägt, daß das materielle Gehirn nicht der Denkapparat selbst, sondern dessen Symbol (Abbild) ist. Das Symbol hat natürlich keinen freien Willen.
Das klingt nach schwerer Kost: Ist damit der Kern des menschlichen Selbstverständnisses bedroht? Geht es uns letztlich nicht anders als dem armen Jones? Sind wir nur Marionetten unserer Neuronen, Automaten ohne selbstständige Entscheidungsgewalt? Zwar mag jeder seine eigene Idee vom freien Willen haben, doch alle sind sich einig, dass ein Leben ohne diesen schrecklich sein muss. Doch was ist das überhaupt für ein Wille, der sich als Illusion erwiesen hat? Wollen wir ihn überhaupt?
Falsch: Bei Unfreiheit des Willens mag definitiv nicht "jeder seine eigene Idee vom freien Willen haben". Willenlose können sich auch nicht "einig" sein, und vor allem sind sie nicht in der Lage, zu entscheiden, ob sie einen freien Willen "wollen". Dieser Absatz setzt freien Willen voraus, um ihn dann zu leugnen.
... Heute zieht keine altmodische Gottheit hinter den Kulissen die Fäden, kein Dämon, kein Dr. Black - nein, die Gene sind es, die Umwelt, die Sozialisation, das Unbewusste und neuerdings die Verschaltungen unseres Gehirns.
Die experimentelle Evidenz dazu lieferte der Neurophysiologe Benjamin Libet Anfang der achtziger Jahre: Noch bevor Menschen sich des Entschlusses bewusst werden, eine bestimmte Handlung ausführen zu wollen, so zeigte Libet, setzt in ihrem Gehirn bereits eine gewisse neuronale Aktivität ein, das so genannte Bereitschaftspotenzial. Der bewusste Willensakt kann demnach nicht die Ursache der Handlung sein. Denn das Gefühl, aktiv werden zu wollen, kommt offenbar erst auf, wenn die entsprechende Handlung schon eingeleitet ist, wie das Bereitschaftspotenzial beweist.
Der Willensakt entsteht also nicht aus heiterem Himmel. Zahlreiche Areale des Gehirns, von deren Aktivitäten wir nicht das Geringste mitbekommen, sorgen dafür, dass das, was wir wollen und tun, im Einklang mit unseren Erfahrungen und Anlagen steht. Diese Erkenntnis formuliert der Psychologe Wolfgang Prinz griffig: "Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun.
Zur Widerlegung dieses Experiments, welches auf obigen Fehlschlüssen beruht, lies Briefe 12.
... Obwohl er nicht an den freien Willen glaube, so gestand Wolf Singer unlängst in einem Gespräch mit der ZEIT (Nr. 50/00) ein, "gehe ich abends nach Hause und mache meine Kinder dafür verantwortlich, wenn sie irgendwelchen Blödsinn angestellt haben, weil ich natürlich davon ausgehe, dass sie auch anders hätten handeln können".
Für diesen Widerspruch zwischen wissenschaftlicher Einsicht und dem Alltagsverständnis hat niemand eine Patentlösung anzubieten....
Falsch! Ich habe die Patentlösung. Nur leider gefällt sie den Manipulatoren nicht. Der Widerspruch löst sich in Wohlgefallen auf, wenn man die Ebenen nicht ineins wirft und keine Kategorienfehler macht. Singer & Co machen den Fehler, den ein Maler begehen würde, wenn er behauptete, daß ein Baum kein Lebewesen sein könne, denn er habe die Farbe des abgemalten Baumes auf der Leinwand untersucht und nichts Lebendiges finden können. Kein Künstler wäre so dumm, einen solchem Schmarren zu behaupten, wohl aber die modernen Hirnforscher.
... Roth mahnt zur Vorsicht. "Man muss erst einmal die Fakten diskutieren, ehe man zu großen Rezepten greift." Er selbst ist allerdings davon überzeugt, dass der Gedanke der persönlichen Schuld und Sühne aufgegeben werden müsse. ...
Damit erweist Roth sich als Manipulator der schlimmen Sorte. Da sich dieses "Wissen" in der Gesellschaft schon im Begriff ist, durchzusetzen, würde es die Gesellschaft zerstören und der Sklaverei preisgeben. Es gäbe dann keinen Unterschied mehr zwischen Verbrechen und Politik. Apropos fehlender Unterschied: In der Rheinzeitung vom 18./19.9. finden wir im Beitrag des Journalisten Jürgen Roth ("Ermitteln verboten, Eichborn, ISBN 3821855886): Der "Staat ist unter die Räuber gegangen - Ermittlungen gegen Organisierte Kriminalität massiv behindert. . . Auftragskiller laufen frei herum, Mafiapaten bleiben unbehelligt..." - natürlich weil sie mit den Politikern, welche auch die Lehrpläne an Schule und Universitäten festlegen, unter einer Decke stecken....
Nicht nur Schuld und Sühne lösen sich auf, wenn man Philosophien wie der von Roth, Singer und Metzinger Glauben schenken würde: ALLES würde sich auflösen! JEDE Bedeutung, die Welt schlechthin. Die Menschen würden sämtlich wahnsinnig werden, verrückt an Leib und Seele! Es wäre die Hölle!
Geradezu lächerlich ist die Argumentation von Peter Bieri, dessen berühmtes Trilemma ich schon lange gelöst habe, - was sich nur noch nicht herumgesprochen hat. s. Werkstatt 5. Er schreibt:
Ähnlich argumentiert Peter Bieri, der gerade das Buch "Das Handwerk der Freiheit" fertig gestellt hat (Hanser Verlag). Er beschreibt einen Menschen mit unbedingt freiem Willen als jemanden, der gerade eine neue Wohnung bezogen hat. Bei der Einweihung versichert er, so bald nicht wieder auszuziehen. Am nächsten Tag bestellt er die Möbelpacker, sein Wille hat sich geändert. Bei der neuen Wohnung angekommen, hat er sich schon wieder anders entschieden. Die Möbelpacker lassen ihn mit seinem Mobiliar am Straßenrand stehen. Unser Held aber folgt seinem Willen und geht erst einmal ins Kino. Als er zurückkommt, haben die Leute vom Sperrmüll seine Möbel mitgenommen. Ein derart freier Wille, schließt Bieri, wäre nicht nur wenig überlebensdienlich, er wäre das Letzte, was wir uns wünschen würden. ...
Hier setzt er Willensfreiheit mit Beliebigkeit (Zufall) gleich. Das ist sowas von absurd, daß es sich kaum mehr lohnt, zu kommentieren. Mit solchem Quatsch kann man bestenfalls Philosophiestudenten beeindrucken, aber doch nicht denkende Menschen! Bieri: Schäme dich in Grund und Boden! Das ist ein Befehl! Oh, wo ist unsere Kultur geblieben? Alles dahin! Wenn man solchen Käse schon als Wissenschaft verkaufen kann, ist das das Ende!
... Trotz all unserer Bedingtheiten hat uns die Evolution, verglichen mit einfachen Organismen, immer noch viel Leine gelassen. Wir funktionieren nicht wie Cola-Automaten, bei denen man nur eine Münze einzuwerfen braucht, damit unten eine Dose herauskommt. "Wir sind so komplex und flexibel, dass wir uns sogar selbst immer wieder einmal überraschen können", stellt Thomas Metzinger fest. Was will man mehr?
Achtung Bauernfängerei: Wer vorher den Menschen in aller Ausführlichkeit zum besseren Cola-Automaten erklärt und hernach behauptet, er sei aufgrund seiner Komplexität keiner, kaschiert die Brutalität seiner Behauptung.
Tja, Herr Metzinger. Was will ein komplexer Cola-Automat mehr? Selbstverständlich nichts! Ein Cola-Automat kommt nie auf die Idee, frei sein zu wollen. Ich hingegen habe diesen Willen, und ich kann im Rahmen meiner Schule für Lebenskunst Unfreien diesen Willen einflößen. Der erste Schritt, den ich unternehme, ist stets der, daß ich meinen Schülern die Falschheit gängiger Bewußtseinstheorien aufzeige, dann hebe ich ihr Denken um eine komplette Dimension an, indem ich sie von der Identifikation mit dem Leib abbringe und zur Identifikation mit der Seele überzeuge, jenem Wesen, welches den Leib als Symbol ihrer selbst in die 3-d-Welt konstruiert...
Lieber
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