Bienen und Imkerei 12

 

Hier ein paar Bilder über meine Selbstbaubeuten. Die Bauanleitung ist in http://www.iphpbb3.com/forum/39819462nx5152/meine-betriebsweise-f19/voelkervermehrung-t131-s10.html zu finden.

30.03.2011: Neuerdings baue ich meine Beuten anders: Die DN-Rähmchen liegen nun mit ihren "Ohren" nicht mehr auf dem Rand auf. Die Zargen sind nun breiter, sodass links und rechts horizontale Leisten an die Innenseite der Zarge genagelt oder geschraubt werden - 1,5 cm unter dem oberen Rand. Da die Oberträger der DN-Rähmchen 39,5 cm lang sind, müssen die Zargen innen 40 cm breit sein. Die Länge der Zargen ergibt sich aus dem Wabenabstanbd von 3,5 cm. Da 11 Waben in eine Zarge passen sollen, müssen wir 3,5 cm x 11 rechnen. Das macht 38,5 cm. Da wir etwas Spiel für den Wabenheber benötigen, müssen die Zargen innen 40 cm lang sein.

Da die Rähmchen 1,5 cm tiefer hängen, als bei der obigen Bauweise, muss die Zargenhöhe statt 22,5 nun 24 cm betragen. Die Böden werden weiterhin aus Dachlatten gebaut. Die Bauanleitung liefere bei Gelegenheit ich nach. Der Vorteil dieser neuen Bauweise ist, dass die Zargen, wenn sie übereinandergestellt werden, dicht schließen. Die obere Zarge steht nicht mehr auf den Ohren der Rähmchen der unteren Zarge, sondern glatt auf der unteren Zarge. Der oben in den Bildern sichtbare 8 cm breite Rand ist nicht mehr nötig. Es reicht ein schmaler Rand als Griffstück, an das man auch den Stockmeißel zum Trennen der Zargen ansetzen kann.

11.9.2008: Meine Betriebsweise:

Meine Imkerseiten bis zur Seite 9 beschreiben eher die Irrungen und Wirrungen meiner Anfängerzeit. Die Seiten 10 und 11 stellen dar, wie ich mir grundsätzlich das Imkereiwesen wünsche, und DIESE Seite soll nun zeigen, welche Betriebsweise ich favorisiere. Damit es keine Verwirrung gibt, passe ich den Inhalt dieser Seite stets an meinen aktuellen Wissensstand an.

Beuten: Ich habe derzeit drei Beutentypen in Gebrauch:

1. Die oben abgebildeten selbstgebauten Holzbeuten für je 11 Deutsch-Normalmaß-Waben pro Zarge im Warmbau. Die Böden sind offen, aber mit Gitterrost versehen, damit das Gemüll (und die Varroamilben) auf die Bodeneinlage (Windel) fallen kann. Unter dem Boden sind seitlich Kufen aus Dachlatten angebracht, die einmal als Beutenfüße fungieren und zudem als Leit-Schienen für den Einschub der Bodeneinlagen zur Varroadiagnose dienen können. Bei Varroabehandlung werden die Beutenböden luftdicht geschlossen, indem die Bodeneinlagen gewendet werden. Die Bodeneinlagen sind weiße Sperrholzbretter, die an den Seiten und hinten Randleisten aufweisen. Bei offenem Boden befinden sich die Leisten über dem Sperrholzbrett, sodass hinten an der Beute ein mehr als ein cm breiter Lüftungsschlitz offenbleibt; beim abgedichteten Boden wird die Windel gewendet, sodass die Leisten unten und die Windel oben zu liegen kommt und den Beutenboden von unten her abdichtet. Im Beutendeckel befindet sich ein 5 cm großes Loch, durch welches über zuckerwassergefüllte umgestülpte Gurkengläser mit Löchern in den Deckeln gefüttert werden kann. An heißen Tagen lege ich ein Stück Gitterbodenmaterial zur Lüftung auf. An normalen Tagen und im Winter verschließt ein Brett das Lüftungs- und Fütterungsloch. Außerdem lege ich eine von Steinen beschwerte Wachstischdecke gegen Regen auf den Beutendeckel auf. Wirtschaftsvölker benötigen zwei Brut- und eine Honigzarge.

2. Mein derzeitiger Beutenfavorit ist eine Beute der gleichen Bauart wie oben, jedoch sind die Zargen statt 44,5 cm lang (Außenmaß) nur 29 cm breit. (Das Maß 41,5 cm bleibt erhalten.) Sie können dann nur acht statt 11 Hoffmannsrahmen pro Zarge aufnehmen. Diese Beutenart ist für Ableger und für absperrgitterloses Imkern besser geeignet, da die Honigkappen über den Brutnestern schneller ausgebildet werden. Die Waben stehen in Richtung Flugloch, also im Kaltbau. Wirtschaftsvölker benötigen drei bis vier Brutzargen und eine bis zwei Honigzargen.

3. Zu Testzwecken besitze ich zudem drei Trogbeuten für ca. 30 Deutsch-Normalmaß-Waben. Die Waben stehen im Warmbau allesamt hintereinander. Der Boden ist ebenfalls offen; die Bodeneinlage ist entsprechend groß und unhandlich. Dafür bietet sie den Vorteil, dass der Imker die Völker leicht bearbeiten kann. Kein Zargenstemmen bei der Völkerkontrolle oder Honigernte. Erste Erfahrungen zeigen, dass die Honigernte geringer ausfällt, da mehr Honig in Brutwaben gespeichert wird. Sobald im Frühjahr eine erste Honigwabe komplett mit Honig gefüllt ist, kann der fluglochferne Honigteil der Beute vom fluglochnahen Brutteil getrennt werden. Honigwaben, die etwas Brut enthalten, müssen hinter die erste Honigwabe gehängt werden, damit die Brut auslaufen kann, ohne dass die Waben neu bestiftet werden.

Alle Bretter sind aus Fichtenholz mit 2 cm ( 1 Zoll?) Stärke. Die Bretter sind außen mit Leinöl gestrichen. Die Flugschlitze sind während der Tracht 12 - 15 cm breit und 8 mm hoch. Ab der Wintereinfütterung werden sie auf 3 - 4 cm Breite eingeengt, um Räuberei vorzubeugen. Die Fluglochbreite ist variabel und wird der Stärke des Flugverkehrs angepasst. Abdeckfolien auf den Rähmchen der obersten Zarge benutze ich nur in der kühlen Jahreszeit. Absperrgitter zwischen Brut- und Honigzarge benutze ich keine.

Reinigungsflug: Am Tage des ersten Reinigungsfluges, der meist an einem sonnigen Tag im Februar stattfindet, werden die Beutenböden (von mir!) vom Totenfall gereinigt und ausgeflämmt. Die Fluglöcher werden etwas weiter geöffnet. Wasserschälchen werden in Fluglochnähe bereitgestellt. Dazu eignen sich besonders kleine Schälchen mit nass gehaltenen Kokosnussraspel (3.-Welt-Laden) oder Torf. Ich stelle die Schälchen direkt neben die Fluglöcher auf die Anflugbrettchen. (Diese Wasserschälchen sind an allen Tagen, an denen Bienen kurzfristig die Wintertraube verlassen können, sinnvoll!)

Weiselkontrollen: Sobald die ersten Drohnen am Flugbrett auftauchen, werden im wöchentlichen Zyklus sämtliche Brutwaben auf Weiselzellen kontrolliert. Diese Kontrollen enden mit dem Beginn der Drohnenschlacht. Alle paar Wochen werden die Bodeneinlagen zwecks Varroakontrolle eingeschoben. Wenn möglich, werden Weiselzellen zur Ablegerbildung genommen. Ansonsten werden sie herausgebrochen.

Bauerneuerung: Ab den ersten Reinigungsflügen werden alle leeren dunklen Waben aus der Beute entfernt. Der Zeitpunkt bietet sich an, da in dieser Jahreszeit weder viel Futter noch Brut in den meisten Waben enthalten ist. Dunkle Waben, die noch Brut enthalten, werden nach und nach durch Änderung der Reihenfolge einzelner Waben nach außen manöwriert, bis sie nicht mehr bestiftet werden und entnommen werden können. Die Lücken werden mit leeren Honigwaben des Vorjahres und (halben) Mittelwänden aufgefüllt.

Völkervermehrung mittels Brutwaben: (seit 17.09.10 veraltet!) Ich mache von jedem Volk einen Ableger. Im Zuge der Varroabekämpfung kommen weitere Ableger hinzu. Da ich stets bemüht bin, mehr Völker als benötigt zu "erzeugen", werden im Herbst gegebenenfalls die schwächsten Völker entweiselt und mit stärkeren Ablegern vereinigt. Allerdings achte ich darauf, mehr Völker zu überwintern, als ich zur Frühtracht brauche, damit ich frühtrachtreife Völker durch Vereinigung schwach überwinterter Völker erzeugen kann. Es werden auch Ableger gebraucht, um Wirtschaftsvölker mit alten Königinnen, die entweiselt werden, zu vereinigen.

Ab dem 15. Mai entnehme ich den stärksten Völkern je 2 verdeckelte bienenbesetzte Brutwaben, je eine bis zwei bienenbesetzte Futterwaben und eine Wabe mit Stiften, bei der ich einen Bogenschnitt anbringe (siehe Imker11.html). Mit zeitlicher Verzögerung wird selbiges bei den anderen Völkern gemacht, außer bei jenen, die ich nicht vermehren will. Zusammen mit Leerwaben und Mittelwänden logiere ich die Ableger in neue 8-Waben-Beuten oder in meine 6-Waben-Styropor-Ablegerkästen ein. Sind Weiselzellen angesetzt, werden gegebenenfalls einige unschöne oder ungünstig gelegene entfernt. Etwa vier Wochen später sollten die ersten kleinen Maden aus den Eiern der neuen standbegatteten Königinnen auf einer Brutwabe der Ableger zu finden sein. Wenn nicht (und/oder wenn keine junge Königin zu finden ist), wird eine weitere verdeckelte Brutwabe und ein Eistreifen (in eine Brutwabe ein- oder angeheftet) in den Ableger gehängt, um dem Völkchen eine zweite Chance zu geben. Die Ableger müssen bei Bedarf gefüttert werden. Solange Brut vorhanden ist, besteht keine Gefahr, dass sich einige Arbeiterinnen in Weiseln umwandeln und das Volk buckelbrütig wird.

Damit die Flugbienen nicht abfliegen, werden die Ableger nach Möglichkeit auf einen Außenstand gebracht. Wasserschälchen (wg. Flugbienenmangel) neben dem Flugloch nicht vergessen.

Falls eine Königinn eines Wirtschaftsvolkes etwa drei Jahre alt ist, kann eine überzählige Weiselzelle rechtzeitig (vor dem Schlupf der ersten Weisel) einem Ableger entnommen und dem einige Stunden zuvor entweiselten Wirtschaftsvolk gegeben werden, indem sie in eine Brutwabe, aus der ein Stück herausgeschnitten wird, geklebt wird. (= Alternative zur Vereinigung mit einem Ableger.)

Sobald die Brutzarge eines Wirtschaftsvolkes gut mit Bienen besetzt ist - es sollten nicht mehr als 2 Wabengassen bienenfrei sein - wird eine zweite Brutzarge mit Leerwaben und halben Mittelwänden untergesetzt. Da keine Drohnenbrut geschnitten wird, erübrigt sich das Einhängen von Leerrahmen. Die Drohnenwaben werden unter die halben Mittelwände gebaut.

Nach der Obstblüte zu Beginn der Rapsblüte wird der Honigraum (ohne Absperrgitter) aufgesetzt. Die Honigkappen über der Brut sollten bereits geschlossen sein, sodass die Königin nicht über den Honigkranz klettert.

Notorische Spätentwickler sollten jedoch nicht grundsätzlich ausgemerzt oder mit anderen Völkern vereinigt werden; sie könnten sich als robuster gegenüber den Varroamilben erweisen.

17.09.2010: Völkervermehrung mittels Kunstschwarm: Den Völkern, die zur Vermehrung ausersehen wurden (siehe Beitag vom 17.9.10 auf dieser Seite unten), wird die Königin samt einiger tausend Bienen entnommen und in eine neue Beute mit Leerwaben, Futter und Rahmen mit Anfangsstreifen gesetzt. Das Völkchen wird an einen neuen Standort wenigstens 1 km vom Muttervolk verbracht. Das Muttervolk zieht sich eine neue König in nach. Hier muss der Imker nicht extra eingreifen. Zur Schwarmverhinderung kann er, falls er es für nötig hält, alle außer einer verdeckelten Weiselzelle ausbrechen.

17.09.2010: Schwarmverhinderung: Solange die Weisel genügend Platz zum Stiften hat, wird das Volk kaum schwärmen. Dazu ist es wichtig, die Honigkappe über den Brutfeldern gegebenenfalls zu unterbrechen. Wird es in der Brutzarge zu eng, wird einfach eine 2. Brutzarge auf die erste aufgesetzt und einige Brutwaben mittig hochgehängt. Neben die beiden Brutwaben links und rechts je eine Leerwabe, anschließend daran Rahmen mit Anfangsstreifen. In die Mitte des unteren Brutraumes wird eine Leerwabe gehängt.

Sollte das Volk trotzdem unerwünschterweise Schwarmvorbereitungen treffen, wird ein Zwischenbodenableger gemacht. Auf das Bodenbrett kommt eine Zarge mit Leerwaben, Futter und der Königin, sowie ein paar tausend Bienen, die von Waben mit unverdeckelter Brut abgefegt wurden. Sind schon Honigzargen vorhanden, kommen diese mit Bienen obenauf. In diesem Fall braucht man von Brutwaben nicht so viele Bienen abzufegen. Auf diese Zarge kommt eine dicht schließende Folie oder ein Zwischenboden mit eigenem Flugloch. Darüber dann die Brutzargen. Wer unten nur eine Folie eingelegt hat, muss eine Zarge mit 2 cm - Flugloch an der Seite wählen. Die Sammelbienen fliegen durch das obere Flugloch heraus und fliegen nach dem Sammelflug unten zur Königin und den Honigzargen wieder hinein. Da dem unteren Teil des Volkes die Brut fehlt und dem oberen Teil die Königin, erlischt der Schwarmtrieb. Nach einigen Wochen können beide Volksteile wiedervereinigt werden oder der untere Teil als Kunstschwarm weitergeführt werden.

Biotechnische Varroabekämpfung: (seit 17.09.10 veraltet!) Die Bildung von Ablegern reduziert bereits die Milbenanzahl der Wirtschaftsvölker erheblich. Nach der zweiten Honigschleuderung (eine Woche nach der Lindenblüte) werden den Wirtschaftsvölkern alle verdeckelten Brutwaben entnommen und den Ablegern eingehängt. Es können auch weitere Ableger aus ihnen gebildet werden, falls noch überzählige Königinnen vorhanden sind. Nach zehn Tagen wird die Prozedur der Entnahme verdeckelter Brutwaben wiederholt. Die Wirtschaftsvölker sollten nun annähernd milbenfrei sein.

Die Ableger werden mit Thymolpräparaten (zB ApiLifeVar) behandelt. Oxalsäurebehandlung im Dezember nur im Notfall!

Neuerung: siehe unten!

Fütterung: Nach der zweiten Honigernte werden die Völker sofort eingefüttert. Sie erhalten pro Volk einen 14-l-Eimer Apiinvert oder Ähnliches.

Wintervorbereitung: Im Oktober (oder später, an einem warmen Tag) wird kontrolliert, ob Völker mit zwei Brutzargen auf eine Brutzarge reduziert werden können. Dazu werden der unteren Zarge leere Waben entnommen und Brut- und Futterwaben der oberen Zarge eingehängt. Die Futterwaben kommen an einen Rand. Diese Reduktion kann natürlich nur dann vorgenommen werden, wenn sich zusammengenommen mindestens 11 leere Waben in den Bruträumen befinden. Ausnahmsweise kann die eine oder andere "überzählige" Wabe in ein anderes Volk gehängt werden. Auch den Ablegern werden Angang Oktober unbenutzte leere Waben entnommen.

Landbienenzucht: Wie die Imkerseiten 10 und 11 bereits zeigen, verbinde ich meine Betriebsweise mit einer Landbienenzucht. Hier nur eine knappe Zusammenfassung der Inhalte der beiden Seiten.

Landbienenzucht ist keine Rassezucht, sondern eine Betriebsweise, die es der Biene gestattet, sich eigenständig weiterzuentwickeln. Sie wird nicht daran gehindert, sich an Tracht und Klima anzupassen ("Akklimatisation"), sowie selbst Abwehrstrategien gegen Krankheitserreger zu entwickeln. Um dieses Ziel zu gewährleisten, werden die Völker nur über Schwärme, Nachschaffungsköniginnen oder Schwarmzellen vermehrt (Brutableger, Kunstschwärme, Schwarmvorwegnahme). Die Königinnen werden standbegattet. Keine Belegstellen*. Kein Bienenhandel über einen Radius über 20 km hinaus. Keine Wanderungen - und wenn doch, dann nicht über das ursprüngliche Melliferagebiet hinaus. Keine positive Selektion, sondern ausschließlich negative Selektion. Das bedeutet: Es wird nicht nur das beste Volk vermehrt und alle anderen umgeweiselt, sondern es wird nur die Vermehrung einiger weniger "schlechter" (krankheitsanfälliger oder sonstwie nachteiliger) Völker verhindert. Alle anderen dürfen sich vermehren. Fernziel ist auch der völlige Verzicht auf aktive Varroabekämpfung und die Herausbildung einer lokalen Bienenrasse, der Landbiene.

* Belegstellen snd nur dann sinnvoll, wenn sie zur Wiedereinführung der Dunklen Biene dienen.

Wozu stellt meine Betriebsweise eine Alternative dar? Was lehne ich warum ab?

Dr. Jürgen Bindernagel schreibt in seinem Buch "Bienenkrankheiten" auf Seite 93, dass "überseeische Erwerbsimker (...von denen unsere Billigdiscounter ihre Billig-Honige erwerben und damit unsere Preise verderben), Bienenkrankheiten, vornehmlich die Bösartige Faulbrut, mit Medikamenten bekämpfen (, deren Rückstände dann in ihren Honigen zu finden sind) und damit in einen Teufelskreis gerieten, der sie zwinge, alle paar Wochen diese Medikamente zu verabreichen, da ansonsten ihre gesamten Bieien-Bestände an Krankheiten zugrundegehen würden. Im Grunde seien alle Bestände erkrankt; die Medikamente könnten nicht die Sporen der Krankeitskeime töten; es würde nur der Ausbruch verhindert, aber nur solange die Medikamente noch wirksam seien. Die großen Massensterben in den USA sind auf eine ganze Palette derartiger Fehlentwicklungen zurückzuführen.

Diese eklatante Fehlentwicklung gibt es in Deutschland glücklicherweise nicht - außer bei der Varroamilbe. Die derzeit geübten Behandlungsmethoden führen auch unser Imkereiwesen in einen Teufelskreis, wenn nicht energisch an einem neuen Konzept der Bienenhaltung gearbeitet wird. Dieses Konzept bedeutet, dass der Bien unter allen Umständen gesundheitlich gestärkt werden muss, um ihn wenigstens theoretisch in die Lage zu versetzen, aus eigener Kraft varroaresistent zu werden. Dazu gehört eine völlig anders geartete Königinnenzucht, bei der auf diese krankheitsgefährdeten Winzigvölker in Begattungskästchen verzichtet wird. Außerdem muss auf alle Zuchtmethoden verzichtet werden, die auf Inzucht beruhen, als da wären Belegstellennutzung, künstliche Befruchtung, Reinzucht. Und außerdem muss die inzwischen verlorenengegangene Akklimatisation der Bienen wiederhergestellt werden, indem Bienen nur noch in einem Radius unter 20 km gehandelt werden dürfen und die Standbegattung als einige "Methode" angewendet wird.


17.09.2010 Änderungen meiner Betriebsweise

Es bleibt nicht aus, dass man lernt. Es haben sich einige gravierende Änderungen meiner Betriebsweise ergeben. Die Methode zur Varroabekämpfung wurde entscheidend verbessert und im Zusammenhang mit dieser Änderung wurde auch eine völlig andere Ablegererstellung erforderlich.

Das bisher verwendete Varroabekämpfungsmittel ApiLifeVar, ein Thymol-Produkt, bewirke, so las ich in einer Zeitschrift, einen Brutstopp, was bei der 5 - 6 wöchigen Anwendung bis in den September hinein eine zu geringe Zahl an Winterbienen zur Folge habe. Die Völker wintern nur schwach aus und fallen als Honigproduzenten aus. Da meine Völker stets wesentlich kleiner waren, als die anderer Imker, hatte ich mit einemmal eine Erklärung für meine schwachen Völker und die geringen Erntemengen. Aus diesem Grund hatte ich dieses Frühjahr die Wirtschaftsvölker mit Brutwaben anderer Völker verstärkt. Die Honigernte war hervorragend. Dieses Jahr benutzte ich aufgrund der Nachteile von Thymol erstmals Ameisensäure.

Die offizielle Empfehlung besagt, dass alle Völker nach der letzten Honigernte und einer ersten Teilfütterung wenigstens viermal im Abstand von 5 - 7 Tagen mit 2 ml 60 %ige AS pro Wabe auf Schwammtuch behandelt werden sollten. Ich kam dann auf die Idee, eine erste Behandlung zur Feststellung der Milbenbelastung meiner Völker zu nutzen. Es gab sehr große Unterschiede. Die stärksten Völker, die den meisten Honig gebracht hatten, waren hochbelastet. Es fielen mehrere hundert Milben nach der ersten Behandlung. Bei einigen Wirtschaftsvölkern und den Ablegern fielen nur wenige bis einige Dutzend. Diese Feststellung brachte mich auf die Idee, eine Schadschwelle festzulegen, ab der weiterbehandelt wird. Ich legte die Schadschwelle vorerst bei 10 natürlich gestorbenen und auf die Bodeneinlage gefallene Milben täglich fest. Ich musste anhand dieser Regel mehrere Völker mehrmals behandeln. Es gab aber auch Völker, die die Schadschwelle erst später überschritten und dann ebenfalls behandelt wurden. Dazu gehörten ein eingefangener Schwarm und zwei Brutableger. Auch drei Wirtschaftsvölker erwiesen sich als überraschend arm an Milben. Um einen Irrtum auszuschließen, behandelte ich das stärkere dieser Völker, das auch viel Honig gebracht hatte, mit AS, und es fielen trotzdem nicht viele Milben. Das Zählen der Milben im Gemüll der Bodeneinlagen ist also einigermaßen zuverlässig. Das zweite Wirtschaftsvolk hatte dieses Jahr kaum Honig gebracht, aber es weist kaum Milben auf! Sollte ich bereits über ein varroaresistentes Bienenvolk verfügen? Das dritte Volk hatte still umgeweiselt und war längere Zeit ohne Brut, sodass sich die Milben nicht vermehren konnten

Hatte ich im Rahmen meiner Ameisensäurebehandlung nach Schadschwellenüberschreitung ein besseres Mittel zur Varroaresistenzzucht gefunden, als in Zeiten der Thymolbehandlung oder gar der Anwendung biotechnischer Methoden? Ein erneutes Nachdenken brachte mir die Erkenntnis, das die biotechnischen Methoden zwar ohne Medikamente auskommen mögen, aber keine varroaresistenten Bienen erzeugen. Die Ameisensäure ermöglicht mir eine effiziente Resistenzzucht. Mit Thymol war das der langen nötigen Einwirkungszeit des Mittels nicht möglich. AS wirkt sofort.

Resistenzzucht:

Alle Bienen werden nach der letzten Honigschleuderung vorerst einmalig mit AS behandelt. Dosierung: 2 ml 60 %ige AS pro Wabe. Anwendung bei Außentemperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Schon einige Tage vor dieser ersten Anwendung zähle man täglich die Milben auf der Bodeneinlage. Nach der Behandlung wird der Erfolg durch Zählung oder Schätzung des täglichen Milbenfalls festgestellt. Völker, bei denen 100 und mehr Milben täglich fielen, werden später auf jeden Fall ein zweites mal behandelt. Eine Woche nach der Erstbehandlung werden jene Völker, die die Schadschwelle immer noch überschreiten, ein zweites mal behandelt. Außerdem alle Völker, die nach der Erstbehandlung über 100 gefallene Milben aufgewiesen hatten. Es können im Abstand von 7 Tagen weitere Behandlungen nötig werden, bis der Milbenfall fast bei Null liegt. Sollten weitere Behandlungen nötig sein, aber die nötige Temperatur von etwa 20 Grad nicht erreicht werden, muss bis Oktober gewartet werden, also bis Brutfreiheit erreicht ist. Dann wird mit Oxalsäure behandelt. Die milbenreichen Völker werden insgesamt also so behandelt, wie es die Imkerzeitschriten empfehlen. Nur die milbenarmen bekommen weniger.

Die Wirtschaftsvölker, deren natürlicher Milbenfall die Schadschwelle nicht erreicht, werden nicht mehr behandelt und werden zur Vermehrung im nächsten Jahr vorgemerkt. Bei ihnen muss die Milbensituation das ganze folgende Jahr über im Auge behalten werden. Sollten bei ihnen die Milben während der Honigsaison zu viele werden, werden die Honigzargen (ohne Bienen) auf andere Völker gesetzt und die Völker mit AS behandelt, damit sie nicht eingehen. Schließlich sind sie die Stammvölker des neuen Resistenzzuchtprogramms. Resistenzzucht geht vor Honigernte. Von diesen zur Resistenzzucht vorgesehenen Völkern werden Schwarmvorwegnahmen vorgenommen. Zwecks Völkervermehrung werden Königin und mehrere Tausend Bienen entnommen und in einen neuen Kasten mit Leerwaben, Futter und Rahmen mit Anfangsstreifen gesetzt und an einen anderen Standort verbracht. Die Muttervölker ziehen sich neue Weiseln nach. Die nichtresistenten Völker werden weniger Probleme machen, da sie ja im Vorjahr milbenfrei gemacht wurden. Bei ihnen werden die Drohnenwaben ausgeschnitten, damit sie ihre Gene nicht weitergeben, und sie werden am Schwärmen gehindert. Auch Ableger werden von den milbenreichen Völkern keine gemacht.

Die Wirtschaftsvölker, die im ersten Jahr die wenigsten Milben aufwiesen, kommen in das Resistentzuchtprogramm. Die Ableger sind vorerst nur Kandidaten; sie müssen im 2. Jahr ihrer Existenz beweisen, ob sie besser als andere mit den Milben zurechtkommen. Die Völker des Zuchtprogramms müssen das ganze Jahr über nach Milben untersucht werden. Auch muss festgestellt werden, welche Ableger des Vorjahres sich zur Eingliederung ins Zuchtprogramm eignen. Die Völker des Programms erhalten eine einmalige AS-Behandlung jährlich, bis man es riskieren kann, sie ganz ohne AS-Behandlung zu halten. Ansonsten behandle man sie ausschließlich nach Überschreitung der Schadschwelle. Die Schadschwelle kann der Züchter selbst variieren. Er könnte sie anfangs niedriger ansetzen. Dann hat er für seine "Resistenz"-Völker mehr Sicherheit. Wer seinen Bienen schon mehr zutraut, kann die Schwelle höher legen. Sollten sich Völker, die außerhalb des Resistenzzuchtprogrmms gehalten werden, nach der ersten AS-Behandlung als milbenarm erweisen, werden sie ins Zuchtprogramm aufgenommen.

Wer seine Völker nicht behandelt, wird sie aller Wahrscheinlichkeit nach alle verlieren. Wer sämtliche Völker nach den offiziellen Empfehlungen behandelt, wird vielleicht keine Winterverluste haben und hohe Honigmengen ernten, aber wird keine varroaresistenten Bienen erhalten. Der Resistenzzüchter gestaltet die Zucht so, dass er zwischen diesen Extremen liegt. Er rechnet mit jährlichen Verlusten um 30 - 50 %. Im Gegenzug kann er in seinem Völkerbestand jene Völker identifizieren, die mit den Milben besser zurechtkommen und vielleicht Resistenz entwickeln.

Mögliche Eigenschaftsänderungen der Bienen durch Resistenzzucht sind folgende: Die Bienen räumen milbenbesetzte Brutzellen aus. Bienen mit aufsitzenden Milben kehren nicht in die Beute zurück. Die Bienen lernen es, sich gegenseitig zu putzen und von Milben zu befreien. Die Bienen gehen früh - vllt bereits Mitte September - in die winterliche Brutpause.

Da auch Milben durch Inzucht in ihrer Vermehrungsrate gebremst werden, sollten Völkerverstärkungen mittels Zugabe von Brutwaben unterlassen werden. Auch sollten keine (Sammel)-Brutableger gemacht werden. Schwache Völker sollten nicht aufgelöst werden; sie könnten die varroaresistentesten sein. Erst wen wir resistente Bienen haben, können wir wieder an höhere Honigerträge denken.

Projekt Landbiene

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