Freiheit
von Hans-Joachim Heyer

 

(6.8.2002:) Sehr geehrter Herr Heyer,

wie frei sind Wille und Handeln? Wie entsteht Handeln? Woher kommen moralische Forderungen? Was ist der Sinn des Lebens?

Haben Sie dazu einfache und schlüssige Antworten? Und können Sie zu den Antworten auch weiterführende Quellen angeben?

Vielen Dank.
K.A.

Antwort: Freiheit und Moral sind die wichtigsten Themen meiner Web-Seite und sind dort ausführlich behandelt. Meine Webseite ist auch die einzige mir genügende weiterführende "Quelle". (Ihre Quelle mag meine Webseite sein; meine Quelle liegt jenseits der Welt). Ich habe einfache und schlüssige Antworten gefunden. Diese lauten:

Handeln impliziert den freien Entschluß eines bewußten Wesens, etwas zu bewegen. Handeln ist aktives Bewegen. Was sich unfrei (passiv) bewegt, ist kein Handeln, sondern ein Bewegtwerden, bloßes Verhalten (vgl. Max Weber: Soziologische Grundbegriffe): Etwas Anderes, Bewußtes, Aktives, handelt durch das bewegte, ausführende Werkzeug: So ist immer das Aktive, das Bewußte, frei Wollende, Ursache von Handlungen. Das Passive ist immer Werkzeug eines Aktiven.

Wo ich bewußt bin, handle ich selbst; wo ich unbewußt bin, handelt ein anderer durch mich. Ich handle dann nicht mehr, sondern zeige bloß noch blindes Verhalten. Dort bin ich des Andern (falls er einen freien Willen hat) Werkzeug. So bin ich teils Herr (aktiv), teils Sklave (passiv). Mein Leib ist ein Menschensklave wie jeder andere, aber ein freier Wille (der ich bin) handelt durch meinen Leib. Ergo handle ich frei durch meinen Sklavenleib. Menschen, die sich auf ihren Leib hin denken (Empiriker, also Menschen, die nur glauben, was sie sehen), sind Sklaven: Werkzeuge ihnen notwendig unbekannter Herren.

Handeln, also Aktivität, ist empirisch nur als Verhalten wahrnehmbar. Die empirische Methode arbeitet passiv. Sie kann ausschließlich den Sklavenanteil von und in uns wahrnehmen: naturgesetzliches Verhalten. Aktivität ist im Verhältnis zum empirischen Weltmodell (Physik) transzendental. Innerhalb des physikalischen Modells läßt sich nicht über Freiheit (Aktivität, Bewußtheit) denken und/oder reden, weil es dort keine Freiheit gibt. Wirkt ein freier Mensch in die physikalische Welt hinein, so verändert er diese vollständig einschließlich "Vergangenheit" und "Zukunft", welche bloße Projektionen sind.

In "Briefkasten 8" schrieb ich: "Ein bewußter Mensch kann nicht alles ständig kontrollieren. Er muß das meiste den Gewohnheiten überlassen. Das spart Energie! Aber er überwacht diese Mechanik und ändert sie punktuell, wo er es für nötig hält. Auch ich lebe fast ausschließlich mechanisch. Meine Schriftstellerei dient dem Herausfinden jener Punkte, die ich ändern will und dann ändere. Nur weil ich das kann, nenne ich mich "frei im Willen."

Handeln entsteht aufgrund von moralischen Wertungen. Ich vervollkommne meine Werte, d.h. ich initiiere neue Gewichtungen einzelner Werte untereinander, was mich zur Suche nach Realisation dieser neuen Werte in einer Dingwelt verursacht. Zufälle mögen hier hineinspielen, werden jedoch nachträglich ausgeschaltet, denn das, was ein Zufall bewirkt, kann in geordneter Weise bewertet und gestaltet werden. Realisation findet nicht in der physikalischen Welt statt, sondern verändert diese. (Das nenne ich Verzauberung der Welt *).

"Moralische Forderungen" stammen aus Immanuel Kants Philosophie. Dieser Philosoph hat erkannt, daß Moral empirisch nicht wahrnehmbar ist. Also kann sie bestenfalls ein Postulat, eine Forderung, sein. Ohne dieses Postulat können wir nicht leben. Wir können aufgrund empirischer Forschung "wissen", daß es keine Willensfreiheit gibt, und trotzdem kann dieses "Wissen" falsch sein, da die Voraussetzungen ("apriori") zum Wissenserwerb (Empirie) falsch, allzu enschränkend, sein könnten - ja mit Sicherheit sind! Die moralische Forderung kommt aus der Erkenntnis, daß es Wahrheit jenseits der empirischen Welt gibt. Unser Denken ist vorhanden, obgleich nicht empirisch. Wenn wir uns frei denken, können wir frei sein, ohne daß es empirisch belegbar wäre.
Einige Menschen haben sich auf den Weg gemacht und haben die Freiheit unmittelbar (nichtempirisch) erforscht und gefunden. Diese Menschen sind (auch nach Kant) autonom: selbstgesetzgebend - mit der Folge, daß ihr Gesetz allgemeines Gesetz wird und die phys. Welt (für Empiriker = Sklaven unmerklich) verändert.

Und schon sind wir bei der Weltformel, dem Kategorischen Imperativ: "Handle so, daß die Maxime deines Handelns ein allgemeines Gesetz sein könnte!" Moralische Forderungen haben keine Ursache, sondern werden in Freiheit (=ursachelos) gesetzt! So bildet sich ein Mensch! So erbaut sich eine lebendige Seele. Das zu tun, ist der Sinn des Lebens. Der Sinn des Sklaven liegt im Herrn. Der Sinn des Herrn liegt da, wo er Herr, nicht Sklave ist: da, wo er frei im Willen ist. Ist er frei im Willen, besteht der Sinn darin, neue Freiheitsgrade (ich nenne sie Dimensionen) zu erobern. Der Sinn des Sklaven ist zweierlei: dem Herren zu dienen und/oder frei - Herr - zu werden, indem er moralisch wird.

Soweit die "Essenz". Falls Sie bezahlt haben, können Sie Verständnisfragen und ergänzende Fragen an mich per E-Brief stellen. Ich werde alle Fragen beantworten. Möglicherweise fragen Sie sich nun, wo denn nun die Praxis sei. Auch hier sei bloß Theorie zu finden! Falsch! Sie haben bereits Praxis bewiesen, denn Sie haben Geld an mich überwiesen, haben Energie anders gelenkt, als Sie es sonst getan hätten: in zukunftsträchtige Strukturen! Durch diese Praxis haben Sie möglicherweise erstmals bewußt eine tatsächlich vorhandene Struktur gefördert, in der Sie leibhaftig leben wollen!!! Sie werden natürlich diese Praxis ausdehnen und weiterhin gezielt nach lebenswürdigen Strukturen Ausschau halten und diese nach Kräften fördern. DAS ist der Sinn eines jeden Lebens!!! Wer es nicht tut, fördert lebensneutrale oder -schädliche Strukturen und geht darin unter! Das ist das Geheimnis. Suchen Sie förderliche Strukturen und fördern Sie sie. Dann werden diese Strukturen Ihnen helfen! Das ist die Sicherheit der Freien!

Setzen sie sich gelegentlich Milieus aus, die schädlich sind, in der Absicht, deren Strukturen zu meistern und ihnen nicht zu unterliegen. Vorsicht vor Überdosierungen! Wenn Sie Gelegenheit haben, in die Politik zu gehen, gehen Sie hinein und lernen Sie die dort grassierende Korruptheit kennen, ohne selber korrupt zu werden. Schulen Sie Ihre moralische Widerstandskraft, die das Unmoralische nicht abweist, sondern integriert und in Gutes verwandelt. Lernen Sie, was das ist. Verlieren Sie nie Ihre Lebensphilosophie, die Ihnen sagt, daß sie nur als moralisches Wesen Substanz haben, aus den Augen.
Seien Sie sanft, wo es angebracht ist, und seien Sie hart, wo es angebracht ist. Wenn Sie hart vorgehen, bedenken Sie, daß schon Viele aus moralischen Gründen zu Schlächtern wurden. Jene sind Gestrauchelte, die nichts verstanden haben. Jene sind Verweigerer seelischer Nahrung. Integrieren Sie das Fremde, weisen Sie es nicht zurück. Integrieren Sie es jedoch nicht unbesehen, sondern umgewandelt in eigenen geistigen "Stoff".

Freunde sind das wichtigste, was man haben kann. Erhalten und pflegen Sie Ihre Freundschaften. Tun Sie das, indem Sie für die Freunde interessant bleiben, indem Sie sich ständig verändern: indem Sie lernen, reifen, sich kompetent für ein großes Leben machen. Machen Sie sich nicht zum Langweiler, indem Sie Andern nicht auf die Füße treten. Ab und zu muß das sein! Testen Sie, wie viel Wahrheit Ihre Freunde vertragen. Gehen Sie bis an die Grenze. Muten Sie Ihren Freunden ruhig mal etwas zu viel zu. So wie ich Ihnen heute wohl etwas zu viel zugemutet habe! Allerdings gibt es auch Freunde, die nicht an sich arbeiten und dadurch langweilig werden. Ich muss zugeben, dass diese Freundschaften eingeschlafen sind.

Freunde sind zwar das Wichtigste, aber verlieren Sie den schnöden Alltag, die niedere Dimension des leiblichen Lebens, nicht aus den Augen. Arbeiten und Geld verdienen sind nötig. Jeder sollte nach der Beschäftigung suchen, mit der er der Gesellschaft am besten dienen kann. Und er hat das Recht, dafür eine anständige Bezahlung zu fordern. Fallen Sie nicht auf die Soft-Esoteriker herein, die Geld ablehnen ("Liebe und Wahrheit dürfen nichts kosten!"). Sie sind Heuchler und wenn nicht, dann werden sie es. Jene Freizeitesoteriker, die mir das Leben zur Hölle machen wollten, indem sie mir (und sich selbst) einzuflößen versuchten, ich sei ein Scharlatan, bloß weil ich Geld verlange, waren ein Prüfstein für mich - mehr nicht. Sie sind immer noch Sklaven.

Freiheit und Beliebigkeit (8.8.2002): Ich kenne jemanden, der, wie er mir einmal sagte, im Gegensatz zu mir wirklich frei sei. "Du bist doch ein verklemmter Spießer!" sagte er. "Ich bin frei. Ich habe keine Hemmung, auf offener Staße zu kopulieren. Ich könnte einen Menschen töten, wenn ich es wollte. Ich könnte es grundlos tun oder wenn ich mir Vorteile verspräche! Du könntest es nicht - ich weiß es! Du hast diese Freiheit nicht! Du und deine einschränkende Moral! Daß ich nicht lache! Auch ich bin moralisch! Meine Moral ist die der Sieger! ("Ich siegte, weil ich besser bin!") Du bist Kantfan: das ist Sklavenmoral! Ich hab mir was von Nietzsche geklaut, aber ich bin weit, weit davon entfernt, mir eine komplizierte Philosophie zu basteln, um mich daran zu halten! Das wäre Unfreiheit! Ich gestatte mir, jedes Gesetz zu brechen, sei es fremdes oder eigenes..."

Dieser Bekannte hätte zumindest sagen sollen: "Ich gestatte mir, jedes Gesetz intelligent zu brechen!" Zudem kollidiert sein beliebiges "Handeln" mit dem Wunsch, Vorteile zu ergattern. Vorteile sind an moralische Werte gebunden. Da er sie zerstört hat, gibt es für ihn keine Vorteile!!! Oder anders herum: Da er noch von Vorteilen spricht, hat er noch Werte. Er ist also noch nicht ganz dem Rausch der Beliebigkeit verfallen. Aber fast: Er vernichtet momentan seine Seele. Er bricht Gesetze nicht intelligent. Er hatte in der Vergangenheit einmal viel philosophiert. Dann ist ihm alles zu kompliziert geworden, und er warf alles über Bord. Dieser Mensch ist nicht die Bohne frei! Er ist beliebig, also willenlos. Also werden sich andere Wollende sich seiner bemächtigen und ihn als Allzweckwerkzeug nutzen.

Anmerkung: Daß Kants Ethik "Sklavenmoral sei", sagte sogar ein von mir hochverehrter Philosophiedozent. Dem stimme ich nicht zu.

(12.8.2002): Oben schrieb ich, daß wir nicht alles ständig kontrollieren können und deshalb Vieles in Gewohnheiten umwandeln. Alles was nach Naturgesetzen abläuft, also die gesamte physikalische Welt, ist solch menschliche Gewohnheit. Unsere Welt ist das, was wir bewohnen. Wir bewohnen das Gewohnte! Der Magier weiß das. Auch er lebt im Gewohnten, in der passiven Welt, aber er kann jederzeit aktiv werden und gezielt (mit freiem Willen) Gewohnheiten durchbrechen. Kein Gewohnheitsmensch wird davon je etwas merken (s. "Der Jäger"). Menschen, die ansatzweise spirituell sind, fühlen bestenfalls einen Schwindel, ein Gefühl der Irritation, aber dann gibt es einen Ruck, und sie fallen in die gewohnte Welt zurück. Weniger Spirituelle benötigen zusätzlich eine große körperlich/geistige Erschöpfung, die den "Alltagsweltgenerator" in ihnen ins Stottern bringt. So tanzen sich Derwische in jene totale Erschöpfung, bis sie der unmittelbaren Wahrheit wieder ansichtig werden. Ein Reinhold Messner klettert auf den Mount Everest, um Erleuchtung zu erlangen. Ich selbst habe es da leichter: ich benötige bloß fünf Minuten Entspannung in Bewegungslosigkeit, um in jene Bereiche jenseits des "Weltgenerators" zu gelangen, um an ihm neue Einstellungen vorzunehmen.

Seit ich zaubern kann, zögere ich jedoch. Ich bin zum Ergebnis gekommen, daß ich nichts an der Welt ändern darf, solange ich es nicht geschafft habe, mein eigenes Leben vollkommen autonom zu gestalten. Was ich tun darf, ist, das zu korrigieren, was mein eigenes materielles Leben bei Untätigkeit in den Abgrund führen würde. Das bedeutet: Ich darf mittels Magie nur an zweierlei Themen arbeiten: Meiner eigenen seelischen und leiblichen Unsterblichkeit und an meiner materiellen Absicherung. Ich bin ja fast ohne finanzielle Mittel. Meine materielle Situation würde, wenn ich daran nichts ändere, innerhalb eines Jahres dazu führen, daß ich in der Gosse lande. Dann könnte ich natürlich auch meine Lebensschule an den Nagel hängen. Mit Recht, denn ich hätte es ja nicht geschafft, mich selbt materiell zu erhalten. Wie könnte ich da Andern guten Rat geben? Freilich könnte ich mich auf Vortragsreisen begeben und genug Geld zusammenbekommen. Aber das ist nicht mein Plan. Dann hätte ich ja auch als Vermessungsingenieur weitermachen können. Mein Plan ist, via E-Brief-Beratung meine spirituellen Schüler/innen zu unterrichten. Wozu sollte ich Pläne realisieren, die mir weniger gut gefallen und die nicht von mir stammen? -

23.1.10: Die Magie beginnt zu wirken, wenn Sie selbst erleben, dass sich auf geheimnisvoll anmutende Weise manifestiert, was Sie sich geistig erarbeitet haben. Ich werde hier jetzt nicht aufzählen, welche materiellen Entwicklungen von mir in die Wege geleitet wurden. Aber soviel sei gesagt: Wenn Sie heute etwas Wesentliches begriffen haben und dann feststellen, dass langjährige Entwicklungen in der Vergangenheit heute zu Resultaten geführt haben, die dieses heute Begriffene bestätigen, könnte es daran liegen, dass Sie rückwirkend die Vergangenheit geändert haben. Heute begreife ich zB, dass Pflanzen intelligent sind und miteinander, aber auch mit Mensch und Tier, kommunizieren können. Mittels dieser Kommunikation können Pflanzen mich heilen. Und heute lese ich dann zB im Internet oder sehe im Fernsehen einen Bericht, der ebendieses berichtet - als Ergebnis langjähriger Forschungen völlig fremder Menschen.

* siehe "Wiederverzauberte Welt I, II, III und "Verzauberte Welt"

Version 3 vom 12.8.2002, Version 4 vom 31.8.2003, Version 5 vom 23.1.2010
zurück zu Freiheit1 // zurück zum Briefkasten 8 // zurück zur Startseite