Wege
zur Freiheit
von Hans-Joachim Heyer
23.1.2010: Es sind inzwischen einige Jahre ins Land gezogen, und nach langer Schreibpause lese ich meine alt gewordenen Texte mit neuen Augen. Erster Eindruck: Wie viele Worte! Ich schrieb für Einsichtige, als würde ich für Blinde schreiben. Und für Blinde, als könnte ich Einsicht erwecken. Verlorene Liebesmüh, denn Blinde können meine Texte nicht lesen - weder die kurzen, noch die ausführlichen. Und die Einsichtigen benötigen nicht so viele Worte.
Worum geht es in DIESEM Text? Nun, er appelliert an die Eingliederung in ein Netzwerk aus Geben und Nehmen. Wir sind keine isolierten Materieklümpchen, sondern Teile eines lebendigen geistigen Netzwerkes, das alles mit allem verbindet. Die materielle Natur ist eine Anschauung (Erscheinung) dieses geistigen Netzes. Transzendieren wir unsere materialistische Weltanschauung mittels Suche nach erweitertem Bewusstsein, erkennen wir, dass wir keine isolierten Atome sind, sondern Teil eines unsiversalen, lebendigen Netzes. Als Materialisten sind wir Netzzerreißer - Atomisierer; als Spirituelle sind wir Netzverstärker - wir trachten danach, dem Ganzen, das uns als Natur umgibt, zu dienen und bekommen von der Natur Gesundheit und Weisheit zurück. Aber wie können wir dienen? Sicher nicht als materialistische Sklaven, denn dann dienen wir den Zerstörern des lebendigen Netzes. Wir dienen, indem wir herausfinden, was wir können und dieses Können dem Gemeinwohl zur Verfügung stellen. Dann handelt nicht ein Sklaventreiber durch uns hindurch, sondern wir handeln frei aus uns selbst heraus. Weil wir frei sind.
Die Herren der Welt werden reich und reicher, indem sie Sklaven für sich arbeiten lassen. Man nimmt den Unterdrückten alles und gibt ihnen etwas Geld, damit sie die Erfahrung machen, mit dem Geld das Nötigste (einen Teil dessen, was man ihnen zuvor genommen hat) kaufen zu können. Man koppelt das körperliche Überleben an den Besitz von Geld - und man sorgt dafür, dass Menschen ohne Geld nicht leben können. Es entsteht der Eindruck, Geld garantiere das Leben, Geld sei ein Lebenselixier.
Ich hatte eine Reihe von Versuchen unternommen, meinen geistigen Reichtum zu benutzen, um Sklaven zu befreien. Ich wollte nur ein ganz wenig materielle Gegenleistung, nämlich etwa vllt 5 % vom Geld des Sklaven. Meine Gegenleistung solle sein, solange mit ihnen zu diskutieren, bis sie die Falle, in der sie steckten, durchschauten und dann selbst den Schritt in die Freiheit gehen konnten. Das hat nicht funktioniert. Kostenlose Diskussionen - 99 % aller meiner Diskussuionen waren kostenlos - funktionierten ebensowenig. Das Einzige, was funktionierte, war die Arbeit an mir selbst. Jahrelang verdiente ich keinen Cent - und wurde trotzdem von vielen Lesern als Abzocker beschimpft. Da ich mit meiner Philosophie offenbar niemanden erreichte, gab ich das Schreiben ganz auf und schloss schließlich die Schule für Lebenskunst.
Ich schrieb nichts mehr in die HP, nichts in mein Diskussionsforum und schrieb auch keine Emails mehr. Auch die ZEIT wurde abbestellt und der ZEITBLOG eingestellt. Ich diskutierte kaum noch, ich war nur noch mit dem geistigen Gewebe, in dem ich mich erlebte, beschäftigt. Ich wanderte in der Natur, bis ich geistig mit ihr eins wurde, baute mir eine kleine Imkerei auf, schaute denen Bienen zu und lernte von ihnen. Demnächst werde ich mich auch wieder mehr mit dem Garten beschäftigen. Über meine geistigen Erlebnisse schwieg ich - und schweige ich immer noch. Was soll ich noch sagen? - Ich lebe und bin gesund. Ich bin nicht verhungert, nicht erfroren und habe keine Probleme.
(6.8.2002:) Sehr geehrter
Herr Heyer,
wie frei sind Wille und Handeln? Wie entsteht Handeln? Woher kommen moralische
Forderungen? Was ist der Sinn des Lebens?
Haben Sie dazu einfache und schlüssige Antworten? Und können Sie zu
den Antworten auch weiterführende Quellen angeben?
Vielen Dank.
K.A.
Vorläufige Antwort: Sehr geehrter Herr A.,
vielen Dank für Ihre Anfrage! Ich bin davon überzeugt, Ihre Fragen einfach und schlüssig beantwortet zu haben. Ob Sie sie akzeptieren, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Ich lebe materiell vom Bezahltwerden meiner Antworten auf solche Fragen und von der Hilfestellung darin, daß ich Menschen anleite, wie sie ihr theoretisches Wissen in lebendiges Leben umsetzen können. Aus diesem Grund ist folgendes nötig:
Sie werden nur dann wirklich lernen, wenn Sie die moralische Forderung, diejenigen zu unterstützen, die jene Strukturen, in denen Sie leben wollen, erzeugen und verbreiten. Es geht um Strukturen, die mit Begriffen wie Freiheit, Bewußtheit und Moral beschrieben werden. Sie werden Ihr von mir erhaltenes Wissen nur dann lebendig anwenden können, wenn Sie mich anständig bezahlen. Das ist eine Forderung, die sich für mich mehrfach bestätigt hat. Sie werden nicht verstehen, was Wille und Handeln sind, wenn Sie nicht real frei im Willen und eine handelnde Person sind. Rein theoretische Antworten sind keine Antworten, sondern mißverständnisse! Erst Ihr Handeln in Freiheit wird Ihre Fragen wirklich beantworten. Ich kann Ihnen dabei helfen.
Ich habe die Pflicht, mich an meine in Autonomie selbstgeschaffenen Gesetze zu halten. Das werden Sie voll und ganz begreifen, wenn Sie meine Antwort auf ihre Fragen haben.
Ich habe in meiner Preisliste meine Vorstellungen für Bezahlung niedergeschrieben, die besagen: Wer viel Geld hat, soll auch viel bezahlen, sonst bringt es nichts - weder mir, noch dem Kunden! Schmarotzer haben von mir noch nie etwas gelernt. Auch das ist Teil meiner Magie (meines selbstgegebenen Gesetzes). Wenn sie sich auf "Moral" berufen, um mich leer ausgehen zu lassen, sind sie an der falschen Adresse.
Viele Menschen sind unmoralisch. Wissenschaft, Finanzwirtschaft, Fernsehen und Schule haben sie dazu erzogen. Man gibt Geld wie selbstverständlich für jeden Unfug aus, aber für Moralisches gibt es scheinbar keinen Grund, Geld auszugeben. Moral rechnet sich nicht. Im Gegenteil: Was früher unter Moral firmierte - Nächstenliebe, Fernstenliebe, Nachbarschaftshilfe, freiwilliges soziales Engagement usw. - wird heute als Rohstoff zum Geldverdienen ausgebeutet: Eine Firma macht bares Geld, wenn sie rücksichtslos gegen Menschen ihre rationale, rationalisierende Vernunft durchsetzt. Allerdings macht genau diese "Vernunft" ihr Leben sinnlos. Ich werde den Nachweis erbringen, daß es - gegen die wissenschaftliche und finanzwirtschaftliche Vernunft - doch richtig ist, sich um eine hohe Moral zu kümmern und dafür gegebenenfalls den Rat eines Einsichtigen einzuholen.
Also: Es hat für Sie nur dann einen Sinn, über die Antworten auf Ihre Fragen Bescheid zu wissen, wenn Sie in diese werteschaffenden Strukturen tatsächlich hineinwachsen und sie für sich lebendig werden lassen.
Ich habe mich mehr als 20 Jahre lang um Ethik und Moral bemüht, wobei ich unter Ethik das philosophische Denken über Moral verstehe. Dies ist ein ethischer Brief über Moral. Was ich bisher in allen möglichen Quellen fand, war unausgegorenes Zeugs. Allein Immanuel Kant vermochte mich zu beeindrucken, aber wer liest schon Kant? Das ist ja fast unmöglich! Die Mehrzahl der Deutschen, die ich kenne, lernen leichter Chinesisch in Wort und Schrift, als Kant zu verstehen. Aber selbst Kant geht mir nicht weit genug. Erst ich habe die Sache richtig kapiert, denn ich fand den Weg, wie man seine ethischen Erkenntnisse, zB den Kantschen "Kategorischen Imperativ", in lebendige Lebenspraxis umsetzt. Hier hatte nämlich der kleine große Mann aus Königsberg ein paar Defizite.
Ich möchte, daß Unfreie die Möglichkeit erhalten, frei zu werden. Dazu müssen sie zuerst erkennen, daß sie es nötig haben. Antike Sklaven wußten, daß sie Sklaven sind. Die modernen Sklaven wissen es nicht. Sie klagen zwar über die Zwänge des Alltags, aber sie halten das für normal, also unsklavisch, denn sie halten sich für mündige, also freie, Bürger! Sie denken, daß ein freier Mensch durchaus in Zwängen lebt. Das stimmt sogar, aber eben nur bis zu einem bestimmten Ausmaß. Und hier ist das Maß randvoll! Will sagen: Der Bürger, der glaubt, frei zu sein, ist es nur in den allerwenigsten Fällen. Er merkt nur nicht, daß er nicht einmal freie Gedanken hat. "Schule" und "Universität" (ja schon der Kindergarten) ist für ihn normal und keine Einschränkung oder Lenkung seiner Gedanken. Er meint, Schulen seien nötig. Ja, sie sind nötig für die Sklaverei. Freie haben persönliche Lehrer/Meister, aber sie gehen nicht in eine Massen-Schule mit Sklaven als Lehrern. Freie suchen sich Freie als Lehrer. Schulpflicht ist Sklavenpflicht! Der Freie will unter allen Umständen lernen!! (Er will lernen, was ihn wachsen läßt und nicht, was ihn zum Edelknecht macht.)
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