Wer bin ich?
Nicht Wissenschaftler
  Bin ich.
  Zu groß ist das Subjekt,
  Das Unerforschliche,
  Mir.
Nicht Philosoph
  Bin ich.
  Zu tot ist jede Theorie,
  Der Irrtum,
  Mir.
Nicht Schriftsteller
  Bin ich.
  Zu geschwätzig sind dicke Bücher,
  das Wirrnis,
  Mir.
Nicht Dichter
  Bin ich.
  Zu schwer ist ihre Sprache,
  Die Verdunkelnde,
  Mir.
ICH BIN DER VERSUCHER
  Von Leben und Tod,
  Vorwegnehmend die Zukunft,
  Wissen will ich,
  Wie auf der Erde
  Menschliches Leben
  Noch möglich sein kann.
Wer nur glaubt, was Augen sehn,
  Bleibt im Geist beim Sinne stehn.
   Willst du wissen mehr vom Leben,
  Mußt du Übersinnliches anstreben.
Dieses ist – du glaubst es kaum –
  Gedankenbildnis und der Traum.
  Träumedeuten wird ja nicht gelehrt,
  Weil es Mächte zu sehr stört.
Diese wolln dich geistig amputieren;
  Drum mit Macht sie dich verführen,
  Dass du leugnest deine Wahrheit;
  Trau den Mächten nicht ein Haarbreit!
Glaub nicht, was die Augen sehn;
  Laß mal Deutung abseits stehn.
  Denke selbst, mein lieber Freund;
  Denken ist Tyrannen feind.
Das Radfahrn wird erst intressant,
  Wenn du die Wahrheit hast erkannt,
  Dass du selbst dein Maßstab bist,
  An dem du deine Leistung misst.
Sich selbst verbessern ist das Ziel;
  Denn alles andere bringt nicht viel!
  Der stete Kampf mit Gleichgesinnten
  Zerstört dein körperlich Befinden!
Hörst du auf deines Körpers Zeichen,
  Und nicht auf die von Deinesgleichen,
  Dann baun sich auf harmonisch Kräfte,
  Die leisten so das Allerbeste.
Der junge Pelikan,
  Im Spiegel des salzigen Sees,
  Ernährt vom Leben der Tiefe,
  Suchend sein Nest aus den Höhen der Lüfte,
  Stößt von sich,
  Was ihn verstoßen,
  Mit Stolzer Kraft,
  Wissend,
  Daß er alles,
  Verdankt seinem Ahnen.
  Und reif,
  Voller Liebe,
  Kehrt er zu seinem
  Ursprung zurück.
  Ohne verletzt zu haben,
  Ohne verletzt zu sein,
  Kann er nicht
  Ganz werden.
Ich hab mich dem Geflechte der
  Gesellschaft entzogen,
  Bin doch mit dem Geschlechte der
  Menschheit verwoben.
  Ich bin der Beschränkung des
  Berufes entronnen
  Und hab die Gefahren der
  Freiheit gewonnen.
  Ich hab mich dem gewagten
  Versuch übergeben,
  Ob geistiges Wachstum
  Erleichtert das Leben.
  Es wurde ja bisher
  Immer gelobt,
  Dass Anpassung, Gehorsamkeit,
  Verzicht seien erprobt.
  Doch da ich erkranke,
  Wenn ich verzichte,
  Wenn ich zu viele
  Talente vernichte,
  Bleibt mir zu tun nichts
  Anderes übrig,
  Als anders zu denken und
  Handeln, als üblich!
Im Geist
  Schreib ich fest neue Gesetze,
  Schaff Wahrheit,
  Gebe Gestalt dem Schicksal.
  Nicht Selbsterkenntnis,
  Doch Selbstschöpfung
  Ist möglich dem Geist.
  Träume zeigen Gelingen;
  Zufälle draußen auch.
Das Auffällige
  Sieht jeder,
  Nicht aber
  Das Allgegenwärtige.
  Denken ist Vergleichen ihm.
  Dem Weisen
  Zeigt sich die Regel,
  Wo er Ausnahme ist.
  Denken ist Verdingen ihm.
Denken in den alten Bahnen
  Bringt nichts Neues in die Welt,
  Ist nur Schöpfer großer Zahlen;
  Nur Extremes ihm gefällt!
Alles, was sich lässt beweisen,
  Was gehört zur Wissenschaft,
  Ist gedacht in alten Kreisen;
  Teuflisches wird so gemacht!
Neues Denken nie gewesen,
  Löst stets auf ein altes Gut,
  Ist in Büchern nie zu lesen,
  Bringt Gelehrte sehr in Wut!
  
Neues Denken – neues Leben;
  Beides ist identisch und
  Läßt das Leben höher streben:
  Gottes Schicksal tut sich kund!
Du dunkles Ungeheuer
  mit deinen sieben Schlangenhälsen,
  den sieben Köpfen und
  gespaltenen Zungen!
Mich kriegst du nicht,
  du Menschenverächter, Kriechtier,
  du Hure, verantwortungslose,
  hast dich dem Teufel an den Hals geworfen!
Teufelswerkzeug, blindes, armseliges!
Deine gespaltene Zunge
  im Kopfe Physik -
  Erkenntnis der Welt
  verspricht sie lauttönend,
  doch ich höre sie flüstern
  von Phantomen, Masken und Trugbildern!
Deine gespaltene Zunge
  im Kopf Technologie –
  Bequemlichkeit
  verspricht sie lauttönend,
  doch ich höre sie flüstern
  von Erbschleicherei und Meuchelmord!
Deine gespaltene Zunge
  im Kopfe Chemie –
  volle Bäuche
  verspricht sie lauttönend,
  doch ich höre sie flüstern
  von Arbeitern, Soldaten und Gift!
Deine gespaltene Zunge
  im Kopf Astronomie –
  unendliche Räume und Zukunft
  verspricht sie lauttönend,
  doch ich höre sie flüstern
  dass wir im All sie nicht haben können!
Deine gespaltene Zunge
  im Kopf Psychologie –
  das Heil der Seele
  verspricht sie lauttönend,
  doch ich höre sie flüstern
  irre von Gleichmacherei!
Deine gespaltene Zunge
  im Kopf Biologie
  künstliches Leben im Dienste der Menschheit
  verspricht sie lauttönend,
  doch ich höre sie flüstern
  vom Zerreißen der Lebensfäden!
Deine gespaltene Zunge
  Im Kopf Medizin –
  Gesundheit
  Verspricht sie lauttönend,
  doch ich höre sie flüstern
  vom Vergessen-machen des Gesunden!
Mich kriegst du nicht,
  du dunkles Ungeheuer;
  meinem Lichte
  bist du nicht dunkel genug!
  Zu gierig verfolgtest du meine Bewegungen,
  zu nah ließ ich dich kommen heran,
  verknotet sind nun deine sieben Hälse,
  unentwirrbar, ein Chaos, wahrhaftig!
Du hast dich selbst gefangen,
  schreckliches Untier!
  Du solltest keine Hälse wachsen lassen –
  selber wachsen solltest du!
  Erkenne deinen Irrtum!
  Sei dankbar:
  Hat dich der Knoten
  Nicht größer schon gemacht?
  Scher dich fort, Blutsauger,
  Alles Einmalige
  ist keine Beute für dich!
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