GEDICHTE
Wer ist reicher als die Reichen?
Nimm dies Buch; entziffre Zeichen!
Hast du einmal große Sorgen?
Dein Glück liegt in der Seel verborgen!
Was ist das größte Glück
der Welt?
So leben wie du bist, nicht Geld!
Sind die Zeichen sehr verschwommen,
Wirst du später darauf kommen!
BÖSE
GEDANKEN
*
Im Spiegel rückt,
Von sich entzückt,
Gräfin von Lecht
Ihren Hut zurecht.
*
Das eitle Getue
Raubt mir die Ruhe.
Sie widert mich an,
Daß ich's nicht ertragen kann.
*
Doch halt! - Wer denkt so schlecht?
Nicht die Gräfin von Lecht!
Es sind meine Gedanken,
Die um das Böse sich ranken!
SPIEGEL
IM SPIEGEL
*
Warum soll ich meinen Weg nur finden?
Alle geh'n ihn, auch die Blinden!
Warum soll ich Gottes Spiegel schau'n,
Während ich noch leb' im Raum?
*
Du tust's nicht für dich, du einsamer Rufer!
Du tust es für mich, den einsamen Sucher!
Du bist der Spiegel, zu brechen mein Siegel,
Daß ich ganz werde zum Werden der Erde!
Leidenschaft hält in der Welt,
Was den Göttern nicht gefällt.
Du sollst ohne Leiden leben,
um Gottes Spiegel abzugeben.
Krankheit soll die Lust dir kühlen;
wer nicht hören will, muß fühlen.
Geb' dich deiner Krankheit hin;
Gott lohnt das mit Dichtersinn.
Ich wollte mal die Welt revolutionieren,
Bloßstellen die Heuchler, die regieren.
Ich wollte über Verbrecher den Sieg,
Die planen den nächsten Krieg.
Doch bevor ich handelte mit List,
Mußte ich wissen, was besser ist.
Ich fand, daß mein Urteil und Haß
Beschränkten mein Denken sehr kraß.
So nahm ich die Übel teilnahmslos
hin,
Schaffte jeden Willen aus dem Sinn.
Ich dachte nicht mehr an mein Morgen,
Machte mir keinerlei Sorgen.
Das Leben wurde mir zur Feier;
Das lohnte Gott und hob den Schleier.
Ich sah, wie Geist durchwebt den Kosmos ständig,
Ohne Gesetz und doch notwendig.
Auch vermocht ich im Üblen das
Gute zu sehen,
Entschloß mich, mein Schicksal anzunehmen.
Das Gute wächst aus dem Bösen nun ganz allein;
Ich frag mich: Ists Wahrheit oder Schein?
"Du glaubst, wo du nicht weißt!"
So hör' ich Pfaffen reden.
Doch zu mir sprach ein Geist,
Um rechten Rat zu geben:
Das Ich des Menschen ist gar sehr
beschränkt,
Durch seine Logik eingeengt.
Was jenseits ihrer Kreise liegt,
Das Ich als Irrtum oder Glaube sieht.
Reißt du nieder diese Grenzen,
Wird die Wahrheit vor dir glänzen.
Nichts als Wahrheit willst du dann noch seh'n
Drum mußt du den Weg des Schicksals geh'n.
Da die Wahrheit keinen Zufall kennt,
Das Tarot die rechte Antwort kennt.
Wer nur Wahrheit hat im Geiste,
Der versteht das Allermeiste.
Doch wenn das Orakel spricht,
Sag' ich dir, du brauchst es nicht!
Deute was die Träume sagen;
Davon wirst du viel mehr haben.
O Freund, mein Allerbester,
Das muß ich die sagen:
Im Leben war ich letzter,
War immer am Verzagen.
Doch nun, ich weiß nicht, was gescheh'n,
Seit du mich aufgenommen,
Kann ich die Welt mit andern Augen seh'n
und bin zu Mut und Glück gekommen.
Was auch die Andern sagen nun,
Es ist mir völlig gleich;
Freundschaft ist ein Heiligtum;
Sie machte mich so reich!
Einst darbt' ich unter starkem Baum,
Doch gabst du Licht mir zum gedeihen,
Du schafftest meinem Leben Raum,
nun sind wir eins, wir Zweien!
Es sind vergangen schon einige Tage,
Da fiel mir ein die seltsame Frage:
"Hab' ich dich nicht gut geführt?"
Und hab' Betroffenheit gespürt.
Mein Ich sagte "Pure Phantasie!
An innere Stimmen glaube ich nie!"
- Aber die Frage, die dacht' ich,
und Gott offenbart sich phantastisch!
Du bist so schüchtern und zart,
Und die Welt ist dir so fremd.
Du bist so einsam und ängstlich,
Und du lebst in deinen Träumen.
Mein Herz zerschmolz, als ich dich
sah,
Es fühlte deine Trauer und dein Leid
Und nahm dich ganz in sich auf.
Gern wollte ich Vater und Mutter dir sein.
Aber deine Mauer aus Mißtrauen
War stärker als meine Liebe.
Flohst du aus Angst vor dem Untergang?
Müssen wir nun ewig leiden?
Wissenschaft und Religion
Sind im Streit seit Langem schon.
Wer die Wahrheit hat erkannt -
Daran ist der Streit entbrannt.
Der Forscher glaubt nur, was er greifen
kann;
Bedenkt nicht, was im Geiste reift heran!
Der Geist bestimmt, was er ergründet,
So daß die Welt im Kopf stattfindet.
So kommt's, es ist schon recht zum
Lachen,
Daß Forscher sich ihr Wissen schaffen
Und Menschen, die sich selbst erkennen,
Die Wirklichkeit der Welt benennen.
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