Bienen und Imkerei 6
9.11.2007: Imkern (fast) ohne Varroabehandlung
Ich fand im Internet folgenden Text:
Weg von der chemischem Keule, zurück zur Natur!
Die hohen Bienenverluste im Bienenjahr
2002/2003 haben uns gezeigt, dass die Bienenhaltung in der Sackgasse steckt.
Um aus einer Sackgasse wieder herauszukommen hilft mitunter der Rückwärtsgang.
Es wird viel über Versuche, eine varroaresistente Biene zu züchten,
geschrieben und über angebliche Erfolge berichtet (Primorskibiene}. Das
können wir uns alles sparen, denn ich wage zu behaupten: Unsere Biene ist
resistent gegen die Varroa, nur der Imker verhindert es.
Gegen die starke Vermehrung der Varroamilbe nutze ich die Schwarmphase. Die
heilige Kuh des schwarmfreien Imkern habe ich schon lange geschlachtet und
habe so die Varroamilbe und auch alle Brutkrankheiten im Griff. In einem Bienenvolk,
in dem durchgehend Brut vorhanden ist, haben die Varroa und alle Brutkrankheiten
die optimalsten Bedingungen. Die Ansicht, dass Schwärme Honig kosten, gehört
in das Reich der Fabel. Nach wenigen Tagen hat das Volk durch die schlüpfenden
Bienen die alte Stärke. Durch die ausbleibende Brutpflege können die
Bienen mehr Nektar sammeln und die Lebensdauer der Bienen wird verlängert.
Das Wichtigste, die Varroa hat keine Möglichkeit sich zu vermehren.
Wenn die Bienenvölker in Schwarmstimmung sind, nehme ich den Schwarm
vorweg. Der günstigste Termin ist Ende Mai, Anfang Juni. Ich bilde
mit der Weisel Feglinge von 1,5 bis 2kg auf eine Zarge mit Mittelwänden
(9 Waben Zander) und stelle die Kunstschwärme außerhalb des Flugkreises
der Ausgangvölker auf. Von den Völkern, die zu schwach sind, um Feglinge
zu bilden oder wenn andere Gründe vorliegen, drücke ich die Weisel
ab. Auf dem Stand darf kein weiselrichtiges Volk verbleiben. Alle Völker
müssen zum gleichen Zeitpunkt die brutfreie Phase haben. Werden die
Feglinge mit jungen Weiseln gebildet und den Ausgangsvölkern die alte Weisem
gelassen, fehlt die wichtige brutfreie Phase.
Die Bienen, die aus den Stiften schlüpfen, welche von der Weisel im Juni
gestiftet werden, kommen für jede Tracht außer der Heide zu spät.
Sie bilden nur die Bienenbärte.
Dafür brauchen die Völker im Juli optimale Bedingungen. Imker, die
im Juli ihren Bienen keine Tracht anbieten, haben im Frühjahr schwache
oder keine Völker. Im Juli legt man den Grundstein für das folgende
Bienenjahr.
Haben die Kunstschwärme eine gute Tracht, so bauen sie zwei Zargen Mittelwände
aus und bringen einen guten Ertrag an Honig und sind im folgenden Jahr immer
die Spitzenvölker. Ist die Weisel verbraucht wird nach dem Drohnenabtrieb
umgeweiselt.
Vier Wochen nach der Feglingsbildung kontrolliere ich die Völker, von denen
ich die Feglinge entnommen habe auf Weiselrichtigkeit. Ist ein Volk weisellos,
setze ich eine Weisel zu. Schwache Völker werden aufgelöst. Weitere
Eingriffe in das Brutnest nehme ich nicht vor. Das Umsetzen von Tracht zu Tracht
und die Entname von verdeckelten Honigwaben sind die einzigen Arbeiten die ich
bis zur Einfütterung durchführe. Jeder Eingriff in das Bienenvolk
belastet es. Eine Kuh, die jede Woche operiert wird, gibt auch keine Milch.
Die Betriebsweise bringt eine Arbeitsspitze, doch die liegt noch vor der ersten
Schleuderung. Bei guter Organisation kann eine Person 150 Völker in einer
Woche bearbeiten. Haben die Bienen immer genügend Tracht, so räubern
sie nicht und die Gefahr der Reinvasion ist nicht gegeben. Eine Behandlung mit
chemischen Mitteln kann unterbleiben. Ist keine Tracht vorhanden und im Flugkreis
brechen Völker an der Varroa zusammen, ist eine Behandlung notwendig. Doch
eine Spätherbst- oder Winterbehandlung ist erfolglos, wenn die Völker
geschädigt sind. Dann brechen sie spätestens nach den Reinigungsflug
zusammen.
Mein Kommentar: Zuerst eine Zusammenfassung des Verfahrens mit meinen Worten, ergänzt durch einen Tipp eines anderen Imkers (gleich im ersten Satz) und meine Ausarbeitung der Ideen:
Sobald die erste Weiselzelle eines Volkes verdeckelt wird, wird von ihm ein Kunstschwarm als Schwarmvorwegnahme erstellt. Man gibt die Hälfte der Bienen in eine neue Beute mit Mittelwänden und Futter und stellt den neuen Schwarm in mehr als 3 km Entfernung auf oder verordnet ihm 1-2 Tage Kellerhaft. Da der Kunstschwarm nur die auf den Bienen aufsitzenden Milben aufweist, kann er überleben. Der Brutteil des geteilten Volkes enthält fast alle Milben. Wie diese Brutlinge überleben sollen, erklärt uns der Imker leider nicht. Ich fürchte, er verurteilt die Brutlinge allesamt zum Tode. In diesem Sinne wäre es dann allerdings angebracht, ALLE Bienen in den Kunstschwarm zu geben und ALLE Brutwaben zu vernichten.
Doppelschwarmverfahren
Das allerdings ginge mir doch sehr gegen den Strich. Eine bessere Idee wäre es, nach der Teilung des Volkes in einen weiselrichtigen Kunstschwarm (Flugling) und weisellosen Brutling (wie oben geschildert) die Brut des Brutlings allesamt schlüpfen zu lassen, mit Milchsäure zu behandeln und dann dem Flugling zuzugeben. Die leeren Brutwaben werden dann allesamt eingeschmolzen.
Der Flugling bekommt die Honigzarge; die Honigwaben des Brutlings werden nach dem Auslaufen der Brut in die Honigzarge des Fluglings gehängt.
Nach der Honigschleuderung im Juli könnte die gesamte Prozedur bei Bedarf sogar wiederholt werden. Ob eine Wiederholung des Verfahrens funktioniert, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, da es mir an Erfahrung mangelt.
Das neue Verfahren hat m.E. mehrere gravierende Vorteile:
1. Der Flugling wird so verstärkt, dass er eine gute Honigernte verspricht.
2. Er sitzt auf völlig frischen Waben.
3. Die Hälfte der Bienen ist nie mit Säure in Kontakt gekommen.
4. Ich bin nicht - wie beim Fangwabenverfahren - auf Drohnenwaben angewiesen (die meisten Imker lehnen das Fangwabenverfahren ab, weil es zu häufig geschieht, dass die Kö die Drohnenwaben nicht bestiftet.)
5. Ich brauche keine weitere Schwarmverhinderung durchzuführen.
6. Dieses Verfahren ist wesentlich einfacher als das Fangwabenverfahren durchzuführen.
7. Sämtliche Beuten werden einmal jährlich völlig bienenfrei, sodass ich sie reinigen und desinfizieren kann.
8. Man erntet die doppelte Menge Wachs und hat nur geringe Honigernteeinbußen.
Nachteil der Methode: Man braucht für jedes Volk zwei Beuten.
DIESES Vefahren, das ich nun hier während des Schreibens (jedenfalls für mich) erfunden habe, gefällt mir wesentlich besser als das gestern geschilderte Fangwabenverfahren und alle anderen Varroabekämpungsmethoden mit und ohne Säuren und ätherischen Ölen. Wie soll ich das Kind taufen? - Ich nenne es das "Doppelschwarmverfahren".
9.11. 2007: Kombination des Doppelschwarmverfahrens mit dem Fangwabenverfahren:
Nachdem ich obiges geschrieben hattte, fiel mir eine noch bessere Lösung ein: Warum nicht beide in der Überschrift genannten Verfahren miteinander kombinieren? Ich kann doch auch im Doppelschwarmverfahren eine Fangwabe, falls vorhanden, in den Flugling hängen. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus:
Das Kombinationsverfahren zur (fast) säurefreien Varroabehandlung nach H.-J. Heyer (geändert am 5.3.2010):
Man teilt man das Volk in einen Brutling und einen Flugling (= Kunstschwarm). Dazu stelle man die Zargen beiseite und auf den alten Beutenboden (alter Standort des Volkes) eine leere Zarge mit ein paar Futterwaben, Leerwaben, Mittelwänden und einer Brutwabe mit Brut im unverdeckelten Zustand (möglichst Drohnenwabe) etwas abseits der Mitte auf. In diese Beute fege man zwei Drittel der Bienen samt Königin. Die Königin kommt also mit in den Flugling. Die Honigzarge kommt samt Bienen auf den Flugling. Die Brut verbleibt samt dem Drittel der Bienen in der alten Zarge, die auf einen neuen Boden in der Nähe gesetzt wird. Der Brutling bekommt keine Honigzarge. Ihm reichen die außenliegenden Waben, um Honig zu lagern.
Der Flugling bekommt wie gesagt eine Brutwabe (wenn möglich, eine Drohnenwabe) mit Larven kurz vor der Verdeckelung. Da diese Wabe die einzige mit Brut ist, sammeln sich in ihr ca. 80 % aller Varroamilben. Daher der Name "Fangwabe".
Zwar beginnt die Kö schon nach wenigen Tagen wieder Eier zu legen, aber die Milben ziehen in die Fangwabe mit den älteren Larven. Nach der Verdeckelung wird die Fangwabe entnommen und - falls es Arbeiterinnenbrut war und man den Brutling mit Milchsäure entmilbt - dem Brutling gegeben, wo sie zusammen mit dem Brutling entmilbt wird. Andernfalls wird die Fangwabe entsorgt. Dem mittels Fangwabe entmilbten Flugling wird - falls der Brutling nicht mit Milchsäure entmilbt werden soll - später eine Brutwabe (möglichst Drohnenwabe) kurz vor dem Verdeckeltwerden entnommen und dem Brutling als Fangwabe eingehängt. Nach dem Verdeckeln wird die Fangwabe entnommen und entsorgt.
Der Brutling kann nun mit dem Flugling wiedervereinigt werden oder wird als eigenständiges Volk weitergeführt. Dann allerdings muss man ihm sich eine neue Königin nachziehen lassen.
Da man nicht von jedem Volk auf diese Weise einen Ableger haben möchte und evtl nicht genügend Beuten zur Verfügung stehen, könnten die Brutlinge zu einem oder mehreren Sammelbrutlingen zusammengeführt werden. Sie müssten dann evtl mit ApiLifeVar oder Milchsäure entmilbt werden. Falls ein Sammelbrutling mit Fangwaben entmilbt werden soll, müsste man in jede Zarge eine Fangwabe hängen. (Ich glaube allerdings nicht, dass man einen hochvermilbten Sammelbrutling mit Fangwaben entmilben kann. Deshalb wird er wohl mit Säure oder Thymol entmilbt werden müssen.)
Diese Methode muss noch erst überprüft werden, bevor sie zur Nachahmung empfohlen werden kann. Bitte nur als Anregung für eigene Gedanken verstehen.
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