Evolutionstheorie - E-Brief-Diskussion mit einem Experten
von Hans-Joachim Heyer - Teil 1


9.6.2000, 11.02 Uhr: 06091102 Lieber Herr PD,

ich bin einer der Teilnehmer des "MT-Kreises" und möchte an dieser Stelle meine Fragen und meine Kritik am Vortrag von Prof. Dr. D. über die Evolutionstheorie vortragen.

Im Verlauf der Diskussion hatte ich die Position vertreten, daß Begriffe wie "Teleologie", "Zielstrebigkeit" und "Zweckmäßigkeit" keine wissenschaftlichen Begriffe seien. Sie müßten deshalb bei der Darstellung der Evolutionstheorie aus dem Vokabular gestrichen werden. Sie seien eher religiöse und philosophische Begriffe und gehörten zur Beschreibung von "Schöpfungsmythen". Aus diesem Grund fragte ich, ob denn die Ev.-Theorie ohne diese Begriffe überhaupt auskomme.

Die Antwort lautete am Schluß übereinstimmend: Ja, die Evolution ist nicht zielgerichtet; sie kennt keine Zwecke.

Nach dieser Klarstellung wollte ich zur Kritik kommen, aber es kam leider nicht mehr dazu. Deshalb möchte ich sie nun hier in schriftlicher Form vorbringen.

Die Evolutionstheorie ist eine naturwissenschaftliche Theorie. Das heißt: Sie ist eine Theorie, die die Existenz von Raum und Zeit voraussetzt. Sie ist eine Theorie, die ausschließlich in der Erscheinungswelt gilt, nicht in jenem "Bereich", der die Erscheinungswelt generell verursacht. Eine wissenschaftliche Theorie verlangt, daß die Kausalität sich stets ganz innerhalb der Erscheinungswelt bewegt: Jede Ursache für eine Erscheinung MUSS stets eine andere Erscheinung sein. Das System der Naturwissenschaft ist nicht in der Lage, die Erscheinungswelt zu verlassen. Sie kann nicht fragen, was Erscheinungen generell verursachen könnte.

Da ich jedoch genau diese Frage erörtern will, verlasse ich nun die Naturwissenschaft und ergreife das Handwerkzeug der Philosophie, um nichtwissenschaftlich, aber trotzdem klar und richtig dieselben Fragen zu beantworten versuche, die die Wissenschaft mit Hilfe der Evolutionstheorie zu beantworten versucht.

Mein Gedankengang ist folgender: Ich beginne mit dem naturwissenschaftlichen Modell und füge es ein in mein philosophisches und erweitere das wissenschaftliche Modell um meine philosophischen Einsichten.

Mein Gehirn ist eingebettet in eine rundum geschlossene Knochenkapsel: Es sieht nichts, hört nichts, riecht nichts. Es hat keinen direkten kontakt zur Außenwelt. Außer den Nervenbahnen von den Sinnesorganen zum Gehirn. Das Gehirn erhält ausschließlich Nervenimpulse, Informationen, sonst nichts! Das Gehirn weiß anfangs nicht einmal, wo diese Impulse herkommen; es hat nur diese Impulse und muß sie interpretieren. Es unterscheidet dann in fremdverursachte Impulse und selbstverursachte. Die fremdverursachten setzt sie in eine postulierte Außenwelt; sie selbstverursachten in eine postulierte Innenwelt. Es entsteht Innen und Außen. die Fremddaten, die in die Außenwelt projiziert werden, sollen geordnet dargestellt werden. Dazu erschafft das Gehirn einen Raum - das Schwarze, das wir mit geschlossenen Augen sehen. In diesen Raum projiziert das Gehirn die Fremddaten hinein als sichtbare Materiepunkte. Materie ist entstanden. Da die aktuellen Daten nie ganz mit der Projektion übereinstimmen, muß das Gehirn diese Materiepunkte durch den Raum bewegen. Es entsteht eine lineare Zeit. Innerhalb des Gehirns selbst gibt es eine zirkuläre Zeit, wo Prozesse in sich selbst zurücklaufen; die Kausalität geschlossene Kreise bildet und wo es demzufolge weder Vergangenheit, noch Zukunft gibt, sondern ausschließlich ein allgegenwärtiges (ewiges) Gebrodel zyklischer Aktivitäten.
Das Gehirn hat nun eine sog. "Kognitive Innen- und Außenwelt" geschaffen - einschließlich seiner selbst. Denn das materielle Gehirn ist auch nicht mehr, als eine Projektion in die kognitive Außenwelt. Doch wer oder was hat projiziert? Nicht das materielle Gehirn! Das ist auch bloß Erscheinung! - Ich sage: Die Seele ist die gesuchte generelle Ursache der Erscheinungswelt.
Die Seele hat sich aus Fremddaten eine plausible Erscheinungswelt erschaffen, einschließlich eines Bildes seiner selbst. Der Begriff "Seele" ist in diesem Szenarium der erste außerwissenschaftliche Begriff; die Kausalität zwischen Erscheinung und Nichterscheinung ist ein nichtwissenschaftlicher Kausalitätsbegriff. Seele und Kausalität sind philosophische Begriffe.

Was ist Wirklichkeit?

Nicht die Erscheinungswelt, sondern die Seele, die sich und das ihr Fremde erforscht und sich eine plausible kognitive Welt entwirft.
An dieser Stelle meiner Argumentation kommt in der Regel der sog. "Solipsismusvorwurf". Mit ihm ist gemeint, meine Theorie sei falsch! "Das ist ja Solipsismus!" heißt allgemein: "Das ist falsch!" oder "Das ist Unsinn!".
Bin ich ein Solipsist? - Ja und nein!
Ich bin keiner, weil ich glaube (so sieht momentan meine plausible kognitive Welt aus), daß es andere Seelen gibt. Ich bin einer, weil ich glaube, daß alle Seelen eingebettet sind in eine "Überseele", die ich "Gott" zu nennen mich nicht schäme.

Wenn ich Kontakt mit einem Menschen aufnehme, nimmt in Wahrheit meine Seele mit einer Fremdseele Kontakt auf. Und meine Seele kann nur die andere Seele "sehen", nicht deren kognitive Erscheinungswelt. Stimmen die Strukturen beider Seelen überein, erscheint das so, als ob 2 Menschen sich "objektiv" gegenüberstehen; stimmen die Seelen nicht überein, treten paranormale Phänomene auf. Man besuche zu diesem Zweck mal eine Irrenanstalt und verkehre mit nicht mittels Medikamenten lahmgelegten Schizophrenen. Als ich solche "Verrückten" besuchte, erlebte ich, daß ihre Seelen eine Art Druck auf meine Seele ausübten. Meine Seele wurde ständig mehr versucht, etwas in meine kognitive Außenwelt zu projizieren, das empirisch/wissenschaftlich nicht existierte, sondern in der Erscheinungswelt des Verrückten. Ich erlebte, daß sog. Geisteskrankheiten anstecken, wenn man sich nicht wehrt. Der normale Mensch kann nicht anders, als sich zu wehren. Er meidet Verrückte oder er kämpft gegen ihre Halluzinationen an: sein Bewußtsein unterdrückt die "Trugbilder".
Resultat: Wir leben in einem Gesellschaftstraum. Die Materie ist derselbe Stoff, aus dem unsere Träume sind! Eine objektive Außenwelt, in welcher eine Evolution wütet, gibt es nicht. Die Evolutionstheorie, sowie die Urknalltheorie, sind Theorien, mittels derer wir uns plausible kognitive Welten erschaffen. Die Evolution hat nicht wirklich stattgefunden; sie ist bloß ein Konstrukt, anhand dessen wir unsere Welt in den kognitiven Raum projizieren, bzw. abbilden. Unsere Erscheinungswelt ist eine Abbildung nach der Struktur, die wir mittels der Evolutionstheorie in unseren Seelen geschaffen haben.

Überprüfung meiner These:

Man ändere sein Paradigmensystem! Ich erinnere daran, daß der Vortrag Prof. Ds im Untertitel lautet: "Die Evolutionstheorie Darwins, ein Paradigma der Biologie". Wie wahr! Kuhn sagte in einer seiner Schriften, nach einem Paradigmenwechsel würde man in einer anderen Welt leben. Wie wahr. Man kann es jedoch nicht beweisen. Aber man kann es selber erleben. Leider gilt in heutiger Zeit das Beweisen mehr, als das selber erleben! Daraus resultiert, daß unser Gesellschaftstraum zum Albtraum entarten wird, und ich richtig tue, daß ich dieses Paradigma schnellstens durch ein besseres ersetze - was ich mit der Ausarbeitung und Praktizierung meiner Philosophie getan habe.

Dipl. Ing. (FH) Hans-Joachim Heyer


07081555 Frage zum Vortrag von Herrn Prof. B. zum Thema "Selbstorganisation" vom Donnerstag, den 6.07:

Spiegelt die Selbstorganisationstheorie die Natur wider oder ist sie - wie ich behaupte - bloß eine notwendige Konsequenz der wissenschaftlichen Methodik, nämlich der, mit ihren Fragen UND Antworten das System der Wissenschaft nicht zu verlassen (und damit Tautologien erzeugend) und außerdem für Erklärungen stets Mechanismen aufzuzeigen?

Wer ausschließlich einen Mechanismus als Erklärung akzeptiert, MUSS einen schöpferischen Willen ignorieren. Man stelle sich vor, ein Mensch realisiere seinen Willen und ein Naturwissenschaftler habe die Aufgabe, diese Tat wissenschaftlich zu untersuchen: Er wird keinen Willen finden können, weil er mit der wissenschaftlichen Methode ausschließlich Mechanismen suchen und finden kann. Auf diese Weise verfehlt der Wissenschaftler das Wesen des Untersuchten.

Wenn die Antworten aus derselben Ebene wie die Fragen stammen und das System mit ihnen nicht verlassen wird, entstehen Tautologien. D.h.: Alle Begriffe werden aufgelöst in einem Gebrodel aus gegenseitigen Bezügen und Abhängigkeiten, bis kein Mensch mehr in der Lage ist, im selbstgemachten Chaos auch nur irgend etwas zu erkennen. Fragen werden nicht mehr beantwortet, sondern im Chaos aufgelöst.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß sich die Naturwissenschaft stets auf der Ebene der Erscheinungen bewegt und sich nicht fragt, was Erscheinungen generell verursacht. D.h: Sie sucht die Naturkräfte und -gesetze auf derselben Ebene wie die Naturerscheinungen. Dadurch entstehen meiner Ansicht nach die o.g. Tautologien.

Weiteres in meiner "Kritik an der Evolutionstheorie" (Evolution.html), die ich in wenigen Tagen einreichen werde.

Wer versucht eine Antwort?

mit freundlichem Gruß
Hans-Joachim Heyer


07091603 Lieber Herr Heyer,

... Auf jeden Fall werde ich mich schon mal daran versuchen, zu Ihren Fragen Stellung zu nehmen:

>Frage zum Vortrag von Herrn Prof. B. zum Thema "Selbstorganisation" vom Donnerstag, den 6.07:
>
>Spiegelt die Selbstorganisationstheorie die Natur wider oder ist sie - wie ich behaupte - bloß eine notwendige Konsequenz der wissenschaftlichen Methodik, nämlich der, mit ihren Fragen UND Antworten das System der Wissenschaft nicht zu verlassen (und damit Tautologien erzeugend) und außerdem für Erklärungen stets Mechanismen aufzuzeigen?

Ich glaube, Herrn B. so verstanden zu haben, daß er keine explizite Theorie der Selbstorganisation kennt, die z.B. den Rang typischer physikalischer Theorien hat wie die Theorie der Relativität, der Quantentheorie oder auch die Theorie der Dynamischen Systeme, die er ja kurz angerissen hat.
Ich persönlich kenne auch keine solche Theorie; Hermann Haken behauptet ja in seinem Buch Synergetik, er habe eine solche, aber ich habe dieses Buch erstens noch nicht ganz gelesen und vor allem nicht ganz verstanden. Ich werde mich allerdings im Rahmen meiner Dissertation nochmal gezielt mit diesem Gegenstand auseinandersetzen müssen:
Eines scheint mir allerdings - auch nach Diskussion mit Kollegen, die fachlich deutlich versierter sind als ich und die sich mit Haken's Synergetik bereits auseinandergesetzt haben - sicher: das letzte Wort in Sachen Selbstorganisation im Sinne einer geschlossenen Theorie ist mit Sicherheit noch nicht gesprochen, auch nicht und vor allem nicht im Rahmen der wissenschaftlichen Methodik.

Zur Problematik, ob eine Theorie die Natur so widerspiegelt "wie sie ist " (sei es nun die "Selbstorgansiationstheorie" oder auch die Relativitätstheorie oder Quantentheorie, hat, wenn ich mich recht erinnere, der bekannte Physiker Eugene Wigner sinngemäß folgendes gesagt:

"Physik handelt nicht von der Realität, sondern von der Zusammenhängen von Ereignissen"

Ich denke mir, diese Aussage spiegelt eine Bescheidenheit wider, wie sie der Physik im besonderen und den Naturwissenschaften, wenn nicht sogar allen Wissenschaften im allgemeinen gut ansteht.

Ich glaube, es liegt in der Natur des Menschen, sich Fragen zu stellen über die Beobachtungen (also die Zusammenhänge zwischen Ereignissen) die er macht, und zu versuchen, allgemeine Prinzipien abzuleiten.
Die Wissenschaften haben dieses Wesen des Menschen institutionalisiert und wie jede Instititution sich selbst Regeln gegeben, die - berechtigt oder nicht - angesichts der immensen Flut an denkbaren Denkmodellen einen Rahmen und eine Stoßrichtung vorgeben, Kräfte konzentrieren und eine Kommunikation innerhalb der "Scientific Community" erleichtern.
Zweifellos werden hierdurch auch Dinge gezielt aus dem Wissenschaftsprozess ausgeschlossen, und zwar sind dies häufig sehr schwierige oder schwer zugängliche Fragestellungen. Die Wissenschaft macht sich so das Leben einfach und bezahlt dies mit einer Verengung ihrer Sicht. Die Scientific Community hat sich implizit darauf geeinigt, diesen Preis zu zahlen.
Ich halte dies insofern auch nicht für schlimm, da jeder halbwegs auf dem Boden der Tatsachen stehende Wissenschaftler auch eine Welt außerhalb der Wissenschaften nicht ableugnen wird und zweitens kein wissenschaftliches "Inquisitionsgericht" uns das private Nachdenken über Dinge außerhalb der wissenschaftlichen Konventionen verbietet.

Konflikte entstehen lediglich dadurch, wenn versucht wird, Dinge in die Wissenschaften selbst hineinzutragen, die mit dem impliziten Kodex der Methodik nicht vereinbar scheinen (ich sage bewußt "scheinen"). Dies ist, wie wenn man in einem Golfclub versucht, Fußballfelder auf dem Grün durchzusetzen (oder in einem Fußballclub Löcher mit Fahnen auf dem Rasen zu installieren). Gegen beide Sportarten ist nichts zu sagen, aber sie sind, was die Ressourcen-Nutzung angeht, einfach nicht kompatibel.

>Wer ausschließlich einen Mechanismus als Erklärung akzeptiert, MUSS einen schöpferischen Willen ignorieren. Man stelle sich vor, ein Mensch realisiere seinen Willen und ein Naturwissenschaftler habe die Aufgabe, diese Tat wissenschaftlich zu untersuchen: Er wird keinen Willen finden können, weil er mit der wissenschaftlichen Methode ausschließlich Mechanismen suchen und finden kann. Auf diese Weise verfehlt der Wissenschaftler das Wesen des Untersuchten.

Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Es gibt "Objekte" der realen Welt, die (noch) keiner bisher bekannten wissenschaftlichen Methode zugänglich sind.
Der Naturwissenschaftler kann versuchen, sich Modelle von diesen Objekten zu machen (das ist das was Naturwissenschaftler immer tun, ob sie es sagen oder sich auch nur dessen bewußt sind oder nicht). Die Aussagen, die er dann trifft, beziehen sich auf diese Modelle. Es ist die Hoffnung des Naturwissenschaftlers, daß die Aussagen über diese Modelle noch irgendetwas mit den Erfahrungen am "Realobjekt" zu tun haben. Scheitert das Unterfangen, so liegt es meist daran, daß die Modellbildung unzureichend war.

Ein seriöser Wissenschaftler sollte sich allerdings vor einem solchen Forschungsvorhaben die Frage stellen, ob er sich berechtigter Weise Hoffnungen auf eine Entsprechung der Ergebnisse mit der Realität machen kann, insbesondere wenn er dafür öffentliche Mittel verwendet. Aber hier sind wir im Bereich der Wissenschaftsethik und das ist ein weites Feld ...

>Wenn die Antworten aus derselben Ebene wie die Fragen stammen und das System mit ihnen nicht verlassen wird, entstehen Tautologien. D.h.: Alle Begriffe werden aufgelöst in einem Gebrodel aus gegenseitigen Bezügen und Abhängigkeiten, bis kein Mensch mehr in der Lage ist, im selbstgemachten Chaos auch nur irgend etwas zu erkennen. Fragen werden nicht mehr beantwortet, sondern im Chaos aufgelöst.

Ich bin nicht sicher, ob man dies so pessimistisch sehen soll. Wenn es alleiniger Zweck der Wissenschaften ist, hinter das letzte Geheimnis der Dinge zu kommen, so haben Sie vermutlich recht.
Aber ist es nicht so - und ich weiß nicht, ob Prof. B. das nicht auch zum Ausdruck gebracht hat - daß der Zweck der Wissenschaften auch wenn nicht sogar vornehmlich darin besteht, uns in der Erscheinungswelt besser zurechtzufinden, einen Teil der scheinbaren Willkür in Beziehungen und Gesetzmäßigkeiten zu verwandeln, damit wir der Erscheinungswelt nicht ganz so hilflos gegenüberstehen.

Um ein primitives Beispiel zu bringen: ist es nicht viel einfacher für ein Kleinkind, in einer Welt zu leben, in der man sich vornehmlich dann die Finger verbrennt, wenn man angeschaltete Herdplatten und brennende Grillkohlen anfaßt, als in einer Welt, in der es ab und zu ohne triftigen Grund furchtbar an der Hand schmerzt.
Wenn das Kind diesen Zusammenhang begriffen hat, so weiß es noch nicht, warum die Herdplatte heiß ist, es weiß nichts über die Thermodynamik und Oxidationsprozesse, es weiß nichts über die Neurophysiologie und erst recht nichts über das Wesen von Energie und Materie und letztlich ist es in seiner Erkenntnis der Wirklichkeit als solcher nicht näher gekommen. Und trotzdem ist die Welt manipulierbarer für das Kind geworden, der Schmerz an der Hand ist vom willkürlichen Schicksal zu einer vermeidbaren Erscheinung geworden.

Natürlich ist dieses einfache Beispiel nicht 1:1 auf z.B. die Suche nach neuen Elementarteilchen zu übertragen. Und doch läßt sich die Geschichte der Physik z.B. immer wieder auf die Momente zurückführen, in der Physikerinnen und Physiker eine bestimmte Willkür in den Beobachtungen nicht einfach hingenommen, sondern im Rahmen des Kodex der Scientific Community hinterfragt haben, neue Experimente angestellt, ganze Gedankengebäude abgerissen und neue erstellt haben, um der Willkür der Phänomene zu entkommen.

>Ich möchte bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß sich die Naturwissenschaft stets auf der Ebene der Erscheinungen bewegt und sich nicht fragt, was Erscheinungen generell verursacht. D.h: Sie sucht die Naturkräfte und -gesetze auf derselben Ebene wie die Naturerscheinungen. Dadurch entstehen meiner Ansicht nach die o.g. Tautologien.

Pessimistisch gesehen können Sie es Tautologien nennen, ein wissenschaftlicher Optimist würde es vielleicht als konsistente, abgeschlossene Theorien bezeichnen. Welche der Bezeichnungen eher zutrifft, liegt - so glaube ich - weniger an dem Gegenstand selbst, als an dem, was wir uns davon versprechen.

>Weiteres in meiner "Kritik an der Evolutionstheorie", die ich in wenigen Tagen einreichen werde.
>Wer versucht eine Antwort?

Ich habe mich ad hoc an einer Antwort versucht, ohne das Gesagte nochmal eingehend zu überprüfen. Ich glaube nicht, daß meine Anmerkungen besonders tiefgründig sind, aber vielleicht dienen sie ja als Ausgangs- und Reibungspunkte für weitere Diskussionen.

Herzliche Grüße
Ihr
PD



07091726
> Ich habe mich ad hoc an einer Antwort versucht, ohne das Gesagte nochmal eingehend zu überprüfen. Ich glaube nicht, daß meine Anmerkungen besonders tiefgründig sind, aber vielleicht dienen Sie ja als Ausgangs- und Reibungspunkte für weitere Diskussionen.
>
> Herzliche Grüße
> Ihr - PD


Lieber Herr D,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Mir ist nun klar geworden, daß durchaus vielen Wissenschaftlern die Grenzen ihres Welt- und Wissensmodells bekannt sind und daß sie als Menschen (nicht als Funktionäre) durchaus über diese Grenzen hinweg denken, wissen, fühlen, ja: leben. Ich selbst war ja als Ingenieur ziemlich tief in das funktionale Denken verstrickt, so tief, daß ich mich sogar jahrelang mit meinem empirischen Wissen über mich selbst zufriedengab. Ich wußte von mir nicht mehr, als die Naturwissenschaft mir hätte sagen können, so sehr glaubte ich an die Wissenschaft. Ich war also ein reiner Funktionär! Ich saß in der Falle! Erst die Entdeckung der Philosophie hat mich aus dieser Totenstarre gerettet.
Heute sehe ich die Wissenschaft als eine winzige Insel inmitten eines riesigen Ozeans an. Und auf dieser Insel leben Leute, die es gelernt haben, mit Methode von Strand und Meer wegzuschauen und zu sagen, die Insel sei unendlich groß; es gebe kein Meer. Einmal lebte ich auf dieser Insel, und ich bin glücklich, ihr entronnen zu sein. Mit der Entdeckung des Meeres habe ich die Freiheit gefunden, ja sogar viele andere Inseln. Ich lebe in einer wiederverzaubeten Welt.
Nun versuche ich herauszufinden, ob diejenigen Menschen der wissenschaftlichen Zunft, die die Grenzen der Wissenschaft kennen, auch diesen Zauber der Welt kennen, den ich entdeckt habe....

herzlichst
Ihr Hans-Joachim Heyer



07101239 Lieber Herr D,

im Anhang finden Sie meine "Kritik an der Evolutionstheorie". Es handelt sich hier um eine der in meiner Homepage veröffentlichten Arbeiten ("Evolution.html"), die ich mit Herrn Prof. Dr. J. durchgearbeitet und nun nach seinen Empfehlungen verbessert habe. Vielleicht möchten Sie sie sich durchlesen und mir Ihre Meinung dazu mitteilen.
Inwiefern ich Ihre Anregungen der letzen E-Mail in diesem Aufsatz berücksichtigen kann, ist mir noch nicht ganz klar. Vielleicht haben Sie dazu eine Idee.

mit freundlichem Gruß
Ihr Hans-Joachim Heyer


07102111 Lieber Herr Heyer,

> im Anhang finden Sie meine "Kritik an der Evolutionstheorie". Es handelt sich hier um eine der in meiner >Homepage veröffentlichten Arbeiten ("Evolution"), die ich mit Herrn Jäger durchgearbeitet und nun nach seinen Empfehlungen verbessert habe. Vielleicht möchten Sie sie sich durchlesen und mir Ihre Meinung dazu mitteilen.

Tue ich gerne. Ich möchte gerne auf einige mir zentral erscheinende Punkte eingehen:

In Abschnitt 3. schreiben Sie

"Wie kann eine Theorie, die empirisch und experimentell - ich denke hier an die Genforschung - dermaßen abgesichert ist, infrage gestellt werden? Und ist es überhaupt sinnvoll, dies zu tun?
Nun, daß es sinnvoll ist, liegt auf der Hand. Ohne diese Theorie infrage zu stellen, können wir gar nicht über sie nachdenken. Man prüfe sich selbst:
Jede Frage zur Evolutionstheorie stellt diese auch gleichzeitig in Frage, selbst dann, wenn man die Theorie nur begreifen möchte. Ein Standpunkt außerhalb des naturwissenschaftlichen Modells ist also unumgänglich, wenn man erfolgreich Naturwissenschaft betreiben will."

In einem Punkt gebe ich Ihnen völlig recht: man muß eine Theorie in Frage stellen, wenn man sie begreifen möchte. Aber ich glaube, Sie haben hier stillschweigend Evolutionstheorie=Naturwissenschaft gesetzt. Kann man denn die Evolutionstheorie nicht auch aus naturwissenschaftlicher Sicht hinterfragen? Sie schreiben, dies sei kaum erfolgsversprechend, aber warum denn nicht? Sie waren bisher nicht erfolgreich, das heißt aber doch nicht automatisch, daß sie nicht erfolgsversprechend sind. Und wenn man eine Theorie hinterfragt, muß man dann nicht auch faiererweise in Betracht ziehen, daß auch etwas Wahres daran sein könnte (was immer das ist)?

"Darwins Theorie hat ihre Gültigkeit ausschließlich in dem Bereich (Rahmen!), aus dem sie ihr Datenmaterial bezogen hat: in der Welt der Sinne, in der Erscheinungswelt - an Platons Höhlenwand."

Wer von uns behauptet denn etwas anderes. In den Naturwissenschaften beschäftigen wir uns ausschließlich mit den Schatten an der Höhlenwand. Das, was Sie da sagen, ist meines Erachtens das, was Eugene Wigner mit der "Beziehung zwischen den Ereignissen" meinte.

Das Beispiel mit dem Filmprojektor gefällt mir außerordentlich gut! An ihm kann ich, glaube ich, sehr schön meine Sicht der Dinge darlegen:
Sie schreiben: "Antwort der empirischen Wissenschaft: der Sonnenstrahl!" Ich werde versuchen, zu argumentieren, was die Wissenschaftler damit meinen: Sie bilden sich eine Theorie (mit einigen stillschweigenden Voraussetzungen, wie der, daß der Lichtfleck dem Regisseur egal war), nach der man genausogut den Film ohne den Lichtfleck hätte drehen können. Was den Film mit dem Lichtfleck von dem hypothetischen Film ohne den Lichtfleck unterscheidet, ist der Sonnenstrahl. (Wobei man aufpassen muß, denn der Sonnenstrahl selbst sollte dann auch im Film zu sehen sein, aber bei einem staubigen Western ist das durchaus möglich). Vielleicht gibt es auch eine ähnliche Szene bei gleicher Einstellung, aber zu einer anderen Tageszeit, wo der Lichtstrahl - und (ich sage: deshalb) der Lichtfleck auch nicht da ist.
Es ist die Beziehung zwischen den Ereignissen "Bild des Sonnenstrahls auf der Kino-Leinwand" und "Bild des Lichtflecks auf der Kino-Leinwand", was die empirischen Wissenschaften umtreibt!

Weiterhin schreiben Sie:
"Ginge man davon aus, die Evolution habe sich in kausalen, sich verzweigenden Ketten vollzogen (Baum-Muster), sind die Konstanten wie Raum und Zeit, Lichtgeschwindigkeit, chem. Elemente, Atome usw. unerklärlich, denn auch deren Existenz müßten dann der Evolution unterworfen sein. Die gegenwärtige Evolutionstheorie macht die stillschweigende Voraussetzung eines unveränderlichen Rahmens, innerhalb dessen dann die Evolution sich abspielt. Das ist unlogisch."

Sie gehen hierbei stillschweigend davon aus, daß die Evolutionstheorie als Theorie für alles und nicht nur als biologische Theorie gebraucht wird.
Diese Meinung ist aber zumindest nicht durchgängig. Sie sagen, die Voraussetzung sei unlogisch. Ich weiß nicht, ob eine Voraussetzung unlogisch sein kann ...

"Sie wäre dann bloß eine Rückrechnung nach heutigen Gesetzen, eine Projektion also und würde keinesfalls das tatsächliche Geschehen wiederspiegeln."

Das ist jede heutige Theorie. Ein Professor, bei dem ich eine Physik-Vorlesung gehört habe, hat dies einmal in einer seiner Vorlesungen sehr schön gesagt: "Ich behaupte, die Welt ist wie sie ist vor 5 Minuten erschaffen worden mit all unseren Erinnerungen - und nun beweisen Sie mir das Gegenteil!".

Den Satz, daß die alles übergreifenden Naturgesetze ein BEWEIS für die Vernetzung aller Dinge sind, habe ich - offengesagt - nicht ganz verstanden.
Aber es geht in die Richtung, die der Physik-Nobelpreisträger Richard P. Feynman angedeutet hat: "Die Natur webt nur mit den allerlängsten Fäden".

Sie sagen, das Denken in Bäumchen-Mustern sei falsch: Ich behaupte (etwas provozierend): kein Denkmuster ist per se falsch; es kann nur sein, daß man mit ihm nicht zu dem gewünschten Ergebnis kommt, daß das Denkmuster also nicht zweckmäßig ist. Bevor wir ein Denkmuster für tauglich oder untauglich erklären, müssen wir sagen, /wofür/ es tauglich oder untauglich ist.

"Ob Darwins genealogischer Stammbaum und die Urknalltheorie das wirkliche Geschehen widerspiegeln oder ob sie bloß das Produkt einer Methode sind, kann die empirische Naturwissenschaft nicht klären; das kann nur die Philosophie."

Wieso sollte die Philosophie das können. Ist das Unwissen über die Dinge jenseits der Erscheinungswelt nicht vielmehr eine Eigenschaft des Menschen.
Wieso sollten wir durch die Philosophie mehr über die "wirklichen" Dinge vor Platons Höhle erfahren? All das, was Sie über Bild und Wirklichkeit in Bezug auf die Naturwissenschaften gesagt haben, gilt das nicht auch im gleichen Maße für die Philosophie? Oder - um konkreter zu werden: welche Methode der Philosophie reicht denn in ihrer Mächtigkeit über die der Naturwissenschaften qualitativ so stark hinaus?
Ich weiß, ich frage ein wenig provokant; aber wenn man definitive Aussagen über die Erreichbarkeit bzw. nicht-Erreichbarkeit von Erkenntnis durch bestimmte Methoden macht, dann muß man eine stichhaltige Begründung vorlegen.

Zu f) Ist das Universum holistisch: Ich weiß nicht, wie es sich mit dem Bewußtsein der Umgebung des Menschen verhält; dafür ist meiner Ansicht nach der Begriff einfach nicht genügend geklärt. Aber wie dem auch immer sei: ich sehe nicht, weshalb die Frage nach dem Bewußtsein so stark mit der Frage nach der Lichtgeschwindigkeit verknüpft sein soll. Wenn ich das Gehirn, wie es die Anatomie sagt, als gegeben betrachte und behaupte, es würde in irgendeiner Weise Bewußtsein produzieren (darüber kann man streiten, aber das ist hier nicht der Punkt), dann spielt die Übertragungsgeschwindigkeit von Neuron zu Neuron doch auch keine besondere Rolle in dieser Überlegung.

Mit physikalischen Aussagen wie der, daß nach Einstein der Raum bei Lichtgeschwindigkeit zu Null werde, sollte man übrigens vorsichtig sein. Ich kann mir kaum vorstellen, daß er es so gesagt hat. Ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet die so viel gescholtene Naturwissenschaft immer wieder als Zeuge für die viel mächtigere Philosophie herangezogen wird, insbesondere häufig da, wo eine (sehr harmlos gesagt:) stark verkürzte Aussage von Relevanz zu sein scheint. Wie stark verkürzt die obige Aussage ist, können Sie daran feststellen, daß man ja durchaus annimmt, die Lichtteilchen würden im Vakuum Lichtgeschwindigkeit annehmen. Niemand in der Physik schließt daraus, daß der Raum nicht existiert. Wenn wir die Physik für unsere Argumentationen heranziehen, finde ich, sind wir ihr es in gewisser Weise schuldig, daß wir sie nicht unkenntlich werden lassen - oder, um sinngemäß mit Einstein zu sprechen: "Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher".

Ähnliches gilt auch für die Quantenmechanik. Sie beziehen sich auf die Materiewellen als der "holistischen" Variante der Physik. Man muß sich jedoch bewußt sein, daß - wissenschaftshistorisch gesehen - die Materiewellen im wahrsten Sinne des Wortes Menschenwerk sind, genaugenommen das Werk eines Herrn DeBroglie. Daß Schrödinger für diese postulierten Wellen, die niemand direkt beobachtet hatte, eine Wellengleichung fand, ist phantastisch! Und zwar vor allem deshalb, wie ich finde, weil sie den Teilchenaspekt der Materie, den wir wahrnehmen und messen können, trotz ihrer Einfachheit außerordentlich gut beschrieb. Das ist die Faszination, die für mich von der Naturwissenschaftlichen Methode ausgeht. Ich bin übrigens nicht der Meinung, daß in Sachen der Quantenmechanik mit der Kopenhagener Deutung das letzte Wort schon gesprochen ist, sondern daß /innerhalb/ der Naturwissenschaften noch viele unentdeckte ästhetische Theorien auf ihre Entdeckung warten.

zu g) Ich kann der Argumentation nicht ganz folgen, nachdem alle Moleküle der Ursuppe als Verursacher der ersten Zelle gesehen werden können. Gewiß, ich bin frei, dies zu tun, aber ist es denn für mein Verständnis wirklich hilfreich, ein am Grunde befindliches Molybdän-Atom, das nie in ein biologisches Makromolekül eingebaut war, noch katalytisch an seiner Entstehung mitwirkte, als mit-Verursacher anzusehen? Oder ein Makromolekül, das - aus welchem Grunde auch immer - seine Selbstreplikation plötzlich für alle Zeiten eingestellt hat und im Sediment versunken ist?
Natürlich kann ich sie als Mitverursacher sehen, aber ist das nicht dasselbe, als wenn ich die von links nach rechts laufende schwarze Katze mit einem angebrannten Kartoffelauflauf kausal in Verbindung bringe?
Wenn wir von den sich nicht reproduzierenden Individuen als Eltern sprechen, müssen wir dann nicht den Begriff Eltern neu definieren und was bleibt von seiner umgangssprachlichen Bedeutung noch übrig. Kann ich dann Leonard Bernstein als einen "Vater" von mir auffassen (ich bin meines Wissens nicht in direkter Linie mit ihm verwandt, noch sein Schüler oder ähnliches).

Und natürlich haben Sie recht: Jede Selektion ist eine Einengung der Variationsbreite, und diese kann sehr wohl in eine Sackgasse führen. Ich habe das sehr häufig in den Computer-Evolutionsmodellen für meine Dissertation beobachtet.
Aber schließlich ist die Welt auch um die Dinosaurier und die Dronte ärmer geworden, um letztere vor nicht allzulanger Zeit. Ich sehe nicht, wo die hier die Kritik ansetzt.

Wenn es darum geht, dem Sozialdarwinismus in seiner schlimmsten Form entgegenzutreten, so ist es, glaube ich, nicht nötig, auf die Wichtigkeit der "Schwachen" hinzuweisen. Sondern ich möchte auf Dawkins "Das egoistische Gen" verweisen. Richard Dawkins gilt als /der/ Erz-Evolutionist. Aber ich habe nirgendwo ein schöneres Plädoyer für Menschlichkeit und das "Über-seinen-genetischen-Schatten-Springen" gelesen, als dort. Gerade, weil er ein Erz-Evolutionist ist.

Ich weiß nicht, ob meine Einwände von der Sorte sind, daß man etwas damit anfangen kann. Sollte dem so sein, freut es mich.

Herzliche Grüße
Ihr PD



07111112 Lieber Herr D,
vielen Dank für Ihre Mühe und Geduld, die Sie für meine Aufsätze aufgebracht haben. Als Gegenleistung werde ich mich bemühen, mit aller Kraft konstruktiv zu bleiben, damit die Diskussion für beide Seiten interessant bleibt. Sollte unsere Diskussion Sie langweilen - dann machen wir einfach Schluß damit!
Abgemacht?

mit freundlichem Gruß
Ihr Hans-Joachim Heyer

Unsere Diskussion:

> In einem Punkt gebe ich Ihnen völlig recht: man muß eine Theorie in Frage stellen, wenn man sie begreifen möchte. Aber ich glaube, Sie haben hier stillschweigend Evolutionstheorie=Naturwissenschaft gesetzt. Kann man denn die Evolutionstheorie nicht auch aus naturwissenschaftlicher Sicht hinterfragen?

Kann man schon. Das Ergebnis wird dann jedoch bloß eine bessere Passung der Evolutionstheorie in das naturwissenschaftliche Gesamtsystem sein. Ich verstehe unter "Hinterfragen" eine Betrachtung aus Distanz - was eine systemimmanente Hinterfragung nicht leistet.

> Sie schreiben, dies sei kaum erfolgsversprechend, aber warum denn nicht? Sie waren bisher nicht erfolgreich, das heißt aber doch nicht automatisch, daß sie nicht erfolgsversprechend sind. Und wenn man eine Theorie hinterfragt, muß man dann nicht auch fairerweise in Betracht ziehen, daß auch etwas Wahres daran sein könnte (was immer das ist)?

Ein systemimmanentes Hinterfragen der Evolutionstheorie stellt die Grenzen der Naturwissenschaft generell nicht in Frage. Da die Evolutionstheorie eine Großtheorie ist, die alle anderen Theorien dominiert und zu Teiltheorien degradiert, kann eine sinnvolle Kritik an ihr nur von außerhalb der Naturwissenschaft geschehen. Das Ergebnis meiner Kritik ist nicht etwa ein Nachweis ihrer Falschheit, sondern der Nachweis ihrer Bedingtheit. Die Evolution ist kein Spiegel der Wirklichkeit, sondern ein Spiegel unserer perspektivischen Anschauung der Wirklichkeit. Sie betrifft die Erscheinungswelt (für uns), nicht die Welt an sich (das Subjekt).
>
> "Darwins Theorie hat ihre Gültigkeit ausschließlich in dem Bereich (Rahmen!), aus dem sie ihr Datenmaterial bezogen hat: in der Welt der Sinne, in der Erscheinungswelt - an Platons Höhlenwand."
>
> Wer von uns behauptet denn etwas anderes?

Nun, direkt auf die Problematik angesprochen, sagen nur wenige Wissenschaftler etwas Anderes, aber in ihrer normalen Denkhaltung und Arbeitspraxis gehen die allermeisten davon aus, nicht mit Schatten, sondern mit "Dingen an sich" zu tun zu haben. Fast jeder Wissenschaftler geht davon aus, daß wir "vom Affen abstammen" und wird es eher lächerlich finden, zu glauben, wir seien von einer höchsten Seele geschaffene ewige Seelen, die sich im Selbsterkenntnisprozeß kognitive Körper, -Gehirne und eine kognitive Umwelt als "plausible Außenwelt" geschaffen haben.

> In den Naturwissenschaften beschäftigen wir uns ausschließlich mit den Schatten an der Höhlenwand. Das, was Sie da sagen, ist meines Erachtens das, was Eugene Wigner mit der "Beziehung zwischen den Ereignissen" meinte.

Ich weiß nicht, was Wigner hier meinte, aber aus dem von Ihnen Angeführten schließe ich, daß Wigner den Geist in der Erscheinungswelt sucht, indem er ihn mit "Beziehungen zwischen Ereignissen" gleichsetzt?

> Es ist die Beziehung zwischen den Ereignissen "Bild des Sonnenstrahls auf der Kino-Leinwand" und "Bild des Lichtflecks auf der Kino-Leinwand", was die empirischen Wissenschaften umtreibt!

Sie spielen wieder auf die "Beziehungen zwischen Ereignisen" an? - Wie weit kommt man denn damit? Ereignisse sind doch schon Interpretationen, nicht die "Ereignisse an sich". Um die Wirklichkeit der Welt und unser selbst zu ergründen, müssen wir erforschen, inwiefern wir unsere Außenwelt (und Innenwelt) interpretativ verändern. Danach können wir erahnen, wie die Welt ohne Interpretation SEIN (nicht: erscheinen) könnte. Ich selbst habe ja die "Wiederverzauberung der Welt" auf meine Fahne geschrieben, was bedeutet, daß ich meinen internen Interpretationsapparat (entsprechend meines Mythos) verändere. Darauf hin erlebe ich andere Ereignisse, zwischen denen ich Beziehungen erforschen kann. Ich entdecke also neue empirische Wissenschaften! Da ich jedoch die empirischen Wissenschaften generell (von meinem philosophischen Standpunkt aus) hinterfragte, erkannte ich, daß jede empirische Wissenschaft zu einer Art Inselleben führt, bei dem man das Meer nicht zu sehen vermag, weil man den Blick vom Strand (methodisch) abwendet.
Ich mache nur noch wenig empirische Arbeit. Ich versuche nur noch herauszufinden, welcher internen THEORIE ich diese oder jene Erfahrung verdanke, und dann arbeite ich nicht an meiner empirischen Welt, sondern an meiner Theorie. Das ist, glaube ich, mein wesentlicher Unterschied zum Dasein als Wissenschaftler.

Frage an Sie als Programmierer eines "Weltsimulationsprogramms": Was ist erfolgversprechender: Das Geschehen auf dem Monitor beobachten und Schlüsse daraus ziehen oder das Geschehen auf dem Monitor beobachten, Schlüsse daraus zu ziehen und das Programm zu verändern? - Zweifelsohne Letzteres. Meiner Meinung nach sind viele Wissenschaftler allzu praktisch, empirisch orientiert und benutzen ihre Theorien als Datensätze, anstatt ihre Theorien zu leben. Dazu müssen die Theorien allerdings sehr tief in den eigenen Geist eindringen; man muß sich ihnen mit Haut und Haar aussetzen, bis das Wunder geschieht und diese Theorien zu Aprioris für Wahrnehmung werden. Das ist mein Projekt.
>
> Weiterhin schreiben Sie:
> "Ginge man davon aus, die Evolution habe sich in kausalen, sich verzweigenden Ketten vollzogen (Baum-Muster), sind die Konstanten wie Raum und Zeit, Lichtgeschwindigkeit, chem. Elemente, Atome usw. unerklärlich, denn auch deren Existenz müßten dann der Evolution unterworfen sein. Die gegenwärtige Evolutionstheorie macht die stillschweigende Voraussetzung eines unveränderlichen Rahmens, innerhalb dessen dann die Evolution sich abspielt. Das ist unlogisch."
>
> Sie gehen hierbei stillschweigend davon aus, daß die Evolutionstheorie als Theorie für alles und nicht nur als biologische Theorie gebraucht wird.

Nicht stillschweigend. Aber ansonsten stimme ich Ihrer Analyse zu.

> Diese Meinung ist aber zumindest nicht durchgängig. Sie sagen, die Voraussetzung sei unlogisch. Ich weiß nicht, ob eine Voraussetzung unlogisch sein kann ...

Eine Theorie, die ihre Voraussetzungen in sich hineinnimmt, macht diese zu Variablen. Damit ist es keine wissenschaftliche Theorie mehr, sondern ein lebendiges System. Es hat dann keine funktionalen Eigenschaften mehr - ist nicht mehr logisch. Man kann mit einer solchen Theorie nichts mehr bestimmen.
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> "Sie wäre dann bloß eine Rückrechnung nach heutigen Gesetzen, eine Projektion also und würde keinesfalls das tatsächliche Geschehen widerspiegeln."
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> Das ist jede heutige Theorie. Ein Professor, bei dem ich eine Physik-Vorlesung gehört habe, hat dies einmal in einer seiner Vorlesungen sehr schön gesagt: "Ich behaupte, die Welt ist wie sie ist vor 5 Minuten erschaffen worden mit all unseren Erinnerungen - und nun beweisen Sie mir das Gegenteil!".
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Und welche Konsequenz hat diese Einsicht? Ich behaupte, die Welt ist noch nicht einmal 5 Minuten alt, sondern existiert ausschließlich in der (ewigen) Gegenwart. Um wirklich die Konsequenz dieser Einsicht genießen zu können, mußte ich mein empirisch/wissenschaftliches Weltbild transzendieren.

> Den Satz, daß die alles übergreifenden Naturgesetze ein BEWEIS für die Vernetzung aller Dinge sind, habe ich - offengesagt - nicht ganz verstanden. Aber es geht in die Richtung, die der Physik-Nobelpreisträger Richard P. Feynman angedeutet hat: "Die Natur webt nur mit den allerlängsten Fäden".

Da die Wissenschaft einen materialistischen Monismus vertritt, muß sie die Naturgesetzte in dieselbe Ebene holen, in welcher sich die Materie aufhält: in die Erscheinungswelt. Auch der Ort im Raum von einem Materieteilchen muß demnach eine materielle Eigenschaft sein. Und Naturgesetze müssen Aufsummierungen individuellen Verhaltens von Teilchen sein. Wenn man die Sache so sieht, stellt sich natürlich die Frage, warum die Naturgesetze allgemeingültig sind und man wird zur Erkenntnis geführt, daß es doch etwas Allesübergreifendes geben müsse, das diese Allgemeinheit hergestellt hat.
Die Wissenschaft stellt diese Allgemeinheit her, indem sie einen gemeinsamen Ursprung alles Seienden in einem Urknall postuliert. Da ich die Vergangenheit ablehne, sehe ich den Ursprung nicht in einem früheren Punkt, sondern in der heutigen Allheit des Seelischen.
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> Sie sagen, das Denken in Bäumchen-Mustern sei falsch: Ich behaupte (etwas provozierend): kein Denkmuster ist per se falsch; es kann nur sein, daß man mit ihm nicht zu dem gewünschten Ergebnis kommt, daß das Denkmuster also nicht zweckmäßig ist. Bevor wir ein Denkmuster für tauglich oder untauglich erklären, müssen wir sagen, /wofür/ es tauglich oder untauglich ist.

Zustimmung! Es ist nicht falsch, sondern Ursache der Welt, in der wir leben. Die Erscheinungwelt entspringt der Gewohnheit, in Bäumchenmustern zu denken.
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> "Ob Darwins genealogischer Stammbaum und die Urknalltheorie das wirkliche Geschehen widerspiegeln oder ob sie bloß das Produkt einer Methode sind, kann die empirische Naturwissenschaft nicht klären; das kann nur die Philosophie."
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> Wieso sollte die Philosophie das können. Ist das Unwissen über die Dinge jenseits der Erscheinungswelt nicht vielmehr eine Eigenschaft des Menschen.
> Wieso sollten wir durch die Philosophie mehr über die "wirklichen" Dinge vor Platons Höhle erfahren? All das, was Sie über Bild und Wirklichkeit in Bezug auf die Naturwissenschaften gesagt haben, gilt das nicht auch im gleichen Maße für die Philosophie? Oder - um konkreter zu werden: welche Methode der Philosophie reicht denn in ihrer Mächtigkeit über die der Naturwissenschaften qualitativ so stark hinaus?
> Ich weiß, ich frage ein wenig provokant; aber wenn man definitive Aussagen über die Erreichbarkeit bzw. nicht-Erreichbarkeit von Erkenntnis durch bestimmte Methoden macht, dann muß man eine stichhaltige Begründung vorlegen.

Ich denke, ich habe den Unterschied zwischen Philosophie (wie ich sie verstehe) und Wissenschaft (als Methode) schon klargemacht. Dem Wissenschaftler geht es um die Außenwelt; dem Philosophen um seine Innenwelt, die seine Außenwelt projiziert. Der Wissenschaftler arbeitet nicht an sich selbst; sondern will derjenige, der er ist, bleiben, und will die Außenwelt verändern. Daß er dann - nichtintendiert (!!!) von der veränderten Außenwelt verändert wird, nimmt er in Kauf. Der Philosoph lehnt solche nichtintendieren Prägungen seines eigenen Geistes ab. Er versucht deshalb, bewußt an sich selbst zu arbeiten. Er kennt die Subjekt-Objekt-Beziehung und arbeitet am Subjekt, um das Objekt zu verändern. Der Wissenschaftler lehnt das Subjekt ab, arbeitet am Objekt und WIRD am Subjekt unbewußt verändert.

> Zu f) Ist das Universum holistisch: Ich weiß nicht, wie es sich mit dem Bewußtsein der Umgebung des Menschen verhält; dafür ist meiner Ansicht nach der Begriff einfach nicht genügend geklärt. Aber wie dem auch immer sei: ich sehe nicht, weshalb die Frage nach dem Bewußtsein so stark mit der Frage nach der Lichtgeschwindigkeit verknüpft sein soll. Wenn ich das Gehirn, wie es die Anatomie sagt, als gegeben betrachte und behaupte, es würde in irgendeiner Weise Bewußtsein produzieren (darüber kann man streiten, aber das ist hier nicht der Punkt), dann spielt die Übertragungsgeschwindigkeit von Neuron zu Neuron doch auch keine besondere Rolle in dieser Überlegung.

Bewußtsein gibt es meiner Ansicht nach nur in holistischen Systemen, also in der "Allgegenwart", in welcher es keine Hindernisse gibt. Das Gesamtuniversum kann nur dann NICHT Gottes Seele oder Geist sein, wenn die Beschränkung durch die Lichtgeschwindigkeit besteht. Durch diese Begrenzung wird das ganze System dermaßen lahm und unzusammenhängend, daß sich tatsächlich Teilsysteme herausbilden könnten, die dann lokale Intelligenz bilden. So sieht's ja auch die Wissenschaft.
Ich aber habe die zerrissene und Welt mit lokaler Intelligenz als Erscheinungswelt erkannt, hinter der eine globale Intelligenz (Filmprojektor...) die Fäden zieht. Diese globale Intelligenz bildet in sich das gesamte Universum als Erscheinungswelt ab. Lichtgeschwindigkeit gibt es nur in der Erscheinungswelt, nicht bei diesem Abbildungsprozeß.
Da neuronale Prozesse in begrenzter Geschwindigkeit ablaufen, weiß ich, daß sie sie Erscheinung sind und nicht die kognitive Erscheinungswelt hervorrufen.
>
> Mit physikalischen Aussagen wie der, daß nach Einstein der Raum bei Lichtgeschwindigkeit zu Null werde, sollte man übrigens vorsichtig sein. Ich kann mir kaum vorstellen, daß er es so gesagt hat. Ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet die so viel gescholtene Naturwissenschaft immer wieder als Zeuge für die viel mächtigere Philosophie herangezogen wird,

Ich machs ja gerade umgekehrt: Ich will Wissenschasft und Philosophie in ein Ganzes einbinden. Als Einstein sich vorstellte, auf einem Lichtstrahl zu reiten, hat er philosophiert und die Wissenschaft verlassen, denn er bereicherte die Wissenschaft ja gerade durch die Erkenntnis, daß Materie NICHT mit Lichtgeschwindigkeit fliegen könne (ihre Masse würde dann unendlich).
Also: Entweder wird das kleinste Masseteilchen so groß wie das Universum (wenn ein Teilchen mit LG fliegt) oder das Universum wird zu Null, wenn ein masseloses Photon durch das materielle Universum fliegt. Das sind zwei Sprachen für Einunddasselbe: Standpunktwechsel. Ich verlege diese Szenarien, bzw. Standpunkte in meine Seele hinein: in das Schwarze, das ich mit geschlossenen Augen sehe. In diesem kognitiven, von meiner Seele (nicht materiellen Gehirn) erzeugten Raum, finden diese Szenarien statt...

> insbesondere häufig da, wo eine (sehr harmlos gesagt:) stark verkürzte Aussage von Relevanz zu sein scheint. Wie stark verkürzt die obige Aussage ist, können Sie daran feststellen, daß man ja durchaus annimmt, die Lichtteilchen würden im Vakuum Lichtgeschwindigkeit annehmen. Niemand in der Physik schließt daraus, daß der Raum nicht existiert.

Hier verstehe ich nicht, was Sie meinen und worauf Sie hinauswollen.

> Wenn wir die Physik für unsere Argumentationen heranziehen, finde ich, sind wir ihr es in gewisser Weise schuldig, daß wir sie nicht unkenntlich werden lassen - oder, um sinngemäß mit Einstein zu sprechen: "Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher".
>
> Ähnliches gilt auch für die Quantenmechanik. Sie beziehen sich auf die Materiewellen als der "holistischen" Variante der Physik. Man muß sich jedoch bewußt sein, daß - wissenschaftshistorisch gesehen - die Materiewellen im wahrsten Sinne des Wortes Menschenwerk sind, genaugenommen das Werk eines Herrn DeBroglie. Daß Schrödinger für diese postulierten Wellen, die niemand direkt beobachtet hatte, eine Wellengleichung fand, ist phantastisch! Und zwar vor allem deshalb, wie ich finde, weil sie den Teilchenaspekt der Materie, den wir wahrnehmen und messen können, trotz ihrer Einfachheit außerordentlich gut beschrieb. Das ist die Faszination, die für mich von der Naturwissenschaftlichen Methode ausgeht. Ich bin übrigens nicht der Meinung, daß in Sachen der Quantenmechanik mit der Kopenhagener Deutung das letzte Wort schon gesprochen ist, sondern daß /innerhalb/ der Naturwissenschaften noch viele unentdeckte ästhetische Theorien auf ihre Entdeckung warten.

Zustimmung!
>
> zu g) Ich kann der Argumentation nicht ganz folgen, nachdem alle Moleküle der Ursuppe als Verursacher der ersten Zelle gesehen werden können.

Das Einzelne wird von Allem bestimmt. Ich werde in einer anderen E-Mail genauer auf dieses Thema eingehen. Inzwischen ist diese E-Mail so lang, daß ich Angst bekomme, durch einen Mißgriff alles zu löschen. Darum schicke ich erst mal alles ab.
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> Und natürlich haben Sie recht: Jede Selektion ist eine Einengung der Variationsbreite, und diese kann sehr wohl in eine Sackgasse führen. Ich habe das sehr häufig in den Computer-Evolutionsmodellen für meine Dissertation beobachtet.
> Aber schließlich ist die Welt auch um die Dinosaurier und die Dronte ärmer geworden, um letztere vor nicht allzulanger Zeit. Ich sehe nicht, wo die hier die Kritik ansetzt.
>
> Wenn es darum geht, dem Sozialdarwinismus in seiner schlimmsten Form entgegenzutreten, so ist es, glaube ich, nicht nötig, auf die Wichtigkeit der "Schwachen" hinzuweisen. Sondern ich möchte auf Dawkins "Das egoistische Gen" verweisen. Richard Dawkins gilt als /der/ Erz-Evolutionist. Aber ich habe nirgendwo ein schöneres Plädoyer für Menschlichkeit und das "Über-seinen-genetischen-Schatten-Springen" gelesen, als dort. Gerade, weil er ein Erz-Evolutionist ist.
>
> Ich weiß nicht, ob meine Einwände von der Sorte sind, daß man etwas damit anfangen kann. Sollte dem so sein, freut es mich.
>
> Herzliche Grüße
> Ihr PD



07111451
> zu g) Ich kann der Argumentation nicht ganz folgen, nachdem alle Moleküle der Ursuppe als Verursacher der ersten Zelle gesehen werden können. Gewiß, ich bin frei, dies zu tun, aber ist es denn für mein Verständnis wirklich hilfreich, ein am Grunde befindliches Molybdän-Atom, das nie in ein biologisches Makromolekül eingebaut war, noch katalytisch an seiner Entstehung mitwirkte, als mit-Verursacher anzusehen

Ich habe erkannt, daß nicht Erscheinungen Erscheinungen verursachen, sondern ein den Erscheinungen generell Zugrundeliegendes, das ich Seele (oder als größte Seele Gott) nenne. Dieses ist ein intelligentes, zusammenhängendes Ganzes (in der Allgegenwart), das die gesamte Erscheinungwelt hervorruft. Es ist nach einem der Erscheinungswelt komplementären Prinzip organisiert, ähnlich dem komplementären Zusammenhang zwischen Programm und dessen "Erscheinungen" auf dem Bildschirm. Auf dem Bildschirm gibt es Bewegungen in Raum und Zeit; im Programm nur "Theoriestrukturen" und theorieabhängige Variablen und Konstanten (die Daten) in zyklischer Zeit (Programmschleifen).
Die Anschauung auf dem Bildschirm zeigt NICHT das Programm, sondern was das Programm "meint" oder "will" - in linearer Zeit.
Das Moybdän-Atom hat die erste Zelle nicht verursacht, aber das dem Molybdänatom UND den von der Wissenschaft ermittelten Verursacher der ersten Zelle zugrundeliegende Programm hat die erste Zelle verursacht, und ohne das Molybdänatom wäre das Programm ein anderes.

> Und natürlich haben Sie recht: Jede Selektion ist eine Einengung der Variationsbreite, und diese kann sehr wohl in eine Sackgasse führen. Ich habe das sehr häufig in den Computer-Evolutionsmodellen für meine Dissertation beobachtet. Aber schließlich ist die Welt auch um die Dinosaurier und die Dronte ärmer geworden, um letztere vor nicht allzulanger Zeit. Ich sehe nicht, wo die hier die Kritik ansetzt.

Das Aussterben geht sehr leicht, aber das Hervorkommen einer verbesserten Mutation ist sehr unwahrscheinlich. Wenn man jedoch einen Willen zur Veränderung veranschlagt, kann es sehr leicht zu genügend sinnvollen "Mutationen" kommen.
>
> Wenn es darum geht, dem Sozialdarwinismus in seiner schlimmsten Form entgegenzutreten, so ist es, glaube ich, nicht nötig, auf die Wichtigkeit der "Schwachen" hinzuweisen. Sondern ich möchte auf Dawkins "Das egoistische Gen" verweisen. Richard Dawkins gilt als /der/ Erz-Evolutionist. Aber ich habe nirgendwo ein schöneres Plädoyer für Menschlichkeit und das "Über-seinen-genetischen-Schatten-Springen" gelesen, als dort. Gerade, weil er ein Erz-Evolutionist ist.

Ich bin trotz meiner hart anmutenden Kritik kein Feind der Wissenschaft und kann desdhalb solche positive Einwände gern akzeptieren. Ich möchte die Wissenschaft gern als die Erfoschung der körperlichen Hälfte des Seins verstanden wissen. Wissen soll von Weisheit ergänzt werden, nicht ersetzt.
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> Ich weiß nicht, ob meine Einwände von der Sorte sind, daß man etwas damit anfangen kann. Sollte dem so sein, freut es mich.
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Also ich kann sehrwohl etwas damit anfangen! Vielen Dank für ihre Mühe! Nun hoffe ich, daß Sie etwas mit meinem Geschreibsel anfangen können.

herzlichst
ihr Hans-Joachim Heyer

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