Projekt Landbiene
Vorwort:
Das moderne Imkereiwesen ist in eine fatale Sackgasse geraten. Der globale Bienenhandel hat dafür gesorgt, dass Bienenkrankheiten und -schmarotzer sich weltweit ausbreiten konnen, und er hat dafür gesorgt, dass die Imker mit diversen Bienenrassen züchterische Experimente - zum Teil im sehr großen Stil - machen konnten und bis heute noch machen, die sich allesamt als äußerst verheerend erwiesen haben. In der sogenannten "entwickelten" Welt ist die Situation des Biens und des Imkereiwesens inzwischen äußerst prekär, sodass nicht nur die Versorgung des Menschen mit Honig gefährdet ist (was zu verschmerzen wäre), sondern - sehr viel schlimmer - die Bestäubung blühender Nahrungspflanzen. Es drohen gewaltige Ernteeinbußen.
Die konkreten Gefahren für den Bien sind bienenschädliche Pflanzenschutzmittel in Monokulturen, die Varroamilbe und nicht zuletzt die modernen Zuchtpraktiken. In dieser Abhandlung beschäftige ich mich mit diversen Möglichkeiten, mit denen man die Bienen gegen die gefährlichen Varroamilben immunisieren könnte und ich setze mich kritisch mit den diversen Methoden moderner Bienenzüchter auseinander, die aufgrund falscher Ideologie den Bien züchterisch zugrunderichten.
Ich propagiere in dieser Arbeit für eine imkerliche Betriebsweise, die auf ideologiegeleitetes Züchten, also das Züchten nach menschlichen Wertvorgaben (zB Wirtschaftsinteressen), weitgehend verzichtet, sondern die die natürliche Zuchtwahl, gemeinhin als Evolution bezeichnet, im Interesse des Biens unterstützt. Diese Betriebsweise hat den Namen "Projekt Landbiene".
Das Projekt Landbiene hat die Erhaltung, bzw. Rettung der vielen, meist nur noch selten vorkommenden Unterrassen der Apis mellifera zum Ziel. Jede Landschaft beherbergt ihre spezielle Unterrrasse der Europäischen Honigbiene. Es gibt (noch) die Ostösterreichische "Carnica"-Biene, die Italienische, Makadonische, Kaukasische, Spanische, Sizilianische, Kretische Biene und - in Spuren - die ehemals in Deutschland heimische Dunkle Biene, die auch Nordbiene, Braune, Braunelle, Deutsche Biene, oder mit ihrem lateinischen Namen Apis mellifera mellifera genannt wird. Sämtliche Bienerassen sind mehr oder weniger in akuter Gefahr, ausgerottet zu werden, da sie kunterbunt miteinander zu einer nicht mehr lebensfähigen "Weltbiene" verkreuzt werden und ihre Anpassung an das jeweilige Klima ihrer Heimat verlieren. Zudem werden sie mit allen weltweit grassierenden Krankheitserregern gleichzeitig infiziert (inzwischen gibt es mehrere Ökotypen des Nosema-Erregers), und zuguterletzt werden unsere Bienen mit bienenschädlichen Pflanzenschutzmitteln konfrontiert.
Wohin der Bienenhandel über größere Entfernungen und das Verkreuzen diverser Ökotypen des Biens führen kann, zeigen Ergebnisse der Ameisenforschung. Man hatte einen südländischen Ökotyp einer bestimmten Ameisenart in den hohen Norden gebracht, wo sie sich mit den dort heimischen Ameisen derselben Art kreuzten. Die Mischlings-Nachkommen beider Ökotypen derselben Art verloren ihre Anpassung an das harte nordische Klima mit der Folge, dass in einem harten Winter sämtliche Mischlinge und deren Abkömmlinge starben. Was man hier an Ameisen beobachtet hatte, wird mit unseren Bienen aus wirtschaftlichen und Freizeit- Interessen jedes Jahr vieltausendfach getan. Die Akklimatisation unseres Biens wird systematisch zerstört! Von sogenannten Bienenfreunden, von Züchtern und Hobbyimkern!
Leider habe für das "Projekt Landbiene" bisher kaum Mitstreiter gefunden, da es einerseits an Einsicht der Notwendigkeit mangelt, aber auch oft genug geglaubt wird, dass man selbst schon seit Jahrzehnten Landbienenhalter sei und es keinen Bedarf an irgendeiner Umstellung der imkerlichten Betriebsweise gebe.
Gespräche mit hiesigen Imkern ergaben, dass die Ansicht vorherrscht, meine "Mission" sei unsinnig und unnötig, da wir die von mir angestrebte "Landbiene" bereits hätten. 90 % aller Imker hätten nie gezüchtet und ihre Weiseln nie zur Begattung auf die Belegstelle gebracht und sich nie Weiseln gekauft. Es gebe im Kreis Birkenfeld und Umgebung vielleicht vier Züchter, und die würden die meisten Reinzuchtweiseln nach Außerhalb verkaufen. Nun, ich denke, dass die Auswirkungen der Belegstellennutzung (die Belegstellen werden von Zuchtweiseln meist eines der vier Züchter beliefert) unterbewertet wird, denn jedes Jahr kommen im Schnitt 100 Weiseln zur Begattung zur Belegstelle. Das mögen nur wenige Prozent aller neugeborenen Weiseln des entsprechenden Jahres sein, aber "steter Tropfen höhlt den Stein"! Die Akklimatisation aller Bienen der Umgebung wird nach und nach zerstört; genetische Diversifikation geht verloren. Der Kampf des Biens gegen die Varroamilbe wird behindert, da der "normal arbeitende" Imker die kleinen, aber sich summierenden Erfolge des Biens in diesem Kampf nicht bemerkt; die Züchter selektieren mit anderen Intentionen. Hinzu kommt die Unsitte leider zu vieler Imker, sich alle paar Jahre eine Reinzuchtkönigin zu gönnen, um das Blut ihrer Bienen, das offenbar nach ein paar Jahren des Nichtstuns (des Imkers) abgestanden ist, aufzufrischen.
Außerdem ist es mein Anliegen, die vorbildliche Pionierleistung unseres verdienstkreuzbehangenen Bruder Adams (Karl Kehrle) zu relativieren. An alles hat der Mann gedacht, nur nicht daran, dass die Bienenrassen, die er aus aller Welt gesammelt und in in seine Buckfastbiene eingekreuzt hat, lokal angepasste, also akklimatisierte - Bienen waren. Nur seine "Bucky" war und ist genau das nicht! Wenn er an italienischen, griechischen, ägyptischen oder den Bienen aus den Oasen der Sahara Vorzügliches entdeckt, so ist dies vorzüglich in Italien, Griechenland, Ägypten oder in der Sahara. Kehrle glaubte wohl, man könne Bieneneigenschaften losgelöst von der Heimat der Bienen importieren und als Bausatz im eigene Lande nach Bedarf zu einer neuen Wunderbiene zusammenfügen. Das kann er ja hin bekommen, aber die Akklimatisation bekommt man so nicht hin. Und die Akklimatisation ist das A und O der Biene! Der akklimatisierten Bienen wegen ist Bruder Adam ja gerade in alle Welt gereist oder nicht? Also ist Akklimatisation ein wertvolles Gut. Kehrles Kunstbiene, die "Bucky" mag für eine ausgedachte Kunstwelt taugen, aber für eine reale Welt, in der es ausschließlich lokales Klima gibt, taugt sie langfristig nichts.
Schauen wir uns den internationalen Erfolg Kehrles' Bienenphilosophie an, und schauen wir uns die riesigen jährlichen Bienenverluste an, könnte eines mit dem anderen zusammenhängen. Freilich gebe ich nicht nur Bruder Adam Schuld. Schuld haben auch die vielen Rein- und Kreuzungszüchter, die ihren Bienen alles außer Akklimatisation anzüchten.
Karl Kehrle ist den leichten Weg gegangen. Als in England ein großer Teil der heimischen Bienen aufgrund der Tracheenmilbe fast ausgestorben war, führte er, statt sich um die Überlebenden zu kümmern, ausländische Rassen ein, um sie miteinander zu verkreuzen! Ich verstehe immer weniger, dass man derartige Leute überhaupt "Züchter" nennt. In meinen Augen sind das "Schwere Kreuzer".
Wolfgang Golz als Vorbild
In seiner Broschüre Nr. V zieht Golz die Bilanz aus seinen langjährigen Erfahrungen: "Exakte, anhaltende Leistungsauslese bei Standbegattung schafft ihren eigenen Standard: große Völker mit dunklen, schmalbindigen Bienen, die sicher überwintern und bis in den März hinein fest sitzen, robust, schwarmträg und ertragssicher und mit etwas Rauch gut zu bearbeiten. Dies ist im Grunde unsere alte N-Biene. Dass die Natur ihr den Vorzug einräumt, sollte uns bewegen, ihre heilsame Regenerierung geschehen zu lassen und zu fördern."
... "30 Jahre Carnica-Zucht (geschrieben 1982) haben uns in eine Lage geführt, die von der jungen Generation nicht mehr lange akzeptiert und von vielen wirtschaftlich denkenden Imkern bereits ignoriert wird. Die Alternative, durch Einfuhr und Kombination weiterer Rassen andere Verhältnisse zu schaffen, verwirrt den Zustand noch weiter. Kombinationszucht nach Bruder ADAM möchten etliche Imker betreiben, ... ist aber fast unnachahmbar. ... Die Einfuhr von Genen, die unter für uns fremden Verhältnissen entstanden sind, entwickelt sich zum Verhängnis für uns. Der Heterosiseffekt, mit eingeführten Rassen erzielt, erweist sich immer mehr als der große Zerstörer der Lokalformen und ortsgewachsener Eigenschaften, die für die Basis und Lebenstüchtigkeit der Bestände unerlasslich sind. ... Hundert Jahre Import von Bienenrassen und ein halbes Jahrhundert Rassezucht, was haben sie uns gebracht? Die Erkenntnis, dass uns viele Irrwege und Verwirrungen hätten erspart bleiben können, und dass es ohne ein ausreichendes Potential an Bodenständigkeit keine Stabilität gibt. ... Für die Landesbienenzucht ist darum nichts vordringlicher, als die Wiederherstellung einer brauchbaren, zuverlässigen Landrasse."
Wolfgang Golz war zumindest noch im Jahre 1982, als er die Broschüre Nr. V verfasste, der Überzeugung:
Da ist zunächst die Biene wichtig, die auf den meisten deutschen Ständen vorhanden ist, die zwar von offiziellen Vertretern des Zuchtwesens oft nicht mehr als existent bezeichnet wird, die aber nichtsdestoweniger die meisten deutschen Beuten besiedelt. .. die Landrasse....
... Genetisch wird die Landrasse neben Einflüssen der C- und I-Biene in den meisten deutschen Gebieten immer noch von einem starken N-Anteil beherrscht. Die Ansicht, dass die Carnica die Nordrasse bei uns bereits verdrängt hat, ist nur insofern richtig, als dass es keine reinen N-Bienen mehr bei uns gibt. Überlässt man einen Carnicastamm bei uns der Freizügigkeit, die Begattung betreffend, so werden die Carnica-Bienen nach wenigen Generationen ein anderes Aussehen aufweisen. Sie werden dunkler, die Filzbinden schmäler, die Bienen unruhiger. Bei der Standbegattng bzw. Paarung erweisen sich die N-Eigenschaften gewöhnlich als dominant und sind bei der Unterhaltung von Landbelegstellen und Reinzuchtgebieten nur mit großen Mühen in Schach zu halten.
.. Die N-Biene ist jedoch von Natur aus schwarmträger als die C-Biene und gute N-Bienenstämme sind ähnlich sanft, wenn auch nicht so wabenfest wie die Carnica.
Ich halte diese Passage für sehr wichtig. Die N-Biene ist noch nicht verloren, selbst dann nicht, wenn es keine Rückzugsgebiete der reinen N-Biene mehr gäbe. Glücklicherweise gibt es noch reine Nordbienen in Norwegen, Schweden, Polen, Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien (?) und neuerdings bei einigen deutschen Imkern. Die in unserer Landrasse dominanten Nordbienengene, die nur durch hohen züchterischen Aufwand unterdrückt werden, kommen bei Anwendung der Betriebsweise, wie sie im "Projekt Landbiene" vorgestellt ist, wieder zum Vorschein.
Golz nennt explizit Standbegattung und Negativauslese (nur die "schlechtesten" Königinnen eines Standes werden verworfen. Keine vielfache Nachzucht der "besten" Königin und Umweiselung aller anderen Völker (positive Auslese)). Da ich zudem nicht nur die Dunkle Biene retten will, sondern alle anderen Ökotypen gleicherweise, kommen als Bedingungen hinzu: Kein Bienenhandel über 25 km, Wanderungen nur innerhalb des Lebensraumes des jeweiligen Ökotypes.
Insofern ist es wichtig, die Unterarten der Dunklen Biene zu unterscheiden. Es gibt in Deutschland die Heidebiene im Norden, die Deutsche Braune im mittleren und südöstlichen Bereich und im Westen Österreichs, und im Südosten die Nigra, die im Moment nur noch in der Schweiz gezüchtet wird.
Züchtergemeinschaft "Landbiene"
Wir lernen von Golz, dass wir mittels einer bestimmten imkerlichen Betriebsweise die Landbiene wiederbekommen können. Die Landbiene ist (noch) keine Bienenrasse, sondern eine Betriebsweise, die zweierlei bewirken soll:
1. Die die natürliche Herausbildung eines an das lokale Klima, die Trachtverhältnisse und die bakteriologische Umwelt (auch Krankheitserreger) angepassten Ökotyps. Die Brutentwicklung unserer Bienen (Brutbeginn, Zuwachsraten, Höhepunkt der Brutkurve, Brutabnahme im Sommer und Brutende im Herbst) ist - bei gelungener Akklimatisation - exakt an das langfristige Klima angepasst. Führen wir Weiseln aus anderen Gegenden ein, zerstörten wir die Akklimatisation der Biene. Das verursacht Stress und Stress schwächt das Immunsystem.
2. Die Entwicklung von Resistenz bzw. Toleranz gegenüber der Varroamilbe. 3 - 10 % aller Völker weisen Merkmale einer beginnenden Varroatoleranz auf. Die Betriebsweise sollte so organisiert sein, dass diese Völker identifiziert und zur weiteren Toleranzzucht herangezogen werden.
Langfristig geht es hier natürlich um die weltweite Anerkennung der Sinnhaftigkeit der Tatsache, dass sich in der Natur verschiedene Ökotypen herausgebildet haben. Die Imker und Züchter, die Bienen unterschiedlicher Rassen und Regionen seit über 100 Jahren miteinander verkreuzen, bis sie einen der Natur entrückten Bastard bekommen, den sie niemals haben wollten (!), widersprechen mit ihrem Tun ihren eigenen Wünschen nach einer reinrassigen Biene. Es ist nun einmal eine unwiderlegbare Tatsache, dass die Natur in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Ökotypen herausgebildet hat, und es ist äußerst wahrscheinlich, dass das sinnvoll und für die Bienen vorteilhaft war und ist. Die Falschzüchter und -halter ignorieren das alles sträflich. Damit Ökotypen (Mellifera Mellifera, M. Carnica, M. Ligustica, M. Kaukasica, M. Macedonica usw.) weiterbestehen und - wo sie zerstört sind- sich wieder herausbilden können, muss die Weltimkerei in einigen Punkten (in jeder Hinsicht kostensparend!) geändert werden: Keine Transporte über 25 km, keine Belegstellen, keine Positivauslese (sondern Negativauslese (Erklärung im Text)), Standbegattung, Ameisensäurebehandlung der Varroose ausschließlich nach der Schadschwellenmethode, da meines Wissens nur diese Methode die Entwicklung des Biens zur Varroatoleranz nicht verhindert.
Den Anfang möchte ich hier im Hunsrück mit der Hunsrücker Landbiene machen.
Ich schlage die Gründung einer Züchtergemeinschaft "Hunsrücker Landbiene" als Vorbild für andere Regionen vor. Diese Arbeitsgemeinschaft vertritt eine Bienenzuchtmethode, welche dem Bien das langfristige Überleben ermöglichen will. Die herkömmlichen Zuchtbemühungen gehen leider auf Kosten des Biens, da sie auf Inzucht basieren und die Akklimatisation der Biene an die jeweilige Umwelt zerstören. Die Biene wäre längst ausgestorben, wenn die Züchter (und die sie begleitenden Wissenschaftler) mehr Erfolg hätten - wenn ihre Fehler nicht vom großen Heer der nichtzüchtenden Freizeitimker (die mehr oder weniger bewusst immer schon Landbienenzüchter waren und sind) einigermaßen ausgebügelt würden.
Die Landbienenzucht stellt sich dem Bien, der stets um optimale Anpassung an seine Umwelt (= Akklimatisation) kämpft, nicht in den Weg, sondern unterstützt sie. Sie hilft dem Bien, sich an unsere radikal veränderte Umwelt anzupassen. Da es nicht genügend natürliche Baumhöhlen gibt, stellt der Imker dem Bien Bienenkästen zur Verfügung. Da das Zusammenleben von Bien und Mensch von gegenseitigem Nutzen bestimmt ist, sorgt der Imker für eine vielfältige Tracht und für Bienenwohnungen und stellt die Völkervermehrung sicher, wohingegen die Biene im Gegenzug für hohe Honigernten und für die Bestäubung unserer Nutzpflanzen sorgt. Da nur schwarmträge Völker viel Honig liefern, und da der Imker die Vermehrung steuert, ist es auch im Interesse des Biens, vorsichtig auf Schwarmträgheit (und Stechunlust) gezüchtet zu werden.
Der Landbienenzüchter verhindert nicht die selbstgesteuerte Evolution der Biene. Im Gegenteil: Er sorgt dafür, dass die Biene ihr Jahrmillionen währendes Programm der Weiterentwicklung fortsetzen kann.
Aus diesem Grund verzichtet der Landbienenzüchter auf Reinzucht (=Inzucht), Kreuzungszucht (Zerstörung der Akklimatisation), künstliche Befruchtung, Belegstellen (=Inzucht) und Bienenhandel von und nach außerhalb der jeweiligen Region (=Zerstörung der Akklimatisation). Für die Züchtergemeinschaft "Hunsrücker Landbiene" bedeutet dies die Beschränkung des Handels mit Völkern, Ablegern oder Königinnen im Wesentlichen auf den Hunsrücker Mittelgebirgsraum. Imker, die im Randgebiet des Hunsrücks leben, können durchaus auch mit Bienen in und von außerhalb des Hunsrücks handeln; dabei sollte jedoch eine Entfernung von etwa 25 Kilometern nicht überschritten werden. Aufgrund dieser Beschränkungen können die Bienen lokal angepasste Ökotypen (Akklimatisation) herausbilden und die noch existierenden Ökotypen können sich erhalten.
Was ich mit dem Landbienenprojekt erreichen will, ist, dass die natürliche Evolution der Biene nicht durch den Menschen verhindert wird. Wir sollten die imkerliche Betriebsweise derart gestalten, dass der Bien sich aus eigenem Antrieb weiterentwickeln kann. Als ich in Ruttners "Naturgeschichte der Honigbienen" über die Verbreitungsgebiete der Unterarten der Mellifera las, zB über den Grenzverlauf zwischen M. Carnica und M. Mellifera, kam die Frage auf, warum es diese natürliche Grenze überhaupt gab. Die Antwort war klar: Südlich der Grenze war die Carnica besser ans Klima angepasst, nördlich die Mellifera.
Was heißt das? - Das heißt, dass die Carnica, die ins Melliferagebiet eingeführt wird, sich unter natürlichen Bedingungen NICHT gegen die Mellifera durchsetzen konnte und kann. Das heißt: Die C. ist im M. - Gebiet benachteiligt, hat mehr Stress und ist dort krankheitsanfälliger. Ihr Immunsystem ist schlechter gegen neue Bedrohungen (zB durch die Varroamilben) gewappnet, als das der M.. (Entsprechendes gilt für die M. in Carnicagebiet.)
Selbst die moderne Bienen-Wissenschaft gesteht heute ein, dass es ein Fehler war, die Nordbiene auszurotten. Hätten sich die Züchter mit ihr, statt mit der in Deutschland vergeblichen Nachzucht der Carnica beschäftigt, hätten wir heute eine Nordbiene, die voll den heutigen Ansprüchen wie Frühtrachttauglichkeit angepasst wäre. Sie wäre sogar besser, als das heutige Bienenmaterial, da die züchterisch bearbeitete Nordbiene sich auch gegenüber Krankheiten als robuster erweisen würde. Leider sind dieselben Experten der Ansicht, man könne das Rad nicht zurückdrehen - und müsse den als falsch erkannten Weg weiter marschieren.
Überzeugt hat mich auch die Aussage von Wolfgang Golz, dass die deutschen Züchter offenbar nichts Besseres zu tun haben, als in D. die Carnica, die es in ihrem Ursprungsgebiet von Natur aus gibt, erfolglos nachzuzüchten - erfolglos, weil die "Zucht" nicht ohne ständige Neuimporte aus der Heimat der C. auskommt. Mit anderen Worten: Unsere Züchter züchten gar nicht wirklich; sie bilden es sich bloß ein!!!! Wirklich züchten würden sie, wenn sie sich der heimischen M. annähmen und diese Biene weiterzüchten würden. Das aber machen sie nicht, schlimmer noch: sie sind verantwortlich für die Ausrottung unserer heimischen Biene. So stelle ich mir Freunde der Biene nicht vor!
Einige wenden ein, das Klima verändere sich gegenwärtig zu Gunsten
der Carnica. Aber wissen wir denn wirklich, welche Biene für unser neues
Klima die beste ist und wissen wir wirklich, welches Klima wir bekommen werden?
Warum überlassen wir die Entscheidung nicht der Biene selbst, indem wir
eine Betriebsweise wählen, nach welcher die jeweiligen Rassen ihre Verbreitungsgebiete
selbst bestimmen?
Deshalb werbe ich dafür, dass Bienenhandel über 25 km unterlassen
wird, dass nur Standbegattung zum Zuge kommt und dass keine positive Selektion
betrieben wird. Wird diese Regel befolgt, bekommen wir hier auf jeden Fall die
best-angepasste Biene, die dann "Landbiene" oder "Landrasse"
genannt wird.
Landbienenzucht:
1. Keine Nutzung von Belegstellen**, keine Reinzucht, keine künstliche Befruchtung
2. Standbegattung selbstgezogener Königinnen, bzw. aus dem näheren Umkreis (25 km-Radius) gekauften standbegatteten Königinnen.
3. Jedem Volk (außer den etwa 5-10 % schlechtesten Völkern (Krankheitanfällige,
Ertragsarme)) zB in einem Dreijahreszyklus (s.u.) die Möglichkeit der Vermehrung
geben, nicht immer nur das "Stärkste" vermehren. Wer seine Völkerzahl
nicht vermehren möchte, sollte trotzdem immer ein paar Ableger "zu
viel" machen.
Einmal, um sie anderen Imkern der Umgebung zu verkaufen, falls er Verluste hatte.
Einmal, um selbst Ersatz zu haben, falls bei einer Kontrolle eine Weisel aus
Versehen zerdrückt wird.
Einmal, um eigene mögliche Winterverluste auszugleichen (5-10 % Verluste
sollten immer einkalkuliert werden).
Einmal, um die eine oder andere Weisel, die sich nicht bewährt, gegen eine
andere auszutauschen.
Einmal, um Kleinvölker zu haben, die mit den Sammelbrutablegern vereinigt
werden können.
4. Ausselektiert werden nur 5 - 10 % der Königinnen mit schlechten Eigenschaften,
als da wären: Schwarmteufel, Krankheitsanfällige, Stecher.
Wichtig wäre eine Hunsrücker Imkerbörse, in welcher Imker aus
dem Hunsrück und 25-km-Umgebung überzählige Weiselzellen, Königinnen,
Ableger und Wirtschaftsvölker anbieten oder suchen können.
** Die Belegstellen könnten weitergeführt werden, wenn man als Drohnenvölker dort nur heimische Völker aufstellt, die sich als die besten der Region nach Anwendung der Schadschwellenmethode erwiesen haben. Denkbar, evtl. wünschenswert, wäre die Aufstellung von (rückgezüchteten?) Nordbienen auf die Belegstellen, falls sich erweist, dass das Genom der aktuellen Landbiene als zu reduziert (zu sanftmütig, zu geringe Propolisproduktion) erweist.
Geschichtliches
Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 15000 Jahren gelang nur einer im westlichen Mittelmeerraum (Südfrankreich) beheimateten Restpopulation der Honigbiene die Wiedereroberung West-, Mittel-, Ost- und Nordeuropas; die anderen Restpopulationen, die in Spanien, Italien und Griechenland Rückzuggebiete gefunden hatten, blieben aufgrund hinderlicher Gebirge auf auf diese kleinen Gebiete beschränkt. In jedem dieser eiszeitlichen Rückzuggebiete hatte sich eine eigenständige Rasse der Europäischen Honigbiene Mellifera herausgebildet: In Spanien die Mellifera Iberica, in Italien die M. Ligustica, im Balkan die M. Carnica, in Griechenland die M. Macedonica und im Kaukasus die M. Caucasica. Die Nordbiene M. Mellifera hatte sich über ganz Frankreich, England, Deutschland, Tschechien, Polen, Baltikum und von dort südlich einer Linie Moskau und südlicher Ural verbreitet. Deutschland befand sich vollständig im Lebensraum der Nordbiene Mellifera Mellifera.
Bis vor etwa 150 Jahren blieben die natürlichen Grenzen der jeweiligen Verbreitungsgebiete im Wesentlichen unangetastet; die Imker arbeiteten mit den Bienen, die bei ihnen heimisch waren. Im Norden Deutschlands wurde im Verlauf von Jahrhunderten aus der Mellifera eine schwarmfreudige Heidebiene herausgezüchtet, die hervorragend an die dortigen Spättrachtverhältnisse angepasst war. In unseren Breiten lebte die schwarmträge braune Deutsche Biene (Apis mellifera mellifera germanica Pollmann).
Mit dem Aufkommen des Eisenbahnzeitalters und der damit verbundenen Handelserleichterungen wurde es in der deutschen Imkerschaft modern, nach Winterausfällen nicht mehr unbedingt selber Völker nachzuziehen, sondern sich schicken zu lassen. Was bot sich mehr an, als auf die Heidebiene zurückzugreifen, von denen die Heideimker nach der Ernte sehr viele Völker, die sie ehemals abschwefelten, übrig hatten**? Die Heideimker lernten es schnell, einen lukrativen Bienenhandel aufzuziehen. Auf diese Weise wurde unsere ursprünglich schwarmträge heimische Mellifera immer schwarmfreudiger. Es stellte sich als schwerer Fehler heraus, Winterverluste der heimischen schwarmträgen Nordbiene durch die verwandte schwarmfreudige Heidebiene auszugleichen.
Aber nicht nur der Handel mit Heidebienen florierte; auch mit den Krainer Bienen, heute Carnica genannt, wurden immer bessere Geschäfte gemacht. Tausende von Krainer Bauernkästen wurden jedes Jahr nach Deutschland und bis nach Übersee geschickt. Aber auch die Carnica war wesentlich schwarmfreudiger, als die heutige Carnica. Wieder einmal war es ein Fehler, die heimische Bienen durch Importe zu ersetzen.
Trotzdem wurde nicht gelernt: Es entstand ein Faible für Experimente mit allen möglichen Bienenrassen; immer mehr Imker wollten das Fremde ausprobieren; sie kauften sich die Italienische, die Kaukasische, die Mazedonische - und es entstand in Deutschland ein heilloses züchterisches Chaos. Die Deutsche Imkerschaft hatte alles falsch gemacht und sie hatte ihre wertvolle heimische Nordbiene zerstört und dafür schwarmfreudige Stecher bekommen, die keiner haben wollte. Also wollte man das, was man bisher so grottenfalsch "gezüchtet" hatte, so schnell wie möglich wieder los werden. Um 1850 begann in Deutschland die Auslöschung der völlig verhunzten "Nordbiene".
Man importiere (um 1900) die Schweizer "Nigra", ein Ökotyp der Nordbiene. Doch wie es so üblich ist in deutschen Landen, war man auch auch mit ihr nicht zufrieden; schließlich hatte man diesem Rassegemisch nur eine weitere Rasse zugesellt. Statt Ordnung in den Zuchtbetrieb zu bekommen, hatte man das Chaos nur vergrößert, einfach weil die Imkerschaft nicht die Geduld aufzubringen imstande war, konsequent an der Nigra festzuhalten. Nach dem gescheiterten Zwischenspiel der Nigra-Einfuhren erinnerte man sich (um 1930) wieder an die Carnica. Diese Rasse war inzwischen züchterisch sinnvoll bearbeitet worden. Man hatte ihr (in ihrer angestammten Heimat) die übertriebene Schwarmfreudigkeit ausgetrieben. Nun wurden die deutschen Belegstellen mit C-Bienen bestückt und C-Königinnen wurden zu Tausenden in Deutschland eingeführt. An der wertvollen Zuchtarbeit der Österreicher wollte man unbedingt teilhaben; schließlich hatte man selbst nichts zustandegebracht.
Dieser Versuch mit der C-Biene war schon wesentlich "erfolgreicher"; um 1950 gab es die Nordbiene (bzw. den Ökotyp "Nigra") in Deutschland nicht mehr (Ruttner). Wenn heute ältere Imker von früheren Zeiten erzählen, in denen noch mit der (angeblich!) Dunklen Bienen geimkert wurde, die derart aggressiv war, dass man ihr nur mit Vollmontur nähern konnte, übersehen sie, dass sie die Dunkle nie kennengelernt haben! Sie verwechseln die Dunkle mit dem o.g. Heillosen Rassegemisch!
Deutschland war Carnicaland geworden. Man hatte in Deutschland einen flächendeckenden Belegstellenbetrieb aufgebaut, um auch hier eine möglichst reine Carnica züchten zu können, aber immer wiederkehrende Massensterben (die es bereits lange vor der Varroamilbe gab) zwangen die Imker immer wieder, sich im Ursprungsland der Carnica neues Bienenmaterial einzukaufen. Es entstand eine seltsame Mentalität unter den Bienenzüchtern, die eigentliche Profession, die Biene wirklich zu züchten, fast völlig aufzugeben und stattdessen eine Biene, die es im Balkan von Natur aus gab, in Deutschland recht erfolglos nachzuzüchten. Ohne die permanenten Importe aus dem Balkan und Österreich wäre das grandiose Scheitern unserer "Züchter" sofort deutlich geworden.
Das Scheitern ist natürlich und unausweichlich vorprogrammiert. Es konnte nicht anders kommen, denn die Carnica ist eine Biene, die an das kontinentale Klima im Südostalpenraum angepasst ist und bei unserem feuchten atlantischen Klima früher oder später schwächelt und schließlich ausstirbt. Die natürlichen Grenzen der einzelnen Rassen haben sich nicht ohne Grund herausgebildet. Die Carnica ist außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes allen jeweils heimischen Rassen unterlegen. Sie wird dort geschwächt und stirbt aus. Selbiges gilt für alle anderen Rassen, die in Regionen verbracht werden, an die sich nicht akklimatisiert sind, auch.
Das allumfassende Scheitern sichert sich die deutsche Imkerschaft auch mit der Einfuhr der Kunstrasse "Buckfastbiene", die Karl Kehrle, ein deutscher Mönch "Bruder Adam", der in einem englischen Kloster lebte und dort die M. Mellifera und die M. Ligustica (und andere) kreuzte. Mit der Ausbreitung dieser Kunstrasse werden derzeit beiderlei Bemühungen der deutschen "Züchter", eine gute Carnica und eine gute Buckfast nebeneinanderzuhalten, zunichtegemacht. Neuseeländische Importbienen erledigen dann den Rest.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir in Deutschland wieder vor demselben Desaster stehen, wie bereits um 1930: vor einem heillosen züchterischen Durcheinander zu stehen und keine einzige an unsere Umwelt angepasste Biene mehr zu haben. Ohne ständige Bienenimporte aus Gebieten, in denen es noch reinrassige Bienen gibt, läuft dann in Deutschland gar nichts mehr. Wir werden aufgrund unserer Unfähigkeit, eigene Bienen nachzuziehen, auf diese teuren Importe dauerhaft angewiesen sein. Wir werden nie mehr Herr werden über die regelmäßig auftretenden Massensterben, denn die importierten Bienen werden, sobald sie in unsere Gefilde verpflanzt sind, kränkeln und schließlich sterben. Die Varroamilbe verschärft dieses Dilemma zusätzlich!!
Wann werden endlich die richtigen Lehren aus dem vergangenen Scheitern gezogen? Wann wird endlich begriffen, dass die deutschen Imker solange scheitern werden, bis sie sich besinnen und beginnen, echte Zuchtarbeit zu leisten? Wann akzeptieren wir endlich die Bienen, die wir haben - egal welcher Rasse sie sind - und bearbeiten diese züchterisch, ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen? Wir müssen den Bedeutungswandel des Wortes "züchten" wieder rückgängig machen. Echte Zucht ist Auslese der wenigen "mißratenen" Exemplare einer Spezies. Auf diese Weise hat der Mensch Obstbäume, Haustiere und viele Getreidearten gezüchtet. Heute versteht man unter "züchten" leider fast nur noch Kreuzungszucht, Hybridzucht. Diese Art Zucht hat keine Zukunft.
Zukunft hat ausschließlich der Landbienenzüchter, denn er ist der einzig wahre Züchter.
Was getan werden muss
Wir müssen uns von dieser Sackgasse abwenden, müssen wieder zu echten, richtigen Züchtern werden, und das heißt, keine Bienenimporte mehr, keine Künstliche Befruchtung, keine Belegstellenbetriebe, keine Wanderungen über die Grenzen des ehemaligen Nordbienengebietes hinaus, sondern einzig die Weiterentwicklung der Biene, die wir hier haben. Wir Imker haben sie verbrochen, also haben wir nun die Verantwortung, das Beste aus ihr zu machen, bzw. selbst machen zu lassen.
Wir müssen wieder zur Landbiene, einer unserer alten Nordbiene ähnlichen Biene, die züchterisch durchaus weiterbearbeitet werden kann/soll, zurückkehren. Drei Wege zu diesem Ziel sind möglich:
1. Wir könnten auf die Restbestände der Nordbiene, die es noch in der Schweiz ("Nigra"), in einem abgelegenen Tal in Tirol, in Belgien ("Braune"), in Schweden und in Polen gibt, zurückgreifen und in Deutschland via Verdrängungszucht diese aus den o.g. Restbeständen rückzuzüchtende Nordbiene wieder einführen.
2. Wir könnten die Biene, wie wir sie derzeit haben, also dieses Rassegemisch aus Carnica, Buckfast, Ligustica und Nordbiene, zur Grundlage einer neuen, echten Zucht nehmen. Hierbei käme uns zu Hilfe, dass sich nach einer flächendeckenden Einführung der Standbegattung und Minus-Auslese das Genom der Nordbiene im Verlaufe von Jahrzehnten wieder durchsetzen würde. Die Landbiene würde im Laufe der Zeit wieder dunkler, wieder melliferaähnlich werden.
3. Wir könnten 1. und 2. kombinieren. Wir können nicht sicher sein, dass das ursprüngliche breite genetische Spektrum der Ur-Nordbiene in unserer Landbiene noch vorhanden ist. Aus diesem Grund erachte ich es als ratsam, die Dunkle Biene aus allen vorhandenen Restbeständen zurückzuzüchten und in unsere Landbiene einzukreuzen. Die Ur-Nordbiene, entstanden in Jahrtausenden, ist die einzige Biene, die über länge Zeiträume in unseren Breiten leben kann, ohne krank zu werden. Sie ist die einzige Biene, die bei uns gesund leben kann und die Robustheit besitzt, in Deutschland auch mit der Varroamilbe fertigzuwerden.
Alle drei Punkte wollen ein einziges, klar umrissenes Ziel erreichen: die Erlangung einer möglichst Ur-nordbienenähnlichen Rasse - der Neuen Landbiene. Ich persönlich plädiere für Punkt 2.
Jeder Imker im ursprünglichen Lebensraum der Nordbiene, der sich am Projekt der Wiedererlangung der Nordbiene (Neue Landbiene) anschließen möchte, sollte bei der Biene, die er derzeit hat, bleiben. Aber er sollte sich nichts Fremdes mehr hinzukaufen, und Wanderungen gibt es, wenn überhaupt, nur noch innerhalb des ehemaligen Melliferagebietes. Er stellt seine Imkerei auf Standbegattung um und macht nur noch Minus-Auslese. Das heißt, er vermehrt nicht nur das beste Volk und weiselt alle anderen um, sondern er vermehrt von allen Völkern außer den wenigen, die zu Krankheiten neigen. Diese Methode garantiert, dass das genetische Spektrum seiner Völker nicht weiter eingeengt, sondern erhalten oder gar erweitert wird. Nur Völker mit reichem genetischen Spektrum sind robust genug, keinen Massensterben mehr anheim zufallen.
Die Neue Landbiene ist (vorerst) keine neue Rasse, sondern eine Betriebsweise, aus der die Neue Landbiene hervorgeht.
Def. "Landbiene": Biene, die ausschließlich durch Standbegattung vermehrt wird. Jedes überwinterte Volk außer einem niedrig zu haltenden Prozentsatz (möglichst <5 % der Gesamtvölkerzahl) hat das Recht, einen Nachkommen zu erzeugen. Umgeweiselt werden ausschließlich jene, die zu Krankheiten neigen. Kein überregionaler Bienenhandel, keine Wanderungen über das ehemalige Nordbienengebiet hinaus. Vermeidung jeglicher Form der Inzucht. Einkreuzung ausschließlich aus Restbeständen der Nordbiene gegebenenfalls erlaubt, bzw. geboten, bis gewährleistet ist, dass alles genetisches Gut, das aufgrund der Arbeit der Falschzüchter möglicherweise ausgemerzt worden ist, wieder vorhanden ist. Danach ist nur noch echte Zucht erlaubt:
Echte Zucht ist das Gegenteil von Inzucht. Sobald wir wieder unsere Nordbiene wieder haben, wird nur noch auf gemäßigte Schwarmträgheit, Stechunlust und Robustheit (Gesundheit) gezüchtet.
Grundsätzliches zur Bienenzucht
Reinzucht: Der Züchter hat eine meist geringe Zahl verwandter Völker mit herausragenden Eigenschaften, die er erhalten will. Deshalb betreibt er so viel Inzucht wie möglich. Damit es nicht zu Inzuchtschäden kommt, ist er gezwungen, gelegentlich frisches Blut einzukreuzen, wobei er jedoch besonderen Wert auf eine kluge Wahl des eizukreuzenden genetischen Materials legt. Meist bedient sich der Züchter Materials eines etwas weiter abstehenden Astes desselben Stammbaumes. Reinzucht schwächt das Immunsystem des Biens.
Kreuzungszucht:
Der Züchter kreuzt zwei voneinander entfernte Reinzuchtlinien. Die Mischlinge (Hybriden) sind sog. Blender mit meist hervorragenden Honigleistungen. Der Nachteil ist, dass die Nachkommen der Blender aufgrund genetischer Aufspaltung (s. Mendelsche Regel) zum hohen Prozentsatz "schlechtere" Eigenschaften, als die Eltern aufweisen. Wer mit Blendern imkert, muss sich regelmäßig neue Weiseln kaufen. Die Buckfastbiene gilt zwar als erblich stabil, weist jedoch immer noch Blendereigenschaften auf. Kreuzungszucht zerstört die Akklimatisation und bringt Disharmonie ins Erbgut.
Basiszucht:
Sie wurde von Wolfgang Golz erfunden. Mir ihm entstand die Rückbesinnung auf die gute alte Landbiene. Ich habe diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt, da mir die Definition der Landbiene, wie Golz und Nachfolger sie aufstellten, als verbesserungswürdig erscheint. Die Basiszucht befürwortet das, was ich als heilloses züchterisches Chaos bezeichne: Das unkontrollierte Nebeneinander von Dunklen, Carnica, Buckfast usw.. Außerdem betrieb Golz zeit seines Lebens zT positive Selektion, obwohl er die negative propagierte. Außerdem wird konventionelle Varroabehandlung durchgeführt. Ein nicht konsequenter Schritt in die richtige Richtung.
Ein positiv zu bewertendes "breites genetisches Spektrum" darf mit "züchterischem Chaos" verwechselt werden. Das "breite Spektrum" sorgt dafür, dass die Biene für jede besondere Situation, die sich im Volk und in der Umwelt ereignen kann, ein angemessenes "kluges" Verhalten hervorbringen kann: Auf jeden Reiz hat die Biene eine optimale Reaktion in ihrem genetisch verankerten Handlungsrepertoir. Als "züchterisches Chaos" bezeichne ich ein disharmonisches genetisches Spektrum. Bei dessen Vorliegen sind die genetisch gesteuerten Reaktionen auf die Reize unangemessen oder gar widersprüchlich.
Landbienenzucht:
Meine Weiterentwicklung der Basiszucht. Ich führe die 25-km-Regel ein,
die konsequente Minusselektion, den freien Wabenbau, die Beendigung des züchterischen
Chaos', die Bond-Methode nach John Kefuss und als Übergang die Schadschwellenmethode
bei der Milbenbekämpfung. Die Biene kann sich akklimatisieren. Die Zukunft
des Imkerns.
Zauberwort "Akklimatisation"
Was ist eigentlich eine Bienenrasse, also das Fundament einer jeden Zucht? Die Falschzüchter, die sich selbst lieber Kreuzungszüchter nennen, brauchen mindestens zwei Rassen, (die die Reinzüchter noch nicht in ihre alleszermalmenden Finger bekommen haben,) die sie kreuzen können. Die Kreuzungen bringen aufgrund des Heterosiseffektes oft sehr gute Leistungen, die sich jedoch ins Gegenteil verkehren, sobald von diesen Völkern nachgezogen wird. Karl Kehrle sprach in diesem Zusammenhang von Blendern. Würde man mit diesen Blendern weitermachen, hätten wir zwar wieder echte Zucht, aber leider eine recht erfolglose, denn die Nachkommen der Blender sind schlechter als das "Ausgangsmaterial" (Es geht bei Blendern zumindest die Akklimatisation verloren). Die Falschzüchter züchten deshalb auch nicht von den Blendern nach, sondern sie versuchen, das "Ausgangsmaterial" rein zu halten, um von ihm ausgehend immer wieder Blender zu erzeugen. Diese Methode hat den enormen wirtschaftlichen Vorteil, indem sie, die Falschzüchter, an die Imker jedes Jahr für teures Geld neue Blenderköniginnen, von denen am eigenen Bienenstand nicht nachgezogen werden soll, verkaufen können. Die Buckfastbiene zB kann nicht auf dem normalen Bienenstand erfolgreich nachgezogen werden; Buckfastimker müssen sich jedes zweite Jahr neue Königinnen von den sog. "Reinzüchtern" nachkaufen. Ein florierendes Geschäft, dass sich kein Reinzüchter (= Falschzüchter) verderben lassen will.
Eine Bienenrasse ist eine an die jeweilige Umwelt (Klima, Trachtverhältnisse) angepasste Biene. Die Akklimatisation ist keine Sache von ein paar Jahren, sondern - was die grundlegenden Anpassungen betrifft - von Jahrhunderten!!!* Aus diesem Grund ist es nicht möglich, innerhalb weniger Jahre eine echte neue Bienenrasse zu züchten. JEDE Kreuzungszucht von Bienen weit auseinander liegender Herkünfte zerstört die Akklimatisation an jedwede Umwelt. Karl Kehrle und die heutigen Falschzüchter (für die Kehrle leider das große Vorbild ist) unterschätzen die Wichtigkeit der Akklimatisation sträflich.
Eine nichtakklimatisierte Biene wird krank oder ist zumindest einer akklimatisieren
Biene unterlegen. Dieser Satz gilt umso mehr, je langfristiger der Beobachtungszeitraum
gesteckt ist. Das heißt: Eine nichtakklimatisierte Biene kann sehrwohl
ein Jahr, gar zehn Jahre lang, bessere Ergebnisse liefern, als eine akklimatisierte,
aber sie kann es in keinem Fall in einem längeren Zeitraum von sagen wir
einmal mehr als zehn Jahren.
Man frage sich, warum die natürlichen Grenzen zB zwischen dem Verbreitungsgebiet
der Carnicabiene und der Nordbiene über Jahrtausende so stabil waren. Warum
konnte sich die Carnica nördlich dieser Grenze (also im Nordbienengebiet)
auf Dauer nicht halten? Warum starben sie dort aus? Und warum soll das heute
anders sein? Ich behaupte, sie sterben auch heute in Deutschland aus - wenn
nicht mit viel Chemie und viel Aufwand die Carnica am Tropf dieser teuren und
unnatürlichen Methoden am Leben gehalten werden.
Es gab und wird in Deutschland nur eine einzige akklimatisierte Biene geben,
und das ist die Nordbiene Mellifera Mellifera. Kein Züchter kann innerhalb
weniger Jahre oder Jahrzehnte eine andere Biene akklimatisieren. Deshalb nenne
ich jene, die behaupten, es zu können, Falschzüchter. Mit (immunsystemzerstörender)
Inzucht, dem außer (akklimatisationszerstörender) Kreuzungszucht
einzigen Instrument der Falschzüchter, ist sowieso kein langfristig positives
Ergebnis möglich!
Wie kommen wir in Deutschland unsere gute alte Nordbiene zurück? Die Antwort,
die ich fand, heißt: durch Standbegattung und negative Auslese. Standbegattung
ist Verdrängungszucht: Das Akklimatisierte verdrängt das Nichtakklimatisierte.
Die in unserer gegenwärtigen Biene, die eine Mischung von vielleicht 70
% Carnica und 30 % Mellifera ist, schlummernden Nordbienengene werden im Laufe
der Zeit wieder zum Vorschein kommen. Unsere Biene würde sich bei Landbienenzucht
von allein wieder genetisch entmischen und dunkel werden; das Carnicaerbgut
würde langsam wieder verschwinden. Es würde einige Jahrzehnte dauern,
aber besser einige Jahrzehnte als Jahrhunderte, wie sie die Natur benötigt
hatte. Eine weitere Beschleunigung der Wiederherstellung der Deutschen Dunklen
ist vielleicht möglich, indem - wie oben bereits geschildert - die Dunkle
Biene aus den Restbeständen (aus Schweiz, Schweden, Belgien, Polen) zurückgezüchtet
und in die bestehende Landbiene eingekreuzt wird.
Wir können die Carnica oder die Neue Landbiene nicht akklimatisieren -
das würde zu lange dauern, aber wir können die im Erbgut der Landbiene
rezent verborgenen Gene, die die Akklimatisation speicherten, reaktivieren.
Friedrich Ruttner schreibt in "Naturgeschichte der Honigbiene", S.
37ff: "Allgemein lässt sich sagen, dass es kaum möglich ist,
in Mitteleuropa Bienen aus gänzlich anders gearteten Klimabereichen zu
halten. Manchmal mag es für einige Zeit ganz gut gehen, dann aber rafft
ein ungünstiger Winter den ganzen Bestand hinweg. Die Bienenrassen verfügen
über ein im jahrtausendelangen Kampf mit den Umweltbedingungen herausgezüchtetes
Inventar erblicher Anlagen, das es ihnen ermöglicht, in ihrer Heimat alle
kurzfristigen Klimaschwankungen zu überstehen. Das setzt eine große
Anpassungsfähigkeit voraus, deren Grenzen gleichwohl durch den heimatlichen
Schwankungsbereich der Umweltbedingungen markiert sind. Diese Grenzen sind durch
imkerliche Zuchtauslese nur schwer zu überwinden. ... Die erstaunliche
Fähigkeit dieser Biene, sich an kühle, nasse Sommer mit mageren Trachten
an lange, bitterkalte Winter in einer neuen ... Umgebung anzupassen, findet
in der wissenschaftlichen wie in der imkerlichen Welt weit weniger Beachtung
als die Eigenschaften mancher exotischer Rassen ... . Ferner ist viel zu wenig
bekannt, dass es wirklich Gebiete und Bedingungen gibt, in bzw. unter denen
keine andere Biene mit solchem Erfolg gehalten werden kann wie die Dunkle."
Das bedeutet, alle Bienenrassen außer der Dunklen in Deutschland früher
oder später krank werden und ohne imkerliche Hilfe aussterben. Sie sind
und bleiben der Dunklen unterlegen. Der Imker kann den Fremdländischen
zwar zu überleben helfen, aber unter extremen Bedingungen lassen sich Massensterben
nicht verhindern - wie die Geschichte uns fast jedes Jahr beweist. Die fremden
Rassen leiden in Deutschland unter mehr Stress, als die Dunkle. Besonders in
Zeiten von Varroa-Milbe, intensiver Landwirtschaft mit Pestiziden, Monokultur
und Flurbereinigung.
Würden die Imker beim Leistungsvergleich der Rassen längere Zeiträume
und die Winterverluste an Völkern in ihre Berechnungen einbeziehen, wäre
es vorbei mit der Überlegenheit von Carnica, Buckfast oder Ligustica.
Es gibt keinen anderen Weg als den zurück zur Dunklen Biene, der Nordbiene.
-
Negative Auslese = Minusselektion
Die meisten Imker (jeden falls die meisten, von denen es Texte zu lesen gibt)
glauben, die positive Auslese führe schneller zum Erfolg, als die Negativauslese.
Wobei der Begriff "Erfolg" vom Imker, nicht von der Biene, definiert
wird. Das klingt banal, ist es jedoch nicht. Die Biene "will" möglichst
viele gesunde, kräftige Nachkommen; der Imker will möglichst viel
Honig und wenig Arbeit. Er will Gewinnmaximierung. Langfristig klüger wäre
es, er wollte jedoch "nur" Gewinnoptimierung. Gewinnoptimierung heißt,
einen langfristigen Gewinn anzustreben, statt einen (höheren) kurzfristigen
bei steter Erhöhung des Verlustrisikos. Gewinnmaximierer unterscheiden
sich von Gewinnoptimierern grundsätzlich dadurch, dass sie für kurzfristige
Gewinne ihr SICHERES Scheitern, das jedoch jenseits ihres intellektuellen Horizonts
liegt, unbewusst herbeiführen. Das gilt für Imker gleicherweise wie
für Wirtschaftskapitäne. Ihr Lebensmotto lautet - wenn auch oft genug
unbewusst: "Nach mir die Sintflut!"
Gewinnoptimierer wissen, dass sie ihr Ziel nur erreichen können, wenn
sie ihre Definition von "Erfolg" mit der des Biens (und der Natur
überhaupt) in Übereinstimmung bringen. Die frei lebende Biene "betreibt"
in ihrem natürlichen Spiel der Kräfte Minusselektion. Das heißt:
Die Schwächsten (und die Pechvögel) sterben, der möglichst große
Rest überlebt und vermehrt sich nach Kräften. Was die Natur in KEINEM
Fall tut, ist Plusselektion: Das stärkste Volk überlebt; alle anderen
sterben. Das wäre zu riskant. Der kurzsichtige Imker macht es trotzdem.
Er vermehrt das vermeintlich beste Volk zigfach und weiselt alle anderen Völker
mit den neuen Königinnen um. Das ist Plusselektion, das ist Inzucht. Man
bekommt erfolgreichen Nachwuchs mit derartigen Inzuchtschäden, sodass ein
Massensterben vorprogrammiert ist. Wären die Belegstellen so gut, wie die
Züchter hoffen und glauben, wäre die Biene längst ausgestorben,
meint Wolfgang Golz.
Merke: Gewinnoptimierung ist nicht dasselbe wie Gewinnmaximierung. Beide, Gewinnoptimierer und -maximierer, wollen möglichst viel Gewinn. Unterschiedlich sind ausschließlich die Reichweiten der Pläne. Der Optimierer plant wesentlich langfristiger. Wie die Biene! Sie ist ein reiner Optimierer! Ihre Anpassungen an die Umwelt braucht viele, viele Jahrhunderte!!! Weil sie ihre eigene Volksentwicklung langfristig, also optimal, an die Umwelt anpassen will. Eine akklimatisierte Biene ist eine optimierte. Die Bienenimporteure, Kreuzungszüchter und "Reinzüchter" sind Maximierer. Sie zerstören die Akklimatisation der Biene. Ihnen sind kurzfristige Gewinne wichtiger, als langfristige. Sichtbar ist ihr falsches Denken, wenn man sie nach ihren Durchschnittsernten fragt. Erst gestern erzählte mir ein Hobbyzüchter, dieses Frühjahr hätten sich 8 von 18 Völkern kahlgeflogen. Gefragt, wie hoch der durchschnittliche Honigertrag sei, antwortete er: "nur 30 kg pro Volk!" Mein Nachhaken ergab, dass er die 8 kahlgeflogenen Völker nicht in seine Rechnung mit einbezogen hatte. Typisch! So rechnen sich die Falschzüchter und deren Nachahmer ihre Erfolge zurecht.
Die schlimmsten Gewinnmaximierer sind jene, die auf die Blender hereinfallen. Blender entstehen durch die Kreuzung verschiedener Rassen. Als die ersten ausländischen Rassen nach Deutschland eingeführt wurden, war man von den Honigleistungen deren Nachkommen positiv überrascht. Die F1-Kreuzungen brachten hervorragende Ergebnisse. Spätere Generationen leisteten sehr viel weniger, als die Landrasse, die man zuvor hatte. Man war auf den Blendereffekt hereingefallen. Die experimentierfreudigen Deutschen fallen regelmäßig alle paar Jahre auf die Blender herein. Anders ist nicht zu erklären, dass wir zuerst unsere Nordbiene ausgerottet haben, und jetzt, da wir Carnicaland sind, mit Hurra die Buckfastbiene ins Land holen, um die Carnica auszurotten. Dabei ist heute bereits sicher, dass sich die Bucky in Deutschland auf Dauer nicht halten kann. Sie ist für unser Klima nicht geeignet, wie Wolfgang Golz in seiner Broschüre "Auf dem Weg zu einer neuen Landrasse" schrieb. Er hatte die Bucky 10 Jahre lang getestet.
Belegstelle
Es sei hiermit ausdrücklich festgestellt: Die Hunsrücker Belegstellen, von denen ich bisher nur eine kenne, die Belegstelle bei Thranenweiher, sind uns Landbienenhaltern ein Dorn im Auge, da die Belegstellen die Zerstörung der Anpassung unseres heimatlichen Bienenbestandes an die örtlichen klimatischen Bedingungen betreiben. Die Belegstellen sorgen zudem für eine grundsätzliche genetische Verarmung des Biens, was die Anpassungsfähigkeit des Biens an unsere örtlichen Begebenheiten ein weiteres mal reduziert und zudem das Immunsystem schwächt.
Belegestellen
- reduzieren die genetische Vielfalt: Inzuchteffekte, Reduktion der genetischen Anpassungsfähigkeit (nur wenige Vatervölker an der Belegstelle)
- zerstören die Anpassung (Vatervölker der Belegstelle stammen nicht aus heimischer Region)
- vermehren den Aufwand des Imkers (Die Vermehrung erfordert einen wesentlich höheren imkerlichen Aufwand: EWK kaufen, mit Bienen und Wabenstücken bestücken, Fahrt zur Belegstelle usw.. Außerdem muss die Belegstelle selbst in Stand gehalten werden, Vatervölker und Edelköniginnen müssen gekauft werden usw..)
Vortrag Prof. Gerhard Liebig
In einem Vortrag, den Prof. Dr. Gerhard Liebig vor einigen Wochen hielt, erfuhr die von mir angestrebte imkerliche Betriebsweise volle Bestätigung. Liebig lehnt ausdrücklich die Belegstellen ab und erklärte zudem, dass standbegattete Weiseln, bei denen nur die Untauglichen (Stecher, Kranke usw) ausgelesen werden (= Negativauslese) mindestens genausogut seien, wie diese teuren "Edelköniginnen". Wenn man auf Liebigs Rat hört, kauft man sich also keine auswärtigen Weiseln mehr ein und verzichtet auf Belegstellen. Dann hat man bereits das, was ich mir für den Bien wünsche.
Zukunft der Belegstellen
Sollte sich die Landbienenhaltung im Hunsrück einmal etabliert haben,
muss das nicht das Ende der Belegstellen sein. Die Belegstellen könnten
zB genutzt werden, um varroaresistente Bienen zu "züchten", indem
die dort aufgestellten Völker nicht gegen Varroose behandelt werden. Siehe
"Meine Betriebsweise" - Varroabekämpfung mit Schadschwellenmethode.
Außerdem könnten dort - falls es sich als nötig erweisen sollte - echte Dunkle Bienen, Mellifera Mellifera als sog. "Vatervölker" gehalten werden. Eine Notwendigkeit zu ihrer Haltung könnte sich ergeben, falls sich herausstellen sollte, dass das Genom unserer Landbienen unwiderruflich geschädigt und reduziert ist, sodass eine Renaturisierung nicht mehr möglich ist. In diesem Fall könnten an der Belegstelle die Dunklen vermehrt werden. Von dort könnten dann die Imker der Region ihre neuen befruchteten Weiseln beziehen.
Die Belegstellen wurden eingerichtet, um die heimische Dunkle BNiene systematisch auszurotten. Jetzt können sie zur Rettung der Dunklen Biene "missbraucht" werden.
Die Zukunft der Biene
Überlegen wir uns einmal, wie sich die Bienen entwickeln werden, wenn
sie weiterhin der herkömmlichen Behandlungsweise ausgesetzt bleiben. In
Deutschland, ja in ganz Europa und der Welt, werden die lokalen Mellifera-Rassen
verschwinden. Eine Mellifera Iberica, M. Caucasica, M. Carnica, M. Ligustica,
M. Macedonica und auch eine Buckfastbiene werden verschwunden sein, da sich
alles mit allem vermischen wird. Sämtliche Anpassungen an lokales Klima
und die jeweiligen Trachtverhältnisse werden verschwunden sein. Wir werden
eine unangepasste "Weltbiene" bekommen, die ausschließlich in
menschlicher Obhut mehr schlecht als recht leben kann, da sie keine Resistenz
gegen die Varroamilbe entwickeln kann. Die schon gewohnheitsmäßige
Säurebehandlung der Bienen macht jede Entwicklung zur Resistenz unmöglich.
Sollte sich die von mir vorgeschlagene Idee der Landbienenhaltung durchsetzen,
bleiben alle lokalen Unterarten erhalten und die Bienen können Resistenzen
gegen ihre Krankheiten/Parasiten entwickeln!
Basiszucht: Ich fand in der "Union der Basiszüchter" Gleichgesinnte.
Und Kritik an diesen Basiszüchtern fand ich natürlich auch. ZB in
http://www.bienenzucht.de/ mit http://www.bienenzucht.de/stellungnahme ... szucht.htm
zu finden. Es heißt:
Standbegattung
In jüngster Zeit gibt es immer wieder Stimmen, die behaupten, bei entsprechender Selektion lassen sich auch bei Standbegattung erhebliche Fortschritte erzielen und der ganze Aufwand mit dem Betrieb und der Beschickung von Belegstellen lohne sich nicht. Diese von GOLZ als sog. Basiszucht propagierte Auffassung geht fälschlicherweise von einer mütterlichen Dominanz aus, wobei der väterliche Einfluss auf die Anlagen eines Bienenvolkes und auf die nachfolgenden Generationen vernachlässigt wird. Mit Zahlen wird diese Zuchtarbeit jedoch nicht belegt.
Mein Kommentar: Die Aussage ist berechtigt, aber kein Argument gegen
die Standbegattung. Die vom Autor propagierte Zuchtmethode berücksichtigt
zwar in vorbildlicher Weise die Erkenntnisse der Wissenschaft über Genetik
und Vererbung, aber sie vernachlässigt sträflich die ebenfalls wissenschaftliche
Erkenntnis der extremen Inzuchtananfälligkeit und die Wichtigkeit der Akklimatisation
der Biene. Die immer häufiger auftretenden Massensterben sind Folgen dieser
zwar funktionierenden, aber dennoch falschen Zuchtarbeit und der industriellen
Bienenhaltung.
Die Standbegattung nach Golz ist die einzige Methode, mit der wir - und der Bien - langfristig erfolgreich sein können. Die Drohnen sind das genetische Kommunikations- sowie Immunsystem des Superorganismusses der Bienenvölker. An ihm sollte nicht nicht herumgepfuscht werden. Wer es dennoch tut, zählt für mich zu den Maximierern - er will alles kontrollieren und verliert genau deshalb ebendiese Kontrolle.
Die ausschließliche und zudem vorsichtige züchterische Beeinflussung
der weiblichen Linie entspricht dem ehrfürchtigen Eingeständnis des
Menschen, den Bien, da er lebt, nie ganz erforschen zu können und dem daraus
notwendig folgenden Entschluss, ihm möglichst viel Autonomie zuzugestehen,
damit er sein Leben samt aller unentschlüsselten Geheimnisse weiterleben
kann. Der Versuch der Wissenschaft und Wirtschaft, den ganzen Bien trotz beschränktem
Wissen völlig unter (notwendig reduzierende) Kontrolle zu nehmen, endet
mit Sicherheit in der Katastrophe. Je größer die "Erfolge"
bei der genetischen Manipulation des Biens sind, desto sicherer ist das Scheitern.
Die einzige Selektion, die am Bien möglich (und nötig) ist, um langfristige
Erfolge nicht zu gefährden, ist die auf Gesundheit, Friedlichkeit (aufgrund
des engen Zusammenlebens von Bien und Mensch - die Biene hat es nicht mehr nötig,
sich mit Stichen gegen menschliche Räuber zu wehren!) und Jahreshonigertrag.
Der Jahreshonigertrag ist nicht nur von wirtschaftlichem Interesse, sondern
auch ein Zeiger für gute Akklimatisation, Schwarmträgheit (und Gesundheit).
Nachgezogen wird nicht nur vom ertragreichsten und friedlichsten Volk - das
wäre Inzucht - sondern es werden bloß am wenigsten einträglichen
Völker mit Jungköniginnen aus einem der besten Völker umgeweiselt.
(Negative Zuchtauslese statt positiver.)
Selbst Landbienenzüchter wie Wolfgang Golz oder die Union der Basiszüchter halten sich meines Wissens nicht an das Gebot, von jedem Volk (außer den 5 % Stechern und Kranken) zu vermehren, sondern sie ziehen der Einfachheit halber (?) nur vom besten Volk viele Königinnen nach und bestücken damit die Ableger. Das ist unzulässige Inzucht!
Ein Argument für die akklimatisierte Landbiene aus der Ameisenforschung (Quelle: http://ameisenforum.de/exotische-ameise ... hread.html
4. "Intraspezifische Homogenisierung" ein übersehenes Risiko
Mit "intraspezifischer Homogenisierung" ist gemeint, dass nicht nur die Einschleppung fremder Arten in eine native Fauna oder ein Ökosystem gefährlich werden kann, sondern auch das Einbringen von Angehörigen einer Art in entfernte Populationen derselben Spezies.
In Europa leben zahlreiche Arten mit sehr großen Verbreitungsgebieten, vom Mittelmeerraum bis in subarktische Regionen. Es ist anzunehmen (und zum Teil bewiesen, z.B. HEINZE & al. 1998), dass ihre lokalen Populationen Anpassungen u.a. an das örtliche Klima entwickelt haben. Werden sie an einen hinreichend entfernten Ort gebracht, gehen sie entweder zugrunde, oder sie hybridisieren mit der ortsansässigen Population, wobei deren lokale Anpassung verringert wird. Die vorhandene Untergliederung einer Art in Ökotypen, eventuell Unterarten, wird verwischt, die Art unter Umständen eine homogene Mischpopulation, die möglicherweise Anpassungsmerkmale an bestimmte Habitate verliert.
Das heißt: Wer Bienen aus fremden Gegenden einführt, zerstört die Akklimatisation aller Bienen der Umgebung. Aufgrund dieses Zusammenhangs kann das Landbienenprojekt auch nur als Gemeinschaftsarbeit möglichst vieler Imker erfolgreich durchgeführt werden.
Auf den ersten Blick scheinen die Ideale der Union der Basiszüchter mit
den meinen übereinzustimmen. Ich hatte sogar einmal erwogen, dem Verein
beizutreten. Auch die Basiszüchter setzen ganz auf Standbegattung. Allerdings
stehen sie, was die Zukunft der Biene anlangt, auf der völlig entgegengesetzten
Position wie ich. Was ich in "Zukunft der Biene" als abschreckendes
Szenario darstellte, ist genau das, was die Basiszüchter anstreben. Mit
ihren eigenen Worten liest sich das so:
"Zweifellos hat die Landbiene in den vergangenen Jahrzehnten von der Carnica- und dann auch von der Buckfast-Zucht erheblich profitiert. Carnica- und Buckfast-Drohnen haben die Landbiene positiv beeinflusst. Gern wird allerdings übersehen, dass auch die Carnica- und die Buckfast-Zucht von der Landbiene profitieren. ... Was Rassezüchter "Fremd- und Fehlbegattung" (an unsicheren Belegstellen) nennen, wirkt der genetischen Einengung ihrer Zuchtstämme entgegen, verbessert Leistung und Vitalität der Völker und vermindert die Inzucht-Probleme. Das ist eine ungewollte Einkreuzung mit positiver Wirkung. ... So haben Rassezüchter und Standzüchter in der Praxis kooperativ auf dasselbe Zuchtziel hingewirkt, die einen bewusst und organisiert, die anderen für sich allein und geräuschlos. ..." (die biene, 4/2009, S. 24, Text von Rainer Rodenwald)
Das alles ist hanebüchener Unsinn! Da gibt es also diese wissenschaftlich
ausgebildeten, professionellen Reinzüchter, die zwar bewusst der Basiszucht
entgegenstehen, unbewusst jedoch dasselbe Zuchtziel wie sie erreichen, weil
die Belegstellen, die sie eingerichtet haben und natürlich auch nutzen,
gar nicht funktionieren und es zum Segen aller zu "Fremd- und Fehlbegattungen"
kommt. Trotzdem muss ja etwas funktioniert haben, denn sonst hätte die
Landbiene ja nicht von den Erfolgen der Reinzüchter profitieren können.
Ich sage nur: Saft- und kraftloses pazifistisches Geschwätz der Basiszüchter, die sich mit den Reinzüchtern nicht anlegen wollen! Die Landbiene wird also von den Reinzuchtbienen bereichert. Von Schädigung, zB Schädigung der lokalen Anpassung - Vernichtung der Ökotypen - und Stress aufgrund genetisch verursachter disharmonisch gemischter Verhaltensmuster kein Wort. Was die Basiszüchter schreiben, ist ein schlechter Witz!
Die natürliche Biene entwickelt Ökotypen, das sind Anpassungen an
lokales Klima und lokale Trachtverhältnisse. Wir sollten alles tun, um
diese Ökotypen zu erhalten und/oder wiederherzustellen, bzw. zuzulassen.
Die o.g. Basiszüchter sind leider am großen Werk der Kreuzungszüchter,
diese Anpassungen zu zerstören, mitbeteiligt. Sonst würde Rodenwald
nicht von "profitieren" durch Einmischung von Genen aus aller Herren
Länder schreiben.
Ökotypen haben ihre Berechtigung. Sonst hätte sich zB nördlich
von Wien, in West-Ost-Richtung verlaufend, keine GRENZE zwischen Mellifera und
Carnica herausgebildet (Ruttner). Die C. war nördlich dieser Grenze weniger
angepasst als die Nordbiene. UND das ist auch heute noch so! Die C hat auch
heute nördlich dieser Grenze mehr Stress und ein schwächeres Immunsystem
und wäre einer Nordbiene, gäbe es sie noch, unterlegen. Die Buckfast
als Kunstrasse weist gar keine lokale Anpassung auf.
Wenn die Imker so weitermachen wie bisher, bekomen wir die allüberall
unangepasste kränkliche "Europabiene", ein Mischmasch aus allem,
was so herumfliegt. Alle Ökotypen werden aussterben. Um dem entgegenzuwirken,
sollten wir unser imkerliches Verhalten derart ändern, dass sich Ökotypen
erhalten und/oder wiederherstellen lassen.
D.h.: KEIN Bienenhandel über 25 km Maximaldistanz mehr. Als Übergangsregelung
könnte die Bestimmung eingeführt werden, dass Wandern für Imker
nur innerhalb des Lebensraumes des jeweiligen Ökotyps erlaubt sind.
Wir sollten nicht auf Rassereinheit züchten, nicht kreuzen!! Ökotypen
sind keine Angelegenheit der Rasse, sondern der Betriebsweise!!! Da ich zB den
Ökotyp Mellifera haben will, wandere ich nie über die Grenzen dieses
Ökotyps hinaus, kaufe und verkaufe auch nicht über diese Grenze hinweg.
Und da ich sogar den Ökotyp "Hunsrückbiene" will - ich lebe
im Hunsrück - bewege ich meine Beuten und Bienen nicht über einen
Radius von 25 km hinaus.
Je nach Beschränkung meines Wander-, Kauf- und Verkauf-Verhaltens kann
ich dann die Bezeichnung meines "gezüchteten" Ökotyps bestimmen.
Wer sich nicht an diese Regeln hält, trägt zum Verlust aller Ökotypen
bei. Er bekommt eine Biene, die nicht mehr richtig auf auf das lokale Klima
eingestellt ist und demzufolge kränkelt.
Standbegattung ist sozusagen Pflicht,
Ablehnung jeglicher Künstlichen Befruchtung, der Reinzucht, der Belegstellen,
sind selbstverständlich.
Ich habe hier den natürlichen Weg zurück zu unserer alten Mellifera
beschrieben. Wir können diesen Weg möglicherweise beschleunigen, indem
wir die Dunkle im ursprünglichen Verbreitungsgebiet wieder einkreuzen.
Mit diesem Schritt werde ich allerdings warten, bis ich mir meiner Sache sicher
bin.
Kritik
"Ohne Reinerhaltungszucht und ohne Königinnentransport würden wir die als rein definierte Dunkle Biene Apis mellifera mellifera niemals erhalten bzw. verbreiten können. Die Dunkle Biene als reine Population ist doch per DNA-Analyse genau definiert, es ist keine Mischmaschbiene! Ohne Hilfe des Menschen mittels Reinerhaltungszucht wäre die Dunkle Biene heute wahrscheinlich restlos ausgestorben. Deine Thesen, lieber Hanjo, würden die Ausrottung der Mellifera nur fördern! "
Meine Antwort:
Ich stimme dir im Wesentlichen zu. Und was du und die anderen Nordbienenzüchter machen, ist auch richtig und gut. Wir müssen die alte Nordbiene erhalten.
ABER: Wir sollten auch auf einem 2. Gleis fahren, und das ist der von mir beschriebene Weg. Hier geht es darum, dass sich die natürlichen Verbreitungsgebiete aller Ökotypen und deren Grenzen auf natürliche Weise wiederherstellen. Ich bin GEGEN diese Mischmaschbiene. Ich weiß nicht recht, wie du aus meinem Schrieb herauslesen konntest, die von mir bevorzugte Methode würde dem Rassenmischmasch Vorschub leisten.
Dieser Mischmasch liegt bereits großenteils vor, und meine Methode würde dazu führen, dass sich wieder lokale Anpassungen herausbilden würden. Die heutige Mischmaschlandbiene würde wieder eine reine Landbiene, ein echter melliferaähnlicher Ökotyp, werden.
Und um diesen natürlichen "Rückzüchtungsprozess" zu unterstützen, kommen die Mellifera-Reinzüchter wie Du ins Spiel. Wir brauchen ja keinen neuen Ökotyp. Wir haben ihn ja bereits mit der Nordbiene. Aber wir müssen Bedingungen schaffen, dass die Nordbiene wieder auf natürliche Weise bei uns leben kann, ohne dass Reinzüchter ständig diese große Anstrengungen leisten müssen. Ohne ein richtiges Umfeld kann die Nordbiene nicht überleben. Für dieses Umfeld sorgt meine Methode, da nur bei ihr gewährleistet ist, dass Ökotypen und deren natürliche Grenzen respektiert werden.
Die Diskussion entspann sich weiter:"Deine Thesen in Ehren; es ist ja nichts schlechtes, sich auf die lokale Bienenpopulation zu beschränken; auch wenn es ein Rassenmischmasch wie in Deutschland ist.
ABER: es ist falsch zu sagen, dass sich bei Deiner Methode "langsam wieder die Mellifera-Biene herausbilden würde". Was entstehen würde, wäre eine genetisch völlig konfuse Landbiene, die aber nichts mit der hier ursprünglich verbreiteten Dunklen Biene zu tun hätte.
Für uns in diesem Forum kann es nur heißen: ErhaltungsREINzucht der Mellifera mit den sichersten Mittel, die es gibt!"
Meine Antwort:
Diese "genetisch vollkommen konfuse Landbiene" ist derzeit die einzige,
die wir zB hier im Hunsrück haben - außer die der 2 oder 3 Reinzüchter,
die Bienen haben, die gar nichts mit unserer Region zu tun haben, sondern mit
einer aus Österreich. Bei uns muss sie jedoch mit hohem züchterischem
Aufwand reingehalten werden, was natürlich alle paar Jahre scheitert und
zur Folge hat, dass sich die Züchter neues Material aus dem Stammland kaufen.
Genau genommen züchten sie folglich gar nichts. Das einzige, was sie machen,
ist, unsere Biene hier zu verhunzen - ihr die Anpassung ans lokale Klima zu
verhindern.
Wenn das, was ich vorschlage, nicht gemacht wird, wird es mit dem Mischmasch
immer so weitergehen, und auch die von dir angestrebten Veränderungen werden
auf Dauer keine Chance haben, da auch die Mellifera da, wo sie heute noch rein
vorkommt, bald nur noch in Mischform existieren wird. Weil das Umfeld nicht
stimmt. Die Reinform der Mellifera kann nur erhalten werden, wenn die von mir
vorgeschlagene Methode überall angewendet wird.
Bei der von mir vorgeschlagenen Methode würden die Spielregeln der Evolution
wieder greifen und eine natürliche Auslese betreiben, die die reine Mellifera
in Deutschland sozusagen als Ziel hätte, denn die Mellifera war ja bereits
die hier am besten Angepasste. In dieses Umfeld gesetzt, hätten Mellifera-Nachzuchten
die besten Karten für die Zukunft, denn sie weisen bereits die Gene auf,
die die Landbiene erst noch erhalten wird in ihrem Jahrhundertelangen "Rückentwicklungsprozess",
der in Wahrheit ein Fortschritt ist. Das Einkreuzen der Mellifera in unser "Mischmasch"
würde die Rückentwicklung wesentlich beschleunigen.
Vor allem wären bei Anwendung der von mir vorgeschlagenen Methode auch
alle anderen die Ökotypen, so es sie noch gibt, also die M. Macedonica,
Carnica, Ligustica usw. vor der künftigen sicheren Ausrottung bewahrt.
Austausch aller Weiseln im 2-Jahres-Turnus
In "die biene" Nr. 4/2010 heißt es in den Monatsbetrachtungen:
"Wir tauschen grundsätzlich alle Königinnen nach der 2. Saison
aus, auch wenn sie noch einen guten Eindruck machen und dieses durch den Aufbau
eines vitalen Volkes unter Beweis stellen."
Ich vermute, dies geschieht mit wissenschaftlichem Segen, denn letztlich las
ich in einer bienenwissenschaftlichen Abhandlung, dass die Eier bereits ab dem
3. Jahr (1. Jahr: Geburtsjahr, 2. Jahr: volle Leistungsfähigkeit im Wirtschaftsvolk,
und bereits im 3. Jahr abnehmende Leistung, weshalb die Kö gegen eine jüngere
ausgetauscht werden soll) dünner und die aus ihnen entstehenden Bienen
kurzlebiger sind. Außerdem sinke die Schlupfrate dieser kleineren Eier.
Nicht erwähnt wird, dass
1. die natürliche Lebensspanne einer Königin von bis zu 5 Jahren das
Ergebnis einer vieltausendjährigen Optimierung ist, die der Mensch nicht
anzuzweifeln berechtigt ist, und
2. die Weiseln bei zunehmendem Alter klüger werden. Bienen sind nicht zu
100 % vom Erbgut determiniert, sondern sie sind, da sie Lebewesen und keine
Maschinen sind - lernfähig. Sie können etwas lernen, und die Lerninhalte
können Genschalter an- und ausschalten, d.h. bestimmte Abschnitte der DNS
aktivieren oder deaktivieren und damit unterschiedliches Verhalten auslösen.
Dazu braucht es allerdings eines möglichst breiten genetischen Spektrums
des Biens, das nicht durch Inzucht eingeschränkt werden darf.
Da die von mir praktizierte Landbienenzucht darauf abzielt, eine lokal angepasste,
gesunde Rasse zu erhalten, und da ich leider davon ausgehen muss, dass aufgrund
jahrzehntelanger Belegstellennutzung der normalen Imkerschaft und Belegstellenbelieferung
durch Rein - = Inzüchter, das genetische Spektrum unserer Bienen inzwischen
eingeschränkt und damit ihr Immunsystem geschwächt ist, tendiere ich
immer mehr zur Anschaffung einer unverzüchteten Nordbienenkönigin
zwecks Drohnenerzeugung auf meinem Bienenstand. Mit diesem Schritt werde ich
allerdings mindestens noch ein Jahr warten, bis ich diese Sache eindeutig geklärt
habe.
Neben der Wiederherstellung eines breiten genetischen Spektrums ist es wichtig,
die Weiseln mindestens 1 Jahr länger leben zu lassen, als die Wissenschaft
derzeit empfiehlt. Bis sich das hier vorgestellte neue Wissen über die
Einflüsse von Gelerntem auf die genetischen Schalter des Biens in der Bienenwissenschaft
handlungswirksam durchgesetzt hat, dürften noch einige Jahre vergehen,
Jahre, die wir nicht abwarten müssen.
Der Bien kann es lernen, mit den Varroamilben umzugehen. Er kann es zB lernen,
den Milben die Beine abzubeißen, wie bereits bewiesen wurde. Es kann lernen,
befallene Brut rechtzeitig auszuräumen. Erst wenn wir unseren Weiseln ein
weiteres Lebensjahr gönnen, können sie dieses Wissen erwerben und
ins Genom einbauen und weitervererben. So funktioniert die Evolution und nicht
anders!
Drei Ziele
Ich verfolge mit Hilfe dieses Forums drei Ziele:
1. Einen Weg zu einer neuen Landrasse einzuschlagen (siehe W. Golz: "Auf
dem Weg zu einer neuen Landrasse")
2. Rettung und Wiedereinführung der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera
germanica Pollmann) in Deutschland
3. Züchtung einer varroatoleranten/resistenten Biene.
Alle drei Ziele sollen gleichzeitig erreicht werden. Die Varroamilbe zwingt die Imkerschaft zum generellen Umdenken. Die Freiheit, dass jeder Imker an seinem Bienenstand tun und lassen kann, was ihm beliebt, muss eingeschränkt werden. Diese Einschränkung gilt bisher nur bei der - meldepflichtigen - Amerikanischen Faulbrut und in Gestalt einer Behandlungspflicht bei Varroose. Eine weitere Einschränkung ist erforderlich: die Freiheit, dass jeder Imker nach Belieben jede Bienenrasse halten darf. Diese Freiheit verstößt gegen den Naturschutzgedanken, der jeder Spezies das Recht zubilligt, zu existieren, nach ihren Bedürfnissen zu leben und sich selbstbestimmt weiterzuentwickeln. Der Mensch hat nicht das Recht, eine Bienenrasse nach Belieben zu manipulieren oder gar auszurotten. Ein Imker, der ausländische Bienenrassen oder die Kunstrasse "Buckfastbiene" nach Deutschland einführt, zerstört die einheimische Nordbiene. Da es die Nordbiene noch gibt - sie wurde nicht überall gänzlich ausgerottet - muss die Einfuhr ausländischer Bienen (außer einigen Melliferapopulationen) ab sofort verboten werden (Einsicht der Imker wäre natürlich besser). Was da ist, darf meinetwegen bleiben, aber nur unter der Bedingung, dass die natürliche Zuchtwahl (Evolution) entscheidet, was hier heimisch wird oder bleibt.
Da es die Dunkle Biene noch gibt, und da die Imker nicht die Aufgabe haben, Bienenrassen auszurotten, sondern, im Gegenteil, zu beschützen, ist es unsere Pflicht, die Dunkle zu retten und ihr mittels der Methode der Landbienenhaltung die Möglichkeit zu geben, sich in ihrer ursprünglichen Heimat wieder auszubreiten. Die Landbienen-"Zucht" zeichnet sich ja darin aus, dass sie wieder viele Ökotypen des Biens zulässt.
Das von mir entwickelte "Projekt Landbiene" lässt offen, welche Biene wir am Ende bekommen werden. Die Landbiene könnte ja identisch mit der Carnica sein oder mit der Buckfast, aber nur, wenn sie sich gegenüber anderen Rassen durchsetzen kann, weil sie die robusteste, gesündeste ist, was ich jedoch für unwahrscheinlich halte. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Biene, die wir aktuell haben, im Verlauf ihrer Anpassung an Klima, Tracht und Schädlinge (Krankheitserreger) immer dunkler, also melliferaähnlicher wird, da das Genom unserer einst hier heimischen Biene noch nicht völlig ausgerottet ist. Es wird - momentan noch unterdrückt durch das Genom von Carnica & Co. -jedoch wieder zum Tragen kommen, sobald die ideologisch verengte Handlungsweise der Züchter beendet wird. Unterstützend kommt hinzu, dass die Mellifera wieder im Kommen ist. Immer mehr Imker setzen sich für den Erhalt der Dunklen Biene ein, und wenn dank des Landbienenprojektes das fast freie Spiel der Evolution wieder zu Tragen kommt, verbinden sich Landbiene und Dunkle Biene zur Neuen Deutschen Landrasse, wie Wolfgang Golz sie sich gewünscht hat.
Wenn wir einzig Standbegattung der Bienen zulassen und auf alles Künstliche verzichten, und wenn wir mit unseren Bienen nicht über das einstige Gebiet der Mellefera hinaus wandern, und wenn wir Bienen nur innerhalb von 25 km kaufen und verkaufen, wird sich wie von Zauberhand gesteuert wieder eine akklimatisierte Landrasse entwickeln - gesund, fleißig - und heimisch! Und wahrscheinlich dunkel.
Varroabekämpfung als Chance: Die Varroamilbe kann nicht ausgerottet werden, aber die Biene kann es lernen, mit ihr zurechtzukommen. Wenn wir im Rahmen unserer Landrassenzucht immer schön die Milben zählen, können wir jene Völker in unseren Beständen ausfindig machen, die weniger Milben aufweisen. Diese werden bei der Vermehrung bevorzugt. (Bei nicht nachzuchtwürdigen Völkern werden die Drohnenwaben herausgeschnitten, wird gegen Milben behandelt, die Königin umgeweiselt). Da unsere Bienen noch nicht über ausreichend Varroaresistenz oder -toleranz verfügen, müssen wir NOCH eingreifen, zB mit Ameisensäure oder biotechnioschen Verfahren, aber wenn wir die Schadschwellenmethode anwenden, können wir unsere Bienen am Leben erhalten und trotzdem die Entwicklung des Biens Richtung Varroaresistenz unbeeinträchtigt lassen. Die derzeitigen Varroabekämpfungsmethoden lassen es leider nicht zu, dass die Bienen eine Resistenz entwickeln.
Also: Nichtbehandeln bringt unsere Bienen um; Pauschalbehandlung aller Völker bringt sie langfristig um. Der goldene Mittelweg ist der Richtige: So viel Medizin wie nötig, so wenig wie möglich.
Alle drei Ziele mit einem Streich:
Alle drei Ziele lassen sich mit einer einzigen imkerlichen Betriebsweise erreichen:
Wie diese aussehen könnte, ist hier und in "Meine Betriebsweise"
erklärt.
Als Basis meiner Idee dient der umfangreiche Stoff, den ich im Internet, Zeitschriften,
Büchern und Broschüren über Varroaresistenz- und toleranzzucht,
über Dunkle Bienen, Landbienen und diverse Betriebsweisen gefunden habe.
Hier ist alles versammelt, was ich über die Geschichte der Biene, die Ausrottung
der Dunklen Biene in Deutschland und über varroaresistente Bienen finden
konnte.
Projekt Landbiene seit Mai 08
Ich finde es schon einigermaßen befremdlich, dass nach fast zwei Jahren
"Projekt Landbiene" immer noch kein einziger Imker dieser Region Interesse
am Gelingen dieses Projektes gezeigt hat. Besteht im Hunsrück wirklich
kein Interesse an einer "Hunsrücker Landbiene"?
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal - kurz - darstellen, was genau
eine Hunsrücker Landbiene ist, bzw. werden könnte:
1. Es gab einmal diese Hunsrücker Landbiene. Es war eine Unterrasse (genauer: ein regionaler Ökotyp) der einst hier heimischen Dunkle Biene "Apis mellifera mellifera". Sie war (im Gegensatz zur ebenfalls dunklen Heidebiene) friedlich, relativ schwarmträge und vor allem war sie an unsere Landschaft, Klima und Trachtverhältnisse optimal angepasst, d.h. gesund. Exakt diese Biene werden wir kaum wieder zurückbekommen, aber was wir tun können, ist, unsere real vorhandene Biene - unseren Carnica-Mischling - sich so entwickeln zu lassen, dass sie dieser Biene wieder ähnlich wird.
2. Wie kann ein Hunsrücker Imker Halter der Hunsrücker Landbiene
sein, wenn es diese Biene gar nicht gibt?
Ganz einfach: Die Hunsrücker Landbiene ist keine bereits existierende,
fertig angepasste Regionalbiene, sondern eine Betriebsweise, die, konsequent
angewandt, aus JEDER Honigbiene, die heute im Hunsrück lebt, im Verlaufe
weniger Jahrzehnte eine Hunsrücker Landbiene macht.
3. Die Wissenschaft hat - obwohl die Dunkle fast ausgerottet ist - aus alten Unterlagen und unter Verwendung von Insektensammlungen, aus deren Bienenbestand das Genom von Honigbienen vergangener Jahrhunderte isoliert und untersucht werden konnte, bisher über 120 diverse Ökotypen der Dunklen Biene ermitteln können. Es wird jedoch vermutet, dass es früher sehr viel mehr Ökotypen der Dunklen von Portugal bis zur Ukraine, von Österreich/Schweiz bis zur Haselnussgrenze in Schweden/Norwegen, gegeben hat. Da stellt sich die Frage, wozu die Natur so viele Ökotypen geschaffen hat. Die einfache Antwort lautet: Weil es gut, weil es sinnvoll war! Die Ökotypen waren in ihrer jeweiligen Heimat die am besten Angepasstesten, die Gesündesten, Robustesten! Das bedeutet: Es ist keineswegs egal, ob wir mit heimischen oder heimisch gewordenen Bienen imkern oder mit Importen. Mit Importbienen wird man viel häufiger und viel dramatischer Verluste erleiden, als mit einer heimischen Biene.
4. Es ist ein schier unausrottbares Vorurteil, dass die ehemals hier heimische Dunkle Biene ein wüster Stecher gewesen sein soll, der es nicht wert war, erhalten zu bleiben, zudem er kaum Honig einbrachte. Stecher waren die Mischlinge, nachdem die Imker Bienen aus Italien und Kärnten hier einführten und mit den heimischen verkreuzten. Das Genom der Mischlinge ist disharmonisch, was zu gesteigerter Aggressivität führt. Lässt man die Bienen "machen" - also betreibt man das Projekt Landbiene - harmonisiert sich das Genom nach einigen Jahren wieder und die Bienen werden wieder friedlich. Alles, was hier nach 1900 lebte, waren meines Wissens bereits Mischlinge.
5. Wenn wir eine Betriebsweise wählen, die es zulässt, dass sich quasi von allein wieder eine optimal angepasster Ökotyp entwickelt, wenn wir also der Natur nicht mehr ins Handwerk pfuschen, werden wir wieder die beste aller Bienen bekommen, und das kann im Hunsrück nur die Hunsrücker Landbiene sein!
Die neue Hunsrücker Landbiene wird an den Boden, die Flora und Fauna,
das Klima, die Menschen und die landwirtschaftlichen Methoden des heutigen Hunsrückes
angepasst sein.
Wenn wir uns weiterhin die Amerikaner mit ihren ach so tollen Methoden (Reinzucht,
Kreuzungszucht, Importe, medikamentöse Behandlung ohne Ende, weite Wanderungen
in Riesentrucks, endlose Monokulturen genmanipulieter Pflanzen) zum Vorbild
nehmen, werden wir dasselbe Desaster erleben, wie sie. Das ist keine reine Prognose.
Wir sind ja bereits mitten drin im Desaster; wir haben das nur noch nicht richtig
realisiert. Noch gilt das Motto: Augen zu und durch! Einer der vertrauenswürdigeren
deutschen Bienenwissenschaftler sagte mir vor ein paar Monaten, dass er für
die deutsche Imkerei keine Zukunft sähe, wenn sie so weitermache wie bisher.
Die Bienen werden Jahr um Jahr schwächer. Er meinte (sinngemäß):
Es wird nicht mehr viel brauchen, bis das Immunsystem des Biens die Vergewaltigung
durch die Imker nicht mehr kompensieren kann. Die offizielle Entwicklung der
deutschen Imkerei geht nicht Richtung Varroatoleranzzucht, sondern Richtung:
80 % iger (statt bisher 60 % iger) Ameisensäure. Auch Bayer will sein neu
entwickeltes Medikament loswerden. Der offiziellen Varroatoleranzzucht - siehe
AGT - prognostozierte er Erfolge in frühestens 50 Jahren. Dabei brauche
man nur nach Südfrankreich zu schauen, wo ein Berufsimker mit seiner Bond-Methode
längst varroatolerante Bienen "gezüchtet"(genau genommen:
"nichtgezüchtet") habe. (Auch meine Landbienenzucht ist übrigens
eher eine Landbienennichtzucht. Sie entstehen, wenn man züchterisch nicht
eingreift. Mehr über die falsche Methode der AGT in einem gesonderten Beitrag.
Die Betriebsweise zur Erlangung und Erhaltung der Hunsrücker Landbiene funktioniert wie folgt:
a) Akzeptanz der Biene, die jetzt in diesem Augenblick da ist.
b) Keine Biene von außerhalb des Hunsrückes mehr einführen. Gern sähe ich die weitere Einschränkung, dass man Bienen nur noch innerhalb eines 25-km-Radius verstellt oder kauft/verkauft, nicht zuletzt, um die Ausbreitungsgefahr ansteckender Krankheiten zu verringern. Wäre ein größerer Radius sinnvoll, nun, dann würden unsere Drohnen und Schwärme auch weiter fliegen. Ich gehe davon aus, dass es die Natur weise so eingerichtet hat, die Flugdistanz von Schwarm und Drohne auf 25 km zu beschränken. Die Natur hätte es auch anders machen können, wenn es denn sinnvoll gewesen wäre. Es gibt zB Schmetterlinge, die jährlich tausende von Kilometern wandern. Die Biene aber wandert jährlich nur bis zu 25 km. Daran sollten auch wir Imker uns halten.
c) Negativauslese statt Positivauslese: Positivauslese bedeutet, dass der Imker vom besten Volk Dutzende Weiseln nachzieht und alle anderen Völker seines Standes umweiselt. Diese Praxis erzeugt Inzucht und provoziert hohe Winter- und Krankheitsverluste, sowie schlechte Anpassung an lokale Umweltbedingngen. Negativauslese bedeutet, dass nur die schlechtesten paar Prozent der Völker umgeweiselt werden: die unzumutbaren Stecher. Alles weitere besorgt der Winter! Zu kleine Völker werden nicht umgeweiselt. Sehr oft habe ich erlebt, dass ein Volk in einem Jahr schwach, im nächsten Jahr stark war, und umgekehrt. Ein Volk, das den Winter überlebt hat und zudem kein wüster Stecher ist, hat ein Überlebensrecht. Auf Leistung können wir wieder züchten, wenn wir wieder eine echte varroatolerante Landbiene haben.
d) Keine Künstliche Befruchtung, kein Umlarven mehr. Am besten sind Naturschwärme.
Aber es gibt auch praktikablere Methoden, die dem Naturschwarm sehr ähnlich
sind, zB die Schwarmvorwegnahme, der Königinnenableger oder der Kunstschwarm.
Diese Ableger sind besser, als zB Brutableger, da sie dem Naturschwarm nahekommen.
Beim KS werden ein paar Tausend Bienen und Kö von einigen Waben abgefegt
in eine neue Beute, die ein bis 2 km vom Muttervolk weg aufgestellt wird, damit
die Bienen nicht zum alten Standort zurückfliegen. So werde ich es jedenfalls
machen. Die Ableger können dann ohne große Milbenlast loslegen, denn
sie haben ja die Königin, die sofort zu stiften beginnt. Auch Brutwabenableger
mit Königin (Königinnenableger) sind besser, als BW-Ableger (ohne
Kö), da Erstere einen großen Entwicklungsvorsprung bekommen und stärker
werden, als BW-Ableger, die sich erst vier Wochen lang eine neue Kö machen
müssen.
Wichtig ist zudem, dass die Muttervölker aufgrund der Kö-Entnahme
eine Brutpause bekommen, die die Milbenlast erleichtert. Auch Naturvölker
legen meist bei Krankheiten derartige Brutpausen ein oder verlassen die Baumhöhle.
Be hohem Milbebefall kann man es machen, wie die Natur: Man macht einen KS mit
allen Bienen und gibt die Brut auf.
Brutwabenableger mache ich nur, wenn ich aufgrund hoher Winterverluste gezwungen
bin, von einem Volk möglichst viele Ableger zu machen.
e) Standbegattung ist obligatorisch. Keine Belegstellennutzung!
f) Stilles Umweiseln. Für mich obligatorisch. Aus stiller Umweiselung
hervorgegangene Königinnen sind mir die allerliebsten. Dafür nehme
ich auch in Kauf, dass eine in die Jahre gekommene Altkönigin in ihrem
letzten Lebensjahr ein paar Zellen weniger bestiftet hat. Die unbestreitbaren
Vorteile einer durch stilles Umweiseln hervorgegangenen Königin ist, dass
sie
1. eine von ihrem Volk "gewollte" Königin ist, was sehr wichtig
für die Volksharmonie ist, und
2. ihre Mutter mehrfach bewiesen hat, dass sie gut akklimatisiert ist und ihr
Volk sicher durch mehrere Winter gebracht hat.
g) Belegstellen sind nur dann zu erhaltenswürdig, wenn es als sinnvoll
erachtet wird (ich bin hier noch unschlüssig), die Dunkle Biene, die es
noch bei einigen auswärtigen Züchtern zu kaufen gibt, systematisch
und flächendeckend hier wieder einzuführen und die aktuell hier existierende
Carnicabiene und Buckfastbiene vollständig zu verdrängen. Ich kann
mir allerdings nicht vorstellen, dass ein solches Vorhaben allgemein Anklang
finden könnte. Mir selbst wäre auch nicht ganz wohl bei dieser Sache.
h) Langfristig keine Varroabehandlung mehr! Als Übergangslösung sehe
ich die sog. Schadschwellenmethode an. Der natürliche Milbentotenfall auf
der Bodeneinlage wird gezählt. Bei mehr als 10 toten Milben täglich
wird mit AS auf Schwammtuch behandelt. Es gibt auch biotechnische Verfahren,
die an anderer Stelle dieses Forums erklärt sind. Völkerverluste werden
durch KS und Brutableger ausgeglichen. Von Jahr zu Jahr werden die Bedingungen,
ab der eine Behandlung durchgeführt wird, verschärft, bis man ein
Gefühl dafür bekommt, wie hoch die Verlustquoten sein werden. Völker,
die sich als varroaanfällig erweisen, können umgeweiselt werden; Völker,
die aus welchen Gründen auch immer mit den Milben besser zurechtkommen,
werden bevorzugt vermehrt.
Bei Anwendung der Schadschwellenmethode ist es wichtig, dass anfangs ein gewisser
Prozentsatz der Bienenvölker den Winter NICHT überlebt. Wer seine
Bienen so behandelt, dass möglichst alle überleben, betreibt keine
Auslese in Richtung Varroatoleranz. Man sollte bei nichtresistenten Völkern
eine Verlustrate von etwa 30 - 40 % anstreben.
Als vorbildlich in jeder Hinsicht betrachte ich John Kefuss, dessen "Bond"-Methode
in diesem Forum ausführlich geschildert ist. Allerdings halte ich es nicht
für ratsam, sofort mit der Bond-Methode zu beginnen, um keine 100 % igen
Verluste zu erleiden. Deshalb die vorgeschaltete Schadschwellenmethode, die
uns ermöglicht, uns innerhalb weniger Jahre an die Bondmethode heranzutasten.
i) Ich verwende nur noch Rahmen mit Anfangsstreifen. Die für den HR vorgesehenen
Rahmen werden gedrahtet. Keine ganzen Mittelwände mehr. Die Bienen sollen
selbst bestimmen, welche Zellengröße sie bevorzugen!
j) Drohnen werden nur noch bei Völkern herausgeschnitten, die sich als
nicht ausreichend varroaresistent erweisen, also bei Völkern, die sowieso
umgeweiselt werden und an der Weitergabe ihrer Gene eingeschränkt werden
sollen.
k) Zu meiner favorisierten Betriebsweise gehört noch einiges andere, aber das gehört nicht explizit zur Landbienenzucht. So verwende ich beispielsweise kein Absperrgitter. Stattdessen hänge ich gelegentlich die eine oder andere bestiftete HR-Wabe in den BR um, allerdings nur, wenn im BR genug Platz ist. Bestiftete Honigwaben lassen sich zwar nicht schleudern, aber es widerspricht nicht meiner Einstellung, den Bienen etwas mehr Honig als bisher zum Überwintern zu belassen. Möglicherweise kann ich einmal ganz auf Fütterung verzichten. In die HR-Zarge kommt ein 2. Flugloch. Das dient der Honigtrocknung und der Verkürzung der Wege für die Sammlerinnen.
Schluss: Möglicherweise gibt es bereits Imker im Hunsrück, die bereits
Landbienenzüchter sind. Ich bitte sie, sich bei mir zu melden, indem sie
sich hier im Forum anmelden und schreiben. Wer hat sich schon länger keine
auswärtige Weisel (von weiter als 25 km) mehr gekauft, wer setzt schon
seit Jahren ganz auf Standbegattung seiner Weiseln? Wer macht nur noch Negativauslese
und strebt varroatolerante Bienen an?
Wer ist entschlossen, die Dunkle zu halten? - Auch wer bereits die Dunkle hat,
kann und sollte diese entsprechend der Landbienenmethode halten, damit sie sich
akklimatisieren kann. Ich bin auch der Ansicht, dass die punktuelle Wiedereinkreuzung
der Dunklen Biene in unsere Hunsrücker Bestände sinnvoll sein könnte,
auch wenn damit gewisse Umstellungsprobleme verbunden sein könnten, zB
das verstärkte Auftreten von Stechern.
Eine flächendeckende Wiedereinführung der Dunklen Biene und deren Haltung nach der Landbienenmethode wäre vielleicht wünschenswert. Das müsste jedoch eingehend diskutiert werden.
Manchem Interessenten könnte mein "Forderungskatalog" zu kompliziert
zu sein, um sich zur Beteiligung am Projekt Landbiene zu entschließen.
Deshalb seien hier kurz die Minimalforderungen, die erfüllt sein
müssen, um seine Biene mit Recht "Hunsrücker Landbiene"
(als Bezeichnung eines Ökotyps) nennen zu dürfen.
1. Keine Völker und Königinnen aus Gegenden außerhalb des Hunsrückes
einführen.
2. Keine Reinzuchtköniginnen kaufen - egal woher.
3. Standbegattung
4. Keine Belegstellennutzung
5. Königinnen und/oder Völker ausschließlich mit Imkern tauschen,
die ebenfalls Landbienen halten.
Ein Imker, der Obiges gelesen hatte, teilte mir mit, dass meinen Bedingungen und Forderungen eine "diktatorische Arroganz" anhafte, die abstoßend wirke. Ich wolle quasi "mit verbaler Gewalt" meine Phantasterei durchsetzen und mich selbst an die Spitze dieser Bewegung setzen, um meinen überzogenen Egoismus zum Ausdruck zu bringen.
Antwort: Ja ja, so kann man das sehen, wenn man es so sehen will!
1. Eigentlich habe ich das Wohl des Biens im Auge und weniger meines - dachte
ich wenigstens.
2. Die Bedingungen stelle nicht ich, sondern die Logik der Sache. Man mache
einmal den einfachen Versuch: Man versuche herauszufinden, was genau eine Landbiene
ist, und dann erkunde man, wie man diese bekommen kann, und wenn man eine hat,
wie man sie erhalten kann. Das Ergebnis wird sein, dass die Bedingungen zum
Erwerb und Erhalt einer Landbiene mit den von mir aufgestellten Bedingungen
identisch sind. Nicht ich stelle Bedingungen und Forderungen, sondern die Sache
selbst - die Natur der Landbiene selbst. Man beachte, dass die Landbiene eine
natürliche Biene ist, also die Biene, die wir bekämen, wenn es ab
sofort keine Menschen und keine menschlichen FORDERUNGEN und BEDINGUNGEN mehr
gäbe.
Außerdem gebe ich zu bedenken, dass meine Bedingungen sehr weich sind!
Trotz des Ausrufezeichen. Ich verlange keine Radikalmaßnahmen wie zB die
Ausrottung aller Rein- und Inzuchtbienen oder Ausrottung aller Buckys und Carnicas
oder ähnliches. Was ist das für eine "Forderung", wenn ich
"fordere", die Biene, die wir aktuell haben, zu belassen wie sie ist
und sie erst künftig (ab jetzt) wie Landbienen, also forderungslos (= ohne
Zuchtauswahl) zu behandeln?
Ich drehe den Spieß um: Warum fordern Sie, lieber Kritiker, Reinzuchtbienen
und Ameisensäure bis zum Sanktnimmerleinstag bzw. zum Aussterben der Biene?
Warum fordern Sie durch Unterlassung, dass nichts für den Bien getan wird?
3. Fordere ich die Landbienen erzeugende Betriebsweise aus egoistischen Gründen oder der Bienen zuliebe?
4. Ist man bereits arrogant, wenn man sich klar formuliert und nicht dieses harmlose, eklige "politisch korrekte" Wischiwaschi schmiert, von dem die Zeitungen voll sind und das megatonnenweise in Politikerreden fabriziert und übers ganze Land gegossen wird? Man bedenke: Wo eine politisch korrekte Politikerrede hinfällt, keimt für Jahrzehnte kein fruchtbares Wort mehr.
Züchterisches Chaos
Die gegenwärtige Situation ist die, dass bis vor wenigen Jahrzehnten in Deutschland fast ausschließlich mit der Carnicabiene geimkert wurde. Dann kam die Buckfastbiene, hauptsächlich eine Kreuzung zwischen der englischen Nordbiene und der Italienischen Biene, hinzu. Die Buckfastbiene erfreut sich heute aufgrund der Illusion, dass alles Neue auch besser sein müsse, größerer Beliebtheit, als die alte Carnica. Besonders bei Berufsimkern wird die Buckfast gegenüber den Carnicas vorgezogen, obwohl Bienenforscher Dr. Liebig immer wieder darauf hinweist, dass beide Sorten gleich gut seien.
Nicht gleich gut, sondern im Gegenteil, sehr viel schlechter, ist jedoch die
Situation, dass beide Rassen gleichzeitig in Deutschland gezüchtet werden.
Die Buckfastzüchter zerstören das Werk der Carnicazüchter und
umgekehrt. Jetzt kann man gar nichts mehr züchten! Die Züchter wissen
das sogar, aber sie versuchen ihr völliges Scheitern zu kaschieren, indem
sie ganz "demokratisch" auf Toleranz machen: "Wir haben nichts
gegen die Buckfast (Carnica) - Züchter, behaupten beide Fraktionen über
die jeweilige Gegenseite, aber was sie denken, sagen sie wohl lieber nicht.
Dann käme es zum offenen und womöglich klärenden Streit mit dem
niederschmetternden Ergebnis, dass alles, was Bienenzucht in Deutschland anlangt,
total falsch läuft. Ziemlich ratlos wird die verquaste Situation schön
geredet, indem auf die Belegstellen hingewiesen wird, die die Reinhaltung der
jeweiligen Rassen gewährleisten sollen. Allerdings geht das auf Kosten
der Breite des genetischen Spektrums des Biens, denn auf jeder Belegstelle stehen
maximal zehn Drohnenvölker, die dann das gesamte Einzugsgebiet der Belegstelle
mit dem Genom dieser Drohnen versorgt. Die natürliche Entwicklung des Biens
wird dadurch weitgehend unterbunden. Es fehlt schlichtweg an Masse, um eine
genetisch stabile, d.h. gesunde, akklimatisierte Biene zu bekommen und zu erhalten.
Außerdem gibt es keine sicheren Landbelegstellen.
Nicht jeder Imker will seine Weiseln jedes Jahr auf eine Belegstelle bringen;
die meisten wollen bei der altbewährten Standbegattung ihrer Weiseln bleiben
- sie werden einen Mischmasch bekommen, keine Carnica, keine Buckfast, keine
echte Landbiene. Was sie bekommen werden, ist eine kränkliche, nicht angepasste,
völlig verwurstete "Weltbiene", die in jeder Hinsicht schlechter
ist, als alles, was je dagewesen ist.
Außerdem: Wo wollen unsere Belegstellenleiter künftig ihre Reinzuchtköniginnen
herbekommen? Aus Ostösterreich, der Heimat der Carnica? Kaum! Denn auch
in Österreich wird die Reinhaltung dieser Rasse immer mehr von den Buckfastanhängern
untergraben. Viele österreichische Imker tun alles, was in ihrer Macht
steht, um auch ihre Biene kaputtzukriegen.
Jetzt haben also die Imker - mit wissenschaftlicher Unterstützung - dieses
totale Chaos angerichtet, und nun kommen auch noch die Freunde der Nordbiene
hinzu, die das Rassechaos komplettieren. Schlimmer gehts nimmer!
Meines Erachtens gibt es aus diesem elenden Schlamassel nur einen Ausweg! Die
Wiederbesinnung auf die Landbiene! Wenn ab sofort auf Reinzucht aller Rassen
verzichtet und die Biene, die nun einmal da ist, benutzt wird, um die Deutsche
Landbiene zu "züchten"! Die dazu nötigen "Spielregeln"
habe ich an anderer Stelle formuliert. Keine Völker und Königinnen
über eine Entfernung von mehr als 25 km hinweg kaufen oder verkaufen, ausschließlich
Standbegattung zulassen, keine künstliche Befruchtung, keine Belegstellen.
Innerhalb weniger Jahrzehnte würde sich das Genom dieser Mischung langsam
wieder entmischen, d.h., die vorteilhaften Gene der ehemaligen Dunklen würden
von Generation zu Generation immer mehr zum Vorschein kommen, alles Unangepasste
würde durch Winterverluste wegselektiert werden.
Die Entwicklung des Chaos-Biens zu einer genetisch stabilen und damit gesundheitlich
widerstandsfähigen Biene, könnte durch die vorsichtige Einkreuzung
der Nordbiene beschleunigt werden. Zum Glück ist die Nordbiene nicht völlig
ausgerottet. In der Schweiz, in Polen und Schweden gibt es noch reinrassige
Nordbienen. Jeder Imker könnte sich alle paar Jahre eine echte Nordbienenweisel
kaufen und in eines seiner Völker einweiseln. Dann würden wir innerhalb
von 60 oder 70 Jahren wieder eine echte heimische Landbiene bekommen. Das ist
der einzige gangbare Weg, den wir beschreiten müssen, wenn wir auch künftig
noch gesunde Bienen und Imker haben wollen.
Mein Vorschlag ist bei weitem nicht so radikal, wie die denkbare Variante, dass
Deutschland nun mit der Carnica dasselbe veranstaltet, wie zu Beginn des 20.
Jahrhunderts mit der Nordbiene: ein radikaler Ausrottungsfeldzug! Alle Belegstellen
werden ausschließlich mit Nordbienen besetzt, und alle Imker werden gehalten,
ihre Weiseln auf diesen Belegstellen begatten zu lassen. Dann hätten wir
innerhalb weniger Jahre wieder die Nordbiene zurück. Aber dieser Schritt
erscheint mir allzu radikal.
Der Niedergang der Dunklen Biene
In Friedrich Ruttners "Naturgeschichte der Honigbiene" finden wir auf Seite 87 f eine andere Erklärung für den Niedergang der Dunklen Biene und deren Ersatz durch die Carnica. Es heißt:
"Die Ursache der Überlegenheit (der Carnica über die Dunkle Biene) liegt in der rascheren Frühjahrsentwicklung; während die Völker der Dunklen Biene zur Zeit der Frühsommertracht (vor allem Himbeere) noch zu schwach sind und allein im August bei der Heidetracht Erfolg haben, bringen die Carnica-Völker im Juni-Juli eine erste und aus der Heide eine zweite Ernte."
Weiter schreibt Ruttner, dass der Siegeszug der Carnica in Deutschland auch
damit begründet werden könne, dass viele deutsche Imker vorher schon
fortwährend allerlei Rassen aus dem Ausland eingeführt und eingekreuzt
hätten mit der Folge eines unkontrollierten Bienengemisches mit der unangenehmen
Eigenschaft starker Stech- und Schwarmlust. In dieser Situation sei die Einfuhr
der Carnica ein reiner Segen gewesen. Es war demnach nicht so, dass die Carnica
die Dunkle abgelöst habe, sondern dieses unkontrollierbare Rassegemisch.
Im "Ruttner" wird übrigens die Carnica als der Dunklen äußerlich
sehr ähnlich beschrieben. Beide Rassen seien sehr eng miteinander verwandt.
Ein erfahrener Imker erzählte mir, dass - hätte es dieses Rassegemisch
nicht gegeben - man aus der reinrassigen Dunklen Biene längst eine frühtrachttaugliche,
sanftmütige und schwarmträge Dunkle hätte züchten können.
Aber der Zug sei leider abgefahren; man könne nicht mehr ins frühe
19. Jahrhundert zurück.
Angesichts der Tatsachen, dass Dunkle und Carnica eng verwandt sind, dass die
Carnica frühtrachttauglich ist und meine Heimat der vielen Rapsfelder wegen,
eine frühtrachttaugliche Biene braucht, und dass die Rüssellänge
der Carnica etwas größer ist als bei der Dunklen - was die Tauglichkeit
für Klee verbessert, habe ich mich nun vorerst dagegen entschieden, mir
die Dunkle zu kaufen und einzukreuzen. Ich werde bei der Biene, die ich habe,
bleiben.
Nun geht es vorrangig um die Reinerhaltung der bestehenden "Hunsrücker
Landbiene". Das heißt, dass ich der Biene, die gegenwärtig da
ist, helfen werde, sich weiter an unsere lokalen Begebenheiten anzupassen (Akklimatisation),
indem ich Werbung dafür mache, keine Bienen aus einer größeren
Entfernung als 20 oder 25 km vom Heimatort zu kaufen, Standbegattung, Negativauslese,
Schwarmvorwegnahme, Schwärme oder Brutableger mit Nachschaffungszellen,
keine künstliche Besamung, kein Umlarven, keine Belegstellennutzung (siehe
"Meine Betriebsweise").
Ursachen der Ausrottung
In den alten Zeiten, als es noch keinen billigen Rüben- oder Rohrzucker
gab, womit man den Bienenvölkern, denen man den Honig weggenommen hatte,
die Überwinterung ermöglichen konnte, musste man eine völlig
andere Strategie fahren: Man tötete bei der Honigernte dreiviertel seiner
Völker und erntete ihre kompletten Honigvorräte. Dem restlichen viertel
entnahm man nur den überschüssigen Honig und logierte die Völker
in derart enge Körbe ein, dass sie sparsam über den Winter kamen.
Die Enge der Bienenkörbe zahlte sich nicht nur im geringen winterlichen
Futterverbrauch aus, sondern auch im nachfolgenden Frühling, wenn die kleinen
Bienenwohnungen die Völker zwangen, frühzeitig und häufig zu
schwärmen. Auf diese Weise wurde die Frühtracht genutzt, die Völkerzahl
wieder auf den Vorjahresstand zu bringen, in welchem dann die Sommer und Spättracht
eingefahren wurde.
Auf diese Weise wurde jahrhundertelang geimkert. Dann kam der Zucker, der schnell
wesentlich billiger war, als Honig. Aufgrund der nun möglichen Zuckerfütterung
waren die Imker nicht mehr "gezwungen", dreiviertel ihrer Völker
im Herbst abzuschwefeln. Alle durften überleben. Eigentlich hätte
man jetzt mit größeren Bienenwohnungen experimentieren müssen,
aber alte Traditionen sind langlebig. Man meinte, die Brutfelder der Völker
klein halten zu müssen, da Brut ja angeblich viel Futter verbrauche, das
der Imker lieber selber haben wollte.
Endlich setzen sich die Holzbeuten durch. Die Magazinimkerei machte es dem Imker leicht, mit größeren Bienenwohnungen zu experimentieren. Leider erwies sich der Vorteil der Dunklen Biene, ihre angezüchtete Schwarmfreude, nun als Nachteil. Die Bienen schwärmten, bevor die Kisten voll besetzt waren. Das Eisenbahnzeitalter hatte begonnen, und die Imker nutzten die Eisenbahn, um fremde Rassen auf ihre Bienenstände zu bringen. Statt die zum intensiven Schwärmen gezüchtete Dunkle nun wieder zu einer schwarmträgen, die sie einmal war, zu züchten, kauften sich unsere "Züchter" lieber die Italienische. Diese kreuzten sich natürlich mit der heimischen Biene. Die erste Kreuzungsgeneration erwies sich als ungemein fruchtbar und sammelfreudig. Man dichtete den Erfolg den neuen Rassen zu: man war auf die erste Kreuzungsgeneration, die Blender, hereingefallen. Damals wusste man noch nichts von Blendern. In den nachfolgenden Generationen zeigten sich dann die Nachteile der Kreuzungsprodukte: Aufgrund vererbten widersprüchlichen Verhaltens wurde das Erbgut disharmonisch. Das geerbte Verhalten eines Teils eines Volkes widersprach dem geerbten Verhalten eines anderen Teils desselben Volkes, was Aggression zur Folge hatte: Die einst friedliche, schwarmträge Biene wurde also durch Menschenhand zuerst schwarmfreudig, und dann auch noch zum wüsten Stecher. Die Nachteile der Blendernachzuchten schob man dann auf die Nordbiene, die mehr und mehr verteufelt wurde.
Diese Entwicklung machte die fremdrassigen Bienen noch attraktiver, und man
entschloss sich zu einem grandiosen Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle. Die
Belegstellen erwiesen sich als erfolgreiches Instrument der Ausrottung. Wären
die deutschen Imker nicht so töricht gewesen, ihre heimische Biene mit
Importbienen zu zerstören, sondern hätten sich züchterisch mit
der Dunklen Biene befasst, wäre ihr die Schwarmlust schnell wieder weggezüchtet
worden, und wir hätten eine wunderbar akklimatisierte, robuste heimische
Biene gehabt. Aber leider ist der Kauf fremder Rassen leichter, als die Zucht
am eigenen Bienenstand. Statt zu züchten, kaufte man sich Bienen und nannte
die stümperhaften Bemühungen, die Importbienen rein zu halten, auch
noch Reinzucht. Klingt edel, ist es jedoch nicht. Die Amerikaner benutzen für
unser Wort "Reinzucht" den besseren Begriff "Inzucht".
Jetzt haben wir hier die Carnica, die sich mit dem jährlichen "Opfer" großer Winterverluste langsam an unser atlantisches Klima anpasst und langsam zur neuen Dunklen wird - das Genom der Dunklen, das noch nicht völlig ausgerottet ist, setzt sich langsam (gegen den Widerstand unserer Reinzüchter) wieder durch - und alles könnte wieder gut werden, aber man hat ja nicht wirklich etwas gelernt. Es gibt die Buckfastbiene - und da alles, was man nicht hat, automatisch besser ist, als das, was man hat, holt man diese nicht akklimatisierte genetisch instabile Kunstrasse ins Haus. Schließlich hat man es fast geschafft, die Dunkle zu zerstören. Warum sollte es nicht gelingen, auch Carnica und Bucky kleinzukriegen? Also kreuzt man fleißig diese beiden Rassen, setzt voll auf die Blender und denkt sich - ganz nach der Mode der Börsenzocker und Amokläufer: "Nach uns die Sintflut!"
Klima
In der oben verlinkten wissenschaftlichen Arbeit wird der Niedergang der Dunklen
Biene bedauert, und der Vorschlag zur Rettung der Dunklen ist die Einrichtung
eines einzigen Reservates in Deutschland, in welchem die Dunkle Biene rückgezüchtet
und dann erhalten werden soll. Der Autor lehnt eine in ganz Deutschland gestreute
Wiedereinführung der Dunklen ab, wie sie der ehemalige Vorsitzende eines
Vereins zur Rettung der Dunklen Biene (GEDB) durch seinen kommerziellen Verkauf
Dunkler Weiseln an Imker in ganz Deutschland praktiziere. Wenn sich in Sachen
Bienenzucht unqualifizierte Hobbyimker aus reiner Liebhaberei eine oder zwei
Weiseln der Dunklen Biene zulegen, werde das Ergebnis dieser Bemühungen
keineswegs die Renaissance der Deutschen Biene in Deutschland sein; das zuvor
kritisierte züchterische Chaos würde bloß verstärkt werden.
Das Rassegemisch, das heute aus Carnica, Ligistica und Buckfastbienen besteht,
würde dann noch um die Dunkle erweitert und damit verschlimmert werden.
Ich glaube, der "verfemte" ehemalige Vereinsvorsitzende hat recht
und nicht der Autor der o.g. Arbeit, Steffan. Die Jahreszeiten, die Trachtverhältnisse
und das Klima, also die langfristigen äußeren Lebensbedingungen des
Biens bestimmen im Idealfall die Auslese, die in der Vergangenheit zur Entstehung
der Dunklen Biene führte. Die Dunkle ist im Gegensatz zB zur Carnica oder
Buckfastbiene eine Biene, die an das Atlantische Klima angepasst ist.
Was ist "Atlantisches Klima"? - Es bedeutet, dass es in der
Übergangszeit vom Winter in den Frühling immer wieder zu Kaltluftdurchbrüchen
aus dem Norden mit viel Schnee und Regen kommt ("Aprilwetter"), die
im Verlaufe des Frühlings immer seltener werden, bis es endlich die Azorenhochs
schaffen, von Westen kommend über Deutschland hinwegzuziehen und die Kaltluft
zurückzuhalten. Trotzdem schaffen es die Kaltluftströme immer wieder,
sich zwischen zwei Hochs zu schieben und für einige Tage, aber mitunter
auch für einige Wochen - das kann das ganze Jahr über geschehen -
für kaltnasses Wetter zu sorgen. Außerdem können die regenreichen
Westwinde ungehindert von Gebirgen über Deutschland hinwegziehen und abregnen.
Ganz anders ist das Klima im Windschatten der Alpen - wo Carnica- und Ligustica
leben. Die Landschaften, in denen diese Bienenrassen leben, werden von den Kaltlufteinbrüchen
aus dem Norden nicht erreicht, und die Alpen schützen diese Regionen vor
den Westwinden. Aus diesem Grund wird das Klima dort im Gegensatz zum Atlantischen
(See-) Klima "Kontinentales (Land-) Klima" genannt. Beim Landklima
sind Frühling und Herbst viel weniger ausgebildet, und Sommer und Winter
bewegen sich in extremeren Temperaturbereichen als beim Seeklima. Die Italienische
und die Österreichische Biene fühlen sich wohl, wenn die Sommer früh
und schnell kommen, heiß werden, lange anhalten und dann schnell der kalte
Winter kommt.
Die Dunkle Biene ist an kurze Sommer und Winter angepasst und an langandauernde
Übergangszeiten, bei denen es häufig unser typisches "Aprilwetter"
gibt - im April, aber auch im Herbst.
Anpassung bedeutet, dass das genetisch verankerte Verhalten des Biens genau
auf die jeweiligen klimatischen Verhältnisse abgestimmt ist. Die Kärntner-
und die Italienische Biene haben in freier, natürlicher Konkurrenz zur
Dunklen Biene in Landschaften mit Atlantischem Klima keine Chance. Sie würden
binnen weniger Jahrzehnte verdrängt werden, wenn nicht die deutschen Imker
aus ideologischen Gründen den bis heute andauernden Ausrottungsfeldzug
gegen die Dunkle betreiben und die Carnica in unseren Breiten künstlich
am Leben erhalten würden.
Würden die Versuche, die Kärntner-Biene hier reinrassig zu etablieren,
aufhören, würden die Dunklen, die noch in einigen kleinen Reservaten
in Österreich, Schweiz, Belgien, Südfrankreich, Dänemark, Norwegen,
Schweden und Polen existieren, ihre Reservate verlassen und ihre angestammten
Gebiete zurückerobern. Das Genom der Dunkle würde sich schnell in
Deutschland ausbreiten, viel schneller, als wenn wir darauf hoffen, dass der
"dunkle" Anteil des mischrassigen Genoms unserer gegenwärtig
existierenden Landbiene sich allmählich wieder durchsetzte.
Was nützt der deutschem Imkerschaft ein kleines Naturschutzgebiet an der
Rhön, wenn sie doch in ganz Deutschland eine akklimatisierte Biene braucht,
also die Nordbiene? Uns ist in der Tat ausschließlich mit der flächendeckenden
Wiedereinführung der Dunklen Biene in ganz Deutschland gedient.
Wir haben also die Wahl zwischen sechs Alternativen:
1. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Carnica umsteigen.
2. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Buckfast umsteigen.
3. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Carnica und
Buckfast umsteigen.
4. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle ausschließlich in kleinen Reservaten
beenden. Außerhalb der Reservate wird weiterhin auf Carnica und Buckfast
gesetzt.
5. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle beenden und auf Landrasse konzentrieren.
6. Die Dunkle so viel und so schnell wie möglich in Deutschland wiedereinführen.
1. und 2. sind theoretisch durchführbar.
3. ist undurchführbar, aber genau das wird gemacht!!! Es ist unmöglich,
in Deutschland gleichzeitig Carnica und Buckfast zu halten. Es würde sich
ein Rassegemisch herausbilden, das keiner haben will - weder Carnica- noch Buckfasthalter/züchter.
4. Das wäre nichts anderes, als 3., denn die im Reservat lebende Dunkle
würde trotzdem früher oder später aussterben.
5. Wenn wir die Biene rassezüchterisch nicht mehr manipulieren würden,
würde sich im Verlauf weniger Jahrhunderte wieder eine melliferaähnliche
dunkle Biene entwickeln. Dieser natürliche Selbstreinigungsprozess des
durchmanschten Bienengenoms würde beschleunigt werden, wenn die Dunklen,
ausgehend von den derzeigigen Reservaten, nicht gehindert würden, in ihre
angestammten Lebensräume vorzudringen.
6. Dieses Vorgehen würde das ermöglichen, was die Dunkle auf natürlichem
Wege auch tun würde: die Reservate verlassen und Deutschland "zurückerobern".
Da ich nichts von dauerhaften Reseraten halte, plädiere ich für Praktizierung
von Punkt 5. Da ich jedoch keine Hoffnung habe, dass unsere Imkerschaft den
natürlichen Ausleseprozess zulässt und damit zulässt, dass die
Dunkle sich über die Reservate hinaus ausbreitet, ist wohl 6. der einzige
sinnvolle Weg, wieder zu einer klimatisch angepassten, robusten Biene zu kommen.
Ich bin jedenfalls nicht bereit, gegen die Natur hier eine Biene zu halten,
der nicht erlaubt wird, sich an unsere klimatischen Verhältnisse anzupassen.
Zusammenfassung meiner Erkenntnisse über den Niedergang der Dunklen
Biene.
In diesem Forum gibt es ja nicht nur diesen einen Artikel mit Informationen
über den Niedergang der Dunklen Biene. Meine Zusammenfassung berücksichtigt
alles, was mir zu diesem Thema unter die Finger gekommen ist.
Der entscheidende Grund des Niedergangs der Dunklen Biene ist die schlichte
Tatsache, dass die Dunkle in Deutschland heimisch war, als die deutschen Imker
aufgrund der Erfindung der Eisenbahn die ausländische Biene entdeckten
und in ihrem Forscherdrang unbedingt mit ihr Erfahrungen sammeln wollten. Ich
kann diese Neugier sehr gut verstehen, da es auch mir nicht anders ging. Auch
ich las mit größtem Interesse Ruttners "Naturgeschichte der
Honigbiene" und andere Forschungs- und Erfahrungsberichte über ausländische
Bienenrassen. Nur mein besseres Wissen hielt mich davon ab, alle möglichen
Bienenrassen auf den eigenen Stand zu holen. Leider kann, wie früher, so
auch heute, längst nicht jeder diesem Sammeltrieb widerstehen. Übers
Internet lernte ich eine Reihe anderer Imker kennen, die sich an diversen anderen
Bienenrassen versuchten, nach dem Motto: "Hab mir mal Ligustica und die
Elgonbiene zugelegt, um sie mit meinen Carnicas und Buckys zu vergleichen."
Über die Folgen dieser Sammelwut hat man sich damals vor 150 Jahren wie
heute keine Gedanken gemacht. Man holte sich tausende Völker der italienischen
Ligustica ins Land, dann noch mehr tausende Carnica - und wunderte sich, dass
sich die Fremden mit den heimischen kreuzten und nach Anfangserfolgen, den Blendern,
zu Stechern "degenerierten", die weder die Leistungen der Italiener,
der Kärntner noch der Dunkeln Bienen erzielen konnten.
Die Züchter in Italien und mehr noch in Österreich erkannten schnell
die Marktchance und bauten systematisch den Bienenhandel aus, indem sie ihre
hochwertigen Superbienen propagierten, und nachdem sich die Bienenwissenschaft
ins profitable Geschäft einklinkte, bekamen die Sklenar-, Peschetz- und
Troisek- Bienen zusätzlich noch wissenschaftliche Ehrentitel wie "Reinzuchtbienen"
und dergleichen angedichtet. Um den Markt ihres Bienenhandels zu vergrößern,
musste dafür gesorgt werden, dass die Dunkle Biene verschwindet.
Dass selbst die Bienenwissenschaft diese Ausrottung aktiv betreibt, ist wohl
außerdem dem Umstand zu verdanken, dass nichts über den Wert der
Akklimatisation, den der von der Wissenschaft verfehmte Wolfgang Golz entdeckte,
bekannt zu sein schien. Ich fürchte, dass dies ein Verdienst hauptsächlich
Bruder Adams (Karl Kehrle) war, der die Buckfastbiene kreierte. Welcher Bienenwissenschaftler
wagt es schon, diesem bundesverdienskreuztragenden Bienenzücher zu widersprechen?
Da er Bienenrassen aller möglichen Herkunftsländer kreuzte und dieses
Tun als vorteilhaft erklärte, sah er sich wohl genötigt, die diesem
Tun entgegenstehende Akklimatisation unterzubewerten.
Diese Geringschätzung der Akklimatisation ist unter der Imkerschaft sehr
weit verbreitet. Ich konnte bei Gesprächen und Internetdiskussionen kaum
jemanden finden, der ihr einen besonderen Wert beimaß, dabei ist die Akklimatisation
das A und O der Bienenhaltung.
Akklimatisation ist nicht nur Apassung an das Klima (Wind, Wetter, jahreszeitliche
Temperaturentwicklung), sondern auch an die Tracht und die bakteriologische
Umgebung des Biens, kurz: Anpassung an die Umwelt. Ist der Biene akklimatisiert,
sind seine Leistungen nicht maximiert, sondern optimiert. Die Stärke des
Immunsystems ist unmittelbar abhängig vom Ausmaß des Gelingens der
Anpassung an die Umwelt. Wie wichtig Akklimatisation ist, erkennt man am deutlichsten
an den Grenzen zwischen zwei Bienenrassen. Nördlich der Grenze zwischen
den angestammten Lebensräumen der Carnica und der Dunklen ist die Carnica
der Dunklen, was Robustheit anlangt, so deutlich unterlegen, dass sie ihren
Lebensraum über Jahrtausende hinweg nicht in das Gebiet der Dunklen ausdehnen
konnte. Selbiges gilt umgekehrt für die Dunkle südlich dieser Grenze,
wo die Dunkle keine Chance hat, gegen die Carnica anzukommen.
Summa summarum haben wir die annähernde Ausrottung der Dunklen Biene ausgerechnet
dem Umstand zu verdanken, dass vor 150 Jahren die Bienenleidenschaft und Bienenwissenschaft
am weitesten in Deutschland (und Österreich) fortgeschritten waren und
die ersten durchgreifenden Experimente (mit ihren bekannten fatalen Folgen)
in Deutschland durchgeführt wurden. Leider glauben heute viele Wissenschaftler,
die Fehler seien nicht wieder gut zu machen und sollten lieber vertuscht werden,
anstatt die Laien zu verwirren, aber ich bin der Überzeugung, dass noch
nicht alles verloren ist. In den Randzonen des ehemaligen Verbreitungsgebietes
der Dunklen Biene gibt es noch Restbestände, auf die zurückgegriffen
werden kann, um die Dunkle hier in Deutschland wieder heimisch zu machen.
Und damit die züchterischen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt
werden, muss statt der sog. Reinzuchtbiene (= Inzuchtbiene) wieder viel mehr
Wert auf die Landbiene gelegt werden - zu deren Erhalt und Bestand eine spezielle
Betriebsweise nötig ist, die in diesem Forum näher beschrieben ist.
Da es in Zeiten der Varroaseuche besonders wichtig ist, robuste Bienen zu haben,
ist es heute so wichtig wie noch nie, uns wieder der Dunklen zu erinnern, was
zum Glück auch geschieht. Ruttner schrieb in seinem legendären Buch
(s.o.), dass sich über kurz oder lang in Deutschland ausschließlich
die Dunkle Biene halten könne. Je länger der Beobachtungszeitraum
gewählt würde, desto deutlicher würde sich dieses Ergebnis zeigen.
Ein paar Jahre, ja einige Jahrzehnte lang, könne man mit ausländischen
Bienen durchaus respektable Ergebnisse erzielen, aber dann würde ein feuchtkalter
Winter, ein unerwarteter Kälteeinbruch im Frühling oder eine Krankheit
den Bienen den Garaus machen. Die jährlichen hohen Völkerverluste
sprechen für sich.
Diese Erkenntnis Friedrich Ruttners sollten wir ernst nehmen und entsprechend handeln.
Hier einer der Belege aus dem Internet für meine o.g. Angaben:
http://msplins14.bon.at/~admin397/home/ ... c9f768.php
"Gudio Sklenar war aber auch wie mancher andere Züchter aus dem alten gross-österreichischen Carnica-Bereich ein tüchtiger Geschäftsmann. Er pries seinen Stamm 47 im deutschsprachigen Raum an, gründete im Mai 1922 seine Fachzeitschrift ,,Mein Bienenmütterchen' und gab seine Erkenntnisse und Erfahrungen einem breiten Publikum weiter. Da der Stamm 47 nicht nur über Ruhe und Fleiß der Carnica verfügte, sondern im Gegensatz zu den vielen Importen aus Slowenien mit seiner Schwarmbienenzucht in Bauernkästen auch wesentlich schwarmträger war, fand Sklenar in Deutschland viele dankbare Abnehmer. In den Jahren 1930 bis 1938 wurden ständig 10 Pflegevölker, die wöchentlich ca. 200 Weiselzellen lieferten, gehalten. Allerdings vermischten sich die Nachzuchten in Deutschland mit der überwiegend dunklen Landrasse, so dass ihre erwünschten Carnica - Eigenschaften nicht erhalte blieben und man ständig auf neue Importe aus Mistelbach angewiesen war.
... Erst nach dem Krieg erfuhr Sklenar, insbesondere durch die Leistungsprüfungsergebnisse von REININGHAUS im Landesverband Westfälisch Lippischer Imker eine züchterische Anerkennung. Gerade von dem Landesinstitut in Münster und dem LV Westf und Lippischer linker, wird die Zucht der Sklenarbiene besonders gefördert."
http://www.npz-ev.de/de/npz_e.v./geschichte.html
"Die Ankörung, Anerkennung und Benennung des Stammes als K - Peschetz 332 erfolgte 1941 imOriginal Peschetz Urzucht Juni am Stand von Hans Peschetz in St. Veit an der Glan durch den Reichskörmeister Dr. Goetze, wobei auch die Standardbeschreibung festgelegt wurde."
http://www.kvarnhult.de/index.php?id=4&type=1
"Die lange brutfreie Zeit wirkt der Entwicklung der Varroen entgegen. Gerade diese Eigenschaft, gepaart mit den weiteren positiven Eigenschaften dieser bei uns einst heimischen Biene, wird von nahezu allen Imkern und insbesondere von Instituten nicht erkannt.
Ich bin der Überzeugung, dass Völker der Dunklen Biene wegen ihres Brutverhaltens im Winter den Varroen keine Überlebensbrücke bieten. Wäre eine Reinvasion aus Nachbarvölkern anderer Rassen / Schläge ausgeschlossen, könnte aus meiner Sicht auf Varroenbehandlungen an Dunklen Völkern verzichtet werden.
*) Die lange brutfreie Zeit der A.m.m. ist ursächlich für deren geringem Futterverbrauch von 8 bis 10 kg Reinzucker; und alleine die länger währende oder durchgehende Brutdauer aller übrigen Rassen ist ursächlich für deren höheren Winterfutterverbrauch von bis zu 18 kg Reinzucker z.B. bei der mir bestens bekannten Ligustica!
Die längere brutfreie Zeit der Apis mellifera mellifera entwickelte sich im Verlaufe der Evolution und verfestigte sich genetisch als Überlebensstrategie der Nordischen Biene auf die lange trachtfreie Zeit im Norden. Mit dem höheren Winterfutterverbrauch der Carnica, Buckfast und insbesondere der Ligustica , welche selbst in Nordschweden durchbrütet, ist der Beweis für diese These angetreten, ohne Brutverlaufskontrollen durchführen zu müssen.
... IMMER WIEDER wird von Imkern und Imkerinnen, welche noch niemals eine reine (!) Apis mellifica mellifica sahen, geschweige denn ein Volk pflegten, behauptet, Dunkle Bienen seien stechwütige Monster. Auch wird die angebliche "erhöhte Agressivität" bei Carnica x A.m.m. - Kreuzungen regelmäßig der A.m.m. zugeschrieben. Ich frage mich, woraus diese "Fachleute" ihr Wissen um die A.m.m. schöpfen?
So beschreibt ein hessisches Institut in seiner HP die A.mellifera mellifera als "nervös und reizbar", Eigenschaften, die gewiss nicht auf eigene Erfahrungen dieser Fachleute zurückzuführen sind. Und wenn Bienenzuchtberater die lange brutfreie Zeit der Apis mellifica mellifica nicht als rassespezifische Eigenschaft wahrnehmen, sondern dieses Verhalten auf die langen und kalten Winter in Lappland zurückführen (wobei diese die brutfreie Zeit freilich weiter verlängern!), so spricht das für sich. *)Die längere brutfreie Zeit der Apis mellifera mellifera entwickelte sich im Verlaufe der Evolution und verfestigte sich genetisch als Überlebensstrategie der Nordischen Biene auf die lange trachtfreie Zeit im Norden."
(Anm.: Leider hat die Bienenwissenschaft, die ja auch bei der Meinungsbildung
der deutschen Imkerschaft maßgeblich mitwirkt, kein echtes Interesse an
varroatoleranten Bienen, da sie inzwischen an die hohen Forschungsgelder gewöhnt
ist, die nur so lange fließen, wie die Milben noch als Gefahr angesehen
werden. Anders ist nicht zu erklären, dass sie die bereits existierende
varroatolerante Völker ignoriert.
Die zitierten Absätze weisen zudem darauf hin, dass in der Bienenwissenschaft
kein Wert auf Akklimatisation gelegt wird: die lange Winterbrutpause wird nicht
als rassespezifische Akklimatisation erkannt.)
"Eine interessante Sichtweise vertritt Pfarrer F. Gerstung in seinem Lehrbuch aus den Jahre 1910: "Durch dieses Einführen von fremdrassigen Bienenstämmen ist der Bienenzucht unendlicher Schaden zugefügt worden. .... Um aus dieser Schwierigkeit .... heraus zu kommen, hat man nun die Losung ausgegeben, daß man die alte Deutsche Biene wieder rein züchten müsse. Aber wo ist diese heutzutage noch rein zu finden ..."."
AGT - Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht
Die AGT ist - ich möchte es mal so formulieren - eine Arbeitsgemeinschaft
von Bienen-Züchtern, die aufgrund einer eindimensionalen Ideologie eine
varroatolerante Biene züchten wollen. Eine Verzweiflungstat, denn selbst
die offiziell genehmigte Bienenwissenschaft bescheinigt diesem Projekt bestenfalls
einen langfristigen ("in frühestens 50 Jahren") Erfolg. Man könnte
ja versucht sein, sich an diesen Strohhalm zu klammern, aber angesichts des
südfranzösischen US-amerikanischen Berufsimkers John Kefuss, der diesen
von der AGT für die ferne Zukunft avisierten Erfolg bereits heute hat,
ist dieses Klammern einfach nur lächerlich!
John Kefuss Bienen sind bereits varroatolerant, bzw. resistent. Die deutsche
Bienenwissenschaft hat ihm diesen "züchterischen Erfolg" bereits
bestätigt, hängt jedoch wohl aus beruflichem Interesse die Sache nicht
gerade an die große Glocke, zumal hochdotierte Forschungsaufträge
obsolet werden könnten. Kefuss nennt seine Methode, mit der er varroaresistente
Bienen bekommen hat, die "Bond"-Methode, benannt nach 007 James Bond:
"Leben und sterben lassen". Kefuss' Methode ist, keine Methode zu
haben. Sein Zuchtverfahren ist der Verzicht auf Zuchtverfahren. Er überlässt
dem Bien und der Natur die Bienenzucht. Seine Nichtmethode ist multidimensional
wie die Natur selbst.
Kefuss weiß nicht (genau) wie seine Bienen "es" machen, aber
sie machen "es".
Unendlich vieles kommt in Betracht. Fliegen varroabesetzte Arbeiterinnen ab?
Können die Pflegebienen, da ihre Fühler nicht von Ameisensäure
verätzt sind, die Milben mit ihren Fühlern riechen und infizierte
Brut ausräumen? Bauen die Bienen kleinere Brutzellen, um den Milben den
nötigen Platz zu nehmen? Hat die Weisel ihr Verhalten bezüglich des
Stiftens (Eierlegens) geändert? Hält sie im Winter eine längere
Brutpause ein und stiftet im Frühjahr umso mehr? Ist die Lebensdauer der
Arbeitsbienen länger oder kürzer? Konnten sich bei Kefuss' Bienen
aufgrund des Säureverzichtes Schmarotzer oder Krankheitserreger der Schmarotzer
einnisten? Sondern die Pflegebienen eine Stoff ab, der die Vermehrung der Milben
hemmt? Haben die Bienen ein besonderes Putzverhalten angenommen? Können
sie sich selbst oder gegenseitig von Milben befreien? Beißen sie den Milben
die Beine ab? Welchen Einfluss haben die Drohnen auf die Milben?
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die Milbenlast loszuwerden. Die
AGT-Züchter haben sich auf 2 Möglichkeiten beschränkt. Das nenne
ich eindimensional. Einmal züchten sie die Bienen auf Verstärkung
des Ausräumverhaltens. Die Bienen "lernen", tote Larven aus den
Zellen zu entfernen. Ob sie auch varroabesetzte Brut entfernen, wird nicht geprüft
und nicht explizit gezüchtet. Man hofft auf einen "Mitnahmeeffekt":
Wenn die Bienen tote Larven ausräumen, räumen sie vielleicht (hoffentlich!)
auch milbenbesetzte Larven aus. Das zweite "Standbein" der AGT-ler
ist die Hoffnung, dass milbenbesetzte Drohnen schwächer sind und seltener
zur Königinnenbegattung kommen. Auf diese Weise kommen bevorzugt Drohnen
gesünderer Völker zum Zuge. Leider macht die AGT nun den Fehler, langjährig
medikamentös behandelte Völker kurzfristig nicht mehr zu behandeln.
Die Milbenzahl auf den Drohnen steigt, und so kommen milbenverseuchte Völker
auf die Belegstellen.
So geht das nicht! Man kann doch nicht scheiternde Vatervölker zur Massenvermehrung
auf Belegstellen bringen. Was soll der Unsinn? AGT-Befürworter können
im Diskussionsthread gern mit mir darüber diskutieren.
Kefuss und ich müssen überhaupt nicht wissen, wie es die Bienen machen.
Vertrauen wir auf die Natur und den Bien. Kefuss hat bewiesen, dass seine Nichtmethode
funktioniert. Kefuss hat seine 600 Völker seiner Bondmethode ausgesetzt
und verlor im ersten Jahr 3/4 aller Völker. Wer wie ich nur mit 15 oder
20 Völkern imkert, läuft Gefahr alle Völker zu verlieren. Deshalb
habe ich die Bondmethode für die Verhältnisse eines Hobbyimkers zurechtgemacht,
indem ich die sog. Schadschwellenmethode vorgeschaltet habe. Man behandelt nicht
mehr pauschal alle Völker mit Ameisensäure, sondern zählt bei
jedem Volk die Milben auf der Bodenwindel und behandelt nur noch jene Völker,
bei denen der Milbentotenfall eine vorgegebene Schadschwelle überscheitet,
zB ab 10 gefallen Milben täglich.
Im darauf folgenden Jahr wird, wenn "zu viele" Völker überlebt
haben (es sollen nur 50 - maximal 70 % überleben!), die Schadschwelle erhöht,
zB auf 15 Milben täglich. Überleben wieder zu viele Völker den
folgenden Winter, wird die Schwelle weiter angehoben, zB auf 20 tote Milben
täglich. Überleben zB nur 30 % - um so BESSER! Denn nun haben wir
eine echte Auslese gehabt! Wir vermehren die Völker auf die Sollzahl (bei
mir 20 Völker) und bleiben bei 20 toten Milben. Wenn wir mutig sind, erhöhen
wir leicht auf 25 tote Milben täglich.
Auf diese Weise nähern wir uns innerhalb weniger Jahre an die Bond-Methode,
bei der gar nicht mehr behandelt wird, an. Dann haben wir eine varroaresistente
Biene!
Re: Varroaforschung
In zwei anderen Threads dieses Forums (siehe: "Interessante Links")
habe ich interessante Materialfunde über die Varroaresistenz- und toleranzforschung
eingestellt und kommentiert. Die Essenz aus allem Gelernten ist, dass eine Züchtung
allein der Biene niemals Varroaresistenz oder -toleranz erzeugen wird, sondern
dass die Zuchtbemühungen auch, ja besonders an der Milbe angesetzt werden
müssen!
Bisher ist es bei sämtlichen Zuchtbemühungen so, dass stets an wenigstens
einer Stelle des Zuchtverfahrens Behandlungen mit Säuren oder Thymol stehen,
mit der Konsequenz, dass die Milben in die falsche Richtung selektiert werden.
Die stärksten, robustesten, vermehrungsfreudigsten Milben überleben
und verstärken damit den Würgegriff auf die Biene, welche selbst züchterisch
kaum in Hinsicht auf Varroatoleranz selektiert werden kann.
Es muss erreicht werden, dass Varroamilben, die ihren Wirt, die Bienen, umbringen,
gemeinsam mit dem Wirt absterben, und dass Milben, die ihren Wirt nicht umbringen,
überleben dürfen. Dieses Überlebendürfen spezieller Milben
ist in keinem Toleranzzuchtprojekt bisher verwirklicht worden - außer
(unbewusst!!) bei drei Ausnahmen, auf die ich gleich zu sprechen komme.
Zusammenfassend möchte ich anmerken, dass es bei der Varroatoleranzzucht
darauf ankommt, dass eine "milde Milbe" gezüchtet wird, und dies
gelingt ausschließlich - so meine Erkenntnis - in einem groß angelegten
Überlebensversuch. ("Milde Milben" entstehen am einfachsten durch
Inzuchtschaden der Milben, indem man keine Bienenvölker vereinigt oder
Sammelbrutableger macht, bei denen sich Milben paaren können, die nicht
miteinander verwandt sind. An anderen Stellen dieses Forums habe ich zudem auf
die Schadschwellenmethode verwiesen, die eine Varroatoleranzzucht mit Ameisensäure
ermöglicht.)
Die Projekte in Unije und Gotland:
In beiden Projekten wurden Bienenvölker in größerem Abstand
zueinander einzeln in bienenfreundlicher Umgebung aufgestellt und einem mehrjährigen
Überlebensversuch ausgesetzt. Auf Unije hat tatsächlich ein Volk überlebt.
Statt auf diesem Volk aufzubauen und es zur Stammutter weiterer Zuchtbemühungen
(weiterer Überlebenstests) zu verwenden, wurde das Projekt abgebrochen
mit der unausgesprochenen Begründung, das überlebende Volk gehöre
der falschen Rasse an. Man wollte unbedingt die Carnicabiene varroatolerant
machen, und keine französische nicht ganz reinrassige Dunkle Biene.
Ein weiteres erfolgversprechendes Projekt mit der sogenannten Primorskibiene
wurde mit der fadenscheinigen Begründung abgebrochen, weil diese Biene
angeblich nicht die gewünschten Honigernten brächte!
Es gibt m.E. keinen Weg vorbei an derartigen Überlebensversuchen, da nur
bei ihnen eine milde Milbe gezüchtet wird. Wenn man schon an die Evolutionstheorie
glaubt, sollte man sich auch an das Wissen halten, das diese Theorie vermittelt
- und sich nicht mit Projekten abmühen, die allem besseren Wissen entgegenstehen.
Wer mit Säure behandelt, züchtet immer gefährlicher werdende
Milben. An dieser Tatsache führt kein Weg vorbei.
Ich möchte jenen Verantwortlichen, die die drei oben genannten Projekte
trotz erfolgversprechender Ansätze abbrachen, zugutehalten, dass sie erstens
noch nicht wissen konnten, dass es zu diesem Projekten keinerlei Alternative
gibt, und dass es - zweitens - darum geht, nicht nur die Biene allein den Zuchtbemühungen
auszusetzen, sondern das System Bien-Milb züchterisch zu bearbeiten, und
zwar in einem Überlebensversuch, wie er auf Unije praktiziert wurde.
Die gegenwärtig laufenden Varroatoleranzzuchtbemühungen auf Unije,
wie sie auch die AGT durchführt, erfüllen leider nicht mehr die erfolgversprechenden
Bedingungen, da man wieder dazu übergegangen ist, bedrohte Völker
mit Säuren zu behandeln.
Am Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass man gut daran täte, nicht nur das System Bien-Milb züchterisch zu bearbeiten, sondern das System zu erweitern und die weitere Umwelt in sein Handeln einzubeziehen. Hier kommt meine Idee der Wiederherstellung der Landbiene zum Tragen.
Thema Varroaforschung
Heute besuchte ich den Vortrag des Bienenwissenschaftlers Johannes Kraus aus
dem Bienenforschungsinstitut Mayen. In einem persönlichen Gespräch
nach dem Vortrag erfuhr ich folgendes:
Die europäische Honigbiene und die Varroamilbe würden nie - jedenfalls
nicht in überschaubarer Zeit - ein "harmonisches Verhältnis"
zueinander finden, wie es zwischen dem ursprünglichen Wirt, der Apis Cerana
und der Milbe seit womöglich Jahrmillionen besteht. Er, Kraus, glaube deshalb
nicht daran, dass sich die Milbe im angesprochenen Überlebenstest dazu
bringen ließe, ihre Vermehrungsrate derart zu verringern, dass sie dem
neuen Wirt, der M. Mellifera, nicht mehr den Garaus zu mache. Er halte es für
unmöglich, dass sich eine "milde Milbe" im Rahmen fortgesetzter
Überlebensversuche von Bienenvölkern züchten lasse.
Das Experiment auf Unije hält er nicht wirklich für gelungen. Es
sei nicht erwiesen, dass das überlebende Volk eine Strategie gegen die
Milbe entwickelt habe oder zufällig von milden Milben befallen gewesen
sei.
Berichte über Imker, die seit Jahren nicht mehr gegen die Milbe behandeln
müssten, hält er für unglaubwürdig. (4.6:) Ich hatte ihm
zwar von Hartmut Schneider berichtet, aber er sprach eigentlich nur über
"Siebenstern" ( http://www.siebenstern-imkerei.de/pdf/S ... 7Stern.pdf
oder http://www.schintlinghorny.de/siebenstern.htm und besonders: http://www.schintlinghorny.de/bien8AufAA.pdf
), der mir kein Begriff ist. Nachdem ich nun nachgegoogelt habe, ist klar, dass
wir hier aneinander vorbei geredet hatten. Von dieser 7-Stern-Sache halte ich
nun gar nichts. -
Kraus erachtet den Nadeltest für sehr wichtig. Bei diesem Test werden
alle verpuppten Larven einer bestimmten Entwicklungsstufe in einem genau bestimmten
Feld einer verdeckelten Brutwabe mittels einer Nadel getötet. Exakt 16
Stunden später wird nachgeschaut, wieviele der toten Puppen ausgeräumt
wurden. Er gehe davon aus, dass Bienen, die eine sehr gute Ausräumrate
haben, auch von Varroen befallene Brut ausräumen.
Kommentar: Mich wunderte, dass er die Völker, die den Nadeltest
sehr gut bestehen, trotzdem mit Ameisensäure behandelt. Ich verstehe nicht,
dass er dem von mir propagierten Überlebenstest ablehnt, weil sich angeblich
die Milbe nicht in wenigen Jahrzehnten verändern ließe, wohl aber
selbst den Nadeltest propagiert in der Annahme, das sich die Bienen innerhalb
weniger Jahrzehnte derart verändern ließen, dass sie alle befallenen
Zellen ausräumen.
John Kefuss und die Bienenwissenschaft
John Kefuss hat meiner Meinung nach den Bienennobelpreis verdient, da er den
großen Durchbruch in Sachen Varroa-Toleranzzucht geschafft hat. Zwar gibt
es auch einen deutschen Imker - Hartmut Schneider - , der seit 1993 keine Varroabehandlung
gemacht hat, aber Schneider hat seine "Methode" m.E. nicht aktiv genug
an die Öffentlichkeit gebracht - oder soll ich sagen: die Öffentlichkeit
hat aus welchem Grund auch immer Schneiders Erfolge nie richtig zur Kenntnis
genommen.
Im Deutschen Bienenjournal 1/2011 finden wir einen langen Bericht über
den in Südfrankreich lebenden Amerikaner John Kefuss und dessen Berufsimkerei
mit über 600 Völkern, die inzwischen varroatolerant sind. Kefuss ist
sogar auf künstliche Milbeninfektionen angewiesen, - er kauft sich Milben
von konventionellen Imkern oder stellt seine eigenen Völker neben milbenverseuchte
Völker anderer Imker auf - um den Selektionsdruck aufrechtzuerhalten; seine
Völker könnten womöglich ihre Varroatoleranz, die noch nicht
fest genetisch verankert ist, wieder einbüßen.
Kefuss nennt seine Methode "Bond"-Methode nach dem James Bond-Film
"Leben und sterben lassen". Seit 1999, also 6 Jahre nach Schneider,
behandelt er seine Völker nicht mehr gegen die Varroamilben. Entgegen schlimmerer
Erwartungen verlor er nur 2/3 aller Völker, statt der erwarteten 9/10.
Um die Verluste auszugleichen, schröpft er die überlebenden Völker,
d.h. er entnimmt Brutwaben und macht Brutableger. Die Jungköniginnen werden
auf natürliche Weise verpaart, ich nehme mal an, er meint Standbegattung.
Inzwischen belaufen sich Kefuss' Winterverluste auf durchschnittliche 15 % (Schneider:
14 %).
Kefuss nennt als wichtigste Erfolgsbedingung die Verwendung heimischer Populationen
(Landbienen!) mit hoher genetischer Vielfalt über Rassegrenzen hinweg,
d.h., es sind uneinheitliche Bestände - sog. bunte Promenadenmischungen
- erwünscht. Starke Völker stehen neben schwachen. Die sog. "Schwachen"
werden nicht aufgelöst wie es heute noch in allen Imkerlehrbüchern
empfohlen wird. Wer überlebt, hat auch ein Lebensrecht! Bond-Methode eben!
Kefuss schreibt: "Wir glauben, dass es die moralische Verantwortung jedes
Imkers ist, solche Bienen zu züchten und den Einsatz von Medikamenten zu
verringern." Kefuss' sensationelle Bond-Methode lässt sich mit einem
Wort zusammenfassen: Nichtstun! Einfacher gehts nimmer!
Auf mich wirkte die Lektüre des Artikels als nobelpreisverdächtige
Erfolgsstory. Doch dann kam die deutsche Bienenwissenschaft in Gestalt Dr. Ralf
Büchlers ins Spiel - und erwartungsgemäß wird es jetzt kompliziert.
Der Artikel beginnt auf Seite 14 des Bienenjournals. Vorher (S. 7) hatten wir
schon den Monatshinweis von Dr. Werner von der Ohe vom LAVES-Institut für
Bienenkunde Celle zur Kenntnis genommen. Er schreibt: "Bleibt zu hoffen,
dass trotzdem alle Imker ihre Bienenvölker ordnungsgemäß nach
der Honigernte behandelt haben..." Dem darf Büchler natürlich
nicht allzusehr widersprechen, um den Burgfrieden innerhalb der Wissenschaftlerzunft
nicht zu stören.
Zwar schreibt Büchler, dass nach Kefuss' Methode die natürliche Selektion
voll greife und sich deshalb auch die züchterischen Erfolge einstellten,
und dass wir (die deutschen Imker) durch den Einsatz der Varroazide diese natürliche
Selektion weitgehend aushebeln. Trotzdem will er Kefuss' Methode nicht auf Deutschland
übertragen wissen.
Büchler schreibt über Kefuss Bond-Methode, dass sie in Deutschland
leider nicht praktizierbar sei, da die Honigerträge zu wünschen übrig
ließen und Kefuss' Bienen nur mit Schleier zu bearbeiten seien. Die Sanftmut
deutscher Bienen müsse unbedingt erhalten bleiben. (In Ohes besagtem Monatshinweis
lesen wir von fünfstöckigen Bienenbeuten "Deutsch Normal"
Ende Mai und Ernten von 70 kg Honig. Das lässt sich mit Kefuss Methode
wohl nicht erreichen). Stattdessen schlägt er eine kaum funktionierende
Methode der Varroatoleranzzucht vor, die Methode der AGT, die voraussichtlich
frühestens in 30-50 Jahren erste Erfolge verbuchen wird, da nach dieser
Methode auch möglichst viele nichtresistente Völker am Leben gehalten
werden und auch die Reinzuchtbetriebe erhalten werden sollen, was jegliche Fortschritte
früher oder später wieder zunichte machen wird.
Auch die Tatsache, dass die deutsche Imkerschaft gegenwärtig um die Zulassung
der 80 % igen Ameisensäure neben der bereits zugelassenen 60 % igen Säure
kämpft und nichts gegen das immer noch bestehende generelle Behandlungsgebot
unternimmt (Varroabehandlung ist in D gesetzlich vorgeschrieben!), spricht für
meinen Verdacht, dass Kefuss' Erfolge bei der deutschen Bienenwissenschaft unerwünscht
sind. Zudem erinnere ich mich noch deutlich an die Worte zweier Bienenwissenschaftler,
die mir auf meine Nachfragen hin persönlich sagten, dass lügt, wer
behauptet, varroatolerante Bienen zu haben.
Kefuss brauchte drei Jahre vom Entschluss, keine Behandlungen mehr durchzuführen
bis zum tatsächlichen Wagnis. Immerhin stand seine berufliche Existenz
auf dem Spiel. Nachdem er nun bewiesen hat, dass seine Methode funktioniert,
empfiehlt er die Nachahmung und ergänzt, dass Imker, die über nur
wenige Völker verfügen, sich zu Gemeinschaften zusammenschließen
könnten, um das Wagnis gemeinsam eingehen zu können. Ich habe meine
Hoffnung, es mögen sich Imker aus dem Birkenfelder Raum bei mir melden,
immer noch nicht aufgegeben.
Bei mir sind nun ebenfalls drei Jahre des Zögerns vergangen. Ich denke,
nach dieser neuesten Bestätigung und Ermutigung seitens John Kefuss durch
o.g. Zeitschriftenartikel sollte ich im kommenden Jahr endgültig auf jegliche
Varroabehandlung verzichten und mir zudem einige Mellifera-Königinnen kaufen,
um die genetische Vielfalt meiner Völker - Kefuss' Hauptbedingung für
das Gelingen - zu erhöhen.
Ich hatte mich dieses Jahr entschlossen, nicht mehr über Brutableger zu
vermehren, sondern nur noch über Schwarmvorwegnahme. Bei diesem Entschluss
soll es vorerst bleiben, aber ich möchte dennoch herausfinden, ob Kefuss
mit dem von ihm praktizierten Schröpfen wirklich Brutableger (Entnahme
von Brutwaben) meint oder ob auch die Entnahme von Bienen ohne Brutwaben (von
ihm) als Schröpfen bezeichnet wird.
Varroa und kein Ende?
Nachdem ich oben über den "Varroa-Artikel" im Deutschen Bienenjournal
1/2011 geschrieben habe, folgt nun ein Beitrag von Dr. Wolfgang Ritter über
den "Varroa-Artikel" in "die biene" 1/2011 mit dem Titel
"Varroa und kein Ende? - 30 Jahre Erfahrung und was wir daraus lernen können".
In diesem Artikel wird berichtet, dass ab dem Jahre 1978, als die Varroamilbe
nach Deutschland kam, die Entscheidung anstand, entweder dem Österreicher
Josef Bretschko, der dieselbe Methode vorschlug, wie John Keefus sie etliche
Jahre später mit der von ihm genannten "Bond"-Methode praktizierte,
oder ob man es mit der chemischen Keule versuchen wollte, um der Horrorvorstellung
bienenleerer Landschaften und großen Mitgliederschwundes der Imkervereine
zu begegnen.
Die deutsche Bienenwissenschaft war offenbar der Meinung, mit Chemie das Problem
endgültig lösen zu können. Welch Armutszeugnis für die Bienenwissenschaft!
Es hätte ihr vollkommen klar sein müssen, das die Milbe NIEMALS mit
Chemie endgültig ausgerottet werden kann, und dass die wahre Lösung
des Milbenproblems mit Chemie nur verzögert werden kann.
Heute stehen wir in der Situation, den von der Bienenwissenschaft eingeschlagenen
Weg als endgültig gescheitert anzuerkennen und Bretschkos (und Kefuss')
Lösung wieder aus der Schublade zu ziehen. Die Statistik beweist, dass
unsere Bienen von Jahr zu Jahr den Milben weniger Widerstand leisten können.
Der völlige Zusammenbruch der Bienenvölker trotz Chemie (ich sage:
wegen Chemie) steht kurz bevor.
Es heißt: "Nie wurde die Vorstellung von Bretschko ganz aufgegeben."
Aber dann heiß es sofort auch: "Doch auch hier stehen am Anfang der
Selektion immer der Zusammenbruch und die unkontrollierte Verbreitung von Milben.
Unser Nachbar fordert daher zu recht, dass solche Experimente nur abseits von
seinen Bienen gemacht werden."
Wir sehen, unsere Bienenwissenschaft und Imkerschaft muss noch viel lernen,
solange sie nach dem Motto leben: Wasch mich, aber mach mich nicht nass! Das
"Nachbarschaftsargument" verhindert die gute Tat - zwingt die Imker,
das Falsche weiterzutun, und eröffnet den "Experten" ihre hoffentlich
gut bezahlten Handlungsfelder zB auf idyllischen abgelegenen kroatischen Inseln.
So, meine Herren, gehts nicht. Aber warten wir ab, was in den nächsten
Artikeln kommt. Bayer hat schon mal ein neues Medikament entwickelt. Das muss
jetzt erst einmal auf den Markt...
Es wird eine Artikelserie über alternative Methoden angekündigt.
Bienensterben
Ich bin selbst Imker und fühle mich vom großen Bienensterben besonders
betroffen. Es sind nicht nur die modernen sog. Pflanzenschutzmittel, - ein positives
Wort für die unschönen Pestizide oder Insektenvernichtungsmittel -
die für Insekten und natürlich auch für Bienen hochgiftige Neonicotinoide
enthalten; auch die Varroamilbe macht den Bienen (und Imkern) schwer zu schaffen,
zumal die Bienenwissenschaft nicht müde wird, dem Imkern permanent zu empfehlen,
die Bienen mit Medikamenten (Ameisensäure, Oxalsäure u.a.) zu behandeln,
was kurzfristig hilft, aber langfristig die Varroamilbe resistent macht und
die Bienen schwächt. Besonders in den USA sind die jährlichen Völkerverluste
inzwischen derart hoch, dass die Bestäubung der Pflanzen kaum noch gewährleistet
werden kann.
Vorgestern las ich wieder einmal in einer ganz normalen Tageszeitung (Nahe-Zeitung,
10.1.), dass der Bienenwissenschaftler Christoph Otten vom Fachzentrum Bienen
und Imkerei in Mayen den Imkern eindringlich rät, ihre Völker konsequent
gegen den Schädling zu schützen, was nichts anderes bedeutet, als
die o.g. Medikamente zu verwenden. Aufgrund der zunehmenden Schwächung
des Immunsystems der Bienen reichen immer weniger Milben aus, um einem Volk
den Garaus zu machen, und immer mehr Medikamente werden benötigt. Ein unheilvoller
Teufelskreis, den ich mit meinem Projekt Landbiene zu begegnen versuche. Wir
müssen endlich mit dieser künstlichen Bienenzucht, bei der Bienen
verschiedenster Rassen verkreuzt werden, aufhören, da sie sämtliche
angepassten natürlichen Ökotypen vernichtet. Die Deutsche Biene, eine
apis mellifera mellifera, wurde bereits ausgerottet. Was wir brauchen, ist eine
ganz normal, unter natürlichen Bedingungen lebende Landbiene, bei der man
auf medikamentöse Behandlung verzichtet. Dass das möglich ist, beweist
zB ein südfranzösischer Imker (John Kefuss), der seine Völker
schon seit Jahren nicht mehr behandelt. Die deutsche Imkerschaft nimmt das zwar
zur Kenntnis, zieht daraus jedoch keine Konsequenzen und startet staatlich und
von der Industrie geförderte Züchtungsvorhaben, die angeblich erst
in Jahrzehnten zu Erfolgen führen sollen.
Die deutsche Bienenwissenschaft hat längst ihre Unschuld verloren, seit sie von der Pharmaindustrie zunehmend abhängig ist. Völkerverluste durch die neuen Pflanzenschutzmittel werden gern auf die Varroamilbe geschoben. Das bringt die Pharmaindustrie aus der Schusslinie und ermöglicht durch Medikamentenverkauf neue Geschäftsfelder.
Als der neue Vorsitzende der Deutschen Imkerbundes Peter Maske derartige Zustände an die neue Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner schrieb, musste er beinahe seinen Hut nehmen - hätte er nicht sofort zurückgerudert und mitgeholfen, die alten Machtverhältnisse wiederherzustellen. Seitdem behauptet die deutsche Bienenwissenschaft wieder fast einstimmig, dass die von Kefuss propagierte "Bond"-Methode ("Leben und sterben lassen") in Deutschland nicht durchführbar sei, dass deutsche Imker nicht mit Honigeinbußen leben könnten und dass sich Nachbarimker mit Recht beschweren würden, wenn ein Imker seine Völker nicht mehr behandele. Dessen Varroamilben würden dann die Bienen des Nachbarn reinfizieren und dessen medikamentöse Bahandlung wirkungslos machen.
Mit anderen Worten: Die deutschen Bienenwissenschaftler raten vehement von
der einzig richtigen Methode ab, weil ihr Nachbarschaftsstreitigkeiten und Honigeinbußen
entgegenstehen! Statttdessen werden ständig neue Behandlungsmethoden und
Medikamente ausgetüftelt. Bayer hat gerade wieder was Neues auf den Markt
geworfen. Das muss jetzt auch verkauft werden.
Die Bienenwissenschaft rät dem normalen Imker, mit Medikamenten zu behandeln.
Die Varroatoleranzzucht soll der Wissenschaft und einem kleinen Züchterkreis
überlassen werden, die im Erfolgsfall die Imkerschaft mit den Segnungen
ihrer Arbeit beglücken soll. Auf diese Weise wird erreicht, dass die Wissenschaft
noch viele Jahre ungestört den Geldsegen von Staat und Industrie genießen
darf.
Hier ein Zitat aus dem offenen Brief des Vorsitzenden des Deutschen Imkerbundes
Peter Maske an die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner: (http://www.cbgnetwork.org/2757.html)
Nach diesen Grundsatzbemerkungen möchte ich noch zwei spezielle Anliegen vorbringen, die uns derzeit am meisten auf den Nägeln brennen.
Welch fatale Folgen die "Selbstaufsicht der Chemiekonzerne" durch einen gefügig gemachten Staatsapparat hat, erfahren viele Imker infolge der zu laxen Kontrolle von Pflanzenschutzmitteln (PSM). Seit Jahren berichten Imker zeitgleich mit der Einführung sogenannter Neonicotinoide - einer hochwirksamen Gruppe von PSM zur Saatgutbeizung - wie z.B. Clothianidin, die das Immun- oder Nervensystem schädigen - von einer nie da gewesenen Steigerung des Bienensterbens von bis zu 25 % der Bienenvölker.
Von Industrie, Behördenvertretern und Politikern wird uns stattdessen weiß gemacht, die wahre Ursache sei ein zu starker Varroa Milben Befall. Die unter unabhängigen Wissenschaftlern völlig unstreitige Tatsache, dass es gerade die Schwächung des Immunsystems der Bienen durch diese PSM-Nervengifte ist, welche diese in einer Weise anfällig für die Varroa-Milbe machen, wie wir es noch nie kannten, wird unterschlagen.
Angesichts der Tatsache, dass es bereits varroatolerante/-resistente Bienen gibt, erscheinen Forderungen wie diese
"Gleichzeitig soll mehr Geld in die Erforschung der Ursachen von Bienenkrankheiten und in Maßnahmen dagegen investiert werden. Gefragt sind vor allem Mittel gegen die Varroa-Milben. Außerdem sollen die Imker geförderte Tierarzneimittel bekommen"
unverständlich, ja kontraproduktiv. Wozu braucht man Medikamente, wozu
Forschung, wenn die positiven Ergebnisse bereits vorliegen? In http://www.cbgnetwork.org/2757.html
heißt es:
Ende Dezember waren aus Empörung über einen offenen Brief des Deutschen Imkerbundes (DIB) und des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB) zahlreiche Wissenschaftler aus dem Beirat des Imkerbundes zurückgetreten. Der Bauernverband findet "Diktion und Inhalt" des Schreibens "unmöglich". Einige Landesverbände des DIB hatten ein Abwahlverfahren gegen den erst seit Oktober amtierenden Präsidenten Peter Maske angestrebt - erfolglos. Die Mehrheit der Imker steht hinter ihrem streitbaren Präsidenten.
Dieser hatte gemeinsam mit seinem Kollegen Manfred Hederer von den Berufsimkern Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) schriftlich im Amt willkommen geheißen. In ihrem Begrüßungsschreiben beklagten sich beide bitter über die "Verflechtung von Wirtschaftsinteressen, Forschung und Behörden".
Forschung benötige Geld, und dieses Geld werde "gerade im Bereich der Agroindustrie ausnahmslos von Firmen wie Bayer, BASF, Syngenta etc. zur Verfügung gestellt". Dies habe etwa dazu geführt, dass im Bienenmonitoring, in dem Imker und Bienenforschungsinstitute seit fünf Jahren gemeinsam versuchen, dem vermehrten Bienensterben auf die Spur zu kommen, vor allem Bienenkrankheiten wie die Varroa-Milbe untersucht worden seien. Der Frage, welche Rolle Pflanzenschutzmittel oder gentechnisch veränderte Pflanzen spielten, seien die Wissenschaftler hingegen nicht nachgegangen.
Ausschnitt aus dem Brief Peter Maskes an die Landwirtschaftsministerin:
Lassen sich Zusammenhänge zwischen Giften und Bienenschäden gar nicht mehr leugnen, werden die Versuche abgebrochen oder - wie kürzlich im Fall Oberrhein - die Gründe für das Bienensterben verzerrt dargestellt. Für weitere Versuche fehlt dann das Geld, während gleichzeitig Millionen zur sogenannten Akzeptanzforschung bereit gestellt werden, die letztlich nichts anderes sind als Marketingmaßnahmen für die Agroindustrie durch öffentliche Stellen.
Ein besonders krasses Beispiel für diese Ausschaltung staatlicher Kontrolle über die Agroindustrie ist das deutsche Bienenmonitoring, welches von den Bieneninstituten zusammen mit den Imkern durchgeführt wird. Eigentlich wurde es eingeführt, um die Rollen von bienengefährlichen Pestiziden und Insektiziden beim Bienensterben aufzuklären. In Wahrheit unternahm es das Bienenmonitoring bisher nicht, die Rolle von Pflanzenschutzmitteln beim Bienensterben zu untersuchen. Vielmehr wurde nach allen möglichen Ursachen (regionale, klimatische Bedingungen, Haltung, Milben etc.) gesucht. Ob in der Nähe von Bienenbeständen Pflanzenschutzmittel angewandt wurden, wurde nicht einmal erhoben. Diese bewusste Blindheit hat einen Grund: Das Bienenmonitoring wird im Wesentlichen von der Agroindustrie finanziert. Genau dieses Bienenmonitoring wird aber seit Jahren von Wissenschaft, Aufsichtsbehörden und Politik angeführt, um die angebliche Unbedenklichkeit von Pestiziden, Insektiziden und Saatgutbeizen zu belegen.
Das gleiche Muster findet man bei der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen. Obwohl die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA bis heute keinen einzigen Langzeittest für gentechnisch veränderte Pflanzen durchführte, wird behauptet, diese Pflanzen seien sicher.
Das Vorgehen der Bienenwissenschaft bei mehreren Großversuchen, die im Grunde Kefuss' erfolgreiche Methode wiederholten, war ähnlich des oben beschriebenen Verhaltens: Die Tests wurden abgebrochen, als sich der Erfolg abzuzeichnen begann. Unter Beibehaltung des Namens dieser Versuche wurden völlig andere Projekte zwecks Verschleierung durchgeführt. Mehr darüber ist in meinem "Projekt Landbiene" zu finden.
* "Jahrhunderte der Akklimatisation: Die Nordbiene war bereits akklimatisiert.
Wenn duch Landbienenzucht - wie ich sie vorschlage - sich das Genom der Nordbiene
langsam wieder durchsetzt, kommt auch das akklimatisierte Verhalten wieder zum
Vorschein - und zwar innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte. Jahrhunderte dauert
die Herausbildung einer völlig neuen genetischen Eigenschaft wie zB die
der aktiven Varroaabwehr durch Beineabbeißen. Da die Biene lernfähig
ist, kann sie jedoch die neue Eigenschaft innerhalb weniger Jahre oder gar Monate
lernen und sogar an nachfolgende Generationen weitergeben, aber genetisch verankert
wird das neues Verhalten wie gesagt erst nach Jahrhunderten.
** Heideimker sind Spättrachtimker. Sie haben die Zeit, ihre Völker
im Frühjahr und Sommer reichlich zu vermehren, bis diese im Herbst zur
Heideblüte ihre volle Stärke zur Einbringung der Heidetracht erlangt
haben. Nach der Ernte wurden 2/3 bis 3/4 aller Völker abgeschwefelt, um
die Kosten für die Einwinterung (Honig, Zuckerwasser) zu sparen. Im darauf
folgenden Jahr wurde die Schwarmfreudigkeit der überwinterten Bienen genutzt,
um schnell wieder auf die gewünschte Völkerzahl zu kommen.
Ich empfehle: Wolfgang Golz: "Auf dem Weg zu einer neuen Landrasse"
und "die Standbegattung, Grundlage der Zuchtauslese der Biene".