Kommentar zu "Politik der Herren der Welt"
von Hans-Joachim Heyer

Nachdem mir ein ein Freund erzählt hatte, im ZDF-Nachtstudio des letzten Sonntags - Thema "Weltverschwörungen" - habe ein ehemaliger Bundstagsabgeordneter und Historiker (SPD-Bundesforschungsminister a.D. und Geheimdienst-Experte Andreas von Bülow) berichtet, daß die "Protokolle der Weisen von Zion" im Prinzip nichts Verschwörerisches darstellten, sondern "normale Politik" zeigen würden, suchte ich im Internet nach diesen Protokollen und war begeistert darüber, wie zutreffend die bestehenden psychischen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse beschrieben und erklärt sind: Ich war überzeugt, endlich ein Schriftstück gefunden zu haben, daß dem nahekommt, was ich als Protokoll einer "Politik der Herren der Welt" einstufen würde. Erst nach aufmerksamer Lektüre und zweitägigem Nachdenken kristallisieren sich bei mir zunehmend ernsthafte Bedenken gegen den Stoff heraus:

1. Im Text steht geschrieben, wie die Herren der Welt an die Macht kommen wollen, bzw. gekommen sind, aber es steht nicht geschrieben, wozu sie ihre Macht einsetzen wollen. Welche Utopie wollen sie realisieren? Erst am Maßstab dieser Utopie kann ermittelt werden, ob ihr Tun gerechtfertigt ist.

2. Die Herren der Welt rechtfertigen ihr Tun mit der Dummheit, Schlechtigkeit und Herdenhaftigkeit ("Tierheit") der Massenmenschen. Nach der Lektüre des Textes stellte sich mir die Frage, ob jene Schlechtigkeit Rechtfertigung oder erst Folge des Wirkens der Herren der Welt sei. Falls Dummheit, Haß, Zynismus und Egoismus der Massenmenschen Folgen der Manipulationen durch die HdW sind, die die HdW wiederum zur Rechfertigung ihrer Taten erklären, sind ihre Taten nicht gerechtfertigt.

3. Ich fand im 9. Kapitel: "Wir besitzen unbegrenzten Ehrgeiz, brennende Habgier, unerbittliche Rachsucht und tiefen Haß. Von uns geht ein alles verschlingender Terror aus. In unseren Diensten stehen Männer aller Anschauungen und Lehren."

Wenn das, was hier steht, stimmt, wenn das auf diese "Herren der Welt" zutrifft, sind sie nicht geeignet, Macht auszuüben. Denn dann sind sie selber Pöbel, der unter Kontrolle gebracht werden muß.

4. Die Macht der HdW, (die immer gegen die etablierten Machtstukturen angeht) kann nur dann legitim sein, wenn sie, wie oben schon angedeutet, ein Mittel zum Zweck ist, der Seelenentwicklung der Menschen besser entgegenzukommen, als die alten Machtstrukturen. Sie darf der Seelenentwicklung der Einzelnen zwar Widerstand leisten, denn am Widerstand wächst die Seele, aber sie darf Bewußtwerdung nicht verhindern! Ich sehe am vorliegenden Text nicht, daß die HdW bewußt die Möglichkeit der Höherentwicklung der Seelen aller Lebewesen wünschen und fördern. Aus diesem Grund erachte ich die Urheber dieses Textes nicht für legitime HdW. Das heißt: Sie sind nicht Herren der Welt. Andere bedienen sich ihrer als Werkzeuge.
(v2: 8.3.2002)

Interview mit Andreas von Bülow: "Eine organisierte Fehlspur"

Nach den Anschlägen vom 11. September äußerte der SPD-Bundesforschungsminister a.D. und Geheimdienst-Experte Andreas von Bülow mehrmals Zweifel an den offiziellen Darstellungen über Täter und Tathergang. Ein Gespräch über Verschwörungen, Verschwörungstheorien und kriminelle Machenschaften der Geheimdienste.

Geheimdienste stehen im Mittelpunkt vieler Verschwörungstheorien. Wieviel von dem, was man Geheimdiensten zuschreibt, stimmt Ihrer Meinung nach?

Das kann man nicht genau sagen. Das muss man Fall für Fall untersuchen. Meistens stellt sich heraus, dass die offiziellen Theorien, die veröffentlicht werden - zum Beispiel zum 11.September - in sich so unschlüssig sind, das ein anderes Bild von den Tatabläufen her muss.

Was für Zweifel gibt es ihrer Meinung nach an den offiziellen Darstellungen zum 11. September?

Erstmal ein völliges Versagen der Medien, das fast schon an Verfassungswidrigkeit heranreicht. Wenn man vergleicht, was im Internet diskutiert wird und wozu die amerikanische und die europäischen Regierungen schweigen, ist das ein ungeheuerlicher Vorgang. Beim Fall Lewinsky wurden die kleinsten Samenflecken am Rock einer Praktikantin tagelang diskutiert und der 11. September, bei dem es ganz handfeste Hinweise gibt, dass es nicht so sein kann, wie die Regierung behauptet, wird überhaupt nicht erörtert.

Was sind das für konkrete Punkte?

Erstens, dass die Geheimdienste angeblich vorher überhaupt nichts gewusst haben, dann aber innerhalb von wenigen Stunden wussten, dass es Muslime waren, dass es Selbstmordattentäter waren und dass es Osama Bin Laden und Al Quaida waren. Zweitens die Tatsache, dass von den angeblich 19 Selbstmordattentätern sieben noch leben. Recherchen verschiedener Zeitungen rund um die Welt haben das ergeben. Doch das wird nicht veröffentlicht. Noch Monate später dreht die ARD einen Film, in dem alle 19 so charakterisiert werden, wie es das FBI darstellt. Der SPIEGEL schreibt ebenfalls Monate später eine Story darüber und lässt nicht die geringsten Zweifel aufkommen. Die Fehlerquote ist enorm hoch: Sieben von 19 Attentätern! Der achte wäre dann Atta, einer der Haupttäter. Von dem behauptet sein Vater, ein Rechtsanwalt in Kairo, er wäre zwei Tage nach dem Anschlag von ihm angerufen worden. Keiner dieser 19 erscheint in den Fluglisten, die auf CNN veröffentlicht worden sind. Da ist nicht ein einziger arabischer Name dabei. Wie die an allen Kontrollen vorbei in die Flugzeuge gekommen sein sollen, ist völlig schleierhaft.

Woher haben Sie diese Informationen?

Alles was die amerikanische offizielle Theorie stört, die ja so wunderbar hilft, alle möglichen Staaten in Kriegsgefahr zu bringen, wird bei uns überhaupt nicht veröffentlicht. Wenn sie dann jemanden die Liste aushändigen, die sie im Internet bei CNN beziehen können - ich glaube inzwischen ist das geändert worden - rufen sie unglaubwürdiges Staunen hervor.

Können sich vorstellen, dass Medien wie ARD oder SPIEGEL sich so gleichschalten lassen, dass sie solchen Hinweisen nicht nachgehen oder das nicht veröffentlichen?

Das lässt sich vorstellen. Damit muss ich mich wohl abfinden. Wie die Mechanismen laufen, warum sie das tun - wer und was sie in Schach hält, das weiß ich nicht.

Welche Interessen stecken denn dahinter?

Das ist eben die Frage, wer der wirkliche Attentäter ist. Es ist ja auch die Frage, ob Hobbyflieger mit geradezu vernichtenden Zeugnissen ihrer Fluglehrer in der Lage sind, diese Riesenmaschinen gezielt in Gebäude zu steuern. Möglicherweise hat ja der englische Flugzeugingenieur recht, der sagt, dass es gar keine entführten Flugzeuge waren, sondern dass sie den Piloten aus der Kontrolle genommen worden sind. 600 Maschinen sollen mit Technik ausgerüstet sein, die es ermöglicht, Maschinen bei einer Entführung vom Boden sicher zu steuern.

Haben sie Zweifel, dass Al Quaida hinter den Anschlägen steckt?

Also, ich bin fest überzeugt, dass diese Osama Bin Laden - und Al Quaida-Geschichten organisierte Fehlspuren sind. Es stört mich nur, dass sie so laienhaft gelegt worden sind, dass man schon fast wieder an der Professionalität derer zweifeln muss, die diese Fehlspuren gelegt haben. Zu diesen Fehlspuren gehört ja auch die Medienkampagne. Dazu gehört der jahrelange Vorlauf der Argumentation von Huntington und anderen, dass die muslimische Welt der neue Feind sein wird. Damit lässt sich auch die weltweite Militärpräsenz gegenüber dem amerikanischen Steuerzahler rechtferigen.

Wer legt solche Spuren?

Das weiß ich nicht. Mir scheint, dass das ein Akt der psychologischen Kriegsführung war und ist. So hartnäckig, wie jeder Zweifel niedergeschwiegen wird, spricht alles dafür, dass es hier auch wieder so gewesen ist - wie schon oft in der amerikanischen Geschichte.

Gehört das Legen falscher Spuren zu den Aufgaben von Geheimdiensten?

Es gibt reine Nachrichtendienste, die Informationen beschaffen, die auf dem freien Markt nicht zu erhalten sind. Geheimdienste aber, wie die CIA oder früher der KGB, arbeiten mit Covered Operations, verdeckten Operationen. Sie versuchen mit Aktionen unterhalb der Kriegsebene Einfluss zu nehmen. Bevölkerung und Regierung sollen nicht merken, dass diese Aktionen vom "Großen Bruder" organisiert werden. Bei dieser Art von Geheimdienst bestehen 70 bis 80 Prozent der Aktivität im Legen von Fehlspuren.

Wie kann man aufdecken, dass hinter einer möglichen Verschwörung von Geheimdiensten nur eine Theorie steckt, oder ob es wirklich eine Verschwörung ist?

Es ergeben sich meistens ausgesprochene Merkwürdigkeiten in der Aufklärung, im Verschweigen von Zusammenhängen. Manchmal kommen Leute um, die darüber Auskunft geben könnten. In den 70er Jahren gab es in den USA eine Reihe von ehemaligen CIA-Mitarbeitern, die über ihre Arbeit geschrieben und ausgesagt haben. Die Ausschüsse des US-Kongresses haben in der Nach-Vietnam-Phase die Vorgänge intensiv untersucht. Zum Beispiel die Church-Commission oder die Pike-Commission. In diesen Berichten wurden die Mörder und Staatsmänner der Dritten Welt und Interventionen in Indonesien gegen Sukarno oder in Chile gegen Allende im Detail dargestellt. Da die Geheimdienste ja nicht abgeschafft worden sind, können Sie so in etwa sehen, wie die Methoden laufen. Wenn sich durch merkwürdige Umstände der Eindruck einstellt, dass wieder einmal eine Covered Operation mit der begleitenden Desinformation läuft, können Sie das mit dem vergleichen, was bislang bekannt geworden ist. Und dann sehen Sie schnell Zusammenhänge, die sie in der Regel als Einzelperson niemals beweisen können. Sie kommen niemals gegen einen Geheimdienst an, der hunderte Leute beschäftigt, um Fehlspuren zu legen. Die meisten Terrortaten schaden den Terroristen und nutzen den Terrorjägern.

Wie kommen Verschwörungen denn ans Licht?

Oft durch Insider. In Riesen-Apparaten gibt es oft Leute, die das Vorgehen ihrer Behörde zutiefst schockiert und die dann an die Öffentlichkeit gehen. Oder sehen Sie die Leute, die den Kennedy-Mord recherchieren und sagen: Es stimmt einfach nicht. Es lassen sich drei Durchschusskanäle durch einen Körper nicht durch einen einzigen abgefeuerten Schuss erklären. Diese Leute bringen die Logik der amtlich verbrieften Verschwörungstheorie zum Einsturz.

Sie haben oft kritisiert, dass in Amerika die Medien direkt vom Geheimdienst beeinflusst werden. Wie funktioniert das?

Man kann nicht sagen, dass die Geheimdienste in Amerika die Medien direkt manipulieren. Das geschieht eher über Anzeigenkunden und Herrenrunden. Aber es ist der CIA erlaubt, jede Kunst der Bestechung und der Beeinflussung bei Journalisten, Professoren und Buchautoren in der ganzen Welt anzuwenden. Da kann man natürlich auch über Bande spielen: Allein aus der Londoner Szene kommen vom Geheimdienst gesponserte Nachrichten nach Amerika zurück. Im Übrigen sitzen die Herausgeber von großen Zeitschriften in der Regel in Beiräten von Geheimdiensten. Wahrscheinlich sitzt auch in allen größeren Redaktionen immer jemand, der aufpasst, dass all zu unangenehmes Material vom Förderband der Nachrichten genommen wird.

Glauben Sie, dass es Ähnliches auch in Deutschland gibt?

Ja sicher. Nicht so sehr vom BND, aber von ausländischen Geheimdiensten mit Sicherheit. Es werden Storys herausgereicht, die allein auf sich gestellt kein Journalist recherchieren könnte. Das sind dann investigative Journalisten, die man bewundert, die aber einfach das weiter reichen, was ihnen zugesteckt wird. Dann gibt es Beeinflussung durch wundervolle Reisen. Man trifft sich an den schönsten Orten der Welt in den besten Hotels.

Menschen wie Sie werden ja oft als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Stört Sie das?

Der Begriff Verschwörungstheorie wird ja als Kampfinstrument benutzt, von denjenigen, die sich auf die amtliche Verschwörungstheorie eingelassen haben. Wer nicht dulden will, dass eine Theorie aufkommt, die das Handeln der Regierung und das Schreiben der Journalisten in Frage stellt, benutzt diesen Kampfbegriff.

Sie erheben schwere Anschuldigungen. Sind Sie da nicht allein auf weiter Flur?

In Deutschland ja. Deutschland ist hier tiefste Provinz, weil es keine Weltmacht ist. Bei einer sehr skeptischen Bevölkerung gibt es eine geheimdienstkritische Szene, in der Publizistik nur in Ansätzen. Der BND ist nach dem Ende des Kalten Krieges zu einem normalen Nachrichtendienst geschrumpft. Es gibt in der aktiven Politik eine sehr treue pro-amerikanische Einstellung, die sich das in der Jugend aufgenommene Idealbild von Amerika bewahren will, angefangen von der Schulspeisung bis hin zur Rettung vom Nationalsozialismus. In Amerika gibt es schon seit über 100 Jahren eine empörte Darstellung der imperialen Machenschaften. Es gibt eine ganz intensive Szene, die sowas diskutiert, nur die Massen erfahren davon nichts.

Es muss aber doch noch andere Leute geben, denen etwas aufgefallen ist.

Oh ja. Ich sehe das ja an meinem Briefeingang.

Und warum gehen die nicht an die Öffentlichkeit, so wie sie?

Weil die Leserbriefe nicht gedruckt werden. Wenn in der FAZ Udo Ulfkotte, verhältnismäßig BND-nah, oder in der Süddeutschen Zeitung Hans Leyendecker, verhältnismässig CIA-nah, ihre Nachrichten schreiben, werden entgegen argumentierende Leserbriefe unter den Tisch gekehrt oder verstümmelt. Ulfkotte hat in zahlreichen Artikeln nach dem Motto "wahr ist, nicht wahr ist" den 11. September behandelt. Ich habe einen verhältnismässig kurzen Leserbrief dazu verfasst, welche Fragen dringend der Klärung bedürfen. Der Brief ist im Papierkorb verschwunden. Ich habe ihn ausnahmsweise, was sonst nicht meine Art ist, mit "Bundesminister a.D." unterzeichnet, damit er nicht gleich als 08/15 weggelegt wird. Aber sie haben es getan. Auch von Lesern der Süddeutschen weiß ich, dass vorzügliche Leserbriefe unmittelbar nach dem 11. September nur bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt veröffentlicht wurden.

Wenn Sie über diese Dinge berichten und Interviews geben, fühlen Sie sich dann in Gefahr?

Nein. Wenn man das so darstellt und wenn man abgemurkst wird, dann ist das eher ein Beweis dafür, das man Recht gehabt hat. Totschweigen ist eigentlich die bessere Lösung, für die, die es betrifft.

Sie waren Verteidigungsstaatsekretär eines NATO-Landes. Hatten Sie damals nicht diese Zweifel an amerikanischen Geheimdiensten?

Ja, doch. Mir sind schon immer riesige Zweifel gekommen, an der Darstellung dessen, was uns an Bedrohung aus der östlichen Welt gegenübersteht. Ich bin sowieso der Meinung, dass die Amerikaner in den letzten Jahren einen Rüstungswettlauf nur mit sich selbst gemacht haben. Die haben die Nachfolgemodelle ihrer eigenen Waffensysteme als Ideenskizze entworfen. Dann haben sie Geheimdiensterkenntnisse manipuliert, als seien diese Waffen beim Gegner schon im Entwicklungsstadium. Daraus wurde dann die Bedrohung entwickelt, die angeblich in kürzester Zeit die westliche Welt aufs Schwerste gefährden sollte, um daraus den Auftrag für die entsprechende Firma abzuleiten.

Glauben Sie, dass man die Anschläge vom 11. September je komplett aufklären kann?

Ob man das jemals gerichtsverwertbar darlegen kann, weiß ich nicht. Das ist auch nicht meine Aufgabe. Es kann in einem wahnsinnigen Skandal enden, kann aber auch einfach im Laufe der Zeit untergehen. Das Pearl Harbour mehr oder weniger ein getrickster Kriegseintritt der Vereinigten Staaten war, um die öffentliche Mehrheit in den USA hinter sich zu bringen, ist inzwischen wenigstens unter Eingeweihten bekannt. Aber wen kümmert das noch, das ist jetzt mehr als 50 Jahre her.

Eine Frage noch: Glauben Sie an UFOs?

Ich habe sowas noch nie gesehen und sehe auch keinen Grund, mich dafür zu interessieren.

Das Interview führten Sascha Klettke und Stefan Locke
Quelle: http://www.hns.de/da-draussen/Machen/Buelow.html

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