Gerechtigkeit

10.12.2009: Was ist Gerechtigkeit, was ist gerecht? Es gibt eine - heute weit verbreitete - Vorstellung einer "demokratischen" Gerechtigkeit, nach welcher es als ungerecht erachtet wird, wenn das Wort des einen Menschen über das eines anderen gestellt wird, abhängig von Bildung, Wissen und/oder Kompetenz der verglichenen Personern in Bezug zum jeweiligen Thema. Ist es gerecht, wenn zB bei Bundestagswahlen die Stimme eines an Politik völlig Desinteressiereten und Unbedarften gleichviel zählt wie die Stimme eines Menschen, der sich jahrelang in politischen Dingen gebildet und sich ein durchdachtes Urteil gebildet hat? Vielleicht sollte man Gerechtigkeit nicht an der Gleichheit derartiger Qualitätsdifferenzen festmachen, sondern eine Stufe tiefer, an den Vorraussetzungen jener Qualitäten. Unterschiedliche Bildungsqualität würde demnach anerkannt, aber die Bildungschancen sollten dann wenigstens gleich verteilt werden. Wäre das dann gerecht? Leider sind die Bildungschancen niemals gleich, selbst dann nicht, wenn alle Kinder im gleichen Alter auf die gleiche Scghuile geschickt würden und dort eine standardmäßige Ausbildung erhielten, denn die Kinder sind genetisch bereits unterschiedlich veranlagt; die einen lernen gut und schnell, die andern schlecht und langam. Sie können ihre gleichen Chancen nicht auf gleiche Weise nutzen. Die materiellen Bedingen mögen also gleich - gerecht - sein, aber die geistigen sind es nicht. Bliebe eine dritte Version von Gerechtigkeit: Ein Mensch wird gerecht behandelt, wenn ihm gestattet wird, seine in ihm liegenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Leider gibt es keine Möglichkeit für Außenstehende, festzustellen, was diese innenliegenden Möglichkeiten sind. Man kann sogar davon ausgehen, dass jeder Mensch gar nicht anders kann, als seine Möglichkeiten auszuschöpfen. In diesem Fall wäre die Welt immer gerecht. Ungerechtigkeit gäbe es dann vielleicht gar nicht.