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Dienstweiler vor 540.000.000 Jahren.
Ich betrachte unser Haus als Zeitkapsel und beschreibe im Folgenden, was ich gesehen hätte, wenn ich zu verschiedenen Zeitpunkten aus dem Fenster geschaut hätte. Das Wetter wäre dem heutigen möglicherweise ähnlich gewesen, denn Dienstweiler lag auf dem großen Kontinent Gondwana in einer klimatisch gemäßigten Zone auf halber Strecke zwischen Südpol und Äquator.
Deutschland war damals schon mal zweigeteilt, allerdings ohne Mauer. Der äußerste Norden mit Hamburg befand sich auf dem Kontinent Baltica im Westen, der das heutige England, Belgien, Niederlande, Norddeutschland, Norwegen, Schweden, Finnland, Weißrussland, Ukraine, die Schwazmeernordküste bis Georgien und von dort bis zur Jamal-Halbinsel Russlands reichte. Hamburg lag fast am Äquator; die südliche im heutigen Russland gelegene Grenze lag im Süden auf ca. 45 südlicher Breite, ganz wie Dienstweiler, das auf dem Kontinent Gondwana lag.
Baltica im Norden war von Gondwana im Süden durch einen 1200 - 1800 km breiten Ozean getrennt. Dienstweiler lag am nördlichen Ufer eines anderen Meeres zwischen Gondwana und dem Kontinent Sibirien am Äquator. Das Meer war etwa 800 - 1000 km breit. Leider kann ich nicht eruieren, ob sich meine Heimat noch an Land befand oder schon ein paar Meter im Meer versunken lag, denn das Ufer befand sich sehr nahe bei Dienstweiler, und die Karte, die ich verwende, gibt nichts Genaueres her.
Der Tag dauert bloß 20 Stunden, und die Erde ist wüst und leer. Das Zeitatalter des Kambrium hat gerade erst begonnen; im Meer wimmelt es von Lebewesen, aber das trockene Land ist kahl wie der Mars. Allerdings gibt es jede Menge Bäche, Flüsse und Seen. Ich schaue also aus dem Küchenfenster nach Norden und höre in der Ferne das Meer rauschen. Im Vorgarten und auf den wenigen Kilometern bis zum Strand ist nur nackter brauner Boden zu sehen. Ich kann mit vorstellen, dass in den Wasserpfützen bereits Algen wachsen. Ein bisschen Grün sollte es zu dieser Zeit an Land bereits geben.
Wenn ich das Haus verlasse und nach Süden fliege, überquere ich Italien, allerdings ohne irgendwo die Alpen finden zu können. Weiter geht es durch Westafrika bis zum Südpol, der auf der Bruchkante zwischen Afrika und Südamerika liegt. Afrika und Südamerika kleben noch zusammen; den Atlantik gibt es noch nicht. Zusammen mit großen Teilen Asiens, Indiens, Antarktis und Australien bilden diese riesigen Landmassen Gondwana. Nordamerika bildet eigen eigenen Kontinent, der von Dienstweiler aus auf der anderen Seite Gondwanas liegt, durch einen 3000 km breiten Ozean von Gondwana getrennt.
Dienstweiler vor 400.000.000 Jahren
Sibirien und Asien haben sich etwas nach Norden bewegt und haben sich zu einem großen Kontinent vereinigt. Nordamerika, das parallel zur Küste Südamerikas lag, ist im Viertelkreis gegen den Uhrzeigersinn um Gondwana herumgewandert und ist mit Baltica zu Laurussia kollidiert. Baltica ist seiner heutigen Lage um einige Tausend km nähergekommen. Der Südpol befindet sich im Zentrum Südamerikas, das Teil Gondwanas ist. Es gibt nun drei Großkontinente: Laurussia, das aus dem Zusammenschluss aus Nordamerika und Baltica hervorgegangen ist und Asien, ein Zusammenschluss aus Sibirien und Asien. Zwischen diesen drei Kontinenten liegen etwas über 2000 km breite Ozeane.
Teile des Nordufers Gondwanas haben sich etwas abgesenkt, sodass Dienstweiler nun in einem etwa 3000 km breiten äquatorialen Meer liegt. Im Norden liegt nun Asien; im Westen und Nordwesten Laurussia.Hamburg liegt auf Laurussia am Äquator; Dienstweiler etwa 20 Grad südlicher Breite. Da Dienstweiler einige 100 km nördlich Gondwanas im Meer liegt, dürften wegen der Nähe zum Äquator Korallenatolle kleine ringförmige Inseln befinden. Auf einem dieser Atolle liegt Dienstweiler. Palmen gibt es leider noch keine, aber da es nur ein paar Meter bis zum Strand sind, gehen wir hin und entdecken ein paar Trilobiten und Seetang.
Das Land ist nicht mehr so kahl wie der Mars. Die Erde wird langsam grün, denn vor etwa 10 Millionen Jahren hatten sich die ersten Bärlappgewächse entwickelt. Das sind kleine, sich verzweigende grüne Stengelchen mit Wurzeln im Boden.
vor 125000 - 10300 Jahren: Jungpleistozän (diese Begrifffe, in Wikipedia eingegeben, geben weitere Auskünfte)
vor 125000 - 75000 Jahren: Eem-Warmzeit. Es gab Löwen, Waldelefanten, Waldnashörner, Wildschweine, Damhirsche, Flusspferde, Leoparden, Riesenhirsch, Rothirsch, Reh
vor 75000 - 68000 Jahren: kalt. In Dienstweiler gab es zu dieser Zeit und folgenden Zeiten keine Gletscher mit Eis im Sommer). Die Weichsel-Eiszeit dauerte von 75000 - 10300 vuZ.
vor 67000 Jahren (Amersfort-Interstadial): warm, danach kalt
vor 65000 Jahren (Brorup-Komplex): warm, danach kalt
vor 58000 Jahren (Odderade-Interstadial: warm, danach kalt
vor 50000 - 43000 Jahren (Moershoofd-Interstadial) warm, danach kalt
vor 39000 - 37000 Jahren (Hengelo-Interstadial): warm, danach kalt.
vor 32000 - 29000 Jahren (Danekamp-Interstadial): warm
vor 20000 Jahren: maximale Gletscherausbreitung
vor 13000 - 12000 Jahren (Bölling-Interstadial): warm
vor 12000 - 11800 Jahren (ältere Dryas): kalt
vor 11800 - 11000 Jahren (Alleröd-Interstadial): warm, Huftierherden verschwanden; es kamen Hirsche und Elche (2, 314)
vor 11000 - 10300 Jahren (Jüngere Dryas): kalt. Steppenlandschaft vergleichbar mit Naturschutzgebiet "Mainzer Sand" zwischen Mombach und Gonsenheim (2. S. 315)
vor 10300 - 9000 Jahren: An die Stelle eiszeitlicher Tundra traten mit Kiefern durchsetzte Birkenwälder (Präboreales Zeitalter). Die Pferde als Steppentiere sterben aus.
vor 9000 - 7500 Jahren: Haselnussträucher. Die Biene kam in unsere Heimat. Außerdem kamen Eichen, Eschen, Ulmen (Boreales Zeitalter)
vor 7500 - 5100 Jahren: Eichenmischwälder mit Eichen, Ahornen, Eschen, LInden, Ulmen. Feuchtes Klimaoptimum (Zeitalter: Atlantikum)
von 5100 - 2800 Jahren: Eichenmischwälder, aber auch Buchen, Tannen, Fichten (Subboreal)
vor 2800 - 2500 Jahren Klimaverschlechterung, heutige Flora (Subatlantikum)
Stoffsammlung
Erdgeschichtsforum : http://www.geosciences-forum.com/forum11.html
http://de.academic.ru/pictures/dewiki/76/LateCarboniferousGlobal.jpg
Gondwana vor 200.000.000 Jahren
Gondwana-Animation von heute zurück bis vor 200.000.000 Jahren: http://kartoweb.itc.nl/gondwana/index.html
Erde vor 250.000.000 Jahren bis heute: http://www.geologieinfo.de/palaeokarten/karte-zukunft-250-mio-jahre.html
Ich beziehe mich auf Angaben des Buches "Als Deutschland am Äquator lag" von Volker Arzt, Seite 17. Weitere Bücher sind bestellt und sollen meine Angaben ergänzen.