Aktuelles 6

 

9.9.06: "Wir verbrauchen unsere Zukunft!" oder "Ritter der Tiefe"

"Wir verbrauchen unsere Zukunft", tönten gestern (oder wars vorgestern?) Merkel, Westerwelle & Co. hochemotional in einer Bundestagsdebatte, von der ich Ausschnitte in der Tagesschau sah. Man könnte fast glauben, sie meinen es ernst. Weit gefehlt! Sooo dumm können diese Damen und Herren nicht sein. Ausgeschlossen, dass sie nicht wissen, dass die Staatsverschuldung einer gleichgroßen Sparanlage in Form von Staatsanleihen gegenübersteht. Nicht die Politiker sind dumm; ihnen ging es darum, Eindruck beim dummen Wähler zu machen. Sie wissen, Emotionen kommen beim Dummen besser an, als Gründe. Ergo wird nichts, was man sagt, begründet, sondern es wird laustark und mit hochrotem Kopf herumkrakeelt.

Selbstverständlich wird die Zukunft nicht durch die Staatsverschuldung verbraucht - unsere Kinder erben ja nicht nur die Schulden, sondern auch die gleichgroßen Guthaben; Zukunft wird verbraucht durch den Prozess der Verzeitlichung des Ewigen! Mit anderen Worten: Lassen wir uns zu Verbrauchern manipulieren - die Werbung tut nichts anderes - führen wir unsere zeitlose Seele in zeitverschlingende Prozesse über. Aus Bewusstsein wird erzwungenes Handeln. Die Zukunft, die durch dieses erzwungene Handeln ("Sachzwänge") entsteht, ist nicht unsere Zukunft. Uns gehörte sie nur, wenn wir sie selbst gewählt hätten. Wir aber sollen eine Zukunft erhalten, wie sie die Mächtigen sich wünschen: wir sollen uns unsere eigenen Gräber schaufeln, damit die Superreichen unseren Planeten nach ihrem Bilde gestalten können.

Was können wir dagegen tun? Klar, die Mächtigen haben uns gelehrt, man könne gegen sie gar nichts tun. Alles was sie uns lernen ließen, soll uns zur `Erkenntnis` zwingen: "Gegen sie kommt kein normaler Mensch an! Sie sind inzwischen zu mächtig!"

Das ist definitiv falsch! Mächtig sind sie ausschließlich in jener Welt, die sie geschaffen haben. Sie haben nur über jene Menschen Macht, die glauben, ihre Welt sei Realität. Es steht jedoch in unserer Macht, ihre Realität weitgehend zu missachten. Gut, das geht nicht von heut auf morgen, aber es geht von heut auf übermorgen. Ich versuche mal aufzuzählen, was jeder Einzelne tun könnte, um dem allerverschlingenden Moloch zu entkommen:

Selbstverständlich kann ich nur meine Erfahrungen kundtun; ich kann nur schildern, wie ich dem Moloch entkommen bin. Fangen wir beim Einfachen an: Kein Fernsehen mehr, besonders keine Politik- und Wirtschaftssendungen! Nur einen Spielfilm täglich; bei Werbung Ton ausschalten und den Raum verlassen. Besser wäre es natürlich, man lege sich eine DVD-Sammlung an. Man sollte den Film dann mit Freunden diskutieren. Es gibt viele wirklich gute Filme, und es bringt großen Gewinn, mit den Seinen gemeinsam die Botschaft der Filme zu entschlüsseln. Ich sah in den letzten Tagen Dune, Easy Rider, In den Straßen der Bronx. Alle drei hatten sehr gute, wichtige Botschaften mitzuteilen. Nutze alles, um dein Bewusstsein zu erweitern, suche zu verstehen, suche deinen Horizont zu erweitern. Es geht nicht nur um Zeitvertreib oder den Genuss der Spannung; es geht immer ums Lernen. Je mehr wir das Richtige lernen, desto mehr können wir genießen.

"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" (Goethe)

Wer weiß noch, was Ritterlichkeit ist? Zu solchen Tugenden kann man zurückkehren, im Alltag, aber auch im Beruf. Dabei müssen wir uns nicht unbedingt vom Papst sagen lassen, was Tugend sei. Der Obrigkeit zu gehorchen, ist heute jedenfalls keine Tugend mehr. Gehorsamkeit muss sich die korrupte Obrigkeit erst wieder verdienen, indem sie wieder zum guten Vorbild wird. Unsere Tugenden geben uns Selbstachtung und Würde. Sie machen uns groß, so groß, daß selbst die Mächtigen uns wieder respektieren. Unsere Tugenden sind uns heilig. Verraten wir sie, verraten wir uns selbst. Dann haben wir den Untergang und die Schande verdient.

Die Tugend ist der beste Freund eines starken ICH und der größte Feind des falschen Bewusstseins, des EGOs. Kennen wir uns nur als EGO, sind wir Sklaven der Mächtigen; sind wir ICH, dienen wir uns selbst (also der ewigen Seele) und dem Höchsten Bewusstsein, Gott.

Bei meiner allabendlichen Perry-Rhodan-Lektüre stieß ich auf die Bezeichnung "Ritter der Tiefe". Unabhängig von der Bedeutung dieses Ordens innerhalb der Romanserie könnten wir diese Bezeichnung für uns selbst in Beschlag nehmen. Werden wir Ritter der Tiefe! Bringen wir mit unserem Geist das Universum wieder in Ordnung. Kämpfen wir für Gerechtigkeit, Freiheit, Wahrheit und den Aufstieg der Menschheit in eine höhere Welt.

Ich denke, jeder kann die Ritter der Tiefe mit Inhalten füllen. Wer es nicht kann - was soll man ihm raten? Wir kämpfen für das Gute. Wir kämpfen nicht mit dem Schwert; wir sind keine Schlächter, sondern Schlichter. Bei Perry Rhodan heißt es: "Wenn der letzte Ritter der Tiefe stirbt, vergeht das Universum!" Das ist Wahrheit! Ohne Bewusstsein, d.h. ohne Moral, ohne Tugend gibt es niemanden, der ein Universum wahrnehmen könnte. Ohne Beabachter gibt es auch kein Beobachtetes, ohne Subjekt gibt es kein Objekt, also keine Sterne, keine Galaxien, kein Universum.

Die Mächtigen: Sie verlieren die Welt, indem sie sie gewinnen, denn sie werden, bar der Tugend, zum toten Objekt. Die Ersten werden die Letzten sein. Entweder man ist moralisch oder man ist nicht. Die Ritter der Tiefe werden die Einzigen sein.

Ach, da fällt mir gerade ein: Im Film: "Dune, der Wüstenplantet" ist all das, was ich hier schrieb, das große Thema! Die Mächtigen wollen, daß wir auf Gide Prime, der höllischen Welt der Harkonnen, leben. Aber ich und alle Ritter der Tiefe wollen in der Welt der Atreiden, auf Caladan, leben. Es geht ums Spice, denn das Spice garantiert das Leben; es erweitert das Bewusstsein, es soll unsere Speise sein. Lethos Atreides sagte zu seinem Sohn Paul: "Es ist etwas tief drinnen in uns. Es schläft. Das Schlafende muss erwachen!" Die Ritter der Tiefe befördern das in der Tiefe Schlafende nach oben und führen es als Speise dem Bewusstsein zu, damit es erwacht. In Gestalt Paul Atreides erleben wir die Geburt eines Ritters der Tiefe.

Übrigens: Den Kampf der Harkonnen gegen die Atreiden können wir, sozusagen im Kleinformat - auch in den Filmen `Bronx` und `Easy Rider` sehen. Versuchen wir nun, diesen Kampf auch in den Bundestagsdebatten zu sehen!

10.9.06: Leserbrief:

... Zum Inhalt: Viele halten "uns" für dumm, weil wir nicht immer (nur) auf unseren eigenen Vorteil schielen und diesen zur Maxime unseres Handelns erheben (besser: erniedrigen).
Deren (abstruse) Logik funktioniert in etwa so: Indem ich "gut" bin, mich für "das Gute" einsetze oder gar dafür streite, verspiele ich meinen Vorteil bereits im Vorfeld.
Da "die Welt" böse IST und jeder nur auf seinen eigenen Vorteil sieht und diesen (auch gegen die Interessen der anderen) verfolgt und durchzusetzen versucht, muss auch "ich" so SEIN (oder bleiben oder werden), um in der "Welt" bestehen zu können. Sonst würde "ich" ja doch nur ausgenützt werden. Und dann wäre "ich" schließlich "der Dumme". Und so schließt sich dann der Kreis zum "circulus vitiosus".

Hauptsache, mir geht es gut." Und: "Nach mir die Sintflut!" Das sind zwei der Maximen, nach denen heutzutage die meisten ihr Verhalten ausrichten. Wir haben den Gefängnischarakter einer solchen Gedankenwelt durchschaut und begriffen. Denn im Grunde ist es doch genau umgekehrt: Sie sind die "Dummen" und wir die "Klugen". Aber wie viele von "uns" gibt es auf / in dieser Welt ? Wohl eher wenige ...

Einen schönen Gruß von dem "Ritter der Tiefe" (oder auch der "Höhe" - ganz wie belieben),
deinem R.

11.9.06: Glück gehabt!

Immer wieder mal hört oder liest man von seltsamen Spontanheilungen selbst von als unheilbar geltenden Krankheiten. Kein Mediziner bestreitet sie, aber es gibt kaum Mittel und Wege der wissenschaftlichen Erforschung dieser "glücklichen Zufälle. Spontanheilungen haben - zumindest scheinbar - keine Ursache. Daher der Begriff "spontan" - ohne Ursache. Es gibt AIDS-Infizierte, die nicht an dieser angeblich erworbenen Immunschwäche erkranken und sterben. Es gibt tödliche Krebsgeschwülste, die plötzlich verschwinden. Und alles ist klinisch bestätigt! Unsere Industrien, die mit Krankheiten und deren Bekämpfung ihr Geld verdienen, können also nicht nur aus methodischen Gründen die Spontanheilung nicht erforschen; sie haben auch kein unternehmerisches Interesse daran. Wir wissen ja inzwischen, daß ökonomischen Interesssen heutzutage mehr Gewicht beigemessen wird, als wissenschaftlichen.

Was wollen uns Spontanheilungen sagen? Mir jedenfalls sagen sie: Alle Krankheiten, ja selbst die Smptomatik, sind letztlich von der Seele initiiert. Bei Helmut Ostermeyer: Die bestrafte Gesellschaft (siehe Buecher) las ich, dass im Falle einer geistigen Massenerkrankung die Smptome verschwinden. D.h., leidet zB in gesunder Gesellschaft ein Mensch unter Verfolgungswahn, ist die Symptomatik leicht zu erkennen; leiden jedoch alle Menschen unter dieser Krankheit, wird sie nicht mehr erkannt. Der Wahn wird zur sog. "objektiven Realität"; die Menschen verfolgen sich dann tatsächlich gegenseitig. Sie gelten als gesund. Die Symptome vieler seelischer Krankheiten sind Reaktionen auf das Verhalten der als gesund geltenden Menschen, mit denen sie im Kontakt stehen. In einer völlig durchgeknallen Welt leidet der Schizophrene nicht unter einer Krankheit; er leidet bestenfalls unter der Welt - als angeblich "Gesunder". Krankheit tritt als Differenz zu dem, was als gesund gilt, auf.

Was wäre, wenn ich mich nicht mehr vergleichen würde?

Das ist mein "Trick"! Meine Philosophie, die ja auch mein Selbstbild prägt, ist inzwischen weit genug von dem Menschenbild entfernt, das die Bosse aus Politik und Wirtschaft für mich bestimmt haben. Ich habe die Körperzentriertheit, die sie lehren, überwunden, und ich habe das von ihnen bestimmte EGO durch ein ICH ersetzt, das ich mir selber (mit Hilfe selbstauserwählter Vorbilder) gebildet habe. Ich bin gebildet, nicht ausgebildet. Ich bin ein Mensch, kein dressierter Affe. - Da fällt mir gerade eine Szene aus "Dune, der Wüstenplanet" ein, als die Bene-Gesseret-Hexe zum "Ritter der Tiefe", dem späteren Quizak Zaderak, Paul Atreides, sagte: "Du bist - möglicherweise - ein Mensch!" Die von wilden Emotionen beherrschten Harkonnen wurden als Tiere bezeichnet, weil sie wie die Tiere von ihren Emotionen beherrscht werden. Paul bewies, dass er mit seinem Willen Herr war über seine Emotionen. Nach dieser Philosophie, die übrigens von großen "realen" Philosophen geteilt wird, machen sich Gehirnforscher wie Gerhard Roth, Wolf Singer, Thomas Metzinger oder diese unsäglichen Paul und Patricia Churchland der Vertierung des möglichen Menschen, bzw. der Stabilisierung des Tierseins des möglichen Menschen, schuldig. Vor Tieren haben die Bosse, also die Geldgeber dieser Professoren, keinen Respekt. Für sie sind Tiere nichts als Nutzwerte, gerade gut genug zum Ausbeuten und Ausschlachten...

Haben wir eine Philosophie oder besser, einen Glauben, der uns die Angst nimmt, dann haben wir auch ein starkes Immunsystem. Wer alle Selbstmordprogramme aus seiner Seele herausschmeißt - wir sind verseucht von ihnen - ist unsterblich. Selbstmordprogramme sind wie Komputerviren. Ohne Antivirenprogramm stellt jeder Komputer, der sich im Netz befindet, schnell sein "Leben" ein. Der schlimmste geistige Virus, der uns befallen will, ist der, der uns überredet: "Glaube, was du siehst!" Dieser Satz bedeutet: "Pass dich an die äußeren Verhältnisse an!" und "Friss, was wir dir vorsetzen!" Das beste Antivirusprogramm ist: "Ich glaube mir selbst und denen, die ich mir als Vorbilder ausgesucht habe!" Ich glaube eher einem Goethe, als einem Westerwelle, eher einem Jesus als einem Papst*.

Mein Glaube und mein Immunsystem sind eins. Wenn mein Leib stirbt, ist das in keinster Weise etwas Anderes, als wenn Scotty jemanden von einem Planeten zur Enterprise zurückbeamt. Nur ganz ohne Technik. Ach, ich höre dich schon, Zweifler, der du lieber glaubst, was dir deine Schullehrer oder Professoren (mit dem Versprechen auf einen lukrativen Posten) verklickert haben, Schullehrern, die von Kapitalmaximierern, die nichts als Gewinn aus deiner Arbeitskraft schlagen wollen, eingesetzt wurden.

Es gibt Ausnahmen. Ich erinnere mich an einen alten Professor. Er hieß Eduard Kroker und war Priester, Jurist und Sinologe. Es war so alt und so angesehen (er gab den Chinesischen das Deutsche Bürgerliche Gesetzbuch), dass er es sich leisten konnte, sich einen Dreck um die Vorgaben der Universitätsleitung zu scheren. Alt und tattrig und mit dünnem Stimmchen - er hatte keine Spur von Durchsetzungsfähigkeit - erzähle der weise Mann kleine Geschichtchen aus seinem Leben - und, was wichtig ist: wie er diese Erlebnisse interpretierte!

Es war mucksmäuschenstill im Saal! Ein solcher - echter!! - Lehrer braucht sich nicht durchzusetzen! Denn er sprach die Wahrheit. Er erzählte von einer Verschwörung gegen ihn. Die ganze Welt hatte sich "gegen" ihn verschworen. Er weilte gerade in Afghanistan und wollte unbedingt ein bestimmtes Flugzeug erreichen. Aber sämtliche Anstrengungen waren vergebens. Straßen wurden unpassierbar, Autos streikten, Leute gaben falsche Auskünfte und und und. Er kam zu spät. Das Flugzeug startete ohne ihn - und stürzte ab. Keine Überlebende. Kroker erzählte diese Geschichte nur zur Demonstration dessen, was man so alles erleben kann, wenn man sich entschieden hatte, auf der Seite des Geistes zu streiten - wenn man (mit meinen Worten), ein "Ritter der Tiefe" war. Kroker hatte "Glück", weil er eine glückliche Seele war - weil er ein geglücktes Leben lebte. Er hatte - mit Lao-Tses Hilfe - alle Todesprogramme aus seiner Seele herausgeschmissen. Die Geschichte sollte demonstrieren, was das Tao te King (oder Dao de Ying, Dao de Djing, Dao de Jing) spontan "bewirkt", wenn man es richtig interpretiert und daran glaubt.

Siehe "Stichwort": Dao de Jing

Prof. Kroker im Internetz: http://www.hochtaunus.de/kw/artikel.php3?id=10373
http://www.hochtaunus.de/pdf/KW-2003-10.pdf

Zitat aus dem Zeitungsartikel: „Dein Leben war ein ständiges Suchen nach der Wahrheit. Du hast aus dem Glauben heraus philosophiert. Philosophie nennst du, die Realität zu sehen mit den Augen Gottes.“

http://www.die-neue-ordnung.de/Nr32004/AL.html Ansgar Lange über Eugen Kogon, einen Freund Krokers: "Vielleicht ist unserer Zeit ganz einfach der Maßstab dafür abhanden gekommen, was einen bedeutenden Publizisten wie Kogon von den vielen medial aufgeblasenen „Superstars“ unserer Tage unterscheidet, um die der Großteil einer offensichtlich um den gesunden Menschenverstand gebrachten Öffentlichkeit den Tanz um das Goldene Kalb veranstaltet."

* Im Verlauf dieser Seite wird mein Bild von Papst Benedikt XVI wesentlich positiver. Ich habe mich inzwischen mehr mit seinen Texten beschäftigt und erkenne, dass er in den Massenmedien ganz anders präsentiert wird, als er sich in seinen Werken zeigt.

12.9.06: Das Theodizeeproblem ( http://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee )

In klassischer Weise wurde das Problem bereits durch den griechischen Philosophen Epikur (341-270 v. Chr) formuliert:

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
oder er kann es und will es nicht:
dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
oder er will es nicht und kann es nicht:
dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Meine Lösung: Gott gewichtet "Übel" und "Freiheit" anders als die Menschen es tun. Freiheit ist ihm wichtiger, als das Übel oder das Böse. Die Freiheit gewährt dem Menschen die Möglichkeit, eigene Wege zu wählen. Da der Mensch nicht die Weisheit Gottes besitzt, wählt er oft falsch. Die falschen Wege münden leider häufig im Bösen.

Wozu Freiheit? - Gott selbst ist frei. Da Gott Kinder haben wollte, die ihm gleich sind, musste er sie mit denselben Fähigkeiten ausstatten, die er selber besaß. Wir alle sind Götter. Vgl. Joh.10.34. Und weil wir frei sind - siehe Thema "Willensfreiheit" in dieser HP - haben wir die Freiheit, uns ebendieser Freiheit zu berauben. Wenn wir nicht mehr glauben, was wir wollen, sondern, was wir sehen, ist das ähnlich wie beim Anfertigen einer Kopie von der Kopie von der Kopie. Die Fehler summieren sich, bis unsere Seele derart von Fehlern zerrissen ist, dass sie ihre Freiheit verliert. Eine verlorene Seele kann kaum aus eigener Kraft wieder heil werden (siehe oben vom verlorengegangenen "gesunden Menschenverstand"). Wir hatten das Thema "Spontanheilung" und wissen, wie selten sie ist. Grund: Wenn die Willensfreiheit von Illusionen ("Ich glaube, was ich sehe!" s. Thomasevangelium, Vers 83) arg verfälscht ist, kann die Seele kaum noch das Rechte wollen. Statt zur echten Tugend zurückzufinden, verheddert sie sich meist noch weiter im Irrgarten der Illusionen. Rettung kann dann nur noch Gnade bringen. Ein verworrender Verstand kann rettende Texte nicht verstehen. Er braucht ein Vorbild, dessen Willensfreiheit noch rein ist, und er muß diesem Vorbild mehr Glauben schenken, als seiner eigenen Intuition. Doch genau das ist dem heutigen sogenannten Freiheitsfanatiker nicht möglich. Eine ganze Industrie hat sich um die Idee herum entwickelt, dem Menschen falsche Vorbilder zu generieren und echte zu demontieren (siehe oben: "aufgeblasene Superstars"). Gnade gibt es nicht in dieser neoliberalen - neufreien - Welt. In dieser nach neuer Definition freien Welt gibt es keine Gnade. Gnädig sein kann nur ein Mensch, der über echte Willensfreiheit verfügt. Gnade annehmen kann nur, wer einem Andern mehr vertraut als sich selbst - und er kann nur hoffen, dass das Vertrauen nicht missbraucht wird.

Wann ist ein Wille rein? - Nun, wenn das Äussere gleich dem Innern ist. Vgl. Thomasevangelium, Vers 3, 22 und 77 (Auswahl) und das Gedicht "Geheimwissenschaft".

13.9.06: Reiner Wille:

Der Wille ist rein, wenn er keine Beimischungen kausaler Prozesse enthält. Subjekt und Objekt treten als Dualität auf. Objekt, das ist der reine Materialismus; Subjekt, das ist der reine Idealismus. Im Materialismus herrschen Sachzwänge gleichwie bei einer Billardkugel, die an die Bande stößt und immer unter demselben Winkel zurückgestoßen wird, wie sie auf die Bande aufgestoßen ist. In einer rein mechanisch gedachten Welt lässt sich die Vergangenheit kausal zurückberechnen. Jedes Objekt entstand aus anderen Objekten.

Als reines Subjekt bin ich ausschließlich ein wollendes Wesen. Das Subjekt ist immer Ursprung von Kausalketten, d.h. das Materielle wird vom Subjekt verursacht. Das Subjekt selbst hat keine kausale Ursache. Ist ein Objekt verursacht, hat das Objekt scheinbar eine unendliche kausale Vergangenheit, da alle Objekte immer scheinbar kausal von anderen Objekten verursacht sind.

Jetzt kommt es darauf an, welchen Blick man auf die Objekte wirft. Verfolgt man die kausale Vergangenheit, ist man Materialist. Erkennt man die empirisch nicht erforschbare wahre Ursache der Objekte, nämlich das Subjekt, ist man Idealist. Der Idealismus ist das im Thomasevangelium genannte "Innere" und der Materialismus (Objektivismus) ist das Äußere. Erkennt man das Äußere als Abbildung des Inneren und nicht als kausale Folge eines anderen Äußeren, "wird man den Tod nicht schmecken" wie es im Thomasevangelium heißt. Warum nicht? - Ganz einfach: Die Zeit, wie wir oder die Physik sie kennen, ist Teil der Objektewelt. Erkennen wir die Zeit als für uns Subjekte als inexistent - sie ist ja bloß objektive Erscheinung - erkennen wir, daß wir in Wahrheit in der allgegenwärtigen Zeitlosigkeit leben. Das Subjekt ist ewig.

Die Tasse ist nicht vom Tisch gefallen, weil eines der drei Tischbeine einknickte und sich die Tischfläche neigte, sondern weil ich als Subjekt, bzw. "meine" Seele es wollte. Liegt die Tasse auf dem Boden, und ich weiß, dass sie dort liegt, weil sie vom Tisch gefallen ist, der sich wiederum neigte, weil zuvor eines seiner Beine einknickten, denke ich objektiv, was impliziert, daß ich an die physikalische Zeit glaube und daran glaube, dass Objekte kausal aufeinander wirken. War für mich die Tasse vom Tisch gerutscht, bin ich im Materialismus gefangen und bin sterblich, denn ich bin dann Leib. Weiß ich, dass ein Objekt nicht auf ein anderes Objekt wirkt, sondern dass alle Zustände der Objekte, zB Tasse auf dem Tisch, Tasse auf dem Boden, von mir,dem Subjekt, also meiner Seele, bewirkt wurden, und wenn ich weiß, dass die Tasse keine Vergangenheit hat, gibt es keinen Tod. Ich bin dann immer und ewig JETZT und nichts anderes.

Im Thomasevangelium, Vers 50, heißt es, Gottes Zeichen sei "Ruhe und Bewegung"

50) Jesus sprach: Wenn sie zu euch sagen: 'Woher kommt ihr?', dann sagt zu ihnen: 'Wir kommen aus dem Licht, daher, wo das Licht aus sich selbst heraus geboren ist. Es hat sich erzeugt, und es hat sich in ihrem Bild offenbart.' Wenn sie zu euch sagen: 'Wer seid ihr?', dann sagt: 'Wir sind seine Söhne, und wir sind die Auserwählten des lebendigen Vaters.' Wenn sie euch fragen: 'Welches ist das Zeichen eures Vaters in euch?', sagt zu ihnen: 'Es ist Bewegung und Ruhe.'

Wir kommen aus dem Licht, das Zeit nicht kennt. Wir sind reines Subjekt; wir haben uns selbst geboren nach eigenem Willen. Wir wurden nicht als Objekt von einem Objekt geboren, aber wir haben uns in der Objektewelt als Leib einschließlich zeitlicher Historie offenbart. Die Bewegungen unseres Leibes sind nicht die Bewegungen unserer Seele. Am Maßstab raumzeitlicher Bewegungen gemessen, ist die Seele unbeweglich - Ruhe. Für euch Sterbliche sind wir von einer Mutter geboren worden wie ihr auch, aber wir wissen, dass wir uns ursachelos (in einer Bewegung der Seele, die in der Erscheinungswelt nicht wahrgenommen wird (Ruhe...) ) selbst erschaffen haben, weil wir es wollten. Vers 19: Selig ist, wer war, bevor er wurde. ( z166.html#wille )

Im Thomasevangelium, Vers 2, heißt es

Jesus sprach: Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet; und wenn er findet, wird er erschrocken sein; und wenn er erschrocken ist, wird er verwundert sein, und er wird König sein über das All.

Ich kann diesen Vers voll bestätigen. Ich habe nicht aufgehört zu suchen, habe mich über 20 Jahre lang mit den Naturwissenschaften, Politik und Wirtschaft beschäftigt, und habe gefunden. Und als ich gefunden hatte, war ich erschrocken über die umfassende Lüge, der ich aufgesessen war. Und als ich die Lüge von mir getan hatte, geschahen "Dinge", die mich wunderten, denn ich erlebe mich und die Welt nun mit neuen Augen. Es ist ein Wunder, dass jeder Mensch sich in der Objektewelt selbst erlebt. Es ist nicht zu verstehen mit dem rationalen Verstand. "König über das All" - das ist das, was ich "Ritter der Tiefe" nannte.

14.9.06: Wikipedia und der Radikale Konstruktivismus

Im Jahre 2004 schrieb ich meinen ersten Wiki-Artikel, selbstverständlich zum Radikalen Konstruktivismus (s. notiz2.html wo dokumentiert ist, was ich später über die "Philosophie des Bewusstseins" schrieb und was daraus wurde) und konnte dann mitverfolgen, wie diese Philosophie nach und nach verfälscht wurde. Die Grundidee des R.K. wurde verwässert, systematisch Widersprüche eingebaut, bis man den R.K. da hatte, wo ihn bestimmte Leute haben wollten: in einer vergessenen Abstellkammer.

Der Konstruktivismus wurde in das naiv-realistische Gehirn hineinverlegt. Der Naive Realismus besagt, die Welt sei so, wie sie nun mal aussehe. Das bedeutet: Die Welt ist, wie sie erscheint. Sie ist nicht das Produkt unserer Interpretation, sondern sie ist real genauso vorhanden, wie wir sie wahrnehmen. Mit Mikroskop und Teleskop sehen wir die objektiv gegebene Welt nicht anders, sondern bloß besser. Im Naiven Realismus braucht man genaugenommen gar kein Gehirn. Eine Ameise sieht im Prinzip dieselbe Welt wie ein Universitätsprofessor. Die Welt ist wie sie ist. Die Ameise kann sie vielleicht nicht so scharf sehen wie der Professor, aber sie sieht dieselbe Welt. Gerhard Roth formulierte es so (siehe "Gehirn.html" ):

"Die alltägliche sinnliche Erfahrung erweckt in uns den Eindruck, daß unser Wahrnehmungssystem in direktem Kontakt mit der Welt steht: die visuelle Welt ist uns im wahrsten Sinn des Wortes unmittelbar augenscheinlich gegeben, die Laute dringen unvermittelt an unser Ohr, und wir betasten und begreifen die Gegenstände in unserer Reichweite unmittelbar als Gegenstände. Wir empfinden zwischen der sinnlich erfahrbaren Welt und uns nichts Vermittelndes, wir müssen nichts von ihr indirekt erschließen und erahnen. Die unmittelbare Gegebenheit der sinnlichen Welt ist sprichwörtlich, und sie wird von den meisten Philosophen und Wahrnehmungstheoretikern in charakteristischem ontologischen Gegensatz zur Welt der Meinungen, Hypothesen und Theorien über sinnlich Erfahrenes gesehen."

Der Naive Realismus ist die Alltagsphilosophie fast aller Menschen, die von Philosophie noch nichts gehört haben - die noch nie über sich und die Welt nachgedacht haben. Unsere Katze ist naiv-realistisch.

Ein paar nachdenkliche Menschen haben nun aber erkannt, dass wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist. Vielmehr ist das, was wir sehen, ein Produkt unserer hochkomplexen datenverarbeitenden Gehirne. Das Gehirn interpretiert die hereinströmenden Sinnesdaten und setzt aus ihnen eine "kognitive" Welt zusammen: eine gedeutete Welt, eine manifestierte, materialisierte Welt der Vorstellung, in die alles beste Wissen, über das wir verfügen, eingearbeitet ist. Was wir erleben, ist unsere höchste Intelligenzleistung: die plausiblste Welt, die zu konstruieren unsere Gehirne fähig sind.

Die eigentliche Leistung der Konstruktivisten war nun die, zu erkennen, daß auch das materielle Gehirn nicht das eigentliche Denkorgan ist, sondern bloß das Abbild, das materiell manifestierte Modell (Theorie) des Gehirns von sich selbst. Wir sind demnach ein unsichtbares, reales Gehirn, bzw. ein realer Geist (oder Seele), der sich eine physikalische Welt mit einem physikalischen Gehirn konstruiert hat. Der Naive Realismus ist demnach eine einfach gestrickte Welttheorie, die sich primitive Gehirne zurechtgelegt haben.

Und jetzt kommen die Wiki-Experten und schreiben (indirekt), dass der Naive Realismus die einzige Realität sei. Und entsprechend dieser "Philosophie" hat der Mensch einen Blumenkohl im Kopf, der aus Nervenzellen besteht, und diese Nervenzellen konstruieren nun eine konstruktivistische Theorie der Welt. Was das Ergebnis ist, steht allerdings vorher schon fest, denn mit der Behauptung, das materielle Gehirn konstruiere, wird implizit gleich mitbehauptet, das Ergebnis der Konstruktion nähere sich im Idealfall der naiv-realistischen Position an: der Mensch erkennt, dass er ein materielles Gehirn hat und die Welt genauso ist wie er sie sieht. Das Denken des Menschen hat über den Umweg des Konstruktivismus erkannt, daß jedes Denken überflüssig ist. In einer naiv-realistischen Welt braucht man kein Gehirn, keine Willensfreiheit, kein Bewusstsein, denn man tut ohnehin, was die Physik erzwingt.

Wo sitzen die Schwindler, die diese Wikiseite derart umgelogen haben? Sicher nicht bei Wiki. Die Autoren haben sicherlich alle mehr oder weniger an der Universität Philosophie studiert und haben das, was sie gelernt haben, bei Wiki niedergeschrieben. Die Manipulateure sehe ich an den Universitäten sitzen, bzw. an den Orten*, wo über Finanzierungen von Ausbildungssystemen entschieden wird.

* Mehr dazu weiter unten, wo ich über die Stiftungen schreibe.

15.9.06: Der Papst und die Evolution:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23547/1.html

Papst Benedikt IVX glaubt, die Evolutionstheorie und die Katholische Religion widerspruchsfrei unter einen Hut zu bekommen, indem er die Evolution als Kette von Wirkursachen darstellt, die jedoch einer göttlichen Vernunft folgt. Nach meinem Ermessen lautet der Kernsatz des o.g. Artikels:

"Mit diesem neutestamentarischen Gottesverständnis kann sowohl eine Synthese mit der philosophischen Aufklärung als auch mit den modernen Naturwissenschaften erreicht werden, allerdings unter der wesentlichen Maßgabe, dass die naturwissenschaftlichen Erklärungen bzw. Modelle lediglich die wirkursächlichen Zusammenhänge beschreiben können und deshalb bei ihrer Erklärung der Evolution weder etwas über die letzte Seinsursache noch über ein Ziel aussagen können.

... Hier treffen ein philosophisch-theologischer "Raum der Gründe" mit einem naturwissenschaftlichen "Raum der Ursachen" zusammen, die nicht identisch, aber dennoch keineswegs unvereinbar sind - oder sein müssen."

Ich glaube hier etwas klarstellen zu müssen. Die Kette der Wirkursachen (Evolution) wird von den Naturwissenschaftlern und vielleicht auch dem Papst als logisch erachtet. Wenn aber die Logik nicht in der Natur liegt, sondern in Gott, - und genau das glaube ich! - dann ist diese Kette der Wirkursachen bloß eine scheinbare, keine wirkliche Logik (wirklich im übertragenen und im wörtlichen Sinne). Nach meiner Philosophie ist diese Kette erst im Rückblick logisch, nicht aber im von den Nat.-Wissenschaftlern als real angenommenen "Wirken" in eine Zukunft hinein. Es gibt keine Wirkursachen. Wirkursachen sind bloße zurückgewandte Anschauungen der Gegenwart.

Weiter heißt es im Text:

(Der Papst denkt:) "Dabei trägt die moderne naturwissenschaftliche Vernunft mit dem ihr innewohnenden platonischen Element eine Frage in sich, die über sie und ihre methodischen Möglichkeiten hinausweist. Sie selber muss die rationale Struktur der Materie wie die Korrespondenz zwischen unserem Geist und den in der Natur waltenden rationalen Strukturen ganz einfach als Gegebenheit annehmen, auf der ihr methodischer Weg beruht. Aber die Frage, warum dies so ist, die besteht doch und muss von der Naturwissenschaft weitergegeben werden, an andere Ebenen und Weisen des Denkens – an Philosophie und Theologie.

(Dazu der Autor von Heise.de:) Einhelliges Lob für diese Klärung der kirchlichen Position ist allerdings nicht zu erwarten. Allen voran wird sie auf massiven Widerspruch eines erheblichen Teils der angesprochenen "Naturalisten", also von Naturwissenschaftlern etwa aus der Hirnforschung, stoßen. Aber auch philosophische Zweifel werden nicht ausbleiben. Zwar ist das gedankliche Modell rational und in sich schlüssig, aber nur so lange, wie es ausschließlich um den reinen Werdungsprozess von Welt und Universums geht. In dem Moment, wo weitergehende Glaubenssätze der Kirche in Betracht gezogen werden, beispielsweise das Gottesbild, dass Gott als reine Liebe definiert und ihm Allmacht zuspricht, wird es schwierig. Konkret: Fundamentale Widersprüchlichkeiten, wie sie in der Theozideefrage auftauchen, lassen sich rational einfach nicht auflösen. Das allerdings mit und ohne Anerkennung der Evolutionstheorie nicht."

Ich stimme dem Papst auch hier zu. Die richtig verstandene Theologie hat auch bei "weitergehenden Glaubenssätzen" keine Probleme. Ob der Papst hier Probleme hat, weiß ich nicht. Über das Theodizeeproblem schrieb ich etwas weiter oben auf dieser Seite am 12.9.. Und die von mir gewählte Lösung des Theodizeeproblems beantwortet auch die Fage nach der Liebe und Allmacht Gottes: Als Gott aus Liebe dem Menschen Freiheit gab, verzichtete er auf seine Allmacht. Wo ist das Problem?

In seiner Rede http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,437201,00.html erklärte der Papst, dass sich die christliche Religion von der islamischen durch seine Vernunft-Orientierung unterscheide. Im Verständnis des Islam sei Allah vollkommen mächtig; es stehe auch in seinem Belieben, Unvernünftiges zu tun. Nach christlichem Verständnis war "im Anfang der Logos" (Joh.1.1.) und selbst Gott halte sich an diesen Logos, um dem Menschen die Möglichkeit zu geben, Gott zu verstehen und selbst als Gottes Kind heranzuwachsen und mündig zu werden. Ich kann dem nur zustimmen. Das Irrationale ist dämonisch.

18.9.: Der Papst äußerte sich auch über die Vernunft in den Naturwissenschaften. Er sagte, die Vernunft der Philosophie und Theologie reiche weiter als die Vernunft der Naturwissenschaften, da diese methodisch (Methode der Falsifikation) eingeschränkt sei. Er sagte:

... "Denn bei aller Freude über die neuen Möglichkeiten des Menschen sehen wir auch die Bedrohungen, die aus diesen Möglichkeiten aufsteigen und müssen uns fragen, wie wir ihrer Herr werden können. Wir können es nur, wenn Vernunft und Glaube auf neue Weise zueinanderfinden; wenn wir die selbst verfügte Beschränkung der Vernunft auf das im Experiment Falsifizierbare überwinden und der Vernunft ihre ganze Weite wieder eröffnen.

Für seine Rede ist der Papst insofern zu kritisieren, als dass er zwar richtigerweise Christengott und Logos (Vernunft) gleichsetzte (s. Joh.1.1) und den Gott der Moslems, Allah, als irrational darstellte, da Allah entsprechend islamischer Quellen die Freiheit habe, sich nicht an die "universale" Vernunft zu halten. Das mag ja theoretisch und theologisch so sein, aber in der Praxis gibt es mindestens genausoviele irrationale Christen wie Moslems. Die christliche Dogmatik ist genauso irrational wie die islamische. Christen haben mindestens genauso viel Blut vergossen wie Moslems.

Richtig liegt der Papst mit seiner Formulierung, dass es nur dann einen fruchtbaren Dialog der Religionen geben könne, wenn sich beide der Vernunft bedienen.

20.9.: Nachdem ich nun Albrecht Müllers Kritik am Papst http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=2134 gelesen habe, sehe ich mich "genötigt", meine Position noch einmal zu überprüfen. Am 15.9. schrieb ich über die Identität des Christengottes und des Logos, sowie über die Irrationalität des Gottes der Moslems. Das möchte ich so nicht länger stehenlassen, denn ich hatte nicht ausreichend gewürdigt, daß der freie Wille, dem man auch dem Christengott unterstellen muss, nicht rational ist. Er ist irrational. Nach meiner Definition der Begriffe kann der freie Wille durchaus vernünftig sein, aber logisch (rational) ist er nicht. Wir müssen unterscheiden zwischen Vernunft und Verstand. Die Vernunft umfasst den freien Willen. Der Verstand nicht. Der freie Wille kann auch irrational, ja beliebig, sein.

Der Vernünftige weiß sich des freien Willens intelligent zu bedienen. Der Dumme endet bei seinen Bemühungen, seinen freien Willen durchzusetzen, meist im Beliebigen: im Chaos. Gott, als höchstes Bewusstsein, also höchste Intelligenz, ist nicht an den Logos gebunden - weder als Allah noch als JHWH oder als Gott der Liebe bei den Christen, denn er beherrscht mit seiner Vernunft seine Willensfreiheit.

Gestern hörte ich "Das Salz der Erde", ein Hörbuch, bestehend aus vier CD. Die Antworten, die der Papst auf die ihm gestellten Fragen gab, zeugten von ungewöhnlich hoher Intelligenz, sodaß ich annehmen darf, dass dem Papst Gedanken wie die meinen durchaus sehr bekannt sind. Ich glaube nun, dass er mit seiner Rede, die in den NachDenkSeiten nun ausführlicher als im SPIEGEL abgedruckt ist, die Moslems tatsächlich provozieren wollte. Er wollte die Moslems in einen Dialog auf Verstandesebene verwickeln. Es gelang ihm nicht. Stattdessen bestätigten die aufgebrachten Moslems seine These ihrer Irrationalität.

Ich traue dem Papst zu, dass er um den wahren Dissenz zwischen ihm, dem Führer der Katholischen Kirche, und den islamischen Führern, weiß und dass er die Moslems bewusst provoziert hat. Der Papst ist weiser, als die islamischen Führer, denn er hat begriffen, daß man über die Ratio (strukturelle Macht*) viel besser Macht ausüben kann, als über das unmittelbare persönliche Vorbild oder Ämterhierarchien. Ich habe in meiner HP deutlich gezeigt, daß die pseudorationale neoliberale Wirtschaftsideologie im Verein mit naturwissenschaftlicher Verblendungs-Denkungsweise sehr gut taugt, die Menschen in Dummheit und Sklaverei zu halten. Was der Papst als persönliches Vorbild nicht vermag (er wurde systematisch demontiert und denunziert als Feind der modernen Skeptiker-, Konsum- und Spaßkultur); der Glaube der Menschen an die Vernunft eines Verstandes, der Maßlosigkeit mit Freiheit verwechselt, vermag es: die Erzeugung und Aufrechterhaltung einer anonymen (strukturellen) Autorität, die dann nur noch in Gestalt von Witzfiguren, die zu Stars in den Himmel gehoben werden, ein falsches Gesicht bekommt. Persönliche echte Autoritäten werden heute abgelehnt, nicht aber diese unsichtbaren autoritären Strukturen, da diese naiv als Realität, an die man sich anpassen muss, "verstanden" werden. Der Papst vermag auch nur noch die Massen anzuziehen, wenn er sich als Witzfigur ausgibt. Von ihm als echtem Vorbild, das er sein könnte und sollte, will man nichts wissen.

Ich denke, der Papst ist davon überzeugt, dass das Christentum "wahrer" ist als der Islam - sonst wäre er nicht Papst geworden. Er ist gewiss der Überzeugung, der Mensch erfülle den eigentlichen Sinn seines Lebens eher über die christliche Religion als über den Islam, da der christliche Weg mehr Wahrheit aufweise, als der der Moslems. Als den Sinn des Lebens bezeichnet der Papst (in "Salz der Erde") das Finden des Geheimnisses des ewigen Lebens. Gott gab den Menschen Willensfreiheit, damit er freiwillig Gott ähnlich (wie Gott) werden könne. Er werde Gott um so ähnlicher, je mehr er lieben könne.

Nicht alles Irrationale ist dämonisch, sondern bloß jener Teil des Irrationalen, der nicht von der Vernunft (Intelligenz) kontrolliert ist.

* Die strukturelle - unsichtbare - Macht hat die Nebenwirkung, dass die Suche der Schafe nach einem Hirten denaturiert: Statt echte Hirten (die nicht mehr erkannt werden) suchen sich die Schafe falsche Hirten: Witzfiguren wie Thomas Gottschalk und Stefan Raab werden dann in den Himmel gehoben (zu Stars), wo sie das Reine verschmutzen: Himmel wird Hölle!

24.9.06: Artikel 1.1 Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Was heißt "unantastbar"? Nun, es heißt, sie kann nicht angetastet werden. Diese Deutung widerspricht freilich dem 2. Satz dieses Artikels: Wozu soll der Staat die Menschenwürde achten und schützen, wenn sie unantastbar ist? War nicht vielleicht mit dem 1. Satz gemeint: "Die würde des Menschen darf nicht angetastet werden."? Greifen wir auf Kant zurück. Bei Wikipedia heißt es (Stichwort "Menschenwürde") "Kant geht davon aus, dass der Mensch ein Zweck an sich sei und demnach nicht einem ihm fremden Zweck unterworfen werden darf." Da der Mensch "ein Zweck an sich" ist, ist natürlich auch seine Würde von anderen Menschen nicht antastbar. Der GG-Artikel ist demnach richtig formuliert.

Ein Mensch kann seine Menschenwürde nur selbst antasten; ein anderer Mensch kann es nicht. Ein Mensch kann nicht durch andere Menschen zum Verräter seiner Seele werden; er kann nur sich selbst verraten. Deshalb heißt es auch in magischen Schriften, ein Dämon könne die Schwelle zu deinem Haus nicht überschreiten, es sei denn, du bittest ihn freiwillig herein. Der Dämon kann dich höchstens zum Verrat überreden, aber er kann dich nicht verraten. In anderen magischen Texten heißt es: "Ein Mann kann sich nur selbst zerstören/besiegen. Solange er sich nicht selbst verrät, ist er zwar angreifbar, aber unzerstörbar und unbesiegbar."

Weisheiten wie diese scheinen heute wie Torheiten. Warum? - Weil sich heute in Unkenntnis der Wahrheit fast alle Menschen verraten haben. Der Staat ist nun grundgesetzlich gehalten, diesen Selbstverrat seiner Bürger nicht zu missbrauchen; schließlich ist er auf den Selbstverrat seiner Bürger angewiesen.

Wer sich selbst nicht verrät und folglich seine umfassende Immunität aufrechterhält, ist kein Staatsbürger. Andersherum: Staatsbürger wissen nichts von ihrer verlorenen Immunität. Aber sie ahnen es, jedenfalls die jungen: sie lieben Bücher und Komputerspiele, bei deren Konsum sie sich mit unsterblichen Helden identifizieren können. Es ist die kompromisslose Tugendhaftigkeit und Ehrenhaftigkeit, die die Helden unsterblich macht. Ein Mythos? Nein, die Wahrheit! Aber nur für praktizierende "Ritter der Tiefe".

In (X) - siehe ganz unten, rote Zeile - schrieb ich: "Die Welt will uns fressen. Wer nicht um seine Subjektivität kämpft, fällt dem objektivierenden Zeitgeist zum Opfer, wird zum Objekt, zum Sklaven unbekannter Herren. Die mächtigen Massenmedien - vorneweg das Fernsehen - haben es geschafft, mittels Information die Menschen zu desinformieren. Über Angstmache (Thema "Arbeitslosigkeit") und Verführung ("Werbung") wird der Mensch verführt, Freiheit und eigenes Denken aufzugeben und sich zum Sklaven und Nachbeter zu degradieren. Der Mensch, ist er erst einmal Objekt geworden, ist ohne Hoffnung, ein Verlorener. Man mache sich nichts vor: Die Wissenschaft - so interessant sie sein mag - sie macht aus uns Objekte, wenn wir nicht extrem achtgeben."

Die Welt will uns fressen. Wir sollen Staatsbürger werden. Wenn wir unsere Autonomie verlieren, werden wir zum Objekt, zum Teil des Staates und sind fortan auf dessen Schutz angewiesen. Informationen aus Massenmedien sind nichts als Überredungsversuche der Dämonen, uns zu verraten.

Ein Zauberer hat nur Macht in (mittels eines Zaubers) entzauberter Welt. Da er Macht hat, hat er Verantwortung für die Selbstverräter. Er ist der Hirte, der Staatsbürger das Schaf. Ich kämpfe für den Staat, der diese Verantwortung noch wahrnimmt. Ich kämpfe gegen den Neoliberalismus, weil er Verantwortung leugnet. Der Neoliberalismus ist der böseste Dämon, den ich kenne.

25.9.: Artikel 2.1 GG: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt."

Jeder Mensch oder jeder Staatsbürger? Ich vermute, dass Artikel 2.1 nur für Staatsbürger gilt, denn sonst hätte ja zB jeder Ausländer das Recht, seine Persönlichkeit in Deutschland zu entfalten, wenn er der Überzeugung ist, in seiner Heimat daran gehindert zu sein.

25.9.06: Wirtschaft: Ich schreibe seit ein paar Wochen kaum noch über Wirtschaftsthemen. Warum nicht? Nun, weil es die Nachdenkseiten gibt. Hier wird voll in meinem Sinne und zudem mit mehr Kompetenz geschrieben. Und warum ich den SPIEGEL nicht mehr in meiner Linkliste habe? - In http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=2145 finden wir dieses schöne Sätzchen, dem ich natürlich voll zustimme: "Die Grenze zwischen Bild und Spiegel verschwimmt." Der SPIEGEL ist auf BILD-Niveau abgesunken. Wir leiden ja nicht nur unter Verdummung der Schüler, Stichwort "Pisa", die ja in Wahrheit eine Niveausenkung unserer Ausbildungssysteme beweist. Wir leiden unter einer verblödeten "Elite". Das ist das Problem. Die ZEIT, immerhin die beste Zeitung Deutschlands, ist bei weitem nicht auf dem Niveau der Nachdenkseiten. Ein Armutszeugnis für die Presse. Wollen wir hoffen, daß nur die Propagandaleute derart verblödet sind und nicht das ganze Volk.

26.9.06: Vorbild: Letzte Nacht sah ich in SWR3 eine Sendung über den Alltag von Schullehrern. Ein Lehrer sagte (sinngemäß): "Die Schüler lernen gar nicht so sehr den vorgesetzten Lernstoff, sondern sie ahmen gleich den ganzen Lehrer nach. Ich habe meinen eigenen Kindern beispielsweise gar nicht beigebracht, Bücher zu lesen. ICH habe Bücher gelesen und die Kinder haben es mir nachgemacht. Anfangs hielten sie sogar die Bücher falsch heraum. Aber das machte nichts. Irgendwann wurden sie ganz allein zu Lesern. Sie bilden sich, weil ich mich bilde und sie mich dabei beobachten."

Ich kann das nur bestätigen. Wenn die Politik ein echtes Interesse an gebildeten jungen Menschen hätte, würde sie diese angeborene menschliche Methode des Lernens nutzen. Sie würde Menschen zu Lehrern machen, die in ihrem Leben bereits bewiesen haben, dass sie als positive Vorbilder tauglich sind. Es kommt gar nicht so sehr auf das Fachwissen an, das sich ein Lehramtsstudent im Studium aneignet und später an die Schüler weitergibt. Dieses Pensum ist für jeden einigermaßen intelligenten Schüler ein Klacks, der sich beinahe nebenher erledigen lässt. Dem echten Lehrer muss Gelegenheit gegeben werden, sich seinen Schülern ganz zu zeigen, damit er als Vorbild wirken kann. Dazu ist es nötig, dass er mit den Schülern möglichst viel zusammenlebt. Die Schüler müssen ihn beim ganz normalen Leben und Lernen beobachten und nachahmen können.

Als ich noch Schüler war, wurde gerade das Gegenteil dessen, was notwendig wäre, eingeführt. Eine Schulreform hetzte die andere. Lehrer, die als persönliches Vorbild hätten wirken können, wurden demontiert, indem der Klassenlehrer abgeschafft und ein Kurssystem eingeführt wurde: Statt eines Lehrers hatte ich plötzlich ein halbes Dutzend Fachidioten vor mir. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis wurde unterminiert. Es gab keine Vorbilder mehr unter den Lehrern. Also lernten wir in der Schule nichts Rechtes! Die Folgen des desolaten Schulsystems dürfen wir heute allerorten besichtigen: Wir haben keine echte Elite mehr.

Zum Glück hatte ich einen gebildeten Vater (Ingenieur) und einen ebensolchen älteren Bruder (Chemiker), der sein Abitur noch vor den Schulreformen hatte machen können. Von ihnen lernte ich, Bücher zu lesen und Inhalte zu diskutieren. Trotz der Nachahmung von Vater und Bruder ging ich schließlich ganz andere Wege als sie: Hätte ich sie auch inhaltlich nachgeahmt, wäre ich ein Naturwissenschaftler oder Ingenieur geworden. Aber ich habe sie sozusagen nur formal nachgeahmt, habe das Interesse am Lesen, am sauberen Denken, am Fragen, am Antwortsuchen nachgeahmt, aber ich habe die Interessen schließlich völlig anderen Gebieten gewidmet: Psychologie, Philosophie, Religion. Auf diesen Gebieten waren meine Vorbilder nahezu blind. Ihre Interessen waren Physik, Chemie, Geschichte, Biologie, Astronomie. (Ingenieur bin ich dann ja doch noch geworden, aber ich erkannte diesen Weg schließlich als nicht den meinen und sattelte um.)

27.9.06: Martin Walser

http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=14025

Die finanzielle Unabhängigkeit ist für den deutschen Schriftsteller Martin Walser ("Ein fliehendes Pferd", "Tod eines Kritikers") der höchste Wert. "Letztlich bleiben nur Geld und die Vermehrung des Geldes, um unabhängig zu sein", sagte Walser der Zeitschrift "Wirtschaftswoche". Es brauche Zivilcourage für einen deutschen Intellektuellen, das einzusehen, fügte der 79-Jährige hinzu. In Walsers neuem Roman "Angstblüte", der am Freitag kommender Woche erscheint, spielt der 70-jährige Münchner Vermögensberater Karl von Kahn die Hauptrolle. Walsers Held ist ein glühender Anhänger des Marktes - wie der Autor selbst.

"Konsum ist banal, Geld zu vermehren ist unvergleichlich höherwertig, als Geld zu verbrauchen. Und wenn das Vermehren einmal zur Leidenschaft geworden ist, kann man damit nicht mehr aufhören", sagte Walser.

Dem Kulturbetrieb wirft der Autor vor, noch nicht gemerkt zu haben, "dass Anlegen jetzt etwas anderes ist, als vor 80 Jahren". Wer heute bei Siemens oder BASF investiere, finanziere Arbeitsplätze, die zumutbar seien.

Walser vertraut auf die ausgleichende Gerechtigkeit des Marktes: "Der Markt ahndet alles, er lässt auf die Dauer nichts ungerecht." Auch in "Angstblüte" setzt sich das Bessere durch. "Selbst, wenn man noch nicht weiß, ob es das Bessere ist. Der Markt ist die einzige Verbesserungskraft", sagte Walser.

Mein Kommentar: Offenbar meint Walser, im Geldsystem stecke mehr Intelligenz, als in jeder anderen Ideologie. Um es gleich vorneweg zu sagen: Wer heute bei Siemens oder BASF investiere, finanziert Rationalisierungen, die Arbeitsplätze kosten. Rationalisierung bedeutet: Alles, was bisher noch nicht völlig ökonomischen Spielregeln unterworfen war, zB alles Soziale an der Marktwirtschaft, wird der Ratio des Freihandels geopfert. Walser zählt sich offensichtlich zu den Gewinnern der neoliberalen Ideologie. Die menschliche Seele, die Natur, die Kultur - all das scheint ihn nicht mehr zu interessieren. Mich solls nicht weiter stören, habe sowieso keines seiner Bücher gelesen.

Ich habe nichts gegen die Abschaffung unzumutbarer Arbeitsplätze, aber ich habe etwas dagegen, wenn man die Existenzberechtigung eines Menschen am Innehaben eines solchen Platzes festmacht. Das Perfide am Neoliberalismus ist ja, dass er Menschen überflüssig macht und dann die Überflüssigen ihrem Schicksal überlässt. Wie sie das tun, zeigt die neue, neoliberal ausgerichtete Praxis der Arbeitsagenturen, die die Arbeitslosen in drei Klassen aufteilt, in Marktkunden, Beratungskunden und Betreuungskunden. Die Betreuungskunden sind die Überflüssigen, in die keine Gelder mehr investiert werden.

Ein System, das Arbeitsplätze abschafft, muss dafür sorgen, dass die wirtschaftlich Überflüssigen trotzdem ein menschenwürdiges sinnvolles Leben leben können. Sonst ist es grundgesetzwidrig und gehört verboten. Ergo muss das bedingungslose Grundgehalt eingeführt werden, wie ich es in Steuermodell.html erklärt habe. Wirtschaftlich überflüssig bedeutet nicht menschlich überflüssig. Sollte ich das deutlicher erklären müssen, wäre das Ausmaß der Gehirnwäsche am Leser derart groß, dass jeder Erklärungsversuch hoffnungslos wäre. Also spare ich mir weitere Erklärungen.

29.9.06: Großvorbilder: Gegenstand dieser Aktuelles-Seite sind Großvorbilder. Ich begann mit dem Mythos der "Ritter der Tiefe" und vertiefte das Thema dann, indem ich echte Vorbilder wie Goethe und Papst von Irrlichtern wie Merkel, Westerwelle & Co. abgrenzte. Goethe und Papst werden als Hirten, Westerwelle und Merkel als Schweinehirten gezeigt. Hirte ist, wer sich souverän seines freien Willens bedienen kann, wessen Menschenwürde noch unzerstörbar ist; Herde ist, wer glaubt, was er sieht (siehe die Naiven Realisten von Wikipedia), und Schweinehirte ist, wer seine Menschenwürde bereits verraten hat und sich trotzdem noch als Führer aufspielt - und seine ihm anvertrauten Schafe naturgemäß in den Abgrund (ver)führt, zB auch dieser Wolf im Schafspelz Martin Walser, diesen "intellektuellen" Verführer, dem der Konsum nichts mehr bringt (siehe weiter unten: "Tara") und der nun glaubt, dem Nichts zu entkommen, indem er zum Geldvermehrer wird. Der Exkurs über Schullehrer zeigt, wie sehr der Lehrer über sein persönliches Vorbild lehrt, und kaum über Vermittlung nackter Fakten.

In diesen letzten Absätzen soll sozusagen der Schlußstein dieser Seite gesetzt werden. Ich möchte die Frage, ob ein Volk eine Führungselite, bzw. eine Herde einen Hirten, braucht, beantworten. Nun, die Antwort lautet "ja!". Wo nämlich eine echte, gute Führung fehlt, verfällt das Volk in Angst, Beliebigkeit, primitive Instinkte und Gewalt. Alle Institutionen verfallen, alles mündet in Chaos und Zerstörung. Ich führe den Islam-Fundamentalismus auf das Fehlen echter Priester mit souveränen Führungsqualitäten zurück. Unsere christliche Kirche löst sich aus ähnlichen Gründen auf; im Westen sind die Priester des Konsums überzeugender als die Priester der Christenkirche. Eine neue Religion hatte die alte abgelöst: der maßlose Konsum. Doch diese Religion krankt naturgemäß an Schwindsucht. Dem Menschen, der nicht mehr haben will, was er will, sondern der ALLES will - wird genau durch diese Maßlosigkeit jede Ware leer: Wer alles haben will, bekommt nicht "Brutto", sondern "Tara", die Verpackung ohne den "Netto"-Inhalt. Ich habe ein paar Musterexemplare der Anhänger dieser Religion kennengelernt. Die Gier ist maßlos. Und wenn sie sich das Langersehnte gekauft haben, packen sie es oft nicht einmmal mehr aus. Jedes Interesse ist verschwunden. Ja, so endet die Maßlosigkeit. Ich kenne Leute, die sich Berge von Büchern kaufen, ohne sie zu lesen. Ein anderer kaufte sich ein schweres Motorrad, um nur ein oder zweimal damit zu fahren. Die Maschine steht nun seit Jahren ungenutzt in der Garage. Die maßlose Gier kann nicht befriedigt werden. Das traurige Ende der maßlosen Konsumenten ist die tiefe Depression.

Die derzeitigen Großvorbilder, die Intellektuellen, die trotz materiellen Reichtums nicht mehr mit Genuss konsumieren können, suhlen sich nun in der ganz neuen Religion, der neoliberalen Ideologie und tummeln sich unter anderm in der Großkirche namens Stiftung. Dort wird die Idee, alle Bereiche menschlichen Lebens den Spielregeln der "freien Wirtschaft" zu unterstellen, in die Tat umgesetzt. Diese Stiftungen lassen sich weitgehend von Steuerzahlungen befreien, bis dem Staat das Geld ausgeht. Und wenn der Staat seine Beamten nicht mehr bezahlen kann, beauftragt er Stiftungen und private "Think-Tanks", das zu tun, was er selbst nicht mehr kann. Die demokratisch gewälte Regierung wird klammheimlich abgewickelt, ungewählte Stiftungseigner übernehmen heimlich die Regierungsgeschäfte. Leider sind die Großvorbilder, also diejenigen, die in diesen Stiftungen und Thinktanks (Bertelsmannstiftung, Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Mc Kinsey usw) herrschen, nur kleine Leuchten am Sternenhimmel. Und wenn es keine große Zentralsonne gibt, fällt die Fläche, die vom Licht einen klar ausgerichteten Schattenwurf erhalten soll, in diesen diffusen Schein aus ungerichteten Halbschattenmustern, in denen fast jeder seine Orientierung verliert. Wahrheit löst sich auf in Beliebigkeit. Himmel wird Hölle.

Die Zunahme des Terrorismus beweist nur eines: das Fehlen einer echten Elite. Sobald diese Schweinepriester des Neoliberalismusses wieder im Orkus (wo sie herkommen) verschwunden sind, wird vielleicht ein weiterentwickeltes Christentum zur Sonne über unserem Planeten werden. Der Papst hat es in seiner Regensburger Vorlesung angedeutet: Das Christentum im Geiste des Johannesevangeliums (und des Thomasevangeliums, wie ich hinzufügen möchte), also das gnostische Christentum.

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